Kreuzesholzlegende und Wilhelm von Ockham: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:William of Ockham.png|mini|Wilhelm von Ockham auf einem Kirchenfenster in [[Wikipedia:Surrey|Surrey]]]]


Die '''Kreuzesholzlegende''', von der in dem [[apokryphen]] [[Nikodemus-Evangelium]] ([[Acta Pilati]]) im Rahmen der [[Höllenfahrt Christi]] berichtet wird und die dann auch in der [[Legenda aurea]] des [[Wikipedia:Jacobus de Voragine|Jacobus de Voragine]] (um 1230–1298) überliefert ist, und von [[Rudolf Steiner]] später einfach als die «'''Goldene Legende'''» bezeichnet wurde, war sehr bedeutsam für die [[christlich]]e [[Esoterik]]. [[Seth]], nach [[Kain]] und [[Abel]] der dritte Sohn von [[Adam und Eva]], spielt darin eine wichtige Rolle.  
'''Wilhelm von Ockham''' ({{EnS|}} ''William of Ockham'' oder ''Occam''; * um [[Wikipedia:1288|1288]] in [[WikipediaEN:Ockham, Surrey|Ockham]] in der Grafschaft [[Wikipedia:Surrey|Surrey]], [[Wikipedia:England|England]]; † [[Wikipedia:9. April|9. April]] [[Wikipedia:1347|1347]] in [[Wikipedia:München|München]]) war ein [[Spätscholastik|spätscholastischer]] [[Wikipedia:Franziskanische Orden|franziskanischer]] [[Theologe]] und [[Philosoph]] und gilt als Erneuerer und einer der Hauptvertreter des [[Nominalismus]].  


{{Zitat|III (XIX). Als Johannes [[[Johannes der Täufer]]] nun die Toten in der Unterwelt so belehrte,
Ockham betonte implizit in seinen Schriften immer wieder das [[Parsimonitätsprinzip]] („Sparsamkeitsprinzip“), das später unter der Bezeichnung [[Ockhams Rasiermesser]] bekannt wurde und bis heute das [[wissenschaft]]liche Denken prägt. Zur Erklärung eines [[Sachverhalt]]s dürfen demnach nicht mehr [[Hypothese]]n herangezogen werden als unbedingt nötig seien - alle darüber hinausgehenden Annahmen werden gleichsam „mit dem Rasiermesser abgeschnitten“. In der klassischen Formulierung des Philosophen [[Wikipedia:Johannes Clauberg|Johannes Clauberg]] (1622–1665) lautet dieses Prinzip: „[[Entität]]en dürfen nicht über das Notwendige hinaus vermehrt werden.“<ref>„Entia non sunt multiplicanda sine'' [oder: ''praeter''] ''necessitate.“ (Johannes Clauberg: ''Logica vetus et nova'' (1654), S. 320)</ref>
da hörte das auch der Erstgeschaffene, der Urvater Adam, und er sprach zu seinem Sohne Seth:
Mein Sohn, ich wünsche, daß du den Vorvätern des Menschengeschlechts und den Propheten erzählst,
wohin ich dich entsandte, als ich in eine tödliche Krankheit verfiel.
Darauf sprach Seth: Propheten und Patriarchen höret!
Mein Vater Adam, der Erstgeschaffene,
entsandte mich, als er auf den Tod krank wurde, ganz in die Nähe des Tores zum Paradiese.
Ich sollte an Gott die Bitte richten,
er möchte mich doch durch einen Engel zum Baum des Erbarmens führen lassen,
damit ich Öl nähme und meinen Vater damit salbte und er so von der Krankheit aufstünde.
Das tat ich denn auch.
Und im Anschluß an mein Gebet kam ein Engel des Herrn und fragte mich:
Was wünschest du, Seth?
Wünschest du wegen der Krankheit deines Vaters das Öl, das die Kranken gesund macht
oder den Baum, dem solches Öl entfließt?
Beides kannst du jetzt nicht bekommen.
Geh also und sage deinem Vater, daß nach Verlauf von 5500 Jahren seit der Erschaffung der Welt
der menschgewordene eingeborene Sohn Gottes unter die Erde steigen wird.
Der wird ihn mit solchem Öl salben.
Und er wird auferstehen und ihn und seine Nachkommen mit Wasser und heiligem Geiste taufen.
Und dann wird er von jeglicher Krankheit geheilt werden.
Jetzt aber ist das unmöglich.
Als die Patriarchen und Propheten das hörten, freuten sie sich sehr.|Nikodemus-Evangelium}}


In der [[Legenda aurea]] liest man:
{{LZ|Als wichtigste philosophische Tat Ockhams wird in der Regel seine Erneuerung des Nominalismus bezeichnet. Im Gegensatz zu dem gemäßigten Realismus, den die Hauptführer der Scholastik (Anselm, Thomas, Scotus) vertreten hatten, lehrt er, entgegen diesen »Platonikern« an den »echten Aristoteles« sich anschließend: Nur die Einzeldinge sind das Wirkliche. Die allgemeinen Begriffe existieren nur im denkenden Geiste, d.h. objective, nicht substantiell oder subjective<ref>Die beiden Termini »objektiv« und »subjektiv«, die so viel Verwirrung in der Geschichte der Philosophie angerichtet haben, hätten also bei ihrem ersten Gebrauche gerade die umgekehrte Bedeutung wie heute.</ref>. Unsere Begriffe sind keine wirklichen Abbilder der Dinge, sondern nur Zeichen (termini) für dieselben (der Nominalismus wird daher neuerdings oft auch als Terminismus bezeichnet), deren Behandlung der Logik, Ockhams Lieblingswissenschaft, zufällt. Es gibt kein Ding, z.B. keinen Menschen »an sich«; das wäre eine unnütze »Vervielfachung des Seienden«, entgegen dem Grundsatz unseres Scholastikers: entia praeter necessitatem non sunt multiplicanda. Der Satz »der Mensch ist sterblich« bedeutet nichts anderes als: alle einzelnen Menschen sind sterblich.|Vorländer, S. 278f [http://www.zeno.org/Philosophie/M/Vorl%C3%A4nder,+Karl/Geschichte+der+Philosophie/Die+Philosophie+des+Mittelalters/Zweiter+Abschnitt.+Die+Scholastik/Kapitel+V.+Ausgang+der+Scholastik.+Bl%C3%BCte+der+deutschen+Mystik/%C2%A7+68.+Erneuerung+des+Nominalismus+im+14.+und+15.+Jahrhundert%3A+Wilhelm+von+Ockham+und+seine+Nachfolger]}}


<div style="margin-left:20px">
== Siehe auch ==
"Als Adam krank war, ging sein Sohn Seth an das Tor des irdischen Para­dieses und begehrte Öl vom Baume des Mitleidens, daß er den Leib seines Vaters Adam damit salbe und ihn gesund mache. Da erschien ihm der Erzengel Michael und sprach: ‹Trachte nicht das Öl vom Baum des Mitleidens zu erhalten und weine nicht darum, denn das mag dir nicht werden ehe denn vergangen sind fünftausend und fünfhundert Jahr.› Doch glaubt man, daß von Adam bis zu Christi Leiden nicht mehr denn fünftausend­einhundertneunundneunzig Jahre seien verflossen. Man liest auch, daß der Engel dem Seth ein Zweiglein gab und ihm gebot, daß er es pflanze auf dem Berg Libanon. In einer griechischen Geschichte, die aber apokryph ist, fin­det man, daß der Engel dem Seth von dem Holze gab, daran Adam gesün­digt hatte, und sprach: ‹Wann dieser Zweig Frucht bringt, so soll dein Vater gesund werden.› Da nun Seth heim kam, war sein Vater schon ge­storben; da pflanzte er den Zweig auf sein Grab, und der Zweig wuchs und ward ein großer Baum, und dauerte bis zu Salomonis Zeiten. Ob dieses aber wahr sei oder nicht, lassen wir bei des Lesers Urteil, denn in keiner be­währten Historie oder Chronik finden wir es geschrieben. Da nun Salomo ansah, wie schön der Baum war, ließ er ihn abhauen und gab ihn zum Bau des Waldhauses. Doch fügte sich das Holz an keine Statt des Hauses, wie uns Johannes Beleth schreibt, denn es war allezeit zu lang oder zu kurz; denn so man es nach richtigem Maß hatte gekürzt für eine Statt, so war es dann also kurz, daß es sich nimmer darein fügete. Darob ergrimmten die Bauleute und verwarfen das Holz; und legten es über einen See, daß es ein Steg sei denen, die hinüber wollten. Da aber die Königin von Saba von Salomonis Weisheit hatte gehört und zu ihm wollte fahren über den See, da sah sie im Geist, daß der Welt Heiland dereinst an diesem Holze sollte han­gen; darum wollte sie über das Holz nicht gehen, sondern kniete nieder und betete es an. In der Historia Scholastica aber heißt es, daß die Königin von Saba das Holz in dem Waldhause sah, und da sie wieder heimkehrte in ihr Land, entbot sie dem Salomo, daß an jenem Holze einer hangen würde, durch des Tod der Juden Reich sollte verderbt werden. Darum nahm Salomo das Holz und ließ es tief in den Schoß der Erde vergraben. Über derselben Statt ward nach langer Zeit der Schafteich gemacht, darin die Nathinäer die Opfertiere wuschen; und also geschah die Bewegung des Wassers und die Heilung der Kranken nicht allein durch die Ankunft des Engels, sondern auch durch die Kraft des Holzes. Da nun nahete das Leiden Christi, da schwamm das Holz empor; als das die Juden sahen, nahmen sie es und bereiteten davon das Kreuz des Herrn." {{Lit|''Legenda aurea'', S 349f}}
</div>


Den Inhalt und die [[okkult]]e Bedeutung der Goldenen Legende erläutert Steiner so:
* {{WikipediaDE|Wilhelm von Ockham}}


<div style="margin-left:20px">
== Literatur ==
"Da wird uns erzählt, daß Seth in der Lage war, nach dem Paradies
hinzuwandern, daß er von dem Cherub mit dem wirbelnden Schwert
vorbeigelassen wurde und in das Paradies eintrat. Dort erlebte er eine
Erscheinung, daß die zwei Bäume - der [[Baum des Lebens]] und der
[[Baum der Erkenntnis]] - mit ihren Kronen zusammengewachsen waren.
Von diesem zusammengewachsenen Baum nahm Seth ein Samenkorn,
und dies legte er seinem Vater Adam, als er gestorben war,
in den Mund; daraus wuchs ein Baum heraus, der drei Stämme hatte,
und die drei Stämme lieferten das Holz zu verschiedenem. Besonders
wichtig aber ist, daß Seth sehen konnte, wie sich in den Zweigen eine
Art von Flammenschrift bildete; da standen die Worte: «Ejeh,
Ascher, Ejeh», die da heißen: «Ich bin, der da war, der da ist, der da
sein wird.» Das Holz dieses Baumes wurde dann verwendet zu dem
Stab, mit dem Moses seine Wundertaten verrichtete, das Holz wurde
verwendet zu dem Aufbau des Salomonischen Tempels, dann zu
einer Brücke über den Teich Bethesda, über die der Christus Jesus
ging, und endlich wurde daraus auch das Holz zum Kreuze gezimmert.
Was bedeuten überhaupt die zwei Symbole, der Baum des
Lebens und der Baum der Erkenntnis? Was bedeutet ihre Verschlingung?
Was bedeutet der Baum, aus dem selbst das Kreuz noch
gemacht wird?
 
Daß Seth eintreten konnte in das Paradies, heißt nichts anderes, als
daß er zu einem Eingeweihten gemacht wurde, daß er in die Geheimnisse
eindringen konnte, die für die andern verschlossen waren. Und
nun fragen wir uns: Was bedeuten die Bäume, die er gesehen hat? -
Das ist das, was sich in jeder Menschennatur findet, was bei jedem
Einzelnen vorhanden ist.
 
Wodurch ist der Mensch ein Erkennender geworden? Das hängt
zusammen mit der Einatmung der Luft durch die Lungen, wo das
verbrauchte blaue Blut zum roten Blut verwandelt wird. Dadurch
konnte er den Odem Gottes in sich aufnehmen. Das ist seine Ich-
Werdung: unter dem Einströmen des Odems Gottes, wodurch der
Mensch eine erkennende Seele wurde. Ein wirklicher Baum ist im
Menschen eingegliedert, den Sie heute noch sehen können, wenn Sie
den Menschen erforschen: der Blutbaum, den Sie sehen können in
der Hauptschlagader und der sich über den ganzen Menschen verästelt.
Kein Wesen in der Welt kann ein erkennendes Wesen werden,
wenn es nicht wie der Mensch aus der Luft den Sauerstoff aufnehmen
kann, der notwendig ist, um rotes Blut zu bilden, so daß der Mensch
durch das rote Blut den Erkenntnisbaum in sich aufnehmen kann.
Der andere Baum der blauen Blutadern ist in bezug auf die Herrschaftsausübung
dem Menschen entrissen. Er enthält das verbrauchte
blaue Blut, das ein Todesstoff ist. Bevor der Mensch heruntergestiegen
ist aus dem Schöße der Gottheit, war das der Baum des Lebens.
Dadurch, daß der Mensch ein irdisches Wesen geworden ist, teilte er
sich in zwei Teile, in das rote und das blaue Blutgefäßsystem. Das
blaue Blut strömt hinauf zum Herzen und muß sich mit dem verbinden,
was die Pflanzen geben. Der Mensch atmet Kohlensäure aus; die
Pflanzen atmen Kohlensäure ein und atmen Sauerstoff aus. So ist das
menschliche Atmen, das sich in seiner eigentlichen Ichheit ausdrückt,
ein Verschlingen des roten und blauen Blutbaumes. Das ist aber nur
möglich, wenn der Mensch ein Werkzeug hat, und das ist die Pflanze,
ohne die der Mensch nicht leben könnte; das ist das, wodurch wir
den blauen mit dem roten Blutbaum verschlingen können.
 
[[Datei:Siegel 04 (Tafel X) AS.jpg|300px|thumb|Das vierte [[apokalyptische Siegel]].]]
 
Das ist die Alchemie der Menschennatur, daß der Mensch in der
Zukunft innerhalb seines eigenen Bewußtseins das leisten kann, was
heute die Pflanze für ihn tut. Was heute außerhalb des Menschen ist,
wird innerhalb seines physischen Leibes sich verschlingen, wenn er
die ganze Pflanzenwelt in sich aufgenommen hat, wenn er sein Bewußtsein
über die ganze Pflanzenwelt ausgedehnt hat. Das ist der
Zukunftszustand der Menschheit. Dann wird auch äußerlich in der
uns umgebenden Natur etwas ganz anderes dasein.
 
Mit uns ändert sich auch unser ganzer Kosmos. Frühere Zustände
kehren in einer höheren Stufe wieder. Es gab eine Zeit, wo Erde und
Sonne miteinander vereinigt waren. Da war der Mensch innerhalb
der Sonnennatur, aber es war der Zustand der Marsnatur, den der
Mensch verlassen hat, indem er in den physischen Leib eingetreten
ist, den er aber wieder erreichen wird. Damals waren der Baum des
Lebens und der Baum der Erkenntnis miteinander verschlungen;
damals bedurfte der Mensch keines äußeren Werkzeuges. Das wird
aber wieder in der Zukunft der Fall sein. Was die Menschheit dann
erreicht haben wird, wird immer angedeutet, indem man die Sonne
aufzeichnet und dann andeutet die höher entwickelte Erde mit der
höher entwickelten Menschennatur, und das, was den Menschen
dahin bringt, ist die Vereinigung seines roten und blauen Blutstromes
durch das erweiterte Bewußtsein. Das wird angedeutet mit zwei
metallenen Säulen - das sind die zwei Blutströme - , und die Sonne ist
das, was sein wird, wenn die . . . [Lücke in der Nachschrift.] Dann
wird der blaue Blutbaum nicht mehr ein Baum des Todes sein.
Diesen Zustand muß der Seher in den astralen Zeichen sehen.
 
Schildert der Apokalyptiker diesen Zustand, so muß er dies bildlich
andeuten: «Und ich sah einen andern starken Engel vom Himmel
herabkommen; der war mit einer Wolke bekleidet, und ein Regenbogen
auf seinem Haupt, und sein Antlitz wie die Sonne, und seine
Füße wie Feuerpfeiler.» {{Bibel|Offb|10|1|LUT}}" {{Lit|{{G|104a|55ff}}}}
</div>
 
{{GZ|Sie sehen also, daß es sich in dieser Legende um etwas handelt,
was mit der Entstehung und Entwickelung des Menschengeschlechts
zusammenhängt. Adams Sohn Seth soll jenen Sproß dem Baum des
Lebens entnommen haben, der dann drei Sprosse trieb. Diese drei
Sprosse symbolisieren die drei Prinzipien, die drei ewigen Mächte
der Natur, [[Atma]], [[Buddhi]], [[Manas]], die zusammengewachsen sind und
jene Dreiheit bilden, die die Grundlage von allem Werden und aller
Entwickelung ist. Sehr charakteristisch ist es, daß Seth, jener Sohn
Adams, der an die Stelle des von Kain getöteten Abel getreten ist,
diesen Sproß in die Erde einpflanzt.
 
Sie wissen, daß wir es einerseits zu tun haben mit der Kainsströmung
und andererseits mit der Strömung der Abel-Seth-Nachkommen.
Die Kainssöhne, die die äußere Welt bearbeiten, pflegen vorzüglich
die Wissenschaften, die Künste. Sie sind es, die aus der äußeren
Welt die Bausteine zu dem Tempel herbeitragen. Durch ihre
Kunst sollte der Tempel gebaut werden. Die Nachkommen aus dem
Geschlechte von Abel-Seth sind die sogenannten Gottessöhne, die das
eigentliche Spirituelle der Menschennatur pflegen. Diese beiden Strömungen
waren immer in einer Art Gegensatz. Auf der einen Seite
haben wir das weltliche Treiben der Menschen, das Ausgestalten jener
Wissenschaften, die der menschlichen Behaglichkeit oder dem äußeren
Leben überhaupt dienen; auf der anderen Seite stehen die Gottessöhne,
die sich mit der Ausgestaltung der höheren Attribute der
Menschen beschäftigen.
 
Wir müssen uns dabei klarmachen, daß diejenige Anschauung, aus
der die heilige Kreuzeslegende hervorgegangen ist, streng unterscheidet
zwischen dem, was durch Wissenschaft und Technik bloß äußeres
Bauen am Weltentempel ist, und dem, was als religiöse Durchtränkung,
als religiöser Einschlag für die Heiligung des ganzen Menschheitstempels
wirkt. Erst dadurch, daß dieser Menschheitstempel eine
höhere Aufgabe erhält, daß sozusagen das äußere Gebäude, das nur
einer bloßen Nützlichkeit dient, sich zum Ausdruck des Gotteshauses
gestaltet, wird das äußere Gebäude eine Umhüllung für das spirituelle
Innere, in dem die höheren Aufgaben der Menschheit gepflegt werden.
Erst dadurch, daß die Stärke zum Streben zur göttlichen Tugend,
daß die äußere Form zu der Schönheit, daß das Wort, das dem äußeren
Verkehr der Menschen dient, in den Dienst der göttlichen Weisheit
gestellt wird, also erst dadurch, daß das Weltliche zum Göttlichen
umgeformt wird, erreicht es seine Vollendung. Sind die drei
Tugenden Weisheit, Schönheit und Stärke die Hüllen des Göttlichen,
dann wird der Tempel der Menschheit vollendet sein. So stellte sich
die Anschauung, welche im Sinne dieser Legende wirkt, die Sache vor.|93|155f|157}}
 
{{GGZ|Der erste Versuch, der gemacht wurde, um die niedere Natur des
Menschen hinaufzuleiten zur höheren, war, wie wir gesehen haben,
der Salomonische Tempel. Das Fünfeck war als das große Symbol
am Eingang zu sehen, denn zum fünften Prinzip sollte der Mensch
streben, das heißt, die menschliche Natur sollte sich aus den niederen
Prinzipien zu dem Höheren hinaufentwickeln, sollte ihre einzelnen
Glieder veredeln.|93|162|164}}
 
Im Kreuzeszeichen [[symbol]]isiert sich die Summe der Kräfte, die gestaltend in den [[Natur]]reichen wirken. Der [[Mensch]] ist tatsächlich in gewissem Sinn die umgedrehte [[Pflanze]]; die Pflanze wird gestaltet durch die Kräfte, die von oben nach unten wirken, beim Menschen ist es umgekehrt. Die Kräfte, die das [[Tier]] gestalten, wirken hingegen in der horizontalen Richtung, und auch diese Kräfte nimmt der Mensch in sich auf. Dabei steigt er auf seinem [[Entwicklung]]sweg vom [[Schlafbewusstsein]] über das tierische [[Traumbewusstsein]] schließlich zum hellen [[Tagesbewusstsein]] auf, doch um den Preis, dass seine niedere, tierische Begierdennatur von nun an der einst keuschen Pflanzennatur einverwoben ist. Was die Pflanze an natürlicher, [[begierde]]freier Unschuld in sich trägt, muss sich der Mensch erst selbst erringen, indem er das Tier in sich bezwingt.
 
{{GZ|Der Mensch ist die umgekehrte Pflanze; sie hat die Geschlechtswerkzeuge
der Sonne zugekehrt, den Kopf nach unten. Beim Menschen
ist es genau umgekehrt: er trägt den Kopf nach oben, den
höheren Welten zugewandt, um den Geist aufzunehmen, die Geschlechtsorgane
hat er nach unten. Das Tier steht mitten darinnen,
steht zwischen Pflanze und Mensch. Es hat die halbe Wendung erst
gemacht und bildet so gewissermaßen einen Querriegel zu der Richtungslinie
von Pflanze und Mensch. Es trägt sein Rückgrat in horizontaler
Richtung, dadurch die Linie, die durch Pflanze und Mensch
gebildet wird, in Kreuzesform durchschneidend. Denken Sie sich das
Pflanzenreich nach unten wachsend, das Menschenreich nach oben und
das Tierreich so waagerecht wachsend, dann haben Sie aus Pflanzen-,
Tier- und Menschenreich das Kreuz gebildet.
 
[[Datei:GA93 164.gif|center|200px|Zeichnung aus GA 93, S. 164]]
 
Das ist das Kreuzsymbol.|93|164|166}}
 
{{GGZ|Beim Beginn unserer Menschwerdung war uns die Kraft des Lebens
mitgegeben. Das ist symbolisch ausgedrückt in der Legende damit,
daß Adams Sohn Seth von dem Baum des Lebens den Sproß nimmt,
den die Göttersöhne dann weiter kultivieren, jene dreifache Menschennatur,
die veredelt werden soll. Dann formt sich Moses seinen Stab
aus diesem Holz des Lebens. Dieser Mosesstab ist nichts anderes als
das äußere Gesetz. Was ist aber äußeres Gesetz?
 
Äußeres Gesetz ist vorhanden, wenn derjenige, der einen äußeren
Bau aufrichten soll, einen Plan hat - das sind die gesetzmäßigen Zusammenhänge
auf dem Papier -, und dann werden die äußeren Bausteine
seinem Plane gemäß behauen und aufeinandergefügt. Auch das,
was als Gesetz einem Staatenplan zugrunde liegt, ist äußeres Gesetz.
Die Menschen stehen unter dem Stabe des Moses. Auch der, der aus
Furcht oder aus Hoffnung auf Belohnung die Sittengesetze befolgt,
befolgt nur das äußere Gesetz. Aber auch derjenige befolgt nur das
äußere Gesetz, der die Wissenschaft nur in einer äußeren Weise betrachtet.
Denn was hat er anderes als äußere Gesetze! Alle Gesetze,
die wir in der Wissenschaft kennenlernen, sind solche äußeren Gesetze.
Durch diese können wir aber nicht jenen Übergang zu der höheren
Menschennatur finden, sondern nur das Gesetz des alten Bundes
befolgen, das ist der Stab des Moses. Aber ein Vorbild sollte dieses
äußere Gesetz sein für das innere Gesetz. Der Mensch soll lernen,
dem Gesetz im Inneren zu folgen. Es muß dieses innere Gesetz der
Impuls des Lebens werden beim Menschen, aus dem inneren Gesetz
heraus muß er lernen, das äußere Gesetz zu befolgen. Nicht der verwirklicht
das innere Gesetz, der einen Bauplan anfertigt, sondern der,
der aus innerlichem Impuls heraus den Tempel baut, so daß also die
Seele übergeht in die Zusammenfügung der Bausteine. Nicht der lebt
in dem inneren Gesetz, der den staatlichen Gesetzen nur folgt, sondern
der, dem sie Impuls seines Lebens sind, weil sie mit seiner Seele
verwachsen sind. Und nicht derjenige ist ein sittlicher Mensch, der
die Sittengebote aus Furcht oder wegen Belohnung befolgt, sondern
der, welcher sie befolgt, weil er sie liebt.
 
Solange die Menschen nicht reif waren, die Gesetze innerlich aufzunehmen,
solange in dem Gesetz der Stab des Moses vorhanden ist,
der die Menschen unter ein Joch zwang, so lange lag das Gesetz in
der Bundeslade. Bis dann das paulinische Prinzip, das Prinzip der
Gnade über die Menschen kam und er die Möglichkeit bekam, frei
zu werden vom Gesetz. Darin liegt die Tiefe der paulinischen Auffassung,
daß sie einen Unterschied macht zwischen Gesetz und Gnade.
Wenn das Gesetz von Liebe durchglüht ist, wenn sich die Liebe mit
dem Gesetz verbunden hat, dann ist es die Gnade. So ist der paulinische
Unterschied zwischen Gesetz und Gnade aufzufassen.
 
Nun können wir die Legende vom Kreuz auch noch weiter verfolgen.
Als Brücke zwischen zwei Ufern wird das Holz verwendet,
weil es als Pfeiler in den Salomonischen Tempel nicht taugte. Dies
war eine Vorbereitung. Die Bundeslade war im Tempel, aber das
fleischgewordene Wort war noch nicht da. Als Brücke über einen
Fluß wird das Kreuzesholz gelegt, aber erst die Königin von Saba
erkannte den Wert des Holzes für den Tempel, der im Bewußtsein
der ganzen Menschenseele leben soll. Nun wird dasselbe Holz verwendet,
um das Kreuz, an dem der Erlöser hängt, daraus zu zimmern.
Derjenige, der die beiden früheren Strömungen vereinigt, der die
weltliche und die spirituelle Strömung ineinanderlaufen läßt, der
Christus ist selbst vereint mit dem lebendigen Kreuz. Daher kann er
das Holz des Kreuzes tragen als etwas, was er auf seinen Rücken
nimmt, als etwas, was außer ihm lebt. Er ist selbst vereint mit dem
Holz der Brücke, daher kann er das tote Holz auf sich nehmen.
Der Mensch ist jetzt eingezogen in die höhere Natur. Früher lebte
er in der niederen Natur. Im Sinne des Christentums lebt er jetzt in
der höheren Natur und das Kreuz - die niedere Natur - trägt er wie
ein Fremdes weiter durch seine innere lebendige Kraft. Jetzt wird die
Religion lebendige Kraft in der Welt, jetzt hört das Leben in der äußeren
Natur auf, das Kreuz wird völlig Holz. Der äußere Leib wird
nun zum Vehikel der inneren lebendigen Kraft. Da vollzieht sich das
große Geheimnis: das Kreuz wird auf den Rücken genommen.|93|166f|168}}
 
In einer handschriftlichen Notiz (''Notizblatt Archivnummer 6954'') fasste [[Rudolf Steiner]] die Kreuzesholzlegende kurz so zusammen:
 
{{GZ|[[Adam]] hatte zwei Söhne
[[Kain]] &#61; den selbststrebenden Menschen
[[Abel]] &#61; den auf Offenbarung bauenden
 
Abel fiel durch Kains Tat. Das Erbe des Abel fiel dem [[Seth]] zu. Seth
gelangte bis zum Eingang des Paradieses. Dort wurde er durch den
Cherub mit dem Flammenschwert
 
<center>''nicht''</center>
 
zurückgehalten. Dies ist das Symbol dafür, daß Seth der Stammvater
der initiierten Priesterschaft war. Ihm gab nun der Cherub drei
Samenkörner (den höheren Menschen &#61; atma - budhi - manas).
Nachdem Adam gestorben war, legte Seth nach Anweisung des
Cherub die drei Körner in Adams Mund.
 
Der dreigeteilte Busch, der daraus hervorwuchs, hatte in sich die
Flammenschrift
 
<center>Ehjeh - ascher - Ehjeh (Ich-bin-Ich)</center>
 
[[Moses]] entnahm daraus den dreifachen Zweig, aus dem er seinen Stab
formte.
 
[[David]] pflanzte diesen Stab in die Erde auf dem Berge Zion. [[Salomon]]
nahm daraus das Holz, aus dem er die Eingangspforte des [[Salomonischer Tempel|Tempels]]
so machte


[[Datei:GA265_342.gif|center|200px|Zeichnung aus GA 265, S. 342]]
#[[Wikipedia:Karl Vorländer|Karl Vorländer]]: ''Geschichte der Philosophie''. Band 1, Leipzig 1919


Durchgehen konnte da nur der Reine.
== Einzelnachweise ==


Die Leviten in ihrem Unverstand versenkten diese drei Stücke in
<references />
den Teich Bethesda.
 
Zur Zeit Christi legten die Juden das Holz als Balken über den Bach
Kedron.
 
Darüber schritt [[Christus]] nach seiner nächtlichen Gefangennahme
am Ölberg.
 
Und daraus wurde dann auch das Kreuz gezimmert.|265|341f}}
 
 
Steiner betont auch den Zusammenhang mit dem [[Symbol]] des [[Rosenkreuz]]es:
 
<div style="margin-left:20px">
"In dem Zeichen des Rosenkreuzes
drückt sich ein Gedanke aus, der durch die ganze Weltenentwickelung
hindurchgeht. Wer das Ideal und das Symbol versteht,
kann ihn überall finden. Die alte Legende erzählt, wie Kain den Zugang
zum Paradies suchte. Nicht er, sondern Seth wurde hineingelassen.
Seth findet dort die beiden ineinander verschlungenen
Bäume der Erkenntnis und des Lebens. Er nimmt davon drei Samenkörner
und legt sie dem sterbenden Adam auf die Zunge. Ein
Baum wächst hervor. Das ist derselbe Baum, an welchem Moses die
Flammenbildung wahrnimmt und das Wort hört: «Ich bin, der da
war, der da ist und der da sein wird.» Von diesem Baum wird der
Stab des Moses genommen. Aus seinem Holz ist die Pforte des salomonischen
Tempels, die Brücke, über die Christus schritt, als er
zum Ölberg ging, und schließlich das Kreuz von Golgatha. Die
Gralsanschauung hat hinzugefügt: Als das Holz trocken und zum
Kreuz geworden war, da trieb es lebendige Sprossen als Unterpfand
des ewigen Lebens. Dieses sah der Gralsschüler in der Gestalt der
Rosen. Hier reichen sich Vergangenheit und Zukunft die Hand." {{Lit|{{G|97|342}}}}
</div>
 
== Literatur ==


#Jacobus de Voragine: ''Die Legenda aurea. Aus dem Lateinischen übersetzt von Richard Benz.'', Verlag Lambert Schneider, Gerlingen 1993
{{Normdaten|TYP=p|GND=118633015|LCCN=n/79/81704|NDL=00621226|VIAF=262145669298005170004}}
#Rudolf Steiner: ''Die Tempellegende und die Goldene Legende'', [[GA 93]] (1991)
#Rudolf Steiner: ''Das christliche Mysterium'', [[GA 97]] (1998), ISBN 3-7274-0970-3 {{Vorträge|097}}
#Rudolf Steiner: ''Aus der Bilderschrift der Apokalypse des Johannes'', [[GA 104a]] (1991), ISBN 3-7274-1045-0 {{Vorträge|104a}}
#Rudolf Steiner: ''Zur Geschichte und aus den Inhalten der erkenntniskultischen Abteilung der Esoterischen Schule von 1904 bis 1914'', [[GA 265]] (1987), ISBN 3-7274-2650-0 {{Vorträge|265}}


{{GA}}
{{SORTIERUNG:Wilhelm von Ockham}}
[[Kategorie:Philosoph (Mittelalter)]]
[[Kategorie:Wissenschaftstheoretiker]]
[[Kategorie:Scholastiker]]
[[Kategorie:Christlicher Theologe]]
[[Kategorie:Franziskaner]]
[[Kategorie:Autor (Philosophie)]]
[[Kategorie:Engländer]]
[[Kategorie:Geboren im 13. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Gestorben 1347]]
[[Kategorie:Mann]]


[[Kategorie:Legende]]
{{Wikipedia}}

Version vom 11. November 2018, 00:00 Uhr

Wilhelm von Ockham auf einem Kirchenfenster in Surrey

Wilhelm von Ockham (eng. William of Ockham oder Occam; * um 1288 in Ockham in der Grafschaft Surrey, England; † 9. April 1347 in München) war ein spätscholastischer franziskanischer Theologe und Philosoph und gilt als Erneuerer und einer der Hauptvertreter des Nominalismus.

Ockham betonte implizit in seinen Schriften immer wieder das Parsimonitätsprinzip („Sparsamkeitsprinzip“), das später unter der Bezeichnung Ockhams Rasiermesser bekannt wurde und bis heute das wissenschaftliche Denken prägt. Zur Erklärung eines Sachverhalts dürfen demnach nicht mehr Hypothesen herangezogen werden als unbedingt nötig seien - alle darüber hinausgehenden Annahmen werden gleichsam „mit dem Rasiermesser abgeschnitten“. In der klassischen Formulierung des Philosophen Johannes Clauberg (1622–1665) lautet dieses Prinzip: „Entitäten dürfen nicht über das Notwendige hinaus vermehrt werden.“[1]

„Als wichtigste philosophische Tat Ockhams wird in der Regel seine Erneuerung des Nominalismus bezeichnet. Im Gegensatz zu dem gemäßigten Realismus, den die Hauptführer der Scholastik (Anselm, Thomas, Scotus) vertreten hatten, lehrt er, entgegen diesen »Platonikern« an den »echten Aristoteles« sich anschließend: Nur die Einzeldinge sind das Wirkliche. Die allgemeinen Begriffe existieren nur im denkenden Geiste, d.h. objective, nicht substantiell oder subjective[2]. Unsere Begriffe sind keine wirklichen Abbilder der Dinge, sondern nur Zeichen (termini) für dieselben (der Nominalismus wird daher neuerdings oft auch als Terminismus bezeichnet), deren Behandlung der Logik, Ockhams Lieblingswissenschaft, zufällt. Es gibt kein Ding, z.B. keinen Menschen »an sich«; das wäre eine unnütze »Vervielfachung des Seienden«, entgegen dem Grundsatz unseres Scholastikers: entia praeter necessitatem non sunt multiplicanda. Der Satz »der Mensch ist sterblich« bedeutet nichts anderes als: alle einzelnen Menschen sind sterblich.“ (Lit.: Vorländer, S. 278f [1])

Siehe auch

Literatur

  1. Karl Vorländer: Geschichte der Philosophie. Band 1, Leipzig 1919

Einzelnachweise

  1. „Entia non sunt multiplicanda sine [oder: praeter] necessitate.“ (Johannes Clauberg: Logica vetus et nova (1654), S. 320)
  2. Die beiden Termini »objektiv« und »subjektiv«, die so viel Verwirrung in der Geschichte der Philosophie angerichtet haben, hätten also bei ihrem ersten Gebrauche gerade die umgekehrte Bedeutung wie heute.


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