Ain Soph und Tempelberg: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Ain Soph''' ({{HeS|אין סוף|„nicht endlich“}}, von {{He|אַיִן}} „[[Nichts]]“ und {{He|סוֹף}} „endlich“) ist in der [[Kabbala|kabbalistischen]] [[Mystik]] das undefinierbare und unbestimmte grenzenlose '''Urlicht''', aus dem nach der Lehre [[Isaak Luria]]s die [[Schöpfung]] entstanden ist. Am Anfang war alles von dem verborgenen Wesen Gottes, dem grenzenlosen, eigenschaftslosen Urlicht erfüllt. Durch Selbstbeschränkung entstand ein leerer [[Raum]], in den das Urlicht als [[Schöpfungsblitz]] hineinstrahlte und die geschaffene Welt hervorbrachte.
{{Panorama|Panorama vom Tempelberg in Jerusalem.jpg|1200|Panoramabild des Tempelbergs mit dem [[Wikipedia:Felsendom|Felsendom]]}}


{{Zitat|Wisse, bevor die Emanationen emaniert wurden und das Erschaffene erschaffen war, erfüllte ein höchstes einfaches Licht alle Wirklichkeit, so dass es überhaupt keinen freien Ort im Sinne eines leeren, hohlen Raums gab, sondern alles war von jenem einfachen Licht des En Sof erfüllt. [...] Und als es in seinem einfachen Willen aufstieg, die Welten zu erschaffen und die Emanationen zu emanieren, um damit die Vollkommenheit seiner Werke, seiner Namen und seiner Attribute erkennbar zu machen, welches der Grund für die Erschaffung der Welten war [...], da kontrahierte sich das En Sof am mittleren Punkt, wahrhaft in der Mitte seines Lichts. Es kontrahierte das Licht und entfernte sich nach allen Seiten rund um den Mittelpunkt. Dadurch blieb um den Mittelpunkt ein freier Platz, ein leerer, hohler Raum übrig [...] Diese Kontraktion (Zimzum) war rings um den leeren [virtuellen] Mittelpunkt von absoluter Gleichheit, und zwar so, dass der leere Raum die Form einer vollkommenen sphärischen Kugel hatte [...] weil sich das En Sof in der Form einer vollkommenen Kugel von allen umgebenden Seiten in sich selbst zusammengezogen hatte. Der Grund dafür war, dass das Licht des En Sof von vollkommener absoluter Gleichheit ist [...]|Sefer Ez Chajim<ref>Sefer Ez Hajjim, Hechal I, Scha'ar I, zitiert nach Karl Erich Grözinger, ''Jüdisches Denken. Theologie – Philosophie – Mystik'', Band 2, S. 626 f.</ref>}}
Der '''Tempelberg''' ({{HeS|הר הבית}} ''Har haBait'', {{arS| الحرم الشريف|w= al-haram asch-scharif|d= al-ḥaram aš-šarīf |b= das edle Heiligtum}}) liegt oberhalb des [[Wikipedia:Kidrontal|Kidrontal]]es im Südosten der [[Wikipedia:Altstadt (Jerusalem)|Altstadt]] von [[Jerusalem]].


Das göttliche Licht zog sich nach dem [[Zimzum]] ({{HeS|צמצום}}), dem Prozess der Zusammenziehung und Selbstbeschränkung [[Gott]]es, zurück und gab einen kreisförmigen ({{HeS|עִגּוּל}}, igul = ''Kreis''; Plural: {{he|עִגּוּלים}}, igulim) Leerraum ({{HeS|חלל}}, chalal = ''Raum'') frei, in dem sich die Schöpfung entfalten und gestalten konnte. In diesen begrenzten Raum wurde das zum feinen Lichtstrahl [[Kav]] (''oder'' Qav) ({{HeS|קו}}, ''Linie [des Lichts]'') verdichte schöpferische Licht in rhythmischen Pulsen hineingeworfen, aus dem ein weiterer Kreis hervortrat, dann noch einer usw., bis schließlich durch eine Folge weiterer Selbstbeschränkungen Gottes (Zimzum''im'', Plural) 10 Schöpfungskreise, die 10 [[Sephiroth]], in einem ''streng geordneten Entwicklungslauf'' ([[Seder Hishtalshelut]], {{HeS|סדר הִשְׁתַּלְשְׁלוּת}}) entstanden waren. Jede Entwicklungsstufe ist dabei mit der vorangegangenen und mit der nachfolgenden direkt verbunden; zusammen bilden sie den [[Pfad des flammenden Schwerts]]. Doch konnten die inneren sechs Sephiroth, von [[Chesed]] abwärts bis [[Jesod]], der Gewalt dieses zum Strahl geformten göttlichen Lichts nicht standhalten. Es kam zum ''[[Bruch der Gefäße]]'' ([[Schvirat ha-Kelim]]) und ihre Scherben blieben in der Welt erhalten als leere, geistverlassene "Schalen" (''[[Qelipot|Qlīpōt]]'') und bildeten derart die Grundlage des [[Das Böse|Bösen]].
[[Kain und Abel]] brachten hier [[Jahve]] ihre Opfer dar {{Bibel|Gen|4|1-16|LUT}} und [[Abraham]] legte hier auf diesem Hügel im Land '''Moria''' seinen Sohn [[Isaak]] auf den Altar, um ihn zu opfern {{Bibel|Gen|22|2|LUT}}. [[Jakob]] hatte eben an dieser Stelle seine [[Vision]] der [[Himmelsleiter]] {{Bibel|Gen|28|10-22|LUT}}. Später soll hier die [[Himmelfahrt Mohammeds]] stattgefunden haben, von der im [[Koran]] in [[Wikipedia:Sure 17|Sure 17]] ({{arS|الإسراء|d=al-isrāʾ|b=die nächtliche Reise}}) berichtet wird {{Koran|17|1}}.


Im kabbalistischen [[Lebensbaum]] wird Ain Soph über der [[Sephiroth|Sephira]] [[Kether]] dargestellt, wobei bei einigen Darstellungen Ain Soph dreigeteilt dargestellt wird, als '''Ain''' ({{He|אין}}), '''Ain Soph''' ({{He|אין סוף}}) und '''Ain Soph Aur''' ({{He|אין סוף אוֹר}}, von {{He|אור}} ''Or'' bzw. ''Aur'' „[[Licht]]“). In dieser Dreiteilung wird ''Ain'' als das ''[[Nichts]]'' verstanden, ''Ain Soph'' als das ''Grenzenlose'', sinngemäß verwandt dem [[Apeiron]] ({{ELSalt|άπειρον}}, ''das Unendliche'', ''das Unbegrenzte'') des [[Anaximander]], und ''Ain Soph Aur'' (wörtlich das "''nicht endliche Licht''") als ''grenzenloses Licht'', als [[Aura]] des Ain Soph. Es sind dies die ''drei Schleier des Absoluten'' oder ''die drei Schleier der negativen Existenz'', aus denen sich Kether zum bewussten Zentrum verdichtet. Dem dreigliedrigen Ain Soph entspricht aus [[christlich]]er Sicht sinngemäß die [[Trinität]] und nach indisch-theosophischer Anschauung die drei Ebenen des [[Nirvana]], also der [[Nirvanaplan]] im engeren Sinn, der [[Parinirvanaplan]] und der [[Mahaparinirvanaplan]].
Auf dem künstlich eingeebneten Felsenplateau wurde von dem von [[Salomo]] bestellten Baumeister [[Hiram]] der [[Salomonischer Tempel|Salomonische Tempel]] errichtet, wovon sehr ausführlich in der von [[Christian Rosenkreutz]] gegebenen [[Tempellegende]] berichtet wird. Später stand hier der [[Salomonischer Tempel#Der serubbabelische und der herodianische Tempel|Herodianische Tempel]]. Heute befindet sich hier der [[Wikipedia:Felsendom|Felsendom]] und auf der südlichen Seite des Tempelberges die [[Wikipedia:Al-Aqsa-Moschee|al-Aqṣā-Moschee]] als drittwichtigste [[Wikipedia:Moschee|Moschee]] des [[Islam]].  


Manche Kabbalisten setzen Ain Soph auch mit [[Gott]] gleich, als dem absoluten, nur durch sich selbst bedingten, aber alles bedingenden, unbegreiflichen Urgrund der Schöpfung.
{{Panorama|Panorama Jerusalem und Tempelberg bei Nacht.jpg|1200|Panorama mit Blick vom Ölberg auf Jerusalem und den [[Wikipedia:Tempelberg|Tempelberg]] mit dem [[Wikipedia:Felsendom|Felsendom]] bei Nacht}}


== Literatur ==
[[Kategorie:Israel]] [[Kategorie:Heiliges Land]]
* [[Papus]] ''Die Kabbala'', Marix Verlag GmbH 2000, ISBN 3937715614
* Heinrich Elijah Benedikt: Die Kabbala als jüdisch-christlicher Einweihungswes, 2 Bände, Bauer-Verlag
 
== Einzelnachweise ==
<references/>
 
[[Kategorie:Judentum]] [[Kategorie:Kabbala]]

Version vom 2. April 2017, 11:23 Uhr

Panoramabild des Tempelbergs mit dem Felsendom

Der Tempelberg (hebr. הר הבית Har haBait, arab.  الحرم الشريف al-haram asch-scharif, DMG al-ḥaram aš-šarīf ‚das edle Heiligtum‘) liegt oberhalb des Kidrontales im Südosten der Altstadt von Jerusalem.

Kain und Abel brachten hier Jahve ihre Opfer dar (Gen 4,1-16 LUT) und Abraham legte hier auf diesem Hügel im Land Moria seinen Sohn Isaak auf den Altar, um ihn zu opfern (Gen 22,2 LUT). Jakob hatte eben an dieser Stelle seine Vision der Himmelsleiter (Gen 28,10-22 LUT). Später soll hier die Himmelfahrt Mohammeds stattgefunden haben, von der im Koran in Sure 17 (arab. الإسراء, DMG al-isrāʾ ‚die nächtliche Reise‘) berichtet wird (Koran 17,1).

Auf dem künstlich eingeebneten Felsenplateau wurde von dem von Salomo bestellten Baumeister Hiram der Salomonische Tempel errichtet, wovon sehr ausführlich in der von Christian Rosenkreutz gegebenen Tempellegende berichtet wird. Später stand hier der Herodianische Tempel. Heute befindet sich hier der Felsendom und auf der südlichen Seite des Tempelberges die al-Aqṣā-Moschee als drittwichtigste Moschee des Islam.

Panorama mit Blick vom Ölberg auf Jerusalem und den Tempelberg mit dem Felsendom bei Nacht