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| [[Datei:Grossgliederung Europas.png|mini|400px|Vorschlag des [[Wikipedia:Ständiger Ausschuss für geographische Namen|Ständigen Ausschusses für geografische Namen]] zur Abgrenzung der Regionen Europas.]]
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| '''Mitteleuropa''' ist eine nicht eindeutig nach [[politisch]]en und [[geographisch]]en Kriterien einzugrenzende Region im Herzen [[Europa]]s, die sich durch eine bestimmte, heute aber vielfach verschüttete Geisteshaltung definiert, die sich auf die [[frei]]e [[geist]]ige [[Individualität]] gründet, die nach klarer und wahrer [[Selbsterkenntnis]] strebt, die das [[Ich]] im vollen Licht der [[Bewusstseinsseele]] zu erkennen sucht und daraus die Impulse für ein selbstverantwortliches [[sozial]]es Handeln in freier geistiger Gemeinschaft mit Anderen schöpft. Im Grunde ist jeder Mensch „Mitteleuropäer“, der sich diesem Streben aus innerstem Antrieb verwandt fühlt, völlig unabhängig von seiner Herkunft.
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| | }} {{#ifeq:/{{{2|}}} | {{#titleparts:/{{{2|}}}|1|3}} |
| "Diese mitteleuropäische Kultur, sie wird erst nach
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| und nach in ihrer tiefsten Eigentümlichkeit verstanden
| | |{{#ifeq:{{{1|}}}|{{#titleparts:/{{{2|}}}|1|3}} |
| werden von denen, die in ihr leben. Diese mitteleuropäische
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| Kultur ist wahrhaftig der Ausdruck dessen, was auch
| | }} {{#ifeq:/{{{2|}}} | {{#titleparts:/{{{2|}}}|1|4}} |
| im Faust steht: «Wer immer strebend sich bemüht, den
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| können wir erlösen.» Ewiges Streben – und ist eine Etappe
| | |{{#ifeq:{{{1|}}}|{{#titleparts:/{{{2|}}}|1|4}} |
| des Strebens errungen, so führt das Streben selbst wieder
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| über diese Etappe hinaus. Man wird als Franzose, man wird
| | }} {{#ifeq:/{{{2|}}} | {{#titleparts:/{{{2|}}}|1|5}} |
| als Italiener, man wird als Engländer geboren, und man
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| weiß, was man ist; dasjenige, was man als mitteleuropäischer
| | |{{#ifeq:{{{1|}}}|{{#titleparts:/{{{2|}}}|1|5}} |
| Mensch ist, zu dem muss man sich selbst erziehen,
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| dasjenige, was uns zum mitteleuropäischen Menschen
| | }} {{#ifeq:/{{{2|}}} | {{#titleparts:/{{{2|}}}|1|6}} |
| macht, das müssen wir uns im heißen Seelenstreben nicht
| | | |
| nur einmal, das müssen wir fortwährend erringen. Dadurch
| | |{{#ifeq:{{{1|}}}|{{#titleparts:/{{{2|}}}|1|6}} |
| wird es zu einem im höchsten Sinne Individuellen,
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| dadurch wird es zu einem solchen, an dem jeder Mensch
| | }} {{#ifeq:/{{{2|}}} | {{#titleparts:/{{{2|}}}|1|6}} |
| unmittelbar mitarbeiten muss, zu einem solchen, das immer
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| aufs Neue errungen werden muss." {{Lit|Rudolf Steiner, Vortrag vom 15. Mai 1915 in Linz}}
| | |{{#ifeq:{{{1|}}}|{{#titleparts:/{{{2|}}}|1|6}} |
| </div>
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| | | }} {{#ifeq:/{{{2|}}} | {{#titleparts:/{{{2|}}}|1|6}} |
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| "Die Völker der europäischen Mitte haben die
| | |{{#ifeq:{{{1|}}}|{{#titleparts:/{{{2|}}}|1|6}} |
| Aufgabe, aus der Freiheit der Seele heraus bis in das 4. Jahrtausend
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| alles dasjenige zu ziehen, was der Mensch aus der Freiheit seiner Seele
| | }} {{#ifeq:/{{{2|}}} | {{#titleparts:/{{{2|}}}|1|6}} |
| bewußt erschaffen kann. Dazu muß aber allerdings die äußere materielle
| | | |
| Wirklichkeit geistig-spirituell durchdrungen werden." {{Lit|{{G|182|101}}}}
| | |{{#ifeq:{{{1|}}}|{{#titleparts:/{{{2|}}}|1|6}} |
| </div>
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| | | }} {{#ifeq:/{{{2|}}} | {{#titleparts:/{{{2|}}}|1|6}} |
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| "Beim heutigen mitteleuropäischen Menschen - wenn er
| | |{{#ifeq:{{{1|}}}|{{#titleparts:/{{{2|}}}|1|6}} |
| seiner eigenen Natur folgt und sich nicht selber untreu wird -, ist
| | |9 |
| es so, daß er dann, wenn er ein Höchstes aussprechen will, alles
| | }} {{#ifeq:/{{{2|}}} | {{#titleparts:/{{{2|}}}|1|6}} |
| das ausspricht, was er selber als Mensch ist; er will sich hingeben
| | | |
| dürfen der Anerkennung der Tatsache, daß Selbsterkenntnis des
| | |{{#ifeq:{{{1|}}}|{{#titleparts:/{{{2|}}}|1|6}} |
| Menschen die edelste Frucht menschlichen Strebens ist. Daß die
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| Darstellung des Menschlichen in der Umgebung des Menschen, in
| | }} |
| Natur und Geschichte, das edelste menschliche Schaffen ist, das ist
| | }} |
| doch schließlich beim Mitteleuropäer das Wesentliche, wenn dieser
| | }} |
| Mitteleuropäer sich seiner eigenen Natur und Wesenheit hingibt.
| | }} |
| Daher sehen wir, wie eigentlich nur in Mitteleuropa ein so
| | }} |
| wunderbarer Gedanke hat entstehen können wie derjenige, der
| | }} |
| aus Goethes Buch über Winckelmann herausleuchtet - ich möchte
| | }} |
| sagen wie die Sonne des neueren Kulturlebens. Da, wo Goethe
| | }} |
| in seinem Buche über Winckelmann alles dasjenige, was in diesem
| | }} |
| Wundermenschen an höherem Empfinden, an tiefen Gedanken, an
| | }} |
| Stärke des Willens lebte, zusammenfaßte als seine Weltanschauung,
| | }}</onlyinclude> |
| sagte er: «Daher tritt nun Kunst ein, denn indem der Mensch auf
| | {{Dokumentation}} |
| den Gipfel der Natur gestellt ist, sieht er sich wieder als eine ganze
| | [[Kategorie:Vorlage:Funktion|In Liste]] |
| Natur an, die in sich abermals einen Gipfel hervorzubringen hat.
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| Dazu steigert er sich, indem er sich mit allen Vollkommenheiten
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| und Tugenden durchdringt, Wahl, Ordnung, Harmonie und Bedeutung
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| aufruft und sich endlich bis zur Produktion des Kunstwerkes
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| erhebt, das neben seinen übrigen Taten und Werken einen
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| glänzenden Platz einnimmt.» Der Mensch bringt gleichsam eine
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| neue Natur aus seiner eigenen Geistigkeit hervor. Dieses Hinlenken
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| aller menschlichen Kräfte auf die Erfassung des Menschen selber,
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| das ist dasjenige, was - dem Volkstum nach - bei dem Menschen
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| Mitteleuropas, wenn er sich selber treu ist, ganz besonders hervortritt;
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| es ist nur in der neueren Zeit zurückgetreten. Aber es ist alle
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| Veranlassung vorhanden bei dem Menschen Mitteleuropas, sich zu
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| besinnen, wie gerade er, wenn er seiner ureigenen Wesenheit folgt,
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| zu diesem Schätzen und Erfassen und Durchdringen des eigentlich
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| Menschlichen kommen muß und soll." {{Lit|{{G|335|88f}}}}
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| Im äußeren, aber nicht politisch gemeinten Sinn umfasst Mitteleuropa, wenn man den Begriff großzügig fasst, [Wikipedia:Deutschland|Deutschland]], die [[Wikipedia:Schweiz|Schweiz]], die [[Wikipedia:Niederlande|Niederlande]], [[Wikipedia:Österreich|Österreich]] und alle Nachfolgestaaten der ehemaligen [[Wikipedia:Österreich-Ungarn|österreichisch-ungarischen Monarchie]], mithin auch die [[Wikipedia:Slowakei|Slowakei]], [[Wikipedia:Tschechien|Tschechien]], [[Wikipedia:Ungarn|Ungarn]] und [[Wikipedia:Rumänien|Rumänien]], dazu [[Wikipedia:Kroatien|Kroatien]], [[Wikipedia:Luxemburg|Luxemburg]], [[Wikipedia:Liechtenstein|Liechtenstein]], [[Wikipedia:Polen|Polen]] und die [[Wikipedia:Baltische Staaten|Baltischen Staaten]] und auch [[Wikipedia:Südtirol|Südtirol]], das [[Wikipedia:Trentino|Trentino]] und [[Wikipedia:Oberitalien|Oberitalien]] mit Städten wie [[Wikipedia:Turin|Turin]], [[Wikipedia:Mailand|Mailand]] oder [[Wikipedia:Venedig|Venedig]] und [[Wikipedia:Triest|Triest]], das sich ausdrücklich als ''{{lang|it|citta mitteleuropea}}'' empfindet. Darüber hinaus besteht ein starkes geistiges Band zu den [[Wikipedia:Sandinavien|Skandinavischen Staaten]]. Gemeinsam sind diesen Gebieten bestimmte [[Äthergeographie|äthergeographische]] Voraussetzung, die es erleichtern, das [[Ich]] direkt im [[Wärme]]element zu erfassen, dessen unmittelbarster äußerer Ausdruck dieses zugleich ist.
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| "Nun kann man die Frage aufwerfen: Wie steht es nun bei den
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| mitteleuropäischen Völkern? Wir reden ja mehr von geographischen
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| Verhältnissen, haben also Mitteleuropa nicht in einem sozialpolitischen
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| Verhältnis im Auge. Ich habe auch nicht nach Rassenverhältnissen
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| die Fragen beantwortet, sondern es sind, wie Sie sehen, spirituell-
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| geographische Verhältnisse. Wir können also von einem Mitteleuropa
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| sprechen, zu dem Frankreich und Italien nicht gehören.
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| Die Eigentümlichkeit des in Mitteleuropa wirkenden Volksseelentums
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| ist es, daß - wie ich für andere Gebiete auseinandergesetzt habe,
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| daß durch Luft, Wasser, durch das Salzige und so weiter gewirkt
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| wird - in unmittelbarer Weise durch die Wärme gewirkt wird. Der
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| Volksgeist wählt in Mitteleuropa den Umweg, das Medium der Wärme.
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| Und zwar ist das nun nicht ganz unmittelbar fest bestimmt, es kann
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| individualisiert werden. Es kann Menschen geben in Mitteleuropa,
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| bei denen diese Wirkung des Volksgeistes verschieden sein kann, einmal
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| aus dem übrigen Organismus und einmal auf das Haupt; auch je
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| nachdem direkt die äußere Luft wärmt, oder indem durch die Speisen
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| oder durch das Atmen gewärmt wird. Das alles ist Medium für den
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| Volksgeist. Und was nun hier dieser Wirksamkeit entgegenwirkt, ist
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| wieder die Wärme, so daß in Mitteleuropa die Wärme, insofern sie
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| äußere Wirkungen hat, Medium für den Volksgeist ist. Und was ihr
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| entgegenkommt, ist wieder die von innen kommende, selbsterzeugte
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| Eigenwärme. Daher kann man sagen: Was im Organismus durch den
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| Volksgeist als Wärme wirkt, dem kommt entgegen die Eigenwärme
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| des Hauptes. Wirkt die Wärme des Volksgeistes durch das Haupt, so
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| strömt ihr da die Wärme des übrigen Organismus entgegen. Wärme
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| wirkt zu Wärme, und sie wirkt namentlich so, daß sie vorzugsweise
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| von der größeren oder geringeren Lebendigkeit der Sinneswirksamkeit,
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| geradezu der Wahrnehmungsfähigkeit abhängt. Ein Mensch, der
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| regeren Geistes ist, der mit Liebe die Dinge um sich herum ansieht,
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| entwickelt größere Eigenwärme. Ein Mensch, der flüchtig, oberflächlich
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| ist, der nicht viel empfindet, der über alles hinweggeht, entwickelt
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| weniger Eigenwärme. Dieses Mitleben mit der Umgebung, indem der
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| Mensch ein Herz oder ein offenes Auge für die Umgebung hat, das ist
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| es, was der Wärme, die durch den Volksgeist wirkt, entgegenschlägt,
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| so daß da Wärme an Wärme schlägt. Das ist das Eigentümliche der
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| Wirkungsweise des Volksgeistes in Mitteleuropa, und darauf beruht
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| vieles im Wesen des Volkscharakters, weil Wärme zu Wärme so innig
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| verwandt ist. Die andern Wirkungsweisen sind alle nicht so verwandt:
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| der Wille ist mit dem Elektrischen nicht in derselben Weise verwandt,
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| das Salzige ist mit dem Verdauungselement des Kopfes nicht so verwandt
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| und die andern angeführten Wirkungen ebenfalls nicht. Aber
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| Wärme bewirkt den [mitteleuropäischen Charakter, der sich auch darin
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| ausspricht, mehr oder weniger in alles aufgehen zu können. -Wir wollen
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| nicht von Werturteilen reden, sondern nur charakterisieren, daher
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| kann es jeder auffassen, wie er will: als Tugend oder als Untugend. -
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| Wärme an Wärme: biegsam macht das, plastisch, in alles sich hineinfindend,
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| auch in fremde Volkscharaktere. Oh, wenn wir die Geschichte
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| verfolgen, so zeigt sie, wie die einzelnen deutschen Stämme in fremde
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| Völkerschaften hineingenommen sind, fremdes Element angenommen
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| haben. Das wird Ihnen alles bekräftigen, was jetzt gesagt worden ist." {{Lit|{{G|181|155f}}}}
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| == Literatur ==
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| #Rudolf Steiner: ''Grenzerlebnisse auf dem Wege zu höherer Erkenntnis'', Öffentlicher Vortrag vom 17. Mai 1915 in Linz (nicht in [[GA]]); zitiert nach ''Der Europäer'' Jg. 12 / Nr. 4 / Februar 2008, S 19 | |
| #Rudolf Steiner: ''Erdensterben und Weltenleben. Anthroposophische Lebensgaben. Bewußtseins-Notwendigkeiten für Gegenwart und Zukunft'', [[GA 181]] (1991), ISBN 3-7274-1810-9 {{Vorträge|181}} | |
| #Rudolf Steiner: ''Der Tod als Lebenswandlung'', [[GA 182]] (1996), ISBN 3-7274-1820-6 {{Vorträge|182}} | |
| #Rudolf Steiner: ''Die Krisis der Gegenwart und der Weg zu gesundem Denken'', [[GA 335]] (2005), ISBN 3-7274-3350-7 {{Vorträge|335}} | |
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| {{GA}} | |
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| [[Kategorie:Europa]] [[Kategorie:Mitteleuropa]] | |