Gregor der Große

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Teil einer Votivtafel mit 16 Legendenszenen und Heiligen, Gregor d. Große, Franken, um 1500, Germanisches Nationalmuseum in Nürnberg.
Gregor I. beim Diktieren des gregorianischen Gesangs (aus dem Antiphonar des Hartker von St. Gallen, St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. 390, p. 13, um 1000)

Gregor der Große (Gregorius, als Papst Gregor I.; * um 540 in Rom; † 12. März 604 ebenda) war von 590 bis 604 Papst. Er gilt als einer der bedeutendsten Päpste und ist der jüngste der vier großen lateinischen Kirchenväter der Spätantike. 1295 wurde er heiliggesprochen.

Weltliche und kirchliche Karriere

Gregor entstammte vermutlich der stadtrömischen Patrizierfamilie der Anicier,[1] die im 5. Jahrhundert zwei der letzten weströmischen Kaiser gestellt hatte und selbstverständlich auch in Ostrom bzw. Konstantinopel zur Oberschicht zählte. Gregor war ein Urenkel Papst Felix’ II. (III.) († 492).[2] Gregors Vater Gordianus war hoher Beamter der Stadt Rom, und auch Gregor folgte anfangs der Familientradition und ging nach einer gründlichen rhetorischen und juristischen Ausbildung zunächst einer weltlichen Karriere als Politiker nach.

Nach seiner Amtszeit (wahrscheinlich) als Praefectus urbi von Rom – dem höchsten Amt, das ein Senator im Gebiet des heutigen Italiens noch bekleiden konnte – entschied er sich 575 jedoch für ein Leben als Mönch; vielleicht nicht zuletzt aufgrund fehlender Perspektiven für eine weitere weltliche Karriere in kaiserlichen Diensten. Der weströmische Senat befand sich seit dem Gotenkrieg (535–552) ohnehin in Auflösung. Die elterliche Villa auf dem Monte Celio wandelte er in ein Benediktinerkloster um, das Kloster Santi Andrea e Gregorio al Monte Celio besteht noch heute. Sein Vorgänger als Papst, Pelagius II., holte ihn 579 in den Kirchendienst und sandte ihn als Apokrisiar nach Konstantinopel, wo er sechs Jahre lang blieb und wegen schlechter Griechischkenntnisse mitunter mit Verständigungsschwierigkeiten zu kämpfen hatte. Nach seiner Rückkehr wurde Gregor Berater Pelagius’ II. und am 3. September 590 selbst zum Papst gewählt – der erste Mönch der lateinischen Kirche, der zum Bischof von Rom und damit zum Patriarchen gewählt wurde.

Territoriale Situation im Jahre 527 n. Chr., dem Amtsantritt Justinians I., im Ost- und West-Römischen Reich
Das Römische Reich bei Justinians Tod 565 n. Chr.

Pontifikat

Weltliche Politik

Gregor I. (zweiter von rechts) mit Benedikt von Nursia, Laurentius von Rom und Johannes dem Täufer auf einem Bild von Andrea Mantegna (1459)

Seit den Rückeroberungskriegen unter Justinian I. stand die Stadt Rom zumindest nominell unter der Herrschaft des oströmischen Kaisers. Gregor war nicht auf einen Konflikt mit Kaiser Maurikios (582–602) aus, dessen Hauptaugenmerk auf der Verteidigung des Imperiums an Euphrat und Donau lag; er riskierte aber dessen Ungnade, als er 593 eigenmächtig einen teilweisen Abzug der Langobarden aushandelte und auf ihre Forderung nach einem jährlichen Tribut von 500 Goldpfund einging. Mit der Langobardenkönigin Theudelinde unterhielt er einen Briefwechsel und machte ihr wertvolle Geschenke, darunter das Gregoriuskreuz.[3][4]

Kirchenpolitik

Um den Titel „ökumenischer Patriarch“ kam es zudem zu Auseinandersetzungen mit dem Patriarchen von Konstantinopel Johannes Nesteutes. Gregor war der bereits von Innozenz I. aufgestellte Anspruch der Vormacht Roms in der Gesamtkirche bewusst, ohne dass er diesen bedingungslos forciert hätte.

Gegenüber den noch immer zahlreichen Nichtchristen trat Gregor dagegen in der Regel äußerst intolerant auf; so gab er im Jahr 599 Order, die Heiden Sardiniens zum Übertritt zum Christentum zu zwingen:

„Wenn ihr feststellt, dass sie nicht gewillt sind, ihr Verhalten zu ändern, so befehlen wir, dass ihr sie mit größtem Eifer verfolgt. Sind sie unfrei, so züchtigt sie mit Prügeln und Folter, um sie zur Besserung zu zwingen. Sind sie aber freie Menschen, so sollen sie durch strengste Kerkerhaft zur Einsicht gebracht werden, wie es angemessen ist, damit jene, die sich weigern, die heilsamen Worte zu hören, welche sie aus den Gefahren des Todes erretten können, durch körperliche Qual der erwünschten geistigen Gesundheit zugeführt werden.“[5]

Hatte einige Jahrzehnte zuvor noch Theoderich der Große konstatiert, es sei unmöglich, die Annahme einer Religion zu befehlen (Religionem imperare non possumus, Cass. Var. 2,27), so sollte Gregors Befürwortung gewaltsamer Bekehrung für das westeuropäische Mittelalter wegweisend werden. Historisch bedeutend war auch seine Entscheidung, Missionare nach Britannien zu entsenden, womit er die Konversion des angelsächsischen Königs Æthelberht von Kent zum Christentum herbeiführte. Damit wurde der Grundstein für ein neues gesamtabendländisches Kirchenbewusstsein gelegt, mit dem römischen Papsttum an der Spitze.

Als „Mönchspapst“ nannte sich Gregor „Knecht der Knechte Gottes“ (servus servorum dei), was bis heute Bestandteil der päpstlichen Titulatur blieb. Er war von der Mönchsregel des Benedikt von Nursia derart beeindruckt, dass er sie für die gesamte Kirche als verbindlich erklärte und selbst auch dem benediktinischen Lebensstil folgte. Nach Ansicht mancher heutiger Forscher war es allerdings Gregor selbst, der die Regel formulierte, oder einer seiner Schüler. In seiner Grabinschrift wird er zudem als consul Dei, also als „Gottes Konsul“ bezeichnet. Die Armenfürsorge wurde ein wichtiges Element seines Pontifikats. Die Getreideversorgung der damals wohl noch immer etwa einige Zehntausend Einwohner zählenden Stadt Rom, die eigentlich dem Kaiser oblag, war mangelhaft, weshalb Gregor die riesigen Ländereien der Kirche in Süditalien und Sizilien neu organisierte und bewirtschaften ließ. Zu Anfang jedes Monats fand eine allgemeine Verteilung von Lebensmitteln statt. Ebenso mahnte Gregor die anderen Bischöfe, dass der Darbende nur dann für die Predigt empfänglich sei, wenn ihm zuvor eine „helfende Hand“ gereicht worden sei. Almosen betrachtete er als Gott dargebrachtes Opfer, das letztlich Gnade im Gottesgericht erwirkt.

Gregor schrieb den Begriff Papst als ausschließliche Amtsbezeichnung für den Bischof von Rom fest. Mit ihm trat das Papsttum von der Spätantike ins Mittelalter über.

Nachwirken

Gregor I. (Idealporträt von Antonello da Messina, um 1472/1473)

Durch seine zahlreichen Schriften erlangte Gregor über Jahrhunderte in der katholischen Kirche hohe Bedeutung. Daneben findet er als einer von ganz wenigen westlichen Heiligen auch in der orthodoxen Kirche viel Beachtung und Verehrung. Früh rankten sich zahlreiche Legenden um Gregor.[6] Unter anderem geriet die aristokratische Abstammung des Papstes bald in Vergessenheit, und früh wurde erzählt, Gregor sei ein armer, unbekannter Einsiedler und vormaliger Sünder gewesen, der aufgrund einer göttlichen Eingebung in Abwesenheit zum Papst gemacht worden sei. Hartmann von Aue formte aus den Legenden Jahrhunderte später sein Werk Gregorius, das wiederum die Grundlage für Thomas Manns Roman Der Erwählte bildete.

Obwohl weder das Gregorianische Sakramentar noch der Gregorianische Choral seine Schöpfungen sind, wurde ihm im Mittelalter deren Urheberschaft zugesprochen, um ihnen zusätzliche Autorität zu geben.

In der Byzantinischen Liturgie führt das Formular der Präsanktifikatenliturgie den Namen des römischen Papstes Gregorios Dialogos.[7]

Werke

Gregormeister: Thronender Papst Gregor der Große. Einzelblatt aus einer Handschrift mit der Briefsammlung Gregors, des Registrum Gregorii, Trier nach 983. Trier, Stadtbibliothek, Hs. 171/1626

Gregors Stil ist literarisch anspruchsloser als der der anderen Kirchenväter, seine Sprache ist näher am gesprochenen Wort und vermeidet bewusst die Schmuckmittel und gebildeten Reminiszenzen einer griechisch und klassisch lateinisch gebildeten Elite, wie sie Augustinus und Hieronymus noch voraussetzen konnten. Die Einfachheit seines Stils ist nicht nur Ausdruck der gewandelten Bildungsverhältnisse seiner Zeit, sondern auch bewusste Entscheidung für einen „demütigen Stil“ (stilus humilis), der die Wahrheit des Evangeliums in den Mittelpunkt stellt und der kunstvollen Form als Ausdruck der Weltweisheit misstraut, dabei jedoch Schlichtheit des Ausdrucks durchaus mit Stärke des Gefühls und dem Gestus leidenschaftlicher Überzeugung zu verbinden weiß. Den Erfolg und die Beliebtheit seiner Werke im Mittelalter und deren Einfluss auf die Volksfrömmigkeit hat dieser Stil wesentlich mitbegünstigt: Seine exegetischen Schriften gehören zu den am häufigsten exzerpierten, seine Dialogi zu den meistgelesenen Werken im Mittelalter.

  • Liber regulae pastoris (I-IV). Patrologia Latina (PL) 77,13–128. Kritische Ausgabe von F. Rommel mit franz. Übersetzung von Ch. Morel, Paris 1992 (= Sources Chrétiennes, 381–382). Ausgabe der altenglischen Übersetzung von I. Carlson, Stockholm 1975–1978. Deutsche Übersetzung von G. Kubis, Graz 1986, ISBN 3-222-11690-3
    Behandelt die Gründe für die Entscheidung zum Amt des Seelsorgers, die für dieses Amt erforderlichen Tugenden, die Aufgaben des Seelsorgers und die Notwendigkeit der täglichen Selbstbesinnung und Selbstprüfung.
Elfenbeintafel: Gregor der Große von der Taube des Heiligen Geistes inspiriert, darunter seine Tachygraphen, Wien, Kunsthistorisches Museum, 10. Jahrhundert
  • Moralia in Iob (I-XXXV). PL 75, 519–1162; PL 76, 9–782. Kritische Ausgabe von M. Adriaen, CCSL 143 (1979), 143A (1979), 143B (1985).
    Ein ungewöhnlich breit angelegter Hiobkommentar in 35 Büchern, begonnen während des Aufenthalts in Konstantinopel und vollendet um 595, der das Buch Hiob nach dem Prinzip des dreifachen Schriftsinns interpretiert: einerseits literal in der wörtlichen Bedeutung des Textes, andererseits tropologisch in Bezug auf die moralische Situation des einzelnen Menschen und allegorisch-typologisch mit Bezug auf die Heilstatsachen der Geschichte Christi und seiner Kirche.
  • Homiliae in evangelia (I-II). PL 76, 1075–1314; deutsche Übersetzung von Michael Fiedrowicz, Freiburg 1997–1998 (= Fontes Christiani, 28.1-2), ISBN 3-451-23811-X, 3-451-23812-8
    Vierzig exegetische Predigten zu Evangelienperikopen, wahrscheinlich im Lauf des Kirchenjahres 590/91 vorgetragen und 592 schriftlich herausgegeben. Die zwanzig Predigten des ersten Buches diktierte Gregor und ließ sie in seiner Gegenwart durch einen kirchlichen Notar vortragen, die zwanzig Predigten des zweiten Buches hielt er selbst.
Im Homiliarum In Evangelia Libri Duo[8] erklärt Gregor I. in einer Auslegung zu (Lukas 7,36−50 EU), wo eine namenlose Sünderin Jesus die Füße wäscht und salbt und zu deren eigentlichen Vergehen der Lukastext kein Wort sagt (nach Johannes 12,3 EU Maria von Betanien; siehe auch Matthäus 26,6-7 EU; Markus 14,3 EU), dass diese Person mit der Frau identisch sei, von welcher Markus versichert, dass ihr sieben Dämonen ausgetrieben wurden und sie letztlich Maria Magdalena sei (Markus 16,9 EU, Lukas 8,2 EU) und behauptet zugleich, dass sie eine ehemalige Prostituierte wäre. Er bestätigt damit als Papst eine schon im Jahre 373 von Ephräm dem Syrer in einem Kommentar ausgesprochene Gleichsetzung[9], und so wurde anschließend aus der Zeugin der Auferstehung (Markus 16,6 EU) und auch der Kreuzigung, die dem Sterben Jesu und seiner Grablegung beiblieb (Matthäus 27,55-56 EU, Matthäus 27,55-56 EU, Matthäus 27,61 EU, Johannes 20,11 EU), eine exemplarische Sünderin im sexuellen Bereich. Mit demselben Öl, mit dem sie einst ihren sündigen Leib pflegte, salbe sie nun die Füße Jesu.[10] Erst durch Papst Johannes Paul II. und später Franziskus wird diese Gleichsetzung aufgelöst und die besondere Rolle Maria Magdalenas als Erstzeugin der Auferstehung Jesu und erste Botin zur Auferstehungsverkündung den Aposteln gegenüber wieder herausgestellt.[11]
  • Homiliae in Ezechielem (I-II). PL 76, 781-1072. Kritische Ausgabe von M. Adriaen, CCSL 142 (1971). Deutsche Übersetzung von Georg Bürke, Einsiedeln: Johannes-Verlag, 1983
    22 exegetische Predigten aus dem Jahr 593, mit fortlaufender Erklärung von Ez 1-3 und Ez 40.
  • Homiliae super Ezechielem. Michael Furter, Basel 1496 (Digitalisat)
  • Homiliae in canticum canticorum. Kritische Ausgabe von P. Verbraken, CCSL 144 (1963), p. 3–46.
    Zwei Predigten über eine Stelle des Hoheliedes (Ct 1,1-8), nicht zu verwechseln mit der unter den Werken Gregors überlieferten Expositio super cantica canticorum (PL 79,471-548), die heute meist Robert von Tumbalena zugeschrieben wird.
  • Pastorale, sive Regula pastoralis. Michael Furter, Basel 15. II. 1496 (Digitalisat)
  • Regula pastoralis. Kreuzherrenkonvent, Marienfrede um 1475 u. um 1485/1500 (Digitalisat)
  • In librum I Regum expositiones (I-VI). PL 79,17-468. Ed. P. Verbraken, CCSL 144 (1963), p. 49–614
    Kommentar zum 1. Buch Samuel.
  • 854 erhaltene Briefe, die Gregor an Bischöfe, Fürsten, Missionare u. a. Personen im gesamten Bereich des Christentums schrieb. Die Briefe behandeln Themen wie Theologie, Moral, Politik, Diplomatie, Mönchstum, bischöfliche und päpstliche Verwaltung und geben Aufschluss über Gregors Charakter und seine Amtsführung.
  • Dialogi de vita et miraculis patrum Italicorum (I-IV). PL 77,127–431. Kritische Ausgabe von U. Moricca, Rom 1924 (= Fonti per la Storia d'Italia, 57). Deutsche Übersetzung von Joseph Funk, Bibliothek der Kirchenväter, 2. Ausgabe, Reihe II, 3 (1933).
    Es handelt sich um vier Bücher über das Leben und die Wundertaten von Heiligen Italiens, um den Nachweis anzutreten, dass nicht nur der Orient, sondern auch Italien wundertätige asketische Heilige besaß. Das zweite Buch ist ganz dem heiligen Benedikt von Nursia gewidmet, dem Gregor das Ideal des habitare secum zuschreibt.[12] Das vierte Buch will mit einer Sammlung von Jenseitsvisionen und Erscheinungen Verstorbener den Glauben an das Leben nach dem Tod bekräftigen. Das Werk hat die Visionsliteratur des Mittelalters überaus nachhaltig geprägt. So gilt Gregor den Reformatoren, die nur von Himmel und Hölle als Jenseitsorte ausgingen, als „Erfinder des Fegefeuers“, da er hier schreibt, dass an bestimmten Aufenthaltsorten Verstorbene durch Feuer oder Wasser von ihren lässlichen Sünden gereinigt werden können. Auch sollen Messopfer diese Bußzeit verkürzen können. Die frühmittelalterliche mittelgriechische Übersetzung durch Papst Zacharias wurde von Konstantin Dapontes 1780 neugriechisch überarbeitet.[13] Aufgrund der recht populären Übersetzung der Dialoge wird Gregor in der orthodoxen Kirche als Gregorios ho Dialogos verehrt.
  • Dialogorum libri IV (mndl.). Kreuzherrenkonvent, Marienfrede 1477 (Digitalisat)
  • Dialogorum libri IV. Bartholomaeus von Unckel, Köln nicht nach 1482 (Digitalisat)
  • Expositio in Canticum Canticorum. Michael Furter, Basel 13. III. 1496 (Digitalisat)

Kontroverse um die Echtheit der Dialogi

Handschrift mit den Anfangszeilen des Dialogus II, Archives départementales du Loiret, ca. 1050

Der Theologe Francis Clark legte 1987 eine zweibändige Untersuchung der Dialogi vor, in der er die Hypothese vertritt, das Werk sei unecht. Der Verfasser sei nicht Gregor der Große, sondern ein unter dem Namen des Papstes agierender Fälscher, der im späten 7. Jahrhundert gelebt habe. Vorsichtige Zustimmung fanden einige von Clarks Überlegungen bei Johannes Fried, der allerdings 2004 feststellte: Clark ist über sein Ziel hinausgeschossen; die Dialogi seien zu Gregors Lebzeiten in seiner Umgebung entstanden; es seien literarisch gestaltete Zwiegespräche, die Gregor tatsächlich führte.[14] Allerdings sei die Glaubwürdigkeit der Angaben hinsichtlich des Lebens Benedikts zweifelhaft.

Die Hypothese Clarks, die er 2003 in einer weiteren Untersuchung verteidigte,[15] ist in der Forschung fast einhellig abgelehnt worden; sie gilt als gescheitert, seit sich herausgestellt hat, dass seine Arbeit offenbar schwere methodische Mängel aufweist. Auch Frieds Vermutung, Benedikt sei möglicherweise eine erfundene Gestalt, hat sich nicht durchgesetzt. Nach heutigem Forschungsstand ist von der Echtheit der Dialogi auszugehen; wie viel der historische Benedikt mit dem der Dialogi zu tun hat, bleibt umstritten.[16]

Siehe auch

Literatur

  • Arnold Angenendt: Das Frühmittelalter. Die abendländische Christenheit von 400 bis 900. Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-017225-5, S. 239–243.
  • Peter Eich: Gregor der Große. Bischof von Rom zwischen Antike und Mittelalter. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2016, ISBN 978-3-506-78370-7.
  • Katharina Greschat: Die Moralia in Job Gregors des Großen. Ein christologisch-ekklesiologischer Kommentar. Tübingen: Mohr Siebeck 2005, ISBN 978-3-16-148618-0.
  • Achim Thomas Hack: Gregor der Große und die Krankheit (= Päpste und Papsttum. Band 41). Hiersemann, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-7772-1227-2.
  • Georg Jenal: Gregor der Große und die Stadt Rom (590–604). In: Friedrich Prinz (Hrsg.): Herrschaft und Kirche. Beiträge zur Entstehung und Wirkungsweise episkopaler und monastischer Organisationsformen (= Monographien zur Geschichte des Mittelalters. Band 33). Hiersemann, Stuttgart 1988, ISBN 978-3-7772-8809-3, S. 109–145.
  • Marie-Luise Laudage: Caritas und Memoria mittelalterlicher Bischöfe (= Münstersche Historische Forschungen. Band 3). Böhlau, Köln u. a. 1993, ISBN 3-412-07192-7.
  • Hartmut Leppin: Die Kirchenväter und ihre Zeit. Von Athanasius bis Gregor dem Großen. Beck, München 2000, ISBN 3-406-44741-4.
  • Robert A. Markus: Gregory the Great and his world. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1997, ISBN 0-521-58430-2.
  • Jeffrey Richards: Consul of God. The Life and Times of Gregory the Great. Routledge & Kegan Paul, London u. a. 1980, ISBN 0-7100-0346-3 (deutscher Titel: Gregor der Große: Sein Leben – seine Zeit. Styria, Graz u. a. 1983, ISBN 3-222-11443-9).
  • Pierre Riché: Gregor der Große. Leben und Werk. Neue Stadt, München 1996, ISBN 3-87996-353-3.
  • Michael Fiedrowicz: Das Kirchenverständnis Gregors des Grossen. Eine Untersuchung seiner exegetischen und homiletischen Werke(= Römische Quartalschrift für Christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte, Supplementband 50), Herder, Freiburg, Basel, Wien 1995, ISBN 3-451-22699-5.

Weblinks

Commons: Gregor der Große - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
Sekundärliteratur

Werke Gregors

Einzelnachweise

  1. Gregor bezeichnet sich selbst (wohl aus Bescheidenheit) nie als Angehörigen der gens Anicia und erwähnt die Familie in seinen Schriften nicht. Dies war nicht unüblich, da die Kirche bzw. die Brüder und Schwestern im christlichen Glauben als Familie gesehen wurde. Die Taufe, wonach ein Heide oder Jude christlich wurde, war (und ist) eine individuelle Entscheidung; während der Vater Heide war, konnte die Mutter Christin sein; dasselbe galt für die Geschwister oder Kinder. Hervorhebung seiner Geburtsfamilie hätte ihm von anderen Klerikern und vom Kirchenvolk sofort Argwohn und den Vorwurf der Zurücksetzung der Glaubensgeschwister eingebracht. Die Annahme, er sei ein Anicier gewesen, stützt sich auf die Grabinschrift seiner Urgroßmutter Petronia. Die Hypothese bleibt umstritten; sicher ist aber, dass Gregor der senatorischen Aristokratie entstammte. Vgl. Chris Wickham: Framing the early Middle Ages : Europe and the Mediterranean 400–800. Oxford University Press, Oxford / New York 2005, ISBN 0-19-926449-X, S. 160.
  2. Gregor I., der Große. Ökumenisches Heiligenlexikon. Abgerufen am 30. Mai 2008.
  3.  Martha Schad: Die berühmtesten Frauen der Weltgeschichte - Von der Antike bis zum 17. Jahrhundert. Marixverlag, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-86539-930-4, S. 27-30.
  4. Datei:Gregoriuskreuz.JPG
  5. Gregor: Epist. 9, 204. In: Epistolae (in Quart) 2: Gregorii I papae Registrum epistolarum. Libri VIII-XIV. Herausgegeben von Paul Ewald (†) und Ludo M. Hartmann. Berlin 1892, S. 191–193 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat)
  6. Einen guten Überblick bietet Hiltgart Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. 2. Auflage, Reclam, Stuttgart 1970, S. 234ff.
  7. Stefano Partenti: L'attribuzione a S. Gregorio ‹Dialogos›, Papa di Roma, della Liturgia bizantina dei doni presanctificati. In: ders., A oriente e occidente di Costantinopoli: temi e problemi liturgici di ieri e di oggi. Libreria editrice vaticana, Città del Vaticano (Rom) 2010, ISBN 978-88-209-8201-0, S. 75−87.
  8. [holicaomnia.eu/04z/z_0590-0604__SS_Gregorius_I_Magnus__Homiliarum_In_Evangelia_Libri_Duo__MLT.pdf.html Homiliarum In Evangelia Libri Duo]. Auf : holicaomnia.eu (Documenta Catholica Omnia) von 2006; zuletzt abgerufen am 22. Dezember 2016 (Volltext als PDF-Datei).
  9. Joachim Schäfer: Ökumenisches Heiligenlexikon: Maria Magdalena. Auf: heiligenlexikon.de ; letzte Aktualisierung: 2. August 2016; zuletzt abgerufen am 22. Dezember 2016.
  10. Oliver Achilles: Maria Magdalena – Heilige oder Hure? Auf: auslegungssache.at vom 10. November 2012; zuletzt abgerufen am 22. Dezember 2016.
  11. Amtsblatt der Österreichischen Bischofskoferenz. Nr. 69 vom 1. September 2016, S. 11 ff.: Begleitschreiben von Erzbischof Arthur Roche: „APOSTOLORUM APOSTOLA“ (Volltext als PDF-Datei)
  12. Gregor der Große: Der hl. Benedikt, Buch II der Dialoge. EOS-Verlag, St. Ottilien 1995, ISBN 3-88096-730-X.
  13. Dimitrios Z. Nikitas: Gregorius Dialogus neograecus: die neugriechische Weiterbearbeitung der Zacharias-Übersetzung durch Konstantin Dapontes (1780). In: Dorothea Walz (Hrsg.): Scripturus vitam. Lateinische Biographie von der Antike bis in die Gegenwart. Festgabe für Walter Berschin zum 65. Geburtstag. Mattes, Heidelberg 2002, ISBN 3-930978-15-6, S. 1173–1184.
  14. Johannes Fried: Der Schleier der Erinnerung. Beck, München 2004, ISBN 3-406-52211-4, S. 345–349.
  15. Francis Clark: The „Gregorian“ Dialogues and the Origins of Benedictine Monasticism (= Studies in the History of Christian Thought. Band 108). Brill, Leiden / Boston 2003, ISBN 90-04-12849-2.
  16. Joachim Wollasch: Benedikt von Nursia. Person der Geschichte oder fiktive Idealgestalt? In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige. Band 118, 2007, S. 7–30; Adalbert de Vogüé: Grégoire le Grand est-il l’auteur des Dialogues? In: Revue d’histoire ecclésiastique. Band 99, 2004, S. 158–161 (mit Angaben zu weiterer einschlägiger Kontroversliteratur); Pius Engelbert: Hat Papst Gregor der Große die „Dialoge“ geschrieben? Bemerkungen zu einem neuen Buch. In: Erbe und Auftrag. Band 64, 1988, S. 255–265; Ders.: Neue Forschungen zu den „Dialogen“ Gregors des Großen. Antworten auf Clarks These. In: Erbe und Auftrag. Band 65, 1989, S. 376–393; Paul Meyvaert: The Enigma of Gregory the Great’s Dialogues. In: Journal of Ecclesiastical History. Band 39, 1988, S. 335–381; Adalbert de Vogüé: Grégoire le Grand et ses „Dialogues“ d’après deux ouvrages récentes. In: Revue d’histoire ecclésiastique. Band 83, 1988, S. 281–348.
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