Robert Fludd und Osirismythos: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Robert Fludd.jpg|thumb|200px|Robert Fludd]]
Der '''Osirismythos''' ist eine Erzählung aus der [[Ägyptische Mythologie|altägyptischen Mythologie]], die über die Ermordung des [[Osiris]] durch seinen Bruder [[Seth (Ägyptische Mythologie)|Seth]] und die Bemühungen seiner Gemahlin und Schwester [[Isis (Ägyptische Mythologie)|Isis]] berichtet. Der [[Mythos]] ist sehr alt und reicht wenigstens bis in das Jahr 4241 v. Chr. zurück, das noch vor dem Beginn der eigentlichen [[Ägyptisch-Chaldäische Kultur|ägyptisch-chaldäischen Kulturepoche]] (2907 v. Chr.) und vor dem Anbruch des finsteren Zeitalters [[Kali-Yuga]] (3101 v. Chr.) liegt. Deutlich ausgeformt wurde der Osirismythos im [[Wikipedia:Altes Reich|Alten Reich]] (ca. 2707–2216 v. Chr.). Eine sehr viel spätere, aber sehr bekannte Variante wurde im 1. Jahrhundert n. Chr. von [[Plutarch]] überliefert {{Lit|Dietzfelbringer, S. 55f}}.
[[Datei:Robert Fludd Bewusstsein 1617.png|thumb|200px|Geist und Bewusstsein]]
'''Robert Fludd''' (* [[Wikipedia:1574|1574]] in [[Wikipedia:Bearsted|Milgate Park]], [[Wikipedia:Kent|Kent]]; † [[Wikipedia:8. September|8. September]] [[Wikipedia:1637|1637]] in [[Wikipedia:London|London]]) war ein britischer [[Wikipedia:Philosoph|Philosoph]], [[Theosoph]] und [[Medizin]]er.


== Leben ==
== Die Osirislegende ==
Fludd wurde in der Grafschaft Kent in England geboren und studierte Medizin an der [[Wikipedia:Universität Oxford|Universität Oxford]]. Nach Reisen in [[Wikipedia:Frankreich|Frankreich]], [[Wikipedia:Italien|Italien]] und [[Wikipedia:Deutschland|Deutschland]] praktizierte er als Arzt in London. Als Philosoph und Theosoph war er stark von [[Wikipedia:Nikolaus Cusanus|Nikolaus Cusanus]] sowie [[Paracelsus]] beeinflusst.
=== Die Ermordung des Osiris ===
Nach Osiris Heimkehr entsann Seth eine Hinterlist um ihn zu ermorden. Er heuerte 72 Männer als Mitverschwörer an und darüber hinaus die Königin [[Wikipedia:Aso (Ägyptische Mythologie)|Aso]] ("die Helferin") von [[Wikipedia:Nubien|Nubien]]. Seth ließ einen [[Sarkophag]] anfertigen, nachdem er die Maße von Osiris genommen hatte. Auf einem Gelage bot er im Scherz dem den Sarg, der genau hineinpasste. Nachdem alle anderen Gäste vergeblich versucht hatten in den Sarg zu passen, versuchte es auch Osiris. Als er im Sarg lag, verschlossen die 72 Männer den Sarg und versiegelten ihn mit Blei. Daraufhin ließ Seth ihn in den [[Wikipedia:Nil|Nil]] werfen.


Er war Anhänger esoterischen Gedankengutes und verfasste diverse Schriften zu diesem Thema. Sein esoterisches Hauptwerk war ''Utriusque cosmi maioris scilicet et minoris Metaphysica, physica atque technica Historia'', wobei mit größerer Welt der Makrokosmos, also das Universum, gemeint ist, mit der kleinen Welt der Mensch, als Mikrokosmos. Seine Ansichten untermauert er (fast auf jeder Seite) mit vielen Zitaten des [[Hermes Trismegistos]] im [[Poimandres]], also der Übersetzung des [[Corpus Hermeticum]] von [[Wikipedia:Marsilio Ficino|Marsilio Ficino]] und dem [[Wikipedia:Asclepius|Asclepius]]. Fludd stand damit in der hermetisch-kabbalistischen Tradition der Renaissance, und zwar in der von Ficino und [[Wikipedia:Giovanni Pico della Mirandola|Giovanni Pico della Mirandola]] vertretenen Richtung. Nahe stand ihm von den [[Kabbala|Kabbalisten]] neben Mirandola [[Wikipedia:Johannes Reuchlin|Johannes Reuchlin]].
Während der [[Einbalsamierung]] spielten die Ägypter insbesondere diesen Teil des Mythos für jeden Toten nach, obwohl im Normalfall der Tod nicht durch Ermordung eintrat. Da es jedoch im mythischen Denken keinen natürlichen Tod gibt, setzte man das gewaltsame Ende des Lebens allgemein mit einer Ermordung gleich. Auf dieser mythologischen Grundlage basierte ebenso die Erzählung von der Ermordung des Osiris durch Seth.


Den zweiten Band dem Mikrokosmos, dessen technische Geschichte er erzählen möchte, schmückt ein Mensch, über dem eine dreieckige Gloriole schwebt, die dessen göttlichen Ursprung symbolisiert. Zu Füßen des Menschen ist ein Affe, mit dem Fludd die Kunst symbolisiert, durch die der Mensch die Natur spiegelt und nachahmt. In den Segmenten eines Kreises werden die behandelten Künste oder Techniken gezeigt, die in den Kapiteln dann behandelt werden: [[Prophetie]], [[Geomantik]], [[Wikipedia:Gedächtniskunst|Gedächtniskunst]], Genethliologie (die Kunst, [[Horoskop]]e zu stellen), [[Physiognomik]], [[Chiromantie]] und Pyramiden der Wissenschaft. Pyramiden sind Fludds Symbol für die Auf- und Abbewegungen oder Interaktionen zwischen dem Göttlichen/Geistigen und dem Irdischen/Körperlichen.
=== Seths zweiter Versuch und die Wiederbelebung ===
Als Isis von dieser Schandtat erfuhr, machte sie sich auf die Suche nach ihrem Gemahl. Der Sarkophag war unterdessen bis nach [[Wikipedia:Byblos|Byblos]] getrieben, wo er von einem [[Wikipedia:Akazien|Akazien]]baum umwachsen wurde. Dieser Stamm wurde als Pfeiler für ein Gebäude am Hofe des Königs verwendet. Isis erfuhr auch das und konnte den Sarg bergen. Seth erfuhr von Isis' Fund, raubte den Sarkophag und zerstückelte die darin liegende Leiche. Der [[Wikipedia:Nil|Nil]] verteilte die Leichenteile des Osiris über das ganze Land.  


Angegriffen wurde Fludd von [[Wikipedia:Marin Mersenne|Marin Mersenne]], der u. a. schrieb, Fludds zwei Welten beruhten auf der unbewiesenen „ägyptischen“ Lehre, wonach der Mensch die Welt enthielte (die Lehre der Hermetica) und aus dem [[Wikipedia:Asclepius|Asclepius]] die Behauptung des Mercurius, der Mensch sei ein großes Wunder und wie Gott. William Foster, ein Geistlicher, griff ihn als Magier an. Der Astronom [[Wikipedia:Johannes Kepler|Johannes Kepler]] griff Fludd an wegen der in dessen Büchern verwendeten Bilder und Hieroglyphen. Den nach hermetischer Manier von Fludd verwendeten Zahlen stellte Kepler seine wahrhaft mathematischen Diagramme gegenüber.
Isis suchte und fand die Leichenteile des Osiris. Daraufhin setzte sie Osiris mithilfe von [[Anubis (Ägyptische Mythologie)|Anubis]] wieder zusammen, um ihn wiederzubeleben. Nachdem Anubis die Organe in die [[Kanopen]] verstaut hatte, benutzte Isis ihre [[Magie]] und versuchte, mit Flügeln dem Toten das Leben einzuhauchen. Sie verwandelte sich zum [[Wikipedia:Milane|Milan]] ([[Wikipedia:habichtartige|habichtartige]]r [[Wikipedia:Greifvögel|Greifvogel]]) und konnte so [[Horus]] [[Empfängnis|empfangen]]. Osiris blieb in der [[Duat]] und wurde durch das [[Totengericht]] zum Herrscher über das [[Ta-djeser|Totenreich]] erklärt.


Fludd hielt in der Tat an der Autorität der Hermetica fest, obwohl [[Wikipedia:Isaac Casaubon|Isaac Casaubon]] 1614 feststellte, sie seien in nachchristlicher Zeit erschienen. Fludd glaubte aber nach wie vor an die Hermetica als authentisches Produkt uralter ägyptischer Weisheit.
Der mythologische Hintergrund in diesen Handlungen ist in der ägyptischen ''Zweitbestattung'' zu sehen. Nachdem der Tod eingetreten war und der Tote vor der [[Mumifizierung]] bei seinem ''Erstbegräbnis'' in den [[Sarkophag]] gelegt wurde, folgte die siebzigtägige Einbalsamierung. Damit verbunden [[symbol]]isierte die ''Suche der Isis'' die Entnahme der wichtigsten Körperorgane mit der anschließenden Wiedervereinigung mit der [[Mumie]]. Ergänzend folgte die [[Ritus|rituelle]] Reinigung des toten Körpers, um ihn auf das Weiterleben in der Duat vorzubereiten. Die Empfängnis der Isis und Geburt des Horus wird nur sehr selten in altägyptischen Texten erwähnt:


Robert Fludd trat mit seinen Schriften als Verteidiger der [[Rosenkreuzer]] auf, gehörte den Rosenkreuzern aber selbst nicht an, wie er in seiner Schrift ''Summum bonum'' unter seinem Pseudonym „Joachim Frizius“ eingestand. Angeblich war er ein „angenommenes“ Mitglied der Londoner ''Society of [[Freimaurerei|Freemasons]]'' (nach Sonnenkalb).
{{Zitat|Isis kommt jubelnd aus Liebe zu dir (Osiris), so dass dein Same in sie herauskomme. Horus, der aus dir hervorkommt in seinem Namen ''Horus, der in [[Sopdet]] ([[Sothis]], [[Wikipedia:Sirius|Sirius]]) ist''. Möge es wohl sein durch ihn in deinem Namen ''Geist in der [[Wikipedia:Barke|Djendjeru-Barke]]''. Horus hat dich beschützt in seinem Namen ''Horus, Schützer deines Vaters''. Die (Isis) seinen Samen aufnahm und den Erben schuf, die das Kind säugte, man weiß nicht wo. Die [[Wikipedia:Neunheit von Heliopolis|Neunheit]] freute sich: Willkommen Sohn des Osiris, [[Maa-cheru|Gerechtfertigter]], Sohn der Isis, Erbe des Osiris.|Pyramidenspruch 366<ref>Jan Assmann: ''Tod und Jenseits im alten Ägypten''. S.&nbsp;33.</ref>}}


== Nachwirkungen ==
Die so vollzogene ''Errettung des toten zerrissenen Osiris'' übernahm Isis in ihrer Eigenschaft als liebende Schwester und Gattin. Isis verkörperte in der Todesheilung die belebenden Kräfte, die aus der familiären Liebesbeziehung entsprangen, weshalb das Bild der Isis sehr oft als Motiv auf Sargwänden verwendet wurde. Die wichtigste Waffe, die Isis gegen den Tod einzusetzen vermag, ist die [[Rezitation]] von Zaubersprüchen, die die Körperteile des toten Osiris wieder magisch zusammensetzen vermögen. Da der [[Sonnengott]] [[Re (Ägyptische Mythologie)|Re]] am Tag über das irdische Reich wachte, fungierte Osiris als Herrscher im Totenreich, der als ''Vater der Toten'' über sie gebietet und sich für die tägliche [[Reinkarnation|Wiedergeburt]] des Sonnengottes Re verantwortlich zeichnet. Jene Rolle des Sonnengottes hatte in der Frühzeit der ägyptischen Geschichte Horus inne, der in dieser Eigenschaft den Sohn des Osiris repräsentierte.
Der zeitgenössische deutsche Künstler und [[Wikipedia:Joseph Beuys|Joseph Beuys]]-Schüler [[Wikipedia:Anselm Kiefer|Anselm Kiefer]] hat Robert Fludd einen Werkzyklus gewidmet, beeindruckt von seiner Aussage, jede Pflanze habe ihre Entsprechung am Himmel in Form eines Sterns. So schuf er insbesondere ein Buch mit 18 bleiernen Doppelseiten, die beidseitig mit Acryl auf Fotos in Mischtechnik gestaltet sind. Das Buch hat den Titel "''for Robert Fludd - the secret life of plants''".
 
== Schriften ==
 
* ''Tractatus apologeticus integritatem Societatis de Rosea Cruce defendens'', Leiden 1617
* ''Tractatus theologico-philosophicus'', Oppenheim 1617
* ''Utriusque cosmi maioris scilicet et minoris Metaphysica, physica atque technica Historia'', (Metaphysik und Natur- und Kunstgeschichte beider Welten, nämlich des Makro- und des Mikrokosmos), 2 Bde., Oppenheim, Frankfurt 1617
* ''Tractatus secundus. De naturae simia seu technica macrocosmi historia'', Oppenheim 1618, Frankfurt 1624
* ''Monochordium Mundi symphoniacum J. Kepplero oppositum'', Frankfurt 1622
* ''Philosophia sacra et vera christiana seu Meteorologia cosmica'', Frankfurt 1626
* ''Sophiae cum memoria certamen'', 1629
* ''Clavis philosophiae et alchymiae'', 1633
* ''Philosophia Moysaica'', Gouda 1638, engl. London 1659.


== Literatur ==
== Literatur ==
* J. B. Craven: ''Doctor Robert Fludd (Robertus de Fluctibus). The English Rosicrucian, life and writings''. William Peace, Kirkwall 1902, (Auch Nachdruck: First Impressions, Thame 1993, ISBN 1-87273-630-0).
* [[Wikipedia:Jan Assmann|Jan Assmann]] ''Tod und Jenseits im alten Ägypten''. Beck, München 2003, ISBN 3-406-49707-1
* Allen George Debus: ''The English Paracelsians''. Oldbourne, London 1965, (''Oldbourne history of science library''), (Auch: Watts, New York 1966).
* Konrad Dietzfelbringer: ''Mysterienschulen des Abendlandes: Vom alten Ägypten bis zu den Rosenkreuzern der Neuzeit'', Königsdorfer-Verlag, Königsdorf 2010, ISBN 978-3938156162
* Joscelyn Godwin: ''Robert Fludd. Hermetic Philosopher and Surveyor of two Worlds''. Thames and Hudson, London 1979.
<!--, * R. F. Hemprich: ''Robert Fludd. Leben und Schriften'', 1908 (erstmal nachweisen - wirkt sehr phantomhaft)-->
* William H. Huffman: ''Robert Fludd and the end of the Renaissance''. Routledge, London u. a. 1988, ISBN 0-415-00129-3.
* Karsten Kenklies: ''Wissenschaft als Ethisches Programm. Robert Fludd und die Reform der Bildung im 17. Jahrhundert''. IKS, Jena 2005, ISBN 3-938203-03-X, (''Pädagogische Reform - PRe'' 4), (''Edition Paideia'').
* [[Wikipedia:Frances A. Yates|Frances A. Yates]]: ''Gedächtnis und Erinnern. Mnemonik von Aristoteles bis Shakespeare''. 3. Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1994, ISBN 3-05-002617-0, (''Acta humaniora''), S. 294 ff.: 15. Kapitel: ''Das Theatergedächtnissystem des Robert Fludd''.
 
== Weblinks ==
* {{DNB-Portal|118684043}}
* {{Commonscat|Robert Fludd}}
* [http://www.colorsystem.com/projekte/dt/!05FLUD.HTM Fludd und der Farbenkreis]
* Robert Fludd [http://www.levity.com/alchemy/fludd1.html biography] at Levity.
* Fludds ''magnum opus'', [http://billheidrick.com/Orpd/RFludd/index.htm 'Utriusque Cosmi maioris salicet et minoris metaphysica..'(1617–1619)] als zip oder pdf download.
* Ein großer Teil [http://content.lib.utah.edu/cdm4/browse.php?CISOROOT=/naturae 'Utriusque Cosmi maioris salicet et minoris metaphysica..'] ist zugänglich auf den Internetseiten der University of Utah.
* JR Ritman Library: [http://www.ritmanlibrary.nl/c/p/exh/tre/tre_40.html Treasures from the Bibliotheca Philosophica Hermetica]
* Robert Fludd [http://www.ralph-abraham.org/ficino/chronos/fludd.txt Chronologie in engl. Sprache].
 
{{Normdaten|PND=118684043|LCCN=n/79/151542|VIAF=27064504}}


{{DEFAULTSORT:Fludd, Robert}}
== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Engländer]]
<references/>
[[Kategorie:Hermetiker]]
[[Kategorie:Philosoph der Frühen Neuzeit]]
[[Kategorie:Rosenkreuzer]]
[[Kategorie:Theosoph]]
[[Kategorie:Mediziner (16. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Geboren 1574]]
[[Kategorie:Gestorben 1637]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Personendaten
[[Kategorie:Ägypten]] [[Kategorie:Ägyptische Mythologie]]
|NAME=Fludd, Robert
|ALTERNATIVNAMEN=Otreb, Rudolf; Frizius, Joachim
|KURZBESCHREIBUNG=englischer [[Philosoph]] und [[Theosoph]]
|GEBURTSDATUM=1574
|GEBURTSORT=[[Bearsted|Milgate Park]], [[Kent]]
|STERBEDATUM=8. September 1637
|STERBEORT=[[London]]
}}


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 7. Mai 2020, 19:00 Uhr

Der Osirismythos ist eine Erzählung aus der altägyptischen Mythologie, die über die Ermordung des Osiris durch seinen Bruder Seth und die Bemühungen seiner Gemahlin und Schwester Isis berichtet. Der Mythos ist sehr alt und reicht wenigstens bis in das Jahr 4241 v. Chr. zurück, das noch vor dem Beginn der eigentlichen ägyptisch-chaldäischen Kulturepoche (2907 v. Chr.) und vor dem Anbruch des finsteren Zeitalters Kali-Yuga (3101 v. Chr.) liegt. Deutlich ausgeformt wurde der Osirismythos im Alten Reich (ca. 2707–2216 v. Chr.). Eine sehr viel spätere, aber sehr bekannte Variante wurde im 1. Jahrhundert n. Chr. von Plutarch überliefert (Lit.: Dietzfelbringer, S. 55f).

Die Osirislegende

Die Ermordung des Osiris

Nach Osiris Heimkehr entsann Seth eine Hinterlist um ihn zu ermorden. Er heuerte 72 Männer als Mitverschwörer an und darüber hinaus die Königin Aso ("die Helferin") von Nubien. Seth ließ einen Sarkophag anfertigen, nachdem er die Maße von Osiris genommen hatte. Auf einem Gelage bot er im Scherz dem den Sarg, der genau hineinpasste. Nachdem alle anderen Gäste vergeblich versucht hatten in den Sarg zu passen, versuchte es auch Osiris. Als er im Sarg lag, verschlossen die 72 Männer den Sarg und versiegelten ihn mit Blei. Daraufhin ließ Seth ihn in den Nil werfen.

Während der Einbalsamierung spielten die Ägypter insbesondere diesen Teil des Mythos für jeden Toten nach, obwohl im Normalfall der Tod nicht durch Ermordung eintrat. Da es jedoch im mythischen Denken keinen natürlichen Tod gibt, setzte man das gewaltsame Ende des Lebens allgemein mit einer Ermordung gleich. Auf dieser mythologischen Grundlage basierte ebenso die Erzählung von der Ermordung des Osiris durch Seth.

Seths zweiter Versuch und die Wiederbelebung

Als Isis von dieser Schandtat erfuhr, machte sie sich auf die Suche nach ihrem Gemahl. Der Sarkophag war unterdessen bis nach Byblos getrieben, wo er von einem Akazienbaum umwachsen wurde. Dieser Stamm wurde als Pfeiler für ein Gebäude am Hofe des Königs verwendet. Isis erfuhr auch das und konnte den Sarg bergen. Seth erfuhr von Isis' Fund, raubte den Sarkophag und zerstückelte die darin liegende Leiche. Der Nil verteilte die Leichenteile des Osiris über das ganze Land.

Isis suchte und fand die Leichenteile des Osiris. Daraufhin setzte sie Osiris mithilfe von Anubis wieder zusammen, um ihn wiederzubeleben. Nachdem Anubis die Organe in die Kanopen verstaut hatte, benutzte Isis ihre Magie und versuchte, mit Flügeln dem Toten das Leben einzuhauchen. Sie verwandelte sich zum Milan (habichtartiger Greifvogel) und konnte so Horus empfangen. Osiris blieb in der Duat und wurde durch das Totengericht zum Herrscher über das Totenreich erklärt.

Der mythologische Hintergrund in diesen Handlungen ist in der ägyptischen Zweitbestattung zu sehen. Nachdem der Tod eingetreten war und der Tote vor der Mumifizierung bei seinem Erstbegräbnis in den Sarkophag gelegt wurde, folgte die siebzigtägige Einbalsamierung. Damit verbunden symbolisierte die Suche der Isis die Entnahme der wichtigsten Körperorgane mit der anschließenden Wiedervereinigung mit der Mumie. Ergänzend folgte die rituelle Reinigung des toten Körpers, um ihn auf das Weiterleben in der Duat vorzubereiten. Die Empfängnis der Isis und Geburt des Horus wird nur sehr selten in altägyptischen Texten erwähnt:

„Isis kommt jubelnd aus Liebe zu dir (Osiris), so dass dein Same in sie herauskomme. Horus, der aus dir hervorkommt in seinem Namen Horus, der in Sopdet (Sothis, Sirius) ist. Möge es wohl sein durch ihn in deinem Namen Geist in der Djendjeru-Barke. Horus hat dich beschützt in seinem Namen Horus, Schützer deines Vaters. Die (Isis) seinen Samen aufnahm und den Erben schuf, die das Kind säugte, man weiß nicht wo. Die Neunheit freute sich: Willkommen Sohn des Osiris, Gerechtfertigter, Sohn der Isis, Erbe des Osiris.“

Pyramidenspruch 366[1]

Die so vollzogene Errettung des toten zerrissenen Osiris übernahm Isis in ihrer Eigenschaft als liebende Schwester und Gattin. Isis verkörperte in der Todesheilung die belebenden Kräfte, die aus der familiären Liebesbeziehung entsprangen, weshalb das Bild der Isis sehr oft als Motiv auf Sargwänden verwendet wurde. Die wichtigste Waffe, die Isis gegen den Tod einzusetzen vermag, ist die Rezitation von Zaubersprüchen, die die Körperteile des toten Osiris wieder magisch zusammensetzen vermögen. Da der Sonnengott Re am Tag über das irdische Reich wachte, fungierte Osiris als Herrscher im Totenreich, der als Vater der Toten über sie gebietet und sich für die tägliche Wiedergeburt des Sonnengottes Re verantwortlich zeichnet. Jene Rolle des Sonnengottes hatte in der Frühzeit der ägyptischen Geschichte Horus inne, der in dieser Eigenschaft den Sohn des Osiris repräsentierte.

Literatur

  • Jan Assmann Tod und Jenseits im alten Ägypten. Beck, München 2003, ISBN 3-406-49707-1
  • Konrad Dietzfelbringer: Mysterienschulen des Abendlandes: Vom alten Ägypten bis zu den Rosenkreuzern der Neuzeit, Königsdorfer-Verlag, Königsdorf 2010, ISBN 978-3938156162

Einzelnachweise

  1. Jan Assmann: Tod und Jenseits im alten Ägypten. S. 33.


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