Harald Lesch

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Harald Lesch (2018)

Harald Lesch (* 28. Juli 1960 in Gießen) ist ein deutscher Astrophysiker, Naturphilosoph, Wissenschaftsjournalist, Fernsehmoderator und Hörbuchsprecher. Er ist Professor für Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Lehrbeauftragter für Naturphilosophie an der Hochschule für Philosophie München.

Leben

Lesch wuchs als Sohn einer Gastwirtsfamilie im Ortsteil Nieder-Ohmen der Gemeinde Mücke in Hessen auf.[1][2] Sein Vater war Starkstromelektriker.[3] Nach seinem Abitur 1978 an der Theo-Koch-Schule in Grünberg[4] studierte Lesch Physik und als Nebenfach Philosophie zunächst an der Justus-Liebig-Universität Gießen, dann an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, wo er 1984 sein Diplomstudium mit einer Arbeit zum Thema Solar Wind Interaction with the Interstellar Medium (deutsch „Wechselwirkung des Sonnenwindes mit dem interstellaren Medium“) abschloss. Dort wurde er auch 1987 mit einer am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) angefertigten Dissertation über Nichtlineare Plasmaprozesse in aktiven galaktischen Kernen zum Dr. rer. nat. promoviert. Zwischen 1988 und 1991 war Lesch Forschungsassistent an der Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl. 1991 bis 1995 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am MPIfR in Bonn. 1992 war Lesch Gastprofessor an der University of Toronto. 1994 habilitierte er sich an der Universität Bonn mit einer Schrift zum Thema Galactic Dynamics and Magnetic Fields (deutsch „Galaktische Dynamik und Magnetfelder“).

Harald Lesch hat einen Sohn aus erster Ehe. Er ist seit August 2020 mit der promovierten Astronomin Cecilia Scorza (* 1961 in Hamburg) verheiratet.

Lesch ist nach eigener Aussage „vom Scheitel bis zur Sohle Protestant“.[5][6]

Wirken

Bei einem Vortrag, an der Tafel sein Spitzname Harry (2010)

Seit 1995 ist Lesch Professor für Astrophysik am Lehrstuhl für Astronomie und Astrophysik – Beobachtende und Experimentelle Astronomie an/bei der Universitätssternwarte der Ludwig-Maximilians-Universität München.[7] Zudem unterrichtet er Naturphilosophie an der Hochschule für Philosophie München[8]. Seine Hauptforschungsgebiete sind kosmische Plasmaphysik, Schwarze Löcher und Neutronensterne. Er ist Fachgutachter für Astrophysik der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und Mitglied der Astronomischen Gesellschaft. Außerdem ist er Sachbuchautor.

Bei einem Vortrag „Wie das Licht in die Welt kommt“ in Jena (2015)

Bekannt ist Lesch vor allem durch seine Fernsehauftritte, zunächst als Moderator der von 1998 bis 2007 ausgestrahlten Sendereihe alpha-Centauri. Daraus entwickelte sich seine Medienpräsenz im Fernsehen und im Radio. Typisch für seinen Moderationsstil in beiden Medien ist, dass er allein einen Vortrag hält (meist in einem 15-minütigen Rahmen) oder mit einem Gesprächspartner ein Zwiegespräch führt. Auf diese Art versucht er, dem Publikum komplexe wissenschaftliche und philosophische Sachverhalte nahezubringen.

Seit 2005 veröffentlicht Harald Lesch regelmäßig Bücher bzw. Buchbeiträge mit dem Wissenschaftshistoriker Harald Zaun, so z. B. den Bestseller Die kürzeste Geschichte allen Lebens.[9]

Seit 2014 engagiert sich Harald Lesch außerdem im Beirat der Heraeus Bildungsstiftung; seit Oktober 2015 ist er Mitglied des Bayerischen Klimarats.

Fernsehauftritte

Lesch nahm 1994 zusammen mit Ranga Yogeshwar, Illobrand von Ludwiger und Heinz Rohde an der von Peter Gatter moderierten Live-Talkrunde UFOs: Gibt es sie wirklich? der ARD in Hamburg teil. Auslöser der Diskussion war Heinz Rohdes umstrittener Dokumentarfilm UFOs … und es gibt sie doch!

BR-alpha

Den Anfang seiner Medienkarriere machte Lesch beim Sender BR-alpha, zunächst mit alpha-Centauri (1998–2007), worin er Themen aus dem Bereich der Astrophysik behandelte. Später kamen andere Produktionen desselben Senders hinzu: In Lesch & Co. (2001–2006) und Denker des Abendlandes (ab 2005) unterhält er sich mit dem befreundeten Philosophieprofessor Wilhelm Vossenkuhl über philosophische Themen. Alpha bis Omega (2003–2008) behandelte im Gespräch zwischen Lesch und dem katholischen Theologen Thomas Schwartz Themen im Bereich zwischen Religion und Naturwissenschaften.

Anlässlich des Einsteinjahrs 2005 strahlte BR-alpha die achtteilige Reihe Die Physik Albert Einsteins aus, worin in jeder Folge eine einzelne wissenschaftliche Erkenntnis von Albert Einstein von Lesch vorgestellt und in ihrer Bedeutung dargelegt wurde. Ab August 2007 wurde von BR-alpha wöchentlich die 16-teilige Sendung Die 4 Elemente ausgestrahlt, die sich mit der Beschaffenheit der Welt auseinandersetzt und neben dem naturwissenschaftlichen auch den kulturhistorischen Aspekt behandelt. BR-alpha startete 2007 eine Serie LeschZug, in der Lesch beim Fahren in der Münchener U-Bahn seine Meinung zu jeweils einem aktuellen Thema kundtun sollte. Es wurde jedoch nur eine einzige Folge produziert, in dieser sprach er über die Herausforderung des Klimawandels.

SciFi

Für den Pay-TV-Spartenkanal SciFi differenzierte Lesch 2006 in der Vortragsserie Star Trek – Science vs. Fiction mit 15 Folgen wissenschaftlich fundierte und fiktive Bestandteile von Star Trek. Von April bis Ende 2007 moderierte Lesch für SciFi wöchentlich die 5-minütige Sendung sci xpert – Leschs Universum, die sich mit Zuschauerfragen befasste, die sich um die Realisierbarkeit von Science-Fiction-Konzepten drehten (etwa: Wie realistisch sind die großen Raumschiffe aus Independence Day?), aber auch rein wissenschaftliche Themen betrafen (z. B. Was ist Gravitation?), die in der Tradition von alpha-Centauri behandelt wurden. Insgesamt entstanden 35 Folgen.

ZDF und ZDFneo

Ab September 2008 moderierte er im ZDF die Sendung Abenteuer Forschung. Er folgte damit Joachim Bublath, der diese Sendung viele Jahre moderiert hatte. Für die Folge Drillen oder Chillen? Der Weg zum Superkind gewann er 2012 den Bayerischen Fernsehpreis. Die Reihe wurde 2014 in Leschs Kosmos umbenannt (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Vorgänger der Serie Frag den Lesch auf ZDFneo).

Zum Start des Internationalen Jahres der Astronomie 2009 moderierte er im ZDF die zweieinhalbstündige Sondersendung Wie das Licht in die Welt kam: die Lange Nacht mit Harald Lesch, in der er – zwischen eingespielten dokumentarischen Filmen – Gespräche mit dem Kabarettisten Christoph Süß, dem Physiker Günther Hasinger und dem Theologen Thomas Schwartz führte.

Seit 2009 führt Lesch – ebenfalls als Nachfolger von Joachim Bublath – durch die Terra-X-Reihe Faszination Universum im ZDF. 2017 präsentierte Lesch die dreiteilige Terra-X-Reihe Der große Anfang. 500 Jahre Reformation. Im Jahr darauf führte er durch die zweiteilige Terra-X-Reihe Ungelöste Fälle der Archäologie.

Von 2010 bis 2017 moderierte Lesch auf ZDFneo die viertelstündige Sendung Leschs Kosmos, die 2013 mit Beginn der zweiten Staffel in Frag den Lesch umbenannt wurde. Dieser Reihe entsprang der Video-Kanal Terra X Lesch & Co bei YouTube, eine Produktion des ZDF, in Zusammenarbeit mit objektiv media.[10]

2016 setzte sich Lesch mit den Aussagen aus dem Wahlprogramm der Alternative für Deutschland auseinander, die die menschengemachte globale Erwärmung leugneten, und widerlegte sie. Daraufhin schrieben AfD-Anhänger ihm Hassmails und beschwerten sich bei der Ludwig-Maximilians-Universität München, an der Lesch als Professor lehrt. Besonders stark attackierten ihn Vertreter von EIKE, eines Vereins zur Klimawandelleugnung und zum Kampf gegen Klimaschutz. Lesch reagierte mit einer Terra-X-Folge über die Psychologie des Hasses, in der er die Motivation hinter solchen Angriffen ergründete.[11][12]

Schriften

  • mit Jörn Müller:
    • Big Bang, zweiter Akt. Auf den Spuren des Lebens im All. Bertelsmann, München 2003, ISBN 3-570-00776-6.
    • Kosmologie für helle Köpfe. Die dunklen Seiten des Universums. Goldmann, München 2006, ISBN 3-442-15382-4.
    • Weißt du, wie viel Sterne stehen? Wie das Licht in die Welt kommt. C. Bertelsmann, München 2008, ISBN 978-3-570-01054-9.
    • Sterne. Taschenbuchausgabe von Weißt du, wie viel Sterne stehen? Goldmann, München 2011, ISBN 978-3-442-15643-6.
    • Sternstunden des Universums. Von tanzenden Planeten und kosmischen Rekorden. C. Bertelsmann, München 2011, ISBN 978-3-570-10075-2.
    • Hörbuch: Kosmologie für Fußgänger. Komplett-Media, München/ Grünwald 2001, ISBN 3-8312-6067-2.
    • Hörbuch: Sternstunden des Universums. Lagato Verlag e.K., München 2012, ISBN 978-3-942748-22-3.
    • Hörbuch: Sterne. Lagato Verlag e.K., Leipzig 2012, ISBN 978-3-942748-33-9.
    • Kosmologie für Fußgänger. Eine Reise durchs Universum. Aktualisierte u. erweiterte Neuausgabe. Goldmann, München 2014, ISBN 978-3-442-15817-1.
  • mit Quot-Team: Physik für die Westentasche. Piper, München und Zürich 2003, ISBN 3-492-04542-1.
  • mit Harald Zaun: Die kürzeste Geschichte allen Lebens. Piper, München 2008, ISBN 978-3-492-05093-7.
  • (Hörbuch-CD): Über Gott, den Urknall und den Anfang des Lebens. GALILA Verlag, 2009, ISBN 978-3-902533-20-3.
  • mit Friedemann Schrenk (Hörbuch-CD): Über die Evolution des Lebens, der Pflanzen und Tiere. GALILA Verlag, 2010, ISBN 978-3-902533-24-1.
  • Der Außerirdische ist auch nur ein Mensch. Unerhört wissenschaftliche Erklärungen. Knaus Verlag, München 2010, ISBN 978-3-8135-0382-1.
  • mit Wilhelm Vossenkuhl: Philosophie im Dialog. Komplett-Media, 2011, ISBN 978-3-8312-0382-6.
  • mit Gudrun Mebs und Catharina Westphal (Illustrationen):
  • mit Josef M. Gaßner: Urknall, Weltall und das Leben. Komplett-Media, 2012, ISBN 978-3-8312-0389-5. Hörbuch: 2014, ISBN 978-3-8312-0409-0.
  • mit Thomas Schwartz: Reden über Gott und die Welt. Theologie im Dialog. Komplett-Media, 2013, ISBN 978-3-8312-0396-3.
  • (Hrsg.): Die Entdeckung des Higgs-Teilchens. Oder wie das Universum seine Masse bekam. Bertelsmann, München 2013, ISBN 978-3-570-10208-4.
  • mit Christian Kummer: Wie das Staunen ins Universum kam. Ein Physiker und ein Biologe über kleine Blumen und große Sterne. Patmos Verlag, 2016, ISBN 978-3-8436-0723-0.
  • mit Gudrun Mebs: Mit Mathe kann man immer rechnen. cbj Verlag, 2016, ISBN 978-3-570-17363-3.
  • mit Klaus Kamphausen:
  • Kosmologisch: Der Anfang von Allem. Die Entstehung des Himmels. Vom Stein zum Leben. Komplett-Media, 2017, ISBN 978-3-8312-0454-0.
  • Universum für Neugierige. Komplett-Media, 2017, ISBN 978-3-8312-0445-8.
  • Die Entdeckung der Gravitationswellen: Oder warum die Raumzeit kein Gummituch ist. C. Bertelsmann Verlag, 2017, ISBN 978-3-570-10348-7.
  • mit Ursula Forstner:
    • Ein Physiker und eine Philosophin spielen mit der Zeit: Mit einem Vorwort von Karlheinz Geißler. Patmos Verlag, 2019, ISBN 978-3-8436-1125-1.
  • Was hat das Universum mit mir zu tun?: Nachrichten vom Rande der erkennbaren Welt. C. Bertelsmann Verlag, Oktober 2019, ISBN 978-3570103340.
  • mit Ursula Forstner:
    • Wie Bildung gelingt. Ein Gespräch. Die Ursachen der Bildungskrise und Impulse für eine Bildungsreform. Argumente für eine wichtige Gesellschaftsdebatte mit den Thesen von Alfred North Whitehead. wbg Theiss in Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Februar 2020, ISBN 978-3806240832.
Sonstiges
  • Nichtlineare Plasmaprozesse in aktiven galaktischen Kernen. Dissertation, Universität Bonn, 1987, DNB 880719311.
  • Galaktische Dynamik und Magnetfelder. Habilitationsschrift, Universität Bonn, 1994.
  • Sonne. 20 Gedichte aus fünf Kontinenten. Naturwissenschaftliche Einführung und astronomische Formeln von Harald Lesch. Handsatz auf Velin d’Arches Bütten 160 g/m² und Gmund Color 100 g/m², 70 nummerierte und signierte Exemplare, GaragenDruck München. (Keine ISBN und nicht in DNB)

Literatur

  • Usch Kiausch: „Vielleicht treffen wir ja irgendwann auch mal außerirdische Europäer …“ Ein Gespräch mit Professor Harald Lesch. In: Sascha Mamczak, Sebastian Pirling, Wolfgang Jeschke (Hrsg.): Das Science Fiction Jahr 2011. Wilhelm Heyne Verlag, München 2011, ISBN 978-3-453-53379-0, S. 925–954.
  • Andreas Baumert: Einfache Sprache in Zeiten des Wandels: Zur Notwendigkeit einer verständlichen Wissenschaft, Springer Spektrum, Wiesbaden, 2019, ISBN 978-3-658-27739-0; ISBN 978-3-658-27740-6 (eBook)

Weblinks

Commons: Harald Lesch - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Warum Außerirdische schlechte Laune haben. In: Gießener Allgemeine. 23. Juni 2009, abgerufen am 10. Juni 2011.
  2. Informationen zu Referenten und Moderator. EKHN-Stiftung, abgerufen am 17. Juli 2020.
  3. Matthias Korfmann: Harald Lesch: "Ich habe in der Kneipe das Reden gelernt". 24. August 2008, abgerufen am 17. Juli 2020 (deutsch).
  4. Erfolgreich mit Gesamtschul-Abi, Gießener Allgemeine, 23. Februar 2018
  5. „Ich bin vom Scheitel bis zur Sohle Protestant“ – Harald Lesch im Interview, zuletzt gesehen am 5. Juni 2018.
  6. Harald Lesch, der Protestant: Lesch über sein evangelisch-sein, zdf.de, 14. April 2017
  7. Harald Lesch: Curriculum Vitae
  8. Prof. Dr. Harald Lesch. Hochschule für Philosophie München, abgerufen am 20. April 2020.
  9.  Meine Arbeit mit Harald Lesch – Harald Zaun. In: Harald Zaun. (http://haraldzaun.de/veroeffentlichungen-mit-harald-lesch/).
  10. Terra X Lesch & Co. In: YouTube. Abgerufen am 28. Mai 2016.
  11. „Sehr hässliche Hassmails“. In: Süddeutsche Zeitung. 15. August 2016. Abgerufen am 25. November 2017.
  12. Harald Lesch über Klimaskeptiker. „Die Generation Wirtschaftswunder fühlt sich massiv angegriffen“. In: Geo. 27. April 2017. Abgerufen am 25. November 2017.
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