Fritz Lemmermayer und Wilhelm von Ockham: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Fritz Lemmermayer.jpg|thumb|Fritz Lemmermayer (1857-1932)]]
[[Datei:William of Ockham.png|mini|Wilhelm von Ockham auf einem Kirchenfenster in [[Wikipedia:Surrey|Surrey]]]]
[[Datei:Fritz Lemmermayer 01.jpg|thumb|]]
'''Fritz Lemmermayer''' (* [[Wikipedia:26. März|26. März]] [[Wikipedia:1857|1857]] in [[Wikipedia:Wien|Wien]]; † [[Wikipedia:11. September|11. September]] [[Wikipedia:1932|1932]] in Wien) war [[Wikipedia:Schriftsteller|Schriftsteller]], [[Wikipedia:Journalist|Journalist]] und engster Jugendfreund [[Rudolf Steiner]]s in Wien. Später fand er auch, als einziger von Steiners Jugendfreunden, zur [[Anthroposophie]].


== Leben ==
'''Wilhelm von Ockham''' ({{EnS|}} ''William of Ockham'' oder ''Occam''; * um [[Wikipedia:1288|1288]] in [[WikipediaEN:Ockham, Surrey|Ockham]] in der Grafschaft [[Wikipedia:Surrey|Surrey]], [[Wikipedia:England|England]]; † [[Wikipedia:9. April|9. April]] [[Wikipedia:1347|1347]] in [[Wikipedia:München|München]]) war ein [[Spätscholastik|spätscholastischer]] [[Wikipedia:Franziskanische Orden|franziskanischer]] [[Theologe]] und [[Philosoph]] und gilt als Erneuerer und einer der Hauptvertreter des [[Nominalismus]].


Fritz Lemmermayer wurde als Sohn von Carl und Anna Lemmermayer geboren. Sein Vater war Porträtmaler, seine Mutter Pianistin. Zu ihr und zu seiner Schwester Marie hatte der scheue Knabe ein besonders inniges Verhältnis. Als Fritz acht Jahre alt war, starb der Vater und die Mutter musste nun unter schwierigen Verhältnissen für den Unterhalt von vier unmündigen Kindern sorgen und schon früh musste Fritz mitverdienen helfen.
Ockham betonte implizit in seinen Schriften immer wieder das [[Parsimonitätsprinzip]] („Sparsamkeitsprinzip“), das später unter der Bezeichnung [[Ockhams Rasiermesser]] bekannt wurde und bis heute das [[wissenschaft]]liche Denken prägt. Zur Erklärung eines [[Sachverhalt]]s dürfen demnach nicht mehr [[Hypothese]]n herangezogen werden als unbedingt nötig seien - alle darüber hinausgehenden Annahmen werden gleichsam „mit dem Rasiermesser abgeschnitten“. In der klassischen Formulierung des Philosophen [[Wikipedia:Johannes Clauberg|Johannes Clauberg]] (1622–1665) lautet dieses Prinzip: „[[Entität]]en dürfen nicht über das Notwendige hinaus vermehrt werden.“<ref>„Entia non sunt multiplicanda sine'' [oder: ''praeter''] ''necessitate.“ (Johannes Clauberg: ''Logica vetus et nova'' (1654), S. 320)</ref>


Fritz besuchte die Mittelschule und begann nach abgelegter Reifeprüfung für kurze Zeit ein technisches und
{{LZ|Als wichtigste philosophische Tat Ockhams wird in der Regel seine Erneuerung des Nominalismus bezeichnet. Im Gegensatz zu dem gemäßigten Realismus, den die Hauptführer der Scholastik (Anselm, Thomas, Scotus) vertreten hatten, lehrt er, entgegen diesen »Platonikern« an den »echten Aristoteles« sich anschließend: Nur die Einzeldinge sind das Wirkliche. Die allgemeinen Begriffe existieren nur im denkenden Geiste, d.h. objective, nicht substantiell oder subjective<ref>Die beiden Termini »objektiv« und »subjektiv«, die so viel Verwirrung in der Geschichte der Philosophie angerichtet haben, hätten also bei ihrem ersten Gebrauche gerade die umgekehrte Bedeutung wie heute.</ref>. Unsere Begriffe sind keine wirklichen Abbilder der Dinge, sondern nur Zeichen (termini) für dieselben (der Nominalismus wird daher neuerdings oft auch als Terminismus bezeichnet), deren Behandlung der Logik, Ockhams Lieblingswissenschaft, zufällt. Es gibt kein Ding, z.B. keinen Menschen »an sich«; das wäre eine unnütze »Vervielfachung des Seienden«, entgegen dem Grundsatz unseres Scholastikers: entia praeter necessitatem non sunt multiplicanda. Der Satz »der Mensch ist sterblich« bedeutet nichts anderes als: alle einzelnen Menschen sind sterblich.|Vorländer, S. 278f [http://www.zeno.org/Philosophie/M/Vorl%C3%A4nder,+Karl/Geschichte+der+Philosophie/Die+Philosophie+des+Mittelalters/Zweiter+Abschnitt.+Die+Scholastik/Kapitel+V.+Ausgang+der+Scholastik.+Bl%C3%BCte+der+deutschen+Mystik/%C2%A7+68.+Erneuerung+des+Nominalismus+im+14.+und+15.+Jahrhundert%3A+Wilhelm+von+Ockham+und+seine+Nachfolger]}}
handelswissenschaftliches Studium. Ab [[Wikipedia:1876|1876]] studierte er dann Philosophie, Geschichte und Literatur und entdeckte seine Liebe zur Dichtkunst und schrieb schon bald für die verschiedensten Journale. Zu seinem großen Freundeskreis zählten auch die Dichter [[Wikipedia:Robert Hamerling|Robert Hamerling]] und [[Johann Kleinfercher|Fercher von Steinwand]]. Vor allem aber war Fritz auch ein glühender Verehrer von [[Wikipedia:Friedrich Hebbel|Friedrich Hebbel]] und [[Wikipedia:Richard Wagner|Richard Wagner]], in dessen Haus er regelmäßig verkehrte. Sein anfänglicher Hang zur pessimistischen Philosophie [[Wikipedia:Arthur Schopenhauer|Schopenhauers]] wich bald dem unverbrüchlichen Glauben an die heilbringenden Kräfte der [[Liebe]]. Als leidenschaftlicher Anti-Materialist wollte er sein Leben der Schaffung und Pflege geistiger Werte widmen.


[[Wikipedia:1883|1883]] vollendete Fritz Lemmermayer seinen Roman "Der Alchemist", seine bedeutenste literarische Leistung zu der auch Hamerling sehr anerkennende Worte fand. [[Wikipedia:1884|1884]] starb seine geliebte Schwester Marie, die mit dem Musiker Carl Udel, einem Vertrauten des Kronprinzen Rudolf, verheiratet gewesen war, wodurch Lemmermayer vieles aus dem Leben des Kronprinzen aus unmittelbarer Nähe erfahren hatte. [[Wikipedia:1886|1886]] starb auch Lemmermayers Mutter.
== Siehe auch ==


Rudolf Steiner lernte Lemmermayer im selben Jahr [[Wikipedia:1886|1886]] im Kreis der Dichterin [[Marie Eugenie delle Grazie]] kennen. Ein ausgedehnter Briefwechsel bezeugt die enge Freundschaft, die zwischen den beiden entstand. In «[[Mein Lebensgang]]» berichtet Steiner:
* {{WikipediaDE|Wilhelm von Ockham}}


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== Literatur ==
"Fritz Lemmermayer, mit dem ich später
eng befreundet wurde, lernte ich an den delle Grazie-
Nachmittagen kennen. Ein ganz merkwürdiger Mensch.
Er sprach alles, wofür er sich interessierte, mit innerlich
gemessener Würde. In seinem Äußeren war er ebenso
dem Musiker Rubinstein wie dem Schauspieler Lewinsky
ähnlich. Mit Hebbel trieb er fast einen Kultus. Er hatte
über Kunst und Leben bestimmte, aus dem klugen Herzenskennen
geborene Anschauungen, die außerordentlich
fest in ihm saßen. Er hat den interessanten, tiefgründigen
Roman «Der Alchymist» geschrieben und manches
Schöne und auch Gedankentiefe. Er wußte die kleinsten
Dinge des Lebens in den Gesichtspunkt des Wichtigen
zu rücken. Ich denke, wie ich ihn einmal in seinem lieben
Stübchen in einer Seitengasse in Wien mit anderen
Freunden besuchte. Er hatte sich eben selbst seine Mahlzeit
bereitet: zwei kernweiche Eier auf einem Schnellsieder;
dazu Brot. Mit Emphase sprach er, während das
Wasser wallte, uns die Eier zu sieden: «Das wird köstlich
sein.»" {{Lit|{{G|028|141f}}}}
</div>
 
[[Wikipedia:1887|1887]] arbeitete Fritz Lemmermayer in [[Wikipedia:Genua|Genua]] an der Sammlung und Herausgabe von Hebbels Briefen mit. Wenn Lemmermayers frühe Dichtungen und Prosaschriften vielfach auch nur epigonenhafte Züge trugen, so zeichnete ihn ganz besonders sein tiefes Einfühlungsvermögen in die Werke anderer aus. Die reiferen Gedichte seiner Spätzeit sind denen der großen österreichischen Lyriker des [[Wikipedia:19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]]s, wie beispielsweise [[Wikipedia:Nikolaus Lenau|Nikolaus Lenau]]s, aber durchaus ebenbürtig. Als Mitarbeiter der "Wiener Literatur Zeitung" fand er besonders durch seine Kritiken und Essays großes Ansehen.
 
[[Wikipedia:1891|1891]] wurde Lemmermayer Vizepräsident des Schrifstellerbundes [[Wikipedia:Iduna (Vereinigung)|Iduna]], benannt nach [[Iduna]], der nordischen Göttin der [[Jugend]] und [[Unsterblichkeit]], der als Gegengewicht gegen die Strömungen des [[Wikipedia:Naturalismus (Literatur)|Naturalismus]] und insbesondere gegen die von [[Wikipedia:Hermann Bahr|Hermann Bahr]] angeführte Gruppe [[Wikipedia:Jung-Wien (Literatur)|Jung-Wien]] gegründet worden war. Ehrenpräsident des Bundes war [[Johann Kleinfercher|Fercher von Steinwand]] und [[Wikipedia:Auguste Hyrtl|Auguste Hyrtl]], die Gattin des weltbekannten Anatomen [[Wikipedia:Josef Hyrtl|Josef Hyrtl]]s, der dem materialistischen Fortschrittsglauben kritisch gegenüberstand, Vorstandsmitglied dieses Kreises.


Fritz Lemmermayer starb am [[Wikipedia:11. September|11. September]] [[Wikipedia:1932|1932]] in [[Wikipedia:Wien|Wien]].
#[[Wikipedia:Karl Vorländer|Karl Vorländer]]: ''Geschichte der Philosophie''. Band 1, Leipzig 1919


== Werke ==
== Einzelnachweise ==
 
* ''Der Alchimist'' (Roman), 1884
* ''Im Labyrinth des Lebens'' (Gedichte), 1892
* ''Simson und Delila'' (Tragödie), 1893
* ''Belladonna'' (Roman), 1895
* ''Haschisch'' (Orientalische Erzählungen), 1898
* ''Das öde Haus. Armut und Übermut'' (2 Erzählungen), 1900
* ''Novellen und Novelletten'', 1903, 2. Aufl. 1909;
* ''Leiden eines deutschen Fürsten. Herzog Elmar von Oldenburg'' (Biographische Skizze), 1905
* ''Gedichte'', 1928
* ''Erinnerungen an Rudolf Steiner, an Robert Hamerling und an einige Persönlichkeiten des österreichischen Geisteslebens der 80er Jahre'', Stuttgart 1929
 
;als Herausgeber
* ''Die deutsche Lyrik der Gegenwart'' (Anthologie), 1884;
* ''Neue Hebbel-Dokumente'', gemeinsam mit D. v. Kralik, 1913
 
== Literatur ==


#Rudolf Steiner: ''Mein Lebensgang'', [[GA 28]] (2000), ISBN 3-7274-0280-6; '''Tb 636''', ISBN 978-3-7274-6361-7 {{Schriften|028}}
<references />


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[[Kategorie:Biographie]]
[[Kategorie:Philosoph (Mittelalter)]]
[[Kategorie:Schriftsteller]]
[[Kategorie:Wissenschaftstheoretiker]]
[[Kategorie:Journalist]]
[[Kategorie:Scholastiker]]
[[Kategorie:Anthroposoph]]
[[Kategorie:Christlicher Theologe]]
[[kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Franziskaner]]
[[Kategorie:Autor (Philosophie)]]
[[Kategorie:Engländer]]
[[Kategorie:Geboren im 13. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Gestorben 1347]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Personendaten
{{Wikipedia}}
|NAME=Lemmermayer, Fritz
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=österreichischer Schriftsteller, Journalist und Anthroposoph
|GEBURTSDATUM=26. März 1857
|GEBURTSORT=Wien
|STERBEDATUM=11. September 1932
|STERBEORT=Wien
}}

Version vom 11. November 2018, 00:00 Uhr

Wilhelm von Ockham auf einem Kirchenfenster in Surrey

Wilhelm von Ockham (eng. William of Ockham oder Occam; * um 1288 in Ockham in der Grafschaft Surrey, England; † 9. April 1347 in München) war ein spätscholastischer franziskanischer Theologe und Philosoph und gilt als Erneuerer und einer der Hauptvertreter des Nominalismus.

Ockham betonte implizit in seinen Schriften immer wieder das Parsimonitätsprinzip („Sparsamkeitsprinzip“), das später unter der Bezeichnung Ockhams Rasiermesser bekannt wurde und bis heute das wissenschaftliche Denken prägt. Zur Erklärung eines Sachverhalts dürfen demnach nicht mehr Hypothesen herangezogen werden als unbedingt nötig seien - alle darüber hinausgehenden Annahmen werden gleichsam „mit dem Rasiermesser abgeschnitten“. In der klassischen Formulierung des Philosophen Johannes Clauberg (1622–1665) lautet dieses Prinzip: „Entitäten dürfen nicht über das Notwendige hinaus vermehrt werden.“[1]

„Als wichtigste philosophische Tat Ockhams wird in der Regel seine Erneuerung des Nominalismus bezeichnet. Im Gegensatz zu dem gemäßigten Realismus, den die Hauptführer der Scholastik (Anselm, Thomas, Scotus) vertreten hatten, lehrt er, entgegen diesen »Platonikern« an den »echten Aristoteles« sich anschließend: Nur die Einzeldinge sind das Wirkliche. Die allgemeinen Begriffe existieren nur im denkenden Geiste, d.h. objective, nicht substantiell oder subjective[2]. Unsere Begriffe sind keine wirklichen Abbilder der Dinge, sondern nur Zeichen (termini) für dieselben (der Nominalismus wird daher neuerdings oft auch als Terminismus bezeichnet), deren Behandlung der Logik, Ockhams Lieblingswissenschaft, zufällt. Es gibt kein Ding, z.B. keinen Menschen »an sich«; das wäre eine unnütze »Vervielfachung des Seienden«, entgegen dem Grundsatz unseres Scholastikers: entia praeter necessitatem non sunt multiplicanda. Der Satz »der Mensch ist sterblich« bedeutet nichts anderes als: alle einzelnen Menschen sind sterblich.“ (Lit.: Vorländer, S. 278f [1])

Siehe auch

Literatur

  1. Karl Vorländer: Geschichte der Philosophie. Band 1, Leipzig 1919

Einzelnachweise

  1. „Entia non sunt multiplicanda sine [oder: praeter] necessitate.“ (Johannes Clauberg: Logica vetus et nova (1654), S. 320)
  2. Die beiden Termini »objektiv« und »subjektiv«, die so viel Verwirrung in der Geschichte der Philosophie angerichtet haben, hätten also bei ihrem ersten Gebrauche gerade die umgekehrte Bedeutung wie heute.


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