Gestaltpsychologie und Juno (Mythologie): Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Necker-wuerfelrp.png|thumb|Nach längerer Betrachtung „kippt“ der Würfel. Man hat dieses Kippen als ''[[Gestaltwechsel]]'' bezeichnet]]
[[Datei:RMW - Juno 1.jpg|mini|hochkant=1.1|Bronzestatuette der Juno]]


Als '''Gestaltpsychologie''' wird eine Richtung innerhalb der [[Psychologie]] bezeichnet, die die menschliche Wahrnehmung als Fähigkeit beschreibt, Strukturen und Ordnungsprinzipien in Sinneseindrücken auszumachen. Das Wort „Gestaltpsychologie“ kann nur bedingt als klar definierbarer wissenschaftlicher Begriff gelten; es ist zum Teil ein durch seinen Gebrauch organisch gewachsener Name für eine Anzahl ähnlicher Auffassungen. Die Gestaltpsychologien unterschiedlicher Richtung leiten sich jedoch aus einer einzigen Arbeit aus dem Jahre 1890 her, in der der Philosoph [[Christian von Ehrenfels]] seine Erkenntnis berichtete, die Wahrnehmung enthalte Qualitäten, die sich nicht aus der Anordnung einfacher Sinnesqualitäten ergeben. So sei die Melodie eine solche '''Gestaltqualität''', denn die Töne als Elemente der Melodie könnten durch ganz andere Töne ersetzt werden, und es wäre dennoch dieselbe Melodie, wenn nur die Anordnungsbeziehung zwischen den Tönen erhalten bliebe.
'''Juno''' ({{laS|Iuno}}) ist eine altitalische, insbesondere [[Römische Religion|römische]] Göttin. Sie galt als Göttin der Geburt, der Ehe und Fürsorge. Der Monatsname Juni leitet sich von Juno her.


'''Gestalttheorie''' ist ein allgemeinerer Begriff für den Ansatz, der Anfang des 20. Jahrhunderts unter der Bezeichnung [[Gestaltpsychologie]] bekannt wurde. Mit dem Begriff Gestalttheorie wird darauf verwiesen, dass es sich zwar um eine psychologische Theorie handelt, dass diese aber für sich in Anspruch nimmt, auch über die [[Psychologie]] hinaus für andere Wissenschaftszweige als [[Metatheorie]] relevant zu sein.  
== Ursprünge und Kult ==
[[Image:Reification.jpg|thumb|250px|Bilder, die in der phänomenalen Wahrnehmungswelt auf Grundlage von Gehirnprozessen vervollständigt werden]]
Nachdem sie mit der griechischen Göttin [[Hera]] gleichgesetzt worden war und deren Rolle beziehungsweise deren Funktion innehatte, wurde sie Gattin [[Jupiter (Mythologie)|Jupiters]] und somit Königin der Göttinnen. Die Gleichsetzung geschah vermutlich unter etruskischem Einfluss. Bei den Etruskern wurde Juno unter dem Namen Uni verehrt.<ref>Nancy Thomson de Grummond: ''Etruscan Myth, Sacred History and Legend.'' Univ. of Pennsylvania Museum of Archaeology and Anthropology, Philadelphia, PA 2006, S. 78–84.</ref> Ihre Eltern waren Saturnus und Ops.


=== Gestaltgesetze ===
[[Datei:Juno Ludovisi in Pillnitz 3.JPG|mini|hochkant=1.1|Überlebensgroßer Kopf der [[Juno Ludovisi]] im Schlosspark von Pillnitz]]
[[wikipedia:Max Wertheimer|Wertheimer]] formulierte sechs Gesetze:<ref>http://www.ch-becker.de/extern/vosem/3.html</ref><ref>http://psychologie.fernuni-hagen.de/lernportal/Externe_Materialien/Brennd_Objektwahrnehmung/Objektwahrnehmung.html#5</ref>
; Gesetz der Nähe [[Datei:Gestalt_proximity.svg|mini|hochkant|Gesetz der Nähe]]
: Elemente mit geringen Abständen zueinander werden als zusammengehörig wahrgenommen.
; Gesetz der Ähnlichkeit [[Datei:Gestalt_similarity.svg|mini|hochkant|Gesetz der Ähnlichkeit]]  
: Einander ähnliche Elemente werden eher als zusammengehörig erlebt als einander unähnliche.
; Gesetz der guten Gestalt (oder Einfachheit bzw. Prägnanz)
: Es werden bevorzugt Gestalten wahrgenommen, die in einer einprägsamen ('''Prägnanztendenz''') und einfachen Struktur (= „Gute Gestalt“) resultieren.
; Gesetz der guten Fortsetzung (oder der durchgehenden Linie)
: Linien werden immer so gesehen, als folgten sie dem einfachsten Weg. Kreuzen sich zwei Linien, so gehen wir nicht davon aus, dass der Verlauf der Linien an dieser Stelle einen Knick macht, sondern wir sehen zwei gerade durchgehende Linien.
; [[Datei:Nocube.svg|mini|hochkant|Die Kanten des Würfels sind imaginär; sie werden von unserem Gehirn nach dem ''Gesetz der Geschlossenheit'' erzeugt]]
; Gesetz der Geschlossenheit
: Es werden bevorzugt Strukturen wahrgenommen, die eher geschlossen als offen wirken.
; Gesetz des gemeinsamen Schicksals
: Zwei oder mehrere sich gleichzeitig in eine Richtung bewegende Elemente werden als eine Einheit oder Gestalt wahrgenommen.


Zusätzlich zu diesen von Wertheimer formulierten Gesetzen fand Stephen Palmer in den 1990er Jahren drei weitere Gestaltgesetze:<ref>Stephen E. Palmer: ''Vision Science''. MIT Press, Cambridge (USA) 1999, ISBN 978-0262161831.</ref>
Laut Varro wurde der Kult der Juno Lucina, der Göttin der Geburt, vom sabinischen König Titus Tatius eingeführt.
; Gesetz der gemeinsamen Region
Juno war die Schirmherrin der Stadt [[Rom]], wurde auf dem Kapitol verehrt, was auch im Rahmen der Kapitolinischen Trias geschah. Ihr Feiertag waren die ''Matronalia'' oder ''feriae Matronales'' (von lateinisch ''matrona'' – „würdevolle verheiratete Frau“) am 1. März. Ihr heiliges Tier war die Gans, weshalb bei ihrem Tempel auf dem Kapitol Gänse gehalten wurden. Als diese die Bürger Roms vor angreifenden Feinden durch lautes Geschnatter warnten, schrieb man die Warnung Juno zu und gab ihr den Beinamen Moneta, die Warnerin bzw. Mahnerin. Gleichzeitig war sie noch die Schutzpatronin der frühen städtischen Münzstätte in Rom, da diese auf dem Kapitol in einem zum Juno-Tempel gehörenden Gebäude angeblich um 289 v. Chr. eingerichtet war.
: Elemente in abgegrenzten Gebieten werden als zusammengehörig empfunden.
; Gesetz der Gleichzeitigkeit
: Elemente, die sich gleichzeitig verändern, werden als zusammengehörig empfunden.
; Gesetz der verbundenen Elemente
: Verbundene Elemente werden als ein Objekt empfunden.


== Siehe auch ==
Außerhalb Roms gab es bedeutende Juno-Kulte u. a. in Teanum Sidicinum, Aesernia, Lanuvium, Gabii, Veii und Perusia. Die sabinische Göttin ''Juno Curitis'' wurde als Juno Quiritis auch nach Rom übertragen. Häufig wird sie ikonografisch mit Isis gleichgesetzt.
* {{WikipediaDE|Gestaltpsychologie}}
 
Manchmal wird auch die Tradition des Valentinstages auf einen ihrer Gedenktage zurückgeführt, bei dem ihr am 14. Februar Blumenopfer dargebracht wurden.
 
''Iuno'' ([[Plural|pl.]] ''Iunones'') wurde auch der persönliche Schutzgeist einer Frau genannt. Er war das weibliche Gegenstück zum männlichen [[Genius]]. In dieser Funktion als Genius konnte sie gelegentlich auch als Schutzgöttin einer Prostituierten fungieren.<ref>Julius Rosenbaum: ''Die Geschichte der Lustseuche.'' Erster Teil: ''Die Lustseuche im Alterthume.'' Lippert, Halle 1839, S. 70 ([https://books.google.de/books?id=ZmNdAAAAcAAJ&pg=PA70&lpg=PA70&source=bl&ots=ZB_91DrADv&sig=TrBJlOodvP9xOhN-pmHyVoIFtio&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiEx-uJ6YbLAhUmQJoKHUDKA98Q6AEILDAE#v=onepage&f=false Google Books]); vergleiche Max Ihm: ''I. Iunones.'' In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): ''Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie.'' Band 2,1, Leipzig 1894, Sp. 615–617.</ref>
 
[[Datei:Tarot 1JJ - Junon - 1. Version.png|thumb|upright=0.85|Juno auf einer Schweizer [[Tarot]]karte mit Pfau]]
 
== Ikonographie ==
[[Wikipedia:Attribut (Kunst)|Attribut]] Junos ist der [[Wikipedia:Asiatische Pfauen|Pfau]], vor allem in barocken Allegorien der Liebe und der Schönheit. Auf römischen Münzen wird sie ebenfalls von einem Pfau begleitet, trägt (Lang-)Zepter und die Opferschale. Auch Abbildungen Junos, auf denen sie Getreideähren trägt, kommen vor. In allegorischen Darstellungen der [[Vier-Elemente-Lehre]] steht Juno für die Luft.
 
== Sihe auch ==
* {{WikipediaDE|Juno (Mythologie)}}
 
== Literatur == <!-- chronologisch -->
* {{Roscher|2,1|574|612|Iuno|Julius Vogel}}
* Georg Wissowa: ''Religion und Kultus der Römer.'' Beck, München 1902, S. 113–120 ({{Digitalisat|IA=religionundkult00wissgoog|SZ=n131}}).
* {{RE|X,1|1114|1125|Iuno 1|Carl Olof Thulin|}}
* {{KlP|2|1563|1568|Iuno|Werner Eisenhut}}
* {{DNP|6|72|76|Iuno|Fritz Graf}}
* {{DNP|Suppl. 5|322|325|Hera|Gunther Martin}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
*{{Commonscat|Gestalt|Gestaltpsychologie}}
{{Commonscat|Iuno}}
*http://www.gestalttherapie-lexikon.de/gestaltpsychologie.htm
* [http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=goethes_juno „Goethes Juno“] - Dokumentation von Jutta Assel und Georg Jäger
 
* [http://warburg.sas.ac.uk/vpc/VPC_search/subcats.php?cat_1=5&cat_2=48 Juno] in der ''Warburg Institute Iconographic Database'' (ca. 400 Abbildungen)
== Einzelanchweise ==
<references/>


== Literatur ==  
== Einzelnachweise ==
*[[Hans Büchenbacher]]: ''Über Gestalts- und Ganzheitspsychologie'', in: Abhandlungen zur Philosophie und Psychologie, Heft II, 1953, Philosophisch-Anthroposophischer Verlag am Goetheanum
<references />
*[[Helmut Kiene]]: ''Die Paradigmen der komplementären Methodenlehre – die erkenntnistheoretischen Grundlagen der individuellen Wirksamkeitsbeurteilung'', in: Komplementäre Methodenlehre der klinischen Forschung: Cognition-based Medicine'', Springer Vlg., Heidelberg/New York 2001, [http://www.ifaemm.de/Abstract/PDFs/CBM_Buch.pdf Volltext online], S. 17 - 32


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{{Normdaten|TYP=p|GND=118800574|VIAF=47558229}}


[[Kategorie:Psychologie nach Fachgebiet]] [[Kategorie:Psychologisches Fachgebiet]] [[Kategorie:Gestaltpsychologie|!]]
[[Kategorie:Römische Gottheit]]
[[Kategorie:Weibliche Gottheit]]
[[Kategorie:Geburtsgottheit]]


{{wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 18. August 2018, 12:01 Uhr

Bronzestatuette der Juno

Juno (lat. Iuno) ist eine altitalische, insbesondere römische Göttin. Sie galt als Göttin der Geburt, der Ehe und Fürsorge. Der Monatsname Juni leitet sich von Juno her.

Ursprünge und Kult

Nachdem sie mit der griechischen Göttin Hera gleichgesetzt worden war und deren Rolle beziehungsweise deren Funktion innehatte, wurde sie Gattin Jupiters und somit Königin der Göttinnen. Die Gleichsetzung geschah vermutlich unter etruskischem Einfluss. Bei den Etruskern wurde Juno unter dem Namen Uni verehrt.[1] Ihre Eltern waren Saturnus und Ops.

Überlebensgroßer Kopf der Juno Ludovisi im Schlosspark von Pillnitz

Laut Varro wurde der Kult der Juno Lucina, der Göttin der Geburt, vom sabinischen König Titus Tatius eingeführt. Juno war die Schirmherrin der Stadt Rom, wurde auf dem Kapitol verehrt, was auch im Rahmen der Kapitolinischen Trias geschah. Ihr Feiertag waren die Matronalia oder feriae Matronales (von lateinisch matrona – „würdevolle verheiratete Frau“) am 1. März. Ihr heiliges Tier war die Gans, weshalb bei ihrem Tempel auf dem Kapitol Gänse gehalten wurden. Als diese die Bürger Roms vor angreifenden Feinden durch lautes Geschnatter warnten, schrieb man die Warnung Juno zu und gab ihr den Beinamen Moneta, die Warnerin bzw. Mahnerin. Gleichzeitig war sie noch die Schutzpatronin der frühen städtischen Münzstätte in Rom, da diese auf dem Kapitol in einem zum Juno-Tempel gehörenden Gebäude angeblich um 289 v. Chr. eingerichtet war.

Außerhalb Roms gab es bedeutende Juno-Kulte u. a. in Teanum Sidicinum, Aesernia, Lanuvium, Gabii, Veii und Perusia. Die sabinische Göttin Juno Curitis wurde als Juno Quiritis auch nach Rom übertragen. Häufig wird sie ikonografisch mit Isis gleichgesetzt.

Manchmal wird auch die Tradition des Valentinstages auf einen ihrer Gedenktage zurückgeführt, bei dem ihr am 14. Februar Blumenopfer dargebracht wurden.

Iuno (pl. Iunones) wurde auch der persönliche Schutzgeist einer Frau genannt. Er war das weibliche Gegenstück zum männlichen Genius. In dieser Funktion als Genius konnte sie gelegentlich auch als Schutzgöttin einer Prostituierten fungieren.[2]

Juno auf einer Schweizer Tarotkarte mit Pfau

Ikonographie

Attribut Junos ist der Pfau, vor allem in barocken Allegorien der Liebe und der Schönheit. Auf römischen Münzen wird sie ebenfalls von einem Pfau begleitet, trägt (Lang-)Zepter und die Opferschale. Auch Abbildungen Junos, auf denen sie Getreideähren trägt, kommen vor. In allegorischen Darstellungen der Vier-Elemente-Lehre steht Juno für die Luft.

Sihe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Iuno - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
  • „Goethes Juno“ - Dokumentation von Jutta Assel und Georg Jäger
  • Juno in der Warburg Institute Iconographic Database (ca. 400 Abbildungen)

Einzelnachweise

  1. Nancy Thomson de Grummond: Etruscan Myth, Sacred History and Legend. Univ. of Pennsylvania Museum of Archaeology and Anthropology, Philadelphia, PA 2006, S. 78–84.
  2. Julius Rosenbaum: Die Geschichte der Lustseuche. Erster Teil: Die Lustseuche im Alterthume. Lippert, Halle 1839, S. 70 (Google Books); vergleiche Max Ihm: I. Iunones. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 2,1, Leipzig 1894, Sp. 615–617.


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