Veterinärmedizin und Fettgewebe: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Veterinärmedizin''' (vom französischen Wort ''vétérinaire''), auch als '''Tiermedizin''' oder '''Tierheilkunde''' bezeichnet, beschäftigt sich mit den Krankheiten von [[Tier]]en, mit dem [[Tierschutz]] und begleitender [[Forschung]], aber auch mit [[Lebensmittel]]n tierischer Herkunft und verwandten Themen. Gerade Letzteres ist im Rahmen eines stetig steigenden [[Verbraucherschutz]]es von großer Bedeutung, obliegt doch die Kontrolle von Lebensmitteln tierischer Herkunft sowohl in der Erzeugung als auch in der Verarbeitung den Veterinärbehörden. Die Ausbildung zum [[Tierarzt]] ist durch die [[Approbationsordnung#Veterinärmedizin|Verordnung zur Approbation von Tierärztinnen und Tierärzten]] (TAppV) staatlich geregelt.
Das '''Fettgewebe''' ist eine an verschiedenen Stellen des [[Menschlicher Körper|Körpers]] auftretende Form des [[Bindegewebe]]s, die aus Fettzellen (''[[Wikipedia:Adipozyt|Adipozyt]]en'') aufgebaut ist. Grundsätzliche Aufgabe der Fettzelle ist es, in ihrem Zellleib [[Fette|Fett]] als auch Wasser zu speichern und bei Bedarf wieder freizugeben. Nachdem dabei lange Zeit nur zwischen zwei Formen des Fettgewebes mit unterschiedlichen Funktionen − dem ''weißen'' und ''[[Wikipedia:Braunes Fettgewebe|braunen Fettgewebe]]'' − unterschieden wurde, ist inzwischen auch eine dritte Form des Fettgewebes - das sogen. ''beige Fettgewebe'' - entdeckt worden, das eine Zwischenstellung zwischen den zuvor genannten beiden einnimmt.<ref name=":0">Jun Wu, Pontus Boström u.&nbsp;a.: ''Beige Adipocytes Are a Distinct Type of Thermogenic Fat Cell in Mouse and Human.'' In: ''Cell.'' 150, 2012, S.&nbsp;366, {{DOI|10.1016/j.cell.2012.05.016}}.</ref><ref name=":1">[http://www.wissenschaft.de/home/-/journal_content/56/12054/927802/ Sabine Kurz: ''Das neue Fett ist beige''; Bild der Wissenschaft, 13.07.2012], zuletzt abgerufen 4. Mai 2017.</ref>


== Geschichte ==
== Weißes Fettgewebe ==
=== Global ===
Wenn man von Fettgewebe im [[Menschlicher Körper|menschlichen Körper]] spricht, so ist fast immer das weiße Fettgewebe gemeint, da es sehr viel häufiger als das braune und beige vorkommt.
Das [[Ägypten|ägyptische]] ''Papyrus von Kahun'' von 1900 v. Chr. ist eines der ersten Dokumente, das Veterinärmedizin belegt – allgemein wird [[Shalihotra]] (etwa 2400 v. u. Z.) als Begründer angenommen.<ref>Thrusfield, Michael (2007), Veterinary epidemiology, Wiley-Blackwell, ISBN 978-1-4051-5627-1, [http://books.google.de/books?id=LZfevagYF4YC&redir_esc=y Google Books, 21. November 2011]</ref>
[[Image:Shalihotra manuscript pages2.jpg|thumb|left|Shalihotra Dokumente, etwa 2400 v.u.Z.]]
In den [[Edikte des Ashoka|Edikten des Ashoka]] ([[3. Jahrhundert v. Chr.]]) ist geschrieben:<ref>Finger, Stanley (2001), Origins of neuroscience: a history of explorations into brain function, Oxford University Press, ISBN 978-0-19-514694-3, [http://books.google.de/books?id=_GMeW9E1IB4C&redir_esc=y Google Books, 21. November 2011].</ref>
{{Zitat|Everywhere King Piyadasi (Asoka) made two kinds of medicine (चिकित्सा) available, medicine for people and medicine for animals. Where there were no healing herbs for people and animals, he ordered that they be bought and planted. (etwa: ''König [[Ashoka]] machte überall zwei Arten der Medizin verfügbar, für Menschen und für Tiere. Wo keine Heilpflanzen verfügbar waren ordnete er Kauf und Kultivierung an.'')}}


Im Mittelalter war beispielsweise das um 1250 verfasste sechsteiligen Handbuch der Pferdeheilkunde ''Hippiatria'' des Jordanus Ruffus, dem Oberhofmarschall Friedrichs II. verbreitet und wurde seit dem 13. Jahrhundert auch in verschiedene Sprachen übersetzt.<ref>Gundolf Keil: ''Ruffus, Jordanus.'' In: ''[[Verfasserlexikon]].'' Band VIII, Sp. 377 f.</ref>
=== Vorkommen und Aufgaben ===
Einzelne oder Gruppen von Fettzellen können fast überall im Körper, eingelagert in das [[Bindegewebe#Lockeres Bindegewebe|lockere Bindegewebe]], vorkommen. Im eigentlichen Fettgewebe in bestimmten Körperregionen dagegen sind zahlreiche Fettzellen durch Bindegewebe in Läppchen zusammengefasst. Das Fettgewebe ist immer gut mit Blutgefäßen versorgt.


=== Deutscher Sprachraum ===
Das weiße Fettgewebe erfüllt verschiedene Funktionen:
Vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit sind auch im deutschsprachigen Raum tierheilkundliche Texte bezeugt.<ref>Gundolf Keil: ''‚Liber de cura equorum‘ (‚Practica equorum‘, ‚Roßarzneiliche Albertus-Magnus-Vorlage‘).'' In: ''[[Verfasserlexikon]].'' Band V, Sp. 752–756.</ref><ref>[[Gerhard Eis]]: ''Zwei Tierheilmittel aus Arnold Doneldeys Arzneibuch von 1382.'' In: ''Deutsche tierärztliche Wochenschrift'' 63, 1956, S. 62 f.</ref><ref>Gerhard Eis: ''Deutsche Heilmittel für Haustiere aus dem Jahre 1321.'' In: ''Deutsche tierärztliche Wochenschrift'' 65, 1958, Nr. 4, S. 115 f.</ref><ref>Wilhelm Tzschacher: ''Salzburger Tierheilkunst um 1520.'' In: ''Veterinärhistorische Mitteilungen'' 10, 1930, Nr. 9, S. 71 f.</ref><ref>Willy Louis Braekman: ''Zestiende-Eeuwse Veterinaire Literatuur uit de Nederlanden.'' Brüssel 1987 (= ''Scripta: Mediaeval and Renaissance texts and studies'', 20).</ref> Eine der am weiträumigsten verbreiteten und vom 13. bis zum 18. Jahrhundert in viele Sprachen übersetzten, pferdeheilkundlichen Schriften war das sogenannte ''Rossarzneibuch'' des Meister Albrant, der unter anderem in Neapel als ''[[Marstall|marstaller]]'' Kaiser Friedrichs II. wirkte.<ref>P. Rainer Rudolf SDS: ''Meister Albrant.'' In: ''[[Verfasserlexikon]].'' Band I, Sp. 157 f.</ref> Die älteste [[Tierärztliche Hochschule|veterinärmedizinische Hochschule]] im deutschen Sprachraum ist die 1765 als ''Lehrschule zur Heilung der Viehkrankheiten'' gegründete [[Veterinärmedizinische Universität Wien]]. Auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland geht die akademische Ausbildung in der Veterinärmedizin ins Jahr 1771 zurück und hat ihre Wurzeln an der [[Georg-August-Universität Göttingen|Universität Göttingen]]. Zu dieser Zeit erhielt der Göttinger Universalgelehrte [[Johann Christian Polycarp Erxleben]]<ref>Johann Christian Polykarp Erxleben: ''Praktischer Unterricht in der Vieharzneykunst.'' Göttingen und Gotha 1771.</ref> die Genehmigung, das Vieharzney-Institut an der Universität zu gründen. Das heutige [[Tierärztliches Institut der Georg-August-Universität Göttingen|Tierärztliche Institut der Georg-August-Universität Göttingen]] ist somit die älteste und erste universitäre Bildungsstätte für Veterinärmedizin in Deutschland, an der allerdings heute kein Studium der Veterinärmedizin mehr möglich ist.


Die älteste, noch bestehende, eigenständige tiermedizinische Hochschule in Deutschland ist die 1778 unter der Regentschaft von Georg III. als ''Roßarzney-Schule'' gegründete [[Tierärztliche Hochschule Hannover]] (seit 2003 Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover). Der Anatom Henryk Kadyi (1851–1912) setzte um 1900 im [[Lwiw#Österreichisches Lemberg 1772–1918|Österreichischen Lemberg]] ein Reifezeugnis und ein vierjähriges Studium der Tiermedizin<ref>J. Stahnke: ''Ludwik Teichmann (1823–1895). Anatom in Krakau.'' In: ''Würzburger medizinhistorische Mitteilungen'' 2, 1984, S. 205–267; hier: S. 216.</ref> als Voraussetzungen für die Zulassung von Tierärzten durch.
* ''Speicher-'' oder ''Depotfett'': [[Lipide]] sind energiereiche Verbindungen. Durch den hohen [[Körperfettanteil|Fettanteil des Körpers]] hat der Mensch Reserven, um bis zu 40 Tage ohne Nahrungszufuhr auszukommen. Je nach Geschlecht und Ernährungszustand macht das Depotfett 10 % (Sportler, extrem schlanke Menschen), 15–25 % (Normalgewicht), oder bis weit über 50 % (fettleibige Menschen) des Körpergewichtes aus. Die Funktion als Depotfett erfüllt vor allem das Fettgewebe in der Unterhaut ([[Subkutis]]), hier hauptsächlich die Speckschicht am Bauch und den Gesäßbacken (ausgeprägte Fettdepots), und am [[Bauchfell]].


== Studium ==
* ''Isolierfett'': Da Fett ein schlechterer [[Wärmeleitung|Wärmeleiter]] als andere Gewebe ist, schützt vor allem auch das Fett (Speckschicht) in der Unterhaut (subkutanes Fett) vor zu schnellem Wärmeverlust. In der Unterhaut liegen etwa 65 % des Gesamtfettes vor, der Rest liegt im Bauchraum.
Das Studium der Tiermedizin ist in Deutschland an der [[Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover|Tierärztlichen Hochschule Hannover]], in [[Berlin]] ([[Freie Universität Berlin]]), [[Gießen]] ([[Justus-Liebig-Universität Gießen|Justus-Liebig-Universität]]), [[Leipzig]] ([[Universität Leipzig]]) und [[München]] ([[Ludwig-Maximilians-Universität München|Ludwig-Maximilians-Universität]]) möglich. In der Republik Österreich ist das Studium nur in Wien, in der Schweiz an den [[Universität Bern|Universitäten Bern]] und [[Universität Zürich|Zürich]] möglich. Es gliedert sich in die Abschnitte Vorphysikum, [[Physikum]] und klinischer Abschnitt. Es endet mit dem [[Staatsexamen]] und der [[Approbationsordnung|Approbation]] als [[Tierarzt]].  


Je nach Universität erfolgt die Ausbildung in zwei Varianten. Bei der klassischen Methode wird nach Fächern gelehrt ([[Chirurgie]], [[Innere Medizin]], [[Gynäkologie]] etc.), bei der nordamerikanischen Methode wird nach Tierarten unterschieden und innerhalb dieser dann alle Fächer zusammen gelehrt (Klinik für [[Wiederkäuer]], [[Pferde]], [[Kleintier|kleine Haustiere]] usw.). In Leipzig wird eine Mischform praktiziert, bei der [[Nutztier]]e sowie Kleintiere und [[Vögel]] fächerspezifisch behandelt werden.
* {{Anker|Baufett}}''Baufett'': Fettgewebe dient an bestimmten Stellen auch als mechanischer Schutz in Form eines druckelastischen Polsters (Fettpolster): unter der Fußsohle, an [[Gelenk]]en (im Kniegelenk als [[Hoffa-Fettkörper]]), an der Wange ([[Corpus adiposum buccae]], auch Bichat-Fettpfropf), am [[Gesäß]] sowie als Organlager im Nierenlager ([[Capsula adiposa]]), bei den Herzkranzgefäßen und unter dem Augapfel ([[Corpus adiposum orbitae]]). Das Baufett wird bei Nahrungsmangel erst als letzte Reserve mobilisiert - hierher rühren die tiefen, eingefallenen Augen von Menschen nach Hungerkatastrophen.


Anschließend folgen gegebenenfalls eine [[Dissertation]] mit dem Erwerb des akademischen Grades ''Doctor medicinae veterinariae'' (Dr. med. vet.), ein Kreisexamen oder der Erwerb eines [[Fachtierarzt]]es. Europaweit ist in jüngerer Zeit nach amerikanischem Vorbild ein standardisierter Weiterbildungsgang zum ''[[Diplomate of the European College]]'' für viele Fachrichtungen entstanden (z.&nbsp;B. Diplomate of the European College of Veterinary Surgery, Dipl. ECVS). Dieser wird durch das ''European Board of Veterinary Specialisation'' koordiniert.
* ''Stoffwechselorgan'': Das Fettgewebe spielt eine wichtige Rolle im Energiestoffwechsel durch Sekretion hormonartiger Substanzen.


Ähnlich wie in der [[Humanmedizin]] gibt es unter Tierärzten diverse Spezialisierungen im Rahmen der postgradualen Weiterbildung zum Fachtierarzt. Dabei gibt es sowohl disziplinabhängige Fachtierärzte (z.&nbsp;B. Chirurgie, [[Pathologie]], Innere Medizin), tierartenbezogene Spezialisierungen (z.&nbsp;B. Kleintiere, Pferde, [[Rinder]], [[Hausschwein|Schweine]], [[Geflügel]]) und neben den eigentlichen Fachtierärzten ''Gebietsbezeichnungen'' (z.&nbsp;B. [[Augenheilkunde]], [[Akupunktur]]) (→ [[Liste medizinischer Fachgebiete]]).
An einigen Körperstellen ist das [[Subkutis#Das Fettgewebe|Unterhautfettgewebe]] im Regelfall nur sehr schwach ausgeprägt (Hand- und Fußrücken, Nase, Augenlid, Lippe, [[Penis]] und [[Skrotum|Hodensack]], [[Labia minora|kl. Schamlippe]] sowie an der Ohrmuschel (aber nicht Ohrläppchen)). Besonders ausgeprägte Fettdepots befinden sich als mehrere Zentimeter dicke Schicht am [[Abdomen|Bauch]] und an den Gesäßbacken. Die Dicke des Bauches sowie Form, Größe und Gewicht der Gesäßbacken werden dabei durch den Trainingszustand der Muskulatur und die Menge des eingelagerten Fettes (Mastfett) bestimmt, hängen also auch vom Ernährungszustand ab. Die Menge des Depotfettes beträgt bei Normalgewichtigen etwa 15&nbsp;kg bei Männern und etwa 15–20&nbsp;kg bei Frauen.<ref>{{Literatur| Herausgeber = J. Fanghänel, F. Pera, F. Anderhuber u.&nbsp;a. | Titel = Waldeyer Anatomie des Menschen | Verlag = Verlag Walter de Gruyter | Ort = Berlin | Auflage = 17. | Jahr = 2003 | ISBN = 3-11-016561-9 | Seiten = 1222}}</ref>
[[File:Veterinary literature.JPG|thumb|left|Fachliteratur in einer tierärztlichen Praxis]]
In der [[Landwirtschaft]] spielt die Veterinärmedizin eine große Rolle.<ref>vgl. exemplarisch: G. C. Haubner: ''Landwirthschaftliche Thierheilkunde ...'', 2. Aufl. Anklam 1847.</ref> Hier geht es unter anderem um den [[Tierseuche]]nschutz, so dass auch die Tötung von [[Tierherde]]n bei Infektionen ([[Maul- und Klauenseuche|MKS]], [[BSE]] u. ä.) und der Schutz des Menschen vor Tierkrankheiten ([[Zoonose]]n wie [[Tollwut]] u. ä.) in den Bereich der Veterinärmediziner fallen.


Während bei „Luxustieren“ wie [[Pferde]]n sowie kleinen Haus- und [[Heimtier]]en wie [[Haushund|Hunden]], [[Hauskatze|Katzen]] oder [[Hausmeerschweinchen|Meerschweinchen]] eine der Humanmedizin vergleichbare Versorgung möglich ist, unterliegt die medizinische Betreuung landwirtschaftlicher Nutztiere hauptsächlich den Aspekten der [[Wirtschaftlichkeit]].
Fettzellen (Adipozyten) werden vom Körper zwar abgebaut, doch auch ständig wieder durch neue ersetzt, wobei auch das intrazelluläre Fett einem ständigen Austausch unterliegt. Durch Diäten kann daher zwar das im Fettgewebe gespeicherte Fett, nicht jedoch das Fettgewebe selbst abgebaut werden.<ref>''Das Beharrungsvermögen der Adipozyten oder warum alle Diäten versagen.'' In: ''Deutsches Ärzteblatt.'' 7. Mai 2008. [http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/32264 (online)]</ref>


Ein weiterer Schwerpunkt der Veterinärmedizin ist die Sicherung der [[Lebensmittelhygiene]]. Zu diesem Zweck wird beispielsweise die [[Schlachttier- und Fleischuntersuchung]] durch Tierärzte bzw. unter ihrer Aufsicht durchgeführt. Dazu gehört die Kontrolle von Tiertransporten und der Hygiene in Lebensmittelbetrieben wie z.&nbsp;B. in [[Schlachthof|Schlachthöfen]]. Die Lebensmittelkunde ist ein wesentlicher Bestandteil der tierärztlichen Ausbildung.
=== Chemische Zusammensetzung ===
Das Fett im menschlichen Fettgewebe setzt sich aus folgenden [[Fettsäure]]anteilen zusammen: [[Ölsäure]] 42‑51%, [[Palmitinsäure]] 21‑30%, [[Palmitoleinsäure]] und [[Stearinsäure]] (beide 5‑8,5%), [[Myristinsäure]] (2‑6%). Das Verhältnis von ungesättigten zu gesättigten Fettsäuren beträgt etwa 60:40.<ref>{{Literatur |Autor=K. J. KINGSBURY, S. PAUL, A. CROSSLEY, D. M. MORGAN |Titel=The Fatty Acid Composition of Human Depot Fat |Ort= |Datum=1961-03 | Sprache=en | Sammelwerk=Biochemical Journal | Band=78 |Seiten=543 | PMC=1205373 }}</ref>


Die einstige Männerdomäne ist mehr und mehr zu einem Beruf für Frauen geworden. An manchen [[Hochschule]]n stieg die Prozentzahl der [[Student]]innen der Veterinärmedizin auf über 90 %; im bundesdeutschen Durchschnitt betrugen die Zahlen bei den Studienanfängern: 1974 24 %, 1980 50 %, 1990 74 %, 2001 87 %.
=== Histologische Merkmale ===
[[Datei:Yellow adipose tissue in paraffin section - lipids washed out.jpg|miniatur|Univakuoläre Adipozyten im weißen Fettgewebe]]


In den letzten Jahren gab es in der veterinärmedizinischen Ausbildung einen "shift from teaching to learning", bei dem Curricula zunehmend mit dem Ziel adaptiert wurden, die Studierenden mit relevanten Kompetenzen auszustatten (kompetenz-orientierte Lehre). Außerdem gibt es Bemühungen, Inhalte und Kompetenzen nicht mehr vordergründig nach Disziplinen, sondern umfassend nach thematischen Blöcken (z.B. Herz-Kreislauf-System, Bewegungsapparat) zu gliedern.<ref>[http://vetmediathek-gallery.vetmeduni.ac.at/impulsfruehstueck/2015/index.html#Impuls_15_03_2015.mp4 Kompetenz-Check an der Veterinärmedizinischen Universität Wien]</ref><ref>C. Burger, M. Pirker, E. M. Bergsmann, P. Winter: ''Qualitätsmanagement in der kompetenzorientierten Lehre: Theorie und Praxis an der Veterinärmedizinischen Universität Wien'' [Quality management in competence-oriented teaching: Theory and practice at the Vetmeduni Vienna]. In O. Vettori, G. Salmhofer, L. Mitterauer & K. Ledermüller (Hrsgs.), Eine Frage der Wirksamkeit? Qualitätsmanagement als Impulsgeber für Veränderungen an Hochschulen. Reihe 6: Qualität - Evaluation - Akkreditierung [A question of effectiveness? Quality management as innovation generator for changes at universities. Series 6: quality - evaluation - accreditation] UniversitätsVerlagWebler, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-946017-00-4, S. 145-160.</ref><ref>E. Bergsmann, J. Klug, C. Burger, N. Förster, C. Spiel: ''The competence screening questionnaire for higher education: Adaptable to the needs of a study programme. Assessment and Evaluation in Higher Education'', 2017. [[doi:10.1080/02602938.2017.1378617]]</ref>
Die Adipozyten des weißen Fettes sind recht große Zellen (bis zu 100 µm), deren Zellleib fast vollständig von ''einem'' großen Lipidtropfen ausgefüllt ist: Deshalb spricht man von ''univakuolären'' Fettzellen. Der Kern ist durch die riesige Vakuole an den Rand gedrückt und abgeflacht, andere [[Zellorganell]]en oder viel [[Zytoplasma]] sind meist nicht zu erkennen (man spricht von Ähnlichkeit mit einem Siegelring). Die Fettvakuole ist nicht, wie etwa Sekretvesikel, von einer [[Biomembran]] umgeben, sondern liegt „frei“ im [[Zytosol]] vor. Sie ist allerdings von [[Intermediärfilamente]]n umsponnen, um sie zusammen- und in Form zu halten. Jeder einzelne Adipozyt ist von einer [[Basallamina]] und von [[Extrazelluläre Matrix#Retikuläre Fasern|retikulären Fasern]] umgeben, die die Zelle auch unter gewisser Krafteinwirkung (siehe Baufett) in Form halten. Das weiße Fettgewebe ist reichlich durch Blutkapillaren versorgt.
Weiters wird von einer zunehmenden Anzahl von veterinärmedizinischen Hochschulen die Wichtigkeit von institutionalisertem, systematisch gegebenem, qualitativ hochwertigem Lehrenden-Feedback an Studierende erkannt, um den Erwerb von klinischen Kompetenzen effizienter und effektiver zu gestalten.<ref>[http://jvme.utpjournals.press/doi/10.3138/jvme.0316-073R Buchner, H. H. F., Nawrocik, D., & Burger, C. (2017, in press). Student-initiated feedback using clinical encounter cards during clinical rotations in veterinary medicine: A feasibility study. Journal of Veterinary Medical Education. http://jvme.utpjournals.press/doi/10.3138/jvme.0316-073R]</ref>


== Berufsorganisationen ==
Das weiße Fettgewebe erhält seinen Namen daher, dass in histologischen Standardpräparaten fast immer das Fett ausgelöst ist und die Zellen daher völlig leer, das heißt unter dem Mikroskop weiß, erscheinen.


Außer den gesetzlich festgelegten Organen der beruflichen Selbstverwaltung ([[Körperschaft]]en öffentlichen Rechtes), den 17 Landes[[tierärztekammer]]n (es gibt in NRW zwei Kammern) kümmern sich noch die freien Berufsverbände um die Interessen des Berufsstandes. Während in den Landestierärztekammern alle Tierärzte Zwangsmitglieder sind, ist die Mitgliedschaft in den Berufsverbänden freiwillig. Entsprechend können die Verbände freier agieren und argumentieren.  
Menschliches Fett ist von der Konsistenz her eher ölig (hoher Gehalt an Ölsäure) und bei Körpertemperatur halbflüssig und intensiv gelb.


Die älteste Organisation ist die ''[[Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft]]'' (DVG), gegründet 1949 und 1951 ins Vereinsregister eingetragen. Ziele der DVG sind die Förderung von [[Forschung]], Lehre und [[Wissenschaft]] in der Veterinärmedizin, die Nachwuchsförderung, Fortbildungen und wissenschaftliche Kongresse und die Verwaltung mehrerer Stiftungen zur Förderung der Wissenschaft. Sie ist eine [[Dachorganisation]] von 36 Fachgruppen, die die Rolle der veterinärmedizinischen Fachgesellschaften in Deutschland einnehmen (z.&nbsp;B. Deutsche Gesellschaft für Kleintiermedizin DGK-DVG, Fachgruppe [[Pferdekrankheit]]en, Fachgruppe Tierschutzrecht, FG Zootiere, Wildtiere und exotische Heimtiere ZWE, FG [[Physiologie]] und [[Biochemie]] etc.) und sechs Ausschüssen (z.&nbsp;B. Desinfektionsmittelausschuss der DVG oder Arbeitskreis Veterinärmedizinische Infektionsdiagnostik AVID). Die DVG prüft und listet seit 1970 Desinfektionsmittel für die [[Tierhaltung]] und den Lebensmittelbereich. Diese Liste ist für alle behördlichen Desinfektionsmaßnahmen verbindlich.
=== Fettspeicherung ===
Adipozyten nehmen [[Fettsäuren]] aus dem Blut auf und synthetisieren mit α-Glycerophosphat (aktiviertes [[Glycerin]]) aus ihrem Stoffwechsel (Nebenweg der [[Glykolyse]]) die Lipide, die in der Zelle gespeichert werden ([[Fettsäuresynthese]]). Bei Bedarf können die Lipide wieder in ihre Bausteine gespalten ([[Lipolyse]]) und an das Blut abgegeben werden, so dass andere Zellen sie zur Energiegewinnung nutzen können. Beide Vorgänge, Lipogenese und Lipolyse, werden unter anderem durch die Hormone [[Insulin]] und [[Adrenalin]] beeinflusst.


1953 wurde der BpT e.&nbsp;V. damals Bundesverband der praktischen Tierärzte, heute [[Bundesverband der praktizierenden Tierärzte]] gegründet. Der BpT hat einen Bundesverband und 16 Landesverbände. und ist der Lobbyverband der praktizierenden Tierärzte. Er kümmert sich neben seinen umfangreichen berufspolitischen Aufgaben um die Fortbildung durch ein großes Veranstaltungsangebot. Er ist Tarifpartner bei den Verhandlungen der Tarifverträge für [[Tiermedizinischer Fachangestellter|Tiermedizinische Fachangestellte]].  
Eine Veränderung der gespeicherten Fettmenge geschieht hauptsächlich durch die Vergrößerung der gespeicherten Menge in der einzelnen Zelle. Es können sich aber auch neue Fettzellen aus Stammzellen bilden.


1954 schlossen sich die Landestierärztekammern zur Deutschen Tierärzteschaft e.&nbsp;V. zusammen. Diese nannte sich Ende der 1990er Jahre in [[Bundestierärztekammer]] e.&nbsp;V. (BTK) um. Die BTK ist keine Körperschaft öffentlichen Rechtes, sondern ein Verein. Durch die Zwangsmitgliedschaft in den Landestierärztekammern ist jeder Berufsangehörige Mitglied der BTK. Diese versteht sich somit als bundesweiter Gesamtverband aller Tierärzte und kümmert sich um die berufspolitischen Belange. Für Behörden und Politik ist sie der erste Ansprechpartner im Berufsstand. Während früher die Rolle als Gesamtorganisation eindeutig war, da auch die übrigen veterinärmedizinischen Verbände gleichberechtigtes Mitglied der BTK werden konnten, hat sich dies relativiert, seit rechtliche Bedenken (BTK als Verband aus Körperschaften öffentlichen Rechtes) zu einer Abschaffung der gleichberechtigten Mitgliedschaft führte. Die BTK führt im Auftrag der Landestierärztekammern, die gemäß gesetzlichem Auftrag (Heilberufegesetze der Länder) für die Fortbildung Sorge tragen müssen, über die Tochterorganisation ATF – Akademie für tierärztliche Fortbildung, seit 1974 Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen durch. Die BTK gibt das [[Deutsches Tierärzteblatt|Deutsche Tierärzteblatt]] heraus.
== Braunes Fettgewebe ==
{{Hauptartikel|Braunes Fettgewebe}}


Der [[Bundesverband der beamteten Tierärzte]] e.V. (BbT) vertritt die berufspolitischen Belange der Tierärzte, die als Beamte oder im öffentlich bestellten Auftrag arbeiten.
Die Aufgabe des braunen Fettgewebes ist die direkte Erzeugung von Wärme ([[Thermogenese]]) aus dem gespeicherten Fett. Es ist im erwachsenen menschlichen Körper nur an wenigen Stellen zu finden, kommt aber noch bei Säuglingen vor oder bei Tieren, die [[Winterschlaf]] halten.


Neben diesen vier großen Verbänden gibt es in der Veterinärmedizin eine umfangreiche Zahl an kleineren Vereinen.
Die Zelle des braunen Fettgewebes hat viele kleinere Lipidtropfen und wird daher als ''plurivakuolär'' bezeichnet. Zudem ist sie reich an [[Mitochondrien]], die den größten Teil der Energie aus dem Fettsäureabbau unter Mitwirkung von UCP-1 (uncoupling protein 1) direkt in Wärme umwandeln statt wie sonst in die [[Adenosintriphosphat|ATP]]-Synthese. Die braune Farbe kommt von den mitochondrialen [[Cytochrome]]n und von den [[Lipochrome]]n. Letztere sind in den Fetttröpfchen gelöst. Braunes Fettgewebe ist außerdem stark kapillarisiert und wird von sympathischen Nervenfasern dicht innerviert. Die sympathischen Reize stimulieren die [[Lipolyse]] und den Fettsäureabbau.
 
Bei Neugeborenen nimmt das braune Fett etwa fünf Prozent des Körpergewichts ein und ist am Rücken und entlang der großen Blutgefäße im Brustkorb konzentriert. Säuglinge sind aus verschiedenen Gründen für Unterkühlungen empfindlicher: Sie können nicht wie Erwachsene mit Zittern der Skelettmuskulatur reagieren und haben ein ungünstiges Oberflächen-Volumen-Verhältnis, so dass die Wärmeerzeugung im braunen Fett lebenswichtig sein kann. Beim Erwachsenen ist das braune Fett weitestgehend zurückgebildet, nur um die großen Arterien, im [[Mediastinum]], an den Nieren und unter den Achseln können sich noch Reste finden.<ref>D. Drenkhahn (Hrsg.): ''Anatomie.'' 16. Auflage. Band 1, Urban & Fisher, München 2003, S. 127–128.</ref>
 
== Beiges Fettgewebe ==
Im Jahr 2009 berichteten diverse Forschergruppen, dass im Körper von erwachsenen Probanden weitere Anteile von braunen Fettzellen entdeckt wurden<ref name=":1" />. Durch genetische Analysen stellte sich im Jahr 2012<ref name=":0" /> heraus, dass es sich dabei um eine dritte bisher unbekannte Art von Fettzellen handelt. Die als "beige Fettzellen" benannten Adipozyten liegen diffus verteilt im weißen Fettgewebe und sind ähnlich wie die braunen Zellen reich an [[Mitochondrium|Mitochondrien]]. Der Hauptunterschied zum braunen Gewebe besteht in der deutlich niedrigeren Konzentration eines Aktivierungsproteins ([[Thermogenin|UCP1]]), welches benötigt wird um Energie umzusetzen. Es wird vermutet, dass beige Fettzellen durch bestimmte Hormone (z. B [[Irisin]]) und äußere Einflüsse (z. B. Kälte) aktiviert werden können und dann ähnlich wie das braune Fettgewebe an der Wärmeproduktion des Körpers mitwirken<ref name=":1" />. Eine externe Aktivierung der beigen Zellen ist daher für die zukünftige Behandlung der Fettleibigkeit von Interesse.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
{{Portal|Tiermedizin}}
* {{WikipediaDE|Fettgewebe}}
* {{WikipediaDE|Veterinärmedizin}}
* {{WikipediaDE|Adipositas}}
* {{WikipediaDE|Liste bekannter Historiker der Veterinärmedizin}}
* {{WikipediaDE|Babyspeck}}
* {{WikipediaDE|NOVICE}}
* {{WikipediaDE|Fettabsaugung}} (Liposuktion)
 
== Ältere tierheilkundliche Werke ==
* Georg Friedrich Sick: ''Unterricht fuer den Landwirth so wie fuer jeden Pfede- und Viehbesitzer zur Abwendung und Heilung der in Kriegszeiten eben so gewöhnlich als häufig vorkommenden Vieh-Krankheiten und ansteckenden Vieh-Seuchen.'' Berlin 1807; Neudruck, mit einer Nachbemerkung von Dieter Lösch, Leipzig 1990.
* Georg Friedrich Sick: ''Über die Natur der Rinderpest und die Gefahren, mit welchen ganz Deutschland von dieser verheerenden Pestseuche im Laufe des gegenwärtigen Krieges bedrohet wird [...].'' Berlin 1813.
* Joh. Nicol. Rohlwes: ''Allgemeines Vieh-Arzneibuch oder Unterricht, wie der Landmann Pferde, Rindvieh, Schafe, Schweine, Ziegen und Hunde aufziehen, warten und füttern, und deren Krankheiten erkennen und heilen soll.'' 17. Aufl. (anastatischer Nachdruck) Reutlingen 1879.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Angela von den Driesch: ''Geschichte der Tiermedizin. 5000 Jahre Tierheilkunde.'' Callwey, München 1989, ISBN 3-7667-0934-8.
* Johannes Sobotta, Ulrich Welsch: ''Lehrbuch Histologie. Zytologie, Histologie, Mikroskopische Anatomie.'' 2. Auflage. Urban & Fischer, 2005, ISBN 3-437-42421-1.
* Reinhard Froehner: ''Kulturgeschichte der Tierheilkunde.'' I–III, Konstanz 1954–1968.
* Cynthia M. Kahn (Hrsg.): ''The Merck veterinary manual'', 10th ed., John Wiley, Whitehouse Station, N.J. : Merck, Chichester, 2010, ISBN 978-0-911910-93-3.
* Emmanuel Leclainche: ''Histoire illustrée de la médicine vétérinaire, presentée par Gaston Ramon.'' I–II, Paris 1955.
* Emmanuel Leclainche: ''Die Tierheilkunde in der Antike.'' in R. Toellner (Hrsg.): ''Illustrierte Geschichte der Medizin.'' Band 5. Andreas Verlagsbuchhandlung, Salzburg 1990, S. 523–571.
* Emmanuel Leclainche: ''Die Veterinärmedizin vom Mittelalter bis zum Ende des 18. Jahrhunderts.'' In: R. Toellner (Hrsg.): ''Illustrierte Geschichte der Medizin.'' Sonderauflage in sechs Bänden, Salzburg 1986, Band 3, S. 1723–1773.
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Veterinary medicine|Veterinärmedizin}}
{{Wikinews|Kategorie:Veterinärmedizin|Veterinärmedizin}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


{{Normdaten|TYP=s|GND=4078315-7|LCCN=sh/85/143046}}
{{Normdaten|TYP=s|GND=4154224-1}}


[[Kategorie:Veterinärmedizin|!]]
[[Kategorie:Gewebe]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 22. Dezember 2017, 09:06 Uhr

Das Fettgewebe ist eine an verschiedenen Stellen des Körpers auftretende Form des Bindegewebes, die aus Fettzellen (Adipozyten) aufgebaut ist. Grundsätzliche Aufgabe der Fettzelle ist es, in ihrem Zellleib Fett als auch Wasser zu speichern und bei Bedarf wieder freizugeben. Nachdem dabei lange Zeit nur zwischen zwei Formen des Fettgewebes mit unterschiedlichen Funktionen − dem weißen und braunen Fettgewebe − unterschieden wurde, ist inzwischen auch eine dritte Form des Fettgewebes - das sogen. beige Fettgewebe - entdeckt worden, das eine Zwischenstellung zwischen den zuvor genannten beiden einnimmt.[1][2]

Weißes Fettgewebe

Wenn man von Fettgewebe im menschlichen Körper spricht, so ist fast immer das weiße Fettgewebe gemeint, da es sehr viel häufiger als das braune und beige vorkommt.

Vorkommen und Aufgaben

Einzelne oder Gruppen von Fettzellen können fast überall im Körper, eingelagert in das lockere Bindegewebe, vorkommen. Im eigentlichen Fettgewebe in bestimmten Körperregionen dagegen sind zahlreiche Fettzellen durch Bindegewebe in Läppchen zusammengefasst. Das Fettgewebe ist immer gut mit Blutgefäßen versorgt.

Das weiße Fettgewebe erfüllt verschiedene Funktionen:

  • Speicher- oder Depotfett: Lipide sind energiereiche Verbindungen. Durch den hohen Fettanteil des Körpers hat der Mensch Reserven, um bis zu 40 Tage ohne Nahrungszufuhr auszukommen. Je nach Geschlecht und Ernährungszustand macht das Depotfett 10 % (Sportler, extrem schlanke Menschen), 15–25 % (Normalgewicht), oder bis weit über 50 % (fettleibige Menschen) des Körpergewichtes aus. Die Funktion als Depotfett erfüllt vor allem das Fettgewebe in der Unterhaut (Subkutis), hier hauptsächlich die Speckschicht am Bauch und den Gesäßbacken (ausgeprägte Fettdepots), und am Bauchfell.
  • Isolierfett: Da Fett ein schlechterer Wärmeleiter als andere Gewebe ist, schützt vor allem auch das Fett (Speckschicht) in der Unterhaut (subkutanes Fett) vor zu schnellem Wärmeverlust. In der Unterhaut liegen etwa 65 % des Gesamtfettes vor, der Rest liegt im Bauchraum.
  • Baufett: Fettgewebe dient an bestimmten Stellen auch als mechanischer Schutz in Form eines druckelastischen Polsters (Fettpolster): unter der Fußsohle, an Gelenken (im Kniegelenk als Hoffa-Fettkörper), an der Wange (Corpus adiposum buccae, auch Bichat-Fettpfropf), am Gesäß sowie als Organlager im Nierenlager (Capsula adiposa), bei den Herzkranzgefäßen und unter dem Augapfel (Corpus adiposum orbitae). Das Baufett wird bei Nahrungsmangel erst als letzte Reserve mobilisiert - hierher rühren die tiefen, eingefallenen Augen von Menschen nach Hungerkatastrophen.
  • Stoffwechselorgan: Das Fettgewebe spielt eine wichtige Rolle im Energiestoffwechsel durch Sekretion hormonartiger Substanzen.

An einigen Körperstellen ist das Unterhautfettgewebe im Regelfall nur sehr schwach ausgeprägt (Hand- und Fußrücken, Nase, Augenlid, Lippe, Penis und Hodensack, kl. Schamlippe sowie an der Ohrmuschel (aber nicht Ohrläppchen)). Besonders ausgeprägte Fettdepots befinden sich als mehrere Zentimeter dicke Schicht am Bauch und an den Gesäßbacken. Die Dicke des Bauches sowie Form, Größe und Gewicht der Gesäßbacken werden dabei durch den Trainingszustand der Muskulatur und die Menge des eingelagerten Fettes (Mastfett) bestimmt, hängen also auch vom Ernährungszustand ab. Die Menge des Depotfettes beträgt bei Normalgewichtigen etwa 15 kg bei Männern und etwa 15–20 kg bei Frauen.[3]

Fettzellen (Adipozyten) werden vom Körper zwar abgebaut, doch auch ständig wieder durch neue ersetzt, wobei auch das intrazelluläre Fett einem ständigen Austausch unterliegt. Durch Diäten kann daher zwar das im Fettgewebe gespeicherte Fett, nicht jedoch das Fettgewebe selbst abgebaut werden.[4]

Chemische Zusammensetzung

Das Fett im menschlichen Fettgewebe setzt sich aus folgenden Fettsäureanteilen zusammen: Ölsäure 42‑51%, Palmitinsäure 21‑30%, Palmitoleinsäure und Stearinsäure (beide 5‑8,5%), Myristinsäure (2‑6%). Das Verhältnis von ungesättigten zu gesättigten Fettsäuren beträgt etwa 60:40.[5]

Histologische Merkmale

Univakuoläre Adipozyten im weißen Fettgewebe

Die Adipozyten des weißen Fettes sind recht große Zellen (bis zu 100 µm), deren Zellleib fast vollständig von einem großen Lipidtropfen ausgefüllt ist: Deshalb spricht man von univakuolären Fettzellen. Der Kern ist durch die riesige Vakuole an den Rand gedrückt und abgeflacht, andere Zellorganellen oder viel Zytoplasma sind meist nicht zu erkennen (man spricht von Ähnlichkeit mit einem Siegelring). Die Fettvakuole ist nicht, wie etwa Sekretvesikel, von einer Biomembran umgeben, sondern liegt „frei“ im Zytosol vor. Sie ist allerdings von Intermediärfilamenten umsponnen, um sie zusammen- und in Form zu halten. Jeder einzelne Adipozyt ist von einer Basallamina und von retikulären Fasern umgeben, die die Zelle auch unter gewisser Krafteinwirkung (siehe Baufett) in Form halten. Das weiße Fettgewebe ist reichlich durch Blutkapillaren versorgt.

Das weiße Fettgewebe erhält seinen Namen daher, dass in histologischen Standardpräparaten fast immer das Fett ausgelöst ist und die Zellen daher völlig leer, das heißt unter dem Mikroskop weiß, erscheinen.

Menschliches Fett ist von der Konsistenz her eher ölig (hoher Gehalt an Ölsäure) und bei Körpertemperatur halbflüssig und intensiv gelb.

Fettspeicherung

Adipozyten nehmen Fettsäuren aus dem Blut auf und synthetisieren mit α-Glycerophosphat (aktiviertes Glycerin) aus ihrem Stoffwechsel (Nebenweg der Glykolyse) die Lipide, die in der Zelle gespeichert werden (Fettsäuresynthese). Bei Bedarf können die Lipide wieder in ihre Bausteine gespalten (Lipolyse) und an das Blut abgegeben werden, so dass andere Zellen sie zur Energiegewinnung nutzen können. Beide Vorgänge, Lipogenese und Lipolyse, werden unter anderem durch die Hormone Insulin und Adrenalin beeinflusst.

Eine Veränderung der gespeicherten Fettmenge geschieht hauptsächlich durch die Vergrößerung der gespeicherten Menge in der einzelnen Zelle. Es können sich aber auch neue Fettzellen aus Stammzellen bilden.

Braunes Fettgewebe

Die Aufgabe des braunen Fettgewebes ist die direkte Erzeugung von Wärme (Thermogenese) aus dem gespeicherten Fett. Es ist im erwachsenen menschlichen Körper nur an wenigen Stellen zu finden, kommt aber noch bei Säuglingen vor oder bei Tieren, die Winterschlaf halten.

Die Zelle des braunen Fettgewebes hat viele kleinere Lipidtropfen und wird daher als plurivakuolär bezeichnet. Zudem ist sie reich an Mitochondrien, die den größten Teil der Energie aus dem Fettsäureabbau unter Mitwirkung von UCP-1 (uncoupling protein 1) direkt in Wärme umwandeln statt wie sonst in die ATP-Synthese. Die braune Farbe kommt von den mitochondrialen Cytochromen und von den Lipochromen. Letztere sind in den Fetttröpfchen gelöst. Braunes Fettgewebe ist außerdem stark kapillarisiert und wird von sympathischen Nervenfasern dicht innerviert. Die sympathischen Reize stimulieren die Lipolyse und den Fettsäureabbau.

Bei Neugeborenen nimmt das braune Fett etwa fünf Prozent des Körpergewichts ein und ist am Rücken und entlang der großen Blutgefäße im Brustkorb konzentriert. Säuglinge sind aus verschiedenen Gründen für Unterkühlungen empfindlicher: Sie können nicht wie Erwachsene mit Zittern der Skelettmuskulatur reagieren und haben ein ungünstiges Oberflächen-Volumen-Verhältnis, so dass die Wärmeerzeugung im braunen Fett lebenswichtig sein kann. Beim Erwachsenen ist das braune Fett weitestgehend zurückgebildet, nur um die großen Arterien, im Mediastinum, an den Nieren und unter den Achseln können sich noch Reste finden.[6]

Beiges Fettgewebe

Im Jahr 2009 berichteten diverse Forschergruppen, dass im Körper von erwachsenen Probanden weitere Anteile von braunen Fettzellen entdeckt wurden[2]. Durch genetische Analysen stellte sich im Jahr 2012[1] heraus, dass es sich dabei um eine dritte bisher unbekannte Art von Fettzellen handelt. Die als "beige Fettzellen" benannten Adipozyten liegen diffus verteilt im weißen Fettgewebe und sind ähnlich wie die braunen Zellen reich an Mitochondrien. Der Hauptunterschied zum braunen Gewebe besteht in der deutlich niedrigeren Konzentration eines Aktivierungsproteins (UCP1), welches benötigt wird um Energie umzusetzen. Es wird vermutet, dass beige Fettzellen durch bestimmte Hormone (z. B Irisin) und äußere Einflüsse (z. B. Kälte) aktiviert werden können und dann ähnlich wie das braune Fettgewebe an der Wärmeproduktion des Körpers mitwirken[2]. Eine externe Aktivierung der beigen Zellen ist daher für die zukünftige Behandlung der Fettleibigkeit von Interesse.

Siehe auch

Literatur

  • Johannes Sobotta, Ulrich Welsch: Lehrbuch Histologie. Zytologie, Histologie, Mikroskopische Anatomie. 2. Auflage. Urban & Fischer, 2005, ISBN 3-437-42421-1.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Jun Wu, Pontus Boström u. a.: Beige Adipocytes Are a Distinct Type of Thermogenic Fat Cell in Mouse and Human. In: Cell. 150, 2012, S. 366, doi:10.1016/j.cell.2012.05.016.
  2. 2,0 2,1 2,2 Sabine Kurz: Das neue Fett ist beige; Bild der Wissenschaft, 13.07.2012, zuletzt abgerufen 4. Mai 2017.
  3.  J. Fanghänel, F. Pera, F. Anderhuber u. a. (Hrsg.): Waldeyer Anatomie des Menschen. 17. Auflage. Verlag Walter de Gruyter, Berlin 2003, ISBN 3-11-016561-9, S. 1222.
  4. Das Beharrungsvermögen der Adipozyten oder warum alle Diäten versagen. In: Deutsches Ärzteblatt. 7. Mai 2008. (online)
  5.  K. J. KINGSBURY, S. PAUL, A. CROSSLEY, D. M. MORGAN: The Fatty Acid Composition of Human Depot Fat. In: Biochemical Journal. 78, 1961, S. 543, PMC 1205373 (freier Volltext).
  6. D. Drenkhahn (Hrsg.): Anatomie. 16. Auflage. Band 1, Urban & Fisher, München 2003, S. 127–128.


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