Nikodemus und Epikureismus: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Paul Troger Christus bei Nikodemus 1739.jpg|thumb|300px|[[Wikipedia:Paul Troger|Paul Troger]]: ''Christus bei Nikodemus'', 1739]]
'''Epikureismus''' ist eine [[Philosophie|philosophische]] Denkrichtung, die auf den Lehren des antiken griechischen Philosophen [[Epikur]] basiert. Sie wurde um das Jahr 307 v. Chr. begründet. Die Anhänger dieser Lehre werden als '''Epikureer''', fälschlich oft auch als '''Epikuräer''' bezeichnet.  
[[Bild:Nikodemus2.jpg|thumb|[[Wikipedia:Hans Memling|Hans Memling]]: ''Grablegung Jesu'', Linker Flügel eines Altars, nach 1490, Groeninge Museum in Brügge in Belgien. Mit [[Nikodemus]] (links), [[Joseph von Arimathäa]] (rechts) und [[Andreas]] (hinten).]]
'''Nikodemus''' ([[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] ''Nikodemos'' bedeutet sinngemäß: ''„Sieger in der Volksversammlung“'' bzw. ''„Sieger aus dem Volk“'') ist der Name einer Person aus dem [[Johannesevangelium]] im [[Wikipedia:Neues Testament|Neuen Testament]] der [[Wikipedia:Bibel|Bibel]].


==Biblisches Zeugnis==
Epikur war ein [[Atomismus|atomistischer]] [[Materialismus|Materialist]], der insoweit dem Denken [[Demokrit]]s folgte. Im Materialismus Epikurs begründet sich seine Ablehnung von Aberglauben und göttlicher Intervention. [[Wikipedia:Aristippos von Kyrene|Aristippos]] folgend nahm Epikur an, dass das, was er als "[[Lust]]" bezeichnete, das höchste Gut darstellte, aber das Mittel, diese Lust zu erreichen, sei, bescheiden zu leben und Wissen über die Welt und ihre Gesetze sowie die Grenzen des eigenen Strebens zu erwerben.  Angestrebt wird ein Zustand der Unerschütterlichkeit ([[ataraxia]]) und der Freiheit von Furcht, wie auch von körperlichen Schmerzen (aponia). Die Gleichzeitigkeit beider Zustände wird als die höchste Form des Glücks angenommen. Wie der [[Hedonismus]] sieht der Epikureismus Lust als das einzige wirkliche Gut an. Aufgrund seines Verständnisses von Lust als Abwesenheit von Schmerz und seiner Befürwortung eines einfachen Lebens ist er aber vom Hedonismus, wie er allgemein verstanden wird, zu unterscheiden.  
Nach {{B|Joh|3|1}} gehört Nikodemus zur [[Wikipedia:Judentum|jüdischen]] Gruppe der [[Wikipedia:Pharisäer|Pharisäer]] und wird darüber hinaus als ein „Führer der Juden“ bezeichnet. Er besucht Jesus des Nachts und wird von ihm über die Notwendigkeit einer geistigen Wiedergeburt belehrt. Ihr Verhältnis steht somit im Kontext des christlich-jüdischen Dialogs. Darin geht es wesentlich um die Frage, ob der Mensch wegen seiner leiblichen Herkunft (als Jude) oder in einem bewussten geistigen Akt der Erneuerung erlöst sei.  


Die nächtliche Situation des Gesprächs wird oft so verstanden, dass Nikodemus nur im Geheimen, ohne Wissen der anderen Pharisäer zu Jesus zu kommen wagt. Die daraus abgeleitete grundsätzliche feindliche jüdische Haltung gegenüber Jesus ist jedoch nicht zwingende Voraussetzung für die Szene. Der [[Wikipedia:Talmud|Talmud]] beschreibt eine Gepflogenheit jüdischer [[Wikipedia:Rabbiner|Rabbis]], sich bei Nacht mit den Geheimnissen der [[Wikipedia:Torah|Torah]] zu beschäftigen (bMen 110a):
Epikureismus stand ursprünglich im Gegensatz zum [[Platonismus]], konkurrierte im philosophischen Richtungsstreit später jedoch hauptsächlich mit dem [[Stoa|Stoizismus]]. Epikur und seine Anhänger ignorierten die Politik. Nach dem Tod Epikurs wurde seine Schule von [[Wikipedia:Hermarchos|Hermarchos]] geführt. Später blühten epikureische Gesellschaften in der späthellenistischen und der römischen Ära (etwa in [[Wikipedia:Antiochia|Antiochia]], [[Wikipedia:Alexandria|Alexandria]], [[Wikipedia:Rhodos|Rhodos]] und [[Wikipedia:Ercolano|Ercolano]]). Sein bekanntester römischer Anhänger war der Dichter [[Wikipedia:Lukrez|Lukrez]]. Zum Ende des römischen Reiches wurde der Epikureismus, der von den zu dieser Zeit vorherrschenden philosophischen Schulen, hauptsächlich dem [[Neuplatonismus]], bekämpft wurde, kaum noch vertreten. Erst im 17. Jahrhundert wurde er von dem Atomisten [[Wikipedia:Pierre Gassendi|Pierre Gassendi]] wiederbelebt, der ihn an die christliche Lehre adaptierte.
:''Ein Stufenlied: Preiset den Herrn, alle Diener des Herrn, die ihr in den Nächten im Hause des Herrn steht {{Bibel|Ps|134|1}}. Was heißt: in den Nächten? Rabbi Jochanan erwiderte: Das sind die Schriftgelehrten, die sich nachts mit der Torah befassen. Die Schrift rechnet es ihnen an, als würden sie sich mit dem Opferdienst befassen.''


Dem entspricht auch {{B|Mt|10|27}}: ''Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet (später) am hellen Tag.'' So verstanden ist der nächtliche Besuch des Nikodemus bei Jesus vor allem ein [[Wikipedia:spirituell|spirituelles]] Gespräch, wie es der jüdische Gelehrte üblicherweise mit der Torah führt. Das würde darauf hinweisen, dass es dem Johannesevangelium in dieser Szene nicht um eine schroffe Gegenüberstellung zwischen Judentum und Christentum geht, sondern vielmehr darum, die Bedingungen für einen ernsthaften Dialog aufzuzeigen.
Wenige Schriften von Epikur sind überliefert. Manche Gelehrte sehen das epische Gedicht ''[[Wikipedia:De rerum natura|De rerum natura]]'' (''Über die Natur der Dinge'') von Lukrez als ein Werk an, in dem die wesentlichen Argumente und Theorien des Epikureismus präsentiert werden. Viele der Papyrusrollen, die in der [[Wikipedia:Villa dei Papiri|Villa dei Papiri]] in [[Wikipedia:Herculaneum|Herculaneum]] ausgegraben wurden, sind epikureische Texte. Von einigen wird vermutet, dass sie dem Epikureer [[Wikipedia:Philodemos von Gadara|Philodemos]] gehörten.


In {{B|Joh|7|50-52}} tritt Nikodemos im [[Wikipedia:Sanhedrin|Hohen Rat]] für Jesus ein. Ein drittes Mal wird er bei der Grablegung Jesu erwähnt, als er eine beträchtliche Menge von [[Wikipedia:Myrrhe|Myrrhe]] und [[Wikipedia:Aloen|Aloe]] zur Salbung des Leichnams bringt ({{B|Joh|19|39}}).
== Epikur und der Epikureismus ==


==Außerbiblische Quellen==
Obwohl die Schultradition über Epikureismus bis ins [[Wikipedia:3. Jahrhundert|dritte nachchristliche Jahrhundert]] nachreicht, änderten sich seine Lehrinhalte (anders als bei den anderen Philosophenschulen) im Laufe seiner langen Geschichte kaum. Neu gewonnene Erkenntnisse, etwa in der [[Physik]], wurden nicht in die Lehre eingearbeitet, den Epikureern wurde sogar ein gewisser ängstlicher [[Wikipedia:Dogma|Dogma]]tismus nachgesagt <ref>Jan Rohls: ''Philosophie und Theologie in Geschichte und Gegenwart''. Mohr-Siebeck Verlag, Tübingen 2002, ISBN 3-16-147812-6, Seite 78.</ref> ({{polytonisch|ποῦ κεῖται;}} – „Wo steht es?“ soll die typische Frage der Anhänger Epikurs gewesen sein). Das kann unter anderem auch daran liegen, dass schon Epikur seiner Physik vor allem die Aufgabe zugewiesen hatte, den Menschen klarzumachen, dass jedes scheinbar übernatürliche Phänomen doch auf natürliche Weise erklärt werden könne. Bei angeblichen „[[Wunder]]n“ begnügte er sich in der Regel damit, mehrere „natürliche“ Erklärungen anzubieten, ohne sich für die „richtige“ zu entscheiden. In der Schrift des Römers [[Wikipedia:Lukrez|Lukrez]] (''[[Wikipedia:de rerum natura|de rerum natura]]'', „Von der Natur der Dinge“) finden sich mehrere Beispiele für ein solches Verfahren. In einer öfter verwendeten [[Allegorie|allegorischen]] Deutung der Bezeichnung „Garten“ heißt es, der Erdboden des Gartens stelle die [[Kanonik]] Epikurs dar, der Zaun die Physik, die Früchte aber die [[Ethik]]. Ein Primat der Ethik findet sich zwar mehr oder weniger bei allen philosophischen Schulen seit der „[[Sokratische Wende|Sokratischen Wende]]“ (s. [[Sokrates]]), aber dennoch war in den anderen Lehrgebäuden die Physik nicht so dezidiert auf eine Schutz- und Abwehrfunktion reduziert. Epikur strebte nach dem Seelenfrieden ([[Ataraxie|Ataraxía]]) und der Lust (Hedoné).
[[Wikipedia:Flavius Josephus|Flavius Josephus]] erwähnt in seinen Antiquitates (XIV, 37) einen Nikodemus, der sich zum Christentum bekehrt habe. Es ist jedoch nicht erwiesen, ob damit der Nikodemus des Johannesevangeliums gemeint ist.  


Die [[Wikipedia:Apokryph|apokryphe]] christliche Schrift  [[Wikipedia:Acta Pilati|Acta Pilati]] wird seit dem Mittelalter auch als ''Nikodemusevangelium'' bezeichnet.
== Wirkungsgeschichte ==


Aufgrund der spärlichen außerbiblischen Quellen wird die historische Existenz des Nikodemus von [[Wikipedia:Kontroversen um die Bibel|Bibelkritikern]] in Zweifel gezogen.  
[[Wikipedia:Lukrez|Lukrez]] (99–56 v. Chr.), der den Epikureismus als eine Art Heilslehre verkündete, machte die Lehren Epikurs in [[Wikipedia:Rom|Rom]] heimisch. Der Epikureismus römischer Prägung entwickelte insofern ein eigenes Erscheinungsbild, als seine Anhänger die Lebensregel „Lebe im Verborgenen!“ nicht unbedingt strikt befolgten. Schon bei Lukrez finden sich kritische Äußerungen über die politischen Eliten seiner Zeit, und von einigen politisch aktiven Römern ist überliefert, sie seien vom Epikureismus beeinflusst gewesen (so etwa von [[Wikipedia:Gaius Cassius Longinus (Verschwörer)|Cassius]], einem der Hauptverschwörer gegen [[Wikipedia:Julius Caesar|Caesar]]). Der Dichter [[Wikipedia:Horaz|Horaz]] bezeichnet sich zwar selbst als ''„Epicuri de grege porcus“'' („Schwein aus der Herde Epikurs“, ''Episteln'' 1, 4, 16), findet aber später, im Rahmen der [[Wikipedia:Augustus|augusteischen]] Erneuerung, zu eher staatstragenden Positionen.
Der römische Philosoph [[Seneca]] (ca. 4 v. Chr. bis 65 n. Chr.), dessen Philosophie in erster Linie der [[Stoa]] verpflichtet ist, zitiert dennoch Epikur oft und kommentiert ihn nicht selten wohlwollend. Einige römische [[Wikipedia:Kaiser|Kaiser]], unter anderem [[Wikipedia:Mark Aurel|Mark Aurel]] (121–180 n. Chr.), haben die epikureische Schule gefördert. Insgesamt scheint der Epikureismus für Bewohner des [[Wikipedia:Römisches Reich|Römischen Reiches]] gerade in Zeiten politischer Krisen besonders attraktiv gewesen zu sein. Ein außergewöhnliches Zeugnis für das Fortleben des Epikureismus im Römischen Reich bis ins dritte nachchristliche Jahrhundert hinein ist die monumentale [[Wikipedia:Epigraphik|Inschrift]] des [[Wikipedia:Diogenes von Oinoanda|Diogenes von Oinoanda]].


Die [[Wikipedia:Katholische Kirche|Katholische Kirche]] verehrt ihn als [[Wikipedia:Heiliger|Heiligen]] mit dem Gedenktag [[Wikipedia:31. August|31. August]].
Mit dem Aufkommen des [[Christentum]]s geriet der Epikureismus zunehmend in Misskredit. Viele frühe [[Wikipedia:Kirchenväter|Kirchenväter]] (etwa [[Wikipedia:Eusebius von Caesarea|Eusebius]], [[Wikipedia:Origenes|Origenes]]) polemisierten heftig gegen die Lehren Epikurs wegen ihres angeblichen [[Atheismus]] und zügellosen [[Hedonismus]]. Während es Versuche gab, die Lehren der [[Stoa]] mit dem Christentum zu harmonisieren, erschien der Epikureismus als völlig unvereinbar mit christlichen Grundpositionen. Spätestens in der Regierungszeit des Kaisers [[Wikipedia:Konstantin der Große|Konstantin]] (306–337 n. Chr.) war die aktive epikureische Lehrtradition erloschen.
Dennoch ist im [[Wikipedia:Mittelalter|Mittelalter]] die [[Epikur#Verfemung Epikurs im Mittelalter und Einfluss auf Denker der Neuzeit|Erinnerung an Epikur]] lebendig geblieben (siehe etwa [[Wikipedia:Carmina Burana|Carmina Burana]], ''carmen'' 211). Auch in späteren Zeiten haben sich Autoren und Denker, die für „freie Lebensart“ und [[Hedonismus]] eintraten, immer wieder auf [[Epikur]] berufen.


Rudolf Steiner erwähnt Nikodemus in seinem Zyklus zum Johannes Evangelium:
== Einzelnachweise ==
 
<references />
"Und Kapitel für Kapitel wird uns jetzt im Johannes Evangelium ein Zweifaches gezeigt: erstens, dass das, was mitgeteilt wird, für diejenigen mitgeteilt wird, die in einer gewissen Weise okkulte Wahrheiten zu begreifen vermögen. Heute wird ja exoterisch Geisteswissenschaft vorgetragen, damals aber konnten geisteswissenschaftliche Wahrheiten nur diejenigen verstehen, die in einer gewissen Weise bis zu diesem oder jenem Grade wirklich eingeweiht waren. Wer konnte etwas von dem verstehen, was an tieferen Tatsachen der Christus Jesus zu sagen hatte? Derjenige nur konnte es verstehen, welcher vermochte, außerhalb des Leibes wahrzunehmen, wer heraustreten aus dem Leibe und in der geistigen Welt bewusst werden konnte. Wollte der Christus Jesus zu Menschen reden, die ihn verstehen konnten, so mussten es solche sein, die eingeweiht waren in einer gewissen Weise, die schon in einer gewissen Weise geistig sehen konnten. Wenn er zum Beispiel spricht von der Wiedergeburt der Seele in dem Kapitel über das Gespräch mit Nikodemus; da wird uns gezeigt, dass er diese Wahrheit einem solchen verkündet, der mit geistigen Sinnen sieht. Sie brauchen nur zu lesen: «Es war aber ein Mensch unter den Pharisäern, mit Namen Nikodemus, ein Oberster unter den Juden; der kam zu Jesu bei der Nacht...» (3:1-2) Gewöhnen wir uns nur daran, die Worte auf die Goldwaage zu legen! Es wird uns angedeutet, dass Nikodemus zu Jesu «bei der Nacht» kommt, das heißt, dass er außerhalb des physischen Leibes dasjenige aufnimmt, was ihm da der Christus Jesus mitzuteilen hat. «Bei der Nacht», -das heißt, indem er sich seiner geistigen Sinne bedient, kommt er zu dem Christus Jesus. So wie Nathanael und der Christus Jesus sich als Eingeweihte verständigen durch die Rede vom Feigenbaum, so wird auch hier eine Verständigungsfähigkeit angedeutet" [http://anthroposophie.byu.edu/vortraege/103.pdf  | GA 103]
 
Hieraus ist ersichtlich, dass Nikodemus laut Rudolf Steiner mehr war als ein gewöhnlicher Pharisäer, der sich davon stahl bei der Nacht, um mit dem Christus Jesus zu sprechen. Nikodemus war seinerseits ein Eingeweihter, der im leibfreien Zustand den Christus aufsuchen und sich mit ihm austauschen konnte.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Cornel Heinsdorff: ''Christus, Nikodemus und die Samaritanerin bei Juvencus. Mit einem Anhang zur lateinischen Evangelienvorlage'', Berlin/ New York 2003 (Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte, Bd. 67) ISBN 3-11-017851-6
s. vor allem das [[Epikur#Literatur|Literaturverzeichnis des Artikels „Epikur“]]; ''außerdem:''
* [[Wikipedia:Jan Dobraczynski|Jan Dobraczynski]]: ''Briefe des Nikodemus'', Warschau 1952
* [[Rudolf Steiner]]: ''Johannes Evangelium'', [[GA 103]] 
 
{{GA}}


== Siehe auch ==
* [[Wikipedia:Malte Hossenfelder|Malte Hossenfelder]]: ''Antike Glückslehren:'' Kynismus und Kyrenaismus, Stoa, Epikureismus und Skepsis; Quellen in deutscher Übersetzung mit Einführungen. Stuttgart (Kröner) 1996, ISBN 3-520-42401-0
* [[Joseph von Arimathäa]]


== Weblinks==
== Weblinks ==
{{Commons|Category:Nicodemus|Nikodemus}}
* [http://www.epikur-wuerzburg.de/index.php?site=aktivitaeten Würzburger Zentrum für Epikureismusforschung]
{{PND|118588001}}
* [http://www.philolex.de/stoiepik.htm Übersicht aus ''philolex.de'']
*[http://www.heiligenlexikon.de/BiographienN/Nikodemus.html Nikodemus - Ökumenisches Heiligenlexikon]


[[Kategorie:Biographie]]
[[Kategorie:Weltanschauung]] [[Kategorie:Philosophie nach Richtung]] [[Kategorie:Philosophische Richtung]] [[Kategorie:Griechische Philosophie]] [[Kategorie:Römische Philosophie]] [[Kategorie:Philosophie der Antike]] [[Kategorie:Epikureismus|!]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Heiliger]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 13. Juli 2018, 22:29 Uhr

Epikureismus ist eine philosophische Denkrichtung, die auf den Lehren des antiken griechischen Philosophen Epikur basiert. Sie wurde um das Jahr 307 v. Chr. begründet. Die Anhänger dieser Lehre werden als Epikureer, fälschlich oft auch als Epikuräer bezeichnet.

Epikur war ein atomistischer Materialist, der insoweit dem Denken Demokrits folgte. Im Materialismus Epikurs begründet sich seine Ablehnung von Aberglauben und göttlicher Intervention. Aristippos folgend nahm Epikur an, dass das, was er als "Lust" bezeichnete, das höchste Gut darstellte, aber das Mittel, diese Lust zu erreichen, sei, bescheiden zu leben und Wissen über die Welt und ihre Gesetze sowie die Grenzen des eigenen Strebens zu erwerben. Angestrebt wird ein Zustand der Unerschütterlichkeit (ataraxia) und der Freiheit von Furcht, wie auch von körperlichen Schmerzen (aponia). Die Gleichzeitigkeit beider Zustände wird als die höchste Form des Glücks angenommen. Wie der Hedonismus sieht der Epikureismus Lust als das einzige wirkliche Gut an. Aufgrund seines Verständnisses von Lust als Abwesenheit von Schmerz und seiner Befürwortung eines einfachen Lebens ist er aber vom Hedonismus, wie er allgemein verstanden wird, zu unterscheiden.

Epikureismus stand ursprünglich im Gegensatz zum Platonismus, konkurrierte im philosophischen Richtungsstreit später jedoch hauptsächlich mit dem Stoizismus. Epikur und seine Anhänger ignorierten die Politik. Nach dem Tod Epikurs wurde seine Schule von Hermarchos geführt. Später blühten epikureische Gesellschaften in der späthellenistischen und der römischen Ära (etwa in Antiochia, Alexandria, Rhodos und Ercolano). Sein bekanntester römischer Anhänger war der Dichter Lukrez. Zum Ende des römischen Reiches wurde der Epikureismus, der von den zu dieser Zeit vorherrschenden philosophischen Schulen, hauptsächlich dem Neuplatonismus, bekämpft wurde, kaum noch vertreten. Erst im 17. Jahrhundert wurde er von dem Atomisten Pierre Gassendi wiederbelebt, der ihn an die christliche Lehre adaptierte.

Wenige Schriften von Epikur sind überliefert. Manche Gelehrte sehen das epische Gedicht De rerum natura (Über die Natur der Dinge) von Lukrez als ein Werk an, in dem die wesentlichen Argumente und Theorien des Epikureismus präsentiert werden. Viele der Papyrusrollen, die in der Villa dei Papiri in Herculaneum ausgegraben wurden, sind epikureische Texte. Von einigen wird vermutet, dass sie dem Epikureer Philodemos gehörten.

Epikur und der Epikureismus

Obwohl die Schultradition über Epikureismus bis ins dritte nachchristliche Jahrhundert nachreicht, änderten sich seine Lehrinhalte (anders als bei den anderen Philosophenschulen) im Laufe seiner langen Geschichte kaum. Neu gewonnene Erkenntnisse, etwa in der Physik, wurden nicht in die Lehre eingearbeitet, den Epikureern wurde sogar ein gewisser ängstlicher Dogmatismus nachgesagt [1] (ποῦ κεῖται; – „Wo steht es?“ soll die typische Frage der Anhänger Epikurs gewesen sein). Das kann unter anderem auch daran liegen, dass schon Epikur seiner Physik vor allem die Aufgabe zugewiesen hatte, den Menschen klarzumachen, dass jedes scheinbar übernatürliche Phänomen doch auf natürliche Weise erklärt werden könne. Bei angeblichen „Wundern“ begnügte er sich in der Regel damit, mehrere „natürliche“ Erklärungen anzubieten, ohne sich für die „richtige“ zu entscheiden. In der Schrift des Römers Lukrez (de rerum natura, „Von der Natur der Dinge“) finden sich mehrere Beispiele für ein solches Verfahren. In einer öfter verwendeten allegorischen Deutung der Bezeichnung „Garten“ heißt es, der Erdboden des Gartens stelle die Kanonik Epikurs dar, der Zaun die Physik, die Früchte aber die Ethik. Ein Primat der Ethik findet sich zwar mehr oder weniger bei allen philosophischen Schulen seit der „Sokratischen Wende“ (s. Sokrates), aber dennoch war in den anderen Lehrgebäuden die Physik nicht so dezidiert auf eine Schutz- und Abwehrfunktion reduziert. Epikur strebte nach dem Seelenfrieden (Ataraxía) und der Lust (Hedoné).

Wirkungsgeschichte

Lukrez (99–56 v. Chr.), der den Epikureismus als eine Art Heilslehre verkündete, machte die Lehren Epikurs in Rom heimisch. Der Epikureismus römischer Prägung entwickelte insofern ein eigenes Erscheinungsbild, als seine Anhänger die Lebensregel „Lebe im Verborgenen!“ nicht unbedingt strikt befolgten. Schon bei Lukrez finden sich kritische Äußerungen über die politischen Eliten seiner Zeit, und von einigen politisch aktiven Römern ist überliefert, sie seien vom Epikureismus beeinflusst gewesen (so etwa von Cassius, einem der Hauptverschwörer gegen Caesar). Der Dichter Horaz bezeichnet sich zwar selbst als „Epicuri de grege porcus“ („Schwein aus der Herde Epikurs“, Episteln 1, 4, 16), findet aber später, im Rahmen der augusteischen Erneuerung, zu eher staatstragenden Positionen. Der römische Philosoph Seneca (ca. 4 v. Chr. bis 65 n. Chr.), dessen Philosophie in erster Linie der Stoa verpflichtet ist, zitiert dennoch Epikur oft und kommentiert ihn nicht selten wohlwollend. Einige römische Kaiser, unter anderem Mark Aurel (121–180 n. Chr.), haben die epikureische Schule gefördert. Insgesamt scheint der Epikureismus für Bewohner des Römischen Reiches gerade in Zeiten politischer Krisen besonders attraktiv gewesen zu sein. Ein außergewöhnliches Zeugnis für das Fortleben des Epikureismus im Römischen Reich bis ins dritte nachchristliche Jahrhundert hinein ist die monumentale Inschrift des Diogenes von Oinoanda.

Mit dem Aufkommen des Christentums geriet der Epikureismus zunehmend in Misskredit. Viele frühe Kirchenväter (etwa Eusebius, Origenes) polemisierten heftig gegen die Lehren Epikurs wegen ihres angeblichen Atheismus und zügellosen Hedonismus. Während es Versuche gab, die Lehren der Stoa mit dem Christentum zu harmonisieren, erschien der Epikureismus als völlig unvereinbar mit christlichen Grundpositionen. Spätestens in der Regierungszeit des Kaisers Konstantin (306–337 n. Chr.) war die aktive epikureische Lehrtradition erloschen. Dennoch ist im Mittelalter die Erinnerung an Epikur lebendig geblieben (siehe etwa Carmina Burana, carmen 211). Auch in späteren Zeiten haben sich Autoren und Denker, die für „freie Lebensart“ und Hedonismus eintraten, immer wieder auf Epikur berufen.

Einzelnachweise

  1. Jan Rohls: Philosophie und Theologie in Geschichte und Gegenwart. Mohr-Siebeck Verlag, Tübingen 2002, ISBN 3-16-147812-6, Seite 78.

Literatur

s. vor allem das Literaturverzeichnis des Artikels „Epikur“; außerdem:

  • Malte Hossenfelder: Antike Glückslehren: Kynismus und Kyrenaismus, Stoa, Epikureismus und Skepsis; Quellen in deutscher Übersetzung mit Einführungen. Stuttgart (Kröner) 1996, ISBN 3-520-42401-0

Weblinks


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