Naturwissenschaften und 72 (Zahl): Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
 
imported>Joachim Stiller
 
Zeile 1: Zeile 1:
Als '''Naturwissenschaften''' werden zusammenfassend all jene [[Wissenschaft]]en bezeichnet, die sich der Erforschung der [[Leben|belebten]] und [[unbelebt]]en [[Natur]] widmen. Ihre Hauptdisziplinen sind: [[Physik]], [[Chemie]], [[Biologie]] und [[Geologie]]. Methodisch streben die gegenwärtigen Naturwissenschaften dabei, unter weitgehender Abstreifung der unmittelbar [[Erfahrung|erfahrbaren]] [[Sinnesqualitäten]], nach einer möglichst [[quantitativ]]en Erfassung der Natur und ihrer Abbildung durch ein [[mathematisches Modell]].  
{{Zeichen|72}}
'''Zweiundsiebzig''', oft auch abgerundet zu '''Siebzig''', ist eine [[Zahl]] von hoher [[realsymbol]]ischer Bedeutung, vornehmlich in der [[jüdisch]]-[[christlich]]en Tradition. Sie spiegelt [[Kosmos|kosmische]] Verhältnisse wider, die für die [[Entwicklung]] des einzelnen [[Menschen]] und für die [[Menschheitsentwicklung]] insgesamt entscheidend sind. '''72''' bzw. '''70''' [[Jahr]]e währt die kosmisch bestimmte [[Lebensdauer des Menschen]], wobei 72 * 360 = [[25920]] etwa die Länge des [[Platonisches Weltenjahr|Platonischen Weltenjahres]] ist. 72 Jahre entsprechen damit ziemlich genau einem Tag des großen Weltenjahres. Ein Zwölftel dieses Weltenjahres, also 2160 Jahre, ergibt die Dauer einer [[Kulturepoche]], die damit einem Weltenmonat mit 30 Weltentagen entspricht (72 * 30 = 2160). Die tatsächliche Lebensdauer des Menschen kann von diesem kosmischen Idealmaß, bedingt durch die kulturellen und individuellen [[Karma|karmischen]] Verhältnisse, natürlich innerhalb gewisser Grenzen abweichen.


Die von [[Rudolf Steiner]] propagierten [[Goetheanistische Naturwissenschaft|Goetheanistischen Naturwissenschaften]] streben demgegenüber nach einer rein [[qualitativ]]en Erklärung der gesetzmäßigen Zusammenhänge der unmittelbar [[sinnlich]] gegebenen [[Phänomen|Naturphänomene]]. Komplexere Phänomene werden dabei entweder auf unmittelbar einsehbare grundlegende [[Urphänomen]]e zurückgeführt oder durch [[Metamorphose]] ineinander übergeführt. Musterbeispiele dafür sind [[Goethe]]s [[Farbenlehre]] und dessen [[Metamorphosenlehre]].
== Beispiele ==
* [[Zweiundsiebzig Sprachen]] und [[zweiundsiebzig Völker]] sind laut {{B|Gen|10||LUT}} durch die [[babylonische Sprachverwirrung]] als Folge des [[Turmbau zu Babel|Turmbaus zu Babel]] entstanden.
* [[Zweiundsiebzig Jünger]] des [[Christus]] werden im [[Lukasevangelium]] erwähnt {{Bibel|Lk|10|1–24|LUT}}.
* 72 [[jüdisch]]e Gelehrte sollen für die [[Wikipedia:Septuaginta|Septuaginta]] im Lauf von 72 Tagen in [[Wikipedia:Alexandria|Alexandria]] die [[Tora]], also die fünf Bücher [[Moses|Mose]], vom [[Hebräische Sprache|Hebräischen]] ins [[Altgriechische Sprache|Griechische]] übertragen haben. Die 72 Gelehrten arbeiteten dabei völlig unabhängig voneinander, dennoch sollen die Übersetzung wortwörtlich vollkommen miteinander übereingestimmt haben, was als unmittelbare [[Inspiration]] durch den [[Heiliger Geist|Heiligen Geist]] angesehen wurde.
* Im [[Daoismus]] werden [[Wikipedia:Grottenhimmel|zweiundsiebzig glückliche Orte]] erwähnt.
* In der [[jüdisch]]en Überlieferung werden nach dem [[Tanach]] 72 [[Hierarchien|Engelsnamen]] genannt.
* Die [[Kabbala]] nennt 72 Namen Gottes.


== Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft ==
== Die 72 Namen Gottes in der jüdischen Kabbala ==


{{GZ|Also darum kann es sich nicht handeln, daß wir etwa einen
'''72''' ist die '''Zahl der Namen Gottes''' in der jüdischen [[Kabbala]]. Damit ist auch das Judentum eine positive Religion, wenn auch nicht ganz so ausgeprägt, wie der Islam. Im Christentum ist diese Form der Theologie praktisch nicht bekannt. In der mittelalterlichen Scholastik war die ''Natürliche'' oder ''Rationale Theologie'' noch der Gipfel der Gefühle. Im Neuplatonismus wurde sogar ''nur'' eine ''Negative Theologie'' vertreten. Positive Aussagen über Gott waren grundsätzlich untersagt, weil man sie in Anbetracht der Größe und Heiligkeit Gottes für nicht angemessen hielt. Das ist auch der Grund, warum es im Christentum kaum echte Namen, Benennungen oder Zuschreibungen Gottes gibt.
Strich machen gegenüber der gewöhnlichen sinnenfälligen empirischen
Wissenschaft und aus geistigen Wolkenkuckucksheimen herunter
eine Geisteswissenschaft begründen. So ist es gar nicht gegenüber
den empirischen Wissenschaften, das heißt demjenigen, was man
heute empirische Wissenschaften nennt, was ich hier sinnenfällig-empirische
Wissenschaft nennen möchte. So ist es gar nicht. Sie können
zum Beispiel, wenn Sie geisteswissenschaftlich forschen, nicht
etwa auf dasselbe kommen, was Sie mit dem Mikroskop erforschen.
Sie können ruhig jemanden, der Ihnen den Glauben beibringen will,
daß er aus der Geisteswissenschaft heraus dasselbe finden kann, was
man unter dem Mikroskop findet, als einen Scharlatan auffassen.
Das ist nicht so. Dasjenige, was empirische Forschung in heutigem
Sinne gibt, besteht. Und um die Wissenschaft auch im Sinne geisteswissenschaftlicher
Anthroposophie vollständig zu machen auf irgendeinem
Gebiete, dazu ist nicht etwa ein Hinwegräumen des sinnenfällig
Empirischen statthaft, sondern es ist durchaus ein Rechnen
mit dieser sinnenfälligen Empirie notwendig. Nirgends wird derjenige,
der, wenn ich mich dieses Ausdruckes bedienen darf, in anthroposophischer
Geisteswissenschaft Fachmann ist, etwas anderes
finden, als daß man dadurch, daß man Geisteswissenschaft treibt,
erst recht sich im Sinne des sinnenfällig Empirischen mit den Erscheinungen
der Welt befassen muß.|314|81}}
 
== Naturwissenschaft, Mathematik und Phänomenalismus ==
 
{{LZ|Wir treiben heute Naturwissenschaft, indem wir uns bewusst
sind, wir verbinden dasjenige, was wir im Raum und in
der Zeit durch die Beobachtung und durch das Experiment
erkunden, mit demjenigen, was uns die Mathematik durch
reine Innenanschauung erkennen lässt, und gerade dadurch
fühlen wir uns in der wissenschaftlichen Gewissheit, dass wir
imstande sind, etwas, was so sehr menschliche Innenerkenntnis
ist, menschliches Innenerlebnis ist wie das Mathematische,
dass wir das gewissermaßen verweben mit demjenigen, was
uns Beobachtung und Experiment gibt. Indem wir durch die
mathematische Gewissheit, die uns gegeben ist im reinen
Innenerleben, umspannen dasjenige, was uns von außen
kommt, fühlen wir, dass wir in einer Verbindung stehen mit
diesem Äußeren im Erkenntnisprozess, die uns genügt, um
wissenschaftliche Gewissheit zu erleben.
 
Und so sind wir immer mehr und mehr dazu gelangt, gerade
von naturwissenschaftlichen Voraussetzungen ausgehend,
die Exaktheit des Wissenschaftlichen darinnen zu sehen, dass
wir dasjenige, was wir in wissenschaftlicher Arbeit tun, mathematisch
uns rechtfertigen.
 
Warum tun wir das? Warum wir es tun, das liegt eigentlich
schon darinnen, meine sehr verehrten Anwesenden, meine
verehrten Kommilitonen, das liegt eigentlich schon in dem,
was ich eben gesagt habe, es liegt darinnen, dass wir, indem
wir Mathematik treiben, lediglich mit dem Erleben unseres eigenen
Seelischen betätigt sind, dass wir ganz in uns bleiben.
 
Ich glaube, dass diejenigen, welche sich im Speziellen den
mathematischen Studien ergeben haben, mir recht geben werden,
wenn ich sage: In bezug auf das innere Erlebnis ist das
Mathematische, Mathematiktreiben etwas, was viel mehr für
den, der es aus innerer Fähigkeit und Anlage, aus innerem Enthusiasmus,
möchte ich sagen, treibt, viel mehr Befriedigung
geben kann als alles übrige Erkennen der Außenwelt, einfach
aus dem Grunde, weil man Schritt für Schritt unmittelbar verbunden
ist mit demjenigen, was man als wissenschaftliches Ergebnis
hat, und wenn man dann in der Lage ist, dasjenige, was
einem von außen entgegentritt, zu verbinden mit demjenigen,
dessen ganzen Aufbau man kennt, dessen ganzen Aufbau man
selber gemacht hat, so fühlt man eben in dem, was zuletzt aus
dem Verwobensein von äußerlich Gegebenem und mathematisch
Erarbeitetem auftritt wissenschaftlich, in dem fühlt man
dann das, was man als auf sicherer Grundlage fußend ansehen
kann.
 
Deshalb also, weil unsere Wissenschaft uns gestattet, das
Äußere mit einem innerlich Erlebten in der Mathematik zu
verbinden, deshalb erkennen wir dieses Wissenschaftliche insofern
an im Kantischen Sinne, als Mathematik darinnen ist.
 
Nun, meine verehrten Anwesenden, damit aber ist zu
gleicher Zeit der Weg eröffnet für eine ganz bestimmte Auffassung
der naturwissenschaftlichen Weltanschauung, und diese
Auffassung der naturwissenschaftlichen Weltanschauung, sie
wird eben gerade in ihren Konsequenzen verfolgt vom anthroposophischen
Forschen. Denn was liegt denn eigentlich schon
darinnen in dem, dass wir zu einer solchen Auffassung unseres
wissenschaftlichen Erkennens gekommen sind? Darinnen
liegt die Anerkennung dessen, dass wir unser Denken innerlich
ausbilden wollen, und indem wir es innerlich ausbilden,
zu einer Gewissheit kommen, und es dann verwenden, um die
äußeren Phänomene, um die äußeren Tatsachen gesetzmäßig
zu verfolgen.
 
Dieses Prinzip verfolgt nun auf dem Gebiete, wo es angemessen
ist, gerade die Anthroposophie, indem sie sich hinwendet
zu dem, was ich nennen möchte: den reinen Phänomenalismus
in bezug auf ein gewisses Gebiet der äußeren
Naturwissenschaft, in bezug auf Mechanik, Physik, Chemie, in
bezug auf alles dasjenige, was zunächst nicht bis zum Leben
heraufdringt. Im extremsten Sinne wird dieser Phänomenalismus
von uns festgehalten auf den Gebieten, die über dem
Leblosen liegen, aber wir werden gleich sehen, inwiefern er da
ergänzt werden muss durch etwas wesentlich anderes.
 
Man kommt nämlich nach und nach dazu, indem man gerade
das mathematische Verhältnis zur Außenwelt sich vergegenwärtigt,
man kommt nach und nach dazu, sich zu sagen,
dass das Denken überhaupt zunächst in unorganischen Wissenschaften
nur einen dienenden Charakter haben kann, dass
wir nirgends berechtigt sind, von unseren Gedanken auch selber
etwas in die Welt hineinzutragen, wenn wir reine Wissenschaft
haben wollen. Das aber führt zu dem, was Phänomenalismus
genannt werden darf und was in seiner Art, wenn es
auch im einzelnen vielfach getadelt werden kann, was in seiner
Art am reinsten doch Goethe verfolgt hat.
 
Was ist dieser Phänomenalismus? Er besteht darin, dass
man die Phänomene, gleichgültig ob durch Beobachtung oder
durch Experiment, rein auffasst, so wie sie sich sinnenfällig ergeben,
und dass man das Denken nur dazu verwendet, um die
Phänomene in gewissem Zusammenhang zu schauen, die Phänomene
aufzureihen und so dazu zu kommen, dass sich die
Phänomene selber erklären.
 
Damit aber wird ausgeschaltet zunächst aus der reinen Naturwissenschaft
alles dasjenige, was Hypothesen nicht bloß als
Hilfskonstruktionen auffasst, sondern was Hypothesen so auffasst,
als ob sie etwas geben könnten über das Wirkliche. Wenn
man bei dem reinen Phänomenalismus stehenbleibt. So ist
man zwar berechtigt, dasjenige, was einen aus der Beobachtung
und dem Experiment heraus selber dazu führt, eine atomistische
Struktur, sei es in der materiellen, sei es in der Kräftewelt,
anzunehmen, aber diese Tendenz zur atomistischen
Struktur nur insoweit gelten zu lassen, als man sie phänomenalistisch
verfolgen kann, als man sie an dem Phänomen beschreiben
kann.
 
Gegen dieses Prinzip sündigt diejenige wissenschaftliche
Weltanschauung, welche eine Atomistik konstruiert, die hinter
den sinnlich verfolgbaren Phänomenen Tatsächliches konstatiert,
das nicht in die Welt der Phänomene selbst hereinfallen
kann, in dem Augenblick, wo man die Welt der Farben,
zum Beispiel, die vor uns ausgebreitet ist, nicht einfach so verfolgt,
dass man die Farbenerscheinung selber an die andere
Farbenerscheinung reiht, um dadurch zum gesetzmäßigen Zusammenhang
des Farbigen zu kommen, sondern wenn man
von dem Phänomen auf etwas Dahinterliegendes geht, das
eben nicht bloß etwa eine Hilfskonstruktion sein kann, sondern
ein Reales statuieren soll, wenn man dazu übergeht,
Schwingungen oder dergleichen im Äther anzunehmen, dann
dehnt man das Denken über das Phänomen aus, gewissermaßen
man durchstößt aus einer gewissen Trägheit des Denkens
heraus den Sinnesteppich und man statuiert hinter dem Sinnesteppich
eine Art von wirbelnden Atomen oder dergleichen,
wozu gar keine Veranlassung bei einem sich selbst verstehenden
Denken vorliegt, das nur Diener sein will für die Aufreihung
der Phänomene aneinander, für den immanenten gesetzmäßigen
Zusammenhang in den Phänomenen, das aber
nicht kann irgendetwas aussagen gegenüber der äußeren Sinnenwelt,
was hinter dieser Sinnenwelt liegen würde.
 
So aber zieht gerade die Anthroposophie die letzte Konsequenz,
zu der eigentlich alles hintendiert in der modernen
Naturwissenschaft. Wir sind sogar in dieser modernen Naturwissenschaft
in der letzten Zeit in hohem Masse zu einer zwar
theoretisch noch wenig zugegebenen, aber praktisch angewandten
Ausbildung dieses Phänomenalismus gekommen, indem
man sich einfach um die hypothetischen Atomwelten
und dergleichen nicht kümmert und innerhalb der Phänomene
stehenbleibt.|Steiner 1922}}
 
== Naturwissenschaft, Technik und Bewusstseinsseele ==
 
Indem die Naturwissenschaften und die Technik den Blick ausschließlich auf das Tote richtet, fördern sie die Entwicklung der [[Bewusstseinsseele]]. Gerade durch die [[Abbaukräfte|Abbau]]- und [[Sterbekräfte]] wird das [[Bewusstsein]] geweckt. Das naturwissenschaftlich-technische Denken, das in alle Lebensbereiche eindringt, ist daher trotz all der damit verbundenen Probleme ein notwendiger Entwicklungsfaktor unseres gegenwärtigen [[Bewusstseinsseelenzeitalter]]s.
 
{{GZ|Nun, naturwissenschaftlich denken, da liegt gerade dasjenige, was
man so recht ins Auge fassen muß, wenn man gewissermaßen vom
Gesichtspunkte des fünften nachatlantischen Zeitraums, des Bewußtseinsseelenzeitalters,
einbrechen will in die wahre Wirklichkeit der
menschlichen Entwickelung. Diese neuere naturwissenschaftliche Denkweise
hat das Eigentümliche — ich habe es jetzt hinlänglich hier charakterisiert
—, daß sie nur das Tote, das Gespenstische fassen kann von der
Wirklichkeit, daß sie überall auf das Tote geht. Seien wir uns ganz
klar über diese wichtige Tatsache. Die neuere naturwissenschaftliche
Denkweise strebt von der Beobachtung zum Experiment. Auf allen
Gebieten wird von der Beobachtung zum Experiment gestrebt. Es ist
ein wichtiger Unterschied zwischen der Naturbeobachtung und jener
Erkenntnis, die durch das Experiment erwiesen wird. Die Naturbeobachtung
war, so oder so nuanciert, allen Zeiten eigen. Aber wenn
der Mensch die Natur beobachtet, da ist er mit der Natur verbunden,
da lebt er sich in die Natur ein, er lebt das Leben der Natur mit. Da
tritt das Eigentümliche ein, daß ihn sein Zusammenleben mit der Natur
in einer gewissen Weise betäubt. Man kann nicht mit der Natur
leben und zu gleicher Zeit im neueren Sinne der Bewußtseinsseele erkennen.
Man kann nicht beides, geradesowenig, wie man zugleich
wachen und schlafen kann. Will man mit der Natur zusammenleben,
so muß man sich von der Natur in einem gewissen Sinne betäuben
lassen. Daher kann auch die Naturbeobachtung nicht eindringen in die
Geheimnisse der Natur, denn indem der Mensch die Natur beobachtet,
wird er ein bißchen eingeschläfert, wird er betäubt. Dadurch fällt aus
seiner Erkenntnis das Geheimnis der Natur heraus. Er muß aufwachen
auf dem Gebiete des Übersinnlichen, wenn er in die Geheimnisse der
Natur eindringen will.
Aber wenn man betäubt ist, kann man nicht zur Bewußtseinsseele
kommen. Daher strebt die neuere Naturbetrachtung ganz instinktiv
danach, die Beobachtung allmählich zu überwinden und durch das Experiment
alles zu gewinnen. Man sucht ja auch auf dem Gebiete der
Biologie, auf dem Gebiete der Anthropologie zu experimentieren. Aber
wenn man experimentiert, ist die Hauptsache dabei, daß man das Experiment
zusammenstellt, daß man die Ordnung bestimmt, in welcher
man beobachtet. Wie die Dinge selbst angeordnet sind, wenn man zum
Beispiel Embryologie experimentell treibt, das ist nicht durch die Natur
bestimmt, sondern das ist durch den menschlichen Intellekt, durch den
menschlichen Verstand bestimmt, das ist durch das bestimmt, von dem
ich Ihnen gesagt habe, daß es sich von der Natur entfernt, um gerade
in dem Menschen innerlich zu sein. Wir ertöten die Natur, um sie erkennen
zu lernen im Experiment. Aber nur das, was wir durch das
Experiment gewinnen, können wir technisch anwenden. Naturerkenntnis
wird erst reif zur technischen Anwendung, wenn sie auf dem Umwege
durch das Experiment sich reif dazu macht. Was vorher Einführung
der Naturerkenntnis ist in das soziale Leben, ist noch nicht
Technik. Es wäre sogar barbarisch, von Technik zu sprechen, wenn
man es nicht zu tun hat mit der reinen Umsetzung eines Experimentes
in die soziale Ordnung oder in diejenigen Dinge, die im Dienste der
sozialen Ordnung stehen.
Dann aber schafft die moderne Menschheit in die soziale Ordnung
hinein Ergebnisse der Experimentierkunde als Technik: Totes. Und
das ist das Wesentliche: Totes schaffen wir hinein in die Kolonisationsbestrebungen,
Totes schaffen wir hinein, wenn wir für die Industrie
unsere Maschinen bauen. Aber nicht nur dann, sondern wenn wir unsere
Arbeiter in einer gewissen sozialen Ordnung zu diesen Maschinen
hinzubringen. Totes schaffen wir hinein in unsere neuere geschichtliche
Ordnung, indem wir unsere Finanzwirtschafl über kleinere oder größere
Territorien ausbilden. Totes schaffen wir hinein, wenn wir eine
soziale Ordnung überhaupt nach dem Muster der modernen Naturwissenschaft
aufbauen wollen, wie es instinktiv die moderne Menschheit
getan hat. Totes schaffen wir überall hinein in das menschliche
Zusammenleben, wenn wir Naturwissenschaft hineinschaffen in dieses
menschliche Zusammenleben, Totes, sich selbst Ertötendes.
Das ist eines der wichtigsten Symptome. Wir können sehr aufrichtige
und ehrliche Deklamationen anstellen — ich meine jetzt nicht bloß
rhetorische Deklamationen, sondern eben ehrlich gemeinte Deklamationen
- über die großen Errungenschaften der neueren Zeit, über
all dasjenige, was Naturwissenschaft ausgebildet hat, was sie der Technik
einverleibt und dann dem sozialen Leben einverleibt hat. Aber
wir sagen nur eine halbe Wahrheit, wenn wir von diesen Errungenschaften
sprechen, denn alle diese Errungenschaften haben das Wesentliche
in sich, daß sie ein unbedingt Totes, das durch sich selber nicht
entwickelungsf ähig ist, in das moderne Leben hineinstellen. Das Größte,
was seit Jahrhunderten, seit dem 15. Jahrhundert hineingestellt worden
ist in die Entwickelung der modernen zivilisierten Menschheit, ist
ein solches, das, wenn es sich selbst überlassen wird, sich selber zum
Tode führt. Und das mußte sein. Denn man kann die Frage auf werfen:
Wenn moderne Technik Keim des Todes nur ist, wie sie es auch ist
und sein muß, warum trat diese moderne Technik in Erscheinung? —
Wahrhaftig nicht trat die moderne Technik in Erscheinung im Laufe der
Zeit, weil den Menschen das Schauspiel der Maschine und der Industrie
gegeben werden sollte, sondern die moderne Technik trat in Erscheinung
aus einem ganz anderen Grunde. Sie trat in Erscheinung gerade
wegen ihres zum Tode führenden Charakters, weil nur dann, wenn
der Mensch hineingestellt ist in eine tote, mechanische Kultur, er durch
den Gegenschlag die Bewußtseinsseele entwickeln kann. Solange der
Mensch hineingestellt war in ein Zusammenleben mit der Natur, ohne
daß die Maschinen hineingestellt waren, solange wurde er geneigt gemacht
zu einer gewissen suggestiven Behandlung, weil er bis zu einem
gewissen Grade betäubt wurde. Man konnte nicht ganz auf sich selbst
sich stellen, als man noch nicht in den Tod hineingestellt war. Auf sich
selbst gestelltes Bewußtsein und Todbringendes ist innig miteinander
verwandt. Das habe ich in den verschiedensten Formen schon versucht,
den Menschen klarzumachen. Ich habe versucht, den Menschen klarzumachen:
Wenn sie vorstellen und erkennen, so ist das nicht gebunden
an die sprießenden, sprossenden Kräfte des Menschen, sondern gerade
an den Abbau des Organismus. Ich habe versucht, den Menschen klarzumachen,
daß es Rückbildung des Organismus ist, daß es die Abbau- und
Sterbeprozesse sind, die uns befähigen, im selbstbewußten Sinne
zu denken. Könnten wir nicht Gehirnhunger entwickeln, das heißt
Abbauprozesse, Zersetzungsprozesse, Zerstörungsprozesse in uns, wir
könnten keine gescheiten Menschen sein, sondern könnten nur hintaumelnde
Menschen sein, schlafende, träumende Menschen. Gescheite
Menschen sind wir durch die Abbauprozesse in unserem Gehirn. Und
das Zeitalter der Bewußtseinsseele mußte dem Menschen die Gelegenheit
geben, den Abbau in seiner Umgebung zu haben. Nicht dadurch
wurde das moderne, selbstbewußte Denken groß, daß blühende Lebensprozesse
hereingestellt wurden, sondern dadurch wurde gerade das
Innerste im Menschen, das selbstbewußte Denken groß, daß Todesprozesse
in der modernen Technik, in der modernen Industrie, im
modernen finanziellen Zusammenhang in dieses Leben hereingestellt
wurden. Denn das forderte dieses Leben in der Bewußtseinsseele.|185|65ff}}
 
== Grenzen des naturwissenschaftlichen Weltbildes ==
 
Das wirklich Bedeutsame der zeitgenössischen Naturwissenschaft, sind, wie Rudolf Steiner betonte, nicht die Antworten, die sie gibt, sondern die Fragen die sie aufwirft, nämlich die Fragen nach dem [[Wesen]] des [[Mensch]]en, der im naturwissenschaftlichen Weltbild in Wahrheit gar nicht vorkommt. Seit Rudolf Steiner auf diesen Umstand in einem Vortrag am 16. Oktober 1916 in Liestal<ref>Rudolf Steiner: ''Das menschliche Leben vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft (Anthroposophie)'', {{G|35|225ff}}</ref> hingewiesen hat, sind diese Fragen noch um vieles drängender, aber auch um einiges klarer geworden.
 
{{GZ|Man konnte sich noch vor kurzem dem Glauben hingeben,
daß die Naturwissenschaft - die wahrhaftig von
Geisteswissenschaft nicht verkannt wird, sondern gerade in
ihren großen Fortschritten voll gewürdigt und bewundert
wird - die großen Rätsel des Menschendaseins mit ihren
Mitteln lösen werde. Allein derjenige, der mit vertieften
Seelenkräften sich einlebt in die Errungenschaften der neueren
Naturwissenschaft, der wird immer mehr und mehr
gewahr, daß für die höchsten Fragen des Menschendaseins
dasjenige, was die Naturwissenschaft bringt, nicht Antworten
sind, sondern im Gegenteil immer neue und neue Fragen.
Es bereichert das Leben des Menschen, diese Fragen
jetzt stellen zu können; aber sie bleiben auf dem Boden der
Naturwissenschaft eben Fragen, Die Menschen des 19. Jahrhunderts,
auch die Gelehrten, haben das viel zu wenig berücksichtigt.
Sie haben geglaubt, Antworten zu bekommen
auf gewisse Rätselfragen, während in Wahrheit diese
Fragen in einer neuen Art gestellt werden mußten. Diese
Fragen werden nun sozusagen uns anerzogen. Sie sind
in der Seele des gegenwärtigen Menschen da, wenn er sich
in das Leben hineingestellt findet, und sie verlangen Antworten.|35|229f}}
 
{{GGZ|Von der Naturwissenschaft kann man,
wenn man wirklich in ihren Sinn eindringt, sagen: Sie führt
zu einem Bilde von der Welt, in welchem das Wesentliche
des Menschen gar nicht vorkommen kann. Indem ich dieses
ausspreche, rede ich nicht von meiner Ansicht, sondern von
dem, was die unbefangene Betrachtung der naturwissenschaftlichen
Forschung jetzt schon mit aller Deutlichkeit
erkennen läßt, und über das sich nur das Zeitalter noch täuschen
konnte, das zwar die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse
mit Recht bewundern durfte, ihre Grenzen aber noch
nicht anerkennen konnte. Einzelne Naturforscher haben
das Richtige in gewissen Grenzen längst erkannt; und berühmt
geworden ist ja jene Rede, welche ''[[Emil Heinrich Du Bois-Reymond|Du Bois-Reymond]]''
in den siebziger Jahren in Leipzig gehalten hat, und die
geschlossen hat mit dem [[Ignorabimus]]: Wir werden niemals
wissen. Dieser bedeutende Forscher meinte: Wenn man noch
so sehr die Geheimnisse der Natur mit den naturwissenschaftlichen
Methoden erforscht, so findet man zuletzt niemals
die Möglichkeit, dasjenige zu erkennen, was als Bewußtsein
in der Menschenseele lebt, ja, man findet nicht
einmal die Möglichkeit zu verstehen, was der Materie selbst
zu Grunde liegt. Naturwissenschaft taugt nicht dazu, Materie
und Bewußtsein, gewissermaßen die beiden Enden
des Menschenlebens, zu verstehen. Man kann sagen, die
Naturwissenschaft habe gewissermaßen den Menschen als
geistiges Wesen herausgedrängt aus dem Weltbilde, an dem
sie arbeitet.|35|233f}}


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Naturwissenschaft}}
* {{WikipediaDE|Zweiundsiebzig}}
* {{WikipediaDE|Naturwissenschaft}}


== Literatur ==
== Literatur ==
{{Glomer|wissenschaft/natur}}
* [[Ernst Bindel]]: ''Die geistigen Grundlagen der Zahlen'', Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 2003, ISBN 3-7725-1251-8, [http://d-nb.info/953552047/04 Inhaltsverzeichnis]  
* [[Rudolf Steiner]]: ''Agnostizismus in der Wissenschaft und Anthroposophie'', öffentlicher Vortrag, 11. Mai 1922, Leipzig [http://www.steiner-klartext.net/pdfs/19220511-01-01.pdf] [http://www.perseus.ch/PDF-Europaer/JG_07/Europaer_01_2002.pdf#page=11&view=Fit]
* [[Helmut Werner]]: ''Lexikon der Numerologie und Zahlenmystik'', Komet, ISBN 3-89836-132-2
* Rudolf Steiner: ''Philosophie und Anthroposophie'', [[GA 35]] (1984), ISBN 3-7274-0350-0 {{Vorträge|035}}
* Rudolf Steiner: ''Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft. Zur Therapie und Hygiene'', [[GA 314]] (1989), ISBN 3-7274-3141-5 {{Vorträge|314}}
 
{{GA}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.ewigeweisheit.de/geheimwissen/kabbalah/shemhamphorash Die 72 Namen Gottes in der jüdischen Kabbala]
* [http://de.pluspedia.org/wiki/72_Namen_Gottes_im_Judentum Die 72 Namen Gottes im Judentum]


* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/sonstiges1.html Projekt Naturwissenschaften I] Website, [http://joachimstiller.de/sonstiges2.html Projekt Naturwissenschaften II] Website, [http://joachimstiller.de/sonstiges3.html Projekt Naturwissenschaften III] Website
[[Kategorie:Zahlen]]
 
== Einzelnachweise ==
 
<references />
 
[[Kategorie:Naturwissenschaft nach Fachgebiet|!]]
[[Kategorie:Naturwissenschaftliches Fachgebiet|!]]
[[Kategorie:Naturwissenschaften|!]]

Aktuelle Version vom 6. Januar 2021, 23:06 Uhr

72

Zweiundsiebzig, oft auch abgerundet zu Siebzig, ist eine Zahl von hoher realsymbolischer Bedeutung, vornehmlich in der jüdisch-christlichen Tradition. Sie spiegelt kosmische Verhältnisse wider, die für die Entwicklung des einzelnen Menschen und für die Menschheitsentwicklung insgesamt entscheidend sind. 72 bzw. 70 Jahre währt die kosmisch bestimmte Lebensdauer des Menschen, wobei 72 * 360 = 25920 etwa die Länge des Platonischen Weltenjahres ist. 72 Jahre entsprechen damit ziemlich genau einem Tag des großen Weltenjahres. Ein Zwölftel dieses Weltenjahres, also 2160 Jahre, ergibt die Dauer einer Kulturepoche, die damit einem Weltenmonat mit 30 Weltentagen entspricht (72 * 30 = 2160). Die tatsächliche Lebensdauer des Menschen kann von diesem kosmischen Idealmaß, bedingt durch die kulturellen und individuellen karmischen Verhältnisse, natürlich innerhalb gewisser Grenzen abweichen.

Beispiele

Die 72 Namen Gottes in der jüdischen Kabbala

72 ist die Zahl der Namen Gottes in der jüdischen Kabbala. Damit ist auch das Judentum eine positive Religion, wenn auch nicht ganz so ausgeprägt, wie der Islam. Im Christentum ist diese Form der Theologie praktisch nicht bekannt. In der mittelalterlichen Scholastik war die Natürliche oder Rationale Theologie noch der Gipfel der Gefühle. Im Neuplatonismus wurde sogar nur eine Negative Theologie vertreten. Positive Aussagen über Gott waren grundsätzlich untersagt, weil man sie in Anbetracht der Größe und Heiligkeit Gottes für nicht angemessen hielt. Das ist auch der Grund, warum es im Christentum kaum echte Namen, Benennungen oder Zuschreibungen Gottes gibt.

Siehe auch

Literatur

Weblinks