Traumdeutung und Valentinus: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Traumdeutung''' bzw. '''Oneirologie''' (von griech. ὄνειρος (oneiros), „der Traum“) bezeichnet jene Tätigkeiten und weltanschaulichen Konzepte, die hinter den im [[Traum]] erlebten Bildern, Handlungen und Gefühlen jeweils eine bestimmte, meist wichtige [[symbol]]ische Botschaft vermuten und versuchen, sie methodisch zu deuten. In der Antike wurde den Träumen eine göttliche oder dämonische Quelle zugeschrieben, die dem Menschen auf diesem Wege eine Botschaft übermittelte oder in Versuchung geführt haben soll, eine volkstümliche Auffassung, die auch die Grundlage der [[wikipedia:Oneiromantie|Oneiromantie]] bildet und von alttestamentlichen Traumdeutern wie [[wikipedia:Daniel (Prophet)|Daniel]] praktiziert wurde. Seit dem Zeitalter der [[wikipedia:Aufklärung|Aufklärung]] wird der Charakter des Traums als Überbringer von Botschaften [[Philosophie|philosophisch]] bezweifelt.
'''Valentinus''', auch: ''Valentinos'', ''Valentin'', ''Valentinian'' oder ''Valentius'' († nach 160), war ein [[Gnosis|christlich-gnostischer]] Lehrer.


== Traumsymbole und Traumdrama ==
== Leben ==
Von Rudolf Steiner gibt es eine Aussage zur Traumdeutung (GA 234, 2. Zitat folgender Abschnitt) dahingehend, daß wenn schon ein Traum gedeutet werden soll, es weniger auf die Symbolik für sich allein ankomme, als viel mehr auf den Traum als ''Drama''. Dies stimmt mit der Auffassung [[C.G. Jung]]s überein, der vier Phasen des Traumdramas unterscheidet (Exposition, Komplikation (Verwicklung), Kulmination/Peripetie, Lysis (Lösung)<ref>C.G. Jung, Marie-Louise von Franz u.a. (1982) „Der Mensch und seine Symbole“, (6. Sonderausgabe) Olten, Waler-Verlag AG, S. 55 ff., ISBN 3530565016), C.G Jung: GW 8: Vom Wesen der Träume (1945), Lit.: Jung, Traum und Traumdeutung: Vom Wesen der Träume, S. 146f. (aus GW 8)</ref>. Darüber hinaus kann auch die Entwicklung in einer Serie von Träumen von Bedeutung sein.
Über das Leben von Valentinus ist wenig bekannt. Das Biographisch-Bibliographische Kirchenlexikon schätzt, dass er etwa um 100 geboren wurde. Nach [[Wikipedia:Epiphanius von Salamis|Epiphanius]] wurde er in Phrenobis ([[Wikipedia:Ägypten|Ägypten]]) geboren und in [[Wikipedia:Alexandria|Alexandria]] ausgebildet, wahrscheinlich von [[Basilides (Gnostiker)|Basilides]]. Er habe seine Lehre in Ägypten verbreitet, bevor er nach Rom ging.<ref name="Epiphanius">[[Wikipedia:Epiphanius von Salamis|Epiphanius von Salamis]]: ''Panárion'', 31,2,1f. und 7,1 f.</ref> Nach [[Wikipedia:Irenäus von Lyon|Irenäus von Lyon]] kam er unter Bischof [[Wikipedia:Hyginus (Bischof von Rom)|Hyginus]] († 142) nach [[Wikipedia:Rom|Rom]] und wirkte dort unangefochten als freier theologischer Lehrer bis in die Zeit von Bischof [[Wikipedia:Anicetus|Anicetus]] (zirka 154–166).<ref>[[Wikipedia:Irenäus von Lyon|Irenäus von Lyon]]: ''Adversus haereses'', III 4,3</ref> Eine ähnliche Stellung als freier theologischer Lehrer in Rom hatte sein Zeitgenosse [[Wikipedia:Justin der Märtyrer|Justin der Märtyrer]]. Nach Epiphanius war er auch in Zypern, aufgrund der Quellenlage ist jedoch nicht klar, ob das vor oder nach seinem Aufenthalt in Rom war.


== Ausssagen Rudolf Steiners zur Traumdeutung ==
Nachdem zwei Drittel der erhaltenen Texte von Valentinus bei Clemens von Alexandria stehen, stellt Markschies die These auf, dass Valentinus seine Lehre bereits in Alexandria ausformuliert hatte.<ref name="BBKL" />
"Eine vollständige
Umwandlung eines Vorstellungseindrucks geht in
der menschlichen Seele vor sich, wenn dieser Vorstellungseindruck
zwei bis drei Tage in der Seele geweilt hat.
Man kann schon, ohne Geistesforscher zu sein, durch gewöhnliche,
intimere Beobachtung des Seelenlebens sich von
der Wahrheit des eben Gesagten überzeugen, allerdings auf
einem Gebiete, das heutzutage nur oberflächlich ins Auge
gefaßt wird, und besonders schief ins Auge gefaßt wird
dadurch, daß sich eine gewisse, sehr nach dem Materiellen
hindrängende Wissenschaftsrichtung der Gegenwart dieses
Gebietes bemächtigt hat, nämlich die sogenannte [[Analytische Psychologie|analytische
Psychologie]] oder [[Psychoanalyse]]. Doch darauf will ich
nicht eingehen.Ich möchte aber darauf aufmerksam machen,
daß derjenige, der das Traumleben wirklich beobachten
kann, weiß, daß das unwillkürliche Heraufkommen von
Träumen immer irgendwie zusammenhängt mit den Eindrücken
der letzten Tage, eigentlich nur der letzten zwei
bis drei Tage. Aber mißverstehen Sie mich nicht! Selbstverständlich
kommen im Traum längst verflossene Ereignisse
als Reminiszenzen herauf. Aber etwas anderes ist es,
was diese längst verflossenen Ereignisse heraufruft. Wenn
man genau den Traum beobachten kann, wird man immer
sehen, daß irgendeine hervorrufende Vorstellung aus den
letzten zwei bis drei Tagen da sein muß. Die ruft erst längst
verflossene Ereignisse hervor. Durch zwei bis drei Tage
haben die Eindrücke der Außenwelt die Kraft, Träume zu
erzeugen. Das andere gliedert sich dann um sie herum.
Wenn nicht eine solche aus den letzten zwei bis drei Tagen
stammende Vorstellung den Traum erzeugen kann, kann er
auch nicht entstehen." {{G|067|049}}f.


"So daß der Imaginierende – ich rede jetzt nur von ihm, er kann natürlich auch ein inspirierter, ein intuitiver Mensch sein – das Traumleben aus seiner eigenen Erfahrung sehr gut kennt. Aber ein Unterschied in der Auffassung gegenüber dem Traume ist doch vorhanden. Der Imaginierende empfindet den Traum als etwas, mit dem er sich verbindet, mit dem er in einem viel stärkeren Maße eins wird, als das durch das gewöhnliche Bewußtsein sein kann. Er vermag den Traum ernster zu nehmen. Und eigentlich berechtigt erst die Imagination, den Traum ernst zu nehmen, denn sie befähigt dazu, gewissermaßen hinter das Träumen zu sehen und am Traum aufzufassen vorzugsweise seinen dramatischen Fortgang, seine Spannungen und Lösungen, seine Katastrophen, seine Krisen, nicht so sehr den einzelnen Trauminhalt. Der einzelne Trauminhalt fängt einen bei der Imagination sogar an, weniger zu interessieren. Viel mehr interessiert einen, ob der Traum zu einer Krisis führt, zu einer Freude führt, ob er zu etwas führt, was einem leicht wird oder schwer wird und dergleichen. Dieser Verlauf, ich kann nur immer sagen, diese Dramatik des Traumes fängt an einen vorzugsweise zu interessieren, also gerade das, was oftmals das gewöhnliche Bewußtsein nicht interessiert. Man sieht hinter die Kulissen des Traumes. Und gerade diese Betrachtung des Traumes gibt für das imaginative Bewußtsein die stärksten Eindrücke, weil man in dem träumenden eigenen Wesen immer mehr und mehr verspürt, wie man da etwas in sich trägt, was in das nächste Erdenleben hinübergeht, was sich auswächst zwischen dem Tode und einer neuen Geburt und in das nächste Erdenleben hinüberwächst. Man lernt empfinden den Keim des nächsten Erdenlebens in dem Traum." {{G|234|133}}
== Werke ==
Valentinus schrieb Lehrbriefe, Predigten und Hymnen, die von seinen Schülern gesammelt wurden. Erhalten sind neun kleine Fragmente. [[Clemens von Alexandria]] erwähnt eine dogmatische Schrift „Über die drei Naturen“ ({{ELSalt|περ τρὶν φυσὲων}}, ''per trìn physèon''), die jedoch verschollen ist. Nach Schaff ist möglicherweise ein Fragment davon bei [[Wikipedia:Photios I.|Photios]] (Biblioteca CCXXX) erhalten.<ref name="Schaff">[http://www.ccel.org/ccel/schaff/encyc12.v.i.html Philip Schaff: New Schaff-Herzog Encyclopedia of Religious Knowledge, ''Valentinus and his School'']</ref> Verschiedene andere Schriften wie das [[Evangelium der Wahrheit]], der [[Diognetbrief]], der Rheginosbrief, und der Naassenerpsalm und die [[Pistis Sophia]] wurden Valentinus von einzelnen Autoren zugeschrieben, mehrheitlich wird seine Autorschaft jedoch abgelehnt.<ref name="BBKL">{{BBKL|v/valentinos|autor=Klaus-Gunther Wesseling|artikel=Valentinos|band=12|spalten=1067–1084}}</ref>


"Allmählich merkt man, daß das Traumleben einen regelmäßigeren Charakter annimmt. In diesem fließt zunächst die spirituelle Welt ein. Die Meditation ist der okkulte Schlüssel dazu. Man soll ein Büchlein sich anlegen, und morgens ganz kurz, mit ein paar Worten, charakteristische Träume aufschreiben. Dadurch erhält man Praxis im Behalten dessen, was aus den höheren Welten einem zufließt. Es ist dies die erste elementare Methode, durch die man später dazu kommt, daß man die spirituellen Erlebnisse durchbringt, d.h. daß sie in das helle Tagesbewußtsein hereinbrechen. Träume, die nur Reminiszenzen aus dem täglichen Leben sind, oder die auf körperlichen Zuständen (Kopfschmerz, Herzklopfen etc. etc.) beruhen, haben nur dann einen Wert, wenn sie sich in eine symbolische Form kleiden. Zum Beispiel wenn das klopfende Herz als ein kochender Ofen erscheint, oder das schmerzende Gehirn als Gewölbe, in dem Tiere kriechen etc. etc. Nur die Symbolik hat dabei Wert, nicht der Inhalt des Traumes. Denn die Form der Symbolik wird zuerst von der spirituellen Welt dazu benutzt, um uns überhaupt in die Kräfte der höheren Welten einzuführen. Man muß deswegen auf die Feinheiten dieser Symbolik achten. Ferner (kann) es gut sein, wenn man die Träume, die (einem) bewußt werden, mit den Erlebnissen des nächsten Tages vergleicht. Denn wahrscheinlich werden Ihre Träume in nicht sehr ferner Zeit etwas vorbedeutendes annehmen." {{G|267|087}}f.
Nach dem Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon zeugen die Werke von poetischem Gestaltungsvermögen.<ref name="BBKL" /> Nach Schaff stellt Tertullian die Hymnen von Valentinus bezüglich Poesie auf die gleiche Stufe wie die [[Wikipedia:Buch der Psalmen|Psalmen Davids]].<ref name="Schaff" />


== Einzelnachweise ==
== Von Valentinus vertretene Lehren ==
<references/>
Über die Lehren von Valentinus kann wenig ausgesagt werden, da die meisten Quellen nicht zwischen seiner Lehre und der späterer Valentianer unterscheiden.
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Many of the things written in publicly available books are found in the writings of god's church. For this shared matter is the utterances that come from the heart, the law that is written in the heart.
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* Der Mensch wurde durch Engel zwar unvollkommen geschaffen, aber vom obersten Gott nach einem himmlischen Vorbild im Akt der [[Schöpfung]] perfektioniert.
* Die Welt ist eine wohlgeordnete und von Gottes Geist durchwirkte Schöpfung.
* Die [[Offenbarung]] des höchsten Gottes, die durch seinen Sohn Jesus Christus erfolgt, reinigt das verdorbene Herz des Menschen.
* Der irdische [[Jesus von Nazaret]] wird als göttliches Wesen verstanden: Er isst und trinkt, hat aber keine Verdauung.


== Siehe auch ==
== Valentinianismus ==
[[Traum-Bewusstsein]]
Der Valentinianismus war eine der am weitesten verbreiteten gnostisch-christlichen Bewegungen. Irenäus erwähnt [[Ptolemäus (Gnostiker)|Ptolemäus]], [[Herakleon (Gnostiker)|Herakleon]] und Theodot als Schüler von Valentinus. Der von ihnen weiter entwickelte [[Valentinianismus]] existierte in einer westlichen (Ptolemäus, Herakleon) und östlichen (Theodot) Form. Hippolytus erwähnt einen Axionicos und einen Ardesianes (nach Schaff vermutlich identisch mit [[Wikipedia:Bardesanes|Bardesanes]]) für die östliche Form.
 
== Rezeption ==
In der Rezeption von Valentinian gibt es große Unterschiede. Die Kirchengeschichte bis ins 19. Jahrhundert sieht ihn in unkritischer Wiederholung antiker Quellen als Erzketzer und macht keinen oder kaum einen Unterschied zwischen Valentinus und Valentinianern.<ref name="Schaff" /><ref>[http://www.newadvent.org/cathen/15256a.htm Catholic encyclopedia: ''Valentinus and Valentinians'']</ref>. Die [[Wikipedia:Encyclopædia Britannica|Encyclopædia Britannica]] von 1911 geht davon aus, dass Valentinian nicht, wie [[Markion]], von Anfang an mit der Kirche brach, sondern lange seinen Status innerhalb der Kirche bewahrte.<ref>Encyclopedia Britannica 1911: Valentinus</ref>
 
Für Daniel Dawson geht Valentinus sehr frei und kreativ mit biblischen Texten um und sieht den eigentlichen Ursprung der Wahrheit in visionären Erfahrungen, die die Schrift interpretieren. Nach ihm verwandelt Valentinus das Drama der Schrift in ein „Psychodrama“.<ref>Daniel Dawson: ''Allegorical Readers and Cultural Revision in Ancient Alexandria, 1992, S 165, 168</ref> [[Wikipedia:John Behr|John Behr]] sieht Valentinus als den Führer einer Gruppe von Christen, die zur Spekulation neigen. Für ihn verschwimmt bei Valentinus der Unterschied zwischen Schrift und Kommentar, Schrift und Interpretation.<ref>John Behr: ''The Way to Nicea.'' 2001, S. 20–22.</ref> Markschies, der sich bei seiner Beurteilung der Lehre auf die direkten Fragmente von Valentinus beschränkt, beschreibt ihn als „Denker, der allenfalls den Weg zu den großen Systemen der 'Gnosis' bereitet, ihn aber noch nicht selbst geht“.<ref>Markschies: ''Die Gnosis.'' <sup>2</sup>2006, S. 90.</ref>
 
Das Biographisch-Bibliographische Kirchenlexikon sieht die Frage, ob Valentinus zur Gnosis zu rechnen sei, als offen an..<ref name="BBKL" /> Nach dem Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon finden sich bei [[Origenes]] ähnliche Elemente wie in der Theologie von Valentinus.<ref name="BBKL" />
 
== Anmerkungen ==
<references />


== Literatur ==
== Literatur ==
*Rudolf Steiner: ''Das Ewige in der Menschenseele. Unsterblichkeit und Freiheit'', [[GA 67]] (1992), ISBN 3-7274-0670-4 {{Vorträge|067}}
* Alexander Böhlig und [[Wikipedia:Christoph Markschies|Christoph Markschies]]: ''Gnosis und Manichäismus: Forschungen und Studien zu Texten von Valentin und Mani sowie zu den Bibliotheken von Nag Hammadi und Medinet Madi.'' de Gruyter, Berlin/ New York 1994, ISBN 3-11-014294-5.
*Rudolf Steiner: ''Anthroposophie – Eine Zusammenfassung nach einundzwanzig Jahren'', [[GA 234]] (1994), ISBN 3-7274-2342-0 {{Vorträge|234}}
* [[Wikipedia:Hans Leisegang|Hans Leisegang]]: ''Die Gnosis.'' Leipzig 1924, Kapitel IX, ''Valentinus.'' S. 281–297. (Nachdruck: 5. Auflage. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1985, ISBN 3-520-03205-8)
*Rudolf Steiner: ''Seelenübungen'', [[GA 267]] (2001), ISBN 3-7274-2670-5 {{Vorträge1|157}}
* Christoph Markschies: ''Valentinus Gnosticus?: Untersuchungen zur valentinianischen Gnosis; mit einem Kommentar zu den Fragmenten Valentins.'' Mohr, Tübingen 1992, ISBN 3-16-145993-8.
* Sigmund Freud: ''Die Traumdeutung.'' Fischer-Taschenbuch, ISBN 3-596-10436-X.
* Christoph Markschies: ''Valentin/Valentinianer.'' In: ''[[Wikipedia:Theologische Realenzyklopädie|Theologische Realenzyklopädie]].'' Bd. 34 (2003), S. 495–500 [http://books.google.com/books?ie=UTF-8&hl=de&vid=ISBN3110173883&id=sruKaRneiyIC&pg=PA495&lpg=PA495&dq=valentinianer&sig=Nh6Sl7HrqWj1LUOnQUVLgIlMznA Google-Booksearch]
* Sigmund Freud: ''Schriften über Träume und Traumdeutungen.'' Fischer-Taschenbuch, ISBN 3-596-10437-8.
* {{BBKL|v/valentinos|autor=[[Wikipedia:Klaus-Gunther Wesseling|Klaus-Gunther Wesseling]]|artikel=Valentinos|band=12|spalten=1067–1084}}
*[[C.G. Jung]]: ''Traum und Traumdeutung'', dtv Taschenbuch (1990), ISBN 3423150645
 
== Weblinks ==
* {{DNB-Portal|118803751}}
 
{{Normdaten|TYP=p|GND=118803751|VIAF=18018699}}
 
[[Kategorie:Theologe (2. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Gnostiker]]
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[[Kategorie:Gestorben im 2. Jahrhundert]]
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{{Personendaten
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|ALTERNATIVNAMEN=Valentinos; Valentin; Valentinian; Valentius
|KURZBESCHREIBUNG=Gnostiker
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[[Kategorie:Seelenleben]][[Kategorie:Traum]]

Version vom 10. August 2014, 19:02 Uhr

Valentinus, auch: Valentinos, Valentin, Valentinian oder Valentius († nach 160), war ein christlich-gnostischer Lehrer.

Leben

Über das Leben von Valentinus ist wenig bekannt. Das Biographisch-Bibliographische Kirchenlexikon schätzt, dass er etwa um 100 geboren wurde. Nach Epiphanius wurde er in Phrenobis (Ägypten) geboren und in Alexandria ausgebildet, wahrscheinlich von Basilides. Er habe seine Lehre in Ägypten verbreitet, bevor er nach Rom ging.[1] Nach Irenäus von Lyon kam er unter Bischof Hyginus († 142) nach Rom und wirkte dort unangefochten als freier theologischer Lehrer bis in die Zeit von Bischof Anicetus (zirka 154–166).[2] Eine ähnliche Stellung als freier theologischer Lehrer in Rom hatte sein Zeitgenosse Justin der Märtyrer. Nach Epiphanius war er auch in Zypern, aufgrund der Quellenlage ist jedoch nicht klar, ob das vor oder nach seinem Aufenthalt in Rom war.

Nachdem zwei Drittel der erhaltenen Texte von Valentinus bei Clemens von Alexandria stehen, stellt Markschies die These auf, dass Valentinus seine Lehre bereits in Alexandria ausformuliert hatte.[3]

Werke

Valentinus schrieb Lehrbriefe, Predigten und Hymnen, die von seinen Schülern gesammelt wurden. Erhalten sind neun kleine Fragmente. Clemens von Alexandria erwähnt eine dogmatische Schrift „Über die drei Naturen“ (griech. περ τρὶν φυσὲων, per trìn physèon), die jedoch verschollen ist. Nach Schaff ist möglicherweise ein Fragment davon bei Photios (Biblioteca CCXXX) erhalten.[4] Verschiedene andere Schriften wie das Evangelium der Wahrheit, der Diognetbrief, der Rheginosbrief, und der Naassenerpsalm und die Pistis Sophia wurden Valentinus von einzelnen Autoren zugeschrieben, mehrheitlich wird seine Autorschaft jedoch abgelehnt.[3]

Nach dem Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon zeugen die Werke von poetischem Gestaltungsvermögen.[3] Nach Schaff stellt Tertullian die Hymnen von Valentinus bezüglich Poesie auf die gleiche Stufe wie die Psalmen Davids.[4]

Von Valentinus vertretene Lehren

Über die Lehren von Valentinus kann wenig ausgesagt werden, da die meisten Quellen nicht zwischen seiner Lehre und der späterer Valentianer unterscheiden.

  • Der Mensch wurde durch Engel zwar unvollkommen geschaffen, aber vom obersten Gott nach einem himmlischen Vorbild im Akt der Schöpfung perfektioniert.
  • Die Welt ist eine wohlgeordnete und von Gottes Geist durchwirkte Schöpfung.
  • Die Offenbarung des höchsten Gottes, die durch seinen Sohn Jesus Christus erfolgt, reinigt das verdorbene Herz des Menschen.
  • Der irdische Jesus von Nazaret wird als göttliches Wesen verstanden: Er isst und trinkt, hat aber keine Verdauung.

Valentinianismus

Der Valentinianismus war eine der am weitesten verbreiteten gnostisch-christlichen Bewegungen. Irenäus erwähnt Ptolemäus, Herakleon und Theodot als Schüler von Valentinus. Der von ihnen weiter entwickelte Valentinianismus existierte in einer westlichen (Ptolemäus, Herakleon) und östlichen (Theodot) Form. Hippolytus erwähnt einen Axionicos und einen Ardesianes (nach Schaff vermutlich identisch mit Bardesanes) für die östliche Form.

Rezeption

In der Rezeption von Valentinian gibt es große Unterschiede. Die Kirchengeschichte bis ins 19. Jahrhundert sieht ihn in unkritischer Wiederholung antiker Quellen als Erzketzer und macht keinen oder kaum einen Unterschied zwischen Valentinus und Valentinianern.[4][5]. Die Encyclopædia Britannica von 1911 geht davon aus, dass Valentinian nicht, wie Markion, von Anfang an mit der Kirche brach, sondern lange seinen Status innerhalb der Kirche bewahrte.[6]

Für Daniel Dawson geht Valentinus sehr frei und kreativ mit biblischen Texten um und sieht den eigentlichen Ursprung der Wahrheit in visionären Erfahrungen, die die Schrift interpretieren. Nach ihm verwandelt Valentinus das Drama der Schrift in ein „Psychodrama“.[7] John Behr sieht Valentinus als den Führer einer Gruppe von Christen, die zur Spekulation neigen. Für ihn verschwimmt bei Valentinus der Unterschied zwischen Schrift und Kommentar, Schrift und Interpretation.[8] Markschies, der sich bei seiner Beurteilung der Lehre auf die direkten Fragmente von Valentinus beschränkt, beschreibt ihn als „Denker, der allenfalls den Weg zu den großen Systemen der 'Gnosis' bereitet, ihn aber noch nicht selbst geht“.[9]

Das Biographisch-Bibliographische Kirchenlexikon sieht die Frage, ob Valentinus zur Gnosis zu rechnen sei, als offen an..[3] Nach dem Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon finden sich bei Origenes ähnliche Elemente wie in der Theologie von Valentinus.[3]

Anmerkungen

  1. Epiphanius von Salamis: Panárion, 31,2,1f. und 7,1 f.
  2. Irenäus von Lyon: Adversus haereses, III 4,3
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 Klaus-Gunther Wesseling: Valentinos In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 12, Bautz, Herzberg 1997, ISBN 3-88309-068-9, Sp. 1067–1084.
  4. 4,0 4,1 4,2 Philip Schaff: New Schaff-Herzog Encyclopedia of Religious Knowledge, Valentinus and his School
  5. Catholic encyclopedia: Valentinus and Valentinians
  6. Encyclopedia Britannica 1911: Valentinus
  7. Daniel Dawson: Allegorical Readers and Cultural Revision in Ancient Alexandria, 1992, S 165, 168
  8. John Behr: The Way to Nicea. 2001, S. 20–22.
  9. Markschies: Die Gnosis. 22006, S. 90.

Literatur

Weblinks


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