Pyramide (Bauwerk) und Antinomie: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:All Gizah Pyramids-2.jpg|thumb|400px|Die Pyramiden von [[Wikipedia:Gizeh|Gizeh]]]]
Eine '''Antinomie''' ({{ELSalt|ἀντί}} ''anti'' ‚gegen‘, νόμος ''nomos'' ‚Gesetz‘; sinngemäß „Unvereinbarkeit von Gesetzen“) ist eine spezielle Art des logischen [[Kontradiktion|Widerspruchs]], bei der die zueinander in Widerspruch stehenden Aussagen gleichermaßen gut begründet oder (im Fall [[Formales System|formaler Systeme]]) bewiesen sind.
'''Pyramiden''' ([[Wikipedia:Griechische Sprache|griech]]. πυραμίδες; [[Wikipedia:Singular|sing.]]: πυραμίδα) sind monumentale Bauwerke mit meist [[Wikipedia:Quadrat (Geometrie)|quadratischer]] Grundfläche. Sie waren in variierender Bauweise in verschiedenen alten Kulturen verbreitet und haben ihren Ursprung in der Frühzeit der [[Ägyptisch-Chaldäische Kultur|ägyptisch-chaldäischen Kulturepoche]].  


== Beispiele und Bauformen ==
Antinomien finden sich der Sache nach, wenn auch nicht im Wortsinn bereits bei [[Platon]] (vgl. Phaedon 102; Rep. 523 ff., Parm. 135 E). Die moderne Verwendungsweise geht auf einen juristischen Begriff des 17. Jahrhunderts zurück. Philosophische Bedeutung erhält er in [[Immanuel Kant]]s ''[[Wikipedia:Kritik der reinen Vernunft|Kritik der reinen Vernunft]]'' (KrV). In der ''[[Wikipedia:Transzendentale Dialektik|Transzendentalen Dialektik]]'' definiert Kant eine Antinomie als einen „Widerstreit der Gesetze“ (KrV A407/B434). Schon in der Vorrede der 1. Auflage der KrV (1781) heißt es:
Bekannte Beispiele sind die Pyramiden [[Wikipedia:Ägypten|Ägypten]]s, die [[Wikipedia:Stufenpyramide|Stufenpyramide]]n [[Wikipedia:Mittelamerika|Mittelamerika]]s und die verwandte Bauform der [[Zikkurat|Zikkurat]]e [[Wikipedia:Mesopotamien|Mesopotamien]]s. Die pyramidenartigen Bauten dieneten vor allem als [[Kult]]- und [[Einweihung]]sstätten, die ägyptischen Pyramiden auch als Königsgräber.
Ein weiterer grundlegender Unterschied besteht darin, dass bei den Zikkuraten und den mittelamerikanischen Pyramiden der Haupttempel oder zumindest das ''Allerheiligste'' - also die eigentliche Einweihungsstätte - sich an der Spitze des Bauwerks befand, während bei den Pyramiden der Einweihungsort tief im Inneren des Bauwerks verborgen lag, wie es auch den unterschiedlichen Einweihungswegen entsprach. Die Ägypter gingen den Weg der [[Mystik]] ins eigene Innere, die [[Chaldäer]] und auch die [[Mittelamerikanische Mysterien|mittelamerikanischen Mysterien]], suchten durch [[Ekstase]] in das [[Geist]]ige hinter der [[Sinneswelt]] einzudringen.  


<div style="margin-left:20px">
{{Zitat|Die menschliche Vernunft hat das besondere Schicksal in einer Gattung ihrer Erkenntnisse: daß sie durch Fragen belästigt wird, die sie nicht abweisen kann, denn sie sind ihr durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben, die sie aber auch nicht beantworten kann, denn sie übersteigen alles Vermögen der menschlichen Vernunft.    
"Da haben wir eine merkwürdige
         
Erscheinung in dieser chaldäisch-ägyptischen Zeit. Nicht umsonst
In diese Verlegenheit geräth sie ohne ihre Schuld. Sie fängt von Grundsätzen an, deren Gebrauch im Laufe der Erfahrung unvermeidlich und zugleich durch diese hinreichend bewährt ist. Mit diesen steigt sie (wie es auch ihre Natur mit sich bringt) immer höher, zu entfernteren Bedingungen. Da sie aber gewahr wird, daß auf diese Art ihr Geschäfte jederzeit unvollendet bleiben müsse, weil die Fragen niemals aufhören, so sieht sie sich genöthigt, zu Grundsätzen ihre Zuflucht zu nehmen, die allen möglichen Erfahrungsgebrauch überschreiten und gleichwohl so unverdächtig scheinen, daß auch die gemeine Menschenvernunft damit im Einverständnisse steht. Dadurch aber stürzt sie sich in Dunkelheit und Widersprüche, aus welchen sie zwar abnehmen kann, daß irgendwo verborgene Irrthümer zum Grunde liegen müssen, die sie aber nicht entdecken kann, weil die Grundsätze, deren sie sich bedient, da sie über die Gränze aller Erfahrung hinausgehen, keinen Probirstein der Erfahrung mehr anerkennen. Der Kampfplatz dieser endlosen Streitigkeiten heißt nun Metaphysik.|Immanuel Kant|''Kritik der reinen Vernunft'', [https://korpora.zim.uni-duisburg-essen.de/Kant/aa04/007.html AA IV, 7]}}
benennen wir sie mit zwei Namen. Wir haben nämlich auf der
einen Seite während dieser Kulturepoche drüben in Asien Angehörige
der nördlichen Völkerströmung, das ist das chaldäische Element; und
der anderen Strömung gehört das ägyptische Element an, der Völkerströmung,
die auf dem südlichen Wege gezogen ist. Da haben wir eine
Epoche, wo zwei Völkerströmungen zusammenstoßen. Und wenn Sie
sich erinnern, daß die nördliche Strömung vorzugsweise den Blick nach
außen entwickelte, das Suchen nach jenen Wesenheiten, die hinter dem
Teppich der Sinnenwelt standen, und daß das ägyptische Volk diejenigen
Geister suchte, die man auf dem Weg nach innen findet, so werden
Sie begreifen, wie hier zwei Strömungen zusammenwirkten. Also da
stoßen der Weg nach außen bei den Chaldäern und der Weg nach innen
bei den Ägyptern zusammen. Das empfanden die Griechen auch in einer
ganz richtigen Weise, wenn sie die chaldäischen Götter verglichen mit
ihrem apollinischen Reiche. Sie suchten dasjenige, was ihnen von den
Chaldäern zukam, in ihren apollinischen Mysterien auf ihre Art. Wenn
sie aber von Osiris sprachen und von demjenigen, was dazu gehörte,
dann suchten sie das in entsprechender Weise bei sich in ihren dionysischen
Mysterien." {{Lit|{{G|113|166f}}}}
</div>


== Die [[Ägyptisch-Chaldäische Kultur|ägyptisch-chaldäische Kultur]] als bewusste Wiederholung der [[Lemurische Zeit|lemurischen Zeit]] ==
Die vier '''Antinomien der reinen Vernunft''' lauten bei Kant:


<div style="margin-left:20px">
# „Die Welt hat einen Anfang in der Zeit, und ist dem Raum nach auch in Grenzen eingeschlossen.“ – <br />„Die Welt hat keinen Anfang, und keine Grenzen im Raume, sondern ist, sowohl in Ansehung der Zeit, als des Raumes, unendlich.
"In der nachatlantischen Entwickelung haben zunächst die Völker,
# „Eine jede zusammengesetzte Substanz in der Welt besteht aus einfachen Teilen, und es existiert überall nichts als das Einfache, oder das, was aus diesem zusammengesetzt ist.“ – <br />„Kein zusammengesetztes Ding in der Welt besteht aus einfachen Teilen, und es existiert überall nichts Einfaches in derselben.“ (unendliche Teilbarkeit)
die vorzugsweise jenem menschlichen Entwickelungszustande angehörten,
# „Die Kausalität nach Gesetzen der Natur ist nicht die einzige, aus welcher die Erscheinungen der Welt insgesamt abgeleitet werden können. Es ist noch eine Kausalität durch Freiheit zur Erklärung derselben anzunehmen notwendig.“ – <br />„Es ist keine Freiheit, sondern alles in der Welt geschieht lediglich nach Gesetzen der Natur.
den wir die ägyptisch-chaldäische Kultur nennen, die Aufgabe,
# „Zu der Welt gehört etwas, das, entweder als ihr Teil, oder ihre Ursache, ein schlechthin notwendiges Wesen ist.“ – <br />„Es existiert überall kein schlechthin notwendiges Wesen, weder in der Welt, noch außer der Welt, als ihre Ursache.
zu wiederholen, was in der alten lemurischen Zeit für die
Menschheit geschehen ist, aber das mit Bewußtsein zu durchdringen.
Ganz unbewußt lernt der Mensch ein aufrechtes Wesen zu sein in der
lemurischen Zeit, lernt er ein sprechendes Wesen zu sein in der atlantischen
Zeit. Ganz unbewußt nimmt er, weil seine Denkkraft noch
nicht erwacht war in dieser Zeit, den Christus-Impuls auf. Langsam
sollte er hingeführt werden in der nachatlantischen Zeit, zu verstehen,
was er in der Vorzeit unbewußt aufgenommen hatte. Was ihn aufrecht
hinausschauen ließ in kosmische Höhen, das war der Christus-Impuls.
Er erlebte dies unbewußt, wie er es erleben mußte in der lemurischen
Zeit. Dann sollten, noch nicht vollbewußt, aber doch wie in einer
Vorbereitung zum vollen Bewußtsein, die Völker Ägyptens hingeführt
werden, zu verehren dasjenige, was in der Aufrichtekraft des Menschen
lebt. Daß sie es verehren lernten, dafür sorgten die Eingeweihten,
welche die ägyptische Kultur zu beeinflussen hatten, dadurch, daß sie
die Menschen aufrichten ließen die Pyramiden, die von der Erde in
den Kosmos hinausragen. Jetzt noch haben wir zu bewundern, wie
durch das Hereinwirken der kosmischen Kräfte in die ganze Form und
Lage des Baues der Pyramiden diese Aufrichtekraft zum Ausdruck
gebracht wurde. Die Obelisken sollten hingestellt werden, damit der
Mensch anfängt einzudringen in dasjenige, was Aufrichtekraft ist. Die
wunderbaren Hieroglyphen in den Pyramiden und an den Obelisken,
die auf den Christus hindeuten sollten, erweckten die überirdischen
Kräfte aus der lemurischen Zeit. Aber selbst zu einem solchen dunkeln
Verständnis, wie die Ägypter kommen konnten bezüglich der Aufrichtekraft,
konnten sie nicht kommen bezüglich der Sprachkraft. Da
sollte erst ihr Gemüt die richtige Schulung für die Empfindung erlangen,
damit in späteren Zeiten man einsehen könne das Rätsel, wie
der Christus lebt in der Wortbegabung des Menschen. Das sollte aufgenommen
werden mit der heiligsten Scheu in der reifenden Menschenseele.
Dafür sorgten in wunderbarer Art die Hierophanten, die
Eingeweihten der ägyptischen Kultur, indem sie hinstellten die rätselhafte
Sphinx mit ihrer stummen, höchstens für die damalige menschliche
Erhebung unter dem Einflüsse des Kosmos tönenden, ehernen
Gestalt. Im Anblicke der stummen, nur vom Kosmos herein unter
gewissen Voraussetzungen und Beziehungen durch die aufgehende
Sonne tönend werdenden Sphinx, bildete sich heraus jene heilige
Scheu der Seele, durch welche die Seele vorbereitet wurde zu verstehen
die Sprache, die gesprochen werden mußte in der Zeit, als zu
höherem Bewußtsein gebracht werden sollte, wie der Christus-Impuls
nach und nach in die irdische Menschheitsentwickelung hereinkommt.
Was die Sphingen noch nicht sagen konnten, wozu sie aber vorbereiteten,
das sollte der Menschheit gesagt werden. In der Bildung der
Wortbewegung liegt der Christus-Impuls. Dies wurde der Menschheit
gesagt in den Worten:


<center><table><tr><td>
[[Rudolf Steiner]] bemerkt dazu:
<poem>
Im Urbeginne war das Wort,
Und das Wort war bei Gott,
Und ein Gott war das Wort.
Dieses war im Urbeginne bei Gott.
Dort war es, wo alles entstanden ist,
Und nichts ist entstanden
Außer durch das Wort.
Im Worte war das Leben,
Und das Leben war
Das Licht der Menschen.
</poem>
</td></tr></table></center>" {{Lit|{{G|152|110f}}}}
</div>


== Die Pyramiden als Einweihungsstätten und die kosmischen Geheimnisse der Pyramiden ==
{{GZ|Es wird vielleicht manchem
[[File:Kheops-Pyramid.jpg|thumb|400px|[[Wikipedia:Cheops-Pyramide|Cheops-Pyramide]]]]
von Ihnen bekannt sein, daß man in der Philosophie von Antinomien
[[Datei:Kheops-coupe.jpg|mini|hochkant=2.05|Querschnitt durch die Cheops-Pyramide:<br />
spricht, daß ''Kant'' sogar nachgewiesen hat: Man kann mit demselben
{| width="100%"
Recht beweisen «die Welt ist räumlich unendlich», und «die
| 1. ursprünglicher Eingang<br />2. Al-Maʾmun-Tunnel (heutiger Zugang)<br />3. Verbindung zwischen ab- und aufsteigendem Korridor<br />4. absteigender Korridor<br />5. Felsenkammer<br />6. aufsteigender Korridor
Welt ist räumlich begrenzt»; «die Welt hat einen Anfang genommen»,
| 7. Königinnenkammer mit „Luftschächten“<br />8. horizontaler Gang<br />9. Große Galerie<br />10. Königskammer mit „Luftschächten“<br />11. Korridor zur Sarkophagkammer und Blockiersteinkammer<br />12. Luft- oder Fluchtschacht mit „Grotte“
und «die Welt hat nie einen Anfang genommen»; das eine wie das andere
|}]]
kann man in gleicherweise streng notwendig beweisen. Warum? -
Weil die Logik aufhört, wenn man an dasjenige kommt, was man nicht
mehr physisch erfassen kann. Man muß endlich einsehen lernen, daß
nicht nur für dasjenige, worauf die Philosophen gekommen sind, diese
menschliche physische Logik aufhört, sondern daß sie überhaupt aufhört,
wenn man in andere als physische Daseinsformen einen Blick
hineinwirft.|165|178}}


<div style="margin-left:20px">
{{GZ|Es
"Dieses Isismysterium hat zum Hauptinhalt den Tod des Osiris, das
braucht zunächst ja hier nur gesagt zu werden, daß Sie in Kants bedeutendster,
Suchen des toten Osiris durch Isis. Wir wissen, daß Osiris, der Repräsentant
bahnbrechendster Schrift, in der «Kritik der reinen Vernunft», den Nachweis immer geführt finden auf der einen Seite ''für''
des Sonnenwesens, der Repräsentant der geistigen Sonne, getötet
und auf der andern Seite ''gegen''. Nehmen wir einen Satz, zum Beispiel:
wird durch Typhon, der ja nichts anderes ist als, ägyptisch ausgedrückt,
die Welt habe einmal in der Zeit einen Anfang genommen, dann setzt
der Ahriman. Wir wissen, daß Osiris von Ahriman getötet
Kant auf der andern Seite desselben Blattes vielleicht den Satz: die
wird, in den Nil geworfen wird, daß er hinausgeschwemmt wird, daß
Welt habe immer bestanden von Ewigkeit her. Und für diese beiden
Isis, die Gemahlin, sich auf die Suche begibt, daß sie ihn drüben in
Sätze, von denen man ja leicht einsehen kann, daß sie das gerade
Asien findet, daß sie ihn zurückbringt nach Ägypten, daß dann Osiris
Gegenteil einer von dem andern zum Ausdruck bringen, da bringt er
zerstückelt wird von dem Feinde Ahriman, und daß Isis die vierzehn
gültige Beweise sowohl für den einen Satz wie für den andern. Das
Stücke an verschiedenen Orten begräbt, so daß sie fortan der Erde angehören.
heißt: er beweist in derselben Art, daß die Welt einen Anfang genommen
Man kann aus dieser Anschauung entnehmen, wie sich in einer tief
habe, und dann, daß sie keinen Anfang genommen habe.
sinnvollen Weise die ägyptische Weisheit vorgestellt hat den Zusammenhang
Kant nennt dies Antinomien und will dadurch die Begrenztheit des
zwischen den Mächten des Himmels und den Machten der
menschlichen Erkenntnisvermögens dartun, will zeigen, daß der
Erde. Osiris ist auf der einen Seite der Repräsentant der Sonnengewalten.
Mensch notwendigerweise zu solchen einander widersprechenden Beweisführungen
Er ist, indem er durch den Tod gegangen ist, an verschiedenen Orten
kommen müsse. Ja, solange man die Meinung hat, daß
zu gleicher Zeit jene Kraft, welche alles dasjenige, was aus der Erde
man durch Denken oder Verarbeiten von Begriffen oder, sagen wir,
heraus fruchtet, eben zu diesem Fruchten bringt. In geistvoller Weise
denkendes Verarbeiten von Erfahrungen zur Wahrheit, das heißt zur
denkt sich ja der alte ägyptische Weise, wie die Gewalten, welche hereinscheinen
Übereinstimmung mit irgendeiner objektiven Wirklichkeit kommen
von der Sonne, sich mitteilen der Erde, wie sie dann der
soll, solange man sich dieser Meinung hingibt, solange ist es tatsächlich
Erde angehören, und wie sie als Sonnengewalten, die in der Erde begraben
eine recht schlimme Sache, wenn einem gezeigt wird, wie man
sind, das aus der Erde heraus Fruchtende dem Menschen wiederum
das eine beweisen kann und auch das genaue Gegenteil beweisen kann.
übergeben. Was der ägyptischen Anschauung zugrunde liegt,
Denn wie soll man da durch die Beweise zur Wirklichkeit kommen!
ist das, daß Osiris getötet worden ist, daß sich seine Gemahlin Isis auf
Wenn man sich aber erzogen hat dazu, daß das Denken überhaupt
die Suche nach Osiris begeben mußte, daß sie ihn erst wieder zurück
gerade da, wo die entscheidenden Dinge in Betracht kommen, nichts
nach Ägypten bringen mußte, daß er dann in anderer Form, nämlich
entscheidet über das Wirkliche, wenn man sich energisch dazu erzogen
aus der Erde heraus wirkte.
hat, das Denken bloß aufzufassen als Mittel, um weiser zu
werden, als ein Mittel, seine Selbsterziehung zur Weisheit in die Hand
zu nehmen, dann stört das nicht, daß das eine Mal das eine und dann
das andere bewiesen werden kann. Denn dann merkt man sehr bald,
daß gerade dadurch, daß einem in bezug auf die Verarbeitung der
Begriffe eigentlich die Wirklichkeit gar nichts anhaben kann, man
in der freiesten Weise innerhalb der Begriffe und der Ideen arbeiten
und sich erziehen kann. Würde man fortwährend von der Wirklichkeit
korrigiert werden, dann würde man in der Verarbeitung der
Begriffe kein freies Selbsterziehungsmittel haben. Bedenken Sie das
wohl, daß wir nur dadurch in dem Verarbeiten unserer Begriffe ein
wirksames, freies Selbsterziehungsmittel haben, daß wir niemals
durch die Wirklichkeit gestört werden in dem freien Verarbeiten der
Begriffe.|134|28ff}}


Eine der ägyptischen Pyramiden<ref>Rudolf Steiner meinte vermutlich die [[Wikipedia:Cheops-Pyramide|Cheops-Pyramide]].</ref> stellt ja das besonders sinnvoll
{{GZ|Nun, gerade so, wie man sagen muß, die Naturgesetze,
dar; denn die Ägypter haben dasjenige, was ihnen geworden war als
so wie wir sie aus den Naturerscheinungen abstrahieren und
Lösung der großen Geheimnisse des Weltenalls, nicht allein in ihrer
auf die Welt anwenden, sind in der charakterisierten Weise
eigentümlichen Schrift niedergeschrieben, sondern sie haben es in ihren
nicht anwendbar für den Endzustand der Erde, da sich die
Bauwerken zum Ausdruck gebracht. Eine dieser Pyramiden ist nach
Erde eben verwandeln wird mit allem menschlichen Seelen- und
ihren Maßen genau so gebaut gewesen, daß der Schatten dieser Pyramide
Geistesleben, wie es geschildert worden ist, so kann
wegen des Sonnenstandes verschwunden ist mit der Frühlingssonnenwende,
man das auch für den Anfangszustand sagen.|66|218}}
weil er in die Basis hineinfiel, und erst wiederum sichtbar geworden
ist nach der Herbstessonnenwende. Dadurch wollten die Ägypter
ausdrücken, wie dasjenige, was ihnen sonst von der Sonne herunterscheint,
in der Erde begraben ist vom Frühling bis zum Herbste, die
Kräfte der Erde entwickelnd, damit das für die Menschen Notwendige
aus der Erde heraus fruchten könne. So müssen wir uns zu einer Vorstellung
der alten Ägypter wenden, wodurch diese auf der einen Seite
zur Sonne hinaufschauten, zu dem hohen Sonnenwesen, und es verehrten,
wie sie aber zu gleicher Zeit auch andeuteten, wie dieses Sonnenwesen
verlorengegangen war in Osiris und durch Isis gesucht und wiedergefunden
wurde, damit es dann in veränderter Weise weiterwirken
könne." {{Lit|{{G|202|233f}}}}
</div>


<div style="margin-left:20px">
{{GZ|Und für den Anfangszustand der
"Ganz roh die Pyramiden betrachtet,
Erde — das kann ich jetzt nur kurz angeben - ist die Sache
zeigt schon, daß in diesen Pyramidenbauten allerlei Geheimnisse
so: Wie wir es beim Endzustand der Erde zu tun haben
stecken. Wenn man die Länge der vier Grundlinien, welche die
mit dem Aufgehen der in der Sonnen-Erde-Gesetzmäßigkeit
Grundfläche der Pyramiden bilden, bei gewissen Pyramiden nimmt,
befindlichen materiellen Erde in einen geistig-seelischen
sie mit der Höhe vergleicht, so entspricht das genau der Länge des
Zustand, so daß wir mit der Vereinigung mit diesem
Durchmessers eines Kreises zu dem Umfange, auf eine große Anzahl
Zustand selber unser Unsterblich-Übersinnliches tragen
von Dezimalen.
durch künftige Weltenläufe, so hat man es zu tun im Beginn
der Erdenentwickelung mit einem Herabsteigen—wenn man
den Ausdruck, der nicht sehr schön ist, gebrauchen will -
eines Geistig-Seelischen; aber so, daß es nun nicht geistiger
wird, sondern von dem, was vom Sonnenhaften herkommt,
in Anspruch genommen, gleichsam überflügelt wird, so daß
sich innerhalb des Materiellen das aus dem Geistigen
Herkommende verwirklicht, man kann schon sagen: verkörperlicht.
Da hat man es mit dem umgekehrten Vorgang
zu tun: mit der Herkunft eines Geistigen aus einem
Geistigen, das sich umgibt, einhüllt — «einwickelt», könnte
man sagen, im Gegensatz zu «entwickelt» — in ein Materielles
aus der Raumeswelt, aus der Zeitenwelt. Und auch
da bemerkt man also wiederum, daß für den Anfang der
Erdenentwickelung die Gesetze gelten, die ich vorhin für
die Parallelströmung des Unterbewußten angeführt habe,
daß da die gewöhnlichen Gesetze der Mathematik aufhören.
So grotesk es klingt, es ist doch wahr. Und ich
möchte sagen: Kant hat eine Viertelwahrheit von diesem
begriffen, indem er in seinen Antinomien gezeigt hat, wie
für gewisse Anfangs- und Endzustände gedacht werden
kann so und so; nur weil er eben eine Viertelwahrheit
gefunden hat, hat das Ganze eher lähmend gewirkt auf das
Weltenbild der Wirklichkeit, als daß es fördernd hätte
werden können. Denn Kant hätte nicht nur müssen den
Glauben haben, daß Raum und Zeit an das menschliche
Anschauungsvermögen gebunden sind, sondern er hätte
können erkennen, wenn er zur wirklichen Geistesforschung
vorgedrungen wäre, wie das, was im Menschen als Geistig-
Seelisches lebt, in enger Verbindung steht mit dem geistigseelischen
Geschehen des gesamten äußeren Daseins, zunächst
des Erdendaseins, und wie eine Durchforschung des Geistig-
Seelischen ein wirklich geistes-wissenschaftliches Weltenbild
ergibt, so daß man sagen kann: an den Verkehr des Menschen
mit der Erde ist gebunden unsere Raumes- und Zeitenwelt.
Daher ist auch das, was wir durch sie ausmachen
können, nur vom Erdenanfang bis zum Erdenende gültig.
Und man muß die anderen Gesetze kennenlernen, die in
der anderen Strömung sind, wenn man über Erdenanfang
und Erdenende so reden will, daß sich ein wahrhaftiges,
wirkliches Weltenbild ergibt. Dann allerdings erkennt man,
daß des Menschen Seele älter ist als die Erde; daß des
Menschen Seele in jenem Geistigen schon vorhanden war,
das sich eingewickelt, involviert hat in jene Erdengesetzmäßigkeit,
die im Verkehr der Erde mit dem Sonnenleben
zustandekommt.|66|219f}}


Aber nicht nur so etwas, sondern es gibt gewisse Einteilungen in
== Siehe auch ==
den Pyramiden, die den Einteilungen des Makrokosmos in bezug auf
den Tierkreis entsprechen. Das Gewicht der Pyramiden - es ist ja
nur annähernd berechnet worden - ist ein gewisser Teil des Erdengewichtes.
Gewisse Abmessungen an den Pyramiden, wenn man sie
multipliziert mit einer Potenz von achtzehn, geben die Entfernung
der Erde von der Sonne. Kurz, die Abmessungen der Pyramiden sind
solche, daß sie nur stammen können aus einer intimen, wunderbaren
Erkenntnis der Verhältnisse des Sternenhimmels. Diese Pyramidenbauten
haben nicht eigentlich die Ägypter gemacht, sondern immer,
wenn Eroberer aus iranischen Gegenden, aus Vorderasien nach Ägypten
gekommen sind, haben diese die Pyramidenbauten aufgeführt. Die
Ägypter haben die Pyramiden erst bauen gelernt von solchen Völkern,
welche Sternenmysterien gehabt haben, während die Ägypter selber
nicht Sternenmysterien, sondern eine Art Weihnachtsmysterien gehabt
haben.


Diese Betrachtung der Pyramiden hat im Laufe des 19. Jahrhunderts
* {{WikipediaDE|Antinomie}}
immerhin doch dazu geführt, daß einzelne Menschen, wie zum Beispiel
* {{WikipediaDE|Antinomien der reinen Vernunft}}
''Carus'', gesagt haben: Einfach die Betrachtung der Pyramiden weist
darauf hin, daß es in Urzeiten eine Wissenschaft gegeben hat, die verlorengegangen
ist und deren Betrachtung geeignet ist, die Menschheit
der Gegenwart schamrot werden zu lassen. - Das sind nicht meine
Worte, sondern es sind Carus' Worte! Das glaubt der heutige Mensch
ja wirklich recht wenig, daß es in Urzeiten der Menschheit eine auf
etwas andere Art erworbene Wissenschaft gegeben hat, aber eben eine
Wissenschaft, welche in tiefe Geheimnisse des Weltenalls hineinleuchten
konnte. Und das Bedeutende ist nicht einmal bloß das, daß
diese Mysterienweisen so weite Abmessungen des Weltenalls kannten,
daß sie das Geheimnis in den Bau der Pyramiden hineingelegt haben,
sondern das Bemerkenswerte ist eben doch etwas ganz anderes noch.
Es war nicht ein abstraktes Wissen, das man von der Beziehung des
Menschen zu dem Sternenkosmos hatte, sondern es war wirklich ein
ganz konkretes Wissen, ein Wissen, durch das sich der Mensch drinnenstehend
erfühlte im Kosmos. Der Mensch wußte: er steht mit
seinem Haupte, das er frei hinausrichtet in den Kosmos, in unmittelbarer
Beziehung zum Fixsternhimmel. Alles dasjenige also, was der
Mensch als die Geheimnisse seines Hauptes betrachtete, betrachteten
diese Mysterienweisen als Geheimnisse des Fixsternhimmels. Das
Haupt des Menschen wird in der Tat ausgebildet vom Fixsternhimmel.
Es ist ja nur ein heutiges materialistisches Vorurteil, daß alles
von den Vorfahren geerbt wird, daß alles aus dem Keime stamme.
Der Keim selbst wird, insofern er Haupteskeim ist, in der menschlichen
Mutter vom Fixsternhimmel ausgekraftet." {{Lit|{{G|180|80f}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Die Pyramiden zum Beispiel sind ja wahrlich
nicht bloß deshalb gebaut worden, um Königsgräber zu sein, sondern
die Pyramiden hatten ganz bestimmte Offnungen, zu denen
nur zu einer ganz bestimmten Zeit im Jahr der Sonnenstrahl hereinkommen
konnte. Der Sonnenstrahl hat auf der Erde eine Figur beschrieben.
Diese Figur haben sich diese Leute betrachtet, haben sich
inspirieren lassen von dieser Figur. Dadurch haben sie die Geheimnisse
des Sonnenlebens erforscht. Also solch ein Mensch, der Sonnenmensch<ref>Gemeint ist hier der Heliodromus (Sonnenläufer), der 6. Grad der [[Mithras-Einweihung]].</ref>
geworden ist, konnte sagen, er richte sich überhaupt
nicht mehr nach Irdischem, sondern er richte sich nach der Sonne." {{Lit|{{G|353|65}}}}
</div>
 
== Die Pyramide als Bild für den Weg der Seele aus dem Leib in die geistige Welt ==
 
Die Pyramiden waren so gebaut, dass das System der Gänge der [[Seele]] nach dem [[Tod]] oder in der [[Einweihung]]szeremonie den Aufstieg in die geistige Welt vorzeichnete. Schon seit der [[Wikipedia:Frühdynastische Periode (Ägypten)|frühdynastischen Zeit]] wurde das ausnahmslos den verstorbenen [[Wikipedia:Pharao|Pharao]]nen vorbehaltene [[Ritual]] des [[Himmelsaufstieg (Altes Ägypten)|Himmelsaufstiegs]] gepflegt.
 
<div style="margin-left:20px">
"Die ägyptische Pyramide ist auch so angelegt, daß die Seele, die
den Leib verläßt, diesen Weg nehmen mag, der in den inneren
Gängen einer solchen Pyramide vorgezeichnet ist; es ist der Gang
der Seele aus dem Leib in die geistige Welt da ausgedrückt." {{Lit|{{G|098|246}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Lassen Sie uns charakterisieren,
was der Ägypter empfand. Er sagte sich: Ich sehe den Leichnam
hier liegen, den Staub von dem Menschen, der der Träger eines
Ich war; ich weiß, denn aus uralter Überlieferung weiß ich es, aus
den Erlebnissen meiner Vorfahren weiß ich es, daß da etwas bleibt,
was in andere Welten geht. Das würde seine Aufgabe nicht erfüllen,
so sagte der alte Ägypter, wenn es einzig und allein in jener geistigen
Welt lebte; es muß ein Anziehungsband geknüpft werden zwischen der
Welt des Geistigen und der Welt des Irdischen, Physischen. Wir müssen
sozusagen ein magnetisches Band haben für die Seele, die im Tode
in höhere Regionen zieht, um in ihr ein dauerndes Gefühl zu erregen,
auf daß sie wieder zurückkehren und erscheinen kann auf dieser Erde.
Wir wissen heute aus der Geisteswissenschaft, daß die Menschheit
schon durch sich selbst dafür sorgt, daß die Seele immer wieder zu
neuen und neuen Inkarnationen zurückkehrt; wir wissen, daß der
Mensch, wenn er im Tode in andere Sphären übergeht, in der Zeit von
Kamaloka, in der Zeit, wo er sich abgewöhnt das Irdische, mit gewissen
Kräften an das Physische gefesselt ist. Wir wissen, daß diese Kräfte
es sind, die ihn nicht gleich aufsteigen lassen in die Regionen des Devachan,
daß sie es auch sind, die ihn wieder herunterziehen in eine neue
Inkarnation. Aber wir sind heute Menschen, die in Abstraktionen leben,
die so etwas als Theorie darstellen. Im alten Ägypten lebte das als
Tradition; der Ägypter war das Gegenteil eines Theoretikers, eines
bloßen Denkers, er wollte mit den Sinnen sehen, wie die Seele ihren
Weg macht vom toten Leibe heraus bis in die höheren Regionen. Er
wollte das vor sich aufgebaut haben, und diesen Gedanken baute er in
der Pyramide auf: den Weg, wie die Seele aufsteigt, wie sie aus dem
Leibe heraustritt, wie sie teilweise noch gefesselt ist und wie sie hinaufgeführt
wird in höhere Regionen. Sehen können wir in der Architektur
der Pyramide die Fesselung der Seele an das Irdische, wie ein Bild von
Kamaloka tritt sie uns mit ihren geheimnisvollen Formen entgegen,
wir können sagen, in der äußeren Anschauung ist sie uns ein Bild der
vom Leibe verlassenen und in höhere Regionen ziehenden Seele." {{Lit|{{G|105|26f}}}}
</div>


== Literatur ==
== Literatur ==


#Rudolf Steiner: ''Natur- und Geistwesen – ihr Wirken in unserer sichtbaren Welt'', [[GA 98]] (1996), ISBN 3-7274-0980-0 {{Vorträge|098}}
* Rudolf Steiner: ''Geist und Stoff, Leben und Tod'', [[GA 66]] (1988), ISBN 3-7274-0660-7 {{Vorträge|066}}
#Rudolf Steiner: ''Welt, Erde und Mensch '', [[GA 105]] (1983), ISBN 3-7274-1050-7 {{Vorträge|105}}
* Rudolf Steiner: ''Die Welt der Sinne und die Welt des Geistes'', [[GA 134]] (1990), ISBN 3-7274-1340-9 {{Vorträge|134}}
#Rudolf Steiner: ''Der Orient im Lichte des Okzidents'', [[GA 113]] (1982), ISBN 3-7274-1130-9 {{Vorträge|113}}
* Rudolf Steiner: ''Die geistige Vereinigung der Menschheit durch den Christus-Impuls'', [[GA 165]] (1981), ISBN 3-7274-1650-5 {{Vorträge|165}}
#Rudolf Steiner: ''Vorstufen zum Mysterium von Golgatha '', [[GA 152]] (1990), ISBN 3-7274-1520-7 {{Vorträge|152}}
#Rudolf Steiner: ''Mysterienwahrheiten und Weihnachtsimpulse. Alte Mythen und ihre Bedeutung'', [[GA 180]] (1980), ISBN 3-7274-1800-1 {{Vorträge|180}}
#Rudolf Steiner: ''Die Brücke zwischen der Weltgeistigkeit und dem Physische des Menschen'', [[GA 202]] (1993), ISBN 3-7274-2020-0 {{Vorträge|202}}
#Rudolf Steiner: ''Die Geschichte der Menschheit und die Weltanschauungen der Kulturvölker'', [[GA 353]] (1988), ISBN 3-7274-3532-1 {{Vorträge|353}}


{{GA}}
{{GA}}
[[Kategorie:Wissenschaftstheorie]] [[Kategorie:Erkenntnistheorie]] [[Kategorie:Logik]] [[Kategorie:Kant]]


== Weblinks ==
{{Wikipedia}}
 
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/aesthetikliteratur2.html Projekt Pyramiden] Website
 
== Einzelnachweise ==
<references/>
 
[[Kategorie:Architektur]]
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Version vom 9. Juni 2019, 20:07 Uhr

Eine Antinomie (griech. ἀντί anti ‚gegen‘, νόμος nomos ‚Gesetz‘; sinngemäß „Unvereinbarkeit von Gesetzen“) ist eine spezielle Art des logischen Widerspruchs, bei der die zueinander in Widerspruch stehenden Aussagen gleichermaßen gut begründet oder (im Fall formaler Systeme) bewiesen sind.

Antinomien finden sich der Sache nach, wenn auch nicht im Wortsinn bereits bei Platon (vgl. Phaedon 102; Rep. 523 ff., Parm. 135 E). Die moderne Verwendungsweise geht auf einen juristischen Begriff des 17. Jahrhunderts zurück. Philosophische Bedeutung erhält er in Immanuel Kants Kritik der reinen Vernunft (KrV). In der Transzendentalen Dialektik definiert Kant eine Antinomie als einen „Widerstreit der Gesetze“ (KrV A407/B434). Schon in der Vorrede der 1. Auflage der KrV (1781) heißt es:

„Die menschliche Vernunft hat das besondere Schicksal in einer Gattung ihrer Erkenntnisse: daß sie durch Fragen belästigt wird, die sie nicht abweisen kann, denn sie sind ihr durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben, die sie aber auch nicht beantworten kann, denn sie übersteigen alles Vermögen der menschlichen Vernunft.

In diese Verlegenheit geräth sie ohne ihre Schuld. Sie fängt von Grundsätzen an, deren Gebrauch im Laufe der Erfahrung unvermeidlich und zugleich durch diese hinreichend bewährt ist. Mit diesen steigt sie (wie es auch ihre Natur mit sich bringt) immer höher, zu entfernteren Bedingungen. Da sie aber gewahr wird, daß auf diese Art ihr Geschäfte jederzeit unvollendet bleiben müsse, weil die Fragen niemals aufhören, so sieht sie sich genöthigt, zu Grundsätzen ihre Zuflucht zu nehmen, die allen möglichen Erfahrungsgebrauch überschreiten und gleichwohl so unverdächtig scheinen, daß auch die gemeine Menschenvernunft damit im Einverständnisse steht. Dadurch aber stürzt sie sich in Dunkelheit und Widersprüche, aus welchen sie zwar abnehmen kann, daß irgendwo verborgene Irrthümer zum Grunde liegen müssen, die sie aber nicht entdecken kann, weil die Grundsätze, deren sie sich bedient, da sie über die Gränze aller Erfahrung hinausgehen, keinen Probirstein der Erfahrung mehr anerkennen. Der Kampfplatz dieser endlosen Streitigkeiten heißt nun Metaphysik.“

Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft, AA IV, 7

Die vier Antinomien der reinen Vernunft lauten bei Kant:

  1. „Die Welt hat einen Anfang in der Zeit, und ist dem Raum nach auch in Grenzen eingeschlossen.“ –
    „Die Welt hat keinen Anfang, und keine Grenzen im Raume, sondern ist, sowohl in Ansehung der Zeit, als des Raumes, unendlich.“
  2. „Eine jede zusammengesetzte Substanz in der Welt besteht aus einfachen Teilen, und es existiert überall nichts als das Einfache, oder das, was aus diesem zusammengesetzt ist.“ –
    „Kein zusammengesetztes Ding in der Welt besteht aus einfachen Teilen, und es existiert überall nichts Einfaches in derselben.“ (unendliche Teilbarkeit)
  3. „Die Kausalität nach Gesetzen der Natur ist nicht die einzige, aus welcher die Erscheinungen der Welt insgesamt abgeleitet werden können. Es ist noch eine Kausalität durch Freiheit zur Erklärung derselben anzunehmen notwendig.“ –
    „Es ist keine Freiheit, sondern alles in der Welt geschieht lediglich nach Gesetzen der Natur.“
  4. „Zu der Welt gehört etwas, das, entweder als ihr Teil, oder ihre Ursache, ein schlechthin notwendiges Wesen ist.“ –
    „Es existiert überall kein schlechthin notwendiges Wesen, weder in der Welt, noch außer der Welt, als ihre Ursache.“

Rudolf Steiner bemerkt dazu:

„Es wird vielleicht manchem von Ihnen bekannt sein, daß man in der Philosophie von Antinomien spricht, daß Kant sogar nachgewiesen hat: Man kann mit demselben Recht beweisen «die Welt ist räumlich unendlich», und «die Welt ist räumlich begrenzt»; «die Welt hat einen Anfang genommen», und «die Welt hat nie einen Anfang genommen»; das eine wie das andere kann man in gleicherweise streng notwendig beweisen. Warum? - Weil die Logik aufhört, wenn man an dasjenige kommt, was man nicht mehr physisch erfassen kann. Man muß endlich einsehen lernen, daß nicht nur für dasjenige, worauf die Philosophen gekommen sind, diese menschliche physische Logik aufhört, sondern daß sie überhaupt aufhört, wenn man in andere als physische Daseinsformen einen Blick hineinwirft.“ (Lit.:GA 165, S. 178)

„Es braucht zunächst ja hier nur gesagt zu werden, daß Sie in Kants bedeutendster, bahnbrechendster Schrift, in der «Kritik der reinen Vernunft», den Nachweis immer geführt finden auf der einen Seite für und auf der andern Seite gegen. Nehmen wir einen Satz, zum Beispiel: die Welt habe einmal in der Zeit einen Anfang genommen, dann setzt Kant auf der andern Seite desselben Blattes vielleicht den Satz: die Welt habe immer bestanden von Ewigkeit her. Und für diese beiden Sätze, von denen man ja leicht einsehen kann, daß sie das gerade Gegenteil einer von dem andern zum Ausdruck bringen, da bringt er gültige Beweise sowohl für den einen Satz wie für den andern. Das heißt: er beweist in derselben Art, daß die Welt einen Anfang genommen habe, und dann, daß sie keinen Anfang genommen habe. Kant nennt dies Antinomien und will dadurch die Begrenztheit des menschlichen Erkenntnisvermögens dartun, will zeigen, daß der Mensch notwendigerweise zu solchen einander widersprechenden Beweisführungen kommen müsse. Ja, solange man die Meinung hat, daß man durch Denken oder Verarbeiten von Begriffen oder, sagen wir, denkendes Verarbeiten von Erfahrungen zur Wahrheit, das heißt zur Übereinstimmung mit irgendeiner objektiven Wirklichkeit kommen soll, solange man sich dieser Meinung hingibt, solange ist es tatsächlich eine recht schlimme Sache, wenn einem gezeigt wird, wie man das eine beweisen kann und auch das genaue Gegenteil beweisen kann. Denn wie soll man da durch die Beweise zur Wirklichkeit kommen! Wenn man sich aber erzogen hat dazu, daß das Denken überhaupt gerade da, wo die entscheidenden Dinge in Betracht kommen, nichts entscheidet über das Wirkliche, wenn man sich energisch dazu erzogen hat, das Denken bloß aufzufassen als Mittel, um weiser zu werden, als ein Mittel, seine Selbsterziehung zur Weisheit in die Hand zu nehmen, dann stört das nicht, daß das eine Mal das eine und dann das andere bewiesen werden kann. Denn dann merkt man sehr bald, daß gerade dadurch, daß einem in bezug auf die Verarbeitung der Begriffe eigentlich die Wirklichkeit gar nichts anhaben kann, man in der freiesten Weise innerhalb der Begriffe und der Ideen arbeiten und sich erziehen kann. Würde man fortwährend von der Wirklichkeit korrigiert werden, dann würde man in der Verarbeitung der Begriffe kein freies Selbsterziehungsmittel haben. Bedenken Sie das wohl, daß wir nur dadurch in dem Verarbeiten unserer Begriffe ein wirksames, freies Selbsterziehungsmittel haben, daß wir niemals durch die Wirklichkeit gestört werden in dem freien Verarbeiten der Begriffe.“ (Lit.:GA 134, S. 28ff)

„Nun, gerade so, wie man sagen muß, die Naturgesetze, so wie wir sie aus den Naturerscheinungen abstrahieren und auf die Welt anwenden, sind in der charakterisierten Weise nicht anwendbar für den Endzustand der Erde, da sich die Erde eben verwandeln wird mit allem menschlichen Seelen- und Geistesleben, wie es geschildert worden ist, so kann man das auch für den Anfangszustand sagen.“ (Lit.:GA 66, S. 218)

„Und für den Anfangszustand der Erde — das kann ich jetzt nur kurz angeben - ist die Sache so: Wie wir es beim Endzustand der Erde zu tun haben mit dem Aufgehen der in der Sonnen-Erde-Gesetzmäßigkeit befindlichen materiellen Erde in einen geistig-seelischen Zustand, so daß wir mit der Vereinigung mit diesem Zustand selber unser Unsterblich-Übersinnliches tragen durch künftige Weltenläufe, so hat man es zu tun im Beginn der Erdenentwickelung mit einem Herabsteigen—wenn man den Ausdruck, der nicht sehr schön ist, gebrauchen will - eines Geistig-Seelischen; aber so, daß es nun nicht geistiger wird, sondern von dem, was vom Sonnenhaften herkommt, in Anspruch genommen, gleichsam überflügelt wird, so daß sich innerhalb des Materiellen das aus dem Geistigen Herkommende verwirklicht, man kann schon sagen: verkörperlicht. Da hat man es mit dem umgekehrten Vorgang zu tun: mit der Herkunft eines Geistigen aus einem Geistigen, das sich umgibt, einhüllt — «einwickelt», könnte man sagen, im Gegensatz zu «entwickelt» — in ein Materielles aus der Raumeswelt, aus der Zeitenwelt. Und auch da bemerkt man also wiederum, daß für den Anfang der Erdenentwickelung die Gesetze gelten, die ich vorhin für die Parallelströmung des Unterbewußten angeführt habe, daß da die gewöhnlichen Gesetze der Mathematik aufhören. So grotesk es klingt, es ist doch wahr. Und ich möchte sagen: Kant hat eine Viertelwahrheit von diesem begriffen, indem er in seinen Antinomien gezeigt hat, wie für gewisse Anfangs- und Endzustände gedacht werden kann so und so; nur weil er eben eine Viertelwahrheit gefunden hat, hat das Ganze eher lähmend gewirkt auf das Weltenbild der Wirklichkeit, als daß es fördernd hätte werden können. Denn Kant hätte nicht nur müssen den Glauben haben, daß Raum und Zeit an das menschliche Anschauungsvermögen gebunden sind, sondern er hätte können erkennen, wenn er zur wirklichen Geistesforschung vorgedrungen wäre, wie das, was im Menschen als Geistig- Seelisches lebt, in enger Verbindung steht mit dem geistigseelischen Geschehen des gesamten äußeren Daseins, zunächst des Erdendaseins, und wie eine Durchforschung des Geistig- Seelischen ein wirklich geistes-wissenschaftliches Weltenbild ergibt, so daß man sagen kann: an den Verkehr des Menschen mit der Erde ist gebunden unsere Raumes- und Zeitenwelt. Daher ist auch das, was wir durch sie ausmachen können, nur vom Erdenanfang bis zum Erdenende gültig. Und man muß die anderen Gesetze kennenlernen, die in der anderen Strömung sind, wenn man über Erdenanfang und Erdenende so reden will, daß sich ein wahrhaftiges, wirkliches Weltenbild ergibt. Dann allerdings erkennt man, daß des Menschen Seele älter ist als die Erde; daß des Menschen Seele in jenem Geistigen schon vorhanden war, das sich eingewickelt, involviert hat in jene Erdengesetzmäßigkeit, die im Verkehr der Erde mit dem Sonnenleben zustandekommt.“ (Lit.:GA 66, S. 219f)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.


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