Michael Tschechow

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Michail A. Cechov, 1920, Zeichnung von Jurij A. Zavadskij

Michael Aleksandrovich Tschechow (* 29. August 1891 in Sankt Petersburg; † 30. September 1955 in Beverly Hills) war ein russisch-US-amerikanischer Schauspieler, Regisseur, Autor, Anthroposoph und Neffe des Schriftstellers Anton Tschechow. Er war mit Olga Konstantinowna Tschechowa verheiratet.

Leben

Michail Tschechow wurde am 29. August 1891 als Sohn des Journalisten Aleksandr Pawlowitsch Tschechow, dem älteren Bruder des Dichter Anton Tschechow, in St. Petersburg geboren. Der Vater machte ihn schon früh mit der russischen Literatur bekannt und lenkte seine Aufmerksamkeit auf die Werke Schopenhauers und Nietzsches.

Von 1907 bis 1910 besuchte Michail Tschechow in St. Petersburg die Schauspielschule Suvorin. Im Oktober 1911 gab er sein Debüt als Schauspieler mit der Rolle des "Zar Fedor" in A. Tolstojs gleichnamigem Schauspiel am Petersburger „Kleinen Suvorin-Theater“ (Malyj Teatr).

Mit 21 Jahren wurde Tschechow auf Vorschlag von Olga Leonardowna Knipper, der Witwe A. Tschechows, Konstantin Stanislawski vorgestellt, der sofort das herausragende Talent Tschechows erkannte und ihn 1913 in das Moskauer Künstlertheater aufnahm, wo er zuerst Schüler und dann Mitarbeiter von Konstantin Stanislawski war.

Aufgrund eines Nervenleidens musste sich Tschechow in den Jahren 1917-18 kurzzeitig von der Theaterarbeit zurückziehen.

Auf der Suche nach Inspirationsquellen und tieferen schauspielerischen Ausdrcksmöglichkeiten für sein «Theater der Zukunft», wie er es nannte, studierte Michail Tschechow vielfältige spirituelle Werke, was in schließlich auch zur Anthroposophie führte. 1922 begegnete er in Berlin Rudolf Steiner und organsierte schon bald mit dem symbolistischen Dichter und Anthroposophen Andrej Belyj Vorträge zu anthroposophischen Themen. Im selben Jahr wurde ihm auch die Leitung des Ersten Studios am Moskauer Künstlertheater übertragen, das 1924 in das Moskauer Akademische Künstlertheater 2 umgewandelt wurde. Hier konnte er auch seine legendäre Hamlet-Interpretation entwickeln. Ebenfalls 1924 hatte Tschechow in Arnheim ein ausführliches Gespräch mit Rudolf Steiner, von dem wesentliche Impulse zur Ausarbeitung seiner Lehrmethode ausgingen.

Der offen bekundete geistige Hintergrund seiner Theaterarbeit brachte Michail Tschechow immer wieder in Konflikt mit der materialistischen Gesinnung des herrschenden Sowjetregimes, bis er schließlich 1928 emigrierte. In den folgenden Jahren führte er ein ruheloses Wanderleben, das ihn durch ganz Europa trieb und mit nahezu allen bedeutenden Künstlern seiner Zeit zusammenführte. Die reichen Erfahrungen, die er dabei sammeln konnte, ließen die von ihm schon keimhaft entwickelte Schauspielmethode weiter reifen.

In Wien und Berlin arbeitete Michail Tschechow mit Max Reinhardt zusammen, der ihn einmal so charakterisierte: Ein Stern in unmittelbarer Nähe des Herzens. Für kurze Zeit übernahm Tschechow die Leitung des jüdischen Theaters „Habima“. In engem Kontakt zu Michael Bauer vertiefte sich Tschechow in diesen Jahren auch weiter in die Anthroposophie. Nachdem sein Angebot an Marie Steiner, mit ihr an der Goetheanum-Bühne in Dornach zusammenzuarbeiten, abgelehnt wurde, ging Tschechow 1930 nach Paris, wo er ein eigenes russisches Theater begründete, dem aber kein nachhaltiger Erfolg beschieden war.

Einer der wichtigsten Schüler Michail Tschechows war der Schauspieler und Regisseur, sowie Mitgründer des Actors Studio in New York City Robert Lewis. Die von ihm entwickelte Schauspieltechnik wurde und wird von Schauspielern wie Clint Eastwood, Marilyn Monroe, Yul Brynner, Martin Umbach u. a. verwendet.

Die Schauspielmethode

Im Unterschied zu Stanislawski sah Michael Tschechow die Aufgabe und Inspirationsquelle des Schauspielers nicht in der Nutzbarmachung persönlich-biografischer Erfahrung sondern im bewussten Erschließen des imaginativen Potenzials des Bühnenkünstlers. Durch Konzentrationsübungen wird dazu das Denken zum bildhaften Erleben gesteigert, bis der Bühnencharakter vor dem inneren Auge des Schauspielers erscheint. Dabei geht es nicht um eine intellektuelle Interpretation der Rolle, sondern eben um ein bidlhaftes Schauen. Allmählich gewinnt die durch Konzentration bildhaft aufgebaute Bühnenpersönlichkeit ein Eigenleben und tritt in einen inneren Dialog mit dem Schauspieler, aus dem sich die weitere Ausgestaltung der Rolle ergibt. Besonderen Wert legte Tschechow darauf, dass dabei der Schauspieler die "Schatzkammer seines Unterbewusstseins" anzapft. Da sich das Schauspiel nicht in einem leeren, neutralen Raum entfaltet, muss der Schauspieler auch die Atmosphäre berücksichtigen, in die die einzelne Szene bzw. das ganze Stück getaucht ist. Als gleichsam überpersönliche, objektive Gefühlssphäre verbindet die Atmosphäre das Spiel der einzelnen Akteure zu einem harmonischen Ganzen. Um die in der Imagination innerlich geschaute Bühnenpersönlichkeit glaubhaft verkörpern zu können, hat Tschechow sogenannte "Psychologische Gebärden" entwickelt, die dem Schauspieler helfen sollen, die Hindernisse der eigenen Bewegungsgewohnheiten zu überwinden und eine dem Bühnencharakter entsprechende Körperhaltung und -bewegung hervorzubringen. Er nahm dazu wesentliche Impulse aus der Eurythmie auf, die er eigenständig verarbeitete. Kurz und bündig faßte Tschechow seine Methode oft so zusammen: Konzentration - Imagination - Verkörperung.

Werke

  • Werkgeheimnisse der Schaupspielkunst. Zürich und Stuttgart: Werner Classen Verlag

Weblinks


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