Denksinn und Deutsche Sektion der Theosophischen Gesellschaft: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
 
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 1: Zeile 1:
Der '''Denksinn''', '''Gedankensinn''', '''Begriffssinn''' oder '''Vorstellungssinn''' ist einer der zwölf [[physisch]]en [[Sinne]], die [[Rudolf Steiner]] in seiner [[Sinneslehre]] beschrieben hat. Durch den Gedankensinn erfassen wir die [[Gedanke]]n anderer [[Mensch]]en. Wahrnehmungsorgan für die Gedanken anderer ist alles dasjenige, was in unserem [[Physischer Leib|physischen Organismus]] die Basis für unser [[Leben|regsames Leben]] ist. Das sind namentlich die dynamischen Strömungen in unserem Flüssigkeitsorganismus. Der Denksinn darf nicht verwechselt werden mit dem [[Lebenssinn]], durch den wir unsere eigene vitale Gesamtverfassung ''innerlich'' wahrnehmen, sondern vom Denksinn sprechen wir, insofern das Leben in uns selbst zum Wahrnehmungsorgan nach ''außen'' wird.
Die '''Deutsche Sektion der Theosophischen Gesellschaft''' (DSdTG) war eine [[Theosophie|theosophische]] Organisation Anfang des 20. Jahrhunderts.


<div style="margin-left:20px">
==Gründung==
"Gedankensinn ist nicht der Sinn für die Wahrnehmung eigener Gedanken, sondern für das Wahrnehmen der Gedanken der anderen Menschen. Darüber entwickeln auch wieder die Psychologen ganz groteske Vorstellungen. Vor allen Dingen sind die Leute so sehr von der Zusammengehörigkeit von Sprache und Denken beeinflußt, daß sie glauben, mit der Sprache wird immer auch das Denken aufgenommen. Das ist ein Unding. Denn Sie könnten die Gedanken durch Ihren Gedankensinn ebenso als liegend in äußeren Raumesgebärden wahrnehmen wie in der Lautsprache. Die Lautsprache vermittelt nur die Gedanken. Sie müssen die Gedanken für sich selbst durch einen eigenen Sinn wahrnehmen. Und wenn einmal für alle Laute die eurythmischen Zeichen ausgebildet sind, so braucht Ihnen der Mensch nur vorzueurythmisieren und Sie lesen aus seinen eurythmischen Bewegungen ebenso die Gedanken ab, wie Sie in der Lautsprache sie hörend aufnehmen. Kurz, der Gedankensinn ist etwas anderes, als was im Lautsinn, in der Lautsprache wirkt." {{Lit|{{G|293|127}}}}
Die DSdTG ging aus der [[Deutsche Theosophische Gesellschaft|Deutschen Theosophischen Gesellschaft]] hervor. Deren Mitglieder gründeten am 19. Oktober [[1902]], unter Anwesenheit von [[Annie Besant]], der späteren Präsidentin der Adyar-[[Theosophische Gesellschaft|Theosophischen Gesellschaft]] (Adyar-TG), welche die von [[Henry Steel Olcott]] unterzeichnete Stiftungsurkunde überbrachte, in [[Berlin]] die DSdTG. Die Gesellschaft war direkt der Zentrale in Adyar unterstellt und zählte zu diesem Zeitpunkt etwa 100 Mitglieder. Auf Vorschlag von [[Wilhelm von Hübbe-Schleiden]], wurde [[Rudolf Steiner]] am 20. Oktober 1902 zum Generalsekretär gewählt. Seine spätere Frau [[Marie von Sievers|Marie von Sievers]] wurde seine Sekretärin.
</div>


== Die Funktion des Gedankensinns ==
==Differenzen in der Lehre==
Steiner sollte die zu dieser Zeit [[Hinduismus|hinduistisch]] gefärbten Doktrinen der [[Indien|indisch]] ausgerichteten Adyar-TG in Deutschland verbreiten, so die Vorstellungen Annie Besant's. Steiner suchte jedoch nach Übereinstimmungen der theosophischen Lehre mit abendländischen Traditionen und vor allem der deutschen Wissenschaft. Er drängte die indischen Formen immer weiter zurück und ersetzte sie durch deutsche Begriffe und abendländische Praxis. Vor allem [[Hermetik|hermetische]], [[Kabbala|kabbalistische]], [[Neuplatonismus|neuplatonische]] und ab [[1905]] auch [[Rosenkreuzer|rosenkreuzerische]] Gedanken traten unter Steiner immer weiter in den Vordergrund der DSdTG. Diese Vorstellungen kamen wohl auch in den Lehren der Adyar-TG vor, stellten jedoch nur einen Teil des stark mit indischen Traditionen durchsetzten Adyar-Lehrgebäudes dar.


Der Gedankensinn ist deutlich zu unterscheiden vom [[Wortsinn]]:
Bereits nach kurzer Zeit entstanden durch diese unterschiedlichen Auslegungen die ersten Spannungen, sowohl zwischen Steiner und Besant, als auch innerhalb der DSdTG selbst. In der DSdTG bildeten sich zwei Lager, der grösste Teil sympathisierte mit Steiner, ein kleinerer Rest scharte sich um den angesehenen Hübbe-Schleiden, der weiterhin Besant unterstützte. Ungeachtet dessen, setzte Steiner seinen einmal eingeschlagenen Weg fort, und ab etwa [[1907]] verwarf er die Doktrinen der Adyar-TG praktisch völlig zugunsten seiner Lehre. Als der am 11. Jänner [[1911]] von Besant proklamierte [[Messianismus|Messiaskult]] um [[Jiddu Krishnamurti]] und den [[Order of the Star of the East]] von Steiner abgelehnt wurde, vertiefte sich die Kluft noch weiter.


{{GZ|Und wiederum ein anderes ist es,
Ein für September 1911 geplanter theosophischer Kongress in [[Genua]], den Steiner als Bühne für seine Lehre zu nutzen beabsichtigte, wurde von Besant, die dies verhindern wollte, abgesagt. Am 16. Dezember 1911 gründete Steiner mit seinen Anhängern auf der Generalversammlung der DSdTG den "Bund für anthroposophische Arbeit". Dieser war organisatorisch innerhalb der DSdTG angesiedelt und diente als Sammelpunkt der Steiner'schen Anhänger in der Gesellschaft. Ab September [[1912]] fanden geheime Treffen im Rahmen des "Bundes für anthroposophische Arbeit", mit dem Ziel der Trennung von Besant, statt. Der Vorstand der DSdTG forderte schliesslich am 8. Dezember 1912, im Sinne Steiner's, alle Mitglieder auf, aus dem "Order of the Star of the East" auszutreten, ansonsten sie aus der Gesellschaft ausgeschlossen würden. Da diesem Orden von vornherein nur Teile der Besant-Anhänger rund um Hübbe-Schleiden beigetreten waren, kam dies einem Ausschluss der Besant-Anhänger gleich. Daran anschliessend wurde am 11. Dezember 1912 Annie Besant in einem Telegramm zum Rücktritt aufgefordert. Daraufhin schloss diese, in einem mit 14. Jänner [[1913]] datierten Brief, die DSdTG aus der Adyar-TG aus, indem sie die Stiftungsurkunde zurückzog. Das Schreiben traf am 7. März 1913 in Berlin ein, damit war die de facto Trennung auch de jure vollzogen.
innerhalb der Worte, innerhalb der Wortgestaltungen und innerhalb
der Wortzusammenhänge namentlich, den Gedanken des andern wahrzunehmen.
Und wiederum müssen wir unterscheiden zwischen dem
Wahrnehmen des Gedankens des andern und dem eigentlichen Denken.
Nur eben die grobe Art, wie heute Seelenerscheinungen betrachtet werden,
die kommt nicht dazu, in dieser feineren Weise zu analysieren
zwischen dem Denken, das wir als eine innere Tätigkeit unseres Seelenlebens
entfalten, und der nach außen gerichteten Tätigkeit, die im Gedankenwahrnehmen
des andern liegt. Gewiß, wir müssen, wenn der
Gedanke des andern wahrgenommen wird, um diesen Gedanken zu
verstehen, um diesen Gedanken mit andern Gedanken, die wir auch
schon gehegt haben, in Beziehung zu bringen, dann denken. Aber dieses
Denken ist etwas völlig anderes als das Wahrnehmen des Gedankens
des andern.|206|10}}


{{GZ|Wenn man einen Menschen, der sich durch
==Trennung und Neugründung==
Lautsprache, Gestus usw. mitteilt, versteht, so wirkt in
Unter Federführung Steiners, kam es am 28. Dezember 1912 zur Gründung der [[Anthroposophische Gesellschaft|Anthroposophischen Gesellschaft]], am 2. und 3. Februar 1913 fand die konstituierende Generalversammlung in Berlin statt und dieses Datum wurde seitdem als offizieller Gründungstag beibehalten. Der grösste Teil der Mitglieder der DSdTG, rund 2400, ging mit Steiner zur Anthroposophischen Gesellschaft über. Wilhelm von Hübbe-Schleiden blieb Besant und damit der Adyar-TG treu, und diese autorisierte ihn durch eine neue Stiftungsurkunde zur Neugründung der DSdTG, welche nun streng den Doktrinen der Adyar-TG folgte. Die hervorragendsten Mitglieder waren jedoch mit Steiner gegangen, die neue Gesellschaft zählte nur mehr rund 320 Personen und kam nicht mehr richtig in Schwung.  
diesem Verständnis zwar vorwiegend das Urteil, Gedächtnis
usw. Doch führt auch hier eine rechte Selbstbesinnung
dazu, anzuerkennen, daß es ein unmittelbares
Erfassen, Verstehen gibt, das allem Überlegen, Urteilen
vorangehen kann. Ein Gefühl für diese Tatsache erlangt
man am besten dadurch, daß man sich klar macht, wie
man auch das verstehen kann, wofür man es noch gar
nicht zu einer Urteilsfähigkeit gebracht hat. Es gibt nämlich
eine ganz unmittelbare Wahrnehmung auch für das,
was sich im Begriffe offenbart, so daß man von einem
Begriffssinn sprechen muß. Der Mensch kann das, was er
in eigener Seele als Begriff erleben kann, auch von einem
fremden Wesen offenbarend empfangen. Durch die
Wahrnehmung des Begriffes taucht man noch tiefer in
das Innere eines Wesens als durch die Lautwahrnehmung.
Ein noch weiter gehendes Untertauchen in ein
anderes Wesen als bis zur Empfindung dessen, was in
ihm als Begriff lebt, ist nicht auf sinnenfällige Art möglich.
Der Begriffssinn erscheint als derjenige, der in das
Innerlichste eines Außenwesens dringt. Der Mensch
nimmt mit dem Begriffe, der in einem anderen Menschen
lebt, dasjenige wahr, was in ihm selbst seelenhaft lebt.|45|28f}}


{{GGZ|Beim Wahrnehmen eines Begriffes erweisen sich die
Nachdem Hübbe-Schleiden anfangs provisorisch als Generalsekretär der neuen DSdTG fungierte, wurde im Mai [[1913]] [[Johannes Ludovicus Mathieu Lauweriks]] als ordentlicher Generalsekretär gewählt, Hübbe-Schleiden blieb jedoch die wichtigste Galionsfigur der verkleinerten Gesellschaft. Bereits [[1914]] kam es wegen Ausbruch des [[Erster Weltkrieg|1. Weltkrieges]] zu deutsch-nationalen Protesten gegen den [[Niederlande|Holländer]] Lauweriks und dieser musste das Generalsekretariat an [[Sixtus von Kapff]], einen deutschen Nervenazt, abgeben. Nachdem Annie Besant Deutschland für den Ausbruch des Krieges verantwortlich gemacht hatte, häuften sich die Austritte aus der ohnehin durch die kriegsbedingten Ausfälle geschrumpften DSdTG. Mit Hübbe-Schleidens Tod, am 17. Mai [[1916]], zerfiel dann auch die DSdTG.
im vorangegangenen Leben des Menschen erworbenen
Begriffe als dasjenige, was den neuen Begriff aufnimmt.
Der Mensch erweist sich für einen Begriff, der an ihn
herantritt, in dem Maße verständig, als er vorher diese
oder jene Begriffe aufgenommen hat. In dem Verstehen
eines Begriffes liegt demnach ein sich Öffnen des Menschen
nach außen und eine Einsenkung des Aufgenommenen
in das Gefüge des bereits vorhandenen Begriffsorganismus.
Das Leben, das sich da entfaltet, blüht nach
außen auf und wurzelt sich in den Begriffsorganismus
ein.|45|65}}


== Das Organ des Gedankensinns ==
==Literatur==
* Klatt, Norbert: ''Theosophie und Anthroposophie, neue Aspekte zu ihrer Geschichte aus dem Nachlass von Wilhelm Hübbe-Schleiden (1846 - 1916) mit einer Auswahl von 81 Briefen''; Klatt, Göttingen 1993; ISBN 3-928312-02-2
* Wachsmuth, Guenther: ''Rudolf Steiners Erdenleben und Wirken, von der Jahrhundertwende bis zum Tode, Die Geburt der Geisteswissenschaft, Eine Biographie''; Verlag am Goetheanum, Dornach 1964
* Wehr, Gerhard: ''Rudolf Steiner, Leben, Erkenntnis, Kulturimpuls''; Diogenes, Zürich 1993; ISBN 3-257-22615-2


Das Wahrnehmungsorgan, durch das wir die Gedanken anderer wahrnehmen, ist das [[Leben]], das wir in uns tragen; genauer gesagt das, was unser ''physischer Organismus des Lebens'' ist:
==Weblinks==
*[http://www.neue-rosenkreuzer.de/material/material-20.html Überblick über die TG in Deutschland]


{{GZ|Was ist Wahrnehmungsorgan
[[Kategorie:Theosophie]]
für die Gedanken des anderen? Wahrnehmungsorgan für die
[[Kategorie:Anthroposophie]]
Gedanken des anderen ist alles dasjenige, was wir sind, insoferne wir
in uns Regsamkeit, Leben verspüren. Wenn Sie sich also denken, daß
Sie in Ihrem ganzen Organismus Leben haben und dieses Leben eine
Einheit ist - also nicht insoferne Sie gestaltet sind, sondern insoferne
Sie Leben in sich tragen -, so ist dieses in Ihnen getragene Leben des
gesamten Organismus, insofern es sich ausdrückt im Physischen, Organ
für die Gedanken, die uns von außen entgegenkommen. Wären wir
nicht so gestaltet, wie wir sind, könnten wir nicht das Ich des andern
wahrnehmen; würden wir nicht so belebt sein, wie wir sind, könnten
wir nicht die Gedanken des andern wahrnehmen. Das ist nicht der
Lebenssinn, von dem ich hier spreche. Nicht daß wir unsere Gesamtlebensverfassung
innerlich wahrnehmen, ist hier in Frage - das gehört
zum Lebenssinn -, sondern insofern wir das Leben in uns tragen. Und
dieses Lebendige in uns, alles das, was in uns physischer Organismus
des Lebens ist, das ist Wahrnehmungsorgan für die Gedanken, die der
andere uns zuwendet.|170|242f}}


== Die Spezialisierung des Gedankensinns durch Ahriman ==


Viel geistiger sollten wir ursprünglich die Gedanken der anderen Menschen wahrnehmen. Einfach indem wir dem anderen Menschen gegenübetreten, sollten wir seine Gedanken unmittelbar innerlich nachfühlen und nachleben. Und nur ein grober Nachglanz ist es, wenn wir heute die Gedanken zumeist bloß durch [[Wort]]e vermittelt wahrnehmen. Noch in der [[ägyptisch-chaldäische Kultur|ägyptisch-chaldäischen Zeit]] wurde das Gedankenleben des anderen noch viel mehr im ''Unausgesprochenen'', in [[Physiognomie]] und [[Mimik]], durch [[Gestik|Gesten]], ja selbst durch die Körperhaltung und Körperstellungen, durch die ganze Art des einander Gegenübertretens empfunden. Allerdings war damals auch die Art zu [[denken]] noch ganz anders, nämlich bildhafter und [[Inspiration|inspirierter]] und nicht bloß [[Logik|logisch]]. Dadurch, dass wir seit der [[griechisch-lateinische Kultur|griechisch-lateinischen Zeit]] Gedanken praktisch nur mehr durch Worte mitteilen können, wurde allerdings unser Lebensorganismus erst - durch den [[ahrimanisch]]en Einfluss - zum Denkapparat für das logische Denken gemacht.
{{Wikipedia}}
 
<div style="margin-left:20px">
"Insofern wir ein Lebensorganismus sind, können wir wahrnehmen
die Gedanken des andern. Wiederum sind wir dazu veranlagt gewesen,
viel geistiger die Gedanken des andern wahrzunehmen, als wir sie
eigentlich jetzt wahrnehmen. Gewissermaßen im einfachen Demandern-
Gegenüb er treten sind wir veranlagt gewesen, seine Gedanken
innerlich nachzufühlen, sie nachzuleben. Es ist ein grober physischer
Abglanz, wie wir heute die Gedanken des andern ja sogar nur auf
dem Umweg der Sprache wahrnehmen. Und höchstens, wenn wir uns
ein wenig dressieren auf die Gestikulationen und auf das Mienenspiel
und auf die Physiognomie des andern, können wir noch einen Nachklang
von dem wahrnehmen, wozu wir veranlagt waren. Die ganze
Denkdisposition eines Menschen wahrzunehmen, waren wir veranlagt,
indem wir ihm gegenübertraten, sie nachzuleben und die einzelnen
Denkäußerungen aus den einzelnen Gesten, einzelnen Mienen wahrzunehmen.
Wiederum ist es eine ahrimanische Gabe, durch welche umgewandelt
worden ist diese mehr geistige Art der Wahrnehmungen der
Gedankenwelt, die sich sogar im Verlaufe der Menschheitsevolution
immer mehr und mehr auf die äußere Sprache konzentriert hat.
 
Wir brauchten gar nicht so sehr weit zurückzugehen in der Menschheitsentwickelung,
nur bis in die ägyptisch-chaldäische Zeit, von der
indischen gar nicht zu sprechen, wo das noch in höchstem Maße ausgebildet
war - wir brauchten nur hinter die griechisch-lateinische Zeit
zurückzugehen, da finden wir noch ein feines Verständnis bei der
Menschheit für das Gedankenleben, insofern es sich ausgedrückt hat in
den unausgesprochenen Worten, in dem, was durch Physiognomie,
durch Gesten, selbst durch Stellungen, durch die ganze Art des Gegenübertretens
des einen Menschen zum anderen, zum Ausdrucke gekommen
ist. Dafür hat der Mensch sein Verständnis verloren. Immer
weniger und weniger ist von dem erhalten geblieben, und heute ist schon
recht wenig Verständnis dafür vorhanden, die inneren Gedankengeheimnisse
des Menschen zu erlauschen aus der Art und Weise, wie er uns entgegen
tritt. Wir hören fast nur mehr auf dasjenige,was von seinen Gedanken,
in seinen Gedanken, an seinen Gedanken dadurch zu uns kommt,
daß er es uns durch die hörbaren Worte mitteilt. Dadurch aber, daß dies
geschehen ist, haben wir die Fähigkeit erhalten, unseren Lebensapparat,
unseren Lebensorganismus selbst zum Denkapparat zu machen. Wir
würden nicht die Gabe des Denkens haben, wenn das nicht geschehen
wäre, was ich gesagt habe, wenn nicht jener ahrimanische Einfluß gekommen
wäre, von dem ich gesprochen habe." {{Lit|{{G|170|247f}}}}
</div>
 
== Literatur ==
* Dietrich Rapp, Hans-Christian Zehnter: ''Die zwölf Sinne in der seelischen Beobachtung  – Eine Exkursion''. Sentovision, Basel 2019, ISBN 978-3037521083
* Robert F. Schmidt, Hans-Georg Schaible: ''Neuro- und Sinnesphysiologie'', 5. Auflage, Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2006, ISBN 978-3540257004, eBook ISBN 978-3540294917
* Albert Soesman: ''Die zwölf Sinne. Tore der Seele.'' Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1995; 6. überarb. A. 2007, ISBN 978-3-7725-2161-4
* [[Karsten Massei]]: ''Zwiegespräche mit der Erde: Ein innerer Erfahrungsweg'', Futurum Verlag, 2014 ISBN 978-3856362461
* Johannes Weinzirl (Hrsg.), [[Peter Heusser]] (Hrsg.): ''Bedeutung und Gefährdung der Sinne im digitalen Zeitalter'', Wittener Kolloquium für Humanismus, Medizin und Philosophie, Band 5, Königshausen u. Neumann 2017, ISBN 978-3826059919
* [[Rudolf Steiner]]: ''Anthroposophie. Ein Fragment aus dem Jahre 1910'', [[GA 45]] (2002), ISBN 3-7274-452-3 {{Vorträge|045}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Das Rätsel des Menschen. Die geistigen Hintergründe der menschlichen Geschichte'', [[GA 170]] (1992), ISBN 3-7274-1700-5 {{Vorträge|170}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist – Zweiter Teil'', [[GA 206]] (1991), ISBN 3-7274-2060-X {{Vorträge|206}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik'', [[GA 293]] (1992), Achter Vortrag, Stuttgart, 29. August 1919 {{Vorträge|293}}
 
{{GA}}
 
[[Kategorie:Sinne|115]]
[[Kategorie:Denksinn|!]]
[[Kategorie:Die zwölf Sinne|112]]
[[en:Sense of thought]]

Version vom 26. Juni 2006, 17:16 Uhr

Die Deutsche Sektion der Theosophischen Gesellschaft (DSdTG) war eine theosophische Organisation Anfang des 20. Jahrhunderts.

Gründung

Die DSdTG ging aus der Deutschen Theosophischen Gesellschaft hervor. Deren Mitglieder gründeten am 19. Oktober 1902, unter Anwesenheit von Annie Besant, der späteren Präsidentin der Adyar-Theosophischen Gesellschaft (Adyar-TG), welche die von Henry Steel Olcott unterzeichnete Stiftungsurkunde überbrachte, in Berlin die DSdTG. Die Gesellschaft war direkt der Zentrale in Adyar unterstellt und zählte zu diesem Zeitpunkt etwa 100 Mitglieder. Auf Vorschlag von Wilhelm von Hübbe-Schleiden, wurde Rudolf Steiner am 20. Oktober 1902 zum Generalsekretär gewählt. Seine spätere Frau Marie von Sievers wurde seine Sekretärin.

Differenzen in der Lehre

Steiner sollte die zu dieser Zeit hinduistisch gefärbten Doktrinen der indisch ausgerichteten Adyar-TG in Deutschland verbreiten, so die Vorstellungen Annie Besant's. Steiner suchte jedoch nach Übereinstimmungen der theosophischen Lehre mit abendländischen Traditionen und vor allem der deutschen Wissenschaft. Er drängte die indischen Formen immer weiter zurück und ersetzte sie durch deutsche Begriffe und abendländische Praxis. Vor allem hermetische, kabbalistische, neuplatonische und ab 1905 auch rosenkreuzerische Gedanken traten unter Steiner immer weiter in den Vordergrund der DSdTG. Diese Vorstellungen kamen wohl auch in den Lehren der Adyar-TG vor, stellten jedoch nur einen Teil des stark mit indischen Traditionen durchsetzten Adyar-Lehrgebäudes dar.

Bereits nach kurzer Zeit entstanden durch diese unterschiedlichen Auslegungen die ersten Spannungen, sowohl zwischen Steiner und Besant, als auch innerhalb der DSdTG selbst. In der DSdTG bildeten sich zwei Lager, der grösste Teil sympathisierte mit Steiner, ein kleinerer Rest scharte sich um den angesehenen Hübbe-Schleiden, der weiterhin Besant unterstützte. Ungeachtet dessen, setzte Steiner seinen einmal eingeschlagenen Weg fort, und ab etwa 1907 verwarf er die Doktrinen der Adyar-TG praktisch völlig zugunsten seiner Lehre. Als der am 11. Jänner 1911 von Besant proklamierte Messiaskult um Jiddu Krishnamurti und den Order of the Star of the East von Steiner abgelehnt wurde, vertiefte sich die Kluft noch weiter.

Ein für September 1911 geplanter theosophischer Kongress in Genua, den Steiner als Bühne für seine Lehre zu nutzen beabsichtigte, wurde von Besant, die dies verhindern wollte, abgesagt. Am 16. Dezember 1911 gründete Steiner mit seinen Anhängern auf der Generalversammlung der DSdTG den "Bund für anthroposophische Arbeit". Dieser war organisatorisch innerhalb der DSdTG angesiedelt und diente als Sammelpunkt der Steiner'schen Anhänger in der Gesellschaft. Ab September 1912 fanden geheime Treffen im Rahmen des "Bundes für anthroposophische Arbeit", mit dem Ziel der Trennung von Besant, statt. Der Vorstand der DSdTG forderte schliesslich am 8. Dezember 1912, im Sinne Steiner's, alle Mitglieder auf, aus dem "Order of the Star of the East" auszutreten, ansonsten sie aus der Gesellschaft ausgeschlossen würden. Da diesem Orden von vornherein nur Teile der Besant-Anhänger rund um Hübbe-Schleiden beigetreten waren, kam dies einem Ausschluss der Besant-Anhänger gleich. Daran anschliessend wurde am 11. Dezember 1912 Annie Besant in einem Telegramm zum Rücktritt aufgefordert. Daraufhin schloss diese, in einem mit 14. Jänner 1913 datierten Brief, die DSdTG aus der Adyar-TG aus, indem sie die Stiftungsurkunde zurückzog. Das Schreiben traf am 7. März 1913 in Berlin ein, damit war die de facto Trennung auch de jure vollzogen.

Trennung und Neugründung

Unter Federführung Steiners, kam es am 28. Dezember 1912 zur Gründung der Anthroposophischen Gesellschaft, am 2. und 3. Februar 1913 fand die konstituierende Generalversammlung in Berlin statt und dieses Datum wurde seitdem als offizieller Gründungstag beibehalten. Der grösste Teil der Mitglieder der DSdTG, rund 2400, ging mit Steiner zur Anthroposophischen Gesellschaft über. Wilhelm von Hübbe-Schleiden blieb Besant und damit der Adyar-TG treu, und diese autorisierte ihn durch eine neue Stiftungsurkunde zur Neugründung der DSdTG, welche nun streng den Doktrinen der Adyar-TG folgte. Die hervorragendsten Mitglieder waren jedoch mit Steiner gegangen, die neue Gesellschaft zählte nur mehr rund 320 Personen und kam nicht mehr richtig in Schwung.

Nachdem Hübbe-Schleiden anfangs provisorisch als Generalsekretär der neuen DSdTG fungierte, wurde im Mai 1913 Johannes Ludovicus Mathieu Lauweriks als ordentlicher Generalsekretär gewählt, Hübbe-Schleiden blieb jedoch die wichtigste Galionsfigur der verkleinerten Gesellschaft. Bereits 1914 kam es wegen Ausbruch des 1. Weltkrieges zu deutsch-nationalen Protesten gegen den Holländer Lauweriks und dieser musste das Generalsekretariat an Sixtus von Kapff, einen deutschen Nervenazt, abgeben. Nachdem Annie Besant Deutschland für den Ausbruch des Krieges verantwortlich gemacht hatte, häuften sich die Austritte aus der ohnehin durch die kriegsbedingten Ausfälle geschrumpften DSdTG. Mit Hübbe-Schleidens Tod, am 17. Mai 1916, zerfiel dann auch die DSdTG.

Literatur

  • Klatt, Norbert: Theosophie und Anthroposophie, neue Aspekte zu ihrer Geschichte aus dem Nachlass von Wilhelm Hübbe-Schleiden (1846 - 1916) mit einer Auswahl von 81 Briefen; Klatt, Göttingen 1993; ISBN 3-928312-02-2
  • Wachsmuth, Guenther: Rudolf Steiners Erdenleben und Wirken, von der Jahrhundertwende bis zum Tode, Die Geburt der Geisteswissenschaft, Eine Biographie; Verlag am Goetheanum, Dornach 1964
  • Wehr, Gerhard: Rudolf Steiner, Leben, Erkenntnis, Kulturimpuls; Diogenes, Zürich 1993; ISBN 3-257-22615-2

Weblinks


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Deutsche Sektion der Theosophischen Gesellschaft aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.