Kreuzesholzlegende und Fritz Lemmermayer: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Rosenkreuzoval.gif|thumb|200px|[[Rosenkreuz]] mit [[7]] [[rot]]en [[Rosen]]]]
[[Datei:Fritz Lemmermayer.jpg|thumb|Fritz Lemmermayer (1857-1932)]]
[[Datei:Fritz Lemmermayer 01.jpg|thumb|]]
'''Fritz Lemmermayer''' (* [[Wikipedia:26. März|26. März]] [[Wikipedia:1857|1857]] in [[Wikipedia:Wien|Wien]]; † [[Wikipedia:11. September|11. September]] [[Wikipedia:1932|1932]] in Wien) war [[Wikipedia:Schriftsteller|Schriftsteller]], [[Wikipedia:Journalist|Journalist]] und engster Jugendfreund [[Rudolf Steiner]]s in Wien. Später fand er auch, als einziger von Steiners Jugendfreunden, zur [[Anthroposophie]].


Die '''Kreuzesholzlegende''', von der in dem [[apokryphen]] [[Nikodemus-Evangelium]] ([[Acta Pilati]]) im Rahmen der [[Höllenfahrt Christi]] berichtet wird und die dann auch in der [[Legenda aurea]] des [[Wikipedia:Jacobus de Voragine|Jacobus de Voragine]] (um 1230–1298) überliefert ist, und von [[Rudolf Steiner]] später einfach als die «'''Goldene Legende'''» bezeichnet wurde, war sehr bedeutsam für die [[christlich]]e [[Esoterik]]. [[Seth]], nach [[Kain]] und [[Abel]] der dritte Sohn von [[Adam und Eva]], spielt darin eine wichtige Rolle.
== Leben ==


{{Zitat|III (XIX). Als Johannes [→ [[Johannes der Täufer]]] nun die Toten in der Unterwelt so belehrte,
Fritz Lemmermayer wurde als Sohn von Carl und Anna Lemmermayer geboren. Sein Vater war Porträtmaler, seine Mutter Pianistin. Zu ihr und zu seiner Schwester Marie hatte der scheue Knabe ein besonders inniges Verhältnis. Als Fritz acht Jahre alt war, starb der Vater und die Mutter musste nun unter schwierigen Verhältnissen für den Unterhalt von vier unmündigen Kindern sorgen und schon früh musste Fritz mitverdienen helfen.
da hörte das auch der Erstgeschaffene, der Urvater Adam, und er sprach zu seinem Sohne Seth:
Mein Sohn, ich wünsche, daß du den Vorvätern des Menschengeschlechts und den Propheten erzählst,
wohin ich dich entsandte, als ich in eine tödliche Krankheit verfiel.
Darauf sprach Seth: Propheten und Patriarchen höret!
Mein Vater Adam, der Erstgeschaffene,
entsandte mich, als er auf den Tod krank wurde, ganz in die Nähe des Tores zum Paradiese.
Ich sollte an Gott die Bitte richten,
er möchte mich doch durch einen Engel zum Baum des Erbarmens führen lassen,
damit ich Öl nähme und meinen Vater damit salbte und er so von der Krankheit aufstünde.
Das tat ich denn auch.
Und im Anschluß an mein Gebet kam ein Engel des Herrn und fragte mich:
Was wünschest du, Seth?
Wünschest du wegen der Krankheit deines Vaters das Öl, das die Kranken gesund macht
oder den Baum, dem solches Öl entfließt?
Beides kannst du jetzt nicht bekommen.
Geh also und sage deinem Vater, daß nach Verlauf von 5500 Jahren seit der Erschaffung der Welt
der menschgewordene eingeborene Sohn Gottes unter die Erde steigen wird.
Der wird ihn mit solchem Öl salben.
Und er wird auferstehen und ihn und seine Nachkommen mit Wasser und heiligem Geiste taufen.
Und dann wird er von jeglicher Krankheit geheilt werden.
Jetzt aber ist das unmöglich.
Als die Patriarchen und Propheten das hörten, freuten sie sich sehr.|Nikodemus-Evangelium}}


In der [[Legenda aurea]] liest man:
Fritz besuchte die Mittelschule und begann nach abgelegter Reifeprüfung für kurze Zeit ein technisches und
handelswissenschaftliches Studium. Ab [[Wikipedia:1876|1876]] studierte er dann Philosophie, Geschichte und Literatur und entdeckte seine Liebe zur Dichtkunst und schrieb schon bald für die verschiedensten Journale. Zu seinem großen Freundeskreis zählten auch die Dichter [[Wikipedia:Robert Hamerling|Robert Hamerling]] und [[Johann Kleinfercher|Fercher von Steinwand]]. Vor allem aber war Fritz auch ein glühender Verehrer von [[Wikipedia:Friedrich Hebbel|Friedrich Hebbel]] und [[Wikipedia:Richard Wagner|Richard Wagner]], in dessen Haus er regelmäßig verkehrte. Sein anfänglicher Hang zur pessimistischen Philosophie [[Wikipedia:Arthur Schopenhauer|Schopenhauers]] wich bald dem unverbrüchlichen Glauben an die heilbringenden Kräfte der [[Liebe]]. Als leidenschaftlicher Anti-Materialist wollte er sein Leben der Schaffung und Pflege geistiger Werte widmen.


<div style="margin-left:20px">
[[Wikipedia:1883|1883]] vollendete Fritz Lemmermayer seinen Roman "Der Alchemist", seine bedeutenste literarische Leistung zu der auch Hamerling sehr anerkennende Worte fand. [[Wikipedia:1884|1884]] starb seine geliebte Schwester Marie, die mit dem Musiker Carl Udel, einem Vertrauten des Kronprinzen Rudolf, verheiratet gewesen war, wodurch Lemmermayer vieles aus dem Leben des Kronprinzen aus unmittelbarer Nähe erfahren hatte. [[Wikipedia:1886|1886]] starb auch Lemmermayers Mutter.
"Als Adam krank war, ging sein Sohn Seth an das Tor des irdischen Para­dieses und begehrte Öl vom Baume des Mitleidens, daß er den Leib seines Vaters Adam damit salbe und ihn gesund mache. Da erschien ihm der Erzengel Michael und sprach: ‹Trachte nicht das Öl vom Baum des Mitleidens zu erhalten und weine nicht darum, denn das mag dir nicht werden ehe denn vergangen sind fünftausend und fünfhundert Jahr.› Doch glaubt man, daß von Adam bis zu Christi Leiden nicht mehr denn fünftausend­einhundertneunundneunzig Jahre seien verflossen. Man liest auch, daß der Engel dem Seth ein Zweiglein gab und ihm gebot, daß er es pflanze auf dem Berg Libanon. In einer griechischen Geschichte, die aber apokryph ist, fin­det man, daß der Engel dem Seth von dem Holze gab, daran Adam gesün­digt hatte, und sprach: ‹Wann dieser Zweig Frucht bringt, so soll dein Vater gesund werden.› Da nun Seth heim kam, war sein Vater schon ge­storben; da pflanzte er den Zweig auf sein Grab, und der Zweig wuchs und ward ein großer Baum, und dauerte bis zu Salomonis Zeiten. Ob dieses aber wahr sei oder nicht, lassen wir bei des Lesers Urteil, denn in keiner be­währten Historie oder Chronik finden wir es geschrieben. Da nun Salomo ansah, wie schön der Baum war, ließ er ihn abhauen und gab ihn zum Bau des Waldhauses. Doch fügte sich das Holz an keine Statt des Hauses, wie uns Johannes Beleth schreibt, denn es war allezeit zu lang oder zu kurz; denn so man es nach richtigem Maß hatte gekürzt für eine Statt, so war es dann also kurz, daß es sich nimmer darein fügete. Darob ergrimmten die Bauleute und verwarfen das Holz; und legten es über einen See, daß es ein Steg sei denen, die hinüber wollten. Da aber die Königin von Saba von Salomonis Weisheit hatte gehört und zu ihm wollte fahren über den See, da sah sie im Geist, daß der Welt Heiland dereinst an diesem Holze sollte han­gen; darum wollte sie über das Holz nicht gehen, sondern kniete nieder und betete es an. In der Historia Scholastica aber heißt es, daß die Königin von Saba das Holz in dem Waldhause sah, und da sie wieder heimkehrte in ihr Land, entbot sie dem Salomo, daß an jenem Holze einer hangen würde, durch des Tod der Juden Reich sollte verderbt werden. Darum nahm Salomo das Holz und ließ es tief in den Schoß der Erde vergraben. Über derselben Statt ward nach langer Zeit der Schafteich gemacht, darin die Nathinäer die Opfertiere wuschen; und also geschah die Bewegung des Wassers und die Heilung der Kranken nicht allein durch die Ankunft des Engels, sondern auch durch die Kraft des Holzes. Da nun nahete das Leiden Christi, da schwamm das Holz empor; als das die Juden sahen, nahmen sie es und bereiteten davon das Kreuz des Herrn." {{Lit|''Legenda aurea'', S 349f}}
</div>


Den Inhalt und die [[okkult]]e Bedeutung der Goldenen Legende erläutert Steiner so:
Rudolf Steiner lernte Lemmermayer im selben Jahr [[Wikipedia:1886|1886]] im Kreis der Dichterin [[Marie Eugenie delle Grazie]] kennen. Ein ausgedehnter Briefwechsel bezeugt die enge Freundschaft, die zwischen den beiden entstand. In «[[Mein Lebensgang]]» berichtet Steiner:


<div style="margin-left:20px">
<div style="margin-left:20px">
"Da wird uns erzählt, daß Seth in der Lage war, nach dem Paradies
"Fritz Lemmermayer, mit dem ich später
hinzuwandern, daß er von dem Cherub mit dem wirbelnden Schwert
eng befreundet wurde, lernte ich an den delle Grazie-
vorbeigelassen wurde und in das Paradies eintrat. Dort erlebte er eine
Nachmittagen kennen. Ein ganz merkwürdiger Mensch.
Erscheinung, daß die zwei Bäume - der [[Baum des Lebens]] und der
Er sprach alles, wofür er sich interessierte, mit innerlich
[[Baum der Erkenntnis]] - mit ihren Kronen zusammengewachsen waren.
gemessener Würde. In seinem Äußeren war er ebenso
Von diesem zusammengewachsenen Baum nahm Seth ein Samenkorn,
dem Musiker Rubinstein wie dem Schauspieler Lewinsky
und dies legte er seinem Vater Adam, als er gestorben war,
ähnlich. Mit Hebbel trieb er fast einen Kultus. Er hatte
in den Mund; daraus wuchs ein Baum heraus, der drei Stämme hatte,
über Kunst und Leben bestimmte, aus dem klugen Herzenskennen
und die drei Stämme lieferten das Holz zu verschiedenem. Besonders
geborene Anschauungen, die außerordentlich
wichtig aber ist, daß Seth sehen konnte, wie sich in den Zweigen eine
fest in ihm saßen. Er hat den interessanten, tiefgründigen
Art von Flammenschrift bildete; da standen die Worte: «Ejeh,
Roman «Der Alchymist» geschrieben und manches
Ascher, Ejeh», die da heißen: «Ich bin, der da war, der da ist, der da
Schöne und auch Gedankentiefe. Er wußte die kleinsten
sein wird.» Das Holz dieses Baumes wurde dann verwendet zu dem
Dinge des Lebens in den Gesichtspunkt des Wichtigen
Stab, mit dem Moses seine Wundertaten verrichtete, das Holz wurde
zu rücken. Ich denke, wie ich ihn einmal in seinem lieben
verwendet zu dem Aufbau des Salomonischen Tempels, dann zu
Stübchen in einer Seitengasse in Wien mit anderen
einer Brücke über den Teich Bethesda, über die der Christus Jesus
Freunden besuchte. Er hatte sich eben selbst seine Mahlzeit
ging, und endlich wurde daraus auch das Holz zum Kreuze gezimmert.
bereitet: zwei kernweiche Eier auf einem Schnellsieder;
Was bedeuten überhaupt die zwei Symbole, der Baum des
dazu Brot. Mit Emphase sprach er, während das
Lebens und der Baum der Erkenntnis? Was bedeutet ihre Verschlingung?
Wasser wallte, uns die Eier zu sieden: «Das wird köstlich
Was bedeutet der Baum, aus dem selbst das Kreuz noch
sein.»" {{Lit|{{G|028|141f}}}}
gemacht wird?
 
Daß Seth eintreten konnte in das Paradies, heißt nichts anderes, als
daß er zu einem Eingeweihten gemacht wurde, daß er in die Geheimnisse
eindringen konnte, die für die andern verschlossen waren. Und
nun fragen wir uns: Was bedeuten die Bäume, die er gesehen hat? -
Das ist das, was sich in jeder Menschennatur findet, was bei jedem
Einzelnen vorhanden ist.
 
Wodurch ist der Mensch ein Erkennender geworden? Das hängt
zusammen mit der Einatmung der Luft durch die Lungen, wo das
verbrauchte blaue Blut zum roten Blut verwandelt wird. Dadurch
konnte er den Odem Gottes in sich aufnehmen. Das ist seine Ich-
Werdung: unter dem Einströmen des Odems Gottes, wodurch der
Mensch eine erkennende Seele wurde. Ein wirklicher Baum ist im
Menschen eingegliedert, den Sie heute noch sehen können, wenn Sie
den Menschen erforschen: der Blutbaum, den Sie sehen können in
der Hauptschlagader und der sich über den ganzen Menschen verästelt.
Kein Wesen in der Welt kann ein erkennendes Wesen werden,
wenn es nicht wie der Mensch aus der Luft den Sauerstoff aufnehmen
kann, der notwendig ist, um rotes Blut zu bilden, so daß der Mensch
durch das rote Blut den Erkenntnisbaum in sich aufnehmen kann.
Der andere Baum der blauen Blutadern ist in bezug auf die Herrschaftsausübung
dem Menschen entrissen. Er enthält das verbrauchte
blaue Blut, das ein Todesstoff ist. Bevor der Mensch heruntergestiegen
ist aus dem Schöße der Gottheit, war das der Baum des Lebens.
Dadurch, daß der Mensch ein irdisches Wesen geworden ist, teilte er
sich in zwei Teile, in das rote und das blaue Blutgefäßsystem. Das
blaue Blut strömt hinauf zum Herzen und muß sich mit dem verbinden,
was die Pflanzen geben. Der Mensch atmet Kohlensäure aus; die
Pflanzen atmen Kohlensäure ein und atmen Sauerstoff aus. So ist das
menschliche Atmen, das sich in seiner eigentlichen Ichheit ausdrückt,
ein Verschlingen des roten und blauen Blutbaumes. Das ist aber nur
möglich, wenn der Mensch ein Werkzeug hat, und das ist die Pflanze,
ohne die der Mensch nicht leben könnte; das ist das, wodurch wir
den blauen mit dem roten Blutbaum verschlingen können.
 
[[Datei:Siegel 04 (Tafel X) AS.jpg|300px|thumb|Das vierte [[apokalyptische Siegel]].]]
 
Das ist die Alchemie der Menschennatur, daß der Mensch in der
Zukunft innerhalb seines eigenen Bewußtseins das leisten kann, was
heute die Pflanze für ihn tut. Was heute außerhalb des Menschen ist,
wird innerhalb seines physischen Leibes sich verschlingen, wenn er
die ganze Pflanzenwelt in sich aufgenommen hat, wenn er sein Bewußtsein
über die ganze Pflanzenwelt ausgedehnt hat. Das ist der
Zukunftszustand der Menschheit. Dann wird auch äußerlich in der
uns umgebenden Natur etwas ganz anderes dasein.
 
Mit uns ändert sich auch unser ganzer Kosmos. Frühere Zustände
kehren in einer höheren Stufe wieder. Es gab eine Zeit, wo Erde und
Sonne miteinander vereinigt waren. Da war der Mensch innerhalb
der Sonnennatur, aber es war der Zustand der Marsnatur, den der
Mensch verlassen hat, indem er in den physischen Leib eingetreten
ist, den er aber wieder erreichen wird. Damals waren der Baum des
Lebens und der Baum der Erkenntnis miteinander verschlungen;
damals bedurfte der Mensch keines äußeren Werkzeuges. Das wird
aber wieder in der Zukunft der Fall sein. Was die Menschheit dann
erreicht haben wird, wird immer angedeutet, indem man die Sonne
aufzeichnet und dann andeutet die höher entwickelte Erde mit der
höher entwickelten Menschennatur, und das, was den Menschen
dahin bringt, ist die Vereinigung seines roten und blauen Blutstromes
durch das erweiterte Bewußtsein. Das wird angedeutet mit zwei
metallenen Säulen - das sind die zwei Blutströme - , und die Sonne ist
das, was sein wird, wenn die . . . [Lücke in der Nachschrift.] Dann
wird der blaue Blutbaum nicht mehr ein Baum des Todes sein.
Diesen Zustand muß der Seher in den astralen Zeichen sehen.
 
Schildert der Apokalyptiker diesen Zustand, so muß er dies bildlich
andeuten: «Und ich sah einen andern starken Engel vom Himmel
herabkommen; der war mit einer Wolke bekleidet, und ein Regenbogen
auf seinem Haupt, und sein Antlitz wie die Sonne, und seine
Füße wie Feuerpfeiler{{Bibel|Offb|10|1|LUT}}" {{Lit|{{G|104a|55ff}}}}
</div>
</div>


{{GZ|Sie sehen also, daß es sich in dieser Legende um etwas handelt,
[[Wikipedia:1887|1887]] arbeitete Fritz Lemmermayer in [[Wikipedia:Genua|Genua]] an der Sammlung und Herausgabe von Hebbels Briefen mit. Wenn Lemmermayers frühe Dichtungen und Prosaschriften vielfach auch nur epigonenhafte Züge trugen, so zeichnete ihn ganz besonders sein tiefes Einfühlungsvermögen in die Werke anderer aus. Die reiferen Gedichte seiner Spätzeit sind denen der großen österreichischen Lyriker des [[Wikipedia:19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]]s, wie beispielsweise [[Wikipedia:Nikolaus Lenau|Nikolaus Lenau]]s, aber durchaus ebenbürtig. Als Mitarbeiter der "Wiener Literatur Zeitung" fand er besonders durch seine Kritiken und Essays großes Ansehen.
was mit der Entstehung und Entwickelung des Menschengeschlechts
zusammenhängt. Adams Sohn Seth soll jenen Sproß dem Baum des
Lebens entnommen haben, der dann drei Sprosse trieb. Diese drei
Sprosse symbolisieren die drei Prinzipien, die drei ewigen Mächte
der Natur, [[Atma]], [[Buddhi]], [[Manas]], die zusammengewachsen sind und
jene Dreiheit bilden, die die Grundlage von allem Werden und aller
Entwickelung ist. Sehr charakteristisch ist es, daß Seth, jener Sohn
Adams, der an die Stelle des von Kain getöteten Abel getreten ist,
diesen Sproß in die Erde einpflanzt.
 
Sie wissen, daß wir es einerseits zu tun haben mit der Kainsströmung
und andererseits mit der Strömung der Abel-Seth-Nachkommen.
Die Kainssöhne, die die äußere Welt bearbeiten, pflegen vorzüglich
die Wissenschaften, die Künste. Sie sind es, die aus der äußeren
Welt die Bausteine zu dem Tempel herbeitragen. Durch ihre
Kunst sollte der Tempel gebaut werden. Die Nachkommen aus dem
Geschlechte von Abel-Seth sind die sogenannten Gottessöhne, die das
eigentliche Spirituelle der Menschennatur pflegen. Diese beiden Strömungen
waren immer in einer Art Gegensatz. Auf der einen Seite
haben wir das weltliche Treiben der Menschen, das Ausgestalten jener
Wissenschaften, die der menschlichen Behaglichkeit oder dem äußeren
Leben überhaupt dienen; auf der anderen Seite stehen die Gottessöhne,
die sich mit der Ausgestaltung der höheren Attribute der
Menschen beschäftigen.
 
Wir müssen uns dabei klarmachen, daß diejenige Anschauung, aus
der die heilige Kreuzeslegende hervorgegangen ist, streng unterscheidet
zwischen dem, was durch Wissenschaft und Technik bloß äußeres
Bauen am Weltentempel ist, und dem, was als religiöse Durchtränkung,
als religiöser Einschlag für die Heiligung des ganzen Menschheitstempels
wirkt. Erst dadurch, daß dieser Menschheitstempel eine
höhere Aufgabe erhält, daß sozusagen das äußere Gebäude, das nur
einer bloßen Nützlichkeit dient, sich zum Ausdruck des Gotteshauses
gestaltet, wird das äußere Gebäude eine Umhüllung für das spirituelle
Innere, in dem die höheren Aufgaben der Menschheit gepflegt werden.
Erst dadurch, daß die Stärke zum Streben zur göttlichen Tugend,
daß die äußere Form zu der Schönheit, daß das Wort, das dem äußeren
Verkehr der Menschen dient, in den Dienst der göttlichen Weisheit
gestellt wird, also erst dadurch, daß das Weltliche zum Göttlichen
umgeformt wird, erreicht es seine Vollendung. Sind die drei
Tugenden Weisheit, Schönheit und Stärke die Hüllen des Göttlichen,
dann wird der Tempel der Menschheit vollendet sein. So stellte sich
die Anschauung, welche im Sinne dieser Legende wirkt, die Sache vor.|93|155f|157}}
 
{{GGZ|Der erste Versuch, der gemacht wurde, um die niedere Natur des
Menschen hinaufzuleiten zur höheren, war, wie wir gesehen haben,
der Salomonische Tempel. Das Fünfeck war als das große Symbol
am Eingang zu sehen, denn zum fünften Prinzip sollte der Mensch
streben, das heißt, die menschliche Natur sollte sich aus den niederen
Prinzipien zu dem Höheren hinaufentwickeln, sollte ihre einzelnen
Glieder veredeln.|93|162|164}}
 
Im Kreuzeszeichen [[symbol]]isiert sich die Summe der Kräfte, die gestaltend in den [[Natur]]reichen wirken. Der [[Mensch]] ist tatsächlich in gewissem Sinn die umgedrehte [[Pflanze]]; die Pflanze wird gestaltet durch die Kräfte, die von oben nach unten wirken, beim Menschen ist es umgekehrt. Die Kräfte, die das [[Tier]] gestalten, wirken hingegen in der horizontalen Richtung, und auch diese Kräfte nimmt der Mensch in sich auf. Dabei steigt er auf seinem [[Entwicklung]]sweg vom [[Schlafbewusstsein]] über das tierische [[Traumbewusstsein]] schließlich zum hellen [[Tagesbewusstsein]] auf, doch um den Preis, dass seine niedere, tierische Begierdennatur von nun an der einst keuschen Pflanzennatur einverwoben ist. Was die Pflanze an natürlicher, [[begierde]]freier Unschuld in sich trägt, muss sich der Mensch erst selbst erringen, indem er das Tier in sich bezwingt.
 
{{GZ|Der Mensch ist die umgekehrte Pflanze; sie hat die Geschlechtswerkzeuge
der Sonne zugekehrt, den Kopf nach unten. Beim Menschen
ist es genau umgekehrt: er trägt den Kopf nach oben, den
höheren Welten zugewandt, um den Geist aufzunehmen, die Geschlechtsorgane
hat er nach unten. Das Tier steht mitten darinnen,
steht zwischen Pflanze und Mensch. Es hat die halbe Wendung erst
gemacht und bildet so gewissermaßen einen Querriegel zu der Richtungslinie
von Pflanze und Mensch. Es trägt sein Rückgrat in horizontaler
Richtung, dadurch die Linie, die durch Pflanze und Mensch
gebildet wird, in Kreuzesform durchschneidend. Denken Sie sich das
Pflanzenreich nach unten wachsend, das Menschenreich nach oben und
das Tierreich so waagerecht wachsend, dann haben Sie aus Pflanzen-,
Tier- und Menschenreich das Kreuz gebildet.
 
[[Datei:GA93 164.gif|center|200px|Zeichnung aus GA 93, S. 164]]
 
Das ist das Kreuzsymbol.|93|164|166}}
 
{{GGZ|Beim Beginn unserer Menschwerdung war uns die Kraft des Lebens
mitgegeben. Das ist symbolisch ausgedrückt in der Legende damit,
daß Adams Sohn Seth von dem Baum des Lebens den Sproß nimmt,
den die Göttersöhne dann weiter kultivieren, jene dreifache Menschennatur,
die veredelt werden soll. Dann formt sich Moses seinen Stab
aus diesem Holz des Lebens. Dieser Mosesstab ist nichts anderes als
das äußere Gesetz. Was ist aber äußeres Gesetz?
 
Äußeres Gesetz ist vorhanden, wenn derjenige, der einen äußeren
Bau aufrichten soll, einen Plan hat - das sind die gesetzmäßigen Zusammenhänge
auf dem Papier -, und dann werden die äußeren Bausteine
seinem Plane gemäß behauen und aufeinandergefügt. Auch das,
was als Gesetz einem Staatenplan zugrunde liegt, ist äußeres Gesetz.
Die Menschen stehen unter dem Stabe des Moses. Auch der, der aus
Furcht oder aus Hoffnung auf Belohnung die Sittengesetze befolgt,
befolgt nur das äußere Gesetz. Aber auch derjenige befolgt nur das
äußere Gesetz, der die Wissenschaft nur in einer äußeren Weise betrachtet.
Denn was hat er anderes als äußere Gesetze! Alle Gesetze,
die wir in der Wissenschaft kennenlernen, sind solche äußeren Gesetze.
Durch diese können wir aber nicht jenen Übergang zu der höheren
Menschennatur finden, sondern nur das Gesetz des alten Bundes
befolgen, das ist der Stab des Moses. Aber ein Vorbild sollte dieses
äußere Gesetz sein für das innere Gesetz. Der Mensch soll lernen,
dem Gesetz im Inneren zu folgen. Es muß dieses innere Gesetz der
Impuls des Lebens werden beim Menschen, aus dem inneren Gesetz
heraus muß er lernen, das äußere Gesetz zu befolgen. Nicht der verwirklicht
das innere Gesetz, der einen Bauplan anfertigt, sondern der,
der aus innerlichem Impuls heraus den Tempel baut, so daß also die
Seele übergeht in die Zusammenfügung der Bausteine. Nicht der lebt
in dem inneren Gesetz, der den staatlichen Gesetzen nur folgt, sondern
der, dem sie Impuls seines Lebens sind, weil sie mit seiner Seele
verwachsen sind. Und nicht derjenige ist ein sittlicher Mensch, der
die Sittengebote aus Furcht oder wegen Belohnung befolgt, sondern
der, welcher sie befolgt, weil er sie liebt.
 
Solange die Menschen nicht reif waren, die Gesetze innerlich aufzunehmen,
solange in dem Gesetz der Stab des Moses vorhanden ist,
der die Menschen unter ein Joch zwang, so lange lag das Gesetz in
der Bundeslade. Bis dann das paulinische Prinzip, das Prinzip der
Gnade über die Menschen kam und er die Möglichkeit bekam, frei
zu werden vom Gesetz. Darin liegt die Tiefe der paulinischen Auffassung,
daß sie einen Unterschied macht zwischen Gesetz und Gnade.
Wenn das Gesetz von Liebe durchglüht ist, wenn sich die Liebe mit
dem Gesetz verbunden hat, dann ist es die Gnade. So ist der paulinische
Unterschied zwischen Gesetz und Gnade aufzufassen.


Nun können wir die Legende vom Kreuz auch noch weiter verfolgen.
[[Wikipedia:1891|1891]] wurde Lemmermayer Vizepräsident des Schrifstellerbundes [[Wikipedia:Iduna (Vereinigung)|Iduna]], benannt nach [[Iduna]], der nordischen Göttin der [[Jugend]] und [[Unsterblichkeit]], der als Gegengewicht gegen die Strömungen des [[Wikipedia:Naturalismus (Literatur)|Naturalismus]] und insbesondere gegen die von [[Wikipedia:Hermann Bahr|Hermann Bahr]] angeführte Gruppe [[Wikipedia:Jung-Wien (Literatur)|Jung-Wien]] gegründet worden war. Ehrenpräsident des Bundes war [[Johann Kleinfercher|Fercher von Steinwand]] und [[Wikipedia:Auguste Hyrtl|Auguste Hyrtl]], die Gattin des weltbekannten Anatomen [[Wikipedia:Josef Hyrtl|Josef Hyrtl]]s, der dem materialistischen Fortschrittsglauben kritisch gegenüberstand, Vorstandsmitglied dieses Kreises.
Als Brücke zwischen zwei Ufern wird das Holz verwendet,
weil es als Pfeiler in den Salomonischen Tempel nicht taugte. Dies
war eine Vorbereitung. Die Bundeslade war im Tempel, aber das
fleischgewordene Wort war noch nicht da. Als Brücke über einen
Fluß wird das Kreuzesholz gelegt, aber erst die Königin von Saba
erkannte den Wert des Holzes für den Tempel, der im Bewußtsein
der ganzen Menschenseele leben soll. Nun wird dasselbe Holz verwendet,
um das Kreuz, an dem der Erlöser hängt, daraus zu zimmern.
Derjenige, der die beiden früheren Strömungen vereinigt, der die
weltliche und die spirituelle Strömung ineinanderlaufen läßt, der
Christus ist selbst vereint mit dem lebendigen Kreuz. Daher kann er
das Holz des Kreuzes tragen als etwas, was er auf seinen Rücken
nimmt, als etwas, was außer ihm lebt. Er ist selbst vereint mit dem
Holz der Brücke, daher kann er das tote Holz auf sich nehmen.
Der Mensch ist jetzt eingezogen in die höhere Natur. Früher lebte
er in der niederen Natur. Im Sinne des Christentums lebt er jetzt in
der höheren Natur und das Kreuz - die niedere Natur - trägt er wie
ein Fremdes weiter durch seine innere lebendige Kraft. Jetzt wird die
Religion lebendige Kraft in der Welt, jetzt hört das Leben in der äußeren
Natur auf, das Kreuz wird völlig Holz. Der äußere Leib wird
nun zum Vehikel der inneren lebendigen Kraft. Da vollzieht sich das
große Geheimnis: das Kreuz wird auf den Rücken genommen.|93|166f|168}}


In einer handschriftlichen Notiz (''Notizblatt Archivnummer 6954'') fasste [[Rudolf Steiner]] die Kreuzesholzlegende kurz so zusammen:
Fritz Lemmermayer starb am [[Wikipedia:11. September|11. September]] [[Wikipedia:1932|1932]] in [[Wikipedia:Wien|Wien]].


{{GZ|[[Adam]] hatte zwei Söhne
== Werke ==
[[Kain]] &#61; den selbststrebenden Menschen
[[Abel]] &#61; den auf Offenbarung bauenden


Abel fiel durch Kains Tat. Das Erbe des Abel fiel dem [[Seth]] zu. Seth
* ''Der Alchimist'' (Roman), 1884
gelangte bis zum Eingang des Paradieses. Dort wurde er durch den
* ''Im Labyrinth des Lebens'' (Gedichte), 1892
Cherub mit dem Flammenschwert
* ''Simson und Delila'' (Tragödie), 1893
* ''Belladonna'' (Roman), 1895
* ''Haschisch'' (Orientalische Erzählungen), 1898
* ''Das öde Haus. Armut und Übermut'' (2 Erzählungen), 1900
* ''Novellen und Novelletten'', 1903, 2. Aufl. 1909;
* ''Leiden eines deutschen Fürsten. Herzog Elmar von Oldenburg'' (Biographische Skizze), 1905
* ''Gedichte'', 1928
* ''Erinnerungen an Rudolf Steiner, an Robert Hamerling und an einige Persönlichkeiten des österreichischen Geisteslebens der 80er Jahre'', Stuttgart 1929


<center>''nicht''</center>
;als Herausgeber
 
* ''Die deutsche Lyrik der Gegenwart'' (Anthologie), 1884;
zurückgehalten. Dies ist das Symbol dafür, daß Seth der Stammvater
* ''Neue Hebbel-Dokumente'', gemeinsam mit D. v. Kralik, 1913
der initiierten Priesterschaft war. Ihm gab nun der Cherub drei
Samenkörner (den höheren Menschen &#61; atma - budhi - manas).
Nachdem Adam gestorben war, legte Seth nach Anweisung des
Cherub die drei Körner in Adams Mund.
 
Der dreigeteilte Busch, der daraus hervorwuchs, hatte in sich die
Flammenschrift
 
<center>Ehjeh - ascher - Ehjeh (Ich-bin-Ich)</center>
 
[[Moses]] entnahm daraus den dreifachen Zweig, aus dem er seinen Stab
formte.
 
[[David]] pflanzte diesen Stab in die Erde auf dem Berge Zion. [[Salomon]]
nahm daraus das Holz, aus dem er die Eingangspforte des [[Salomonischer Tempel|Tempels]]
so machte
 
[[Datei:GA265_342.gif|center|200px|Zeichnung aus GA 265, S. 342]]
 
Durchgehen konnte da nur der Reine.
 
Die Leviten in ihrem Unverstand versenkten diese drei Stücke in
den Teich Bethesda.
 
Zur Zeit Christi legten die Juden das Holz als Balken über den Bach
Kedron.
 
Darüber schritt [[Christus]] nach seiner nächtlichen Gefangennahme
am Ölberg.
 
Und daraus wurde dann auch das Kreuz gezimmert.|265|341f}}
 
 
Steiner betont auch den Zusammenhang mit dem [[Symbol]] des [[Rosenkreuz]]es:
 
<div style="margin-left:20px">
"In dem Zeichen des Rosenkreuzes
drückt sich ein Gedanke aus, der durch die ganze Weltenentwickelung
hindurchgeht. Wer das Ideal und das Symbol versteht,
kann ihn überall finden. Die alte Legende erzählt, wie Kain den Zugang
zum Paradies suchte. Nicht er, sondern Seth wurde hineingelassen.
Seth findet dort die beiden ineinander verschlungenen
Bäume der Erkenntnis und des Lebens. Er nimmt davon drei Samenkörner
und legt sie dem sterbenden Adam auf die Zunge. Ein
Baum wächst hervor. Das ist derselbe Baum, an welchem Moses die
Flammenbildung wahrnimmt und das Wort hört: «Ich bin, der da
war, der da ist und der da sein wird.» Von diesem Baum wird der
Stab des Moses genommen. Aus seinem Holz ist die Pforte des salomonischen
Tempels, die Brücke, über die Christus schritt, als er
zum Ölberg ging, und schließlich das Kreuz von Golgatha. Die
Gralsanschauung hat hinzugefügt: Als das Holz trocken und zum
Kreuz geworden war, da trieb es lebendige Sprossen als Unterpfand
des ewigen Lebens. Dieses sah der Gralsschüler in der Gestalt der
Rosen. Hier reichen sich Vergangenheit und Zukunft die Hand." {{Lit|{{G|97|342}}}}
</div>


== Literatur ==
== Literatur ==


#Jacobus de Voragine: ''Die Legenda aurea. Aus dem Lateinischen übersetzt von Richard Benz.'', Verlag Lambert Schneider, Gerlingen 1993
#Rudolf Steiner: ''Mein Lebensgang'', [[GA 28]] (2000), ISBN 3-7274-0280-6; '''Tb 636''', ISBN 978-3-7274-6361-7 {{Schriften|028}}
#Rudolf Steiner: ''Die Tempellegende und die Goldene Legende'', [[GA 93]] (1991)
#Rudolf Steiner: ''Das christliche Mysterium'', [[GA 97]] (1998), ISBN 3-7274-0970-3 {{Vorträge|097}}
#Rudolf Steiner: ''Aus der Bilderschrift der Apokalypse des Johannes'', [[GA 104a]] (1991), ISBN 3-7274-1045-0 {{Vorträge|104a}}
#Rudolf Steiner: ''Zur Geschichte und aus den Inhalten der erkenntniskultischen Abteilung der Esoterischen Schule von 1904 bis 1914'', [[GA 265]] (1987), ISBN 3-7274-2650-0 {{Vorträge|265}}


{{GA}}


{{GA}}
{{DEFAULTSORT:Lemmermayer, Fritz}}
[[Kategorie:Biographie]]
[[Kategorie:Schriftsteller]]
[[Kategorie:Journalist]]
[[Kategorie:Anthroposoph]]
[[kategorie:Mann]]


[[Kategorie:Legenden]]
{{Personendaten
|NAME=Lemmermayer, Fritz
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=österreichischer Schriftsteller, Journalist und Anthroposoph
|GEBURTSDATUM=26. März 1857
|GEBURTSORT=Wien
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Version vom 10. Juli 2011, 10:33 Uhr

Fritz Lemmermayer (1857-1932)

Fritz Lemmermayer (* 26. März 1857 in Wien; † 11. September 1932 in Wien) war Schriftsteller, Journalist und engster Jugendfreund Rudolf Steiners in Wien. Später fand er auch, als einziger von Steiners Jugendfreunden, zur Anthroposophie.

Leben

Fritz Lemmermayer wurde als Sohn von Carl und Anna Lemmermayer geboren. Sein Vater war Porträtmaler, seine Mutter Pianistin. Zu ihr und zu seiner Schwester Marie hatte der scheue Knabe ein besonders inniges Verhältnis. Als Fritz acht Jahre alt war, starb der Vater und die Mutter musste nun unter schwierigen Verhältnissen für den Unterhalt von vier unmündigen Kindern sorgen und schon früh musste Fritz mitverdienen helfen.

Fritz besuchte die Mittelschule und begann nach abgelegter Reifeprüfung für kurze Zeit ein technisches und handelswissenschaftliches Studium. Ab 1876 studierte er dann Philosophie, Geschichte und Literatur und entdeckte seine Liebe zur Dichtkunst und schrieb schon bald für die verschiedensten Journale. Zu seinem großen Freundeskreis zählten auch die Dichter Robert Hamerling und Fercher von Steinwand. Vor allem aber war Fritz auch ein glühender Verehrer von Friedrich Hebbel und Richard Wagner, in dessen Haus er regelmäßig verkehrte. Sein anfänglicher Hang zur pessimistischen Philosophie Schopenhauers wich bald dem unverbrüchlichen Glauben an die heilbringenden Kräfte der Liebe. Als leidenschaftlicher Anti-Materialist wollte er sein Leben der Schaffung und Pflege geistiger Werte widmen.

1883 vollendete Fritz Lemmermayer seinen Roman "Der Alchemist", seine bedeutenste literarische Leistung zu der auch Hamerling sehr anerkennende Worte fand. 1884 starb seine geliebte Schwester Marie, die mit dem Musiker Carl Udel, einem Vertrauten des Kronprinzen Rudolf, verheiratet gewesen war, wodurch Lemmermayer vieles aus dem Leben des Kronprinzen aus unmittelbarer Nähe erfahren hatte. 1886 starb auch Lemmermayers Mutter.

Rudolf Steiner lernte Lemmermayer im selben Jahr 1886 im Kreis der Dichterin Marie Eugenie delle Grazie kennen. Ein ausgedehnter Briefwechsel bezeugt die enge Freundschaft, die zwischen den beiden entstand. In «Mein Lebensgang» berichtet Steiner:

"Fritz Lemmermayer, mit dem ich später eng befreundet wurde, lernte ich an den delle Grazie- Nachmittagen kennen. Ein ganz merkwürdiger Mensch. Er sprach alles, wofür er sich interessierte, mit innerlich gemessener Würde. In seinem Äußeren war er ebenso dem Musiker Rubinstein wie dem Schauspieler Lewinsky ähnlich. Mit Hebbel trieb er fast einen Kultus. Er hatte über Kunst und Leben bestimmte, aus dem klugen Herzenskennen geborene Anschauungen, die außerordentlich fest in ihm saßen. Er hat den interessanten, tiefgründigen Roman «Der Alchymist» geschrieben und manches Schöne und auch Gedankentiefe. Er wußte die kleinsten Dinge des Lebens in den Gesichtspunkt des Wichtigen zu rücken. Ich denke, wie ich ihn einmal in seinem lieben Stübchen in einer Seitengasse in Wien mit anderen Freunden besuchte. Er hatte sich eben selbst seine Mahlzeit bereitet: zwei kernweiche Eier auf einem Schnellsieder; dazu Brot. Mit Emphase sprach er, während das Wasser wallte, uns die Eier zu sieden: «Das wird köstlich sein.»" (Lit.: GA 028, S. 141f)

1887 arbeitete Fritz Lemmermayer in Genua an der Sammlung und Herausgabe von Hebbels Briefen mit. Wenn Lemmermayers frühe Dichtungen und Prosaschriften vielfach auch nur epigonenhafte Züge trugen, so zeichnete ihn ganz besonders sein tiefes Einfühlungsvermögen in die Werke anderer aus. Die reiferen Gedichte seiner Spätzeit sind denen der großen österreichischen Lyriker des 19. Jahrhunderts, wie beispielsweise Nikolaus Lenaus, aber durchaus ebenbürtig. Als Mitarbeiter der "Wiener Literatur Zeitung" fand er besonders durch seine Kritiken und Essays großes Ansehen.

1891 wurde Lemmermayer Vizepräsident des Schrifstellerbundes Iduna, benannt nach Iduna, der nordischen Göttin der Jugend und Unsterblichkeit, der als Gegengewicht gegen die Strömungen des Naturalismus und insbesondere gegen die von Hermann Bahr angeführte Gruppe Jung-Wien gegründet worden war. Ehrenpräsident des Bundes war Fercher von Steinwand und Auguste Hyrtl, die Gattin des weltbekannten Anatomen Josef Hyrtls, der dem materialistischen Fortschrittsglauben kritisch gegenüberstand, Vorstandsmitglied dieses Kreises.

Fritz Lemmermayer starb am 11. September 1932 in Wien.

Werke

  • Der Alchimist (Roman), 1884
  • Im Labyrinth des Lebens (Gedichte), 1892
  • Simson und Delila (Tragödie), 1893
  • Belladonna (Roman), 1895
  • Haschisch (Orientalische Erzählungen), 1898
  • Das öde Haus. Armut und Übermut (2 Erzählungen), 1900
  • Novellen und Novelletten, 1903, 2. Aufl. 1909;
  • Leiden eines deutschen Fürsten. Herzog Elmar von Oldenburg (Biographische Skizze), 1905
  • Gedichte, 1928
  • Erinnerungen an Rudolf Steiner, an Robert Hamerling und an einige Persönlichkeiten des österreichischen Geisteslebens der 80er Jahre, Stuttgart 1929
als Herausgeber
  • Die deutsche Lyrik der Gegenwart (Anthologie), 1884;
  • Neue Hebbel-Dokumente, gemeinsam mit D. v. Kralik, 1913

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Mein Lebensgang, GA 28 (2000), ISBN 3-7274-0280-6; Tb 636, ISBN 978-3-7274-6361-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.