Modellbau

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Architekturmodellbau im Ministerium für Aufbau der DDR
Datei:Schleppermodell.jpg
Modell eines Schleppers (Bausatz Billing Boats)
Stadtplanerisches Modell eines Universitätscampus aus Holz und Polystyrol (FU Berlin)
Der Tempel der Artemis in Ephesos als Miniaturmodell (Miniatürk)
Modell von Stöpselkopfameisen am Eingang ihres Nestes in einem stark vergrößernden Maßstab
Modellauto eines Lamborghini Jota in 1:18
Datei:Modellschwan.jpg
Modellschwan
Modell eines Flugzeugs im Windkanal
Holzmodell als Vorlage des zu fertigenden Gußstückes
Sammlung von Modell-Motoren in der Flugwerft Schleißheim

Als Modellbau bezeichnet man die Herstellung eines konkreten, dreidimensionalen, physischen Objektes. Dies kann sowohl die verkleinerte und vereinfachte Nachbildung eines realen oder geplanten Vorbildes sein, als auch eine Vorlage (Urmodell bzw. Prototyp) für das Erstellen einer Negativform (Gussform, Technischer Modellbauer) zur Produktion von Gussteilen.

Modellbau als Nachbildung

Allgemeines

Wichtig für die Qualität eines Modells ist die Maßstabstreue. Als Maßstab bezeichnet man das Verhältnis der Größe des Modells zur Größe des Originals. Welcher Maßstab benutzt wird, hängt vom Anwendungsbereich und dem Zweck des Modells ab. Je nach Maßstab ist der Detaillierungsgrad von Modellen sehr unterschiedlich. Beim Modellbau können alle möglichen Materialien verwendet werden, ebenfalls abhängig vom Anwendungsbereich und dem Zweck des Modells. Vorzugsweise werden preiswerte Materialien verwendet, die einfach zu verarbeiten sind.

Herstellung

Hobby-Modellbau

Freizeitmäßig betriebener Modellbau befasst sich mit dem Abbild von Gegenständen des täglichen Lebens, der Geschichte, oder aus fiktiven Werken. Die Modelle entweder aus Original-Materialien, aus Ersatzmaterialien (Plastikmodellbau, Kartonmodellbau), oder aus industriell vorgefertigten Bauteilen (z. B. aus Kunststoff, Pappe, Holz, CFK, GFK, Glasfaser, Balsaholz). Als Beispiele seien Modellmotoren, Modellfahrzeuge, Schiffs-, Flugzeugmodelle, Modellraketen, Modelleisenbahnen, Gebäudemodelle und Tiermodelle genannt.

Modell eines Stadtbahn-Triebwagens

Unterscheiden kann man zwischen (z. T. ferngesteuerten) Funktionsmodellen, aber auch dem Unterbringen verschiedener Sonderfunktionen, oder Standmodellen, bei denen in der Regel ein möglichst hoher Grad an Realismus angestrebt wird. Eine besondere Kategorie der Standmodelle ist der Figurenmodellbau. Oft werden Figuren und Modelle auch in Dioramen eingebettet.

Wettkämpfe

Bei den ferngesteuerten Modellen werden sportliche Wettkämpfe in einer Reihe von Disziplinen ausgetragen. Dazu gehören RC-Cars, das Modell Truck Trial, eine Untersparte des LKW-Modellbaus; Modellflugzeuge und -hubschrauber starten auf Modellflugtagen. Im Plastikmodellbau gibt es Wettbewerbe, bei denen die originalgetreue Wiedergabe bewertet wird. Bei Schiffsmodell-Veranstaltungen werden einerseits Rennen gefahren, andererseits die Menge an Sonderfunktionen eines Schiffes oder die Detailtreue bewertet. Es gibt auch Rennserien für Modellschiffe, wie z. B. die ECO-IDC. Die Veranstaltungen werden meist von Modellbauvereinen organisiert.

Ausstellungen

  • Die größte Modellbau-Messe Österreichs findet jährlich Ende Oktober in der Messe Wien statt.[1]
  • Der größte Miniaturmodellpark ist in der türkischen Stadt Istanbul auf der europäischen Seite im Stadtteil Beyoğlu. Mit einer Fläche von sechs Hektar gehört der Miniatürk-Park zu den größten der Welt.

Wissenschaftlicher Modellbau

An Universitäten oder großen Museen werden unterschiedlichste Modellbautechniken eingesetzt, um dem Betrachter das Verständnis sonst schwer verständlicher Zusammenhänge oder Funktionsmechanismen zu erleichtern. Das dreidimensionale Objekt ist für den Betrachter zudem immer einfacher zu begreifen als eine zweidimensionale Abbildung oder ein digitales Modell. Die Bandbreite der angewandten Maßstäbe reicht von Verkleinerungen über Modelle in Originalgröße (Maßstab 1 : 1) bis hin zu Vergrößerungen. An die getreue Wiedergabe des Originals im Modell werden hierbei außerordentliche Anforderungen gestellt. Der Rezeptionsvorgang wird dabei ähnlich erleichtert wie beim Unterschied zwischen einer „exakten“ Fotografie und einer wissenschaftlichen Zeichnung in der Anatomie.

In vielen Bereichen ermöglicht erst ein Modell eine realistische „lebendige“ Darstellung, da z. B. Weichtiere wie Quallen oder Tintenfische an Land ihre ursprüngliche Form verlieren und dem Betrachter nicht mehr dasselbe Aussehen bieten, das man vom lebenden Objekt her kennt.

Grundlagen für die Arbeit eines wissenschaftlichen Modellbauers sind Fotos, Rastermikroskopaufnahmen, Präparate und das Studium lebender Tiere. Der Einsatz unterschiedlichster Materialien, wie Glas bei den im 19. Jahrhundert tätigen Blaschkas, oder moderner Kunststoffe z. B. Modelliermassen, PU-Schäumen und Kunstharzlaminaten, ermöglicht es sehr hochwertige Modelle (in der Regel Einzelstücke) anzufertigen. Die Spezialisten in diesem Bereich besitzen umfangreiches Wissen aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen der Wissenschaft sowie bildhauerische Fähigkeiten und fertigen in monatelanger Arbeit originalgetreue Modelle an.

Experimentaler Modellbau

Modelle können helfen, Eigenschaften des modellierten Objektes experimentell zu erfassen. Das Modell ist meist einfacher (günstiger) herzustellen als ein Original und enthält die notwendige Genauigkeit für das Experiment. Häufige Anwendung sind Modelle für die Strömungsuntersuchung im Windkanal oder Schlepptank.

Modellbau für Gießereien

In der Gießerei und der metallverarbeitenden Industrie werden Modelle für die Erstellung von Gussformen benötigt, deren Herstellung Modellbau (Formenbau) genannt wird. Als Vorlage für das spätere Gussprodukt haben sie immer, abhängig vom Werkstoff des Fertigproduktes (Metalllegierung), ein Aufmaß, d.h. einen Zuschlag zum Fertigmaß auf das zu erzielende Gussprodukt, um dem Schwinden beim Erkalten Rechnung zu tragen. Maßgebend sind dabei die Parameter Materialschwund beim Erkalten, Materialverbrauch und leichte Entnehmbarkeit aus der Form (Formschräge). Das Schwindmaß in Prozent ist abhängig vom jeweiligen Gießwerkstoff (z.B. Stahlguss, Gusseisen, Aluminium, Bronze, Messing).
Diese Arbeit wird:

  • vom Metallmodellbauer (Modellschlosser, alte Bezeichnung) werden Dauermodelle aus Aluminium, seltener aus Bronze oder Grauguss angefertigt, wenn Abgüsse in großen Stückzahlen erforderlich sind und die Gießformen auf Formmaschinen hergestellt werden.
  • vom Modelltischler ausgeführt[2] und als Modellwerkstoff wird Holz verwendet, wenn eine geringe Anzahl oder große Einzelstücke an Abgüssen gefordert ist.
  • vom Modelleur ausgeführt und als Werkstoff wird Modellgips verwendet, wenn Ausgangswerkstücke (Urmodelle) für Metallmodelle bzw. künstlerische Einzelabgüsse benötigt werden.

Bis 2009 wurden in Deutschland die Kenntnisse im Ausbildungsberuf Modellbaumechaniker der Metallindustrie oder im Ausbildungsberuf Modellbauer Fachrichtung Produktionstechnik im Handwerk vermittelt. Der Ausbildungsberuf ist seit dem 1. August 2009 neu geordnet und heißt Technischer Modellbauer. Es gibt die Fachrichtungen Anschauung, Gießerei sowie Karosserie und Produktion.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Models by subject - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Messe Wien: Modellbau-Messe Abgerufen am 2. August 2011.
  2. Günther Heine: Das Werkzeug des Schreiners und Drechslers. Th. Schäfer, Hannover 1990, ISBN 3-88746-228-9


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