Rudolf Steiner und Samael (Erzengel): Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Steiner1_dif.jpg|thumb|Rudolf Steiner (1861-1925) war Goethe-Forscher, begründete die Anthroposophie und gab die wesentlichen Grundlagen für die Eurythmie, die Waldorfschulen, die biologisch-dynamische Landwirtschaft und einen neuen, organischen Baustil.<br>[[Datei:Steiner Autograph.gif|center|200px|Unterschrift von Dr. Rudolf Steiner]]]]
'''Samael''' ({{HeS|סמאל}}, auch ''Semiel'', ''Semael'', ''Sammane'' und ''Sammuel''; [[Wikipedia:Etymologie|etymologisch]] meist abgeleitet von {{HeS|סמי|sami}} „blind“) ist einer der sieben führenden [[Erzengel]], die die Herrscher der 7 [[Planetensphären]] sind. Seine [[Erzengel-Regentschaften|Erzengel-Regentschaft]] währte laut Steiner von [[Wikipedia:1190|1190]] - [[Wikipedia:1510|1510]] n. Chr. Er ist der Beherrscher der [[Marssphäre]] und wird vielfach auch mit deren kriegerischen Aspekten in Zusammenhang gebracht. In [[Gnosis|gnostisch]]en und [[Kabbala|kabbalistischen]] Schriften wird der „blinde Gott“ oft als [[dämon]]ische Wesenheit, als Fürst der Dunkelheit oder sogar als [[Satan]] selbst angesehen. Nach [[Agrippa von Nettesheim]] ist dieser [[Dämon]] einer der «vier Fürsten des bösen Geistes, in den Elementen verderblich»<ref>Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim: ''Die magischen Werke'', Fourier Verlag, Wiesbaden 1985, S 198</ref>; die anderen sind [[Mehazael]], [[Azael]] und [[Azazel]].


'''Rudolf Steiner''' (* [[Wikipedia:25. Februar|25.]] oder [[Wikipedia:27. Februar|27. Februar]]<ref>In den offiziellen Dokumenten wurde, wie damals üblich, der 27. Februar angegeben, das Taufdatum. In einer handschriftlichen Aufzeichnung Steiners steht: ''„Meine Geburt fällt auf den 25. Februar 1861. Zwei Tage später wurde ich getauft.“'' (erstmals dokumentiert in Beiträge zur Rudolf-Steiner-Gesamtausgabe, Heft 49/50). Gemäß im Jahr 2009 aufgetauchten neuen  Dokumenten ist der 27. Februar der Geburtstag und auch als solcher in den Taufschein eingetragen. Das meint jedenfalls Günter Aschoff (vgl. "Rudolf Steiners Geburtstag am 27. Februar 1861 - Neue Dokumente, in: Das Goetheanum, Nr. 9/2009, S. 3ff ([http://www.dasgoetheanum.ch/fileadmin/wochenschrift/downloads/Forschungsbericht_Aschoff.pdf PDF]). Laut Aschoff sei Steiner zeitweise selbst fälschlicherweise davon ausgegangen, dass er am 25. Februar geboren worden sei. Endgültig geklärt ist die Geburtstagsfrage damit aber nicht. Auch Aschoff schließt sehr vorsichtig mit der Aussage: „All dies und ebenso das, was Rudolf Steiner in Vorträgen gesagt und selbst veröffentlicht hat, weist auf den 27. Februar 1861 als sein Geburtsdatum hin“. Dem englischen [[Astrologe]]n und Theosophen [[Alan Leo]] hat Steiner vermutlich während des [[Münchner Kongress 1907|Münchner Kongresses 1907]] auf dessen Frage als Geburtsstunde 23:15h gennannt. Alan Leo erstellte nach diesen Angaben das Geburtshoroskop Rudolf Steiners, das in dessen [http://www.ardue.org.uk/library/book27.html The Art of Synthesis] (1908 schon in 2. Auflage erschienen) veröffentlicht wurde ([http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/Rudolf_Steiner_Geburtshoroskop_(Alan_Leo).pdf PDF]).</ref><ref>Ein Geburtshoroskop für den 27. Februar erstellte auch der Astrologe [http://www.handlesen.de/index.php/de/vita Manfred Magg]: [http://www.handlesen.de/index.php/de/handlesen/handlesen-analysen#AnkerSteiner Rudolf Steiner - Geburtshoroskop]. Magg weist dabei insbesondere auf wesentlichen Unterschiede in Hinblick auf die Mondstellung hin. Geht man von einer Geburt am 27. aus, steht der [[Mond]] im [[Tierkreiszeichen]] [[Waage (Tierkreiszeichen)|Waage]], was plausibel erscheint ([http://anthrowiki.at/images/4/42/Rudolf_Steiner_Geburtshoroskop_27.2.1861.pdf PDF]).</ref><ref>Einen wesentlich anderen Sachverhalt stellt Judith von Halle in ihrem Werk "Rudolf Steiner - Meister der weissen Loge. Zur okkulten Biographie" dar. Demnach wurde das Geburtsdatum damals absichtlich gefälscht und somit ist der 25. Februar 1861 Rudolf Steiners wahrer Geburtstag.
== Überlieferung==
Judith von Halle schreibt in ihrem Buch: “Rudolf Steiner - Meister der weißen Loge“, ab S. 108 : "Es ist von großer Bedeutung, dass die Lebensdaten korrekt wiedergegeben werden, mit denen der Mensch ins Erdendasein tritt. Dies können wir auch einsehen anhand eines historischen Beispiels, welches nun allen bekannt sein dürfte. Wie tragisch sich die Verfälschung oder mutwillige Unterschlagung der wahren Lebensdaten gerade bei einer hoch entwickelten Individualität - nicht nur für deren persönliches Schicksal, sondern auch für das Schicksal ganzer Völkergemeinschaften, in dem Falle für diejenigen Europas - auswirken kann, zeigt sich an keinem anderen Menschen so deutlich wie an jenem, den man schließlich Kaspar Hauser nannte. So wie bei Kaspar Hauser geschehen war, sollte auch das Karma Rudolf Steiners in andere Bahnen gelenkt werden. …....... Drei oder vier Tage nach der Geburt des Knaben Rudolf Steiner nahm ein anderer Erfüllungsgehilfe derselben Macht die besagten falschen Einträge in das Geburtsregister vor, wodurch das Schicksal des Knaben in andere Bahnen gelenkt werden sollte ….. Wir sehen also, die schwarzen Logen sind sich durchaus darüber bewusst: Es ist möglich, zu verhindern, dass ein Meister seine Wirksamkeit entfaltet auf der Erde dadurch, dass man das Gefäß in welches er einziehen will, beschädigt oder zerstört. …....... So hatte der kleine Rudolf eines Tages eine bewegende innere Schau auf dasjenige, was sich kurz nach seiner Geburt zugetragen hatte: Vor seinem inneren Auge enthüllte sich die Verfälschung seiner Lebensdaten, die durch den Eintrag in das Geburtsregister herbei geführt worden war. ….... Im Juli 1879 – das ist der Beginn des Michael-Zeitalters – nur fünf Tage nach Erhalt seines Matura-Zertifikates.............er ist mittlerweile achtzehn Jahre alt und hat durch die Matura eine gewisse Rechtskraft erhalten.......verlangt er eine Auszugs-Abschrift aus dem Geburtsregister, einen sogenannten Taufschein; einen solchen benötigt er für seine Immatrikulation in Wien. Bei dieser Gelegenheit bestand Rudolf Steiner auf die Korrektur der Einträge beziehungsweise auf einen wahrheitsgemäßen Eintrag seiner Lebensdaten auf der gewünschten Auszugs-Kopie, dem Taufschein. Es muss ein ungeheuerlicher Kraftakt für den jungen Rudolf Steiner gewesen sein, mit dem immer noch dort tätigen Schreibdiener, jenem Diener der schwarzen Loge, um die Korrektur seiner Lebensdaten zu ringen. Es ist der außergewöhnlichen Ich-Kraft des jungen Rudolf Steiner zuzuschreiben, dass es ihm schließlich gelang, die Korrektur seines ersten Vornamens durchzusetzen. …........ Doch gelang es Rudolf Steiner nicht, auch die Korrektur seines Geburtsdatums zu erwirken. … Dass der 25. Februar nicht auch als der amtlich bezeugte Geburtstag Rudolf Steiners eingetragen wurde, ist alles andere als eine Lappalie – es ist in Wahrheit eine Katastrophe, die in ihrer Tragweite bislang wohl nur von wenigen Menschen erkannt wird und die sich in ihren Konsequenzen bis in unsere Zeit hinein gezogen hat. Denn seit jenem Juli-Tag im Jahre 1879 und erst recht als Begründer der Geisteswissenschaft, war er aufgrund dieses Eintrags dazu verpflichtet - man müsste eigentlich sogar sagen “verdammt“ - fortan zeitlebens selbst das falsche Geburtsdatum anzugeben. << Ein weiteres Indiz ist folgender Auszug aus dem Brief von Eugenie von Bredow, datiert auf den 25. Februar 1921 (in ihren Räumlichkeiten hatte Steiner 1906 über Richard Wagners “Parsifal“ vorgetragen!) : >> Heute an dem Tage, der eigentlich der Tag der Geburt in dieser Verkörperung Ihrer Individualität gewesen sein soll, während wir bis dahin immer den 27. Februar dafür ansahen, möchte ich Ihnen in treuem Gedenken die wärmsten Wünsche für Ihr Wohlergehen aussprechen.>>"</ref><ref>Der amerikanischen Astrologe Christopher A. Weidner erstellte ein Geburtshoroskop Rudolf Steiners für den 25.02.1861, 23:15 MEZ → [[Rudolf Steiner Geburtshoroskop 25.02.1861]]</ref><ref>Vgl. auch Thomas Meyers Argumentation für den 27. Februar im Europäer, Jg.15, Nr. 11 (Sept. 2011), S. 7-9, PDF:[http://www.perseus.ch/wp-content/uploads/2012/03/Rudolf-Steiners-wahrer-Geburtstag.pdf]</ref> [[Wikipedia:1861|1861]] in Kraljevec, damals Kaisertum Österreich, heute [[Donji Kraljevec]] in [[Wikipedia:Kroatien|Kroatien]]; † [[Wikipedia:30. März|30. März]] [[Wikipedia:1925|1925]] in [[Wikipedia:Dornach SO|Dornach]] bei [[Wikipedia:Basel|Basel]]), war ein österreichischer [[Goethe]]-Forscher, [[Philosophie|Philosoph]] und [[Geistesforscher]], der durch die von ihm systematisch entwickelte [[Anthroposophie]] einen neuen, zukunftsweisenden [[wissenschaft]]lichen Zugang zur [[Geistige Welt|geistigen Welt]] eröffnete.


== Überblick über Steiners Werk ==
Der Name erscheint erstmals im sechsten Kapitel des [[Äthiopisches Henochbuch|äthiopischen Henochbuchs]] in der Liste der gegen Gott rebellierenden Engel. Die griechischen Versionen des in Hebräisch nicht überlieferten Textes enthalten auch die Namensformen ''Sammane'' ({{ELSalt|Σαμμανή}}) und ''Semiel'' (Σεμιέλ). Der Kirchenvater [[Wikipedia:Irenäus von Lyon|Irenäus]] benutzt in seiner Beschreibung der [[Wikipedia:Ophiten|Ophiten]] durchgängig die Namensform Semiel, [[Wikipedia:Theodoret|Theodoret]] verwendet hier die Namensform Sammane. Nach Irenäus gaben die Ophiten der von ihnen verehrten Schlange den Doppelnamen [[Michael (Erzengel)|Michael]] und Semiel. Der byzantinische [[Wikipedia:Syncellus|Syncellus]] [[Wikipedia:Georgios Synkellos|Georgios Synkellos]] behält die Namensform Samiel bei, die in verschiedenen jüdischen und nicht-jüdischen Etymologien auf das hebräische Wort {{He|סמי}} (sami, ''blind'') zurückgeführt und bis ins Mittelalter tradiert wird.


Steiner war [[Goethe]]-Forscher, Philosoph und [[Esoterik|Esoteriker]]. Als [[Geistesforscher]] entwickelte er ab 1900 die [[Anthroposophie]] als [[Geisteswissenschaft|Wissenschaft vom Geistigen]], ausgehend von der [[Beobachtung des Denkens]] nach [[naturwissenschaft]]licher [[Methode]], die er schon in seiner 1894 erschienen «[[Philosophie der Freiheit]]» ausführlich dargestellt und in deren zweitem Teil einen auf das selbstbewusste freie [[Ich]] gestützten [[Ethischer Individualismus|ethischen Individualismus]] begründet hatte.
Neben den Namensformen Samiel und Samael findet sich der Name ''Sammuel'' in der [[Griechische Baruch-Apokalypse|Griechischen Baruch-Apokalypse]]<ref>[[Griechische Baruch-Apokalypse]] 4,9</ref>. Der Engel Sammuel pflanzt den Wein, der [[Adam und Eva|Adam]] zum [[Sündenfall]] führt und wird dafür zum [[Satan]]. In Kapitel 9 des Urtextes nimmt er die Form einer Schlange an, um Adam zu verführen, eine Version, die in der späteren Tradierung im [[Wikipedia:Talmud|Talmud]] weggelassen wird.


Mit der [[Eurythmie]] schuf Steinereine neue Bewegungskunst sowie mit dem [[Goetheanum]] in Dornach als Sitz einer unabhängigen [[Freie Hochschule für Geisteswissenschaft|Freien Hochschule für Geisteswissenschaft]] und durch weitere Bauten einen neuen, organischen [[Architektur]]stil. In erheblichem Umfang gab er Anleitung für die [[Sprachgestaltung|Kunst der Rezitation und Deklamation]]. Die [[Waldorfschule]] ermöglicht ein natürlicheres Lernen, die [[biologisch-dynamische Landwirtschaft]] lebensvolle Ernährung, der Gedanke der [[Soziale Dreigliederung|Dreigliederung des sozialen Organismus]] soll das Prinzip der Freiheit im Geistesleben, der Gleichheit im Rechtsleben und der Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben ermöglichen. Gemeinsam mit [[Ita Wegman]] schuf Steiner die [[Anthroposophische Medizin|anthroposophisch erweiterte Medizin]]. Auch zu weiteren Künsten und zu den Naturwissenschaften hat er Fachleuten, meist auf deren Bitten, Anregungen gegeben.
In der [[Himmelfahrt des Jesaja]], die sowohl jüdische als auch frühchristliche Elemente enthält, werden die Namen [[Belial]] und Samael synonym für Satan gebraucht und im [[Sibyllinisches Orakel|Sibyllinischen Orakel]] wird Samael unter den Engeln des letzten Gerichts genannt.<ref>[[Sibyllinisches Orakel]] 2, 215.</ref> Von der jüdischen Tradition ausgehend wird er in verschiedenen [[Gnosis|gnostischen]] Werken als ''blinder Gott'' angesehen, der mit [[Jaldabaoth]] identisch und Anführer der Mächte des Bösen ist. Mit Verweis auf seine Blindheit ist Samael in kirchennahen Schriften wie [[Wikipedia:Pseudepigraphie|pseudepigraphen]] Apostelerzählungen als Name für Satan enthalten. Als Anführer der Teufel ist er im [[Testament Salomos]] erwähnt und der blinde Dämon ''Simjael'' aus der mandäischen [[Sidra Rabba]]<ref>[[Wikipedia:Mark Lidzbarski|Mark Lidzbarski]] (Übers.): ''Ginza. Der Schatz oder Das große Buch der Mandäer''. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht/Leipzig: J.C. Hinrichs'sche Buchhandlung 1925. 200.</ref> ist als eine Variation zu verstehen.


== Leben und Schaffen ==
In der Tradition des [[Wikipedia:Rabbinisches Judentum|rabbinischen Judentums]] erscheint Samael erstmals bei [[Wikipedia:Jose ben Chalafta|Jose ben Chalafta]] während des [[Wikipedia:Auszug aus Ägypten|Auszugs aus Ägypten]] zugleich in den Rollen als Ankläger und Verteidiger.<ref>Exodus Rabba 18, 5.</ref> Als Ankläger erscheint er bei [[Hanina ben Hama]], der ihn erstmalig als [[Schutzengel]] [[Esau]]s identifiziert, der mit dessen Bruder [[Jakob (Patriarch)|Jakob]] ringt.<ref>Exodus Rabba 21, 7.</ref> Im [[Wikipedia:Midrasch|Midrasch]] [[Wikipedia:Jelammedenu|Jelammedenu]]  erscheint er in positiver Funktion als derjenige, der beim Auszug aus Ägypten das Rote Meer teilt und die Räder der ägyptischen Wagen zurückhält.<ref>Midrash Jalammedenu: ''Exodus'' 14, 25.</ref>


=== Kindheit ===
Als Todesengel erscheint Samael erstmals im [[Targum Jonathan]].<ref>[[Targum Jonathan]]: ''Genesis'' 3, 6.</ref> In dieser Funktion erscheint er regelmäßig in späteren [[Aggada]], besonders in Erzählungen über den Tod [[Mose]]. Im [[Deuteronomium Rabbah]]<ref>Deuteronomium Rabbah 11</ref> wird er explizit als böse bezeichnet, mehrmals wiederholt im [[Heikhalot Rabbati]].<ref>Heikhalot Rabbati, Kapitel 5.</ref> Im [[Hebräisches Henochbuch|Hebräischen Henochbuch]] ist er der Herr der Verführer, der größer ist als alle himmlischen Königreiche,<ref>Hebräisches Henochbuch 14, 2.</ref> wird dabei jedoch von Satan unterschieden. Zudem erscheint er als Schutzengel über Rom.<ref>Hebräisches Henochbuch 6, 26.</ref>
[[Datei:Kraljevec Geburtshaus.jpg|thumb|300px|Das vermutliche Wohnhaus der Familie Steiner in [[Donji Kraljevec|Kraljevec]]. Rudolf Steiners Geburtshaus war hingegen mutmaßlich das Stationshaus an der Südbahnstrecke, welches im ersten Weltkriege zerstört wurde.<ref>Oskar Schmiedel, Aus dem Lande, in dem Rudolf Steiner seine Kindheit und Jugend verbrachte, Verlag der Rudolf Steiner-Nachlaßverwaltung, Dornach, 1952, Seite 13</ref>]]
Rudolf Steiner hat in [[Donji Kraljevec|Kraljevec]], welches damals dem [[Wikipedia:Kaisertum Österreich|Kaisertum Österreich]] angehörte, (heute in [[Wikipedia:Kroatien|Kroatien]] gelegen), das Licht der Welt erblickt. Sein Elternhaus war freigeistig, der Vater, [[Johann Steiner]] (1829-1910), war Eisenbahnbeamter; seiner Mutter [[Franziska Steiner]], geborener Blie (1834-1918), ist er stets in einem liebevollen gemüthaften Verhältnis verbunden geblieben. Beide Elternteile stammten aus dem niederösterreichischen [[Wikipedia:Waldviertel|Waldviertel]], wohin sie auch wieder zurückkehrten, nachdem der Vater in den Ruhestand getreten war. Rudolf Steiner hatte zwei jüngere Geschwister: Leopoldine (1864–1927), die als Näherin bis zu deren Tod bei den Eltern wohnte, und Gustav (1866–1941), der gehörlos geboren wurde und zeitlebens auf fremde Hilfe angewiesen war. Der Vater war zuvor als Förster und Jäger in Diensten des [[Wikipedia:Horn (Niederösterreich)|Horner]] Reichsgrafen [[Wikipedia:Hoyos (Adelsgeschlecht)|Hoyos]] (eines Sohns von Graf [[Wikipedia:Johann Ernst Hoyos-Sprinzenstein|Johann Ernst Hoyos-Sprinzenstein]]) tätig; als dieser ihm 1860 seine Zustimmung zur Hochzeit verweigerte, quittierte er den Dienst und fand eine Anstellung als Bahntelegrafist bei der [[Wikipedia:Österreichische Südbahn|Südbahn]].


Die Familie zog mehrmals um: [[Wikipedia:1862|1862]] nach [[Wikipedia:Mödling|Mödling]], ein Jahr später nach [[Wikipedia:Pottschach|Pottschach]] und [[Wikipedia:1869|1869]] nach [[Wikipedia:Neudörfl|Neudörfl]].  
Im Zusammenhang mit der Rebellion der Engel gegen Gott ist Samael der Anführer der rebellierenden Engel. Vor seinem Sturz hat er zwölf Flügel und steht in der Engelhierarchie noch über den [[Seraph]]im.<ref>[[Wikipedia:Pirqe de Rabbi Eliezer|Pirqe de Rabbi Eliezer]] 13–14.</ref> Er trägt die Verantwortung über alle Staaten, hat über Israel jedoch nur am [[Wikipedia:Jom Kippur|Versöhnungstag]] Macht. Er hatte die Kontrolle über die Schlange im Paradies und er verbarg sich im [[Wikipedia:Goldenes Kalb|Goldenen Kalb]].<ref>Pirqe de Rabbi Eliezer 45-46.</ref> Im [[Wikipedia:Midrasch Abkir|Midrasch Abkir]] ist er gemeinsam mit [[Michael (Erzengel)|Michael]] an der Geburt Esaus und Jakobs beteiligt und ebenfalls bei der [[Wikipedia:Opferung Isaaks|Opferung Isaaks]].<ref>Genesis Rabba 56, 4.</ref> Der Kampf zwischen ihm und Michael wird bis ans Ende der Tage anhalten, wo er in Ketten gelegt an Israel ausgeliefert werden wird.<ref>Genesis Rabba 166.</ref>
Ein tiefes Rätsel bot sich ihm durch einen in Brand geratenen Eisenbahnwagen: ''"Einmal gab es auf der Bahnstation etwas ganz «Erschütterndes». Ein Eisenbahnzug mit Frachtgütern sauste heran. Mein Vater sah ihm entgegen. Ein hinterer Wagen stand in Flammen. Das Zugspersonal hatte nichts davon bemerkt. Der Zug kam bis zu unserer Station brennend heran. Alles, was sich da abspielte, machte einen tiefen Eindruck auf mich. In einem Wagen war Feuer durch einen leicht entzündlichen Stoff entstanden. Lange Zeit beschäftigte mich die Frage, wie dergleichen geschehen kann. Was mir meine Umgebung darüber sagte, war, wie in ähnlichen Dingen, für mich nicht befriedigend. Ich war voller Fragen; und mußte diese unbeantwortet mit mir herumtragen. So wurde ich acht Jahre alt. — Als ich im achten Lebensjahre stand, übersiedelte meine Familie nach Neudörfl, einem kleinen ungarischen Dorfe."''<ref>Rudolf Steiner, Mein Lebensgang, Rudolf Steiner Verlag, Dornach, 2000, Seite 20</ref>
Nach dem Umzug nach Neudörfl, besuchte Rudolf Steiner zunächst die örtliche Dorfschule und anschließend das Realgymnasium in [[Wikipedia:Wiener Neustadt|Wiener Neustadt]].


Ein übersinnliches Erlebnis aus dieser Zeit, machte einen besonders tiefen Eindruck auf ihn:
In den [[Dämonologie|dämonologischen]] Schriften der spanischen [[Kabbala|Kabbalisten]] Isaak und Jakob ben Jakob ha-Kohen aus dem 13. Jahrhundert wird er ''Sar Suma'', der blinde Engel, genannt. In der dämonologischen Literatur erscheint er häufig als der Engel, der den Tod in die Welt brachte. In ihr wird er erstmals als Gatte der [[Lilith]] bezeichnet, mit der er das Reich der Unreinheit regiert.<ref>Madda'ei ha-Jahadut 2, 251-262.</ref> Ihm werden verschiedene Rollen in Erzählungen über die Auseinandersetzung mit [[Asmodäus]] zugeschrieben, die teilweise widersprüchlich sind, auch wird er als Schutzengel von [[Ismael]] genannt. Die abweichenden Zuschreibungen in der Dämonologie sind darauf zurückzuführen, dass zu dieser Zeit verschiedene Dämonenhierarchien entworfen wurden.<ref>Tarbiz, Band 4. 1932/33. S. 72.</ref>  
''"Aber auch noch etwas anderes bot sich dem Knaben. Da saß er eines Tages in jenem Wartesaale ganz allein auf einer Bank. In der einen Ecke war der Ofen, an einer vom Ofen abgelegenen Wand war eine Tür; in der Ecke, von welcher aus man zur Tür und zum Ofen schauen konnte, saß der Knabe. Der war dazumal noch sehr, sehr jung. Und als er so dasaß, tat sich die Tür auf; er mußte es natürlich finden, daß eine Persönlichkeit, eine Frauenspersönlichkeit, zur Türe hereintrat, die er früher nie gesehen hatte, die aber einem Familiengliede außerordentlich ähnlich sah. Die Frauenspersönlichkeit trat zur Türe herein, ging bis in die Mitte der Stube, machte Gebärden und sprach auch Worte, die etwa in der folgenden Weise wiedergegeben werden können: «Versuche jetzt und später, so viel du kannst», so etwa sprach sie zu dem Knaben, «für mich zu tun!» Dann war sie noch eine Weile anwesend unter Gebärden, die nicht mehr aus der Seele verschwinden können, wenn man sie gesehen hat, ging zum Ofen hin und verschwand in den Ofen hinein. Der Eindruck war ein sehr großer, der auf den Knaben durch dieses Ereignis gemacht worden war. Der Knabe hatte niemanden in der Familie, zu dem er von so etwas hätte sprechen können, und zwar aus dem Grunde, weil er schon dazumal die herbsten Worte über seinen dummen Aberglauben hätte hören müssen, wenn er von diesem Ereignis Mitteilung gemacht hätte. Es stellte sich nach diesem Ereignis nun folgendes ein. Der Vater, der sonst ein ganz heiterer Mann war, wurde nach jenem Tage recht traurig, und der Knabe konnte sehen, daß der Vater etwas nicht sagen wollte, was er wußte. Nachdem nun einige Tage vergangen waren und ein anderes Familienglied in der entsprechenden Weise vorbereitet worden war, stellte sich doch heraus, was geschehen war. An einem Orte, der für die Denkweise der Leute, um die es sich da handelt, recht weit von jenem Bahnhofe entfernt war, hatte sich in derselben Stunde, in welcher im Wartesaale dem kleinen Knaben die Gestalt erschienen war, ein sehr nahestehendes Familienglied selbst den Tod gegeben."''<ref>Rudolf Steiner, Autobiographischer Vortrag über die Kindheits- und Jugendjahre bis zur Weimarer Zeit, in: Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe, Heft Nr. 83/84</ref>


Für den Ministranten, waren auch die Begegnungen mit Mönchen aus der Nachbarschaft, der Anlass zu drängenden Fragen geworden:
Das Paar Samael und Lilith wird mehrmals im [[Zohar]] als Anführer der „[[Qlipot|anderen Seite]]“, dem Bösen, erwähnt. Die Schlange ist das Zeichen Liliths und Samael reitet auf ihr und verkehrt mit ihr. Samael schielt, ist dunkel<ref>Zohar Hadasch 31, 4.</ref> und hat Hörner,<ref>Zohar Hadasch 101, 3.</ref> möglicherweise wegen des Einflusses christlicher Satan-Vorstellungen. Im [[Tikkune Zohar]] werden verschiedene Dämonenklassen aufgeführt, die alle Samael genannt werden.<ref>Tikkunei Zohar 101, 3.</ref>
''"Den Mönchen begegnete ich oft auf meinen Spaziergängen. Ich weiß noch, wie gerne ich von ihnen wäre angesprochen worden. Sie taten es nie. Und so trug ich von der Begegnung nur immer einen unbestimmten, aber feierlichen Eindruck davon, der mir immer lange nachging. Es war in meinem neunten Lebensjahre, da setzte sich in mir die Idee fest: im Zusammenhange mit den Aufgaben dieser Mönche müssen wichtige Dinge sein, die ich kennen lernen müsse. Auch da war es wieder so, daß ich voller Fragen war, die ich unbeantwortet mit mir herumtragen mußte."''<ref>Rudolf Steiner, Mein Lebensgang, Rudolf Steiner Verlag, Dornach, 2000, Seite 22f</ref>


Im Geschichtsunterricht beschäftigte er sich schon im frühen Alter mit [[Immanuel Kant|Kant]]s [[Wikipedia:Kritik der reinen Vernunft|Kritik der reinen Vernunft]]: ''"Ich trennte nun die einzelnen Bogen des Kantbüchleins auseinander, heftete sie in das Geschichtsbuch ein, das ich in der Unterrichtsstunde vor mir liegen hatte, und las nun Kant, während vom Katheder herunter die Geschichte «gelehrt» wurde. Das war natürlich gegenüber der Schuldisziplin ein großes Unrecht; aber es störte niemand und es beeinträchtigte so wenig, was von mir verlangt wurde, daß ich damals in der Geschichte die Note «vorzüglich» bekam."''<ref>Rudolf Steiner, Mein Lebensgang, Rudolf Steiner Verlag, Dornach, 2000, Seite 43</ref>
Beschwörungen von Samael kommen häufig in der magischen Literatur und der angewandten, magisch orientierten Kabbala vor.


[[Bild:SteineralsAbiturient.jpg|thumb|Als Abiturient]]
== Wirkung auf den Esoteriker ==


=== Als Student in Wien ===
Die Wirkungen Samaels zeigen sich im [[Wärmeäther]].
 
An der Technischen Hochschule Wien, studierte Steiner ab [[Wikipedia:1879|1879]] Biologie, Chemie, Physik und Mathematik. Der Student entwickelte eine hohe Wertschätzung für den Germanistikprofessor [[Karl-Julius Schröer]]. Auf dessen Empfehlung hin, gab er in Kürschners Deutscher Nationalliteratur [[Goethe]]s naturwissenschaftliche Schriften heraus<ref>Rudolf Steiner, Mein Lebensgang, Rudolf Steiner Verlag, Dornach, 2000, Seite 124f</ref> und veröffentlichte in Zeitungen literarische Abhandlungen. Von [[Wikipedia:1882|1882]] bis [[Wikipedia:1887|1887]] lebte die Familie Steiners in [[Wikipedia:Brunn am Gebirge|Brunn am Gebirge]]. Von [[Wikipedia:1884|1884]] bis [[Wikipedia:1890|1890]] verdiente Steiner sich sein Studium durch die Tätigkeit als Privatlehrer eines als unbeschulbar geltenden [[Wikipedia:hydrocephalus|hydrocephalus]]kranken Kindes in einer prominenten Wiener Familie, das dadurch später Medizin studierte und Arzt wurde. Mit der Dichterin [[Marie Eugenie delle Grazie]] knüpfte er eine Freundschaft, [[Marie Lang]] vermittelte eine gleiche mit [[Rosa Mayreder]], aber auch mit Leuten aus dem Volk wie dem Kräutersammler [[Felix Koguzki]] pflegte Rudolf Steiner intensiveren Kontakt.
 
=== Als Goetheforscher in Weimar ===
 
[[Wikipedia:1890|1890]] übernahm er, auf Schröers Vorschlag, am [[Wikipedia:Goethe-und-Schiller-Archiv|Goethe-und-Schiller-Archiv]] in [[Wikipedia:Weimar|Weimar]] die Herausgabe der Naturwissenschaftlichen Schriften Goethes für die große Weimarer Goethe-Ausgabe, die so genannte "Sophien-Ausgabe".
 
Die Technische Hochschule in Wien verließ Steiner ohne Abschluss, promovierte aber in [[Wikipedia:Rostock|Rostock]] [[Wikipedia:1891|1891]] mit seiner Dissertationsschrift "Die Grundfrage der Erkenntnistheorie mit besonderer Rücksicht auf Fichtes Wissenschaftslehre. Prolegomena zur Verständigung des philosophischen Bewußtseins mit sich selbst" zum Dr.phil.<ref name="promotion">{{Internetquelle|url=http://www.erziehungskunst.de/artikel/zeichen-der-zeit/ohne-praedikat/|titel=Ohne Prädikat - Ein Symposium über Rudolf Steiners Promotion in Rostock anlässlich seines 150. Geburtstags|zugriff=2014-06-04}}</ref>
 
''"Äußere Tatsachen bewirkten nur, daß ich es in Wien nicht machen konnte. Ich hatte die Realschule, nicht das Gymnasium offiziell hinter mir, hatte mir die Gymnasialbildung, Privatunterricht darin erteilend, auch privat angeeignet. Das schloß in Osterreich das Doktorieren aus. Ich war in die «Philosophie» hineingewachsen, hatte aber einen offiziellen Bildungsgang hinter mir, der mich von allem ausschloß, in das den Menschen das Philosophiestudium hineinstellt."''<ref>Rudolf Steiner, Mein Lebensgang, Rudolf Steiner Verlag, Dornach, 2000, Seite 214</ref>
 
Weimar war Steiners erste größere Reise, aber es brachte auch Kontakte: einen Umzug zu [[Anna Eunike]], die er später heiratete, Freundschaft mit [[Gabriele Reuter]], eine teils problematische Zusammenarbeit mit [[Wikipedia:Nietzsche|Nietzsche]]s Schwester, [[Elisabeth Förster-Nietzsche]], in deren [[Wikipedia:Nietzsche-Archiv|Nietzsche-Archiv]] in Naumburg er vor dem umnachteten Philosophen stand, eine Begegnung mit [[Wikipedia:Ernst Haeckel|Ernst Haeckel]], das Erlebnis [[Wikipedia:Heinrich von Treitschke|Heinrich von Treitschke]]s als einer Autorität, die aus äußerlichen Gründen nur schwer kommunizieren konnte, vor allem aber die Zusammenarbeit an der Weimarer Ausgabe mit [[Wikipedia:Herman Grimm|Herman Grimm]].
 
[[Wikipedia:1894|1894]] veröffentlichte Steiner das [[Wikipedia:Erkenntnistheorie|erkenntnismethodologische]] Grundlagenwerk "[[Die Philosophie der Freiheit]] – Seelische Beobachtungsresultate nach naturwissenschaftlicher Methode". Zu der christlichen Grundhaltung dieser Schrift, äußerte sich Steiner unter anderem folgendermaßen:
 
''"Diese «Philosophie der Freiheit» ist eigentlich eine Moralanschauung, welche eine Anleitung dazu sein will, die toten Gedanken als Moralimpulse zu beleben, zur Auferstehung zu bringen. Insofern ist innerliches Christentum durchaus in einer solchen Freiheitsphilosophie."''<ref>Rudolf Steiner, Das Sonnenmysterium und das Mysterium von Tod und Auferstehung, Rudolf Steiner Verlag, Dornach, 1986, Seite 121</ref>
 
''"Daher hat man eben meine «Philosophie der Freiheit» die Philosophie des Individualismus genannt im extremsten Sinne. Das mußte sie auch sein, weil sie auf der anderen Seite die christlichste der Philosophien ist."''<ref>Rudolf Steiner, Menschliches Seelenleben und Geistesstreben im Zusammenhange mit Welt- und Erdentwickelung, Rudolf Steiner Verlag, Dornach, 1998, Seite 103f</ref>
 
Ein Versuch, in Jena Professor zu werden, scheiterte.
 
=== Berlin ===
 
Zwischen [[Wikipedia:1898|1898]] und [[Wikipedia:1900|1900]] gab Steiner in Berlin das Magazin für Litteratur heraus und unterrichtete bis 1904 an der Arbeiterbildungsschule. [[Wikipedia:1902|1902]] übernahm er zusammen mit [[Marie von Sivers]] die Leitung der neugegründeten deutschen Sektion der [[Theosophische Gesellschaft|Theosophischen Gesellschaft]]. Im gleichen Jahr fasste Steiner den Inhalt einer Vortragsreihe zusammen, in welcher er die "Entstehung des Christentums aus der mystischen Anschauung heraus" geschildert hatte.<ref>Rudolf Steiner, Das Christentum als mystische Tatsache und die Mysterien des Altertums, 1902, Vorwort zur zweiten Auflage</ref> In dem Werk [[GA 10|Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?]] stellte er die Wege zur spirituellen Selbsterkenntnis und Selbstverwandlung auf einer Grundlage dar, wie sie ihm zeitgemäß erschien. [[Wikipedia:1904|1904]] legte er in seinem Werk [[Theosophie]] und später in [[GA 13|Die Geheimwissenschaft im Umriss]] ([[Wikipedia:1909|1909]]) u.a. durch Ausführungen über die [[Wesensglieder]] des Menschen, die Farben der [[Aura]] und die [[Planetenzustände]] der Erde den Ideengehalt der [[Anthroposophie]] dar. Aus seinen Aufgaben in der Theosophischen Gesellschaft entwickelte sich eine reiche [[Vortragstätigkeit]]. Die Mitschriften der damals gegebenen und späterer ähnlicher Darstellungen, von ihrem Schöpfer aufgrund der enormen Arbeitslast zum größten Teil nicht noch einmal durchgesehen, stellen das Mehr der Bände der [[Rudolf-Steiner-Gesamtausgabe]], deren Zahl bis heute auf über 400 gestiegen ist.
 
[[Bild:Steiner_1919.jpg|thumb|1919]]
[[Wikipedia:1913|1913]] trennte sich die deutsche Sektion von der Theosophischen Gesellschaft, weil der christlich-anthroposophische Ansatz Rudolf Steiners und Marie von Sivers` in ihr mehr und mehr auf Missfallen gestoßen und [[Wikipedia:1911|1911]] von [[Annie Besant]] und [[Charles Leadbeater]] der Hinduknabe [[Jiddu Krishnamurti]] als Wiedergeburt Jesu und künftiger Weltenlenker verkündet worden war. Die [[Anthroposophische Gesellschaft]] wurde gegründet, der sich viele theosophische Gruppen im Ausland anschlossen.
 
=== Dornach und das Goetheanum ===
 
[[Wikipedia:1914|1914]] heiratete Steiner in Dornach seine Mitarbeiterin Marie von Sivers.
 
Die Anthroposophische Gesellschaft wuchs rasch, und 1913 begann in [[Wikipedia:Dornach SO|Dornach]] der Bau des ersten [[Goetheanum]]s als eines Theater- und Verwaltungsgebäudes für ihre jährlichen Treffen. Von Steiner entworfen, schafften daran zu einem großen Teil Freiwillige, die Fachkenntnisse oder auch bloß den Willen zu bieten hatten, etwas Neues zu lernen. Auf dem Gebiet der Plastik war [[Edith Maryon]] maßgeblich beteiligt. 1919 kam es hier zur weltweit ersten Aufführung des gesamten [[Faust]] von Goethe. In Dornach, in dem fast ununterbrochen der Kanonendonner zu hören war, arbeiteten während des Krieges herausragende Künstler aus sechzehn teils verfeindeten Ländern zusammen. Das Goetheanum ist als ein "Haus der Sprache" oder ein "Haus des Wortes" gedacht. Von ihm aus sollen Menschen, die sich ihres Menschentums auch wirklich voll bewusst sind, in Zusammenarbeit mit anderen geistigen Einrichtungen – Gemeinden, Schulen und Hochschulen – für ein neues Ernstnehmen der inneren Seite des Menschen wirken.
 
==== Anthroposophische Architektur ====
[[Bild:Goetheanum2.jpg|thumb|450px|Das zweite Goetheanum in Dornach bei Basel (mit Nebengebäuden), von Steiner entworfen und als Grundstein eines freien Geisteslebens gedacht]]
Auf dem Dornacher Hügel, hatte Steiner nicht nur das erste Goetheanum als Hauptsitz der anthroposophischen Bewegung entworfen, sondern nach dem Brande auch die Grundlagen für den Bau des zweiten Goetheanum angegeben. Das [[Glashaus]] vermittelt noch einen Eindruck davon, wie das erste Goetheanum ausgesehen hat. [[Haus Duldeck]] weist ebenso eine geisteswissenschaftliche Baukunst auf, wie sie auch in zahlreichen Waldorfschulen noch heute zu finden ist. (Siehe hierzu: Steiner, [[GA 286|Wege zu einem neuen Baustil]])
 
==== Die Eurythmie ====
 
{{Hauptartikel|Eurythmie}}
 
Die [[Eurythmie]], die ''Musik und Sprache durch Bewegung sichtbar macht,'' hatte in der Aufführungskunst von Dramen [[Edouard Schuré]]s durch [[Mieta Waller]] und [[Marie Steiner]] bereits Vorläufer. Steiner entwickelte sie zwischen [[Wikipedia:1913|1913]] und [[Wikipedia:1924|1924]] auf eine Anfrage von [[Lory Maier-Smits]] hin.
 
=== Ausgeweitetes öffentliches Wirken ===
 
Steiner, der schon vor dem [[Wikipedia:Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] durch esoterische Unterweisungen für Eliza von Moltke mit dem Neffen des Bismarck-Moltke, [[Wikipedia:Helmuth Johannes Ludwig von Moltke|Helmuth Johannes Ludwig von Moltke]], zusammengekommen war, ab [[Wikipedia:1906|1906]] in ihm dem Chef des Generalstabs begegnend, hatte während des Krieges Kontakte zu einem guten Teil der wichtigsten deutschen Politiker und versuchte u.a., die Stellung eines offiziellen Fürsprechers für Deutschland in der Welt zu erlangen, was ihm von der deutschen Führung mit der Begründung nicht gewährt wurde, dass er ein Österreicher sei. Später sollte er für eine kurze Zeit stark in die Öffentlichkeit hinausgehen, das Berliner Sportstadion sah ihn als Redner, bis diese Episode wegen zunehmender Angriffe, vor allem der politischen Rechten, wieder beendet wurde. In der durch [[Alexander von Bernus]] begründeten Zeitschrift «[[Das Reich]]» schrieb Steiner gemeinsam u.a. mit [[Wikipedia:Alfred Kubin|Alfred Kubin]] und [[Wikipedia:Else Lasker-Schüler|Else Lasker-Schüler]].
 
==== Die Dreigliederung ====
 
{{Hauptartikel|Soziale Dreigliederung}}
 
Ab [[Wikipedia:1919|1919]] warb Steiner für den Gedanken einer [[Soziale Dreigliederung|Dreigliederung des sozialen Organismus]], die das Prinzip eines freien Geisteslebens, der Gleichheit im Rechtsleben und der Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben vorsah. Er verfasste einen [[Aufruf an das deutsche Volk und an die Kulturwelt]], der die Idee voranbringen sollte und von prominenten Künstlern wie [[Wikipedia:Hermann Bahr|Hermann Bahr]], [[Wikipedia:Hermann Hesse|Hermann Hesse]] und [[Wikipedia:Bruno Walter|Bruno Walter]] unterzeichnet wurde. (Zur Dreigliederung: Steiner, [[GA 23|Die Kernpunkte der sozialen Frage]])
 
==== Das Goetheanum ====
 
{{Hauptartikel|Goetheanum}}
 
In der Silvesternacht 1922/23, setzten Gegner das Goetheanum in Brand, welches dadurch bis auf die Grundmauern zerstört wurde (die Versicherung hat ebenfalls Brandstiftung als Ursache anerkannt). Ende [[Wikipedia:1923|1923]] hat Steiner auf der [[Weihnachtstagung]] die nun "Allgemeine" [[Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft|Anthroposophische Gesellschaft]] neu begründet. Dadurch wollte er, anders als bis dahin, die ''Bewegung'' mit ihrer ''äußeren Hülle'' in eins bringen. Die Grundsteinlegung für den größeren Nachfolgerbau erfolgte [[Wikipedia:1924|1924]].
 
==== Die Waldorfschule ====
 
{{Hauptartikel|Waldorfschule}}
 
[[Wikipedia:1919|1919]] entstand in Stuttgart eine erste [[Waldorfschule|Freie Waldorfschule]]. Sie war aus allgemeinbildenden Kursen für die Arbeiter der [[Wikipedia:Waldorf-Astoria#Waldorf-Astoria-Cigarettenfabrik|Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik]] herausgewachsen, die Steiner organisiert hatte, und hatte auch Impulse aus dem Bestreben erhalten, die modernen, verzweigten Arbeitsvorgänge für den einzelnen Schaffenden durch eine Betriebskunde übersehbarer zu machen. Die Arbeiter wollten ein Gleiches auch für ihre Kinder. Steiner entwickelte in Vortragsreihen und Lehrerbildungskursen eine [[Waldorfschule#Methodisch-Didaktisches|neue Erziehungskunst]], die genau auf die Entwicklungsstufen und geistigen Fähigkeiten und Bedürfnisse des Kindes auf seinem Weg zum erwachsenen Menschen abgestimmt ist. Parallel zur Gründung der Waldorfschule, riet Rudolf Steiner zur Einrichtung von einem [[Weltschulverein]], der jedoch von den Beteiligten nicht mehr umgesetzt wurde. Ergänzt wurden die für sie gegebenen Hinweise durch einen [[GA 317|heilpädagogischen Kurs]].
 
==== Die biologisch-dynamische Landwirtschaft ====
 
[[Wikipedia:1924|1924]] gab Steiner in Koberwitz bei Breslau mit einem landwirtschaftlichen Kurs den Startschuss für die Entwicklung der [[biologisch-dynamische Landwirtschaft|biologisch-dynamischen Landwirtschaft]].
 
==== Die anthroposophisch erweiterte Medizin ====
 
{{Hauptartikel|Anthroposophische Medizin|titel1=Anthroposophisch erweitere Medizin}}
 
Ebenfalls in seiner letzten Lebenszeit krönte Steiner seine Anregungen für eine innerlich erweiterte [[Anthroposophische Medizin|Medizin]] durch das Werk [[GA 27|Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen]], das er gemeinsam mit der Ärztin [[Ita Wegman]] herausgegeben hat. Der Ansatz ist dabei, dass die Schulmedizin keineswegs ''abgelehnt,'' sondern nur ''ergänzt'' wird, indem man bei der Behandlung ''anthroposophische Erkenntnisse berücksichtigt,'' bestimmte Methoden ''hinzufügt'' und nur ''zum Teil, auf Wunsch des Patienten,'' gewisse Therapien auch durch eigene anthroposophische ''ersetzt.''
 
==== Die Naturwissenschaften ====
 
{{Siehe auch|Goetheanismus}}
 
Wer Steiners Ausführungen studiert, Lebendes gehorche seinen eigenen Gesetzen, wird aufgeschlossen, um Dinge zu erforschen, die zwischen dem Lebendigen und dem Toten vermitteln, Brücken von dem einen zum andren schlagen. Dies ist durch die [[Bildschaffende Methoden|bildschaffenden Methoden]] der Anthroposophie möglich. So haben vor allem [[Theodor Schwenk]] die [[Tropfenbildmethode]] zur Erforschung der Wassergüte und [[Ehrenfried Pfeiffer]] die Methode der [[Kupferchloridkristallisation]] zur Bestimmung der Qualität von Lebensmitteln entwickelt.
 
==== Die Musik ====
 
Auch zur Musik hat Steiner Anregungen gegeben, die die Tonkunst umgreifend ändern. Er empfahl formliche Änderungen der Instrumente. Den Dirigenten [[Wikipedia:Bruno Walter|Bruno Walter]] und den Komponisten [[Wikipedia:Viktor Ullmann|Viktor Ullmann]] konnte er für die [[Anthroposophie]] gewinnen.
 
==== Die Christengemeinschaft ====
 
{{Hauptartikel|Christengemeinschaft}}
 
[[Wikipedia:1920|1920]] wurde Rudolf Steiner von einigen, damals überwiegend evangelischen [[Theologie|Theologen]] und Theologiestudenten im Kreis um den [[Wikipedia:evangelisch|evangelisch]]en [[Wikipedia:Pfarrer|Pfarrer]] [[Friedrich Rittelmeyer]] (1872-1938) und [[Emil Bock]] (1895-1959) gebeten, Impulse für eine Erneuerung des [[Religion|religiösen Lebens]] zu geben. Steiner hielt daraufhin in den Jahren 1921 - 1924 eine Reihe von Vortragszyklen ([[GA 342]] - [[GA 346]]) zu diesem Thema und machte detailierte Angaben zum [[Kultus]] und formulierte die dabei zu verwendenden Texte. [[Wikipedia:1922|1922]] wurde auf dieser Grundlage von 45 Gründungsmitgliedern die [[Christengemeinschaft]] als von der [[Anthroposophische Gesellschaft|anthroposophischen Gesellschaft]] völlig unabhängige, eigenständige [[Christentum|christliche]] Erneuerungsbewegung begründet.  


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<div style="margin-left:20px">
"Das, was ich diesen Persönlichkeiten gegeben
"Wenn der Esoteriker seine Übungen fleißig und richtig
habe, hat nichts zu tun mit der anthroposophischen Bewegung. Ich
macht, und es geschieht ihm, daß er zum Beispiel mitten in der
habe es ihnen als Privatmann gegeben, und habe es so gegeben, daß
Nacht aufwacht mit einem Gefühl wie von Fieberhitze, so kann
ich mit notwendiger Dezidiertheit betont habe, daß die anthroposophische
er diesem eine seelische Kälte entgegensetzen; und da fühlt er
Bewegung mit dieser Bewegung für religiöse Erneuerung
klar, daß er nicht allein ist, daß er durch sein esoterisches Streben
nichts zu tun haben darf; daß aber vor allen Dingen nicht ich der
in sich einen Doppelgänger geweckt hat. Was will der? Und
Gründer bin dieser Bewegung für religiöse Erneuerung; daß ich
wer ist das? Die guten Götter haben gewisse luziferische Wesenheiten
darauf rechne, daß der Welt das durchaus klargemacht werde, und
sozusagen angestellt, um die Eigenschaften des Menschen
daß ich einzelnen Persönlichkeiten, die von sich aus begründen wollten
aus ihrer Welt hinauszuweisen, die nicht hinein gehören. Und
diese Bewegung für religiöse Erneuerung, die notwendigen Ratschlüsse gegeben habe, Ratschlüsse, die allerdings geeignet waren,
eine solche Wesenheit ist Samael, der dann in Wirkung tritt,
einen gültigen und spirituell kräftigen, spirituell von Wesenheit erfüllten
wenn der Esoteriker noch nicht die gewisse Unaufrichtigkeit
Kultus auszuüben, in rechtmäßiger Weise mit den Kräften aus
überwunden hat, an der wir ja alle kranken und die uns oft so
der geistigen Welt heraus zu zelebrieren. Ich selber habe bei der Erteilung
tief im Unterbewußtsein liegt, daß wir bei geringerer Aufmerksamkeit
dieser Ratschläge niemals irgendeine Kultushandlung ausgeführt,
keine Ahnung davon haben. Ein Beispiel: Jemand kann
sondern nur denjenigen, die in diese Kultushandlung hineinwachsen wollten, gezeigt, Schritt für Schritt, wie eine solche Kultushandlung
sich vornehmen, er will zu einer theosophischen Versammlung
zu geschehen hat. Das war notwendig. Und heute ist es auch
in eine Stadt fahren, weil eine solche Versammlung lehrreich
notwendig, daß innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft dies
und gut für ihn ist. In Wirklichkeit hat er aber ganz andere
richtig verstanden wird." {{Lit|{{G|219|169f}}}}
Zwecke in jener Stadt, will irgendwelche Menschen zum Beispiel
dort treffen, gesteht sich aber selber diesen wahren Grund nicht
ein. Das ist vielleicht ein krasses Beispiel, aber es ist eines für
viele. - Da muß Samael in Tätigkeit treten. Und ihn merken wir
durch Fieberhitze, die uns nachts befällt, solange wir mit diesem
Fehler behaftet sind." {{Lit|{{G|266b|262}}}}
</div>
</div>


== Geistige Heimat und Zukunft ==
<div style="margin-left:20px">
"Die Übungen, die uns gegeben sind, sind immer als von den
Meistern ausgehend zu betrachten. Der Esoteriker soll auf sich
selber und seine Gefühle achtgeben, besonders das ins Auge fassen,
was seine Selbsterkenntnis betrifft. Die allermeisten - und wir
gehören wohl auch dazu - geben sich großen Täuschungen hin,
was sie selber angeht. Besonders haben wir auf den Egoismus zu
achten. Oft reden wir uns selber vor, etwas selbstlos zu tun, oder
auch, wir empfinden gegen jemand Neid und Haß, der uns noch
nicht zum Bewußtsein gekommen ist. Wir meinen dann, ihm als
Esoteriker die «Wahrheit» sagen zu müssen und dies oder jenes
nicht von ihm leiden zu dürfen. Sobald derartige Gefühle in uns
auftreten, soll man sich vorstellen, daß man sich schweren Täuschungen
hingibt, deren tiefere Ursache immer dem Egoismus
entspringt. Derartige Gefühle äußern sich stets mit einem Wärmegefühl,
das den ätherischen Leib - und zwar jenen Teil, den wir
den Wärmeäther nennen - durchzieht und durch das Blut bis auf
den physischen Leib einwirkt. Derartige Gefühle wirken immer
schädigend auf den Menschen und die Weltentwicklung ein.
Die Hierarchien, welche die karmischen Zusammenhänge zu
leiten beauftragt sind, wirken dann in der Weise, daß sie besondere
Wesenheiten anstellen, die in uns bestimmte aufbauende
Wirkungen zerstören und somit auch auf die Seele und indirekt
auf den Leib zerstörend wirken. Das sind die zu diesem Zwecke
beauftragten luziferischen Wesenheiten, die dann auf uns wirken.
- Bei richtiger Selbsterkenntnis, beim Einsehen unserer eigenen
Schlechtigkeit, durchzieht uns anstelle des obenerwähnten
Wärmegefühls, woran wir uns befriedigen, ein kaltes Eisesgefühl.
Alles, was durch unsere Affekte und so weiter in uns zur
Befriedigung gelangt, äußert sich im Gegensatz zu diesem Kältegefühl,
das bei wahrer Selbsterkenntnis eintritt, in dem geschilderten
Wärmegefühl.


Wie seine Kontakte mit Künstlern allerersten Ranges zeigen (so hat Steiner etwa für [[Wikipedia:Wassily Kandinsky|Wassily Kandinsky]], [[Christian Morgenstern]] und [[Joseph Beuys]] systematische weltanschauliche Anleitung gegeben), ist der Begründer der Anthroposophie im ''Ganzen'' der europäischen Kultur zuhause. Hier ist [[Thomas von Aquin]] durch die Emanzipation der theologischen Wissenschaft von der Philosophie, Steiners wichtigster Vorausverkünder. Rudolf Steiner hat in seinen [[GA 40|Wahrspruchworten]] und [[GA 14|Mysteriendramen]] indessen auch einen eigenen literarischen [[Wikipedia:Stil|Stil]] entwickelt. Rosa Mayreder hat dies nach seinem Tod Goethes wirklichkeitsnahem Stil in [[Wikipedia:Dichtung und Wahrheit|Dichtung und Wahrheit]] gegenübergehalten.
Diese luziferischen Wesenheiten, die dadurch an den Schüler
zerstörerisch herantreten, offenbaren sich dem Hellseher als bestimmte
Scharen, deren Anführer Samael ist. Diese Wesenheiten,
die nichts Menschenähnliches haben, sind für das Geistesauge
immer wahrnehmbar. Haben wir beim Aufwachen das Gefühl
des Ekels, wie es häufig der Fall ist besonders beim esoterischen
Schüler, so ist ein solches Empfinden fast immer auf den Egoismus
zurückzuführen, der oft unerkannt tief in den unterbewußten
Seelentiefen sitzt." {{Lit|{{G|266b|129f}}}}
</div>


== Werke ==
== Anmerkungen ==
Rudolf Steiner hat neben 24 Büchern eine Vielzahl von Schriften und Artikeln veröffentlicht und rund 5900 Vorträge im In- und Ausland gehalten. Ein Großteil der Vorträge ist in Mitschriften von Berufsstenographen und Vortragszuhörern erhalten geblieben. Sie erschienen zunächst häufig im Privatdruck und in Zeitschriften . Später begannen verschiedene Verlage (u.a. Philosophisch-anthroposophischer Verlag, Rudolf-Steiner Verlag) die Vorträge, Bücher im engeren Sinne wie auch die dazu gehörigen Wandtafelbilder zu edieren und publizieren.
[[Bild:Steiner1923.jpg|thumb|1923]]


:[[GA 1|Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften]], 1884-1897
<references/>
:[[GA 2|Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung, mit besonderer Rücksicht auf Schiller]], 1886
:[[GA 3|Wahrheit und Wissenschaft]], [[Wikipedia:1892|1892]]
:[[GA 4|Die Philosophie der Freiheit]], [[Wikipedia:1894|1894]]
:[[GA 5|Friedrich Nietsche, ein Kämpfer gegen seine Zeit]], 1895
:[[GA 6|Goethes Weltanschauung]], 1897
:[[GA 7|Die Mystik im Aufgange des neuzeitlichen Geisteslebens und ihr Verhältnis zur modernen Weltanschauung]], 1901
:[[GA 18|Die Rätsel der Philosophie]], [[Wikipedia:1900|1900]]
:[[GA 8|Das Christentum als mystische Tatsache]], [[Wikipedia:1902|1902]]
:[[GA 10|Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?]], [[Wikipedia:1904|1904]]
:[[GA 9|Theosophie]], [[Wikipedia:1904|1904]]
:[[GA 11|Aus der Akasha-Chronik]], [[Wikipedia:1904|1904]] - [[Wikipedia:1908|1908]], als Buch [[Wikipedia:1939|1939]]
:[[GA 12|Die Stufen der höheren Erkenntnis]], 1905-1908
:[[GA 13|Die Geheimwissenschaft im Umriss]], [[Wikipedia:1909|1909]]
:[[GA 14|Vier Mysteriendramen]], [[Wikipedia:1910|1910]]-[[Wikipedia:1913|1913]]
:[[GA 15|Die geistige Führung des Menschen und der Menschheit]], 1911
:[[GA 16|Ein Weg zur Selbsterkenntnis des Menschen. In acht Meditationen]], 1912
:[[GA 17|Die Schwelle der geistigen Welt. Aphoristische Ausführungen]], 1913
:[[GA 20|Vom Menschenrätsel]], [[Wikipedia:1916|1916]]
:[[GA 21|Von Seelenrätseln]], [[Wikipedia:1917|1917]]
:[[GA 22|Goethes Geistesart in ihrer Offenbarung durch seinen «Faust» und durch das Märchen von der Schlange und der Lilie]], 1918
:[[GA 23|Die Kernpunkte der sozialen Frage]], [[Wikipedia:1919|1919]]
:[[GA 24|Aufsätze über die Dreigliederung des sozialen Organismus]], [[Wikipedia:1919|1919]]
:[[GA 25|Drei Schritte der Anthroposophie: Philosophie, Kosmologie, Religion]], 1922
:[[GA 26|Anthroposophische Leitsätze]], 1924-1925
:[[GA 27|Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen]], 1925
:[[GA 28|Mein Lebensgang]], [[Wikipedia:1924|1924]]
 
== Aktuelle Bezüge ==
''Der größere Teil der Menschheit wird seinen Einfluß von '''Amerika''', von dem Westen herüber haben, und der geht ... jener Entwickelung entgegen, die heute sich erst in den idealistischen Spuren, gegenüber dem, was da kommt, in sympathischen Anfängen zeigt. Man kann sagen: Die Gegenwart hat es noch recht gut gegenüber dem, was da kommen wird, wenn die westliche Entwickelung immer mehr und mehr ihre Blüten treibt. Es wird gar nicht lange dauern, wenn man das '''Jahr 2000''' geschrieben haben wird, da wird nicht ein direktes, aber eine Art von '''Verbot''' für alles '''Denken''' von Amerika ausgehen, ein Gesetz, welches den Zweck haben wird, alles individuelle Denken zu '''unterdrücken.'''''
 
Rudolf Steiner: Vortrag, Berlin, 4. April 1916 {{Lit|{{G|167|98}}}}
 
''Dasjenige, was ein ewiges Friedensideal ist, das wird niemals durch ein Tröpfchen Blut erreicht, das hervorgerufen worden ist durch ein '''Kriegsinstrument'''. Das muss auf ganz andere Weise in die Welt gesetzt werden! Und sei es wer immer, der da sagt, er '''kämpfe für den Frieden''' und müsse deshalb '''Krieg''' führen, Krieg bis zur Vernichtung des Gegners, um Frieden zu haben, der lügt, wenn er sich dessen auch nicht bewusst ist, wer er auch immer sein möge.''
 
Rudolf Steiner: Vortrag, Dornach, 18. Dezember 1916 {{Lit|{{G|173|221}}}}
 
==Siehe auch:==
 
* [[Rudolf Steiner Geburtshoroskop 25.02.1861]]


== Literatur ==
== Literatur ==
*Johannes Hemleben: Rudolf Steiner in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Rowohlts Monographien 79, 151.-160. Tausend, Reinbek bei Hamburg [[Wikipedia:1980|1980]]
* Joseph Dan: ''Samael, Lilith, And the Concept of Evil in Early Kabbalah''. In: ''AJS Review'' 5, 1980. S. 17-41. [http://www.scribd.com/doc/9919409/Samael-Lilith-And-the-Concept-of-Evil-in-Early-Kabbalah Online]
*Gerhard Wehr: Rudolf Steiner. Leben - Erkenntnis - Kulturimpuls, Kösel Vlg, 1987
* [[Wikipedia:Gershom Scholem|Gershom Scholem]]: ''Samael''. In: [[Wikipedia:Encyclopaedia Judaica|Encyclopaedia Judaica]] Band 17. S. 714-715. [http://www.jewishvirtuallibrary.org/jsource/judaica/ejud_0002_0017_0_17378.html Online in der Jewish Virtual Library]
*Michael Heinen-Anders: Aus anthroposophischen Zusammenhängen, BOD, Norderstedt 2010, S. 30 - 35; 48 - 49; 57 - 58.
* [[Wikipedia:Hermann Leberecht Strack|Hermann Leberecht Strack]] und [[Wikipedia:Paul Billerbeck|Paul Billerbeck]]: ''Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch''. München 1922. S 136–149.
*Michael Heinen-Anders: Aus anthroposophischen Zusammenhängen Band II, BOD, Norderstedt 2013
* Rudolf Steiner: ''Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band II: 1910 – 1912'', [[GA 266/2|GA 266b]] (1996), ISBN 3-7274-2662-4 {{Schule|266b}}
*Rudolf Steiner: ''Gegenwärtiges und Vergangenes im Menschengeiste'', [[GA 167]] (1962), ISBN 3-7274-1670-X {{Vorträge|167}}
*Rudolf Steiner: ''Zeitgeschichtliche Betrachtungen. Das Karma der Unwahrhaftigkeit – Erster Teil'', [[GA 173]] (1978), ISBN 3-7274-1730-7 {{Vorträge|173}}
*Rudolf Steiner: ''Wege zu einem neuen Baustil'', [[GA 286]] (1982)
*Rudolf Steiner: ''Eurythmie als sichtbarer Gesang'', [[GA 278]] (2001)
*Rudolf Steiner: ''Eurythmie als sichtbare Sprache'', [[GA 279]] (1990)
*Rudolf Steiner: ''Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik'', [[GA 293]] (1992)
*Christoph Lindenberg: ''Rudolf Steiner - eine Biographie'', Verlag Urachhaus, Stuttgart 1997, ISBN 978-3772515514
*Christoph Lindenberg: ''Rudolf Steiner - Eine Chronik: 1861-1925'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2010, ISBN 978-3772518614
*Taja Gut: "Aller Geistesprozess ist ein Befreiungsprozess" - Der Mensch Rudolf Steiner, Pforte Verlag, [[Wikipedia:2000|2000]]
*Karen Swassjan: ''Rudolf Steiner: Ein Kommender'', Verlag am Goetheanum, Dornach 2005, ISBN 978-3723512593
*Mieke Mosmuller: ''Rudolf Steiner. Eine spirituelle Biographie'', Occident Verlag 2011, ISBN 978-3000362019
*Peter Heusser (Hrsg.), Johannes Weinzirl (Hrsg.), Arthur Zajonc (Vorwort): ''Rudolf Steiner: Seine Bedeutung für Wissenschaft und Leben heute'', Schattauer Verlag 2013, ISBN 978-3794529476; eBook ASIN: B00TGWY5GS
*Peter Selg: ''Rudolf Steiner 1861 - 1925. Lebens- und Werkgeschichte. 3 Bände im Schuber'', Ita Wegman Institut 2012, ISBN 978-3905919271
*Martina Maria Sam: ''Rudolf Steiner: Kindheit und Jugend (1861–1884)'', Verlag am Goetheanum, Dornach 2018, ISBN 978-3723515914
*Lorenzo Ravagli: ''Rudolf Steiners Weg zu Christus: Von der philosophischen Gnosis zur mystischen Gotteserfahrung'', Akanthos Akademie Edition, Stuttgart 2018, ISBN 978-3746096971, eBook ASIN B079YZH6CX
 
;Kritik
 
*Heiner Ullrich: ''Rudolf Steiner: Leben und Lehre'', Verlag C.H.Beck 2010, ISBN 978-3406612053; eBook ASIN: B004VLHGCY
*Miriam Gebhardt: ''Rudolf Steiner: Ein moderner Prophet'', Pantheon Verlag 2013, ISBN 978-3570551806


{{GA}}
{{GA}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
===Allgemein===
{{Commons|Samael}}
* http://www.rudolf-steiner.com - Website der Rudolf Steiner Nachlassverwaltung, Archiv und Verlag in Dornach.
* [http://www.jewishencyclopedia.com/view.jsp?artid=106&letter=S&search=samael Samael in der Jewish Encyclopedia]
* http://www.goetheanum.org - Website des Goetheanum in Dornach.
* [http://www.judentum.net/kultur/namenwechsel.htm Darstellung der Ambivalenz Samuels durch Prof. Dr. Eli E. Lasch]
*[http://uncletaz.com/wc/wcthreads/mellett.html Mellett on Steiner's reincarnations]
* [http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Samma%C3%ABl Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 524.]
*[http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/Rudolf_Steiner_Geburtshoroskop_(Alan_Leo).pdf Das Geburtshoroskop Rudolf Steiners] ([[Alan Leo]], 1912)
 
===Biographie===
 
* R. Schmidt: "Steiner Rudolf Joseph Lorenz". In: [[Wikipedia:Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950|Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950]] (ÖBL). Vol. 13, [[Wikipedia:Östereichische Akademie der Wissenschaften|Östereichische Akademie der Wissenschaften]], Wien 2010, ISBN 978-3-7001-6963-5, p. 176 f., [http://www.biographien.ac.at/oebl_13/176.pdf#view=Fit S. 176 PDF], [http://www.biographien.ac.at/oebl_13/177.pdf#view=Fit S. 177 PDF]
 
===Werke===
* http://www.rudolf-steiner.com - Website des Rudolf Steiner Archivs mit Volltextrecherchemöglichkeit.
* http://www.anthroweb.info/rudolf_steiner_werke.html - Grundlegende Werke Rudolf Steiners online.
* http://www.dr-rudolf-steiner.de - Einige Ausgaben letzter Hand
 
===Anthroposophische Publikationen===
* [http://www.anthroposophie.net/ Forum für Anthroposophie, Waldorpädagogik und Goetheanistische Naturwissenschaft]
 
===Kunstwissenschaftliche Publikationen===
* [http://www.ub.uni-konstanz.de/kops/volltexte/2004/1385/ Rudolf Steiner Design : Spiritueller Funktionalismus – Kunst] - Dissertation von Reinhold Johann Fäth
 
=== Medienberichte ===
 
*[http://www.zeit.de/2011/08/C-Waldorfschule-Steiner Iris Radisch: ''Der letzte Prophet. Rudolf Steiner ist der einzige deutsche Idealist, der den Praxistest überlebt hat.''] - Artikel in [[Wikipedia:Die Zeit|Die Zeit]] vom 27. Februar 2011
*[http://www.deutschlandfunk.de/dunkle-lichtgestalt.704.de.html?dram:article_id=311911 Dunkle Lichtgestalt - Eine Lange Nacht über Rudolf Steiner] - Manuskript zur Sendung des Deutschlandfunks vom 28. März 2015 (Manuel Gogos)
 
{{Audioartikel|Rudolf_Steiner.ogg}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
<references/>


{{DEFAULTSORT:Steiner, Rudolf}}
[[Kategorie:Geistige Wesen]] [[Kategorie:Hierarchien]] [[Kategorie:Erzengel]]
[[Kategorie:Theosoph]]
[[Kategorie:Anthroposoph]]
[[Kategorie:Eingeweihter]]
[[Kategorie:Philosoph]]
[[Kategorie:Anthropologe]]
[[Kategorie:Naturphilosoph]]
[[Kategorie:Soziologe]]
[[Kategorie:Erkenntnistheoretiker]]
[[Kategorie:Sozialwissenschaftler]]
[[Kategorie:Sozialphilosoph]]
[[Kategorie:Naturwissenschaftler]]
[[Kategorie:Künstler]]
[[Kategorie:Bildhauer]]
[[Kategorie:Architekt]]
[[Kategorie:Designer]]
[[Kategorie:Universalgelehrter]]
[[Kategorie:Österreicher]]
[[Kategorie:Rudolf Steiner]]
[[Kategorie:Autor]]
[[Kategorie:Geboren 1861]]
[[Kategorie:Gestorben 1925]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 18. Juni 2016, 23:06 Uhr

Samael (hebr. סמאל, auch Semiel, Semael, Sammane und Sammuel; etymologisch meist abgeleitet von hebr. סמי sami „blind“) ist einer der sieben führenden Erzengel, die die Herrscher der 7 Planetensphären sind. Seine Erzengel-Regentschaft währte laut Steiner von 1190 - 1510 n. Chr. Er ist der Beherrscher der Marssphäre und wird vielfach auch mit deren kriegerischen Aspekten in Zusammenhang gebracht. In gnostischen und kabbalistischen Schriften wird der „blinde Gott“ oft als dämonische Wesenheit, als Fürst der Dunkelheit oder sogar als Satan selbst angesehen. Nach Agrippa von Nettesheim ist dieser Dämon einer der «vier Fürsten des bösen Geistes, in den Elementen verderblich»[1]; die anderen sind Mehazael, Azael und Azazel.

Überlieferung

Der Name erscheint erstmals im sechsten Kapitel des äthiopischen Henochbuchs in der Liste der gegen Gott rebellierenden Engel. Die griechischen Versionen des in Hebräisch nicht überlieferten Textes enthalten auch die Namensformen Sammane (griech. Σαμμανή) und Semiel (Σεμιέλ). Der Kirchenvater Irenäus benutzt in seiner Beschreibung der Ophiten durchgängig die Namensform Semiel, Theodoret verwendet hier die Namensform Sammane. Nach Irenäus gaben die Ophiten der von ihnen verehrten Schlange den Doppelnamen Michael und Semiel. Der byzantinische Syncellus Georgios Synkellos behält die Namensform Samiel bei, die in verschiedenen jüdischen und nicht-jüdischen Etymologien auf das hebräische Wort סמי (sami, blind) zurückgeführt und bis ins Mittelalter tradiert wird.

Neben den Namensformen Samiel und Samael findet sich der Name Sammuel in der Griechischen Baruch-Apokalypse[2]. Der Engel Sammuel pflanzt den Wein, der Adam zum Sündenfall führt und wird dafür zum Satan. In Kapitel 9 des Urtextes nimmt er die Form einer Schlange an, um Adam zu verführen, eine Version, die in der späteren Tradierung im Talmud weggelassen wird.

In der Himmelfahrt des Jesaja, die sowohl jüdische als auch frühchristliche Elemente enthält, werden die Namen Belial und Samael synonym für Satan gebraucht und im Sibyllinischen Orakel wird Samael unter den Engeln des letzten Gerichts genannt.[3] Von der jüdischen Tradition ausgehend wird er in verschiedenen gnostischen Werken als blinder Gott angesehen, der mit Jaldabaoth identisch und Anführer der Mächte des Bösen ist. Mit Verweis auf seine Blindheit ist Samael in kirchennahen Schriften wie pseudepigraphen Apostelerzählungen als Name für Satan enthalten. Als Anführer der Teufel ist er im Testament Salomos erwähnt und der blinde Dämon Simjael aus der mandäischen Sidra Rabba[4] ist als eine Variation zu verstehen.

In der Tradition des rabbinischen Judentums erscheint Samael erstmals bei Jose ben Chalafta während des Auszugs aus Ägypten zugleich in den Rollen als Ankläger und Verteidiger.[5] Als Ankläger erscheint er bei Hanina ben Hama, der ihn erstmalig als Schutzengel Esaus identifiziert, der mit dessen Bruder Jakob ringt.[6] Im Midrasch Jelammedenu erscheint er in positiver Funktion als derjenige, der beim Auszug aus Ägypten das Rote Meer teilt und die Räder der ägyptischen Wagen zurückhält.[7]

Als Todesengel erscheint Samael erstmals im Targum Jonathan.[8] In dieser Funktion erscheint er regelmäßig in späteren Aggada, besonders in Erzählungen über den Tod Mose. Im Deuteronomium Rabbah[9] wird er explizit als böse bezeichnet, mehrmals wiederholt im Heikhalot Rabbati.[10] Im Hebräischen Henochbuch ist er der Herr der Verführer, der größer ist als alle himmlischen Königreiche,[11] wird dabei jedoch von Satan unterschieden. Zudem erscheint er als Schutzengel über Rom.[12]

Im Zusammenhang mit der Rebellion der Engel gegen Gott ist Samael der Anführer der rebellierenden Engel. Vor seinem Sturz hat er zwölf Flügel und steht in der Engelhierarchie noch über den Seraphim.[13] Er trägt die Verantwortung über alle Staaten, hat über Israel jedoch nur am Versöhnungstag Macht. Er hatte die Kontrolle über die Schlange im Paradies und er verbarg sich im Goldenen Kalb.[14] Im Midrasch Abkir ist er gemeinsam mit Michael an der Geburt Esaus und Jakobs beteiligt und ebenfalls bei der Opferung Isaaks.[15] Der Kampf zwischen ihm und Michael wird bis ans Ende der Tage anhalten, wo er in Ketten gelegt an Israel ausgeliefert werden wird.[16]

In den dämonologischen Schriften der spanischen Kabbalisten Isaak und Jakob ben Jakob ha-Kohen aus dem 13. Jahrhundert wird er Sar Suma, der blinde Engel, genannt. In der dämonologischen Literatur erscheint er häufig als der Engel, der den Tod in die Welt brachte. In ihr wird er erstmals als Gatte der Lilith bezeichnet, mit der er das Reich der Unreinheit regiert.[17] Ihm werden verschiedene Rollen in Erzählungen über die Auseinandersetzung mit Asmodäus zugeschrieben, die teilweise widersprüchlich sind, auch wird er als Schutzengel von Ismael genannt. Die abweichenden Zuschreibungen in der Dämonologie sind darauf zurückzuführen, dass zu dieser Zeit verschiedene Dämonenhierarchien entworfen wurden.[18]

Das Paar Samael und Lilith wird mehrmals im Zohar als Anführer der „anderen Seite“, dem Bösen, erwähnt. Die Schlange ist das Zeichen Liliths und Samael reitet auf ihr und verkehrt mit ihr. Samael schielt, ist dunkel[19] und hat Hörner,[20] möglicherweise wegen des Einflusses christlicher Satan-Vorstellungen. Im Tikkune Zohar werden verschiedene Dämonenklassen aufgeführt, die alle Samael genannt werden.[21]

Beschwörungen von Samael kommen häufig in der magischen Literatur und der angewandten, magisch orientierten Kabbala vor.

Wirkung auf den Esoteriker

Die Wirkungen Samaels zeigen sich im Wärmeäther.

"Wenn der Esoteriker seine Übungen fleißig und richtig macht, und es geschieht ihm, daß er zum Beispiel mitten in der Nacht aufwacht mit einem Gefühl wie von Fieberhitze, so kann er diesem eine seelische Kälte entgegensetzen; und da fühlt er klar, daß er nicht allein ist, daß er durch sein esoterisches Streben in sich einen Doppelgänger geweckt hat. Was will der? Und wer ist das? Die guten Götter haben gewisse luziferische Wesenheiten sozusagen angestellt, um die Eigenschaften des Menschen aus ihrer Welt hinauszuweisen, die nicht hinein gehören. Und eine solche Wesenheit ist Samael, der dann in Wirkung tritt, wenn der Esoteriker noch nicht die gewisse Unaufrichtigkeit überwunden hat, an der wir ja alle kranken und die uns oft so tief im Unterbewußtsein liegt, daß wir bei geringerer Aufmerksamkeit keine Ahnung davon haben. Ein Beispiel: Jemand kann sich vornehmen, er will zu einer theosophischen Versammlung in eine Stadt fahren, weil eine solche Versammlung lehrreich und gut für ihn ist. In Wirklichkeit hat er aber ganz andere Zwecke in jener Stadt, will irgendwelche Menschen zum Beispiel dort treffen, gesteht sich aber selber diesen wahren Grund nicht ein. Das ist vielleicht ein krasses Beispiel, aber es ist eines für viele. - Da muß Samael in Tätigkeit treten. Und ihn merken wir durch Fieberhitze, die uns nachts befällt, solange wir mit diesem Fehler behaftet sind." (Lit.: GA 266b, S. 262)

"Die Übungen, die uns gegeben sind, sind immer als von den Meistern ausgehend zu betrachten. Der Esoteriker soll auf sich selber und seine Gefühle achtgeben, besonders das ins Auge fassen, was seine Selbsterkenntnis betrifft. Die allermeisten - und wir gehören wohl auch dazu - geben sich großen Täuschungen hin, was sie selber angeht. Besonders haben wir auf den Egoismus zu achten. Oft reden wir uns selber vor, etwas selbstlos zu tun, oder auch, wir empfinden gegen jemand Neid und Haß, der uns noch nicht zum Bewußtsein gekommen ist. Wir meinen dann, ihm als Esoteriker die «Wahrheit» sagen zu müssen und dies oder jenes nicht von ihm leiden zu dürfen. Sobald derartige Gefühle in uns auftreten, soll man sich vorstellen, daß man sich schweren Täuschungen hingibt, deren tiefere Ursache immer dem Egoismus entspringt. Derartige Gefühle äußern sich stets mit einem Wärmegefühl, das den ätherischen Leib - und zwar jenen Teil, den wir den Wärmeäther nennen - durchzieht und durch das Blut bis auf den physischen Leib einwirkt. Derartige Gefühle wirken immer schädigend auf den Menschen und die Weltentwicklung ein. Die Hierarchien, welche die karmischen Zusammenhänge zu leiten beauftragt sind, wirken dann in der Weise, daß sie besondere Wesenheiten anstellen, die in uns bestimmte aufbauende Wirkungen zerstören und somit auch auf die Seele und indirekt auf den Leib zerstörend wirken. Das sind die zu diesem Zwecke beauftragten luziferischen Wesenheiten, die dann auf uns wirken. - Bei richtiger Selbsterkenntnis, beim Einsehen unserer eigenen Schlechtigkeit, durchzieht uns anstelle des obenerwähnten Wärmegefühls, woran wir uns befriedigen, ein kaltes Eisesgefühl. Alles, was durch unsere Affekte und so weiter in uns zur Befriedigung gelangt, äußert sich im Gegensatz zu diesem Kältegefühl, das bei wahrer Selbsterkenntnis eintritt, in dem geschilderten Wärmegefühl.

Diese luziferischen Wesenheiten, die dadurch an den Schüler zerstörerisch herantreten, offenbaren sich dem Hellseher als bestimmte Scharen, deren Anführer Samael ist. Diese Wesenheiten, die nichts Menschenähnliches haben, sind für das Geistesauge immer wahrnehmbar. Haben wir beim Aufwachen das Gefühl des Ekels, wie es häufig der Fall ist besonders beim esoterischen Schüler, so ist ein solches Empfinden fast immer auf den Egoismus zurückzuführen, der oft unerkannt tief in den unterbewußten Seelentiefen sitzt." (Lit.: GA 266b, S. 129f)

Anmerkungen

  1. Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim: Die magischen Werke, Fourier Verlag, Wiesbaden 1985, S 198
  2. Griechische Baruch-Apokalypse 4,9
  3. Sibyllinisches Orakel 2, 215.
  4. Mark Lidzbarski (Übers.): Ginza. Der Schatz oder Das große Buch der Mandäer. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht/Leipzig: J.C. Hinrichs'sche Buchhandlung 1925. 200.
  5. Exodus Rabba 18, 5.
  6. Exodus Rabba 21, 7.
  7. Midrash Jalammedenu: Exodus 14, 25.
  8. Targum Jonathan: Genesis 3, 6.
  9. Deuteronomium Rabbah 11
  10. Heikhalot Rabbati, Kapitel 5.
  11. Hebräisches Henochbuch 14, 2.
  12. Hebräisches Henochbuch 6, 26.
  13. Pirqe de Rabbi Eliezer 13–14.
  14. Pirqe de Rabbi Eliezer 45-46.
  15. Genesis Rabba 56, 4.
  16. Genesis Rabba 166.
  17. Madda'ei ha-Jahadut 2, 251-262.
  18. Tarbiz, Band 4. 1932/33. S. 72.
  19. Zohar Hadasch 31, 4.
  20. Zohar Hadasch 101, 3.
  21. Tikkunei Zohar 101, 3.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Commons: Samael - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise


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