Vogelsang und Kategorie:Pheromon: Unterschied zwischen den Seiten

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Als '''Vogelgesang''' (regional, historisch und auch literarisch geprägt auch ''Vogelschlag'' genannt) wird im deutschen Sprachraum die akustische [[Kommunikation]] der [[Vögel]], insbesondere der [[Singvögel]], bezeichnet. Die Lauterzeugung erfolgt bei Vögeln meist im [[Stimmkopf]].
[[Kategorie:Chemikaliengruppe]]
 
[[Kategorie:Pheromon|!]]
== Verhaltensbiologie ==
Der Vogelgesang ist eine komplexe [[Verhaltensbiologie|verhaltensbiologische]] Leistung. Vögel singen unter anderem zum Anlocken von Partnern und zur Markierung ihres Reviers. Weibchen erhalten dadurch Hinweise auf Leistungsfähigkeit und Gesundheitszustand eines Bewerbers.
[[Datei:Nachtigall singend Stromkabel (cropped).jpg|mini|Singende Nachtigall]]
Komplexe Vogelgesänge liefern die [[Singvögel]] (Passeriformes). Der Gesang vieler Arten dieser Ordnung ist strophenartig aufgebaut und häufig sehr variationsreich. Selbst [[Haussperling]] oder [[Mehlschwalbe]] verfügen über mehr als einen Strophentyp. Der Gesang der Singvögel ist im Vergleich zu anderen Vogelarten (Nonpasseriformes) nicht angeboren, sondern muss erlernt werden. Eine Prädisposition für den arteigenen Gesang liegt allerdings vor, so dass bereits die wenige Male bis einmalige Wahrnehmung eines singenden Artgenossen zum Lernerfolg führen kann. Für das Erlernen von Vogelgesang gibt es artspezifische Lernphasen (Zeitfenster), die ähnlich einem [[Prägung (Verhalten)|Prägemechanismus]] funktionieren. Sie liegen für Männchen meist in der ersten erlebten Jahreszeit, in der die Artgenossen zu singen beginnen. Isoliert aufwachsende männliche Singvögel singen ebenfalls, jedoch oft mit deutlich veränderten Mustern. Unterschiede im Gesangsverhalten können mit Tontechnik und oszillografischen Vergleichen sichtbar gemacht werden. Das Gesangsverhalten ist von mehreren Faktoren abhängig: [[Umwelt]], [[Genetik]] und [[Lernprozess]].<ref>[http://www.orn.mpg.de/2884995/research_report_7712286 Stefan Leitner: ''Gene und Umwelt: Wie beeinflussen sie Verhalten und Physiologie bei Singvögeln?''] Forschungsbericht 2014 – Max-Planck-Institut für Ornithologie</ref>
 
Unter den einheimischen Vögeln hat zum Beispiel die [[Nachtigall]] einen sehr komplexen Gesang. Die Gründe, warum manche Arten sehr komplex singen, andere hingegen eher trivial, sind nicht vollständig geklärt. Singvögel zeigen aber ein umso ausgeprägteres Territorialverhalten, je gesangsbegabter sie sind, das heißt die Gesangsbegabung korreliert mit der Intensität der Revierverteidigung. Unter musikalischen Aspekten wäre somit zu verstehen, warum Singvögel mit komplexen Gesängen ([[Amsel]], [[Singdrossel]], Nachtigall, [[Rotkehlchen]] usw.) sich gegenüber Artgenossen solistisch und aggressiv verhalten, während Singvögel mit einfach strukturierten Gesängen (Haussperling, Mehlschwalbe usw.) gesellig und verträglich sind. Dieses solistische Verhalten gesangsbegabter Singvögel zeigt sich auch [[Vogelzug|während der Zugzeit]], denn Singvögel mit komplexen Gesängen ziehen oft einzeln oder in sehr kleinen Trupps und meistens auch nachts.
 
Ein eigenes Forschungsgebiet hat sich um die Klärung der verhaltensbiologischen Frage entwickelt, auf welche Weise Jungvögel den Gesang ihrer Eltern lernen. So hat [[Peter R. Marler]] in den 1960er-Jahren anhand von Beobachtungen und Experimenten am Beispiel der [[Dachsammer]]n des [[Golden Gate Park]]s in [[San Francisco]] nachgewiesen, dass Jungvögel den Gesang ihrer [[Art (Biologie)|Art]] bereits als [[Nestling]]e im Alter von 10 bis 50 Tagen durch [[Prägung (Verhalten)|Prägung]] von älteren Artgenossen – gewöhnlich von ihrem Vater – lernen, zu einem Zeitpunkt, an den sie selbst noch nicht singen.<ref>Peter Marler und Miwako Tamura: ''Culturally Transmitted Patterns of Vocal Behavior in Sparrows.'' In: ''Science.'' Band 146, Nr. 3650, 1964, S. 1483–1486, [[doi:10.1126/science.146.3650.1483]].<br />Peter R. Marler: ''A comparative approach to vocal learning: Song development in white-crowned sparrows.'' In: ''Journal of Comparative and Physiological Psychology.'' Band 71 (2, Pt. 2), 1970, S. 1–25, [[doi:10.1037/h0029144]].</ref> Diese von Marler als ''auditory template hypothesis'' (sinngemäß: Hypothese über vom Hörzentrum angelegte Schablonen) bezeichnete Interpretation der verhaltensbiologischen Beobachtungen<ref>Jill Soha: ''The auditory template hypothesis: a review and comparative perspective.'' In: ''Animal Behaviour.'' Band 124, 2017, S. 247–254, [[doi:10.1016/j.anbehav.2016.09.016]].</ref> fasste Vorbild, Prägung und das allmähliche Angleichen der selbst hervorgebrachten Laute durch ‚Übung‘ an die beim Vorbild gehörten Laute zwar zu einer funktionalen Gesamtheit zusammen. Es fehlte bis in den 1980er-Jahren aber noch der Nachweis jener Nervenzellen, aus denen die vermutete ‚auditive Schablone‘ aufgebaut ist. Hinweise hierauf erbrachten erst die Experimente von [[Allison J. Doupe]], deren Modelltiere männliche [[Zebrafink]]en waren, die ebenfalls während einer sensiblen Phase in ihrer Jugend den Gesang ihres Vaters in ihrem Gedächtnis ‚speichern‘, „und später üben und perfektionieren sie ihren Gesang, indem sie ihren Gesang mit der Erinnerung an den seinen vergleichen.“<ref>Samuel Barondes und Michael P. Stryker: ''Allison Doupe: In Memoriam.'' In: ''Neuron.'' Band 85, Nr. 4, 2015, S 667–668, [[doi:10.1016/j.neuron.2015.01.030]].</ref> Doupe gelang es, im Vorderhirn junger Vögel ein Netzwerk aus [[Sensomotorik|sensomotorischen]] Neuronen (fachsprachlich: anterior forebrain pathway) zu identifizieren, in dem einzelne Neurone selektiv auf den eigenen Gesang ansprechen, nicht aber auf den Gesang eines erwachsenen Vorbilds. Sie interpretierte ihre Befunde dahingehend, „dass jedes Mal, wenn ein Jungvogel seinen Gesang übt, die über eine motorische Bahn geleitete, elektrische Erregung verglichen wird mit einer parallel laufenden Erregung jener Neurone [im Original: ''sent through the song-learning pathway''], in denen die Schablone des Erwachsenengesangs gespeichert wurde.“<ref>Thomas R. Insel und Story Landis: ''Allison Doupe (1954–2014).'' In: ''[[Nature]].'' Band 515, 2014, S. 344, [[doi:10.1038/515344a]].</ref>
 
== Menschen und Vogelgesang ==
[[Datei:Vogelstudien.jpg|mini|Vögel auf einem Baum, um ein Notenblatt versammelt (Gemälde um 1900)]]
Vogelgesang wird von Menschen oft als wohltönend und angenehm empfunden. Er wurde in Kunst und Kultur viel verarbeitet und stellt Vorbilder für Instrumente und Tondichtungen dar. Früher ging man oft davon aus, dass Vögel aus Lebensfreude oder zur Erbauung der Umwelt singen. Die wahre Bedeutung des Vogelgesangs wurde erst von der Verhaltensbiologie aufgedeckt: es war [[Bernard Altum]], der in seinem Buch ''Der Vogel und sein Leben'' (1868) als Erster eine Theorie zur Revierbildung bei Vögeln und deren Territorialverhalten vorbrachte und dabei auch die Funktion des Vogelgesangs berücksichtigte.
 
=== Haltung von Singvögeln als Haustier ===
Singende Vögel werden weltweit von verschiedenen Kulturen in Käfigen gehalten. Manche Arten singen in Gefangenschaft sehr stark und bis zur völligen Erschöpfung, insbesondere wenn sie keinen Kontakt zu Geschlechtsgenossen erhalten oder gemeinsam mit anderen singenden Vögeln gehalten werden, gegen deren Nähe sie sich abgrenzen wollen. In Europa ist die Isolationshaltung heute nicht mehr üblich, aber weltweit ist sie weit verbreitet. Auf dem historischen [[Vogelmarkt von Peking]] werden täglich abertausende von singenden Vögeln in Käfigen zum Verkauf angeboten. Ähnliche Märkte gibt es in ganz Asien, Südamerika und vielen anderen Ländern. Singende Vögel sind ein beliebtes Unterhaltungsmittel.
 
Das Singverhalten von Vögeln kann durch bestimmte Haltungsbedingungen und verschiedene Futterzusatzstoffe beeinflusst werden.
 
=== Gebrauch von Vogelgesang in der Musik ===
[[Datei:K522 multitonality.png|mini|Ausschnitt aus Mozarts Dorfmusikanten-Sextett]]
In einigen Musikstücken wird Vogelgezwitscher imitiert. Hierzu werden [[Blockflöte]]nköpfe oder spezielle Vogelstimmen-Pfeifen verwendet. Als Kinderspielzeug sind ebenfalls diese Instrumente, aber auch das [[Gaumenpfeiferl]] zur Nachahmung von Vogelstimmen sehr beliebt.
 
Der Vogelliebhaber [[Wolfgang Amadeus Mozart]] soll für viele seiner Werke durch den Gesang seines [[Star (Art)|Stars]] inspiriert worden sein.<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13499509.html Mozart – Gefiederte Muse] in DER SPIEGEL 20/1990, abgerufen am 11. Januar 2017</ref>
 
Das Werk des französischen Komponisten [[Olivier Messiaen]] (1908–1992) ist stark vom Vogelgesang beeinflusst. Messiaen zeichnete auf Weltreisen Vogelrufe auf und verwendete diese in Klavierwerken, Orchesterwerken und seiner Oper ''[[Saint François d’Assise (Oper)|Saint François d’Assise]]''.
 
=== Vogelgesang und Sport ===
{{Belege fehlen}}
[[Datei:Kraaiwedstrijd.jpg|mini|Traditionelles Wettkrähen mit [[Bergischer Kräher|bergischen Krähern]]]]
[[Datei:Vinkenzetting 7 aug 2016 - Ursel.jpg|mini|Finkensingen in [[Flandern]]]]
[[Buchfink]]en werden gehalten, um sie bei Wettkämpfen einzusetzen. Bei diesem in [[Deutschland]] und [[Belgien]] ausgeübten Sport werden Finken in abgedeckten Käfigen hingestellt und der Gesang der einzelnen Tiere wird bewertet. In [[Asien]], den [[USA|Vereinigten Staaten]], Deutschland, den [[Niederlande]]n und Belgien werden auch [[Wettkrähen]] organisiert, bei denen die Häufigkeit oder Länge der [[Krähruf]]e von Hähnen aus meistens speziell gezüchteten [[Haushuhn|Hühnerrassen]] gezählt werden.
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Vogelsang}}
 
== Literatur ==
* Hans-Heiner Bergmann, Hans-Wolfgang Helb, Sabine Baumann: ''Die Stimmen der Vögel Europas.'' Aula-Verlag, Wiebelsheim 2008, 672 S. mit DVD. ISBN 3-89104-710-X (474 Vogelporträts mit 914 Rufen und Gesängen auf 2.200 Sonagrammen).
* Andreas Schulze, Karl-Heinz Dingler: ''Die VOGELSTIMMEN Europas, Nordafrikas und Vorderasiens'', Edition AMPLE, 17 Audio-CDs+Buch oder 2 MP3-Discs. ISBN 978-3-935329-49-1 oder ISBN 978-3-938147-01-6 (819 Vogelarten, 2.817 Tonaufnahmen, 19:20 Stunden Spieldauer)
* Andreas Schulze, Karl-Heinz Dingler: ''Vogelstimmen-Trainer'', Edition AMPLE, Buch+Audio-CD oder CD-ROM. ISBN 978-3-935329-02-6 oder ISBN 978-3-935329-92-7 (Schnellsystem in Bild und Ton zur Bestimmung von 175 Vogelarten)
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Sounds of birds|Vogelgesang}}
* [http://www.vogelstimmen-hoeren.de/ Vogelstimmen hören]
* [https://soundapproach.co.uk/ The Sound Approach] mit [http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,529882,00.html Vogelforscher Constantine]
* [http://www.vogelstimmen-wehr.de/vogel09a.htm Singende Vögel in AVI-, WAV- und MP3-Dateien]
* [https://www.macaulaylibrary.org/ Animal Sound and Video Catalog], Macaulay Library, The Cornell Lab of Ornithology
* [https://www.hbw.com/ibc The Internet Bird Collection]
* [https://www.xeno-canto.org/ xeno-canto::Vogelstimmen aus aller Welt teilen]
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
[[Kategorie:Ornithologie]]
[[Kategorie:Tierlaute]]
 
{{WikipediaDE}}

Version vom 10. Januar 2021, 07:30 Uhr