Unfehlbarkeitsdogma und Aeterni patris: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Popepiusix.jpg|mini|Papst [[Wikipedia:Pius IX.|Pius IX.]] verkündete 1854 das Dogma von der ''[[Unbefleckte Empfängnis|Unbefleckten Empfängnis]] [[Maria (Mutter Jesu)|Marias]]'' und 1870 das Dogma von der ''Unfehlbarkeit des Papstes''.]]
Die [[Wikipedia:Enzyklika|Enzyklika]] '''Aeterni patris''', die Papst [[Wikipedia:Leo XIII.|Leo XIII.]] am [[Wikipedia:4. August|4. August]] [[Wikipedia:1879|1879]] veröffentlichte, stellte der „falschen“ Philosophie, die Ursprung privater wie sozialer Übel sei, die „gesunde“ entgegen, die den Glauben vorbereite, seine Annahme als vernünftig erweise, ihn tiefer erfassen lasse und verteidige. Besonders geht Leo XIII. auf die Philosophie des heiligen [[Wikipedia:Kirchenlehrer|Kirchenlehrer]]s [[Thomas von Aquin]] ein, der das Erbe der Väter und die Philosophie der Antike aufgenommen und geistig durchdrungen habe. Die Kirche erkennt ihm einen Primat der Lehre zu. Die Enzyklika gab der [[Wikipedia:Neuscholastik|Neuscholastik]] starke Impulse.
Das '''Unfehlbarkeitsdogma''' der [[Katholische Kirche|katholischen Kirche]] wurde auf dem [[Wikipedia:Erstes Vatikanisches Konzil|Ersten Vatikanischen Konzil]] mit der dogmatischen Konstitution [[Wikipedia:Pastor Aeternus|Pastor Aeternus]] am [[Wikipedia:18. Juli|18. Juli]] [[Wikipedia:1870|1870]] von [[Wikipedia:Papst|Papst]] [[Wikipedia:Pius IX.|Pius IX.]] verkündet. Es wurde damit die '''Unfehlbarkeit des Papstes''' (''Infallibilität'', von {{laS|''Infallibilitas''}}) für alle in seinem Amt als „Lehrer aller Christen“ [[Wikipedia:ex cathedra|ex cathedra]] als [[Dogma]] verkündeten [[Glaube]]ns- und [[Sitte]]nlehren als unfehlbarer Glaubensatz festgeschrieben, wobei allerdings nur solche Lehren verkündet werden dürfen, die im Einklang mit der [[Bibel]] und der apostolischen Tradition stehen. Es sollte damit dem Papst eine Letztentscheidung bei Glaubensstreitigkeiten eingeräumt werden. Die [[Theologie|theologische]] Grundlage dazu bildet die Annahme, dass der allmächtige [[Gott]] aus bestimmten Gründen und zu bestimmten Gelegenheiten auch dem [[an sich]] fehlbaren [[Mensch]]en die Unfehlbarkeit verleihen könne. Das Unfehlbarkeitsdogma wurde wie folgt definiert:
 
{{Zitat|Itaque Nos traditioni a fidei Christianae exordio perceptae fideliter inhaerendo, ad Dei Salvatoris nostri gloriam, religionis Catholicae exaltationem et Christianorum populorum salutem, sacro approbante Concilio, docemus et divinitus revelatum dogma esse definimus: Romanum Pontificem, cum ex Cathedra loquitur, id est, cum omnium Christianorum Pastoris et Doctoris munere fungens, pro suprema sua Apostolica auctoritate doctrinam de fide vel moribus ab universa Ecclesia tenendam definit, per assistentiam divinam, ipsi in beato Petro promissam, ea infallibilitate pollere, qua divinus Redemptor Ecclesiam suam in definienda doctrina de fide vel moribus instructam esse voluit; ideoque eiusmodi Romani Pontificis definitiones ex sese, non autem ex consensu Ecclesiae irreformabiles esse. Si quis autem huic Nostrae definitioni contradicere, quod Deus avertat, praesumpserit; anathema sit.<ref>CONSTITUTIO DOGMATICA PASTOR AETERNUS: ''DE ROMANI PONTIFICIS INFALLIBILI MAGISTERIO'' [http://w2.vatican.va/content/pius-ix/la/documents/constitutio-dogmatica-pastor-aeternus-18-iulii-1870.html]</ref>|Übersetzung=Zur Ehre Gottes, unseres Heilandes, zur Erhöhung der katholischen Religion, zum Heil der christlichen Völker lehren und erklären wir endgültig als von Gott geoffenbarten Glaubenssatz, in treuem Anschluss an die vom Anfang des christlichen Glaubens her erhaltene Überlieferung, unter Zustimmung des heiligen Konzils: Wenn der Römische Papst in höchster Lehrgewalt ''(ex cathedra)'' spricht, das heißt: wenn er seines Amtes als Hirt und Lehrer aller Christen waltend in höchster apostolischer Amtsgewalt endgültig entscheidet, eine Lehre über Glauben oder Sitten sei von der ganzen Kirche festzuhalten, so besitzt er aufgrund des göttlichen Beistandes, der ihm im heiligen Petrus verheißen ist, jene Unfehlbarkeit, mit der der göttliche Erlöser seine Kirche bei endgültigen Entscheidungen in Glaubens- und Sittenlehren ausgerüstet haben wollte. Diese endgültigen Entscheidungen des Römischen Papstes sind daher aus sich und nicht aufgrund der Zustimmung der Kirche unabänderlich. Wenn sich jemand — was Gott verhüte — herausnehmen sollte, dieser unserer endgültigen Entscheidung zu widersprechen, so sei er ausgeschlossen.|ref=<ref>Josef Neuner S.J., Heinrich Roos S.J.: Der Glaube der Kirche in den Urkunden der Lehrverkündigung. Vierte verbesserte Auflage, herausgegeben von Karl Rahner S.J. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 1954, S. 234f (Glaubenssatz 388)</ref>}}
 
Das Dogma blieb nicht unwidersprochen und führte zur Abspaltung der [[Wikipedia:Altkatholische Kirche|Altkatholischen Kirche]]. Es wird in der Praxis auch nur äußerst selten angewendet. Papst [[Wikipedia:Benedikt XVI.|Benedikt XVI.]] äußerte sich zur Unfehlbarkeit mit folgenden Worten: „…&nbsp;aber ich möchte auch sagen, daß der Papst kein Orakel und – wie wir wissen – nur in den seltensten Fällen unfehlbar ist.“<ref>{{Internetquelle|url=http://www.kath.net/detail.php?id=11323|titel=Der Papst ist kein Orakel …|werk=kath.net – Katholische Nachrichten|datum=24.08.2005|zugriff=06.02.2017}}</ref>
 
[[Rudolf Steiner]] bemerkte bezüglich des Unfehlbarkeitsdogmas:
 
{{GZ|Sie wissen - um etwas Naheliegendes zu erwähnen -, in einem bestimmten
Zeitpunkt wurde fixiert das Dogma der sogenannten Infallibilität.
Dieses Dogma der Infallibilität — das ist nun das Wichtige -
wird von vielen Menschen akzeptiert, angenommen. Derjenige, der nun
ein wirklicher Christ ist, kann sich überlegen: Wie ist es mit diesem
Dogma der Infallibilität? - Er kann sich zum Beispiel die Frage vorlegen:
Was würden die ersten Kirchenväter, die noch näher dem ursprünglichen
Sinne des Christentums gestanden haben, zu dem Dogma
der Infallibilität gesagt haben? - Sie würden es eine Gotteslästerung genannt
haben! Und damit würde man im christlichen Sinne wohl auch die
Sache treffen können. Damit würde man aber hingedeutet haben auf ein
außerordentlich wirksames okkultes Mittel, nämlich durch etwas im
eminentesten Sinne Widerchristliches Glauben zu erwecken. Aber dieser
Glaube ist ein wichtiger okkulter Impuls nach einer bestimmten
Seite hin, um loszukommen von der normalen christlichen Entwickelung.
Sie sehen, man kann an Nächstes rühren, und man findet überall
in der Welt okkulte Impulse.|174|232}}
 
{{GZ|Die Sache hat begonnen mit den Erklärungen des Dogmas der
Conceptio immaculata, und sie fand dann außerordentlich subtil und
geistvoll eine weitere Steigerung in der Enzyklika und in dem Syllabus
der sechziger Jahre, in denen durch Pius IX. alles moderne Denken in
achtzig Artikeln als häretisch erklärt worden ist. Eine weitere bedeutsame
Steigerung, wiederum außerordentlich geistvoll und historisch
konsequent, lag dann in der Erklärung des Infallibilitätsdogmas, in der
Erklärung des Unfehlbarkeitsdogmas. Der nächste innerlich außerordentlich
konsequente Schritt war die Enzyklika «[[Aeterni patris]]», jene
Enzyklika, welche die Lehre des Thomas von Aquino als die offizielle
Lehre der römisch-katholischen Geistlichkeit erklärte. Und die vorläufige
Krönung des ganzen Gebäudes ist der [[Antimodernisteneid]], der
ja im wesentlichen nichts anderes ist als eine Übertragung desjenigen,
was intellektuell immer da war, in die Emotionssphäre des Menschen,
in die Willens- und Gemütssphäre des Menschen. Was immer anerkannt
werden mußte, das muß seit dem Jahre 1910 auch noch beschworen
werden.|198|102f}}
 
Als besonders bedenklich sah Steiner das „Unfehlbarkeitsdogma“ an, das im gegenwärtigen Zeitalter des [[Intellektualismus]] vielfach den [[wissenschaft]]lichen [[Autorität]]en zugebilligt wird:
 
{{GZ|Ich sage mit vollem Bewußtsein:
der Intellektualismus ist der Vater des Fanatismus —, denn
in keiner Religionsgenossenschaft gab es jemals einen so großen
Fanatismus wie bei den modernen Wissenschaftsgenossen. Man
muß nur alles das kennen, was durch solche Strömungen pulst. Man
muß erkennen, wie weit entfernt derjenige sein kann von dem Zugeständnis
der Infallibilität des römischen Papstes, der unbesieglich an
die Infallibilität des Professors glaubt oder gar an das Abstraktum
«moderne Wissenschaft». Der Glaube an diese Dinge ist so groß,
weil man sich dessen gar nicht bewußt ist, daß er überhaupt vorhanden
ist, weil man den Glauben daran für eine Selbstverständlichkeit
hält. Man bemerkt gar nicht, wie man auf diesem Gebiet in einem
Maximum von Fanatismus steckt.|343a|608}}


== Weblinks ==
* [http://www.stjosef.at/dokumente/aeterni_patris.htm Enzyklika ''Aeterni Patris'' auf Deutsch]
== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Rudolf Steiner]]: ''Zeitgeschichtliche Betrachtungen. Das Karma der Unwahrhaftigkeit – Zweiter Teil'', [[GA 174]] (1983), ISBN 3-7274-1740-4 {{Vorträge|174}} - Rudolf Steiner in der GA 173c („Zeitgeschichtliche Betrachtungen - Band III - Die Wirklichkeit okkulter Impulse“), S. 180
* [[Wikipedia:Wolfgang Kluxen|Wolfgang Kluxen]]: ''Aeterni Patris Unigenitus.'', in: Walter Kasper (Hrsg.): ''Lexikon für Theologie und Kirche.'' (LThK) - Freiburg im Breisgau; Basel; Rom: Herder, 3. Auflage,  Bd. 1. ''A - Barcelona.'', 1993, ISBN 3-451-22001-6, Sp. 187 (kurzer Lexikonbeitrag mit drei Literaturangaben).
* [[Rudolf Steiner]]: ''Heilfaktoren für den sozialen Organismus'', [[GA 198]] (1984), ISBN 3-7274-1980-6 {{Vorträge|198}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II'', [[GA 343a]] (1993), ISBN 3-7274-3430-9 {{Vorträge|343a}}
* Pietro Archiati: ''Christentum oder Christus?'', Vlg. am Goetheanum, Dornach 1995
 
{{GA}}
 
== Weblinks ==
* [https://www.spiegel.de/geschichte/dogma-der-unfehlbarkeit-1870-ein-papst-kann-niemals-irren-a-f1f64bda-2edb-4a2f-b326-777008ddb930?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE Vor 150 Jahren: Das Unfehlbarkeitsdogma] Weblink
 
== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:Dogma|V]]
[[Kategorie:Christentum]] [[Kategorie:Papst]] [[Kategorie:Enzyklika]]

Version vom 6. Februar 2017, 20:13 Uhr

Die Enzyklika Aeterni patris, die Papst Leo XIII. am 4. August 1879 veröffentlichte, stellte der „falschen“ Philosophie, die Ursprung privater wie sozialer Übel sei, die „gesunde“ entgegen, die den Glauben vorbereite, seine Annahme als vernünftig erweise, ihn tiefer erfassen lasse und verteidige. Besonders geht Leo XIII. auf die Philosophie des heiligen Kirchenlehrers Thomas von Aquin ein, der das Erbe der Väter und die Philosophie der Antike aufgenommen und geistig durchdrungen habe. Die Kirche erkennt ihm einen Primat der Lehre zu. Die Enzyklika gab der Neuscholastik starke Impulse.

Weblinks

Literatur

  • Wolfgang Kluxen: Aeterni Patris Unigenitus., in: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. (LThK) - Freiburg im Breisgau; Basel; Rom: Herder, 3. Auflage, Bd. 1. A - Barcelona., 1993, ISBN 3-451-22001-6, Sp. 187 (kurzer Lexikonbeitrag mit drei Literaturangaben).