Bibliothek:Rudolf Steiner/Naturwissenschaft/GA 320 Geisteswissenschaftliche Impulse zur Entwickelung der Physik I/Sechster Vortrag

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SECHSTER VORTRAG

Stuttgart, 29. Dezember 1919

Ich möchte Ihnen doch heute das vorgestern begonnene Prinzipielle weitet auseinandersetzen, weil wir, wenn wir von den am Licht gewonnenen Erfahrungen ausgehen, weiter die Erscheinungen werden beobachten und verstehen können, die sich uns an den anderen Naturerscheinungen, die wir noch betrachten wollen, ergeben können. Ich werde daher heute eine mehr prinzipielle Betrachtung einfügen und das Experimentelle bis morgen verschieben, weil wir eben noch genauer feststellen müssen die Art und Weise, wie wir methodisch unseren Weg verfolgen wollen. Es handelt sich wirklich darum, daß das genau durchgeführt werde, was als Faktisches in den Naturerscheinungen vorliegt. Und um das zu verfolgen, gibt tatsächlich das Licht die meisten Anhaltspunkte.
Nun hat sich ja geschichtlich das ereignet, daß die Menschen verhältnismäßig spät angefangen haben, die Lichterscheinungen zu studieren. Überhaupt, die ganze Art und Weise physikalisch zu denken, wie sie heute in unseren Schulen gegeben ist, reicht kaum hinter das sechzehnte Jahrhundert zurück. Die Art und Weise zu denken über die physikalischen Erscheinungen war vor diesem sechzehnten Jahr hundert eben eine radikal andere. Heute aber wird so stark aufgenommen in der Schule diese Denkweise, daß es wiederum außerordentlich schwierig wird für denjenigen, der durch eine gewisse physikalische Schule gegangen ist, zurückzukehren zu dem rein Tatsächlichen. Man muß sich erst gewöhnen, das rein Tatsächliche - und ich bitte, den Ausdruck nicht bloß in seiner Trivialität aufzufassen - zu fühlen, zu empfinden. Daran muß man sich eigentlich erst gewöhnen. Daher möchte ich ausgehen davon, wie man vergleichen kann die gewohnte schulmäßige Denkweise an einem bestimmten Fall mit demjenigen, was man eigentlich durch ein sachgemäßes Verfolgen des Tatsächlichen gewinnen kann. Ich will von einem einzelnen Fall ausgehen.
Nehmen Sie einmal an, Sie hätten hier den Querschnitt irgendeiner Glasplatte. Durch diese Glasplatte würden Sie beobachten hier irgendein
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Leuchtendes. Ich will die Sache schematisch zeichnen, will statt dieses Leuchtenden einfach, sagen wir, einen leuchtenden Kreis hieher zeichnen. Nun werden Sie, wenn Sie sich wiederum zurückdenken auf
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die Schulbank, sich dabei erinnern, was Sie für die Beobachtung durch das Auge von diesem Punkte aus für diese Erscheinung eigentlich gelernt haben. Da ist Ihnen gesagt worden, von diesem Leuchtenden gingen Strahlen aus - wir wollen auf eine bestimmte Sehrichtung des Auges reflektieren, - das heißt, in der Richtung dieses Strahls dringt das Licht, wie man sagt, aus einem dünneren Medium in ein dichteres Medium ein. Man kann wahrnehmen, wenn man einfach durch schaut und dann vergleicht dasjenige, was sich nach dem Durch-Schauen durch die Platte ergibt, mit demjenigen, was da ist, zunächst, daß das Leuchtende verschoben ist, an einer anderen Stelle erscheint, als es erscheint, ohne daß man es durch eine Platte sieht. Nun sagt man, das rühre davon her, daß das Licht gebrochen werde. Man sagt: Indem das Licht aus einem dünneren in ein dichteres Medium eintritt, müsse man, um die Richtung zu bekommen, in der das Licht gebrochen wird, ein sogenanntes Einfallslot zeichnen, und dann, wenn das Licht seinen Weg sonst, ohne daß es gehindert würde durch ein solches dichteres Mittel, fortsetzen würde, so würde es ja in dieser Richtung gehen:
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aber das Licht wird gebrochen, wie man sagt, und zwar in diesem Falle gebrochen zum Einfallslote, zu dieser Senkrechten, die man im Einfallspunkt errichtet. Und wenn es wiederum austritt, das Licht, wenn man also verfolgt, wie man den Lichtstrahl durch das dichtere Medium durch sieht, müßte man wiederum sagen: Hier ist ein Einfallslot zu errichten, hier würde der Strahl, wenn er seinen Weg fortsetzen würde, so gehen, er wird aber jetzt wiederum gebrochen, und zwar in diesem Falle vom Einfallslote und so stark, daß seine Richtung jetzt parallel ist zur früheren. Wenn das Auge nun so schaut, so verlängert es sich die letzte Richtung und versetzt das Leuchtende eine Strecke höher hinauf; so daß man also, wenn man so durch schaut, annehmen muß: Hier fällt das Licht ein, wird zweimal gebrochen, das eine Mal zum Einfallslot, das andere Mal vom Einfallslot, und es wird dadurch, daß das Auge die innere Fähigkeit hat - oder die Seele oder irgendein Dämon, wie man sagen will -, das Licht hinausversetzt in den Raum, und zwar an eine andere Stelle des Raumes, als es erscheinen würde, wenn man es nicht durch ein brechendes Medium, wie man sagt, sehen würde.
Nun handelt es sich aber darum, folgendes festzuhalten. Sehen Sie, wenn man das Folgende versucht, wenn man versucht, ein wenig Unterschied zu machen zwischen einer etwas, ich will sagen, helleren
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Stelle und einer etwas dunkleren Stelle und dieses anschaut durch das selbe dichtere Mittel, so wird man nicht etwa bloß dieses Hellere nach oben verschoben finden, sondern man wird auch das etwas Dunklere
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nach oben verschoben finden. Man wird den ganzen Komplex, den man hier sieht, verschoben finden. Ich bitte Sie, das wohl zu beachten. Wir sehen hier verschoben ein Dunkleres, das von einem Helleren begrenzt wird, wir sehen das Dunklere nach oben geschoben, und weil es ein helleres Ende hat, so sehen wir das auch mit nach oben geschoben. Sehen Sie, wenn man solch einen Komplex hinstellt, ein Dunkleres und ein Helleres, dann muß man sagen: Es wird eigentlich das Hellere nur als die obere Grenze verschoben. Wenn man abstrahiert einen hellen Fleck, dann spricht man aber oftmals so, als ob nur dieser helle Fleck verschoben würde. Das aber ist ein Unding. Aber auch, wenn ich hier auf diesen hellen Fleck hinschaue, so ist es nicht wahr, daß bloß er verschoben wird, sondern in Wirklichkeit wird dasjenige, was ich da unten das Nichts nenne, auch hinaufverschoben. Dasjenige, was verschoben wird, ist niemals irgend etwas, was ich so abstrakt abgrenzen kann. Wenn ich also das Experiment mache, das Newton gemacht hat, wenn ich einlasse einen Lichtkegel, dieser ab gelenkt wird durch das Prisma, so ist es nicht wahr, daß bloß der Licht kegel verschoben wird, sondern es wird auch dasjenige, von dem von oben her und nach unten hin der Lichtkegel die Grenze ist, das wird nut verschoben. Ich sollte niemals sprechen von irgendwelchen Licht-strahlen oder dergleichen, sondern von verschobenen Lichtbildern oder Lichträumen. Und will ich irgendwo von einem isolierten Licht sprechen, so kann ich davon gar nicht so sprechen, daß ich irgend etwas in der Theorie auf dieses isolierte Licht beziehe, sondern ich muß so sprechen, daß ich mein Gesprochenes zugleich auf das, was angrenzt, beziehe. Nur wenn man so denkt, kann man wirklich fühlen, was da eigentlich vorgeht, wenn man der Entstehung der Farbenerscheinungen gegenübersteht. Man bekommt sonst eben einfach durch seine Denkweise den Eindruck, als ob aus dem Lichte heraus irgendwie die Farben entstünden. Man hat sich vorher den Gedanken zurechtgelegt, daß man es nur mit dem Licht zu tun habe. In Wirklichkeit hat man es nicht mit dem Licht zu tun, sondern mit irgend etwas Hellem, an das an der einen oder andern Seite Dunkelheit an-grenzt. Und ebenso, wie dieses Helle als Raumlicht verschoben wird, ebenso wird das Dunkle verschoben. Aber was ist denn dieses Dunkle,
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was ist es eigentlich? Sehen Sie, dieses Dunkle muß eben auch durch aus real erfaßt werden. Und alles das, was da seit etwa dem sechzehnten Jahrhundert in die neuere Physik eingezogen ist, das konnte nur des halb einziehen, weil man niemals die Dinge zugleich geistig beobachtet hat, weil man immer die Dinge nur nach dem äußeren Sinnenschein beobachtet hat und dann hinzuerfunden hat zur Erklärung dieses Sinnenscheins allerlei Theorien. Sie werden keineswegs in Abrede stellen können, daß, wenn Sie auf Licht schauen, das eine Mal das Licht stärker, das andere Mal schwächer ist. Stärkeres und schwächeres Licht gibt es. Nun handelt es sich darum, zu verstehen, wie dieses Licht, das stärker und schwächer sein kann, sich nun eigentlich zu der Dunkelheit verhält. Der gewöhnliche Physiker denkt heute, es gibt stärkeres und schwächeres Licht, alle möglichen Lichtgrade der Stärke nach, aber eine einzige Dunkelheit, die eben einfach dann da ist, wenn das Licht nicht da ist. Also ist «Schwarz» auf einerlei Weise. So wenig es nur einerlei Helligkeit gibt, ebensowenig gibt es nur einerlei Dunkelheit, und davon zu reden, daß es nur einerlei Dunkelheit gibt, ist so einseitig, wie wenn man sagen würde: Ich kenne vier Menschen. Der eine davon hat ein Vermögen von fünfhundert Mark, der andere ein Vermögen von tausend Mark. Der eine hat also ein größeres Vermögen als der andere. Der dritte aber hat fünfhundert Mark Schulden und der vierte tausend Mark Schulden. Aber was soll ich mich da weiter bekümmern um diesen Unterschied? Das ist schließlich dasselbe. Beide haben eben Schulden. Ich will unterscheiden zwischen den Graden des Vermögens, aber ich will nicht erst unterscheiden zwischen den Graden der Schulden, sondern Schulden sind Schulden. In diesem Falle fällt einem ja die Sache auf, weil ja die Wirkung von fünfhundert Mark Schulden eine geringere ist als die Wirkung von tausend Mark Schulden. Bei der Dunkelheit verhält man sich aber so: Licht hat verschiedene Helligkeitsgrade, Dunkelheit ist Dunkelheit. Das ist es, daß man nicht vorrückt zu einem qualitativen Denken, was uns so sehr hindert, die Brücke zwischen dem Seelisch-Geistigen und dem Körperlichen auf der anderen Seite zu finden. Wenn ein Raum von Licht erfüllt ist, so ist er eben mit Licht von einer bestimmten Stärke erfüllt, wenn ein Raum mit Dunkelheit erfüllt ist, so ist er mit Dunkelheit von
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einer bestimmten Stärke erfüllt, und man muß fortschreiten von dem bloß abstrakten Raum zu demjenigen Raum, der nicht abstrakt ist, sondern in irgendeiner Weise positiv erfüllt ist durch Licht, negativ erfüllt ist durch Dunkelheit. Man kann also gegenüberstehen dem lichterfüllten Raum und kann ihn nennen qualitativ positiv; man kann gegenüberstehen dem dunkelheiterfüllten Raum und kann ihn qualitativ negativ mit Bezug auf die Lichtverhältnisse finden. Beides aber kann mit einem bestimmten Intensitätsgrade, mit einer bestimmten Stärke angesprochen werden. Aber jetzt fragt man sich: Ja, wie unterscheidet sich denn für unser Wahrnehmungsvermögen dieses positive Erfülltsein des Raumes von dem negativen Erfülltsein des Raumes? - Dieses positive Erfülltsein des Raumes, wir brauchen uns nur zu erinnern, wie es ist, wenn wir aufwachen, von Licht umgeben sind, unser subjektives Erleben vereinigen mit demjenigen, was uns als Licht umflutet, wir brauchen diese Empfindung nur zu vergleichen mit demjenigen, was wir empfinden, wenn wir von Dunkelheit um geben sind, und wir werden finden - ich bitte jetzt, das sehr genau ins Auge beziehungsweise in den Verstand zu fassen -, wir werden uns klar werden müssen, daß rein für die Empfindung ein Unterschied besteht in dem Hingegebensein an den lichterfüllten Raum und in dem Hingegebensein an den dunkelheiterfüllten Raum. Nun kann man sich diesen Dingen überhaupt nur durch Vergleiche nähern.
Sehen Sie, man kann vergleichen jene Empfindung, die man hat, wenn man sich mit dem lichterfüllten Raum zusammenfindet, man kann das vergleichen mit einer Art Einsaugen des Lichtes durch unser seelisches Wesen. Wir empfinden ja eine Bereicherung, wenn wir im lichterfüllten Raum sind. Es ist ein Einsaugen des Lichtes. Wie ist es denn mit der Dunkelheit? Da ist genau die entgegengesetzte Empfindung. Die Dunkelheit saugt an uns, die saugt uns aus, der müssen wir uns hingeben, an die müssen wir etwas abgeben. So daß wir sagen können: Die Wirkung des Lichtes auf uns ist eine mitteilende, die Wirkung der Dunkelheit auf uns ist eigentlich eine saugende. Und so müssen wir auch unterscheiden zwischen den hellen und dunklen Farben. Die helleren Farben haben etwas auf uns Losgehendes, das sich uns mitteilt; die dunklen Farben haben etwas, das an uns saugt, dem
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wir uns hingeben müssen. Damit aber kommen wir dazu, uns zu sagen: Irgend etwas aus der Außenwelt teilt sich uns mit, indem Licht auf uns wirkt; irgend etwas wird uns weggenommen, wir werden ausgesaugt, indem Dunkelheit auf uns wirkt. Wir werden - ich habe Sie schon in den Vorträgen auf das aufmerksam gemacht - in einer gewissen Beziehung auch sonst mit Bezug auf unser Bewußtsein ausgesaugt, wenn wir einschlafen. Da hört unser Bewußtsein auf. Es ist eine ganz ähnliche Erscheinung des Aufhörens unseres Bewußtseins, wenn wir uns von den immer helleren Farben her den dunkleren, dem Blau und Violett, nähern. Und wenn Sie sich erinnern an das, was ich Ihnen gesagt habe in diesen Tagen über die Beziehung unseres Seelischen zur Masse, wenn Sie sich erinnern an dieses Hineinschlafen in die Masse, an dieses Aufgesogenwerden des Bewußtseins durch die Masse, dann werden Sie ein Ähnliches empfinden durch das Aufgesogensein des Bewußtseins durch die Dunkelheit, und Sie werden die innere Verwandtschaft herausfinden zwischen dem Dunkelsein des Raumes und jener anderen Erfülltheit des Raumes, die man Materie nennt und die sich als Masse äußert, das heißt, wir werden den Weg zu suchen haben von den Lichterscheinungen hinüber einfach zu den Erscheinungen des materiellen Daseins, und wir haben uns schon den Weg dadurch gebahnt, daß wir zuerst die gleichsam flüchtigen Lichterscheinungen der Phosphoreszenz und Fluoreszenz aufgesucht haben und dann feste Lichterscheinungen. In den festen Lichterscheinungen haben wir bleibende Farben. Wir können diese Dinge nicht einzeln betrachten, wir wollen zunächst einmal den ganzen Komplex der Dinge vor uns hinstellen.
Nun handelt es sich darum, noch folgendes einzusehen. Sehen Sie, wenn man im lichterfüllten Raum ist, so vereinigt man sich in gewisser Weise mit diesem lichterfüllten Raum. Man kann sagen: Etwas in uns schwimmt hinaus in diesen lichterfüllten Raum und vereinigt sich mit ihm. Aber man braucht nur ein klein wenig auf das wirklich Tatbeständliche zu reflektieren, dann wird man einen großen Unterschied finden zwischen diesem Vereinigtsein mit der unmittelbaren lichtflutenden Umgebung und jenem Vereintsein, das man als Mensch auch hat, nämlich mit dem Wärmezustand der Umgebung. Wir nehmen an
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diesem Wärmezustand der Umgebung teil, wir nehmen an ihm teil, indem wir auch etwas wie eine Polarität dieses Wärmezustandes empfinden, das Warme und das Kalte. Aber wir können doch nicht anders, als einen Unterschied wahrnehmen zwischen dem Sichfühlen in dem Wärmezustand der Umgebung und dem Sichfühlen in dem Lichtzustand der Umgebung. Dieser Unterschied ist nicht nur der neueren Physik seit dem sechzehnten Jahrhundert vollständig verlorengegangen, man kann sagen, nicht nur die Unbefangenheit im Unter scheiden des Lichtmiterlebens und des Wärmemiterlebens ist verloren gegangen, sondern man hat darauf hingearbeitet, solche Unterschiede in irgendeiner Art zu verwischen. Wer diesen Unterschied wirklich ins Auge faßt, der im Tatsächlichen ganz einfach gegeben ist, zwischen dem Miterleben des Wärmezustandes und dem Miterleben des Lichtzustandes der Umgebung, der kann zuletzt gar nicht anders als unterscheiden, daß wir an dem Wärmezustand mit unserem physischen scheiden, Leibe beteiligt sind und an dem Lichtzustand eben mit unserem Ätherleibe beteiligt sind. Das Durcheinanderwerfen desjenigen, was wir gewahr werden durch unseren Ätherleib, und desjenigen, was wir ge wahr werden durch unseren physischen Leib, das ist zu einem ganz besonderen Übel geworden für die neuere physikalische Betrachtung seit dem sechzehnten Jahrhundert, und dadurch hat sich nach und nach alles verwischt. Denn sehen Sie, man hat verlernt, namentlich seit die Physik allmählich gekommen ist unter den Newtonschen Einfluß, der eigentlich heute noch immer wirksam ist, man hat verlernt, Tat bestände unmittelbar auszusprechen. Einzelne Menschen haben ja wiederum versucht, auf das Unmittelbare der Tatbestände hinzuweisen, Goethe im Großen, und Menschen wie zum Beispiel Kirchhoff in einer mehr theoretischen Weise. Aber im ganzen hat man eigentlich verlernt, die Aufmerksamkeit rein auf die Tatbestände zu richten. Und so hat man zum Beispiel im Sinne von Newton den Tatbestand auf gefaßt, daß materielle Körper, die sich in der Nähe von anderen materiellen Körpern befinden, auf diese anderen materiellen Körper hin fallen unter entsprechenden Voraussetzungen. Man hat dieses zu geschrieben einer Kraft, die von dem einen Körper ausgeht und auf den anderen ausgeübt wird, der Schwerkraft. Sie können sich aber
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überlegen, soviel Sie wollen, und Sie werden niemals dasjenige, was man unter dem Worte Schwerkraft versteht, unter die Tatbestände rechnen können. Wenn ein Stein zur Erde fällt, so ist der Tatbestand lediglich der, daß er sich der Erde nähert. Sie sehen ihn an einem Orte, sehen ihn an einem zweiten Orte, an einem dritten Orte usw. Wenn Sie sagen: Die Erde zieht den Stein an, so denken Sie zum Tatbestand etwas hinzu, Sie sprechen die Erscheinung, das Phänomen nicht mehr rein aus. Dies hat man sich immer mehr und mehr abgewöhnt, die Er¬scheinung rein auszusprechen, aber es kommt darauf an, die Erscheinung rein auszusprechen. Denn spricht man die Erscheinungen nicht rein aus, sondern geht man über zu erdachten Erklärungen, dann kann man die verschiedensten erdachten Erklärungen finden, die oftmals das gleiche erklären. Nehmen Sie also an, Sie haben zwei - meinetwillen -Weltenkörper, so können Sie sagen: Diese beiden Weltenkörper ziehen sich gegenseitig an, sie senden da so etwas Unbekanntes wie eine Kraft in den Raum hinaus und ziehen sich gegenseitig an. Sie brauchen
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aber nicht zu sagen: Diese Körper ziehen sich gegenseitig an, sondern Sie können sich auch sagen: Hier ist der eine Körper, hier ist der andere Körper, hier sind viele andere kleine Körperchen, meinetwillen sogar Ätherteilchen, hierzwischen auch; diese Ätherteilchen sind in Bewegung, bombardieren die beiden Weltenkörper, das bombardiert so hin, das so her, und was dazwischen ist, fliegt hin und her und bombardiert auch. Nun ist die Angriffsfläche hier eine größere als
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die da drinnen. Daher wird da drinnen weniger bombardiert, außen wird mehr bombardiert. Die Folge davon ist, daß sich die Weltenkörper einander nähern, sie werden gegeneinander gestoßen durch
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den Unterschied, der besteht zwischen der Anzahl der Stöße, die zwischendrinnen ausgeführt werden, und der Anzahl der Stöße, die außen ausgeführt werden. Es hat Menschen gegeben, die die Schwerkraft so erklärt haben, daß sie gesagt haben: Da ist eine Fernkraft, die die Körper anzieht -, und es hat Menschen gegeben, die gesagt haben: Das ist ein Unsinn. Es ist das ganz undenkbar, die Wirkung der Kraft in die Ferne anzunehmen. Also, nehmen wir den Raum durch den Äther erfüllt an, und nehmen wir dieses Bombardieren dazu, dann werden die Massen gegeneinander gesprudelt. - Neben diesen Erklärungen gibt es noch alle möglichen Erklärungen. Es ist das nur ein Musterbeispiel, wie nicht gesehen wird heute auf das wirkliche Phänomen, sondern wie hinzugedacht werden allerlei Erklärungen. Was liegt aber dem eigentlich zugrunde? Ja, sehen Sie, dieses Hinzudenken von allerlei unbekannten Agenzien, illusorischen Energien, die allerlei tun, das erspart einem etwas. Selbstverständlich ist es ebenso hinzugedacht, was man hier als Stöße hinzutheoretisiert, wie dasjenige, was man als Fernkräfte hinzutheoretisiert. Aber es überhebt einem dieses Hinzudenken einer Annahme, die heute den Menschen furchtbar unange nehm ist. Denn sehen Sie, es ist immer so, daß man fragen muß, wenn da zwei voneinander unabhängige Weltenkörper sind, die sich nähern, die zeigen, daß es zu ihrer Wesenheit gehört, sich zu nähern, ja, dann muß etwas zugrunde liegen, was das Nähern bewirkt. Es muß irgend eine Begründung für das Nähern da sein. Nun ist das Einfachere, man denkt Kräfte hinzu, als daß man sich sagt, es gibt noch einen anderen Weg, nämlich den Weg, die Weltenkörper nicht unabhängig voneinander zu denken. Wenn ich zum Beispiel die Hand an meine Stirne lege, so wird es mir nicht einfallen zu sagen: Meine Stirne zieht die Hand an, sondern ich werde sagen: Das ist ein innerer Akt, der aus geübt wird durch dasjenige, was seelisch-geistig zugrunde liegt. Es ist eben meine Hand von meiner Stirne nicht unabhängig, das sind nicht eigentlich zwei Dinge, die Hand und die Stirne. Ich komme nur dazu, die Sache richtig zu betrachten, wenn ich mich als Ganzes betrachte. Ich betrachte nicht eigentlich eine Realität, wenn ich sage: Da ist ein Kopf, da sind zwei Arme mit den Händen daran, da ist ein Rumpf, da sind zwei Beine. Nein, das ist keine vollständige Betrachtung,
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sondern eine vollständige Betrachtung ist es, wenn ich den ganzen einheitlichen Organismus schildere, wenn ich die Dinge so schildere, daß sie zusammengehören, das heißt, ich habe die Aufgabe, nicht bloß dasjenige, was ich sehe, zu schildern, sondern ich habe die Aufgabe, nachzudenken über die Realität desjenigen, was ich sehe. Dadurch, daß ich etwas sehe, ist es eben noch kein Reales. Ich habe, weil ich solche Dinge oftmals auch in anderen Vorträgen andeutete, das Folgende wiederholt gesagt: Nehmen Sie einen Steinsalzwürfel. Dieser ist in gewisser Beziehung ein Ganzes - alles ist in gewisser Beziehung ein Ganzes. Er kann durch den Komplex desjenigen, was er ist innerhalb seiner sechs Flächen, bestehen. Wenn Sie aber eine Rose anschauen, die Sie abgeschnitten haben, so ist diese Rose kein Ganzes, denn die kann nicht in derselben Weise durch den Komplex dessen, was in ihr ist, bestehen wie der Steinsalzwürfel, sondern die Rose kann nur be stehen dadurch, daß sie am Rosenstock ist. Daher ist die abgeschnittene Rose, obzwar Sie sie ebensogut wahrnehmen wie den Steinsalzwürfel, eine reale Abstraktion, sie ist etwas, das für sich gar nicht als Realität angesprochen werden darf. Daraus folgt etwas außerordentlich Er¬hebliches, daraus folgt, daß wir jeder Erscheinung gegenüber nach-forschen müssen, inwiefern sie eine Realität ist oder inwieferne sie nur etwas Herausgeschnittenes ist aus einem Ganzen. Wenn Sie die Sonne und den Mond oder die Sonne und die Erde für sich betrachten, so können Sie natürlich ebensogut eine Schwerkraft hinzuerfinden, eine Gravitation, wie Sie eine Gravitation erfinden, daß meine Stirne die rechte Hand anzieht. Aber Sie betrachten Dinge, die kein Ganzes sind, sondern die Glieder des ganzen planetarischen Systems sind, wenn Sie die Sonne und die Erde und den Mond betrachten.
Das, sehen Sie, ist das Wichtigste, daß man beobachtet, inwieferne etwas ein Ganzes ist oder aus einem Ganzen herausgeschnitten ist. Unzähliges, was eigentlich ganz irrtümlich ist, entsteht dadurch, daß man dasjenige, was nur eine Teilerscheinung ist in einem andern, als ein Ganzes betrachtet. Aber sehen Sie, man hat sich durch dieses Be¬trachten der Teilerscheinungen und durch das Hinzuerfinden der Energien erspart, das Leben des Planetensystems zu betrachten. Das heißt, man hat darnach gestrebt, dasjenige in der Natur, was Teil ist, wie ein
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Ganzes zu betrachten und dann alles dasjenige, was als Wirkungen entsteht, einfach durch Theorien entstehen zu lassen. Ich will dasjenige, was hier eigentlich vorliegt, Ihnen zusammenfassen mit dem Folgenden. Sehen Sie, es kommt darauf an, daß wir uns bei allem, was uns in der Natur entgegentritt, fragen: Zu welchem Ganzen gehört es, oder ist es selbst ein Ganzes? - Und wir werden zuletzt nur in einer gewissen Beziehung Ganzheiten finden, denn auch ein Steinsalzwürfel ist nur in einer gewissen Beziehung eine Ganzheit, auch er kann nicht bestehen, ohne daß ein bestimmter Temperaturgrad da ist oder andere Verhältnisse da sind. Bei einem anderen Temperaturgrad würde er nicht bestehen können. Wir haben eigentlich überall die Notwendig keit, nicht so zerstückelt die Natur zu betrachten, wie das gemeiniglich geschieht.
Nun, sehen Sie, nur dadurch, daß man die Natur so zerstückelt betrachtet, ist man in die Lage gekommen seit dem sechzehnten Jahrhundert, jenes sonderbare Gebilde hinzustellen, das man universelle unorganische, leblose Natur nennt. Diese unorganische, leblose Natur gibt es nämlich gar nicht, so wenig es Ihr Knochensystem ohne Ihr, sagen wir, Blutsystem gibt. Wie das Knochensystem sich nur heraus-kristallisiert aus Ihrem übrigen Organismus, so gibt es nicht die so genannte unorganische Natur ohne die zugrunde liegende ganze Natur, ohne die seelische und geistige Natur. Diese leblose Natur ist das her ausgegliederte Knochensystem der ganzen Natur, und es ist unmöglich, die unorganische Natur für sich selbst zu betrachten, wie man begonnen hat seit dem sechzehnten Jahrhundert, sie für sich selbst zu betrachten in der Newtonschen Physik. Aber diese Newtonsche Physik, sie ist darauf ausgegangen, rein herauszuschälen diese sogenannte unorganische Natur. Diese ist nur vorhanden als unorganische Natur, wenn wir selbst Maschinen machen, wenn wir selbst aus den Teilen der Natur etwas zusammensetzen. Aber das ist radikal verschieden von dem, wie das sogenannte Unorganische in der Natur selbst drinnen-steht. Es gibt ein einziges wirklich Unorganisches, das sind unsere Maschinen, und zwar nur insofern wir sie durch Kombination der Naturkräfte zusammenstellen. Eigentlich nur das Zusammengestellte daran ist das Unorganische. Ein anderes Unorganisches gibt es nur als
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Abstraktion. Aber aus dieser Abstraktion ist die moderne Physik ent standen. Sie ist nichts weiter als Abstraktion, die dasjenige, was sie abstrahiert hat, für eine Realität hält, und die dann alles, was sich ihr darbietet, nach ihrer theoretischen Annahme erklären will. Nun sehen Sie, in Wirklichkeit kann man aber eigentlich nicht anders, als sich seine Begriffe, seine Ideen bilden an demjenigen, was man äußerlich an der Sinneswelt gegeben hat.
Nun hat man für ein Erscheinungsgebiet, ich möchte sagen, eine äußerst bequeme Tatsache gegeben: Wenn man eine Glocke anschlägt und etwa irgendeine leichte, bewegliche Vorrichtung in die Nähe der Glocke bringt, so kann man daran anschaulich machen, daß diese Glocke, welche tönt, auch in ihren Teilen schwingt. Wenn man ein Pfeifenrohr nimmt, so kann man anschaulich machen, daß die Luft im Rohre schwingt, und man wird aus der Bewegung der Luft- oder Glockenteilchen einen Zusammenhang konstatieren können für die Tonerscheinungen, die Schallerscheinungen, zwischen den Schwingungen, die ein Körper oder die Luft macht, und den Wahrnehmungen des Tones. Für dieses Erscheinungsfeld liegt gewissermaßen offen zutage, daß wir es zu tun haben in der Umgebung mit Schwingungen, wenn wir Töne hören. Wir können uns sagen: Ohne daß die Luft in unserer Umgebung schwingt, werden wir nicht Töne hören. Es besteht also ein Zusammenhang - über ihn werden wir morgen noch sprechen - zwischen den Luftschwingungen und den Tönen.
Nun sehen Sie, wenn man nun so ganz abstrakt vorgeht, so kann man sagen: Man nimmt den Ton durch die Gehörorgane wahr. An dem Gehörorgan stoßen die Luftschwingungen auf. Wenn sie auf-stoßen, so nimmt man den Ton wahr. Und nun kann man, da das Auge doch auch ein Sinnesorgan ist, durch das Auge die Farben wahr¬nehmen und sagen: Da muß etwas Ähnliches vorliegen, also muß da auch irgend etwas von einer Schwingung anschlagen an das Auge. Aber die Luft kann es nicht sein, das stellt sich sehr bald heraus. So ist es der Äther. Also, man bildet, ich möchte sagen, durch ein reines Analogiespiel die Vorstellung aus: Wenn die Luft an unser Ohr anschlägt und wir einen Ton empfinden, so besteht ein Zusammenhang zwischen der schwingenden Luft und der Tonempfindung. Wenn der
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hypothetische Äther mit seinen Schwingungen an unser Auge anstößt, so vermittelt sich in ähnlicher Weise eine Lichtempfindung durch diesen schwingenden Äther. Wie er schwingt, dieser Äther, darauf sucht man zu kommen durch Erscheinungen, wie wir sie experimentell in diesen Vorträgen kennengelernt haben. Das heißt, man denkt sich eine Ätherwelt und rechnet aus, wie es in diesem Äthermeer zugehen soll. Man rechnet etwas aus, was sich auf irgendeine Entität bezieht, die man selbstverständlich nicht wahrnehmen kann, die man nur theoretisch annehmen kann.
Nun ist, wie Sie schon aus den Kleinigkeiten gesehen haben, die wir experimentell durchgemacht haben, dasjenige, was innerhalb der Lichtwelt vorgeht, etwas außerordentlich Kompliziertes, und bis in gewisse Zeiten der neueren physikalischen Entwickelung hat man angenommen, hinter all dem, oder eigentlich in all dem, müßte man sagen, was sich da als Lichtwelt, als Farbenwelt auslebt, ist ein schwingender Äther, ein feiner elastischer Stoff. Da man die Gesetze, wonach elastische Körper aufeinander aufprallen und sich abstoßen, leicht kennen kann, so kann man berechnen, was da diese kleinen schwingenden Kobolde im Äther tun, indem man sie einfach als elastische kleine Körper betrachtete, indem man den Äther gewissermaßen als etwas in sich Elastisches sich vorstellte. Man kann da kommen bis zu Erklärungen jener Erscheinungen, die wir uns vorgeführt haben, wo wir ein Spektrum bilden. Es werden einfach verschiedene Arten von Ätherschwingungen auseinandergelöst, die dann in den verschiedenen Farben uns erscheinen. Man kann auch durch ein gewisses Rechnen dahin kommen, jenes Auslöschen, das wir uns vorgestern vorgeführt haben, zum Beispiel der Natriumlinie, sich aus der Elastizität des Äthers heraus begreiflich zu machen.
Nun aber sind in der neueren Zeit zu diesen Erscheinungen andere hinzugetreten. Man kann ein Lichtspektrum entwerfen, die Natriumlinie darinnen auslöschen oder erzeugen - wie Sie wollen -, die schwarze Linie erzeugen, und man kann dann außerdem, daß man dann diesen ganzen Komplex erzeugt hat, auch noch in den Lichtzylinder in einer bestimmten Weise den Elektromagneten hinein wirken lassen, und siehe da, es geschieht eine Wirkung von dem
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Elektromagneten auf die Lichterscheinung. Die Natriumlinie wird an ihrer Stelle ausgelöscht und zwei andere zum Beispiel entstehen, rein durch die Wirkung der Elektrizität, die immer etwas mit magnetischen Wirkungen verknüpft ist. Also, es entsteht eine Wirkung desjenigen, was wir als elektrische Kräfte beschrieben bekommen, auf jene Vor¬gänge, die man als Lichterscheinungen sieht und hinter denen man sich den bloßen elastischen Äther denkt. Daß man da die Wirkung der Elektrizität auf diese Lichterscheinung wahrgenommen hat, das führte nun dazu, eine Verwandtschaft anzunehmen zwischen den Licht- und den magnetisch-elektrischen Erscheinungen. So ist in der neueren Zeit ein wenig Erschütterung gekommen. Früher konnte man sich aufs Faulbett legen, weil man diese Wechselwirkung noch nicht wahr genommen hatte. Jetzt aber mußte man sich sagen: Es muß das eine mit dem anderen etwas zu tun haben. - Das hat dazu geführt, daß eine große Anzahl von Physikern gegenwärtig in diesem, was sich da als Licht ausbreitet, auch eine elektromagnetische Wirkung sehen, daß es eigentlich elektromagnetische Strahlen sind, was da durch den Raum geht. Nun denken Sie sich, was da passiert ist. Da ist folgendes passiert: Man hat früher angenommen, man wisse, was hinter den Licht-und Farbenerscheinungen sei: Schwingungen, Undulationen im elastischen Äther. Jetzt ist es dahin gekommen dadurch, daß man die Wech¬selwirkungen zwischen Licht und Elektrizität kennengelernt hat, daß man das, was da eigentlich schwingt, als Elektrizität ansehen muß, als fortstrahlende Elektrizität - bitte fassen Sie die Sache ganz genau! Das Licht, die Farben will man erklären. Diese führt man zurück auf schwingenden Äther. Da geht etwas durch den Raum. Jetzt glaubte man, man hätte gewußt, was das Licht eigentlich ist - Schwingungen des elastischen Äthers. Jetzt kam man in die Notwendigkeit zu sagen: Was aber die Schwingungen des elastischen Äthers sind, sind elektrisch-magnetische Strömungen. Nun weiß man sogar genauer als früher, was das Licht ist. Es sind elektrisch-magnetische Strömungen, nur weiß man nicht, was diese elektrisch-magnetischen Strömungen sind. Man hat also den schönen Weg gemacht, eine Hypothese an¬zunehmen, das Sinnliche durch das unbekannte Übersinnliche des undulierenden Äthers zu erklären. Man ist nach und nach gezwungen
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worden, dieses Übersinnliche wiederum auf ein Sinnliches zurück zuführen, aber sich zu gleicher Zeit zu gestehen, daß man nicht weiß, was das nun ist. Es ist in der Tat ein höchst interessanter Weg, der da beschritten worden ist von einem hypothetischen Suchen eines Unbekannten zu dem Erklären dieses Unbekannten durch ein anderes Un¬bekanntes. Der Physiker Kirchhoff hat sich eigentlich entsetzt gesagt: Wenn diese neueren Erscheinungen notwendig machen, daß man an den Äther mit seinen Schwingungen nicht mehr glauben kann, dann ist das kein Vorteil für die Physik, und Helmholtz zum Beispiel, als er diese Erscheinungen kennenlernte, der sagte: Gut, man kommt natürlich nicht darüber hinweg, das Licht als eine Art elektrisch-magnetischer Strahlung zu betrachten. Dann muß man halt diese wie der zurückführen auf die Schwingungen des elastischen Äthers. Zuletzt wird es doch so kommen. - Das Wesentliche ist, daß man eine ehrliche Undulationserscheinung, das Schwingen der Luft, wenn wir Töne wahrnehmen, rein analogisch übertragen hat in ein Gebiet hin ein, in dem die ganze Annahme eben durchaus eine hypothetische ist. Ich mußte Ihnen diese prinzipielle Auseinandersetzung geben, da mit wir nun rasch hintereinander durchlaufen können das Wichtigste, was uns die Erscheinungen darbieten, die wir dann betrachten wollen. Ich habe vor, in den Stunden, die noch bleiben, nachdem wir uns diese Unterlage jetzt gebildet haben, mit Ihnen zu besprechen die Schallerscheinungen, die Wärmeerscheinungen und die elektromagnetischen Erscheinungen und dasjenige, was diese Erscheinungen wiederum zu rückwerfen auf die optischen Erscheinungen.