Sefer Jetzira und Folter: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Yetzirah wheel bw.png|thumb|Jetzira - die ''Welt der Formgebung'', wie sie im [[Sefer Jetzira]] beschrieben wird.]]
Die '''Folter''', '''Marter''' oder '''Tortur''', das gezielte Zufügen von [[psychisch]]em oder [[physisch]]em [[Leid]], um den [[Wille]]n des Gefolterten zu brechen, Aussagen zu erpressen, einzuschüchtern und zu bestrafen, ist häufig bewusst oder unbewusst mit starken [[Schwarze Magie|schwarzmagischen]] Wirkungen verbunden. Obwohl die Folter international geächtet ist<ref>[http://www.institut-fuer-menschenrechte.de/fileadmin/user_upload/PDF-Dateien/Pakte_Konventionen/CAT/cat_de.pdf Art.&nbsp;1 Abs.&nbsp;1 des „Übereinkommens gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe“]; abgerufen am 8. April 2017</ref>, wird sie auch heute noch weltweit mit immer raffinierteren Mittel eingesetzt.
Das '''Sefer Jetzira''' ([[Hebräische Sprache|hebr.]]: &#1505;&#1508;&#1512; &#1497;&#1510;&#1497;&#1512;&#1492;, ''„Buch der Formgebung“''; auch übersetzt als ''Buch der Schöpfung''<ref name="Jetzira">Die gelegenlich gebrauchte Übersetzung als ''Buch der Schöpfung'' ist etwas irreführend, denn als [[Welt der Schöpfung]] ([[Hebräische Sprache|hebr.]] עולם בריאה, ''Olam Briah'') wird zu Recht die [[Astralwelt]] bezeichnet, in der sich die Ereignisse abspielen, die im ersten Schöpfungsbericht der [[Wikipedia:Genesis|Genesis]] geschildert werden. Das ''Sefer Jetzira'' bezieht sich hingegen auf Strukturen und Ereignisse in der [[Ätherwelt]].</ref>) gilt als das älteste eigenständig überlieferte Werk der [[Kabbala]]. [[Jetzira]] steht in der [[jüdisch]]en [[Geheimlehre]] für die [[Ätherwelt]]<ref name="Jetzira" />. Das Buch stellt die wesentlichen Elemente der [[Schöpfung]] in ihrer Entstehung ([[Kosmogonie]]) und ihrer Struktur ([[Kosmologie]]) dar. Diese Elemente sind die 10 Urziffern ([[Sephiroth]]) und die 22 Buchstaben des [[Hebräisches Alphabet|hebräischen Alphabets]].  


== Entstehung und Geschichte ==
Die [[Schwarzmagier]] stehen in engem Zusammenhang mit dem Sonnen- bzw. Erdendämonium [[Sorat]]:


Nach [[Judentum|jüdischer]] [[Wikipedia:mündliche Überlieferung|mündlicher Tradition]] gilt als Autor des Werks der biblische [[Abraham]], der es bei seiner [[Einweihung]] durch [[Melchisedek]] empfangen habe<ref>{{Literatur
{{GZ|Nun haben wir noch eine dritte Erscheinung: das sind die schwarzen
|Autor = Heinrich E. Benedikt
Magier. Die bleiben nicht in der Tierheit zurück, die entwickeln
|Titel = Die Kabbala als jüdisch-christlicher Einweihungsweg
in sich spirituelle Fähigkeiten. Sie haben sich in voller Bewußtheit
|Band = Bd. 1.
abgewendet und geben die fleischliche Inkarnation ab für den Sorat;
|Auflage = 3.
das wird die Verfleischlichung des Sonnendämoniums sein.|104a|121}}
|Verlag = Hermann Bauer
|Jahr = 1991
|Seiten = 24
|ISBN = 3-7626-0279-4
}}</ref>. Der Text selbst nennt keinen Verfasser, erwähnt jedoch Abraham als den ersten, der die beschriebenen Wege der Weisheit gegangen ist, worauf sich die Annahme seiner Autorschaft stützt. Im letzten Absatz des ''Sefer Jetzira'' heißt es<ref>http://www.hermetik.ch/ath-ha-nour/site/kabbalajetzirah6.htm</ref>:


{{Zitat|Und als Abraham gekommen war, unser Vater, Friede sei mit ihm, da schaute er, betrachtete, forschte und verstand dies, er hieb und zeichnete, bis er es erlangt hatte, dann offenbarte sich ihm der Herr des Alls, gesegnet sei sein Name, es setzte ihn auf seinen Schoss und küsste ihn auf das Haupt und nannte ihn   Abraham, seinen Freund. Er schloss ein Bündnis mit ihm und seinen Kindern, (denn so heisst es:) er glaubte an [[JHVH]], dies wurde ihm zur Gerechtigkeit angerechnet. Er setzte das Bündniszeichen zwischen die zehn Finger seiner Hände, dies ist die Zunge ({{HeS|לָשׁוֹן}}, ''laschon'', bedeutet auch: ''Sprache''), und zwischen die zehn Zehen seiner Füsse, dies ist die Beschneidung ({{HeS|מִלָּה}}, ''mila'', bedeutet auch: ''Wort'').<br><br>
{{GZ|Der Schwarzmagier dürstet danach,
Er band ihm die zweiundzwanzig Buchstaben der Torah an die Zunge und der Heilige, gesegnet sei er, offenbarte ihm ihre Geheimnisse: Und er machte sie zur Zugkraft des Wassers, zum Brennen des Feuers und zum Rauschen des Windes, er machte sie zur Leuchtkraft der sieben Sterne und zur Führungskraft der zwölf Sternbilder.|Sefer Jetzira 6}}
zu töten, Leere um sich her zu schaffen in der Astralwelt, weil diese
Leere um ihn her das Feld für ihn schafft, auf dem er seine egoistischen
Leidenschaften entfalten kann. Dazu bedarf er der Kraft,
derer er sich bemächtigt, indem er die Lebenskraft alles Lebendigen
an sich reißt, das heißt, indem er tötet.


Die Autorschaft Abrahams ist wohl nich wörtlich in dem Sinn zu nehmen, als hätte er unmittelbar den überlieferten Text verfasst, aber richtig ist, dass die Lehren der [[Kabbala]] ganz aus dem Geist des abrahamitischen Zeitalters entspringen. [[Abraham]] war der erste, dessen [[physisch]]es [[Gehirn]] so beschaffen war, dass er das, was ehemals durch das ursprüngliche [[Hellsehen]] erlebt wurde, nun in klare [[Gedanke|gedankliche]] [[Begriff]]e fassen konnte. Dazu gehört vor allem auch die [[Erkenntnis]] von dem [[Wesen]] der [[Zahlen]] und ihrem gesetzmäßigen Zusammenwirken. Der Überlieferung nach gilt Abraham daher auch als "Erfinder" des [[Wikipedia:Zählen|Zählen]]s und [[Wikipedia:Rechnen|Rechnen]]s, der [[Wikipedia:Arithmetik|Arithmetik]] überhaupt. Heute, wo wir mit dem Ablauf des [[Kali Yuga]]s bzw. mit dem Beginn des dritten Jahrtausends gleichsam in das umgekehrte abrahamitische Zeitalter einlaufen, stehen wir vor der gegenteiligen Aufgabe: Wir müssen aus den klar gefassten [[spirituell]]en, aber an den logischen [[Verstand]] gebundenen Gedanken allmählich wieder die [[Imagination]]en entbinden und so von der [[sinnlich]]en wieder zur direkten geistigen [[Wahrnehmung]] aufsteigen. In diesem Sinne kann heute die [[Kabbala]] in zeitgemäßer Form studiert werden.
Deshalb lautet das erste Gesetz der schwarzen Magie: Man muß
das Leben besiegen. Daher lehrt man in gewissen schwarzmagischen
Schulen die Schüler die abscheuliche, grausame Praktik, lebenden
Tieren Messerstiche zu versetzen, mit genauer Angabe der Körperstelle
des Tieres, die in dem, der das Opfer vollzieht, diese oder jene
Kraft erwachsen läßt. Äußerlich gesehen, kann man Gemeinsamkeiten
zwischen der schwarzen Magie und der Vivisektion konstatieren.|94|64f}}


<div style="margin-left:20px">
[[Rudolf Steiner]] beschrieb sehr ausführlich, wie dieses Prinzip auch bei der Folterung der [[Tempelritter]] im Zuge des [[Wikipedia:Templerprozess|Templerprozess]]es gezielt auf Befehl des französischen Königs [[Philipp IV. (Frankreich)|Philipps IV. des Schönen]] angewendet wurde:
"Wir haben nun gesehen bei meinem letzten Besuche hier, wie das erste Jahrtausend bei seinem Abschlusse eine Art Ersatz brachte für das Hineinschauen in die geistigen Welten, jenen Ersatz, der dadurch dem Menschen gegeben war, daß eine besondere Individualität, Abraham, ausersehen worden ist - die jene Einrichtung im physischen Gehirn besonders hatte -, ohne die alten Fähigkeiten dennoch zu einem Bewußtsein von der geistigen Welt kommen zu können. Deshalb nennen wir den ersten Teil des Kali Yuga in der Geisteswissenschaft vorzugsweise das abrahamitische Zeitalter, jenes Zeitalter, in dem der Mensch zwar den unmittelbaren Ausblick in die höheren geistigen Welten verliert, in dem ihm aber etwas erwächst wie ein Gottesbewußtsein, das nach und nach immer mehr und mehr in sein Ich hereinwächst, so daß er immer mehr und mehr den Gott vorstellt als verwandt mit dem Ich-Bewußtsein, dem menschlichen Ich-Bewußtsein. Wie das Welten-Ich, so erscheint die Gottheit demjenigen Zeitalter, dem ersten Jahrtausend im Kali Yuga, das wir an seinem Abschluß das abrahamitische Zeitalter nennen können.  


[...]
{{GZ|Philipp
der Schöne wollte vor allen Dingen, wie aus einer tiefen Leidenschaft
heraus, sich zum Herren aller Reichtümer, die damals verfügbar waren,
machen. Kein Wunder, daß er - vor allem, nachdem er gesehen hatte,
welch andere Bedeutung das Gold auch haben kann in anderen Händen — vor allen Dingen diese anderen Hände vernichten wollte, die
Hände der Templer, um ihr Gold zu erbeuten und sich in den Besitz
ihres Goldes zu setzen, in den Besitz aller ihrer Schätze. Nun sagte ich:
Solch eine Leidenschaft, die auf eine solch materielle Weise angeregt
wird und die so intensiv ist, die erzeugt zugleich in der Seele starke
Machtkräfte; sie erzeugt aber auch, wenn auch nach dem Ahrimanischen
hin gehende, Erkenntnisse. Und so konnte es sein, daß in der
Seele Philipps IV. des Schönen gewisse Erkenntnisse aufgingen, ich
möchte sagen, von nachgeordneter Art, von derjenigen Weise des Erkennens,
die wir aufflammen gesehen haben in herbster, abscheulicher
Weise in den [[Mexikanische Mysterien|mexikanischen Mysterien]]. Was man bewirken kann, wenn
man in der richtigen Weise Leben überwindet in der Welt, wenn auch
in anderer Weise als die mexikanischen Eingeweihten, wenn auch nicht
in so unmittelbarer, sondern mittelbarer Weise, das ging Philipp IV.
dem Schönen auf. Und wie aus tief unterbewußten Impulsen heraus
fand er die Mittel, aus dem Töten von Menschen heraus unterbewußte
Impulse der Menschheitsentwickelung einzuverleiben. Dazu brauchte
er seine Opfer. Und in einer ganz merkwürdigen Weise stimmte zusammen
dieser teuflische Instinkt Philipps IV. des Schönen mit demjenigen,
was sich auf der anderen Seite im Schoße der Templer notwendigerweise
entwickelte durch ihr den gekennzeichneten Dingen
geweihtes Leben.


Die Bedeutung des abrahamitischen Zeitalters war, daß sozusagen das alte Hellsehen geschwunden ist, daß dem Menschen ein Gottesbewußtsein gegeben ward, das mit den menschlichen Fähigkeiten eng zusammenhängt. Alles, was die Menschheit aus diesem Gottesbewußtsein, das an das menschliche Gehirn gebunden ist, gewinnen konnte, ist nach und nach ausgeschöpft worden, und nur wenig ist noch auf dem Weg dieser Fähigkeiten für das Gottesbewußtsein der Menschen zu gewinnen, wenig nur noch. Dagegen gehen wir den genau umgekehrten Weg in dem neuen abrahamitischen Zeitalter. Wir gehen den Weg, der die Menschheit wiederum hinausführt aus dem bloß physisch-sinnlichen Anschauen, aus dem Kombinieren der physischsinnlichen Merkmale; wir gehen den Weg, der die Menschen wiederum zurückführt in jene Regionen, in denen sie einmal vor dem abrahamitischen Zeitalter waren. Wir gehen den Weg, der die Menschen wieder eintreten lassen wird in Zustände natürlichen Hellsehens, natürlich hellseherischer Kräfte. In dem Zeitalter Kali Yuga war es ja nur die Einweihung, die hinaufführen konnte in regelrechter Weise in die geistigen Welten. Natürlich führt die Einweihung in hohe Stufen hinauf, die von den Menschen in sehr ferner Zukunft erst erklommen werden können, aber die ersten Spuren eines erneuerten Hellsehens, das auftreten wird wie eine natürliche menschliche Fähigkeit, werden sich verhältnismäßig bald zeigen, je mehr wir in die Erneuerung des abrahamitischen Zeitalters hinübergehen."
Selbstverständlich, wo so etwas Edles, Großes auftritt wie bei den
{{Lit|GA 118, S 110ff}}
Templern, da gliedert sich auch an dieses Große, Edle manches Ungehörige
</div>
an, vielleicht auch manches Unmoralische; und daß es selbstverständlich
auch Templer gegeben hat, denen man allerlei vorwerfen
kann, das soll nicht bestritten werden. Aber im Sinne der Tempelrittergründung
war das nicht.|171|122f}}


Im ''Pardes Rimmonim'' (1548) vertritt [[Moses Cordovero]] (1522–1570) die Meinung, das ''Sefer Jetzira'' gehe zwar auf Abraham zurück, wäre aber in der vorliegenden überlieferten Form von [[Wikipedia:Rabbi Akiba|Rabbi Akiba]] redigiert worden<ref>[http://www.maqom.com/journal/paper14.pdf Christopher P. Benton: ''An Introduction to the Sefer Yetzirah'']</ref>.
{{GGZ|Und bei einzelnen Templern bildete sich in einem höchsten Grade aus
dieses ganze Erfülltsein der Seele mit dem Empfinden von dem Mysterium von Golgatha, mit dem Empfinden von all dem, was mit dem
christlichen Impulse zusammenhängt. Stark und intensiv wurde die
Kraft dieses Verbundenseins mit dem Christus in den Templern.|171|123f}}


Die wissenschaftliche Erforschung der Entstehungsgeschichte des ''Sefer Jetzira'' hat zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen geführt. Von einigen Forschern wird das Werk in die [[Wikipedia:Hellenismus|hellenistisch]]-römische Antike eingeordnet. [[Wikipedia:Heinrich Graetz|H. Graetz]] sah darin zunächst eine Antwort auf die [[Gnosis]] und datierte es in das 2. oder 3.&nbsp;Jahrhundert, ebenso wie [[Wikipedia:Gershom Scholem|Gershom Scholem]]. Neuere Forschungen sehen jedoch eine Abhängigkeit von [[Islam|islamischen]] Traditionen und setzen die Entstehung demzufolge erst nach dem 7.&nbsp;Jahrhundert an. Aber auch diesen Theorien ist unter Hinweis auf Parallelen zur Philosophie [[Wikipedia:Philon von Alexandria|Philos von Alexandria]] widersprochen worden, woraus eine Frühdatierung sogar ins 1. Jahrhundert  folgt.<ref> Zur Datierung vgl. K. Herrmann, ''Sefer Jezira'', Seiten 184 bis 204</ref> Abschließende Antworten auf die Frage nach der historischen Einordnung sind nicht möglich, jedoch ist eine Entstehung jedenfalls vor dem 10.&nbsp;Jahrhundert sicher.  
{{GGZ|Das fordert immer Gegenkräfte heraus, Gegenkräfte, die ja in der
damaligen Zeit reichlich vorhanden waren. Das, was also in die Welt
tritt, wird nicht nur geliebt, es wird auch unbändig gehaßt. Weniger
Haß als die Begierde, hinwegzuräumen von der Welt eine solche Gesellschaft
und ihr ihre Schätze, die ihr reichlich zugeflossen waren und
die sie nur verwenden sollte im Dienst des Geistes, zu entwenden, das
lebte in Philipp IV. dem Schönen.


Ab dem 10. Jahrhundert ist das ''Sefer Jetzira'' in der jüdischen Tradition reich kommentiert worden. Dabei stand zunächst der philosophisch-wissenschaftliche Zugang im Vordergrund. Später wurde es vermehrt mystisch-spekulativ interpretiert und so die Bedeutung des Buches für die [[Kabbala]] begründet.    
Nun ergibt sich immer für eine solche Initiation, wie sie jetzt die
Folge war bei einer Reihe der Tempelritter, auch die Möglichkeit, nicht
nur zu sehen das Beseligende, das Göttliche, sondern auch die luziferischen
und ahrimanischen Kräfte zu sehen. Alles das, was dem Göttlichen
entgegenwirkt, alles das, was den Menschen in die ahrimanische
Welt hinunterzieht und in die luziferische Welt hinaufzieht, all das
erscheint neben dem Einblick in die normalen geistigen Welten dem,
der eine solche Initiation durchmacht. All die Leiden und all die Versuchungen
und all die Anfechtungen, die an den Menschen herankommen
durch die dem Guten gegnerischen Mächte, denen steht der also
Initiierte gegenüber, und er hat schon Augenblicke, in denen vor seinem
geistigen Blicke, vor dem Seelenblicke schwindet die gute geistige Welt,
und er sich wie gefangen sieht von dem, was Macht über ihn gewinnen
will, und sich in den Händen sieht der ahrimanisch-luziferischen
Mächte, die ihn ergreifen wollen, die sich seines Willens, Denkens,
Fühlens, Empfindens bemächtigen wollen. Das sind ja die aus den
Schilderungen derjenigen, die in die geistige Welt hineingesehen haben,
genugsam bekannten geistigen Anfechtungen.|171|125f}}


=== Überlieferte Textfassungen ===
{{GGZ|Möglichst viele Leute zu foltern,
Die Textüberlieferung des Werkes ist unübersichtlich. Es existieren handschriftliche Kurz- und Langfassungen, deren Verhältnis zueinander jedoch unklar und umstritten ist. Die Kurzfassung umfasst ungefähr 1300 Worte, die Langfassung etwa das Doppelte. Zur Langfassung gehört vor allem die Handschrift ''Ms. Vatikan 299'' aus dem [[Wikipedia:10. Jahrhundert|10. Jahrhundert]], zur Kurzfassung die Handschrift ''Ms. London 6577'' aus dem 14.&nbsp;Jahrhundert. Dazu kommt eine frühe Textversion aus dem 10. Jahrhundert, die sogenannte ''Sa'adjanische Rezension'', für die der jüdische Gelehrte [[Wikipedia:Saadia Gaon|Saadia Gaon]] († 942) die Langfassung neu arangierete und kommentierte. Im [[Wikipedia:16. Jahrhundert|16. Jahrhundert]] bearbeitete [[Isaak Luria]] den Text, um ihn mit dem [[Sohar]] zu harmonisieren. Die weitere Bearbeitung durch [[Wikipedia:Gaon von Wilna|Gaon von Wilna]] im [[Wikipedia:18. Jahrhundert|18. Jahrhundert]] ist als ''Gra Version'' bekannt geworden.
das gehörte mit in die Intentionen Philipps des Schönen. Und die Folterung
 
wurde in der grausamsten Weise vollzogen, so daß eine große
Der erste Druck − in [[Latein|lateinischer]] Übersetzung − wurde 1552 in [[Wikipedia:Paris|Paris]] gefertigt. Die erste gedruckte hebräische Ausgabe erfolgte 1562 in [[Wikipedia:Mantua|Mantua]]. Es liegen heute verschiedene Ausgaben vor, die teilweise auch implizite kommentierende Texte umfassen.
Zahl, ja die größte Zahl der gefolterten Tempelritter bis zur Bewußtlosigkeit gefoltert wurden. Das wußte Philipp IV. der Schöne, was da
herauskommt, wenn das Bewußtsein getrübt wurde, wenn diese Leute
auf der Folter liegen unter den entsetzlichsten Qualen; er wußte: da
kommen die Bilder der Anfechtungen heraus! Und nun wurde unter
Anstiftung Philipps IV. des Schönen eine Katechisierung zusammengestellt,
ein Katechismus von Suggestionsfragen, so daß man die Fragen
so stellte, daß immer in der Frage herausgefordert wurde die Antwort,
und die Antwort gegeben aus dem durch die Folter getrübten Bewußtsein.|171|127f}}


== Inhalt ==
Mit dem qualvollen Tod der Tempelritter wurden diese negativen Kräfte der [[Geistige Welt|geistigen Welt]] einverwoben und wirken bis in unsere Tage nach und fördern den immer stärker werdenden [[Materialismus]].  
Das ''Sefer Jetzira'' hat selbst in den umfangreichsten Fassungen kaum mehr als 2000 Worte. Es stellt '''[[32 Pfade der Weisheit]]''' dar, die sich zusammensetzen aus den 10 [[Sephiroth]] und den 22 [[Hebräisches Alphabet|hebräischen Buchstaben]], die den 22 Pfaden entsprechen, welche die 10 Sephiroth miteinander verbinden.


{{Zitat|In zweiunddreißig geheimnisvollen Pfaden der Weisheit zeichnete JAH, JHVH Zabaoth, Gott Israels, lebendiger Elohim, König der Welt, allmächtig, barmherzig und gnädig, hoch und erhaben, waltend in Ewigkeit, heilig ist sein Name, und schuf seine Welt mit drei Sefarim ({{HeS|םפרים}}): Erzählung ({{HeS|סִפּוּר}},''sippur''), Zahl ({{HeS|סִפְרָה}}, ''sefar'', Ziffer) und  Zeichen ({{HeS|סֵפֶר}}, ''sefer''; Buchstabe).|Sefer Jezirah 1,2}}
{{GGZ|Aber Philipp der
Schöne wußte mehr als andere Menschen in der Welt. Philipp der
Schöne wußte durch das, was er durchgemacht hatte, vieles von den
Geheimnissen des seelisch-menschlichen Daseins. Und so kam es denn,
daß Philipp der Schöne ein Werkzeug sein konnte gerade im Dienste
der mephistophelisch-ahrimanischen Gewalten, welche darauf ausgingen,
das Templertum in der Gestalt, wie es zunächst sich ausgelebt
hatte, unwirksam zu machen. Philipp der Schöne war, wie gesagt, das
Werkzeug anderer geistiger, mephistophelisch-ahrimanischer Mächte.
Philipp der Schöne wußte unter der Inspiration seiner Mächte, was das
bedeutet haben würde, wenn in jene spirituellen Strömungen, welche
ebenso wie das Sichtbare durch die Welt gehen, sich hineinergossen
hätte das, was die Templer geistig sich erobert hatten an Wissen vom
Mysterium von Golgatha und an Empfindungen und Gefühlen und
Willensimpulsen, die sich anschlössen an das Mysterium von Golgatha.
Es sollte das, was sich so entwickelt hatte, entrissen werden gewissermaßen
den göttlich-geistigen, normal fortschreitenden Mächten; es
sollte in andere Bahnen gelenkt werden.


Das sind die Kräfte, die den [[Baum des Lebens]] bilden: der [[Zahlenäther]] und der [[Wortäther|Wort]]- oder [[Lebensäther]]. Die Verfügung über diese [[ätherisch]]en Kräfte wurde dem [[Mensch]]en nach dem [[Sündenfall]] und der Vertreibung aus dem [[Paradies]] entzogen. Bis zum Ende der [[Erdentwicklung]] soll er die Herrschaft darüber mit Hilfe des [[Christus]] neu und [[Bewusstsein|vollbewusst]] wieder gewinnen.
Dazu mußte man erreichen, daß nun wiederum etwas, was nur in
den Seelen der Templer leben konnte, herausgerissen wurde aus der
Individualität der Templer selber. Geradeso wie das, was die Templer
erlebt hatten über das Mysterium von Golgatha, nicht bei ihnen als
Individuen blieb, sondern herausgesetzt wurde in die allgemeine Entwicklung
der Menschheit, so sollte auch etwas anderes herausgesetzt
werden aus den Individuen, sollte einverleibt werden dem objektiven
historischen Strom. Und das konnte nur durch einen besonderen Akt
der Grausamkeit vollzogen werden, durch einen furchtbaren Akt der
Grausamkeit vollzogen werden.|171|199f}}


{{Zitat|Zehn Zahlen aus dem Nichts und zweiundzwanzig Buchstaben, die Fundamente allen Seins: drei Mütter, sieben Einfache und zwölf Doppelte.|Sefer Jezirah 1,2}}
{{GGZ|Hunderte und aber Hunderte
wurden grausamster Folterung unterworfen. Und man wußte auf der
Seite, die den Prozeß machte, was solche Folterung bedeutet: Das gewöhnliche
Tagesbewußtsein wurde den Gefolterten unterdrückt; dadurch
vergaßen sie während der Folterung in ihrem Oberbewußtsein
ihren Zusammenhang mit dem Mysterium von Golgatha.|171|200}}


=== [[Sephiroth]] ===
{{GGZ|Den Ausblick über diese den Menschen angemessenen geistigen Welten
hatten die Templer herabgedrückt bekommen während der Folterung;
das Oberbewußtsein war ihnen abgelähmt, und ihr innerer Seelenblick
wurde während der Folterung nur auf das gerichtet, was sie
erlebt hatten als ein zu Überwindendes, was als Anfechtung in ihnen
war, worüber sie Sieg über Sieg in ihrer Seele erreicht hatten. Das
wurde ihnen heraufgedrängt in das Bewußtsein, in das abgelähmte,
getrübte Bewußtsein während der Folterung. Und so kam es, daß diese
gefolterten Tempelritter in den Augenblicken, in denen sie der Folterung
unterzogen wurden, vergaßen ihren Zusammenhang mit dem
Mysterium von Golgatha, vergaßen, wie sie wohnten mit ihrer Seele
in den geistig ewigen Welten, und das, was sie überwunden hatten, das,
was als Anfechtung in ihnen lebte, das stand vor ihnen als Vision, wenn
sie auf der Folter lagen, und sie gestanden als einen Gebrauch innerhalb
des Ordens, was sie — jeder einzelne für sich - überwunden hatten. Sie
gestanden das als ihre Fehler, was sie gerade erlebt hatten so, daß sie
Sieg über Sieg darüber errungen hatten. Als der Mensch mußte jeder
dieser Templer erscheinen, der von jedem dieser Templer, dieser wahren
Templer - selbstverständlich, Auswüchse gibt es überall - innerlichst
überwunden war, der überwunden werden mußte, um gerade mit höheren
Kräften das Allerbeste, Höchste, Heiligste zu erreichen. Das
wußte man auf Seiten der Gegner. Man wußte: weil ja das gewöhnliche
Bewußtsein abgelähmt war, so war, ebenso wie auf der anderen Seite
im Guten das Mysterium von Golgatha herausgestellt war, damit jetzt
herausgestellt, verobjektiviert und der MenschheitsentWickelung einverleibt
das, was in diesem bösen Bewußtsein lebte. Das war ein historischer
Faktor geworden.|171|201f}}


Der Begriff ''[[Sephiroth]]'' (hebr. ספרות, Singular: ''Sephira'' - ספרה) ist eine Neuschöpfung des Buches Jetzira. Er geht auf den hebräischen Verbalstamm s-f-r (ספר, vgl. Sefer Jezirah §&nbsp;1) zurück, der „zählen“, „schreiben“, „erzählen“ und als Nomen auch „Buch“ (''sefer'') bedeuten kann, entlehnt aus [[Wikipedia:Arabisch|arabisch]] ''sifr'' „[[Null]], [[leer]]“, was wiederum lehnübersetzt ist von [[Wikipedia:altindisch|altindisch]] ''[[sunya]]'' „Null, leer“. Meist wird ''Sephira'' als „Zahl“ übersetzt. Es ist [[Wikipedia:Etymologie|etymologisch]] aber auch verwandt mit dem griechischen Wort σφαιρα und wird daher auch als „Sphäre“ oder „Element“ wiedergegeben.<ref>K. Herrmann, ''Sefer Jezira'', Seite 226</ref>
Aber auch das, was sich die Templer durch ihre Initiation im positiven Sinn erworben haben, wirkt nach.  


Die Zahl [[0]] (okkult gelesen als Ei) bezeichnet die Vollendung und vollständige Vergeistigung eines vorangegangenen Entwicklungszyklus {{Lit|GA 110, S 187}}, aus dem mit der [[10]] (okkult gelesen als [[Eins aus dem Ei]]) die neue [[Schöpfung]] hervorbricht. 10 entspricht auch dem hebräischen Buchstaben [[Jod (Hebräisch)|Jod]] (י), der für das schöpferische göttliche [[Ich]] steht, von dem auch ein Funke im [[Mensch]]en wohnt. Sehr nachdrücklich wird daher im ''Sefer Jetzira'' betont, dass es 10 Sephiroth gibt, nicht mehr und nicht weniger:
{{GGZ|Dasjenige aber, was in den Templern lebte und wirkte, das konnte
nicht ausgerottet werden. Geistiges Leben kann nicht ausgerottet werden.
Geistiges Leben lebt und webt fort. Mit den Templern, gerade mit
jenen vierundfünfzig, die dazumal verbrannt worden waren durch
Philipp IV., war allerdings manche Seele in die geistige Welt hinaufgezogen,
die auf der Erde noch manches gewirkt hätte im Sinne der
Templer, und auch Schüler herangezogen hätte, die in demselben Sinne
gewirkt hätten. Aber es sollte anders kommen. Durch jene Erfahrungen,
die die Seelen durchgemacht hatten unter den furchtbarsten Folterqualen,
unter dem Einflüsse des unter der Folter erpreßten Visionsgeständnisses,
lebten sich diese Seelen in die geistige Welt hinauf. Und
ihre Impulse, die nun zwischen ihrem Tode und ihrer nächsten Geburt,
ihrer nächsten Inkarnation auf die Seelen ausgehen, die herunter gekommen
sind seither, und auch auf die Seelen, die noch oben sind und
auf ihre Inkarnation warten seit jener Zeit, die sollten verwandelt werden
aus der Art und Weise der Wirksamkeit in der physischen Erdenwelt
in geistige Wirksamkeit. Und zum Inspirationsprinzip für viele
sollte das werden, was jetzt von diesen Templerseelen kam, die auf
diese elende Art hingemordet worden sind und die noch erleben mußten
vor ihrem Tode, vor dem Verbrennungstode, ein Furchtbarstes, das
ein Mensch erleben kann. Es sollten aus diesen Erlebnissen gewaltige
Impulse in menschliche Seelen herunterfließen. Und bei mancher
menschlichen Seele könnten wir dieses nachweisen.|171|129f}}


{{Zitat|Zehn Zahlen aus dem Nichts, zehn und nicht neun, zehn und nicht elf, begreife diese Weisheit, verstehe dieses Wissen, forsche danach und erwäge es, fasse es in Klarheit und folge dem Schöpfer wieder zu seinem Thron.|Sefer Jezirah 1,4}}  
{{GGZ|So waren zwei Strömungen in die neuere Geschichte eingeführt:
 
Das, was die Templer erlebt hatten in ihren heiligsten Stunden, was sie
Die zehn Sephiroth sind Sinnbilder der dialogischen Struktur der Welt:
erarbeitet hatten innerhalb der spirituellen fortschreitenden Strömung
* Vorher – Nachher
der Menschheit, aber auch das, was ihnen durch Ahriman-Mephistopheles
* Gutes – Böses
abgezogen war, herausgeholt war aus ihrem Bewußtsein, um es
* Männliches – Weibliches
objektiv zu machen, und so objektiv im weiteren Fortschritte der Jahrhunderte
* Hohes – Niedriges;
wirksam zu gestalten.|171|202}}
daneben stehen die vier Himmelsrichtungen
* Osten – Westen – Norden – Süden.


Das Sefer Jetzira kennt noch keine Namen der Sephiroth, wie sie später im [[Sephiroth|Sephiroth- oder Lebensbaum]] strukturbildend geworden sind. Die Namen werden den zehn Ziffern erst ab dem 13.&nbsp; Jahrhundert im [[Sohar]] und daran anschließenden kabbalistischen Werken zugeordnet.
{{GGZ|Und diejenigen Templerseelen, die, nachdem sie
die schweren Erfahrungen auf der Folterbank durchgemacht hatten -
vierundfünfzig Templer waren hingerichtet worden nachher -, diese
Templerseelen, die so durch die Pforte des Todes gegangen sind, sie
konnten nun aus den geistigen Welten Ströme geistigen Lebens heruntersenken
für die Menschen, die in den folgenden Jahrhunderten lebten.
1312<ref>Tatsächlich wurden die 54 Templer am [[Wikipedia:12. Mai|12. Mai]] [[Wikipedia:1310|1310]] vor den Toren von [[Wikipedia:Paris|Paris]] auf dem Scheiterhaufen verbrannt.</ref><ref name="Demurger1">Alain Demurger: ''Der letzte Templer: Leben und Sterben des Grossmeisters Jacques de Molay'', S. 330</ref><ref name="Meyer1">Andreas Meyer: ''Die letzten Templer. Band I'', S. 215ff</ref> hatte die Hinrichtung der vierundfünfzig Templer stattgefunden;
vierundfünfzig Seelen sind hinaufgestiegen in die geistigen
Welten. Und jetzt geschieht innerhalb der europäischen Menschheit
seit jener Zeit übersinnlich, unsichtbar, ohne daß es sich für den äußeren
Anblick in den geschichtlichen Tatsachen auslebt, eine geistige Entwickelung,
die darinnen besteht, daß immer einzelne der Nachkommenden
inspiriert werden aus der geistigen Welt heraus mit dem, was
diese vierundfünfzig Seelen durch die Pforte des Todes hineingetragen
hatten in die geistige Welt.|171|204}}


=== [[Hebräisches Alphabet|Buchstaben]] ===
== Siehe auch ==
[[Datei:Jetzira.gif|thumb|300px|Gliederung der Buchstaben des [[Hebräisches Alphabet|hebräischen Alphabets]] in 3 Mütter, 7 doppelte und 12 einfache.]]
Der weitaus größte Teil des Buches widmet sich den Bedeutungen und Beziehungen der hebräischen Buchstaben. Die 22 Buchstaben werden in Gruppen zusammengefasst und den grundlegenden Dimensionen von Zeit, Welt und Mensch zugeordnet:
 
{{Zitat|Zweiundzwanzig Buchstaben, drei Mütter, sieben doppelte und zwölf einfache, sind gezeichnet in der Stimme, gehauen im Geiste und geheftet im Munde, an fünf Orten, am Halse ([[Wikipedia:Gutturaler Laut|Gutturale]]) אהחע, am Gaumen ([[Wikipedia:Palatal|Palatal]]e) גיכק, an der Zunge ([[Wikipedia:Lingual|Lingual]]e) דטלנת, an den Zähnen ([[Wikipedia:Dental|Dental]]e) זשסרץ, an den Lippen ([[Wikipedia:Labial|Labial]]e) בומף.|Sefer Jetzira 2,3}}
 
{| class="prettytable"
|-
! Gruppe
! Buchstaben
! Zuordnung
|-
| 3 [[Mütter (Kabbala)|Mütter]]
| <big>&#1513;&nbsp;&nbsp;&#1502;&nbsp;&nbsp;&#1488;</big><br />
Aleph, Mem, Schin
| Luft ([[Seele]]) – Wasser ([[Materie]], [[Leib]]) – Feuer ([[Geist]])<br/>
[[Dreigliederung des menschlichen Organismus]]: [[Kopf]] (ש) - [[Brust]] (א) - [[Bauch]] (מ)<br/>
Die drei [[Seelenkräfte]] [[Denken]] (ש), [[Fühlen]] (א) und [[Wollen]] (מ)<br/>
Von den drei [[Säulen der Manifestation]] wird der rechten, weißen Säule [[Jachin]] das [[Shin]] zugeordnet, der mittleren [[Säule der Milde]] das [[Aleph]] und der linken, schwarzen Säule [[Boas]] das [[Mem]].<br/>
Von den [[Weltentwicklungsstufen]] enspricht ''Shin'' dem [[Alter Saturn|alten Saturn]], ''Aleph'' der [[Alte Sonne|alten Sonne]] und ''Mem'' dem [[Alter Mond|alten Mond]].
|-
| 7 Doppelte
| <big>&#1514;&nbsp;&nbsp;&#1512;&nbsp;&nbsp;&#1508;&nbsp;&nbsp;&#1499;&nbsp;&nbsp;&#1491;&nbsp;&nbsp;&#1490; &nbsp;&nbsp;&#1489;</big><br />
Beth, Gimel, Daleth, Kaph, Peh, Resch, Thaw
| 7 Planeten von [[Saturn]] bis [[Mond]] <ref name="doppelte">Verschiedene Textausgaben geben dazu unterschiedliche Zuordnungen. Alle frühen Ausgaben, die Kurzfassung (ausgenommen das erste Manuskript, das keine explizite Zuordnung erwähnt), die Langfassung und auch die Saadia-Ausgabe geben übereinstimmend die [[geozentrisch]]e [[okkulte Reihenfolge der Planeten]]: [[Saturn]] ({{HeS|שַׁבְּתַאי}}, ''Shabatai''), [[Jupiter]] ({{HeS|צֶדֶק}}, ''Tsedeq''), [[Mars]] ({{HeS|מַאְדִּים}}, ''Meadim''), [[Sonne]] ({{HeS|חמה}}, ''Chamah''; auch ''Zorn''; abgeleitet von: חַם, ''heiß''), [[Venus]] ({{HeS|נֹגַהּ}}, ''Nogah''), [[Merkur]] ({{HeS|כוכב}}, ''Kawkab''; auch ''Gestirn''), [[Mond]] ({{HeS|לבֿנה}}, ''Lavanah''). Die Gra-Version gibt, wie der [[Sohar]], die davon abweichende Reihung: ''Mond, Mars, Sonne, Venus, Merkur, Saturn, Jupiter''. Die Fassung des [[Golden Dawn]] reiht: ''Merkur, Mond, Venus, Jupiter, Mars, Sonne, Saturn.''</ref>, 7 Wochentage, 7 Pforten der Sinne am menschlichen Haupt: zwei Augen, zwei Ohren, zwei Nasenlöcher, Mund.
|-
| 12 Einfache
|  <big>&#1511;&nbsp;&nbsp;&#1510;&nbsp;&nbsp;&#1506;&nbsp;&nbsp;&#1505;&nbsp;&nbsp;&#1504;&nbsp;&nbsp;&#1500;&nbsp;&nbsp;&#1497;&nbsp;&nbsp;&#1496;&nbsp;&nbsp;&#1495;&nbsp;&nbsp;&#1494; &nbsp;&nbsp;&#1493;&nbsp;&nbsp;&#1492;</big><br />
Heh, Waw, Sajin, Cheth, Tet, Jod, Lamed, Nun, Samech, Ajin, Zade, Qoph
| 12 [[Tierkreis]]zeichen von [[Widder (Sternbild)|Widder]] ({{HeS|טָלֶה}}, Taleh, ''Lamm'') bis [[Fische (Sternbild)|Fische]] ({{HeS|דגים}}, Daghim), 12 Monate, 12 Organe des menschlichen Körpers.<ref name="einfache">Bezüglich der Zuordnung zu den Sternbildern stimmen die meisten Ausgaben überein - im Gegensatz zur Zuordnung der Planeten.</ref>
|}
 
{{Zitat|Ein Beweis dafür und wahre Zeugen sind: Welt, Jahr und Körper. Zwölf sind unten, sieben auf diesen und drei auf diesen sieben. Auf den dreien gründete er seine Wohnung und alles geht von Eins aus. Dies ist ein Zeichen dafür, dass er einer ist und nicht einen zweiten (neben sich) hat. Er ist der einzige König in der Welt, er ist einzig und sein Name ist einzig.|Sefer Jetzira 6,1}}
 
=== Die Roulette der Buchstaben ===
 
Aus dem Wort wurde die Schöpfung hervorgebracht und in Worten lässt sie sich beschreiben. Die 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets geben zunächst die Grundformen, aus denen die Schöpfung gemeisselt ist. Kombiniert man systematisch diese Buchstaben paarweise, so kommt man zu sprachlichen Grundwurzeln, die weitere Bereiche der Schöpfung in imaginativen Bildern beschreiben können. Aus 22 Buchstaben ergeben sich 231 paarweise Kombinationen, die 231 Pforten genannt, wenn dabei die Reihenfolge keine Rolle spielt.
 
{{Zitat|Zweiundzwanzig Grundbuchstaben sind in der Art einer Mauer im Kreis gebettet, an zweihunderteinunddreissig Pforten. Es dreht sich der Kreis vorwärts und dies bedeutet Glück oder rückwärts und dies bedeutet Unglück. Wie verband, wog und versetzte Er sie? א Aleph mit allen und alle mit א Aleph, ב Beth mit allen und alle mit ב Beth, ג Gimmel mit allen und alle mit ג Gimmel und sie alle wenden sich rückwärts<ref>d.h. sie kehren im geschlossenen Kreis in sich selbst zurück.</ref>. So ergibt es sich, dass sie durch zweihunderteinunddreissig Pforten hinausgehen und so findet es sich, dass die ganze Schöpfung und die ganze Sprache aus einem Namen hervorgeht.|Sefer Jetzira 2,4}}
 
Alle zusammen, alle Worte der [[Wikipedia:Tora|Tora]] überhaupt, bilden den vollständigen Namen Gottes, aus dem die ganze Schöpfung hervorgegangen ist - das ist eine der Grundüberzeugungen der Kabbalisten. Das System erinnert, wenn auch mit deutlichen Einschränkungen gegenüber der kabbalistischen Kombinatorik, an die um [[Wikipedia:1305|1305]] vollendete [[Ars magna|Ars magna]] des [[Ramon Llull|Ramon Llull]] (Raimundus Lullus) zur Kombination von [[Begriff]]en. Dazu sagt [[Rudolf Steiner]]:
 
<div style="margin-left:20px">
"Und von diesem Gesichtspunkte aus ist die sogenannte «Ars magna» des Raimundus Lullus zu beurteilen. Er sagte
sich: Wenn der Mensch spricht, so ist im Sprechen eigentlich auch ein
Mikrokosmos gegeben. Dasjenige, was der Mensch spricht, ist eigentlich der ganze Mensch, konzentriert auf die Sprachorgane. Aber das
Geheimnis jedes Wortes liegt im ganzen Menschen, und wiederum,
weil es im ganzen Menschen liegt, liegt es eigentlich in der Welt.
Und so kam er darauf, daß man eigentlich das Geheimnis der
Sprache erst im Menschen suchen müsse, indem man tief untertaucht von den bloßen Sprachorganen zu der Gesamtorganisation
des Menschen, und dann im Kosmos, indem man wiederum die
Gesamtorganisation des Menschen aus dem Kosmos heraus begreift.
Zum Beispiel, sagen wir, jemand wolle den Laut A in seiner wirklichen Bedeutung begreifen. Da handelt es sich darum, daß der
Mensch darauf kommt, daß der Laut A, der im geformten Aushauch
zum Vorschein kommt, auf einer gewissen inneren Attitüde des
Ätherleibes beruht, auf einer Attitüde des Ätherleibes, die Sie heute
kennenlernen können. Durch die Eurythmie sehen wir, auf welcher
Attitüde des Ätherleibes der Laut A beruht, denn diese Attitüde
wird auf den physischen Leib übertragen und gilt dann als die
eurythmische Geste für den A-Laut.
 
Ganz klar wurde das dem Raimundus Lullus nicht, sondern alles
blieb bei ihm Ahnung. Aber seine Ahnung kam so weit, daß er nun
die innere Attitüde, die innere Geste des Menschen gewissermaßen
hinausverfolgte in den Kosmos, zum Beispiel daß er sagte: Richtest
du die Blickrichtung nach dem Löwen, nach dem Sternbilde des
Löwen, und richtest du die Blickrichtung nach der Waage, dann gibt
dir der Zusammenhang der beiden Blickrichtungen das A. Richtest
du den Blick nach dem Saturn, so hält der Saturn deine Blickrichtung auf. Und wenn der Saturn zum Beispiel vor dem Widder steht,
so mußt du mit dem Saturn dich um den Widder herumdrehen. Das
gibt dir aus dem Kosmos heraus die Empfindung des O.
[[Datei:GA233a 037.gif|center|400px|]]
Und aus solchen Ahnungen heraus fand Raimundus Lullus
gewisse Figuren, an deren Ecken und Seiten er die Buchstaben
schrieb. Und nun war er sich klar darüber: Wenn man aus seinen
Empfindungen heraus Linien zieht in den Figuren, durch Diagonalen oder dergleichen meinetwegen in einem Fünfeck a b c d e
irgendwie verbindet - das ist nur schematisch -, dann muß man
darin Lautverbindungen sehen, und diese Lautverbindungen sprechen gewisse Geheimnisse des Weltenalls, des Kosmos aus.
[[Datei:GA233a 038.gif|center|200px|]]
Also Raimundus Lullus suchte eine Art Renaissance der Geheimnisse des Logos, wie sie üblich waren in den alten Mysterien." {{Lit|GA 233a, S 36ff}}
</div>
 
== Der Drache in der Welt ==
 
{{Zitat|Der Drache in der Welt ist wie ein König auf seinem Thron. Der Sternbilderkreis im Jahr ist wie ein König im Reich. Das Herz im Menschen ist wie ein König im Krieg.|Sefer Jetzira 6,6}}
 
Der [[Drache]] ({{HeS|תלי}}, Teli, ''geringelt''?) der Welt ist nach dem ''Sefer Jetzira'' der oberste Regent, der [[Tierkreis]] und das [[Herz]] sind ihm untergeordnet. Die Bedeutung des Wortes ''Teli'' ist aber unsicher. Im [[Wikipedia:Tanach|Tanach]] kommt es nur einmal vor in {{B|Gen|27|3}} und bezeichnet dort ein nicht näher beschriebenes Werkzeug zur Jagd. In den mittelalterlichen Kommentaren zum ''Sefer Jetzira'' wird ''Teli'' dann als ''Schlange'' oder ''Drache'' aufgefasst. So schreibt [[Wikipedia:Schabbtai Donnolo|Schabbtai Donnolo]]:
 
<div style="margin-left:20px">
"Und wer ist der ''teli''? Als Gott das Himmelsgewölbe über uns, das in sieben Himmel eingeteilt ist, erschuf, erschuf er den ''teli'' aus Wasser und aus Feuer in Gestalt eines großen ''tannin'', wie eine große gewundene Schlange und machte ihm Kopf und Schwanz und streckte ihn im vierten Himmel [...] aus. Und alle Planeten und Leuchten und Sternbilder sind an ihm befestigt. Und er ist (zum) König über alle ernannt, sie zu leiten, sei es im Guten, sei es im Schlechten." {{Lit|zit. nach Herrmann, S 272}}
</div>
 
== Bedeutung ==
Das ''Sefer Jetzira'' hat mit der Lehre über die 10 Sephiroth erheblichen Einfluss auf die kabbalistische Tradition im Judentum genommen. Die Sephiroth bilden die Elemente des [[Lebensbaum (Kabbala)|Lebensbaums]] und stellen damit das wohl wirkungsvollste Symbol der Kabbala überhaupt dar. Dafür zeugen auch die späteren Ausführungen zu ihrer Gestalt und ihren Beziehungen zueinander im [[Sohar]] und den sich daran anschließenden Lehr- und Lebenstraditionen.
 
Die Spekulationen über die hebräischen Buchstaben und deren dreigliedrige Struktur haben ebenfalls größte Wirkung im Judentum und darüber hinaus in anderen [[Mystik|mystischen]] Traditionen erzielt. Das bekannteste Beispiel dafür ist der moderne [[Wikipedia:Tarot|Tarot]]. Die Zuordnung der 22 Karten der „Großen Arkana“ wurde von bekannten Tarot-Auslegern bis in Details hinein der Struktur der Buchstaben im Buch Jetzira nachgebildet.


== Anmerkungen ==
* {{WikipediaDE|Folter}}
<references />
 
== Kommentierte Textausgaben ==
Hebräisch und Deutsch:
* [[Wikipedia:Lazarus Goldschmidt|Lazarus Goldschmidt]], ''Sefer Jesirah. Das Buch der Schöpfung'', Frankfurt 1894, Nachdruck Hamburg 2004 ISBN 3-937392-14-9
* Arjeh Kaplan, ''Sefer Jezira - Das Buch der Schöpfung in Theorie und Praxis'', Grevenbroich, 2007, ISBN 978-3-929588-25-5
* Guillaume Postel, Wolf P. Klein (Herausgeber), ''Sefer jezirah.'', Stuttgart, 1994, ISBN 3-7728-1623-1
Deutsch:
* Klaus Herrmann (Herausgeber), ''Sefer Jezira - Buch der Schöpfung.'', Verlag der Weltreligionen, Frankfurt a. M. und Leipzig, 2008, ISBN 978-3-458-70007-4
Hebräisch und Englisch:
* A. Peter Hayman, ''Sefer yeṣira: edition, translation, and text-critical commentary.'', Tübingen, 2004, ISBN 3-16-148381-2
 
== Textausgaben online==
;Hebräisch:
* [http://kabbalah.info/hebkab/yetzirah.htm Hebräisch]
* [http://faculty.biu.ac.il/~barilm/yezifra.html Hebräisch mit hebräischem Kommentar]
* [http://www.hebrewbooks.org/pdfpager.aspx?req=38753 Hebräisch-Englisch]
;Deutsch:
* [http://www.hermetik.ch/ath-ha-nour/site/kabbalajetzirah.htm Deutsch]
;Englisch:
* [http://www.psyche.com/psyche/txt/kaplan_sy_short.html Englische Übersetzung der Kurzfassung] (A. Kaplan)
* [http://www.sacred-texts.com/jud/yetzirah.htm Englisch] (W. Wescott)
* [http://www.holyebooks.org/judaism/sepher_yetzirah.html Englisch] (W.W. Wescott, 1887)
* [http://www.scribd.com/doc/3206349/sefer-yetzira Englisch] (Peter Hayman)
* [http://www.psyche.com/psyche/txt/scholem_sy.html Englisch] ([[Wikipedia:Gershom Scholem|Gershom Scholem]])
* [http://www.wbenjamin.org/saadia.html Englisch mit dem Kommentar von Saadja] (Scott J. Thompson & Dominique Marson)


== Literatur ==
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Das Ereignis der Christus-Erscheinung in der ätherischen Welt'', [[GA 118]] (1984) {{Vorträge|118}}
* Andreas Meyer: ''Die letzten Templer. Band I: Die Geschichte der Templer und die Motive der Protagonisten des Templerprozesses aus Sicht der historischen Forschung'', Infolücke-Verlag ILV 2014, ISBN 9783905955958
#Rudolf Steiner: ''Mysterienstätten des Mittelalters'', [[GA 233a]] (1991) {{Vorträge|233a}}
* Andreas Meyer: ''Die letzten Templer. Band II: Geisteswissenschaftliche Forschungen und Hintergründe zur Entstehung, Vernichtung und Fortentwicklung des Templerimpulses'', Infolücke-Verlag ILV 2014, ISBN 9783905955965
* M.J. Krück von Poturzyn: ''Der Prozess gegen die Templer'', Stuttgart 1963
* Bruno Nardini: ''Das Handbuch der Mysterien und Geheimlehren'', Goldmann TB Esoterik, München 1994, S. 169 - 203
* Alain Demurger: ''Der letzte Templer. Leben und Sterben des Großmeisters Jacques de Molay'', München 2004 ISBN 3-406-52202-5
* Alain Demurger: ''Die Templer. Aufstieg und Untergang 1120-1314'', München 1991 ISBN 3-406-38553-2
* Alain Demurger: ''Die Verfolgung der Templer. Chronik einer Vernichtung. 1307-1314'', Beck-Verlag 2017, ISBN 9783406706653
* Rudolf Steiner: ''Kosmogonie'', [[GA 94]] (2001), ISBN 3-7274-0940-1 {{Vorträge|094}}
* Rudolf Steiner: ''Innere Entwicklungsimpulse der Menschheit. Goethe und die Krisis des neunzehnten Jahrhunderts'', [[GA 171]] (1984), ISBN 3-7274-1710-2 {{Vorträge|171}}


{{GA}}
{{GA}}


== Weblinks ==
== Einzelnachweise ==
;Deutsch:
<references/>
* [http://www.rodurago.de/index.php?site=lebensbaum Kabbalistischer Lebensbaum (interaktiv)]
* http://www.hagalil.com/judentum/kabbala/jezirah0.htm
* [http://www.hermetik.ch/ath-ha-nour/site/kabbalaaleph.htm Das hebräische Alephbeth]
;Englisch:
* [http://www.scribd.com/doc/20191942/ISAAC-THE-BLINDS-COMMENTARY-ON-SEFER-YEZIRAH ISAAC THE BLIND'S COMMENTARY ON SEFER YEZIRAH]
* [http://www.rodurago.de/en/index.php?site=lebensbaum Sefirot Jezirah and the Tree Of Life] by E. Rodurago
* [http://www.psyche.com/psyche/cube/cube.html Sefer Yetzirah: Cube of Space]
* [http://www.psyche.com/psyche/yetsira/sy_astro.html Astrological Correspondences in the Sepher Yetsira]
* [http://www.wbenjamin.org/baeck.html Leo Baeck, "Sefer Yetzira"] [trans. Scott J. Thompson Walter Benjamin Research Syndicate]
* [http://www.wbenjamin.org/biblio_yetzirah.html Sefer Yetzirah Bibliography, ed. & trans. Scott J. Thompson] [Walter Benjamin Research Syndicate]
* [http://www.digital-brilliance.com/kab/karr/syie.pdf Notes on Editions of Sefer Yetzirah in English]
== Siehe auch ==
* [[Wikipedia:Dunasch ibn Tamim|Dunasch ibn Tamim]]
* [[Sefer ha-Bahir]]
* [[Sefer ha-Sohar]]
 
[[Kategorie:Kabbala]]


{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Folter|!]]
[[Kategorie:Magie]]
[[Kategorie:Templerorden]]
[[Kategorie:Menschenrechte]]
[[Kategorie:Gewalt]]

Version vom 8. Juni 2018, 19:02 Uhr

Die Folter, Marter oder Tortur, das gezielte Zufügen von psychischem oder physischem Leid, um den Willen des Gefolterten zu brechen, Aussagen zu erpressen, einzuschüchtern und zu bestrafen, ist häufig bewusst oder unbewusst mit starken schwarzmagischen Wirkungen verbunden. Obwohl die Folter international geächtet ist[1], wird sie auch heute noch weltweit mit immer raffinierteren Mittel eingesetzt.

Die Schwarzmagier stehen in engem Zusammenhang mit dem Sonnen- bzw. Erdendämonium Sorat:

„Nun haben wir noch eine dritte Erscheinung: das sind die schwarzen Magier. Die bleiben nicht in der Tierheit zurück, die entwickeln in sich spirituelle Fähigkeiten. Sie haben sich in voller Bewußtheit abgewendet und geben die fleischliche Inkarnation ab für den Sorat; das wird die Verfleischlichung des Sonnendämoniums sein.“ (Lit.:GA 104a, S. 121)

„Der Schwarzmagier dürstet danach, zu töten, Leere um sich her zu schaffen in der Astralwelt, weil diese Leere um ihn her das Feld für ihn schafft, auf dem er seine egoistischen Leidenschaften entfalten kann. Dazu bedarf er der Kraft, derer er sich bemächtigt, indem er die Lebenskraft alles Lebendigen an sich reißt, das heißt, indem er tötet.

Deshalb lautet das erste Gesetz der schwarzen Magie: Man muß das Leben besiegen. Daher lehrt man in gewissen schwarzmagischen Schulen die Schüler die abscheuliche, grausame Praktik, lebenden Tieren Messerstiche zu versetzen, mit genauer Angabe der Körperstelle des Tieres, die in dem, der das Opfer vollzieht, diese oder jene Kraft erwachsen läßt. Äußerlich gesehen, kann man Gemeinsamkeiten zwischen der schwarzen Magie und der Vivisektion konstatieren.“ (Lit.:GA 94, S. 64f)

Rudolf Steiner beschrieb sehr ausführlich, wie dieses Prinzip auch bei der Folterung der Tempelritter im Zuge des Templerprozesses gezielt auf Befehl des französischen Königs Philipps IV. des Schönen angewendet wurde:

„Philipp der Schöne wollte vor allen Dingen, wie aus einer tiefen Leidenschaft heraus, sich zum Herren aller Reichtümer, die damals verfügbar waren, machen. Kein Wunder, daß er - vor allem, nachdem er gesehen hatte, welch andere Bedeutung das Gold auch haben kann in anderen Händen — vor allen Dingen diese anderen Hände vernichten wollte, die Hände der Templer, um ihr Gold zu erbeuten und sich in den Besitz ihres Goldes zu setzen, in den Besitz aller ihrer Schätze. Nun sagte ich: Solch eine Leidenschaft, die auf eine solch materielle Weise angeregt wird und die so intensiv ist, die erzeugt zugleich in der Seele starke Machtkräfte; sie erzeugt aber auch, wenn auch nach dem Ahrimanischen hin gehende, Erkenntnisse. Und so konnte es sein, daß in der Seele Philipps IV. des Schönen gewisse Erkenntnisse aufgingen, ich möchte sagen, von nachgeordneter Art, von derjenigen Weise des Erkennens, die wir aufflammen gesehen haben in herbster, abscheulicher Weise in den mexikanischen Mysterien. Was man bewirken kann, wenn man in der richtigen Weise Leben überwindet in der Welt, wenn auch in anderer Weise als die mexikanischen Eingeweihten, wenn auch nicht in so unmittelbarer, sondern mittelbarer Weise, das ging Philipp IV. dem Schönen auf. Und wie aus tief unterbewußten Impulsen heraus fand er die Mittel, aus dem Töten von Menschen heraus unterbewußte Impulse der Menschheitsentwickelung einzuverleiben. Dazu brauchte er seine Opfer. Und in einer ganz merkwürdigen Weise stimmte zusammen dieser teuflische Instinkt Philipps IV. des Schönen mit demjenigen, was sich auf der anderen Seite im Schoße der Templer notwendigerweise entwickelte durch ihr den gekennzeichneten Dingen geweihtes Leben.

Selbstverständlich, wo so etwas Edles, Großes auftritt wie bei den Templern, da gliedert sich auch an dieses Große, Edle manches Ungehörige an, vielleicht auch manches Unmoralische; und daß es selbstverständlich auch Templer gegeben hat, denen man allerlei vorwerfen kann, das soll nicht bestritten werden. Aber im Sinne der Tempelrittergründung war das nicht.“ (Lit.:GA 171, S. 122f)

„Und bei einzelnen Templern bildete sich in einem höchsten Grade aus dieses ganze Erfülltsein der Seele mit dem Empfinden von dem Mysterium von Golgatha, mit dem Empfinden von all dem, was mit dem christlichen Impulse zusammenhängt. Stark und intensiv wurde die Kraft dieses Verbundenseins mit dem Christus in den Templern.“ (S. 123f)

„Das fordert immer Gegenkräfte heraus, Gegenkräfte, die ja in der damaligen Zeit reichlich vorhanden waren. Das, was also in die Welt tritt, wird nicht nur geliebt, es wird auch unbändig gehaßt. Weniger Haß als die Begierde, hinwegzuräumen von der Welt eine solche Gesellschaft und ihr ihre Schätze, die ihr reichlich zugeflossen waren und die sie nur verwenden sollte im Dienst des Geistes, zu entwenden, das lebte in Philipp IV. dem Schönen.

Nun ergibt sich immer für eine solche Initiation, wie sie jetzt die Folge war bei einer Reihe der Tempelritter, auch die Möglichkeit, nicht nur zu sehen das Beseligende, das Göttliche, sondern auch die luziferischen und ahrimanischen Kräfte zu sehen. Alles das, was dem Göttlichen entgegenwirkt, alles das, was den Menschen in die ahrimanische Welt hinunterzieht und in die luziferische Welt hinaufzieht, all das erscheint neben dem Einblick in die normalen geistigen Welten dem, der eine solche Initiation durchmacht. All die Leiden und all die Versuchungen und all die Anfechtungen, die an den Menschen herankommen durch die dem Guten gegnerischen Mächte, denen steht der also Initiierte gegenüber, und er hat schon Augenblicke, in denen vor seinem geistigen Blicke, vor dem Seelenblicke schwindet die gute geistige Welt, und er sich wie gefangen sieht von dem, was Macht über ihn gewinnen will, und sich in den Händen sieht der ahrimanisch-luziferischen Mächte, die ihn ergreifen wollen, die sich seines Willens, Denkens, Fühlens, Empfindens bemächtigen wollen. Das sind ja die aus den Schilderungen derjenigen, die in die geistige Welt hineingesehen haben, genugsam bekannten geistigen Anfechtungen.“ (S. 125f)

„Möglichst viele Leute zu foltern, das gehörte mit in die Intentionen Philipps des Schönen. Und die Folterung wurde in der grausamsten Weise vollzogen, so daß eine große Zahl, ja die größte Zahl der gefolterten Tempelritter bis zur Bewußtlosigkeit gefoltert wurden. Das wußte Philipp IV. der Schöne, was da herauskommt, wenn das Bewußtsein getrübt wurde, wenn diese Leute auf der Folter liegen unter den entsetzlichsten Qualen; er wußte: da kommen die Bilder der Anfechtungen heraus! Und nun wurde unter Anstiftung Philipps IV. des Schönen eine Katechisierung zusammengestellt, ein Katechismus von Suggestionsfragen, so daß man die Fragen so stellte, daß immer in der Frage herausgefordert wurde die Antwort, und die Antwort gegeben aus dem durch die Folter getrübten Bewußtsein.“ (S. 127f)

Mit dem qualvollen Tod der Tempelritter wurden diese negativen Kräfte der geistigen Welt einverwoben und wirken bis in unsere Tage nach und fördern den immer stärker werdenden Materialismus.

„Aber Philipp der Schöne wußte mehr als andere Menschen in der Welt. Philipp der Schöne wußte durch das, was er durchgemacht hatte, vieles von den Geheimnissen des seelisch-menschlichen Daseins. Und so kam es denn, daß Philipp der Schöne ein Werkzeug sein konnte gerade im Dienste der mephistophelisch-ahrimanischen Gewalten, welche darauf ausgingen, das Templertum in der Gestalt, wie es zunächst sich ausgelebt hatte, unwirksam zu machen. Philipp der Schöne war, wie gesagt, das Werkzeug anderer geistiger, mephistophelisch-ahrimanischer Mächte. Philipp der Schöne wußte unter der Inspiration seiner Mächte, was das bedeutet haben würde, wenn in jene spirituellen Strömungen, welche ebenso wie das Sichtbare durch die Welt gehen, sich hineinergossen hätte das, was die Templer geistig sich erobert hatten an Wissen vom Mysterium von Golgatha und an Empfindungen und Gefühlen und Willensimpulsen, die sich anschlössen an das Mysterium von Golgatha. Es sollte das, was sich so entwickelt hatte, entrissen werden gewissermaßen den göttlich-geistigen, normal fortschreitenden Mächten; es sollte in andere Bahnen gelenkt werden.

Dazu mußte man erreichen, daß nun wiederum etwas, was nur in den Seelen der Templer leben konnte, herausgerissen wurde aus der Individualität der Templer selber. Geradeso wie das, was die Templer erlebt hatten über das Mysterium von Golgatha, nicht bei ihnen als Individuen blieb, sondern herausgesetzt wurde in die allgemeine Entwicklung der Menschheit, so sollte auch etwas anderes herausgesetzt werden aus den Individuen, sollte einverleibt werden dem objektiven historischen Strom. Und das konnte nur durch einen besonderen Akt der Grausamkeit vollzogen werden, durch einen furchtbaren Akt der Grausamkeit vollzogen werden.“ (S. 199f)

„Hunderte und aber Hunderte wurden grausamster Folterung unterworfen. Und man wußte auf der Seite, die den Prozeß machte, was solche Folterung bedeutet: Das gewöhnliche Tagesbewußtsein wurde den Gefolterten unterdrückt; dadurch vergaßen sie während der Folterung in ihrem Oberbewußtsein ihren Zusammenhang mit dem Mysterium von Golgatha.“ (S. 200)

„Den Ausblick über diese den Menschen angemessenen geistigen Welten hatten die Templer herabgedrückt bekommen während der Folterung; das Oberbewußtsein war ihnen abgelähmt, und ihr innerer Seelenblick wurde während der Folterung nur auf das gerichtet, was sie erlebt hatten als ein zu Überwindendes, was als Anfechtung in ihnen war, worüber sie Sieg über Sieg in ihrer Seele erreicht hatten. Das wurde ihnen heraufgedrängt in das Bewußtsein, in das abgelähmte, getrübte Bewußtsein während der Folterung. Und so kam es, daß diese gefolterten Tempelritter in den Augenblicken, in denen sie der Folterung unterzogen wurden, vergaßen ihren Zusammenhang mit dem Mysterium von Golgatha, vergaßen, wie sie wohnten mit ihrer Seele in den geistig ewigen Welten, und das, was sie überwunden hatten, das, was als Anfechtung in ihnen lebte, das stand vor ihnen als Vision, wenn sie auf der Folter lagen, und sie gestanden als einen Gebrauch innerhalb des Ordens, was sie — jeder einzelne für sich - überwunden hatten. Sie gestanden das als ihre Fehler, was sie gerade erlebt hatten so, daß sie Sieg über Sieg darüber errungen hatten. Als der Mensch mußte jeder dieser Templer erscheinen, der von jedem dieser Templer, dieser wahren Templer - selbstverständlich, Auswüchse gibt es überall - innerlichst überwunden war, der überwunden werden mußte, um gerade mit höheren Kräften das Allerbeste, Höchste, Heiligste zu erreichen. Das wußte man auf Seiten der Gegner. Man wußte: weil ja das gewöhnliche Bewußtsein abgelähmt war, so war, ebenso wie auf der anderen Seite im Guten das Mysterium von Golgatha herausgestellt war, damit jetzt herausgestellt, verobjektiviert und der MenschheitsentWickelung einverleibt das, was in diesem bösen Bewußtsein lebte. Das war ein historischer Faktor geworden.“ (S. 201f)

Aber auch das, was sich die Templer durch ihre Initiation im positiven Sinn erworben haben, wirkt nach.

„Dasjenige aber, was in den Templern lebte und wirkte, das konnte nicht ausgerottet werden. Geistiges Leben kann nicht ausgerottet werden. Geistiges Leben lebt und webt fort. Mit den Templern, gerade mit jenen vierundfünfzig, die dazumal verbrannt worden waren durch Philipp IV., war allerdings manche Seele in die geistige Welt hinaufgezogen, die auf der Erde noch manches gewirkt hätte im Sinne der Templer, und auch Schüler herangezogen hätte, die in demselben Sinne gewirkt hätten. Aber es sollte anders kommen. Durch jene Erfahrungen, die die Seelen durchgemacht hatten unter den furchtbarsten Folterqualen, unter dem Einflüsse des unter der Folter erpreßten Visionsgeständnisses, lebten sich diese Seelen in die geistige Welt hinauf. Und ihre Impulse, die nun zwischen ihrem Tode und ihrer nächsten Geburt, ihrer nächsten Inkarnation auf die Seelen ausgehen, die herunter gekommen sind seither, und auch auf die Seelen, die noch oben sind und auf ihre Inkarnation warten seit jener Zeit, die sollten verwandelt werden aus der Art und Weise der Wirksamkeit in der physischen Erdenwelt in geistige Wirksamkeit. Und zum Inspirationsprinzip für viele sollte das werden, was jetzt von diesen Templerseelen kam, die auf diese elende Art hingemordet worden sind und die noch erleben mußten vor ihrem Tode, vor dem Verbrennungstode, ein Furchtbarstes, das ein Mensch erleben kann. Es sollten aus diesen Erlebnissen gewaltige Impulse in menschliche Seelen herunterfließen. Und bei mancher menschlichen Seele könnten wir dieses nachweisen.“ (S. 129f)

„So waren zwei Strömungen in die neuere Geschichte eingeführt: Das, was die Templer erlebt hatten in ihren heiligsten Stunden, was sie erarbeitet hatten innerhalb der spirituellen fortschreitenden Strömung der Menschheit, aber auch das, was ihnen durch Ahriman-Mephistopheles abgezogen war, herausgeholt war aus ihrem Bewußtsein, um es objektiv zu machen, und so objektiv im weiteren Fortschritte der Jahrhunderte wirksam zu gestalten.“ (S. 202)

„Und diejenigen Templerseelen, die, nachdem sie die schweren Erfahrungen auf der Folterbank durchgemacht hatten - vierundfünfzig Templer waren hingerichtet worden nachher -, diese Templerseelen, die so durch die Pforte des Todes gegangen sind, sie konnten nun aus den geistigen Welten Ströme geistigen Lebens heruntersenken für die Menschen, die in den folgenden Jahrhunderten lebten. 1312[2][3][4] hatte die Hinrichtung der vierundfünfzig Templer stattgefunden; vierundfünfzig Seelen sind hinaufgestiegen in die geistigen Welten. Und jetzt geschieht innerhalb der europäischen Menschheit seit jener Zeit übersinnlich, unsichtbar, ohne daß es sich für den äußeren Anblick in den geschichtlichen Tatsachen auslebt, eine geistige Entwickelung, die darinnen besteht, daß immer einzelne der Nachkommenden inspiriert werden aus der geistigen Welt heraus mit dem, was diese vierundfünfzig Seelen durch die Pforte des Todes hineingetragen hatten in die geistige Welt.“ (S. 204)

Siehe auch

Literatur

  • Andreas Meyer: Die letzten Templer. Band I: Die Geschichte der Templer und die Motive der Protagonisten des Templerprozesses aus Sicht der historischen Forschung, Infolücke-Verlag ILV 2014, ISBN 9783905955958
  • Andreas Meyer: Die letzten Templer. Band II: Geisteswissenschaftliche Forschungen und Hintergründe zur Entstehung, Vernichtung und Fortentwicklung des Templerimpulses, Infolücke-Verlag ILV 2014, ISBN 9783905955965
  • M.J. Krück von Poturzyn: Der Prozess gegen die Templer, Stuttgart 1963
  • Bruno Nardini: Das Handbuch der Mysterien und Geheimlehren, Goldmann TB Esoterik, München 1994, S. 169 - 203
  • Alain Demurger: Der letzte Templer. Leben und Sterben des Großmeisters Jacques de Molay, München 2004 ISBN 3-406-52202-5
  • Alain Demurger: Die Templer. Aufstieg und Untergang 1120-1314, München 1991 ISBN 3-406-38553-2
  • Alain Demurger: Die Verfolgung der Templer. Chronik einer Vernichtung. 1307-1314, Beck-Verlag 2017, ISBN 9783406706653
  • Rudolf Steiner: Kosmogonie, GA 94 (2001), ISBN 3-7274-0940-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  • Rudolf Steiner: Innere Entwicklungsimpulse der Menschheit. Goethe und die Krisis des neunzehnten Jahrhunderts, GA 171 (1984), ISBN 3-7274-1710-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. Art. 1 Abs. 1 des „Übereinkommens gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe“; abgerufen am 8. April 2017
  2. Tatsächlich wurden die 54 Templer am 12. Mai 1310 vor den Toren von Paris auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
  3. Alain Demurger: Der letzte Templer: Leben und Sterben des Grossmeisters Jacques de Molay, S. 330
  4. Andreas Meyer: Die letzten Templer. Band I, S. 215ff