Hauptstadt

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Das Reichstagsgebäude in der deutschen Hauptstadt Berlin ist Sitz des Bundestages
Das Parlamentsgebäude in der österreichischen Hauptstadt Wien ist Sitz des Nationalrates und des Bundesrates
Das Bundeshaus in der Bundesstadt Bern, Schweiz. Die Stadt ist zwar Sitz der Bundesversammlung, de jure verfügt die Schweiz jedoch über keine Hauptstadt.

Eine Hauptstadt ist ein symbolisches, zumeist auch politisches Zentrum eines Staates und oft Sitz der obersten Staatsgewalten: Parlament, Monarch, Regierung, Oberstes Gericht. Dieser Status ist oftmals per Verfassungsgesetz deklariert. Selten weicht der Regierungssitz ab; so zum Beispiel in den Niederlanden, Bolivien, Tansania und Malaysia sowie von 1990 bis 1999 in Deutschland. Auch gibt es Hauptstädte, die räumlich vom judikativen Verfassungsorgan getrennt sind, so in Deutschland (Karlsruhe) und Tschechien (Brünn). Vor allem in Bundesstaaten können die obersten Organe der Staatsgewalt auf mehrere Städte verteilt sein. Oft gibt es abweichende Finanz-, Industrie-, Verkehrs-, Wissenschafts- und Kulturzentren.

Hauptstadt als wichtigstes Zentrum

Sehr oft entwickelte sich die Hauptstadt über einen langen Zeitraum hinweg zum unangefochtenen Herzstück eines Nationalstaats. Sie ist nicht nur politisches Zentrum (Residenzstadt), sondern auch Mittelpunkt der Industrie, Wissenschaft, Kunst und Kultur einer Region (Hauptort). Im Städtebau einer Hauptstadt machen sich die Hauptstadt- und Regierungsfunktionen häufig durch monumentale und auf staatliche Selbstdarstellung zielende Gebäude, Straßenzüge, Plätze und Grünanlagen sowie durch die Anlage eines Regierungsviertels bemerkbar.

In Frankreich konnte sich die Hauptstadt Paris zur bedeutendsten Stadt des Landes entwickeln. Bereits im Mittelalter wurde der Grundstein für diese Entwicklung gelegt, als die französischen Könige die Stadt zu ihrer Hauptstadt machten, indem sie damit begannen, zentralörtliche, oft höfische, später zunehmend staatliche Funktionen an diesem Ort zu konzentrieren (Zentralismus). 1257 entstand etwa mit dem Gymnasium Collège de Sorbonne der Vorgänger der ältesten und bekanntesten Universität Frankreichs. Franz I. ließ im 16. Jahrhundert Künstler wie Michelangelo, Tizian oder Raffael nach Paris kommen und legte damit den Grundstock für die königliche Gemäldesammlung, die heute der Louvre beherbergt. In den folgenden Jahrhunderten entstanden weitere für Frankreich bedeutende Einrichtungen wie z. B. die Académie française. Trotz der Verlagerung der Residenz von Paris nach Versailles unter Ludwig XIV. blieb die Stadt weiterhin das politische und wirtschaftliche Zentrum. Die Stadt wurde weiter ausgebaut, sie beherbergte zwischen 1855 und 1937 sechs Weltausstellungen. Während der Belle Époque wurde die Stadt erneut zu einem international anerkannten kulturellen und intellektuellen Zentrum. Noch in den letzten Jahrzehnten errichteten französische Präsidenten monumentale Bauwerke wie den Grande Arche, was die Bedeutung der Stadt weiter unterstrich. Paris ist auch heute nicht nur Zentrum der Kultur und Politik, die Stadt ist größter Verkehrsknotenpunkt und größter Wirtschaftsraum in Frankreich. Es fahren auch viele Besucher in die Hauptstadt.

Auch London durchlief zunächst für England, später für das ganze Vereinigte Königreich eine vergleichbare Entwicklung.

Weitere Beispiele sind Mexiko-Stadt (Mexiko), Buenos Aires (Argentinien) oder Bangkok (Thailand).

Hauptstadt als vorwiegend politisches Zentrum

Von der weit verbreiteten Norm, als Hauptstadt auch das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum zu sein, weichen viele Hauptstädte aus verschiedenen historischen oder politischen Gründen ab. So ist die Hauptstadt nicht immer gleichzeitig die größte und bedeutendste Stadt. Ihre Bedeutung beschränkt sich oftmals nur auf die Funktion als Regierungssitz. Oftmals wandeln sich allerdings im Laufe der Jahre anfänglich bedeutungslose, zu Hauptstädten ernannte Städte durch ihren erlangten Status zu wichtigen Zentren über ihre administrative Bedeutung hinaus.

Die Hauptstadt der Vereinigten Staaten, Washington, D.C., belegt in der Reihung nach Einwohnerzahlen nur Platz 27 (auf Rang 1 steht New York City). Aufgrund der geographisch zentraleren Lage und als Zeichen der Abgrenzung vom Osmanischen Reich wurde die Hauptstadt der neu gegründeten Türkischen Republik 1923 von der Metropole Istanbul ins viel kleinere und unbedeutendere Ankara verlegt. Die eher unbedeutende kanadische Stadt Ottawa wurde vermutlich deswegen zur Hauptstadt ausgewählt, weil sie an der englisch-französischen Sprachgrenze liegt und somit für beide Bevölkerungsteile als akzeptabel erschien. Man ging auch davon aus, dass im Kriegsfall eine Kleinstadt weniger bedroht wäre. Kasachstan verlegte 1997 seine Hauptstadt von Almaty in das halb so große Astana. Zum einen geschah dies wegen der Erdbebengefahr in Almaty, zum anderen wählte man die Stadt in der Mitte des Landes, um die russischsprachige Minderheit im Norden besser kontrollieren zu können.

1949 wurde in der Bundesrepublik Deutschland die bis dahin wenig bedeutende Stadt Bonn zur (provisorischen) Bundeshauptstadt gewählt. Dies geschah wohl vor allem auf Initiative des Rheinländers und ersten Bundeskanzlers Konrad Adenauer. Ein weiterer Grund, weshalb sich Bonn gegen den Mitbewerber Frankfurt am Main durchsetzen konnte, war vermutlich die Befürchtung, dass sich die Bevölkerung nach einer Wiedervereinigung für die Beibehaltung Frankfurts als Hauptstadt hätte aussprechen können. Bei Bonn handelte es sich bei Weitem nicht um die größte Stadt der alten Bundesrepublik; Bonn hatte zu dieser Zeit etwa 115.000 Einwohner, Hamburg z. B. 1,6 Millionen. Im Laufe der Jahre wurde Bonn für die Aufgaben als Hauptstadt ausgebaut; die anfänglich hämisch als Bundesdorf bezeichnete Stadt konnte durch Eingemeindungen ihre Einwohnerzahl mehr als verdoppeln. Mit der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 wurde Bonn durch Berlin als gesamtdeutsche Hauptstadt (wieder) abgelöst.[1] Im Berlin/Bonn-Gesetz wurde Bonn (nun mit dem Zusatztitel „Bundesstadt“) jedoch der Verbleib zahlreicher Bundesministerien und die Zuordnung mehrerer vormals in Berlin ansässiger Bundesbehörden zugestanden, so dass Berlin keine zentralistische Hauptstadt ist. Für das untergegangene Preußen kann man Berlin jedoch durchaus eine mit London oder Paris vergleichbare Entwicklung und Funktion attestieren.

Hauptstädte von Staaten

Dabei handelt es sich um eine teils historische, teils aktuelle Aufstellung der Hauptstädte der einzelnen Staaten, ihrer eventuellen Vorgängerstaaten (z. B. Deutscher Bund, Deutsches Reich), der obersten Verwaltungseinheiten (Bundesstaaten, Länder, Bundesländer, Provinzen) und der abhängigen Gebiete.

Liste ehemaliger Hauptstädte - Artikel in der deutschen Wikipedia

Zu weitern Themen siehe auch

Siehe auch

Literatur

  • Jens Kirsch: Hauptstadt – Zum Wesen und Wandel eines nationalen Symbols. Münster: LIT-Verlag 2005, ISBN 3-8258-8593-3

Weblinks

 Wiktionary: Hauptstadt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikiquote: Hauptstadt – Zitate

Einzelnachweise

  1. Art. 2 Abs. 1 Satz 1 Einigungsvertrag


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