Lazarus

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Giotto di Bondone, Erweckung des Lazarus (um 1425), Fresko in der Magadalenen-Kapelle in der Unterkirche von San Francesco in Assisi.

Lazarus von Bethanien (griechisch Lazaros, hebr. אֶלְעָזָר Elʿazar, Gott hat geholfen) war nach dem Zeugnis des Johannes-Evangeliums der Bruder der Martha und der Maria von Bethanien und zählte mit diesen zum engsten Schülerkreis des Christus.

Von den kanonischen Evangelien schildert einzig das Johannesevangelium die Totenerweckung des Lazarus (Joh 11,1). Ein ähnlicher, aber etwas erweiterter Bericht der Auferweckung des Lazarus findet sich darüber hinaus noch in dem sog. Geheimen Markusevangelium[1], dessen Echtheit aber umstritten ist.

In Bethanien (hebr. בית עניה Haus der Feigen; gelegentlich auch abgleitet von Beth-Anu, wörtlich Haus der Armut oder Haus des Todes), das später Lazarion genannt wurde und heute El-Azarjeh (arab.) heißt, wurde ein Lazarus-Grab, in dem die Auferweckung erfolgt sein soll, schon seit dem 4. Jahrhundert benannt.

Lazarus und Johannes

Michelangelo Merisi da Caravaggio, Auferweckung des Lazarus, 1609

Rudolf Steiner hat schon in seiner frühen Schrift Das Christentum als mystische Tatsache und die Mysterien des Altertums (1902) und später immer wieder darauf hingewiesen, dass die im Johannesevangelium geschilderte Totenerweckung des Lazarus in Wahrheit ein durch das Schicksal eingeleiteter Einweihungsakt, im Zuge dessen Lazarus, wie es in den alten vorchristlichen Mysterien gebräuchlich war, durch einen dreieinhalbtägigen Todesschlaf ging, aus dem er durch den Christus erweckt wurde. Nach seiner Erweckung trug Lazarus den Einweihungsnamen Johannes, der im Hebräischen bedeutet „der HERR (JHWH) ist gnädig“ und im Judentum als Ausdruck einer als göttliches Geschenk gegebenen Geburt aufgefasst wird. Johannes, der erweckte Lazarus, ist nach Steiner identisch mit dem Schreiber des Johannesevangeliums, dem Evangelisten Johannes.

Mehr dazu siehe unter Lazarus-Johannes.

Lazarus und Osiris

Der Name des Lazarus enthält auch einen Hinweis auf den ägyptischen Gott Osiris, der ins Hebräische ebenfalls als El-Asar übersetzt wird. Die Wiedererweckung des Osiris findet im Haus der Toten statt, welches Annu genannt wurde.

Anmerkungen

  1. Das Geheime Markusevangelium ist eine erweiterte Textvariante des kanonischen Markus-Evangeliums, die nur in zwei Fragmenten überliefert ist, die sich in einem Brief befinden, der Clemens von Alexandria zugeschrieben wird, der jedoch nur in einer Abschrift aus dem 18. Jahrhundert erhalten ist. Diese Abschrift wurde von Morton Smith (1915-1991) im Kloster Mar Saba nahe Jerusalem entdeckt und 1973 veröffentlicht. Die Echtheit des Dokuments gilt nicht als gesichert, doch lassen philologische Untersuchungen die Autorschaft des Clemens als durchaus möglich erscheinen. Die fragliche Stelle soll zwischen Mk 10,34 und 35 eingefügt sein und lautet:
    "Und sie kamen nach Bethanien, und eine gewisse Frau, deren Bruder gestorben war, war dort. Und herzu kommend, warf sie sich vor Jesus nieder und sagte zu ihm: 'Sohn Davids, habe Erbarmen mit mir.' Aber die Jünger wiesen sie zurück. Und Jesus, der in Wut geriet, ging mit ihr in den Garten, wo das Grab war, und sogleich wurde ein lauter Schrei aus dem Grab gehört. Und näher tretend, rollte Jesus den Stein vom Eingang des Grabes weg. Und sogleich ging er hinein, wo der Jüngling war, streckte seine Hand aus und zog ihn hoch, indem er dessen Hand ergriff. Aber der Jüngling, als er ihn ansah, liebte ihn und fing an, ihn anzuflehen, daß er bei ihm sein möge. Und sie gingen aus dem Grab heraus und kamen in das Haus des Jünglings, denn er war reich. Und nach sechs Tagen sagte ihm Jesus, was er tun solle, und am Abend kommt der Jüngling zu ihm, ein leinenes Tuch über [seinem] nackten [Körper] tragend. Und er blieb diese Nacht bei ihm, denn Jesus lehrte ihn das Geheimnis des Reiches Gottes. Und von da erhob er sich und ging auf die andere Seite des Jordans zurück." [1]
    Danach folgt im kanonischen Markus-Evangelium ein Gespräch des Christus mit den beiden Zebedäussöhnen Jakobus und Johannes über das Herrschen und Dienen. Das zweite überlieferte Fragment des Geheimen Evangeliums schließt direkt daran an und fügt nach den Worten "Und er kommt nach Jericho" in Mk 10,46 noch hinzu:
    "Und die Schwester des Jünglings, den Jesus liebte, und seine Mutter und Salome [Frau des Zebedäus und Mutter des Johannes] waren dort, und Jesus empfing sie nicht".
    Dann folgt die Heilung eines Blindgeborenen bei Jericho.

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Das Christentum als mystische Tatsache und die Mysterien des Altertums (GA 8);
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

  1. Lazarus - Ökumenische Heiligenlexikon