Naturgesetz und Transhumanismus: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
 
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 1: Zeile 1:
Die '''Naturgesetze''' sind nach heutigem Verständnis die grundlegenden Gesetze der [[Physische Welt|physischen Welt]] und werden gegenwärtig im Rahmen der [[Physik]] zumeist in [[Mathematik|mathematischer]] Form beschrieben und daher auch zutreffender als '''[[Wikipedia:Physikalisches Gesetz|physikalische Gesetze]]''' bezeichnet. Dabei geht es ''zunächst'' um den gesetzmäßigen [[begriff]]lichen Zusammenhang der [[Wahrnehmung]]en, der sich durch das [[Denken]] aus der [[Beobachtung|Naturbeobachtung]] und den sich daran anschließenden [[Experiment]]en enthüllt.
[[Datei:Transhumanism h+ 2.svg|mini|Logo des '''Transhumanismus''', kurz: '''H+''' oder '''h+''']]


{{GZ|Ein Naturgesetz ist ja nichts anderes als der begriffliche Ausdruck für den Zusammenhang gewisser Wahrnehmungen.|4|124}}
Der '''Transhumanismus''' (von [[lat.]] ''trans'' „über, jenseits hinaus“ und ''humanus'' „menschlich“), kurz '''H+''' oder '''h+''', ist eine vorwiegend im [[angelsächsisch]]en Raum verbreitete [[Philosophie|philosophisch]]-[[Weltanschauung|weltanschauliche]] Strömung, welche die [[physisch]]en und [[intellektuell]]en [[Fähigkeiten]] des [[Mensch]]en mittels modernster [[Technologie]] erweitern will. Kurz gesagt geht es um die technologische Transformation des Menschen zu einem posthumanen Wesen, gleichsam um die Entwicklung einer [[Menschheit 2.0]]<ref>[[Raymond Kurzweil]], 2014</ref>.


Die physikalisch-chemischen Gesetze bilden allerdings nur die unterste Ebene der Naturgesetze überhaupt. Streng gültig sind sie nur in der [[mineralisch]]-[[tot]]en Welt. Das [[Leben]] und noch weniger das [[beseelt]]e Leben lässt sich entgegen einer heute weit verbreiteten Meinung nicht auf diese Gesetzmäßigkeiten [[Reduktionismus|reduzieren]], sondern folgt eigenen, höheren Gesetzen.
Den Grundgedanken des Transhumanismus hat der britische [[Biologe]], [[Philosoph]] und [[Eugenik]]er [[Julian Huxley]] (1887-1975) bereits im gleichnamigen Kapitel seines [[1957]] erschienenen Buches ''New Bottles for New Wine'' formuliert: „Vielleicht dient der ''Transhumanismus'' dazu: Mensch, der Mensch bleibt, aber sich selbst überwindet, durch Verwirklichung neuer Möglichkeiten von seiner und für seine menschliche Natur.“<ref name="Huxley 1957">„Perhaps ''transhumanism'' will serve: man remaining man, but transcending himself, by realizing new possibilities of and for his human nature.“ ([[Julian Huxley]]: ''New Bottles for New Wine'', Chatto & Windus, London 1957, p. 17 [https://archive.org/details/NewBottlesForNewWine archive.org])</ref>


== Die geistige Grundlage der Naturgesetze ==
Der [[Zukunftsforscher]] [[Max More]] charakterisiert den Transhumanismus wie folgt:
[[Datei:Walter Heitler.jpg|thumb|[[Wikipedia:Walter Heitler|Walter Heitler]] (1904-1981), war ein deutscher Physiker und Professor für theoretische Physik in Zürich. Er arbeitete hauptsächlich an der [[Quantenmechanik|quantenmechanischen]] Beschreibung [[Wikipedia:Chemische Bindung|chemischer Bindungen]] und veröffentlichte auch eine Reihe naturphilosophischer und wissenschaftskritischer Bücher, in denen er die Gefahren einer einseitig [[mechanistisch]]-[[Reduktionismus|reduktionistischen]] Weltsicht aufzeigte.]]
Naturgesetze sind, wie auch viele [[Physik]]er betonen, etwas Geistiges.


{{Zitat|Ein mathematisch formuliertes Gesetz
{{Zitat|Der Transhumanismus ist eine Klasse von Philosophien, die uns zu einem posthumanen Zustand führen wollen. Der Transhumanismus teilt viele Elemente des Humanismus, einschließlich der Achtung vor Vernunft und Wissenschaft, der Verpflichtung zum Fortschritt und der Wertschätzung der menschlichen (oder transhumanen) Existenz in diesem Leben und nicht in irgendeinem übernatürlichen "Nachleben". Der Transhumanismus unterscheidet sich vom Humanismus dadurch, dass er die radikalen Veränderungen in der Natur und den Möglichkeiten unseres Lebens erkennt und antizipiert, die sich aus verschiedenen Wissenschaften und Technologien wie Neurowissenschaften und Neuropharmakologie, Lebensverlängerung, Nanotechnologie, künstlicher Ultra-Intelligenz und Weltraum-Habitaten ergeben, kombiniert mit einer rationalen Philosophie und einem Wertesystem.|Max More|''Transhumanism - Toward a Futurist Philosophy'' (2005)|ref=<ref>„Transhumanism is a class of philosophies that seek to guide us towards a posthuman condition. Transhumanism shares many elements of humanism, including a respect for reason and science, a commitment to progress, and a valuing of human (or transhuman) existence in this life rather than in some supernatural "afterlife". Transhumanism differs from humanism in recognizing and anticipating the radical alterations in the nature and possibilities of our lives resulting from various sciences and technologies such as neuroscience and neuropharmacology, life extension, nanotechnology, artificial ultraintelligence, and space habitation, combined with a rational philosophy and value system.“<br />Max More: ''Transhumanism - Toward a Futurist Philosophy'' (2005) [https://web.archive.org/web/20110216221306/http://www.maxmore.com/transhum.htm web.archive.org], abgerufen am 7. Juli 2019</ref>}}
ist etwas Geistiges. Wir können es so nennen,
weil es menschlicher Geist ist, der es erkennt.
Der Ausdruck Geist mag heute, wo ein
überbordender Materialismus und Positivismus
seine zum Teil recht üblen Blüten treibt, nicht
sehr populär sein. Aber eben deshalb müssen
wir uns darüber klar werden, was Naturgesetz
und Naturerkenntnis ist. Die Natur folgt also
diesem nicht-materiellen geistigen Element,
dem Gesetz. Folglich sind auch geistige Elemente
in der Natur selbst verankert. Zu diesen
gehört die Mathematik, die zur Formulierung
des Gesetzes nötig ist, sogar hohe und höchste
Mathematik. Anderseits ist der Forscher der
begnadet ist, eine Entdeckung zu machen in
der Lage, eben dieses die Natur durchdringende
geistige Element zu durchdringen. Und hier zeigt
sich die Verbindung zwischen dem menschlichen,
erkennenden Geist und den in der Natur
existierenden transzendenten Elementen. Am
besten sehen wir die Sache, wenn wir uns der
Platonischen Ausdrucksweise bedienen, obwohl Plato diese Art von Naturgesetz
noch nicht kannte. Demnach wäre das Naturgesetz
ein Urbild, eine «Idee» - im Sinne des griechischen Wortes Eidea - dem die Natur folgt
und die der Mensch ''wahrnehmen'' kann. Das ist es dann, was man den Einfall nennt.
Durch dieses Urbild ist der Mensch mit der Natur verbunden. Der Mensch, der es erkennen kann, die Natur, die ihm als Gesetz folgt.|Walter Heitler|Naturwissenschaft ist Geisteswissenschaft, S. 14f.}}


Die Naturgesetze sind aber keineswegs abgesondert von der Natur vorhanden, sondern bilden mit dieser zusammen ein untrennbares [[Ganzes]]. Es liegt nur an der Natur des [[Mensch]]en selbst, dass wir sie auf getrennten Wegen erfahren: Die ''Naturerscheinungen'' durch [[Qualität|qualitative]] [[sinnlich]]e [[Wahrnehmung]] bzw. durch [[Quantität|quantitative]] [[Messgerät|messtechnische]] Registrierung einerseits und die ''Naturgesetze'', indem wir den Zusammenhang der Erscheinungen [[denken]]d erfassen, andererseits. Darauf hat [[Rudolf Steiner]] schon in seinen grundlegenden [[Erkenntnistheorie|erkenntnistheoretischen]] Werken hingewiesen.
Die Urspünge dieses bedingungslosen [[Fortschritt]]soptimismus werden vor allem im [[Renaissance-Humanismus]] und in der Epoche der [[Aufklärung]] gesehen und der damit verbundenen [[Ethik|ethischen]] Verpflichtung, dass der [[Mensch]] bzw. die [[Menschheit]] ihre weitere [[Entwicklung]] ganz bewusst selbst in die Hand nehmen solle und dies durch die schon jetzt oder zumindest sehr bald bereitstehenden technischen Möglichkeiten auch könne.<ref name="Bostrom 2005">{{Literatur |Autor=Nick Bostrom |Titel=A history of transhumanist thought |Sammelwerk=Journal of Evolution and Technology |Band=14 |Nummer=1 |Verlag=Institute for Ethics and Emerging Technologies |Datum=2005-04 |Sprache=en |ISSN=1541-0099 |Online=[http://jetpress.org/volume14/bostrom.pdf pdf] |Abruf=2019-07-07}}</ref><ref>Daryl J. Wennemann: ''The Concept of the Posthuman: Chain of Being or Conceptual Saltus?'', in: ''Journal of Evolution & Technology'', Ausgabe 26, Heft 2, 2016, S. 16–30 [https://jetpress.org/v26.2/wennemann.htm online]</ref>


{{GZ|Ein echtes Naturgesetz ist nichts anderes als der Ausdruck eines Zusammenhanges im gegebenen Weltbilde, und es ist ebenso wenig ohne die Tatsachen da, die es regelt, wie diese ohne jenes da sind.|3|68|63}}
[[Rudolf Steiner]] hat darauf hingewiesen, dass eine solche „Zusammenschmiedung des Menschenwesens mit dem maschinellen Wesen“ nicht nur kommen wird, sondern im Sinn der [[Erdentwicklung]] auch kommen ''muss''. Entscheidend wird aber sein, aus welcher [[Ethik|ethischen Haltung]] dies geschieht.


Naturgesetze beschreiben die einseitig [[Raum|räumliche]] und [[Zeit|zeiliche]] Ordnung des [[kosmisch]]en Geschehens, die nur eine schattenhafte [[Offenbarung]] der viel umfassenderen [[geist]]igen Weltordnung ist, die auch eine [[moral]]ische Dimension mit umfasst. Beispiele elementarer Naturgesetze sind das [[Wikipedia:Trägheitsgesetz|Trägheitsgesetz]], das [[Wikipedia:Gravitationsgesetz|Gravitationsgesetz]], die [[Maxwellsche Gleichungen|Maxwellschen Gleichungen]] der [[Elektrodynamik]], die [[Relativitätstheorie]], die [[Quantentheorie]] usw.  
{{GZ|An solchen Stellen ist der Wille dazu vorhanden, die Menschenkraft
zusammenzuspannen mit Maschinenkraft. Diese Dinge dürfen nicht
so behandelt werden, als ob man sie bekämpfen müßte. Das ist eine
ganz falsche Anschauung. Diese Dinge werden nicht ausbleiben, sie
werden kommen. Es handelt sich nur darum, ob sie im weltgeschichtliehen
Verlaufe von solchen Menschen in Szene gesetzt werden, die
mit den großen Zielen des Erdenwerdens in selbstloser Weise vertraut
sind und zum Heil der Menschen diese Dinge formen, oder ob
sie in Szene gesetzt werden von jenen Menschengruppen, die nur
im egoistischen oder im gruppenegoistischen Sinne diese Dinge ausnützen.
Darum handelt es sich. Nicht auf das Was kommt es in diesem
Falle an, das Was kommt sicher; auf das Wie kommt es an, wie man
die Dinge in Angriff nimmt. Denn das Was liegt einfach im Sinne der
Erdenentwickelung. Die Zusammenschmiedung des Menschenwesens
mit dem maschinellen Wesen, das wird für den Rest der Erdenentwickelung
ein großes, bedeutsames Problem sein.


<div style="margin-left:20px">
Ich habe vollbedacht öfter jetzt darauf aufmerksam gemacht, auch
"Die Naturgesetze sind Geist, nur daß der Mensch
in öffentlichen Vorträgen, daß das Bewußtsein des Menschen zusammenhängt
in der gewöhnlichen Anschauung diesen Geist nur in dem
mit abbauenden Kräften. Zweimal habe ich es in öffentlichen
schattenhaften Abglanz der Gedanken wahrnimmt." {{Lit|{{G|52|208|}}}}
Vorträgen in Basel gesagt: In unser Nervensystem hinein ersterben
</div>
wir. - Diese Kräfte, diese ersterbenden Kräfte, sie werden
immer mächtiger und mächtiger werden. Und es wird die Verbindung
hergestellt werden zwischen den im Menschen ersterbenden Kräften,
die verwandt sind mit elektrischen, magnetischen Kräften und den
äußeren Maschinenkräften. Der Mensch wird gewissermaßen seine
Intentionen, seine Gedanken hineinleiten können in die Maschinenkräfte.
Noch unentdeckte Kräfte in der Menschennatur werden entdeckt
werden, solche Kräfte, welche auf die äußeren elektrischen und
magnetischen Kräfte wirken.


<div style="margin-left:20px">
Das ist das eine Problem: das Zusammenführen des Menschen mit
"Wodurch können wir denn im gewöhnlichen
dem Mechanismus, das immer mehr und mehr um sich greifen muß in
Leben ein Bewußtsein von irgend etwas haben? Dadurch,
der Zukunft.|178|218f}}
daß wir es aufhalten können. Wir bekommen ein Bewußtsein
von einem Teil der [[Elementarische Welt|elementarischen Welt]], indem wir einen Teil
der elementarischen Welt aufhalten. Wir sind selber ein Produkt dieser
elementarischen Welt in unseren Sinnesorganen. Wir werden
uns unserer Sinne bewußt, indem wir einen Teil der elementarischen
Welt aufhalten. Wir sind ein Produkt der geistigen Welt in unseren
Nerven. Wenn wir uns unserer Nerven bewußt werden, werden
wir uns in gewisser Weise der [[Geistige Welt|geistigen Welt]] bewußt, natürlich
nur in Abbildern, indem wir einen Teil der geistigen Welt aufhalten.
Was kennt denn der Mensch von der elementarischen Welt? Er
kennt von der elementarischen Welt dasjenige, was ihm durch die
Sinne widergespiegelt wird. Und was kennt der Mensch von der geistigen
Welt? Er kennt das, was ihm seine Nerven widerspiegeln, das
ist das, was man gewöhnlich die Naturgesetze nennt. Die Naturgesetze
sind nichts anderes als ein Schattenbild, ein abgeschwächtes
Spiegelbild der geistigen Welt. Und das, was der Mensch als sein
inneres geistiges Leben, als seine Vernunft kennt, das ist ein abgeschwächtes
Spiegelbild der äußeren [[Vernunftwelt]]. Was man in
unserer Sprache Intellekt, Verstand nennt, das ist ein Abbild der
Vernunftwelt, aber ein schwaches, schattenhaftes Abbild." {{Lit|{{G|119|200f}}}}
</div>


In Wirklichkeit kommt es nicht auf die Naturgesetze als solche an, sondern auf die [[Geistige Wesen|geistigen Wesen]], die die naturgesetzlich erscheinenden Wirkungen durch ihre Taten hervorbringen.
Heilsam wird diese Entwicklung nur sein können, wenn der Mensch als Gegengewicht zur dieser Verbindung mit der technischen [[Unter-Natur]], eine entsprechende [[Schulungsweg|geistig-moralische Entwicklung]] anstrebt, wie es Rudolf Steiner im 184. [[Anthroposophische Leitsätze|anthroposophischen Leitsatz]] knapp beschrieben hat. Nur so kann er gegen die mit der [[Technik]] verbundenen [[Ahriman|ahrimanischen Wesen]] bestehen:


{{GZ|Diese Gesetze
{{GZ|Das erfordert, daß der Mensch erlebend eine Geist-Erkenntnis finde, in der er sich eben so hoch in die Über-Natur
sind ja ganz gut, aber nicht für die Erkenntnis. Man darf die Naturgesetze
erhebt, wie er mit der unternatürlichen technischen
nicht als etwas ansehen, was Erkenntnis gibt. Es ist damit geradeso
Betätigung unter die Natur hinuntersinkt. Er schafft dadurch
wie bei Versicherungsgesellschaften. Man versichert dort sein
in seinem Innern die Kraft, nicht unterzusinken.|26|259}}
Leben. Wodurch können solche Versicherungsgesellschaften bestehen?
Dadurch, daß man eines Menschen wahrscheinliche Lebensdauer ausrechnet.
Aus der Anzahl derjenigen Menschen, die von so und so viel
Fünfundzwanzigjährigen das dreißigste Lebensjahr erreichen und so
weiter, kann man dann ausrechnen, wie viele Jahre wahrscheinlich ein
Dreißigjähriger noch lebt; danach versichert man ihn. Und man kommt
gut durch mit der Versicherung. Das Versicherungsgesetz gilt. Aber
keinem Menschen würde es einfallen, das mit seinem innersten Wesen
nun in Einklang zu bringen. Sonst müßte er doch sagen: Ich bin dazumal
mit dreißig Jahren versichert worden, weil mein wahrscheinlicher
Tod mit fünfundfünfzig Jahren eintritt. Er müßte sich sagen: Jetzt
muß ich doch sterben mit fünfundfünfzig Jahren. Er wird niemals die
Konsequenz daraus ziehen, trotzdem die Rechnung durchaus stimmt;
aber die Konsequenz bedeutet gar nichts für das wirkliche Leben.
 
Naturgesetze sind auch nur errechnet. Sie sind gut dafür, daß wir
sie technisch verwenden können; sie sind gut dazu, Maschinen machen
zu können, wie wir die Menschen versichern können nach Versicherungsgesetzen;
aber in das Wesen der Dinge führen sie nicht hinein.
In das Wesen der Dinge führt nur das wirkliche Erkennen der Wesenheiten
selber hinein.
 
Was die Astronomen ausrechnen an Naturgesetzen des Himmels,
das ist im Menschenleben wie die Versicherungsgesetze. Was eine wirkliche
Initiationswissenschaft über das Wesen dessen, was da als Sonne
und Mond ist, erkundet, das ist so, wie wenn ich denjenigen, der nach
seiner Police lange gestorben sein müßte, nach zehn Jahren doch noch
finde. Es lag in seinem Wesen, weiterzuleben.
 
Das wirkliche Geschehen hat im Grunde genommen gar nichts mit
den Naturgesetzen zu tun. Die Naturgesetze sind gut für die Anwendung
der Kräfte. Aber die Wesenheit muß durch Initiationswissenschaft
erkannt werden.|234|57f}}
 
Die [[Urbild]]er der Naturgesetze sind im [[Devachan]] zu finden - und dort gibt es keinen Unterschied zwischen Natur- und Geistesgesetzen:
 
<div style="margin-left:20px">
"Das Wesentliche des Devachan ist also, daß es dort keine Unterscheidung
gibt zwischen Natur- und Geistesgesetz. Und so ist es auch für
den Hellseher, der wirklich hindurchdringt zu den übersinnlichen
Welten. Da sind diese übersinnlichen Welten recht sehr verschieden
von den Welten, die hier auf dem physischen Plan herrschen. Es ist
einfach nicht möglich für den Hellseher, jene Unterscheidung zu machen,
die der materialistische Sinn macht, indem man sagt: Das ist bloß ein
objektives Naturgesetz. - Hinter diesem objektiven Naturgesetz steht
in Wahrheit immer ein Geistesgesetz, und der Hellseher kann zum
Beispiel nicht über eine ausgedörrte Wiese gehen, über eine überschwemmte
Gegend, kann nicht gewahr werden einen Vulkanausbruch,
ohne zu denken, daß hinter dem, was Naturtatsachen sind,
geistige Mächte, geistige Wesenheiten stecken. Für ihn ist ein Vulkanausbruch
zugleich eine moralische Tat, wenn auch vielleicht die Moral
auf einem ganz anderen Plan liegt, als man es sich zunächst träumen
läßt." {{Lit|{{G|143|93f}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Die Gedankenart, die eine Seele hat, die Gesetze,
nach denen eine Naturerscheinung sich vollzieht, treten
für die sechzehnblätterige Lotusblume in Gestalten auf.
Das sind aber nicht starre, ruhige Gestalten, sondern bewegte,
mit Leben erfüllte Formen. Der Hellseher, bei
dem sich dieser Sinn entwickelt hat, kann für jede Gedankenart,
für jedes Naturgesetz eine Form nennen, in
denen sie sich ausprägen." {{Lit|{{G|10|126}}}}
</div>
 
[[Datei:Pauli.jpg|miniatur|[[Wikipedia:Wolfgang Pauli|Wolfgang Pauli]] (1900-1958)]]
Aus [[Imagination|imaginativen Bildern]] ist letztlich alles geschaffen, auch die physische Welt. Sie sind die wirksam tätigen [[Urbild]]er der Dinge. Sie sind die [[Ideen]], die [[Archetypus|Archetypen]] im Sinne [[Platon]]s. Die [[Urpflanze]], von der Goethe in seiner [[Metamorphosenlehre]] gesprochen hat, ist ein Beispiel dafür. {{lit|{{G|157|298}}}} Der österreichische Physiker und Mitbegründer der [[Wikipedia:Quantentheorie|Quantentheorie]] [[Wikipedia:Wolfgang Pauli|Wolfgang Pauli]] (1900-1958) hat davon sehr deutlich etwas geahnt, wenn er in einem Brief an den Physiker [[Wikipedia:Markus Fierz|Markus Fierz]] (1912-2006), in dem er sich auf dessen 1948 im [[Wikipedia:Eranos#Eranos-Jahrbücher|Eranos-Jahrbuch]] veröffentlichten Vortrag "Zur physikalisehen Erkenntnis" bezieht, schreibt:
 
<div style="margin-left:20px;">
"Die in Ihrem Vortrag formulierten Ideen
haben viele Berührungspunkte mit meinen, z. B. Komplementarität und Universalität,
bzw. Physik und Psychologie, vielleicht sind da aber auch einige Unterschiede.
Mein Ausgangspunkt ist, welches die Brücke sei zwischen den [[Sinneswahrnehmung]]en
und den [[Begriff]]en. Zugestandenermaßen kann die Logik eine solche
Brücke nicht geben oder konstruieren. Wenn man die vorbewußte Stufe der
Begriffe analysiert, findet man immer Vorstellungen, die aus "symbolischen"<ref>Vgl. C. G. Jungs Definition von [[Symbol]] in seinem Buch "Psychologische Typen". Das S[ymbol] drückt einen "geahnten, aber noch unbekannten Sachverhalt" aus.</ref>
Bildern mit im allgemeinen starkem emotionalen Gehalt bestehen. Die Vorstufe
des Denkens ist ein ''malendes Schauen'' dieser inneren Bilder, deren Ursprung nicht
allein und nicht in erster Linie auf die Sinneswahrnehmungen (des betreffenden
Individuums) zurückgeführt werden kann, sondern die durch einen "Instinkt des
Vorstellens" produziert und bei verschiedenen Individuen unabhängig, d. h.
kollektiv reproduziert werden. {Dazu paßt, was Sie Seite 12 und 13 über den
Zahlbegriff gesagt haben.} Der frühere archaisch-magische Standpunkt ist nur ein
klein wenig unter der Oberfläche; ein geringes abaissement du niveau mental
genügt, um ihn völlig "nach oben" kommen zu lassen. Die archaische Einstellung
ist aber auch die notwendige Voraussetzung ''und die Quelle'' der wissenschaftlichen
Einstellung. Zu einer vollständigen Erkenntnis gehört auch diejenige der Bilder,
aus denen die rationalen Begriffe gewachsen sind.
 
Nun kommt eine Auffassung, wo ich vielleicht mehr ein Platonist<ref>Es ist kein Zufall, daß Sie auf Seite 13 Plato zitiert haben.</ref> bin als die
Psychologen der Jungschen Richtung. Was ist nun die Antwort auf die Frage nach
der Brücke zwischen den [[Sinneswahrnehmung]]en und den [[Begriff]]en, die sich uns
nun reduziert auf die Frage nach der Brücke zwischen den äußeren Wahrnehmungen
und jenen inneren bildhaften Vorstellungen. Es scheint mir - wie immer man es
auch dreht, ob man vom "Teilhaben der Dinge an den Ideen" oder von "an sich
realen Dingen" spricht - es muß hier eine unserer Willkür entzogene kosmische
Ordnung der Natur postuliert werden, der sowohl die äußeren materiellen Objekte
als auch die inneren Bilder unterworfen sind. (Was von beiden historisch das
frühere ist, dürfte sich als eine müßige Scherzfrage erweisen - so etwa wie "Was war
früher: das Huhn oder das Ei?") ''Das Ordnende und Regulierende muß jenseits der
Unterscheidung von physisch und psychisch gestellt werden'' - so wie Platos "Ideen"
etwas von "Begriffen" und auch etwas von "Naturkräften" haben (sie erzeugen von
sich aus Wirkungen). Ich bin sehr dafür, dieses "Ordnende und Regulierende"
"Archetypen" zu nennen; es wäre aber dann unzulässig, diese als psychische
Inhalte zu definieren. Vielmehr sind die erwähnten inneren Bilder ("Dominanten
des kollektiven Unbewußten" nach Jung) die psychische Manifestation der
Archetypen, die aber auch alles naturgesetzliche im Verhalten der Körperwelt
hervorbringen, erzeugen, bedingen müßten. Die Naturgesetze der Körperwelt
wären dann die physikalische Manifestation der Archetypen." {{lit|Meyenn, S 496f}}
</div>
 
== Geltungsbereich der Naturgesetze ==
 
In den [[Naturwissenschaft]]en geht man davon aus, dass die [[physik]]alischen Naturgesetze für ''alle'' Naturerscheinungen im ''gesamten'' [[Kosmos]] in ''gleicher Weise'' gültig sind. Dieser Ansicht widerspricht [[Rudolf Steiner]]. Mit den physikalischen Naturgesetzen werde nur das Absterbende, [[tot|Tote]] in der [[Natur]] erfasst, nicht das [[Werden]]de. Auch seien sie in dieser Form nur für die [[Erde (Planet)|Erde]] und ihre nächste Umgebung gültig.
 
=== Physikalische Naturgesetze gelten nur für das Absterbende ===
 
{{GZ|Aber wohin kommt denn anthroposophisch
orientierte Geisteswissenschaft, indem sie in ihrer Methode
Mineralisches, Pflanzliches und Tierisches erforscht? Sie kommt
dazu, einzusehen, daß das, was man durch die naturwissenschaftliche
Methode, was man durch die Beobachtung der äußeren Sinneswelt
finden kann, gewiß auf die Erkenntnis des Menschen auch angewendet
werden kann, aber nur so, daß es uns dasjenige in Begriffen erklärt,
was im Menschen abstirbt: wie der Mensch stirbt, wie er schon anfängt
zu sterben, wenn er geboren wird, wie er in absteigender Entwickelung
ist. Wollen Sie das begreifen, was bei der Geburt beginnt
an Verdorren des Menschen, was beim Tode eben in einem Augenblick
zu Ende geht, wollen Sie diese ganze absteigende Entwickelung
studieren, dann schauen Sie in die Natur, dann erforschen Sie alle Naturgesetze.
Und wenn Sie alle Naturgesetze erforscht haben und sie
anwenden auf den Menschen, dann bekommen Sie die Sterbegesetze
des Menschen, dann bekommen Sie dasjenige, was am Menschen abstirbt
(weiß).
 
[[Datei:GA198_239.gif|center|400px|Zeichnung aus GA 198, S. 239]]
 
Nun muß demgegenüber gesagt werden, daß in dem Augenblicke,
wo das Geborenwerden stattfindet, nicht nur ein Absterben da ist, sondern
auch ein Aufsteigen (rot). Diese aufsteigende Entwickelung können
Sie nicht finden durch die heutige naturwissenschaftliche Betrachtung,
wenn Sie diese auch noch so sehr zum Ideal hin gestaltet haben.
Das, was da wiederum belebt wird im Menschen, was immerfort einfach
neben diesem Absterben da ist, das läßt sich nicht begreifen aus
dem Sinnlichen heraus, das läßt sich nur begreifen aus dem Übersinnlichen
heraus. Anthroposophie muß die Erkenntnis des Übersinnlichen
hinzufügen zu dem Sinnlichen, damit der Mensch überhaupt begriffen
werden könne.|198|239f}}
 
=== Die Gültigkeit der Naturgesetze ist auf den irdischen Bereich beschränkt ===
 
{{GZ|Der Mensch strebt heute in der äußeren Welt nach der Erkenntnis
von Naturgesetzen. Diese Erkenntnis hält er für etwas, das er sich
zum Ziele setzt und von der er glaubt, daß sie unbedingt als eine
Art von Letztem erreicht werden müsse. Nun, wenn anthroposophische
Geisteswissenschaft einmal mehr eingesehen werden wird,
wird es etwas sehr Überraschendes sein, wenn die Menschen finden
werden, daß diejenigen Naturgesetze, von denen sie heute reden,
nur gelten - (es wird an die Tafel gezeichnet) wenn das die Erde
ist - ein gewisses Stück über die Erde noch hinaus, nicht aber darüber
hinaus. Es würde zum Beispiel der Chemiker in einer gewissen
Höhe vergeblich versuchen, seine Laboratoriumsversuche [in
der gewohnten Weise] zu machen, nicht nur, weil dort nicht das
herrscht, was er sich analog zu den Erdengesetzen vorstellt, sondern
weil dort ganz andere Gesetze herrschen.|343a|368}}
 
[[File:Orion Nebula - Hubble 2006 mosaic.jpg|mini|300px|Der [[Wikipedia:Orionnebel|Orionnebel]], zusamengesetzt aus einer Reihe von Aufnahmen des [[Wikipedia:Hubble-Weltraumteleskop|Hubble-Weltraumteleskop]]s (11. Januar 2006)]]
{{GZ|Wenn man mit demjenigen
redet, der ganz eingesponnen ist in die heute gebräuchliche
Weltanschauungsrichtung, so sagt er: Ich studiere die Fallgesetze an
dem fallenden Stein. Ich bekomme die Gesetze der Gravitation heraus.
Dann gehe ich hinaus in die Welt und wende das auch auf die
Sterne an. - Und es wird dann so gedacht: Hier ist die Erde, darauf
finde ich die Naturgesetze, und da ist dann der Kosmos. Ich denke,
die Gesetze, die ich hier auf Erden gefunden habe, gelten auch für
den Orionnebel oder für irgend etwas.
 
Nun weiß jeder Mensch, daß ja zum Beispiel die Schwerkraft im
Quadrat der Entfernung abnimmt, daß sie immer schwächer und
schwächer wird, daß das Licht abnimmt, und ich habe schon gesagt:
So nimmt auch die Wahrheit unserer Naturgesetze ab. Was wahr ist
in bezug auf Naturgesetze auf unserer Erde hier, ist nicht mehr wahr
da draußen im Weltenall. Das ist nur bis zu einer gewissen Entfernung
wahr. Aber da draußen im Weltenall beginnt außerhalb einer gewissen
Weite dieselbe Gesetzmäßigkeit, die wir antreffen, wenn wir in den
Traum untertauchen. Daher sollten die Menschen sich klar sein, wenn
sie hinausblicken in den Orionnebel, dann müßten sie eigentlich, um
den Orionnebel zu begreifen, nicht nach der experimentellen Methode
physisch denken, sondern anfangen zu träumen, denn der Orionnebel
zeigt seine Gesetzmäßigkeit nach Träumen.|225|196f}}
 
{{GZ|Der heutige physische Forscher oder Astronom, überhaupt
der heutige Naturwissenschafter, was tut er? Er erforscht
Naturgesetze. Er beobachtet und gewinnt dadurch
Naturgesetze; oder aber er experimentiert und gewinnt dadurch
Naturgesetze. Jetzt hat er sie, diese Naturgesetze; sie
sind seine Wissenschaft, sie geben ihm dasjenige, was in den
Dingen liegt. Mehr sollte er eigentlich nicht sagen. Aber
jetzt fängt er an, auf seine Naturgesetze stolz und hochmütig
zu werden und tut jetzt eine Behauptung, die er
eigentlich gar nicht tun könnte, nämlich: daß diese Naturgesetze
im ganzen Universum gelten. Er sagt, wenn ich auf
der Erde in meinem Laboratorium etwas erforscht habe,
und wenn die Bedingungen ebenso hergestellt werden könnten
auf den fernsten Sternen des Weltenalls, von denen das
Licht so und so viele Lichtjahre braucht, um zur Erde zu
kommen — die Menschen geben ja vor, daß sie sich bei diesen
Dingen etwas vorstellen können —, so würden, wenn
eben dort die Bedingungen ebenso hergestellt werden könnten,
die Naturgesetze selbstverständlich dort auch gelten,
denn diese Naturgesetze sind eben von absoluter Gültigkeit.
 
Ja, aber so ist es nicht. Wenn hier eine Lichtquelle ist, so
leuchtet sie in der Umgebung zunächst stark. In weiterer
Verbreitung ist die Lichtstärke wesentlich geringer; wenn
wir noch weiter gehen, noch geringer, und wenn wir ganz
weit gehen, wird sie lichtschwach. Es nimmt da die Lichtstärke
mit dem Quadrate der Entfernung ab. Das ist so
beim Licht. Und das ist kurioserweise auch so auf der Erde
bei Naturgesetzen.
 
Was Sie auf der Erde als Naturgesetze konstatieren, das
wird immer ungültiger, je weiter Sie sich von der Erde entfernen.
Nicht wahr, es ist ja furchtbar, so etwas auszusprechen,
und vor dem geregelten Naturforscher muß man eben
ein wirklicher Idiot sein, wenn man so etwas ausspricht,
selbstverständlich. Das versteht man ja ganz gut, denn
wenn man zu diesen Dingen kommt, so kann man sich sehr
leicht in die Seele eines gegenwärtigen Naturforschers hineinversetzen.
Nur das Umgekehrte ist nicht der Fall: er
kann sich nicht in die Seele des Geistesforschers hineinversetzen.
Wie der Naturforscher zu alledem kommt, was er
behauptet, das weiß der Geistesforscher sehr gut, nur eben
das Umgekehrte ist nicht der Fall. Daher sind auch zumeist
die Kritiken über die Geistesforschung, die von naturforscherischer
Seite ausgehen, von jener Seite ja vollständig
berechtigt; aber sie besagen weiter nichts, als daß sich der
Naturforscher bei den Aussagen des Geistesforschers nichts
denken kann. Das muß man ihm aber glauben, denn das ist
so. Er kann sich eben nichts denken. Er muß eben zuerst ein
Geistesforscher werden, wenn man überhaupt mit ihm polemisieren
will. Daher ist alles Polemisieren mit demjenigen,
der ein Naturforscher bleiben will und sich nichts denken
kann bei den Ergebnissen der Geistesforschung, etwas ganz
Vergebliches.
 
[[Datei:GA84_107.gif|right|300px|Zeichnung aus GA 84, S. 107]]
Nun, das bezüglich des Lichtes wird ja der Naturforscher
zugeben - das ist ja natürlich sein eigenes Resultat -, bezüglich
der Naturgesetze wird er es nicht zugeben. Aber
schon bezüglich des Lichtes muß der Geistesforscher eine
Einschränkung machen. Sehen Sie, der Naturforscher sagt,
wenn das Licht da ausstrahlt, so nimmt seine Lichtstärke
immer mehr und mehr ab, eben je weiter man hinauskommt,
und zuletzt wird es so, daß man die Lichtstärke
von der Null nicht mehr unterscheiden kann. Aber sehen
Sie, eine solche Behauptung ist genau ebenso gescheit, wie
wenn einer sagt: Ich habe hier einen Ball, der ist elastisch;
den drücke ich jetzt ein. - Nun, in Wirklichkeit hat der Ball
dann das Bestreben, wie Sie wissen, nach der anderen Seite
auszuschlagen. Die Elastizität treibt die Oberfläche hin und
her. Nun sagt einer: Das kann ja gar nicht sein; wenn ich
da überhaupt etwas Elastisches einbiege, so muß das immer
weiter und weiter sich biegen; nur wird es zuletzt hier so
schwach, daß man es nicht mehr sieht, nicht mehr wahrnehmen
kann. - Aber es ist eben nicht so. Das Elastische schnellt
wieder zurück. Geradeso ist es mit dem Licht. Das Licht
breitet sich ja nicht so aus, daß man sagen kann: da draußen
ist es so schwach, daß es schon bald in die Finsternis
hineinkommt, aber es breitet sich immer weiter aus. Das ist eben nicht wahr. Es breitet sich nur bis zu einem gewissen
Punkte, bis zu einer gewissen Kugelschale aus, und dann
schnellt es zurück. Und indem es zurückkommt, sieht es
nur der Geistesforscher, nicht der Naturforscher. Denn wenn
das Licht seine Elastizität erschöpft hat und zurückschnellt,
kommt es als Geist, als Übersinnliches zurück. Da wird es
dann vom Naturforscher nicht wahrgenommen. Es strahlt
kein Licht aus, das nicht an eine gewisse Grenze kommt,
wieder zurückstrahlt und als Geist zurückkommt. Aber
dasjenige, was ich Ihnen hier für das Licht sagen möchte, ist
auch für die Naturgesetze so. Die Naturgesetze nehmen in
bezug auf ihre Gültigkeit ab, je weiter ich da in die Umgebung
hinauskommen würde. Aber das geht nur bis zu
einer gewissen Kugelschale; dann kommt alles wieder zurück.
Dann aber kommen die Naturgesetze als sinnvolle
Gedanken zurück. Und das ist der Weltenäther.
 
Der Weltenäther hat nicht eine radial ausstrahlende Bewegung
in bezug auf die Erde, sondern eine hereinkommende
Bewegung, eine von allen Seiten herankommende
Bewegung. Aber das, was in dieser Einstrahlung auf die
Erde lebt, das sind überall sinnschöpferische Gedanken.
Eine Gedankenbildekräfte weit ist zugleich der Weltenäther.
Aber noch einen Haken hat dieses. Wenn ich hier auf
Erden Gedanken so fasse, wie man sie faßt, daß man zu
Naturgesetzen kommt, da sind die Gedanken so hübsch
eben in Linien gebildet, wenn ich mich figürlich ausdrücken
darf, daß man dann sagen kann: es gibt eine gewisse Konstanz
des Stoffes, eine Konstanz der Kraft. Es gibt einen
Brechungsexponenten der Lichtlehre und so weiter. Man
formuliert durch Gedanken dasjenige, was im Materiellen
lebt. Wenn die Gedanken aber zurückkommen, wenn man
es erlebt, wie die Gedanken im Weltenäther leben, da sind
sie nicht solche logischen Gedanken und nicht solche Gedanken
mit scharfen Konturen, da sind sie Bildgedanken,
Bilder, Imaginationen.|84|104ff}}
 
== Erkenntnis der Naturgesetze ==
 
Schon in seinen «[[Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften]]» hat [[Rudolf Steiner]] darauf hingewiesen, dass das, was wir uns [[Denken|denkend]] in unserem Inneren erarbeiten, keineswegs nur eine [[subjektiv]]e Bedeutung hat, sondern in der Eigengesetzlichkeit der [[objektiv]]en Welt verankert ist, sich aber vor der bloßen [[Sinnesanschauung]] verhüllt. Dabei sind zwei Punkte zu beachten:
 
<div style="margin-left:20px">
"1. Die Dinge, die
uns in der Erfahrung als einzelne gegenübertreten, haben
einen inneren Bezug aufeinander. Sie sind in Wahrheit
durch ein einheitliches Weltenband zusammengehalten. Es
lebt in ihnen allen ein gemeinsames Prinzip. <br>
2. Wenn unser
Geist an die Dinge herantritt und das Getrennte durch ein
geistiges Band zu umfassen strebt, so ist die begriffliche
Einheit, die er herstellt, den Objekten nicht äußerlich, sondern
sie ist herausgeholt aus der inneren Wesenheit der Natur
selbst. Die menschliche Erkenntnis ist kein außer den
Dingen sich abspielender, aus bloßer subjektiver Willkür
entspringender Prozeß, sondern, was da in unserem Geist
als Naturgesetz auftritt, was sich in unserer Seele auslebt,
das ist der Herzschlag des Universums selbst." {{Lit|{{G|1|283|288}}}}
</div>
 
Später hat Rudolf Steiner diesen Zusammenhang ausführlicher dargestellt.
 
<div style="margin-left:20px">
"Aber denken Sie einmal
nach, wie diese Naturwissenschaft ausgebildet wird. Man untersucht,
man untersucht denkend. Sie können unmöglich, wenn Sie eine Wissenschaft
ausbilden wollen über das, was sich als Sinnesteppich ausbreitet,
eine Wissenschaft, die in logischen Gedanken verläuft, diese logischen
Gedanken aus der Außenwelt heraus gewinnen. Wenn das, was als
Gedanken ~ und Naturgesetze sind ja auch Gedanken -, wenn das, was
als Gesetze der Außenwelt erkannt wird, aus der Außenwelt selbst
folgte, ja, dann wäre ja nicht notwendig, daß wir irgend etwas lernten
über die Außenwelt, dann müßte derjenige, der zum Beispiel sich dieses
Licht da ansieht, ganz genau die elektrischen Gesetze und so weiter
wissen, wie der andere, der es gelernt hat! Ebensowenig weiß der
Mensch, wenn er es nicht gelernt hat, irgend etwas, sagen wir über die
Beziehung eines Kreisbogens zum Radius und so weiter. Da bringen wir
die Gedanken, die wir in die Außenwelt hineintragen, aus unserem
Inneren hervor.
 
Ja, es ist so: Dasjenige, was wir als Gedanken in die Außenwelt hineintragen,
bringen wir aus unserem Inneren hervor. Wir sind zunächst
dieser Mensch, der als Hauptesmensch konstruiert ist. Dieser sieht auf
den Sinnesteppich hin. Im Sinnesteppich drinnen ist dasjenige, was wir
durch Gedanken erreichen (siehe Zeichnung Seite 198, weiß) und zwischen
diesem und zwischen dem, was wir in unserem eigenen Inneren
haben, was wir nicht wahrnehmen, ist eine Verbindung, gewissermaßen
eine unterirdische Verbindung. Daher kommt es, daß wir dasjenige,
was wir in der Außenwelt nicht wahrnehmen, weil es in uns
 
[[Datei:GA205_198.gif|center|400px|Zeichnung aus GA 205, S 198]]
 
hineinragt, aus unserem Inneren in Form des Gedankenlebens hervorholen
und in die Außenwelt hineinlegen. So ist es schon mit dem Zählen.
Die Außenwelt zählt uns gar nichts vor; die Gesetze des Zählens liegen
in unserem eigenen Inneren. Aber daß das stimmt, rührt davon her,
daß zwischen diesen Anlagen, die da sind in der Außenwelt und unseren
eigenen irdischen Gesetzen, ein unterirdischer Zusammenhang ist,
ein unterkörperlicher Zusammenhang, und so holen wir die Zahl aus
unserem Inneren heraus. Die paßt dann zu dem, was draußen ist. Aber
der Weg ist nicht durch unsere Augen, nicht durch unsere Sinne, sondern
der Weg ist durch unseren Organismus. Und dasjenige, was wir als
Mensch ausbilden, das bilden wir als ganzer Mensch aus. Es ist nicht
wahr, daß wir durch die Sinne irgendein Naturgesetz erfassen; wir erfassen
es als ganzer Mensch." {{Lit|{{G|205|197f}}}}
</div>
 
== Goetheanismus ==
 
=== Urphänomene statt Naturgesetze ===
 
Schon der Begriff Natur''gesetz'' verweist auf seinen eigentlichen Ursprung im [[Rechtsleben]]. [[Goethe]] schien diese juristische Denkungsart ungeignet für die Naturbetrachtung und strebte in seinen Naturstudien, besonders in seiner [[Farbenlehre (Goethe)|Farbenlehre]], nicht nach der Formulierung von [[quantitativ]] auswertbaren Naturgesetzen, sondern nach der Entdeckung [[qualitativ]]er, anschaulicher [[Urphänomen]]e, aus denen sich komplexere Erscheinung ableiten lassen.
 
<div style="margin-left:20px">
"Wir haben
nämlich auch die Jurisprudenz in der Naturwissenschaft darinnen:
wir sprechen von Naturgesetzen. Die Orientalen haben nicht von
Naturgesetzen gesprochen, sondern vom Walten des Weltenwillens.
Naturgesetz ist erst entstanden, als jener Nebenstrom aufgenommen
worden ist. Da ist das juristische Gesetz eingeschlichen durch ein
Fenster in das Naturerkennen und ist Naturgesetz geworden. Goethe
wollte erfassen die reine Erscheinung, die reine Tatsache, das
reine Phänomen, das Urphänomen. Ohne daß man reinigt unsere
Naturwissenschaft von den Anhängseln der Jurisprudenz, kommen
wir nicht zu einem gereinigten Geistesleben. Geisteswissenschaft erfaßt
daher überall Tatsachen und weist nur auf Gesetze hin als eine
Sekundärerscheinung." {{Lit|{{G|195|24}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Die gegenwärtige Naturforschung macht Experimente. Sie verfolgt
also die Erscheinungen, versucht dann, diese begrifflich zu verarbeiten
und sucht sich Vorstellungen zu bilden über dasjenige, was hinter den
Erscheinungen als die sogenannten Ursachen steht, zum Beispiel hinter
der subjektiven Licht- und Farbenerscheinung die objektive Wellenbewegung
im Äther.
 
Goethe verwendet das ganze naturwissenschaftliche Denken nicht
in diesem Stile. Er geht gar nicht in seiner Naturforschung von dem
sogenannten Bekannten in das sogenannte Unbekannte hinein, sondern
er will immer in dem Bekannten stehenbleiben, ohne daß er sich
zunächst darum bekümmert, ob das Bekannte bloß subjektiv, also eine
Wirkung auf unsere Sinne oder auf unsere Nerven oder auf unsere
Seele ist, oder ob es objektiv ist. Solche Begriffe, wie die der subjektiven
Farbenerscheinungen und der objektiven Wellenbewegungen
draußen im Raume, solche bildet sich Goethe gar nicht, sondern ihm
ist dasjenige, was er ausgebreitet im Raum, was er vorgehend in der
Zeit sieht, ein durchaus Einheitliches, bei dem er nicht nach Subjektivität
und Objektivität fragt. Er verwendet gar nicht jenes Denken
und jene Methoden, die in der Naturwissenschaft angewendet werden,
dazu, um von dem Bekannten auf das Unbekannte zu schließen, sondern
er verwendet alles Denken, alle Methoden dazu, die Phänomene,
die Erscheinungen selbst so zusammenzustellen, daß man durch diese
Zusammenstellung der Phänomene, der Erscheinungen zuletzt solche
Erscheinungen bekommt, die er Urphänomene nennt, die nun wiederum,
ohne daß man Rücksicht nimmt auf subjektiv und objektiv, das
aussprechen, was er zur Grundlage seiner Welt- und Naturbetrachtung
machen will. Also, Goethe bleibt stehen innerhalb der Reihe der Erscheinungen,
vereinfacht sie nur und betrachtet dann dasjenige, was
sich als einfache Erscheinungen überschauen läßt, als das Urphänomen.
Goethe betrachtet also das Ganze, was man nennen kann naturwissenschaftliche
Methode, nur als Werkzeug, um innerhalb der Erscheinungssphäre
selbst so die Erscheinungen zu gruppieren, daß sie
selbst ihre Geheimnisse aussprechen. Nirgends versucht Goethe von
einem sogenannten Bekannten auf irgendein Unbekanntes zu rekurrieren.
Daher gibt es für Goethe auch nicht das, was man Naturgesetz
nennen kann.
 
Ein Naturgesetz haben Sie, wenn ich sage: Bei den Umläufen um
die Sonne machen die Planeten gewisse Bewegungen, bei denen diese
und diese Bahnen beschrieben werden. - Für Goethe handelte es sich
nicht darum, zu solchen Gesetzen zu kommen, sondern dasjenige, was
er ausspricht als die Grundlage seines Forschens, sind Tatsachen, zum
Beispiel die Tatsache, wie zusammenwirken Licht und in den Weg des
Lichts gestellte Materie. Wie die zusammenwirken, das spricht er in
Worten aus, das ist kein Gesetz, sondern eine Tatsache. Und solche
Tatsachen sucht er seiner Naturbetrachtung zugrunde zu legen. Er
will nicht von dem Bekannten zu dem Unbekannten aufsteigen, er will
auch nicht Gesetze haben, er will im Grunde genommen eine Art rationeller
Naturbeschreibung haben. Nur daß ein Unterschied für ihn besteht
zwischen der Beschreibung des Phänomens, das unmittelbar ist,
das kompliziert ist, und dem anderen, das man herausgeschält hat, das
nur noch die einfachsten Elemente aufweist, das dann ebenso von
Goethe der Naturbetrachtung zugrunde gelegt wird wie sonst das Unbekannte
oder auch der rein begrifflich festgesetzte, gesetzmäßige Zusammenhang." {{Lit|{{G|320|29f}}}}
</div>
 
=== Im Lebendigen ist der Typus das innerlich tätige Prinzip ===
 
Die Naturgesetze sind zwar mit dem Ganzen der Natur untrennbar verbunden, aber sie regeln die einzelnen Erscheinungen in der toten, mineralischen Welt gleichsam von außen. Anders ist es im Bereich des Lebendigen. Hier wirkt der [[Typus]] gestaltend von innen.
 
{{GZ|Beim Unorganischen ist es als wesentlich zu betrachten, dass die
Erscheinung in ihrer Mannigfaltigkeit mit der sie erklärenden
Gesetzlichkeit nicht identisch ist, sondern auf letztere, als auf
ein ihr Äußeres, bloß hinweist. Die Anschauung - das materielle
Element der Erkenntnis - die uns durch die äußeren Sinne
gegeben ist, und der Begriff - das formelle - durch den wir die
Anschauung als notwendig erkennen, stehen einander
gegenüber als zwei einander zwar objektiv fordernde Elemente,
aber so dass der Begriff nicht in den einzelnen Gliedern einer
Erscheinungsreihe selbst liegt, sondern in einem Verhältnisse
derselben zueinander. Dieses Verhältnis, welches die
Mannigfaltigkeit in ein einheitliches Ganze zusammenfasst, ist
''in den einzelnen Teilen'' des Gegebenen begründet, aber als
Ganzes (als Einheit) kommt es nicht zur realen, konkreten
Erscheinung. Zur äußeren Existenz - im Objekte - kommen nur
die ''Glieder'' dieses Verhältnisses. Die Einheit, der Begriff kommt ''als solcher''
erst in unserem Verstande zur Erscheinung. Es kommt ihm die
Aufgabe zu, das Mannigfaltige der Erscheinung
zusammenzufassen, er verhält sich zu dem letzteren als ''Summe''.
Wir haben es hier mit einer Zweiheit zu tun, mit der
mannigfaltigen Sache, die wir ''anschauen'', und mit der Einheit,
die wir ''denken''. In der organischen Natur stehen die Teile des
Mannigfaltigen eines Wesens nicht in einem solchen
äußerlichen Verhältnisse zueinander. Die Einheit kommt mit
der Mannigfaltigkeit zugleich, als mit ihr identisch in dem
Angeschauten zur Realität. Das Verhältnis der einzelnen Glieder
eines Erscheinungsganzen (Organismus) ist ein reales geworden.
Es kommt nicht mehr bloß in unserem Verstande zur konkreten
Erscheinung, sondern im Objekte selbst, in welch letzterem es
die Mannigfaltigkeit aus sich selbst hervorbringt. Der Begriff hat
nicht bloß die Rolle einer Summe, eines Zusammenfassenden,
welches sein Objekt ''außer'' sich hat; er ist mit demselben
vollkommen ''eins'' geworden. Was wir anschauen, ist nicht mehr
verschieden von dem, wodurch wir das Angeschaute denken;
wir schauen den Begriff als Idee selbst an. Daher nennt Goethe
das Vermögen, wodurch wir die organische Natur begreifen,
''[[anschauende Urteilskraft]]''. Das Erklärende - das Formelle der
Erkenntnis, der Begriff - und das Erklärte - das Materielle, die
Anschauung - sind identisch. Die Idee, durch welche wir das
Organische erfassen, ist somit wesentlich verschieden von dem
Begriffe, durch den wir das Unorganische erklären; sie fasst ein
gegebenes Mannigfaltige nicht bloß - wie eine Summe -
zusammen, sondern setzt ihren eigenen Inhalt aus sich heraus.
Sie ist ''Resultat'' des Gegebenen (der Erfahrung), konkrete
Erscheinung. Hierin liegt der Grund, warum wir in der unorganischen
Naturwissenschaft von ''Gesetzen'' (Naturgesetzen) sprechen und
die Tatsachen durch sie erklären, in der organischen Natur dies
dagegen durch ''[[Typus|Typen]]'' tun. Das ''Gesetz'' ist mit der
Mannigfaltigkeit der Anschauung, die es beherrscht, nicht ein
und dasselbe, es steht über ihr; im Typus aber ist Ideelles und
Reales zur Einheit geworden, das Mannigfaltige kann nur als
ausgehend von einem Punkte des mit ihm identischen Ganzen
erklärt werden.|1|85ff|80}}
 
== Naturgesetze und Vater-Gott ==
 
{{GZ|Wenn der
Mensch so, wie er nun einmal sein heutiges Bewußtsein hat, sich die
Welt ringsherum anschaut, so bildet er sich mit dem kombinierenden
Verstande Naturgesetze. Dadurch kommt er ja auf eine Weise, die
durchaus dem heutigen Bewußtsein schon möglich ist, dazu, zu sagen:
Diese Welt ist von Gedanken durchsetzt, denn die Naturgesetze sind
in Gedanken erfaßbar und sind eigentlich selbst die Weltgedanken. -
Man kommt dann dazu - namentlich, wenn man die Naturgesetze verfolgt
bis zu derjenigen Stufe, wo sie angewendet werden müssen auf
das eigene Entstehen des Menschen als physisches Wesen -, sich zu sagen:
Innerhalb derjenigen Welt, die wir mit unserem gewöhnlichen Bewußtsein
überschauen, von der Sinneswahrnehmung bis zum Erinnerungsspiegel,
lebt ein Geistiges. - Man muß eigentlich schon als Mensch
krank sein, pathologisch sein, wenn man wie der gewöhnliche atheistische
Materialist dieses Geistige nicht anerkennen will. Wir stehen ja in
dieser Welt, die dem gewöhnlichen Bewußtsein gegeben ist, so darinnen,
daß wir aus ihr als physischer Mensch durch die physische Konzeption
und die physische Geburt selber hervorgehen. Was da beobachtbar ist
innerhalb der physischen Welt, das muß nämlich notwendigerweise
unvollständig betrachtet werden, wenn man nicht eine allgemeine geistige
Wesenheit zugrunde legt. Wir werden als physische Wesen auf
physische Art geboren. Wir sind eigentlich, wenn wir als kleines Kind
geboren werden, für die äußere physische Anschauung ziemlich ähnlich
einem Naturwesen. Und aus diesem Naturwesen, das im Grunde
genommen in einer Art von schlafendem Zustand ist, entwickeln sich
die inneren geistigen Fähigkeiten heraus. Diese inneren geistigen Fähigkeiten
entstehen ja erst im Laufe der künftigen Entwickelung. Man
muß sich ganz notwendigerweise dazu bequemen, das, was da im Menschen
entsteht als die geistigen Fähigkeiten, ebenso zurückzuverfolgen
hinter Geburt und Konzeption, wie man das Wachsen der Glieder
verfolgt. Dann aber kommt man eben dazu, sich auch das lebendig
geistig zu denken, was man sonst an der äußeren Natur sich nur als
die abstrakten Naturgesetze bildet. Und dann kommt man, mit anderen
Worten, zum Konstatieren dessen, was man den Vatergott nennen
kann.|207|33f}}
 
== Die Naturgesetze als Taten der Elohim ==
 
Die [[Elohim]], nach [[christlich]]er Terminologie [[Exusiai]] genannt, sind die führenden Schöpfergötter unserer gegenwärtigen [[Kosmos]]. Aus der auf dem [[Alter Mond|alten Mond]] geschaffenen [[Weisheit]] haben sie die Naturgesetze gebildet, die unsere [[Erdentwicklung]] bestimmen, während der der [[Mensch]] sein [[Ich]] und daraus die Kraft der [[Liebe]] entwickeln soll.
 
<div style="margin-left:20px">
"Warum
spricht zu dem Menschen aus den Naturerscheinungen heraus kein
Zufall? Warum spricht er da von Gesetzmäßigkeit? Das ist aus dem
Grunde, weil nach dem Ablauf der Saturn-, Sonnen- und Mondenentwickelung
eingegriffen haben die Geister der Form, die Exusiai.
Und wenn Naturgesetze sich offenbaren, so sind das keine abstrakten
Gesetze, sondern es sind im spirituellen Sinne die Taten der Exusiai,
der Geister der Form. Und indem der Mensch hineinschaut in den Ablauf
der Naturereignisse, schaut er in den Naturgesetzen die Taten der
Exusiai. Aber zusammengesunken ist der Mensch in seinem Mut. Und
da, wo die Exusiai nicht sprechen, wo sie nicht handgreiflich hinweisen
auf das, was sie in die Naturtatsachen hineingelegt haben, da
ahnt der Mensch nichts mehr davon, daß dort auch Geistiges als die
Gesetzmäßigkeit spricht. Dahin aber muß es kommen, daß der Mensch
von den Ereignissen, die er heute noch in das Reich des Zufalls wirft,
so sprechen lernt, wie in den Naturtatsachen die Exusiai sprechen." {{Lit|{{G|133|58f}}}}
</div>
 
== Naturgesetze als Wirkung der Geister der Umlaufzeiten ==
 
Die eigentlichen dirigierenden [[Geistige Wesen|geistigen Wesenheiten]] hinter den Naturgesetzen sind die [[Geister der Umlaufzeiten]]. Sie gehören zur [[Hierarchie]] der [[Urengel]] und verwirklichen die Vorgaben der [[Elohim]]. In der [[Bibel|biblischen]] [[Schöpfungsgeschichte]] werden sie [[Jom]] ({{HeS|יום}}, ''Tag'') bzw. in der Mehrzahl ''Jamim'' oder ''Schöpfungstage'' genannt, die als Diener der [[Elohim]] im [[Licht]] weben.  In der [[Gnosis]] wurden sie als [[Äonen]] bezeichnet. Als [[Zeitgeister]] regeln sie den gesetzmäßigen Ablauf des [[Schöpfung]]sgeschehens. Sie leiten dabei die [[Elementarwesen]], die ihrerseits als [[Naturkräfte]] wirken, in ihrem Tun.
 
<div style="margin-left:20px">
"Wenn Sie dasjenige, was für das normale Bewußtsein von diesem
Weltenaufbau vorliegt, vergleichen wollen mit diesem Weltenaufbau
selber, dann können Sie sich das etwa so klarmachen: der
äußerste Schleier der Welt wäre diese Welt der Sinne, dahinter die
Welt der Naturgeister, die Welt der Geister der Umlaufszeiten und
dahinter der Planetengeist. Nun müssen wir aber sagen, daß der
Planetengeist sich in seiner Wirksamkeit in einer gewissen Beziehung
durchdrückt bis zur Sinneswelt, so daß man in der Sinneswelt
sein Abbild in gewisser Weise wahrnehmen kann, ebenso die
 
[[Datei:GA136_045.gif|center|600px|Zeichnung aus GA 136, S 45]]
 
Geister der Umlaufszeiten, ebenso die Naturgeister. So daß wir,
wenn wir die Sinneswelt selber mit dem normalen Bewußtsein
beobachten, in dieser Sinneswelt gleichsam wie in einem Aufdruck
von hinten die Spur dieser Welten haben, die dahinter liegen,
etwa so, wie wenn wir in der obersten Haut, die wir als die Sinneswelt
weggezogen haben, eben die hinter dieser stufenweise wirksamen
geistigen Wesenheiten hätten. Das normale Bewußtsein
nimmt die Sinneswelt als ihre Wahrnehmungen wahr; die Welt
der Naturgeister, die drückt sich in den Wahrnehmungen als das
ab, was man die Naturkräfte nennt. Wo die Wissenschaft von Naturkräften
spricht, da haben wir eigentlich nichts Wirkliches. Für
den Okkultisten sind die Naturkräfte nichts Wirkliches, sondern sie
sind die Maja, sie sind die Abprägung der Naturgeister, die hinter
der Sinneswelt wirken.
 
Der Abdruck wiederum der Geister der Umlaufszeiten ist das,
was man gewöhnlich für das normale Bewußtsein die Naturgesetze
nennt. Alle Naturgesetze sind im Grunde genommen dadurch vorhanden,
daß die Geister der Umlaufszeiten dirigierend als Mächte
wirken. Naturgesetze sind nichts Wirkliches für den Okkultisten.
Wenn der gewöhnliche Naturforscher von Naturgesetzen spricht
und sie äußerlich kombiniert, so weiß der Okkultist, daß diese
Naturgesetze in ihrer Wahrheit sich enthüllen, wenn der Mensch
bei aufgewachtem Astralleib hinlauscht auf das, was die Geister der
Umlaufszeiten sagen und wie sie die Naturgeister anordnen, dirigieren.
Das drückt sich in der Maja, im äußeren Schein, in den
Naturgesetzen aus. Und weiter geht gewöhnlich das normale Bewußtsein
nicht. Zu dem Abdruck des Planetengeistes in der äußeren
Welt geht gewöhnlich das normale Bewußtsein nicht. Das normale
Bewußtsein der heutigen Menschheit spricht von der äußeren Wahrnehmungswelt,
von den Tatsachen, die man wahrnimmt, spricht
von den Naturkräften: Licht, Wärme, Magnetismus, Elektrizität
und so weiter, Anziehungskraft, Abstoßungskraft, Schwere und so
weiter. Das sind diejenigen Wahrnehmungen in der Welt der Maja,
denen in Wirklichkeit die Welt der Naturgeister zugrunde liegt, der
Ätherleib der Erde. Dann spricht die äußere Wissenschaft von Naturgesetzen.
Das ist wiederum eine Maja. Es liegt zugrunde das, was wir
heute geschildert haben als die Welt der Geister der Umlaufszeiten.
Erst dann, wenn man noch weiter vordringt, kommt man auch zu der
Ausprägung des Planetengeistes selber in der äußeren Sinneswelt.
Die Wissenschaft tut das heute nicht." {{Lit|{{G|136|44ff}}}}
</div>
 
== Naturgesetze und Elementarwesen ==
 
Aus [[geisteswissenschaft]]licher Sicht sind Naturgesetze [[Gedanke]]n von [[Elementarwesen]], die auf dem [[Physische Welt|physischen Plan]] [[denken]], aber ihren [[Körper]] in der  [[Astralwelt]] haben. Diese Gedanken sind aber zugleich die wirksamen [[Kraft|Kräfte]] in der [[Natur]].
 
<div style="margin-left:20px">
"In allen vier Formen des physischen Planes können Bewußtseine
liegen, während der Körper eines solchen Wesens im Astralen liegt.
Man denke sich das Bewußtsein in der festen Erde, den Körper im
Astralen; oder ein Wesen, das im Wasser sein Bewußtsein hat, und
dessen Körper im Astralen ist; dann ein solches mit dem Bewußtsein
in der Luft und dem Körper im Astralen; und eines mit dem Bewußtsein
im Feuer und dem Körper im Astralen. Die heutige Menschheit
weiß nicht viel von diesen Wesen, man kennt sie in unserer Zeit
nur durch die Poesie. Die Bergleute aber kennen solche Wesen sehr
gut. Ein Gnom ist nur wahrnehmbar für den, der auf dem astralen
Plan schauen kann, aber Bergleute besitzen manchmal ein solches
astrales Schauen, sie wissen, daß Gnomen Wirklichkeiten sind. So sind
in unserer Erde eigentlich Bewußtseine vorhanden, und was der
Naturforscher heute Naturgesetze nennt, das sind die Gedanken von
Wesenheiten, die auf dem physischen Plan denken, aber ihren Körper
auf dem Astralplan haben. Wenn in der Physik etwas von einem
Naturgesetz steht, so können wir uns sagen; das sind Gedanken eines
Wesens, das auf dem Astralplan seinen Körper hat. Die Naturkräfte
sind schaffende Wesenheiten und die Naturgesetze sind ihre Gedanken.
 
[[Datei:GA93a_218.gif|center|600px|Zeichnung aus GA 93a, S 218]]
 
" {{Lit|{{G|93a|218}}}}
</div>


== Literatur ==
== Literatur ==


# [[Wikipedia:Walter Heitler|Walter Heitler]]: ''Naturwissenschaft ist Geisteswissenschaft'', Die Waage, Zürich 1972
* Janina Loh: ''Trans- und Posthumanismus (Zur Einführung)'', 2. Auflage, Junius Hamburg 2019, ISBN 978-3885068082, eBook {{ASIN|B07N1MTJ2C}}
#Karl von Meyenn (Hrsg.): ''Wolfgang Pauli. Wissenschaftlicher Briefwechsel, Band III: 1940–1949. Springer. Berlin (1993) Brief #929, S. 496
* [[Marvin Minsky]]: ''The Society of Mind: Mentopolis'', Klett-Cotta 1994, ISBN 978-3608931174
#Rudolf Steiner: ''Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften'', [[GA 1]] (1987), ISBN 3-7274-0011-0 {{Schriften|001}}
* [[Raymond Kurzweil]]: ''KI - Das Zeitalter der künstlichen Intelligenz'', Carl Hanser Verlag 1993, ISBN 978-3446173750
#Rudolf Steiner: ''Wahrheit und Wissenschaft'', [[GA 3]], 5. Auflage. Rudolf Steiner Verlag, Dornach 1980, ISBN 3-7274-0030-7 {{Schriften|003}}
* [[Hans Moravec]]: ''Mind Children: The Future of Robot and Human Intelligence'', Harvard University Press 1998, ISBN 978-0674576162
# Rudolf Steiner: ''Die Philosophie der Freiheit'', [[GA 4]] (1995), ISBN 3-7274-0040-4 {{Schriften|004}}
* Hans Moravec: ''Computer übernehmen die Macht. Vom Siegeszug der künstlichen Intelligenz'', Hoffmann und Campe, Hamburg 1999, ISBN 978-3455085754
#Rudolf Steiner: ''Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?'', [[GA 10]] (1993), ISBN 3-7274-0100-1 {{Schriften|010}}
* Christian Weisgerber: ''Cyborgs, Katastrophen und Visionen. Europas Transhumanisten schauen in die Zukunft.'' Telepolis, 10. Juli 2001 [https://www.heise.de/tp/features/Cyborgs-Katastrophen-und-Visionen-3441983.html online]
#Rudolf Steiner: ''Spirituelle Seelenlehre und Weltbetrachtung'', [[GA 52]] (1986), ISBN 3-7274-0520-1 {{Vorträge|052}}
* [[w:John Brockman|John Brockman]]: ''Die neuen Humanisten. Wissenschaft an der Grenze.'' Ullstein Hc, Oktober 2004, ISBN 3-550-07597-9
#Rudolf Steiner: ''Was wollte das Goetheanum und was soll die Anthroposophie?'', [[GA 84]] (1986), ISBN 3-7274-0840-5 {{Vorträge|084}}
* Christopher Coenen, Stefan Gammel, Reinhard Heil, Andreas Woyke : ''Die Debatte über „Human Enhancement“; historische, philosophische und ethische Aspekte der technologischen Verbesserung des Menschen'', transcript Verlag 2010, ISBN 978-3-8376-1290-5
#Rudolf Steiner: ''Grundelemente der Esoterik'', [[GA 93a]] (1987), ISBN 3-7274-0935-5 {{Vorträge|093a}}
* Raymond Kurzweil: ''[[Menschheit 2.0]]: Die Singularität naht'', Lola Books 2014, ISBN 978-3944203089, eBook {{ASIN|B0112F25QI}}
#Rudolf Steiner: ''Makrokosmos und Mikrokosmos'', [[GA 119]] (1988), ISBN 3-7274-1192-9 {{Vorträge|119}}
* [[Nick Bostrom]]: ''Superintelligenz: Szenarien einer kommenden Revolution'', Suhrkamp Verlag 2016, ISBN 978-3518586846, eBook {{ASIN|B00OTQKXJE}}
#Rudolf Steiner: ''Die geistigen Wesenheiten in den Himmelskörpern und Naturreichen'', [[GA 136]] (1996), ISBN 3-7274-1361-1 {{Vorträge|136}}
* [[Stefan Lorenz Sorgner]]: ''Transhumanismus - "die gefährlichste Idee der Welt"!?'', Herder Verlag 2016, ISBN 978-3451349423
#Rudolf Steiner: ''Erfahrungen des Übersinnlichen. Die drei Wege der Seele zu Christus'', [[GA 143]] (1994), ISBN 3-7274-1430-8 {{Vorträge|143}}
* Nick Bostrom: ''Die Zukunft der Menschheit: Aufsätze'', Suhrkamp Verlag 2018, ISBN 978-3518298459, eBook {{ASIN|B0773J16BQ}}
#Rudolf Steiner: ''Weltsilvester und Neujahrsgedanken'', [[GA 195]] (1986), ISBN 3-7274-1950-4 {{Vorträge|195}}
* Klaus Mainzer: ''Künstliche Intelligenz – Wann übernehmen die Maschinen?'' Springer Verlag 2016, ISBN 978-3662484524, eBook {{ASIN|B01CYJHR1Y}}
#Rudolf Steiner: ''Heilfaktoren für den sozialen Organismus'', [[GA 198]] (1984), ISBN 3-7274-1980-6 {{Vorträge|198}}
* Julian Nida-Rümelin, Nathalie Weidenfeld: ''Digitaler Humanismus: Eine Ethik für das Zeitalter der Künstlichen Intelligenz'', Piper 2018, ISBN 978-3492058377, eBook {{ASIN|B07GZPD34T}}
#Rudolf Steiner: ''Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist – Erster Teil'', [[GA 205]] (1987), ISBN 3-7274-2050-2 {{Vorträge|205}}
* Toby Walsh: ''It's alive: Wie künstliche Intelligenz unser Leben verändern wird'', Edition Körber 2018, ISBN 978-3896842664, eBook {{ASIN|B07GWHS12N}}
#Rudolf Steiner: ''Drei Perspektiven der Anthroposophie. Kulturphänomene, geisteswissenschaftlich betrachtet.'', [[GA 225]] (1990), ISBN 3-7274-2252-1 {{Vorträge|225}}
* Thomas Ramge,  Dinara Galieva (Illustrator): ''Mensch und Maschine: Wie künstliche Intelligenz und Roboter unser Leben verändern'', Reclam Verlag 2018, ISBN 978-3150194997, eBook {{ASIN|B077TT4283}}
#Rudolf Steiner: ''Anthroposophie – Eine Zusammenfassung nach einundzwanzig Jahren'', [[GA 234]] (1994), ISBN 3-7274-2342-0 {{Vorträge|234}}
* Dierk Spreen, Bernd Flessner, Herbert M. Hurka, Johannes Rüster: ''Kritik des Transhumanismus: Über eine Ideologie der Optimierungsgesellschaft'', transcript Verlag 2018, ISBN 978-3837642872
#Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Impulse zur Entwickelung der Physik, I'', [[GA 320]] (2000), ISBN 3-7274-3200-4 {{Vorträge|320}}
* [[w:Oliver Krüger|Oliver Krüger]]: ''Virtualität und Unsterblichkeit. Gott, Evolution und die Singularität im Post- und Transhumanismus.'', 2. überarb. u. ergänzte Auflage, Freiburg: Rombach 2019, ISBN 978-3-7930-9939-0
#Rudolf Steiner: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II'', [[GA 343a]] (1993), ISBN 3-7274-3430-9 {{Vorträge|343a}}
* [[Hans Bonneval]]: Revolution im Denken: Rudolf Steiner. Warum Computer nicht denken können, BoD, Norderstedt 2017
#Rudolf Steiner: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II. Dokumentarische Ergänzungen'' [[GA 343b]] {{Vorträge|343b}}
* Paul Emberson: ''Maschinen und Menschengeist'', The DewCross Centre for Moral Technology, Edinburgh 2013
* Paul Emberson: ''Von Gondishapur bis Silicon Valley'' Band I, Etheric Dimensions Press, Schweiz und Schottland 2012 - [http://ipwebdev.com/hermit/counter-silicon.html kritische Betrachtung: ''A well intended very flawed Book'']
* Paul Emberson: ''From Gondishapur to Silicon Valley'', Volume II, Etheric Dimensions Press, Switzerland and Scottland 2014 (deutsche Übersetzung in Vorbereitung)
* [[Rudolf Steiner]], Andreas Neider (Hrsg.): ''Der elektronische Doppelgänger und die Entwicklung der Computertechnik'', Futurum Verlag 2013, ISBN 978-3856363642; Kindle Edition 2015, ASIN B0195VK6WG
* Rudolf Steiner: ''Anthroposophische Leitsätze'', [[GA 26]] (1998), ISBN 3-7274-0260-1 {{Schriften|026}}
* Rudolf Steiner: ''Geistige Zusammenhänge in der Gestaltung des menschlichen Organismus'', [[GA 218]] (1992), ISBN 3-7274-2180-0 {{Vorträge|218}}


{{GA}}
{{GA}}
Zeile 773: Zeile 88:
<references />
<references />


[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Elementarwesen]] [[Kategorie:Natur]] [[Kategorie:Naturwissenschaften]] [[Kategorie:Physik]]
[[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Weltanschauung]] [[Kategorie:Weltanschauung als Thema]] [[Kategorie:Ethik]] [[Kategorie:Technik]]
[[Kategorie:Transhumanismus|!]]

Version vom 8. Juli 2019, 12:57 Uhr

Logo des Transhumanismus, kurz: H+ oder h+

Der Transhumanismus (von lat. trans „über, jenseits hinaus“ und humanus „menschlich“), kurz H+ oder h+, ist eine vorwiegend im angelsächsischen Raum verbreitete philosophisch-weltanschauliche Strömung, welche die physischen und intellektuellen Fähigkeiten des Menschen mittels modernster Technologie erweitern will. Kurz gesagt geht es um die technologische Transformation des Menschen zu einem posthumanen Wesen, gleichsam um die Entwicklung einer Menschheit 2.0[1].

Den Grundgedanken des Transhumanismus hat der britische Biologe, Philosoph und Eugeniker Julian Huxley (1887-1975) bereits im gleichnamigen Kapitel seines 1957 erschienenen Buches New Bottles for New Wine formuliert: „Vielleicht dient der Transhumanismus dazu: Mensch, der Mensch bleibt, aber sich selbst überwindet, durch Verwirklichung neuer Möglichkeiten von seiner und für seine menschliche Natur.“[2]

Der Zukunftsforscher Max More charakterisiert den Transhumanismus wie folgt:

„Der Transhumanismus ist eine Klasse von Philosophien, die uns zu einem posthumanen Zustand führen wollen. Der Transhumanismus teilt viele Elemente des Humanismus, einschließlich der Achtung vor Vernunft und Wissenschaft, der Verpflichtung zum Fortschritt und der Wertschätzung der menschlichen (oder transhumanen) Existenz in diesem Leben und nicht in irgendeinem übernatürlichen "Nachleben". Der Transhumanismus unterscheidet sich vom Humanismus dadurch, dass er die radikalen Veränderungen in der Natur und den Möglichkeiten unseres Lebens erkennt und antizipiert, die sich aus verschiedenen Wissenschaften und Technologien wie Neurowissenschaften und Neuropharmakologie, Lebensverlängerung, Nanotechnologie, künstlicher Ultra-Intelligenz und Weltraum-Habitaten ergeben, kombiniert mit einer rationalen Philosophie und einem Wertesystem.“

Max More: Transhumanism - Toward a Futurist Philosophy (2005)[3]

Die Urspünge dieses bedingungslosen Fortschrittsoptimismus werden vor allem im Renaissance-Humanismus und in der Epoche der Aufklärung gesehen und der damit verbundenen ethischen Verpflichtung, dass der Mensch bzw. die Menschheit ihre weitere Entwicklung ganz bewusst selbst in die Hand nehmen solle und dies durch die schon jetzt oder zumindest sehr bald bereitstehenden technischen Möglichkeiten auch könne.[4][5]

Rudolf Steiner hat darauf hingewiesen, dass eine solche „Zusammenschmiedung des Menschenwesens mit dem maschinellen Wesen“ nicht nur kommen wird, sondern im Sinn der Erdentwicklung auch kommen muss. Entscheidend wird aber sein, aus welcher ethischen Haltung dies geschieht.

„An solchen Stellen ist der Wille dazu vorhanden, die Menschenkraft zusammenzuspannen mit Maschinenkraft. Diese Dinge dürfen nicht so behandelt werden, als ob man sie bekämpfen müßte. Das ist eine ganz falsche Anschauung. Diese Dinge werden nicht ausbleiben, sie werden kommen. Es handelt sich nur darum, ob sie im weltgeschichtliehen Verlaufe von solchen Menschen in Szene gesetzt werden, die mit den großen Zielen des Erdenwerdens in selbstloser Weise vertraut sind und zum Heil der Menschen diese Dinge formen, oder ob sie in Szene gesetzt werden von jenen Menschengruppen, die nur im egoistischen oder im gruppenegoistischen Sinne diese Dinge ausnützen. Darum handelt es sich. Nicht auf das Was kommt es in diesem Falle an, das Was kommt sicher; auf das Wie kommt es an, wie man die Dinge in Angriff nimmt. Denn das Was liegt einfach im Sinne der Erdenentwickelung. Die Zusammenschmiedung des Menschenwesens mit dem maschinellen Wesen, das wird für den Rest der Erdenentwickelung ein großes, bedeutsames Problem sein.

Ich habe vollbedacht öfter jetzt darauf aufmerksam gemacht, auch in öffentlichen Vorträgen, daß das Bewußtsein des Menschen zusammenhängt mit abbauenden Kräften. Zweimal habe ich es in öffentlichen Vorträgen in Basel gesagt: In unser Nervensystem hinein ersterben wir. - Diese Kräfte, diese ersterbenden Kräfte, sie werden immer mächtiger und mächtiger werden. Und es wird die Verbindung hergestellt werden zwischen den im Menschen ersterbenden Kräften, die verwandt sind mit elektrischen, magnetischen Kräften und den äußeren Maschinenkräften. Der Mensch wird gewissermaßen seine Intentionen, seine Gedanken hineinleiten können in die Maschinenkräfte. Noch unentdeckte Kräfte in der Menschennatur werden entdeckt werden, solche Kräfte, welche auf die äußeren elektrischen und magnetischen Kräfte wirken.

Das ist das eine Problem: das Zusammenführen des Menschen mit dem Mechanismus, das immer mehr und mehr um sich greifen muß in der Zukunft.“ (Lit.:GA 178, S. 218f)

Heilsam wird diese Entwicklung nur sein können, wenn der Mensch als Gegengewicht zur dieser Verbindung mit der technischen Unter-Natur, eine entsprechende geistig-moralische Entwicklung anstrebt, wie es Rudolf Steiner im 184. anthroposophischen Leitsatz knapp beschrieben hat. Nur so kann er gegen die mit der Technik verbundenen ahrimanischen Wesen bestehen:

„Das erfordert, daß der Mensch erlebend eine Geist-Erkenntnis finde, in der er sich eben so hoch in die Über-Natur erhebt, wie er mit der unternatürlichen technischen Betätigung unter die Natur hinuntersinkt. Er schafft dadurch in seinem Innern die Kraft, nicht unterzusinken.“ (Lit.:GA 26, S. 259)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. Raymond Kurzweil, 2014
  2. „Perhaps transhumanism will serve: man remaining man, but transcending himself, by realizing new possibilities of and for his human nature.“ (Julian Huxley: New Bottles for New Wine, Chatto & Windus, London 1957, p. 17 archive.org)
  3. „Transhumanism is a class of philosophies that seek to guide us towards a posthuman condition. Transhumanism shares many elements of humanism, including a respect for reason and science, a commitment to progress, and a valuing of human (or transhuman) existence in this life rather than in some supernatural "afterlife". Transhumanism differs from humanism in recognizing and anticipating the radical alterations in the nature and possibilities of our lives resulting from various sciences and technologies such as neuroscience and neuropharmacology, life extension, nanotechnology, artificial ultraintelligence, and space habitation, combined with a rational philosophy and value system.“
    Max More: Transhumanism - Toward a Futurist Philosophy (2005) web.archive.org, abgerufen am 7. Juli 2019
  4.  Nick Bostrom: A history of transhumanist thought. In: Journal of Evolution and Technology. 14, Nr. 1, Institute for Ethics and Emerging Technologies, 2005, ISSN 1541-0099 (pdf).
  5. Daryl J. Wennemann: The Concept of the Posthuman: Chain of Being or Conceptual Saltus?, in: Journal of Evolution & Technology, Ausgabe 26, Heft 2, 2016, S. 16–30 online