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[[Datei:The Three Fates by.jpg|miniatur|''Die drei Schickssalsgöttinen''; in der Mitte Lachesis (Gemälde von [[Wikipedia:Paul Thumann|Paul Thumann]], 19. Jahrhundert)]]
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[[File:Bones spindle whorl and wooden stick from Africa.jpg|mini|Afrikanische [[Wikipedia:Handspindel|Handspindel]] aus einem Holzstab und einer Spinnwirtel (Schwungmasse) aus Gebein.]]


Die '''Moiren''' ([[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] μοῖραι ''moirai'', von μοîρα ''moira'' „Anteil, Los, Schicksal“, [[Wikipedia:Latein|lateinisch]] ''Moera'') sind die drei [[Wikipedia:Schicksalsgöttinnen|Schicksalsgöttinnen]] der [[Wikipedia:Griechischen Mythologie|Griechischen Mythologie]] und vergleichbar den [[Nornen]] der [[Wikipedia:Nordische Mythologie|Nordischen Mythologie]]. In der [[Wikipedia:Römische Mythologie|römischen Mythologie]] entsprechen ihnen die '''Parzen''' ([[lat.]] ''Parcae'').  
Die '''Moiren''' ([[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] μοῖραι ''moirai'', von μοîρα ''moira'' „Anteil, Los, Schicksal“, [[Wikipedia:Latein|lateinisch]] ''Moera'') sind die drei [[Wikipedia:Schicksalsgöttinnen|Schicksalsgöttinnen]] der [[Wikipedia:Griechischen Mythologie|Griechischen Mythologie]] und vergleichbar den [[Nornen]] der [[Wikipedia:Nordische Mythologie|Nordischen Mythologie]]. In der [[Wikipedia:Römische Mythologie|römischen Mythologie]] entsprechen ihnen die '''Parzen''' ([[lat.]] ''Parcae'').  


Die Moiren gelten als Töchter des Töchter des [[Zeus]] und der [[Wikipedia:Themis (Mythologie)|Themis]]<ref>Hesiod, ''Theogonie'' 901−906</ref> oder auch der [[Nyx]]<ref>Hesiod ''Theogonie'' 217f</ref> und werden zumeist als alte Frauen dargestellt. Nach [[Platon]] sind die weiß gekleideten Moiren Töchter der [[Ananke (Mythologie)|Ananke]] und singen in Harmonie mit den [[Sirene (Mythologie)|Sirenen]]<ref>Platon ''[[Wikipedia:Politeia|Politeia]]'' 617c</ref>.
Die Moiren gelten als Töchter des Töchter des [[Zeus]] und der [[Wikipedia:Themis (Mythologie)|Themis]]<ref>Hesiod, ''Theogonie'' 901−906</ref> oder auch der [[Nyx]]<ref>Hesiod ''Theogonie'' 217f</ref> und werden zumeist als alte Frauen dargestellt. Nach [[Platon]] sind die weiß gekleideten Moiren Töchter der [[Ananke (Mythologie)|Ananke]] und singen in Harmonie mit den [[Sirene (Mythologie)|Sirenen]]<ref>Platon ''[[Wikipedia:Politeia|Politeia]]'' 617c</ref>. Die «Spindel der Notwendigkeit» treibe das [[Himmelsgewölbe]] an und verfüge über acht ineinander geschachtelte [[Wikipedia:Spinnwirtel|Spinnwirtel]] (Schwungmassen), die der [[Fixsternsphäre]] und den sieben [[Planetensphären]] entsprechen.
 
{{Zitat|Nach einer Tagreise
wären sie nun da hineingekommen und hätten
dort mitten in jenem Lichte gesehen, wie die äußersten
Enden der Himmelsbänder am Himmel angebracht
seien; denn nichts anderes als jener Lichtstreif
sei das Land des Himmelsgewölbes, wie etwa die verbindenden
Querbänke an den Dreiruderern, und halte
so den ganzen Himmelskreis zusammen; an jenen
Enden aber sei die Spindel der Notwendigkeit angebracht,
durch welche Spindel alle möglichen Sphären
bewegt würden; daran seien nun Stange und Haken
aus Stahl, der Wirtel aber habe aus einer Mischung
von Stahl und anderen Metallarten bestanden. Die Beschaffenheit
diesesWirtels sei nun folgende gewesen:
Die äußere Gestalt sei so gewesen, wie sie der Wirtel
bei uns hat; man muß sich jedoch seiner Erzählung
nach ihn so vorstellen, als wenn in einem großen und
durch und durch ausgehöhltenWirtel ein anderer eben
solcher kleinerer eingepaßt wäre, so wie man Gefäße
hat, die in einander passen; und auf dieselbe Weise
muß man sich noch einen anderen dritten, vierten und
noch vierWirtel ineinander gepaßt denken. Denn acht
Wirtel seien es insgesamt, die ineinander lägen und
ihre Ränder von oben her als Kreise zeigten und um
die Stange nur eine zusammenhängende Oberfläche
eines einzigenWirtels darstellten; jene Stange sei
aber durch den achten mitten ganz durchgezogen. So
habe nun der erste und äußerste Wirtel den breitesten
Randkreis, der sechste den zweiten, den dritten der
vierte, den vierten der achte, den fünften der siebente,
den sechsten der fünfte, den siebenten der dritte, den
achten der zweite. Der des größtenWirtels sei nun
buntfarbig, der des siebenten am glänzendsten, der
des achten erhalte seine Farbe von der Beleuchtung
des siebenten, der des zweiten und fünften seien einander
sehr ähnlich und zwar gelblicher als jene, der
dritte habe die weißeste färbe, der vierte sei rötlich,
der zweite aber übertreffe anWeiße den sechsten.
Wenn nun so die ganze Spindel sich herumdrehe, so
kreise sie zwar in demselben Schwünge; während des
Umschwunges des Ganzen aber bewegten sich die
sieben inneren Kreise langsamer, in einem dem Ganzen
entgegengesetzten Schwünge. Am schnellsten von
ihnen gehe aber der achte; den zweiten Rang der
Schnelligkeit hätten zugleich mit einander der siebente,
sechste und fünfte; den dritten im Umschwunge,
wie es ihnen geschienen, habe der vierte Kreis gehabt;
den vierten der dritte, und den fünften der zweite. Gedreht
aber werde die Spindel zwischen den Knieen der
Notwendigkeit. Auf ihren Kreisen aber säßen oben
auf jeglichem eine sich mit umschwingende Sirene,
welche eine Stimme, jedesmal einen zum Ganzen verhältnismäßigen
Ton, hören läßt: aus allen acht insgesamt
aber erschalle eine Harmonie. Rings aber säßen
drei andere Gestalten in gleicher Entfernung von einander,
eine jede auf einem Throne, nämlich die Töchter
der Notwendigkeit, die Parzen, in weißen Gewändern
und mit Kränzen auf dem Haupte: Lachesis, Klotho
und Atropos, und sängen zu der Harmonie der Sirenen;
Lachesis besänge die Vergangenheit, Klotho
die Gegenwart, Atropos die Zukunft. Und Klotho berühre
von Zeit zu Zeit mit ihrer rechten Hand den äußeren
Umkreis der Spindel und drehe sie mit, Atropos
ebenso die inneren Umkreise mit der linken, Lachesis
aber berühre abwechselnd die inneren und äußeren
mit beiden Händen.|Platon|''Der Staat'', S. 657ff<ref>[http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/bibliothek/Philosophie/Platon/Platon_Der_Staat.pdf#page=657 Platon: ''Der Staat'', S. 657ff]</ref>}}


[[Lachesis]], die „Zuteilerin“, singt von den Dingen, die da waren und bemisst die Länge des [[Schicksalsfaden]]s. Sie verweist auf die [[Vergangenheit]], auf die vorangangenen [[Inkarnation]]en, in denen das [[Karma]] wurzelt. [[Klotho]] ist die „Spinnerin“, die den [[Lebensfaden]] spinnt und von den Dingen singt, die sind. Sie repräsentiert die [[Gegenwart]]. [[Atropos]], die „Unabwendbare“, schneidet den Lebensfaden ab. Sie singt von dem, was sein wird, von der [[Zukunft]] und verweist damit bereits auf die nächstfolgenden [[Inkarnation]]en. In der [[Wikipedia:Ilias|Ilias]] des [[Wikipedia:Homer|Homer]] werden sie darum auch '''Kataklothes''' ({{ELSalt|Κατακλῶθες}} „Zuspinnerinnen“) genannt.
[[Lachesis]], die „Zuteilerin“, singt von den Dingen, die da waren und bemisst die Länge des [[Schicksalsfaden]]s. Sie verweist auf die [[Vergangenheit]], auf die vorangangenen [[Inkarnation]]en, in denen das [[Karma]] wurzelt. [[Klotho]] ist die „Spinnerin“, die den [[Lebensfaden]] spinnt und von den Dingen singt, die sind. Sie repräsentiert die [[Gegenwart]]. [[Atropos]], die „Unabwendbare“, schneidet den Lebensfaden ab. Sie singt von dem, was sein wird, von der [[Zukunft]] und verweist damit bereits auf die nächstfolgenden [[Inkarnation]]en. In der [[Wikipedia:Ilias|Ilias]] des [[Wikipedia:Homer|Homer]] werden sie darum auch '''Kataklothes''' ({{ELSalt|Κατακλῶθες}} „Zuspinnerinnen“) genannt.

Version vom 31. Juli 2015, 13:00 Uhr

Die drei Schickssalsgöttinen; in der Mitte Lachesis (Gemälde von Paul Thumann, 19. Jahrhundert)
Afrikanische Handspindel aus einem Holzstab und einer Spinnwirtel (Schwungmasse) aus Gebein.

Die Moiren (griech. μοῖραι moirai, von μοîρα moira „Anteil, Los, Schicksal“, lateinisch Moera) sind die drei Schicksalsgöttinnen der Griechischen Mythologie und vergleichbar den Nornen der Nordischen Mythologie. In der römischen Mythologie entsprechen ihnen die Parzen (lat. Parcae).

Die Moiren gelten als Töchter des Töchter des Zeus und der Themis[1] oder auch der Nyx[2] und werden zumeist als alte Frauen dargestellt. Nach Platon sind die weiß gekleideten Moiren Töchter der Ananke und singen in Harmonie mit den Sirenen[3]. Die «Spindel der Notwendigkeit» treibe das Himmelsgewölbe an und verfüge über acht ineinander geschachtelte Spinnwirtel (Schwungmassen), die der Fixsternsphäre und den sieben Planetensphären entsprechen.

„Nach einer Tagreise wären sie nun da hineingekommen und hätten dort mitten in jenem Lichte gesehen, wie die äußersten Enden der Himmelsbänder am Himmel angebracht seien; denn nichts anderes als jener Lichtstreif sei das Land des Himmelsgewölbes, wie etwa die verbindenden Querbänke an den Dreiruderern, und halte so den ganzen Himmelskreis zusammen; an jenen Enden aber sei die Spindel der Notwendigkeit angebracht, durch welche Spindel alle möglichen Sphären bewegt würden; daran seien nun Stange und Haken aus Stahl, der Wirtel aber habe aus einer Mischung von Stahl und anderen Metallarten bestanden. Die Beschaffenheit diesesWirtels sei nun folgende gewesen: Die äußere Gestalt sei so gewesen, wie sie der Wirtel bei uns hat; man muß sich jedoch seiner Erzählung nach ihn so vorstellen, als wenn in einem großen und durch und durch ausgehöhltenWirtel ein anderer eben solcher kleinerer eingepaßt wäre, so wie man Gefäße hat, die in einander passen; und auf dieselbe Weise muß man sich noch einen anderen dritten, vierten und noch vierWirtel ineinander gepaßt denken. Denn acht Wirtel seien es insgesamt, die ineinander lägen und ihre Ränder von oben her als Kreise zeigten und um die Stange nur eine zusammenhängende Oberfläche eines einzigenWirtels darstellten; jene Stange sei aber durch den achten mitten ganz durchgezogen. So habe nun der erste und äußerste Wirtel den breitesten Randkreis, der sechste den zweiten, den dritten der vierte, den vierten der achte, den fünften der siebente, den sechsten der fünfte, den siebenten der dritte, den achten der zweite. Der des größtenWirtels sei nun buntfarbig, der des siebenten am glänzendsten, der des achten erhalte seine Farbe von der Beleuchtung des siebenten, der des zweiten und fünften seien einander sehr ähnlich und zwar gelblicher als jene, der dritte habe die weißeste färbe, der vierte sei rötlich, der zweite aber übertreffe anWeiße den sechsten. Wenn nun so die ganze Spindel sich herumdrehe, so kreise sie zwar in demselben Schwünge; während des Umschwunges des Ganzen aber bewegten sich die sieben inneren Kreise langsamer, in einem dem Ganzen entgegengesetzten Schwünge. Am schnellsten von ihnen gehe aber der achte; den zweiten Rang der Schnelligkeit hätten zugleich mit einander der siebente, sechste und fünfte; den dritten im Umschwunge, wie es ihnen geschienen, habe der vierte Kreis gehabt; den vierten der dritte, und den fünften der zweite. Gedreht aber werde die Spindel zwischen den Knieen der Notwendigkeit. Auf ihren Kreisen aber säßen oben auf jeglichem eine sich mit umschwingende Sirene, welche eine Stimme, jedesmal einen zum Ganzen verhältnismäßigen Ton, hören läßt: aus allen acht insgesamt aber erschalle eine Harmonie. Rings aber säßen drei andere Gestalten in gleicher Entfernung von einander, eine jede auf einem Throne, nämlich die Töchter der Notwendigkeit, die Parzen, in weißen Gewändern und mit Kränzen auf dem Haupte: Lachesis, Klotho und Atropos, und sängen zu der Harmonie der Sirenen; Lachesis besänge die Vergangenheit, Klotho die Gegenwart, Atropos die Zukunft. Und Klotho berühre von Zeit zu Zeit mit ihrer rechten Hand den äußeren Umkreis der Spindel und drehe sie mit, Atropos ebenso die inneren Umkreise mit der linken, Lachesis aber berühre abwechselnd die inneren und äußeren mit beiden Händen.“

Platon: Der Staat, S. 657ff[4]

Lachesis, die „Zuteilerin“, singt von den Dingen, die da waren und bemisst die Länge des Schicksalsfadens. Sie verweist auf die Vergangenheit, auf die vorangangenen Inkarnationen, in denen das Karma wurzelt. Klotho ist die „Spinnerin“, die den Lebensfaden spinnt und von den Dingen singt, die sind. Sie repräsentiert die Gegenwart. Atropos, die „Unabwendbare“, schneidet den Lebensfaden ab. Sie singt von dem, was sein wird, von der Zukunft und verweist damit bereits auf die nächstfolgenden Inkarnationen. In der Ilias des Homer werden sie darum auch Kataklothes (griech. Κατακλῶθες „Zuspinnerinnen“) genannt.

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Hesiod, Theogonie 901−906
  2. Hesiod Theogonie 217f
  3. Platon Politeia 617c
  4. Platon: Der Staat, S. 657ff

Weblinks

Commons: Moiren - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema