Nervensystem und Datei:GA320 147.gif: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:TE-Nervous system diagram-de.svg|thumb|350px|Übersicht über das menschliche Nervensystem]]
Zeichnung aus [[GA 320]], S. 147
Das '''Nervensystem''' gliedert sich in zwei Hauptbereiche, nämlich in das [[Somatisches Nervensystem|somatische Nervensystem]], das auf dem [[Alter Mond|alten Mond]] veranlagt wurde, und in das [[Vegetatives Nervensystem|vegetative Nervensystem]], das bereits auf der [[Alte Sonne|alten Sonne]] vorbereitet wurde. Das somatische (animalische) Nervensystem ist primär der unmittelbare physische Ausdruck des [[Astralleib]]s. Die [[Gehirnnerven]] unterliegen der [[Ich-Organisation]].
 
Aufbau, Funktion und Entwicklung des Nervensystems wird von Fachwissenschaften wie der '''Neurobiologie''', '''Neurophysiologie''', '''Neuroanatomie''' und anderen [[Neurowissenschaften]] studiert. Die [[medizin]]ische Fachdisziplin, die sich mit den Funktionen, Erkrankungen und Heilungsmöglichkeiten des Nervensystems beschäftigt, ist die '''Neurologie'''.
 
== Nervensystem und [[Wesensglieder]] ==
 
<div style="margin-left:20px">
"Im
sympathischen Nervensystem, das die Verdauungsorgane
durchsetzt, waltet vornehmlich der ätherische Leib. Die
Nervenorgane, die da in Betracht kommen, sind von sich
aus vorzüglich nur lebende Organe. Die astralische und die
Ich-Organisation wirken auf sie nicht innerlich organisierend,
sondern von außen. Daher ist der Einfluß der in diesen
Nervenorganen wirksamen Ich- und astralischen Organisation
ein starker. Affekte und Leidenschaften haben eine
dauernde, bedeutsame Wirkung auf den Sympathikus.
Kummer, Sorgen richten dieses Nervensystem allmählich
zugrunde.
 
Das Rückenmarks-Nervensystem mit allen seinen Verzweigungen
ist dasjenige, in welches die astralische Organisation
vorzüglich eingreift. Es ist daher der Träger dessen,
was im Menschen seelisch ist, der Reflexvorgänge, nicht
aber dessen, was im Ich, in dem selbstbewußten Geiste
vorgeht.
 
Die eigentlichen Gehirnnerven sind diejenigen, die der
Ich-Organisation unterliegen. Bei ihnen treten die Tätigkeiten
der ätherischen und astralischen Organisation zurück." {{Lit|{{G|27|40f}}}}
</div>
 
Dem widerspricht nicht, dass das [[Sympathisches Nervensystem|sympathische Nervensystem]] zugleich neben dem [[Blut]] den, allerdings völlig unterbewusst bleibenden, Hauptangriffspunkt für das menschliche [[Ich]] im [[Physischer Leib|physischen Leib]] bildet:
 
<div style="margin-left:20px">
[[Datei:GA174 126.gif|left|100px|Zeichnung aus GA 174, S 126]]
"Ich
will nun, um die Sache zu veranschaulichen,
ausgehen von dem, was wir als die
uns für die Erdenmenschheit bewußt angehende Wesenheit des Menschen anerkennen: von dem Ich. Ich bemerke ausdrücklich: Bei bildhaften Darstellungen
kann man sehr leicht zu Mißverständnissen kommen, indem man früher Gesagtes
in scheinbarem Widerspruch findet mit
später Gesagtem. Wer die Dinge genauer
ansieht, wird schon bemerken, daß solche
Widersprüche in Wahrheit nicht vorhanden sind.
 
Nehmen wir also zunächst an, wir hätten es zu tun mit der Ich-Natur des Menschen, mit jenem Gliede der menschlichen
Wesenheit, das wir als Ich bezeichnen.
Diese Ich-Natur ist selbstverständlich
ganz übersinnlich; sie ist ja das Übersinnlichste, was wir zunächst haben, aber sie
wirkt durch das Sinnliche. Dasjenige, wodurch das Ich sich hauptsächlich im intellektualistischen
Sinne in der menschlichen
physischen Natur auswirkt, ist das als das
Gangliensystem bezeichnete Nervensystem, das Nervensystem, das
vom Sonnengeflecht ausgeht. Schematisch können wir dieses Nervensystem,
dieses Gangliensystem, dieses Sonnengeflechtsystem so (siehe
Zeichnung, schwarz) andeuten. Das entfaltet eine Tätigkeit, die ja
zunächst mit dem, was man im materialistischen Sinne Nervenleben
nennen könnte, nichts besonderes zu tun zu haben scheint. Dennoch ist
es der eigentliche Angriffspunkt für die wirkliche Ich-Tätigkeit. Daß
der Mensch, wenn er beginnt, okkult sich selbst zu schauen, das Zentrum
des Ich im Haupte zu empfinden hat, das widerspricht dem nicht,
da wir es ja bei dem Ich-Gliede des Menschen zu tun haben mit etwas
Übersinnlichem, und der Punkt, in dem der Mensch das Ich erlebt, ein
anderer ist als der Angriffspunkt, durch den das Ich im Menschen vorzugsweise
wirkt.
 
Die Bedeutung des Wortes: Das Ich wirkt durch den Angriffspunkt
des Sonnengeflechtes - muß man sich völlig klarmachen. Diese Bedeutung
liegt in folgendem: Das Ich des Menschen selbst ist eigentlich mit
einem sehr dumpfen Bewußtsein ausgestattet. Der Ich-Gedanke ist
etwas anderes als das Ich. Der Ich-Gedanke ist gewissermaßen dasjenige,
was als eine Welle heraufschlägt ins Bewußtsein, aber der Ich-
Gedanke ist nicht das wirkliche Ich. Das wirkliche Ich greift als bildsame
Kraft durch das Sonnengeflecht in die ganze Organisation des
Menschen ein.
 
Gewiß kann man sagen, das Ich verteilt sich über den ganzen Leib.
Aber sein Hauptangriffspunkt, wo es besonders in die menschliche
Bildsamkeit, in die menschliche Organisation eingreift, ist das Sonnengeflecht,
oder besser gesagt, weil alle die Zweigungen dazugehören, das
Gangliensystem, dieser im Unterbewußtsein lebende Nervenprozeß,
der sich im Gangliensystem abspielt. Da das Gangliensystem die ganze
Zirkulation des Blutes mitbedingt, so widerspricht das auch nicht der
Tatsache, daß das Ich im Blute seinen Ausdruck hat. In diesen Dingen
muß man das Gesagte eben ganz genau nehmen. Es ist etwas anderes,
wenn gesagt wird: Das Ich greift durch das Gangliensystem in die Bildungskräfte
und in die ganzen Lebensverhältnisse des Organismus ein,
als wenn davon gesprochen wird, daß das Blut mit seiner Zirkulation
der Ausdruck für das Ich im Menschen ist. Die menschliche Natur ist
eben kompliziert." {{Lit|{{G|174|126ff}}}}
</div>
 
== Nerven und [[Bewusstsein]] ==
 
<div style="margin-left:20px">
"Das Empfindungsleben eines einfachen Wesens
ist also ein Abdruck des Kosmos, wie der Kristall ein Abdruck
seiner Form ist. Mit einem dumpfen Bewußtsein hat
man es in solch einfachem Lebewesen zu tun. Aber was
dieses Bewußtsein an größerer Dumpfheit hat, das ist auf
der anderen Seite ausgeglichen durch den größeren Umfang.
Der ganze Kosmos leuchtet in dem dumpfen Bewußtsein,
im Innern des Lebenswesens auf. Nun ist aber im Menschen
auch nichts anderes vorhanden als eine kompliziertere
Ausbildung derjenigen drei Leiber, die in dem einfachsten
empfindenden Lebewesen sich finden. Nehmen Sie den
Menschen und sehen Sie ab von seinem Blute, nehmen Sie
ihn als ein Wesen, das geformt ist von der Substanz der es
umgebenden physischen Welt, das ebenso wie die Pflanze
Säfte in sich enthält, die es zu lebendiger Substanz aufruft,
und in die es sich ein Nervensystem eingliedert. Dieses erste
Nervensystem ist das sogenannte sympathische. Das sympathische
Nervensystem im Menschen dehnt sich zu beiden
Seiten längs des Rückgrats aus, hat auf jeder Seite eine
Reihe von Knoten, verzweigt und verästelt sich und schickt
seine Fäden zu den verschiedenen Organen: Lunge, Verdauungswerkzeuge
und so weiter. Es ist durch Seitenstränge
mit dem Rückenmark verbunden.
 
Zunächst bedeutet dieses sympathische Nervensystem
das Empfindungsleben, das Ihnen eben geschildert worden
ist. Der Mensch kann aber mit seinem Bewußtsein nicht
hinunterreichen zu dem, was durch diese Nerven von den
Weltvorgängen abgespiegelt wird. Diese Nerven sind Ausdrucksmittel.
Und so, wie das Menschenleben aufgebaut ist
aus der umliegenden kosmischen Welt, so spiegelt sich wider
in dem sympathischen Nervensystem diese kosmische Welt.
Diese Nerven leben ein dumpfes Innenleben. Könnte der
Mensch untertauchen in dieses sympathische Nervensystem,
so würde er, wenn er sein oberes Nervensystem einschläferte,
wie in einem Lichtleben die großen Gesetze des Kosmos
walten und wirken sehen. Es gab beim Menschen der
Vorzeit ein heute überwundenes Hellsehen, welches man
erkennen kann, wenn durch besondere Vorgänge die Tätigkeit
des höheren Nervensystems ausgeschaltet und dadurch
das untere Bewußtsein freigemacht wird. Dann lebt der
Mensch in dem Nervensystem, das zum Spiegel für die
Welt um ihn herum wird, in einer eigenartigen Weise. Gewisse
niedere Tiere haben sich diese Stufe des Bewußtseins
allerdings erhalten und bewahren sie noch heute. Es ist also
ein dumpfes, dämmerhaftes Bewußtsein, aber es ist wesentlich
umfassender als das gegenwärtige Menschenbewußtsein.
Es spiegelt als dumpfes Innenleben eine weiterreichende
Welt, nicht bloß den kleinen Ausschnitt, den der heutige
Mensch wahrnimmt.
 
Für den Menschen tritt aber etwas anderes ein. Hat im
Laufe der Entwicklung bis zum sympathischen Nervensystem
der Kosmos ein Spiegelbild gefunden, so öffnet sich
auf dieser Stufe der Entwicklung das Wesen wieder nach
außen: dem sympathischen System gliedert sich das Rückenmark
ein. Das Rückenmark- und Gehirnsystem führt dann
hin zu den Organen, die mit der Außenwelt die Verbindung
herstellen. Wenn im Menschen die Bildung so weit ist, dann
ist er nicht mehr berufen, bloß die ursprünglichen Bildungsgesetze
des Kosmos in sich spiegeln zu lassen, sondern es
tritt das Spiegelbild selbst in ein Verhältnis zur Umgebung.
Wenn das sympathische Nervensystem sich zusammengegliedert
hat mit den höheren Teilen des Nervensystems,
so ist dies ein Ausdruck der vor sich gegangenen Umwandlung
des Astralleibes. Dieser lebt dann nicht mehr bloß das
kosmische Leben im dumpfen Bewußtsein mit, sondern er
fügt sein besonderes Innenleben zu diesem hinzu. Durch
das sympathische Nervensystem empfindet ein Wesen, was
außer ihm vorgeht, durch das höhere Nervensystem dasjenige,
was in ihm vorgeht. Und durch die höchste Form des
Nervensystems, die gegenwärtig in der allgemeinen Menschheitsentwicklung
zum Vorschein kommt, wird aus dem
höher gegliederten Astralleib wieder das Material entnommen,
um Bilder der Außenwelt, Vorstellungen, zu schaffen.
Der Mensch hat also die Fähigkeit verloren, die ursprünglichen
dumpfen Bilder der Außenwelt zu erleben; er empfindet
sein Innenleben und baut sich aus diesem seinem Innenleben
auf höherer Stufe eine neue Bilderwelt auf, die ihm
zwar ein kleineres Stück der Außenwelt spiegelt, aber in
hellerer, vollkommenerer Art." {{Lit|{{G|55|53ff}}}}
</div>
 
== Motorische und sensorische Nerven ==
 
{{Siehe auch|Nervenzelle#Der grundsätzlich sensorische Charakter der Nervenzellen|Nerven#Sensorische und motorische Nerven|titel1=Der grundsätzlich sensorische Charakter der Nervenzellen|titel2=Sensorische und motorische Nerven}}
 
[[Rudolf Steiner]] hat vielfach darauf hingewiesen, dass kein prinzipieller Unterschied zwischen den sog. '''sensorischen''' und den '''motorischen''' [[Nerven]] (auch '''Motoneurone''' genannt) bestehe; alle Nerven seien in Wahrheit [[sensorisch]]. Das bestätigt auch der international angesehene [[Anatom]] [[Johannes W. Rohen]]. Er betont dabei auch den mit [[Denken]] (bzw. [[Vorstellung|Vorstellen]]), [[Fühlen]] und [[Wollen]] zusammenhängenden [[Dreigliederung des menschlichen Organismus|dreigliedrigen Aufbau des menschlichen Organismus]]. Allerdings geht Rohen - im entscheidenden Gegensatz zu Rudolf Steiner - von einer Steuerung der Muskelbewegungen durch das Nervensystem aus.
 
{{LZ|Die efferenten Nerven (Motoneurone), die über die
motorischen Endplatten direkt mit der Muskelmembran
verbunden sind, können durch Überträgerstoffe
(Acetylcholin usw.) den Natrium-Einstrom und damit
die intrazelluläre «Überschwemmung» mit Ca-Ionen
und nachfolgend die Kontraktion auslösen, sind damit
aber nicht die Ursache der Bewegung. Diese ist vielmehr
eine von den Stoffwechselvorgängen innerhalb
der Muskelzellen abhängige, eigenständige Leistung,
die vom Nervensystem geregelt und mit den Aktivitäten
des gesamten Bewegungssystems harmonisierend
in Einklang gebracht werden muss. Wenn z.B. eine
Muskelgruppe sich kontrahiert, muss eine andere dilatiert
werden, wenn es nicht zu Verkrampfungen oder
Bewegungsstörungen kommen soll. Das Nervensystem
hat in diesem Zusammenhang die Aufgabe, den
Fluss der Bewegungsenergien zu steuern und zu harmonisieren,
gewissermaßen Ordnung in das System zu
bringen, ähnlich wie beim Straßenverkehr die Signallampen
die Bewegungen der Verkehrsteilnehmer auslösen,
aber natürlich nicht verursachen. Die Ursache
der Bewegungen ist der Wille der Verkehrsteilnehmer,
ein bestimmtes Ziel zu erreichen; die Verkehrsregeln
und Signale dienen lediglich der Ordnung und Strukturierung
des Gesamtgeschehens.
 
Entsprechend ... muss man daher den der Bewegung zugrunde liegenden
Stoffwechselprozess als den eigentlichen Willensprozess,
den von den «motorischen» (efferenten) Motoneuronen ausgelösten Vorgang jedoch als einen
originär nervösen, d.h. informativen Prozess, ansehen.
Mithilfe der efferenten, direkt mit der Muskulatur
verbundenen Nerven können wir unsere Bewegungsvorstellungen
in relativ großem Umfang willkürlich
verwirklichen, nicht jedoch die Bewegung selbst ausführen.
Natürlich ist der Muskel gelähmt, wenn der Nerv
durchtrennt oder geschädigt wird, aber Bewegungsstörungen
oder Lähmungen können auch auftreten, wenn
die Stoffwechselprozesse innerhalb der Muskelzellen
Funktionsstörungen aufweisen.
 
Zwischen der «Willensseite» und der nervalen oder
«Vorstellungsseite» des Bewegungsgeschehens ist als
drittes, harmonisierendes und ausgleichendes Element
das Gefäßsystem, d.h. das rhythmische System
(Atmung und Kreislauf) eingeschaltet, wodurch seelisch
das Fühlen mit ins Spiel kommt. Jede Bewegung
enthält daher nicht nur eine informative oder
Vorstellungskomponente (Bewegungsbild) und ein
Willenselement (Kraft- und Energieeinsatz), sondern
auch eine Gefühlskomponente, durch die die Bewegung
erst im eigentlichen Sinne menschlich wird.|Rohen 2016, S. 245f.}}
 
=== Der kosmische Ursprung des Denkens ===
 
Die laut Rudolf Steiner völlig falsche Unterscheidung motorischer und sensorischer Nerven, verbunden mit der Anschauung, dass das [[Gehirn]] die [[Gedanke]]n hervorbringe und zentral die [[Muskeln|Muskelbewegung]] steuere, macht es praktisch unmöglich, den wahren [[Kosmos|kosmischen]] Ursprung der Gedanken zu erkennen, die von den [[Hierarchien|geistigen Hierarchien]] ausgehen, welche sich gerade dadurch, dass sie sich in uns spiegeln, ihres eigenen [[Denken]]s bewusst werden.
 
{{GZ|Die Welt ist ein Unendliches, qualitativ und quantitativ. Und ein
Segen wird es sein, wenn sich einzelne Seelen finden, die klar sehen
wollen gerade in bezug auf das, was in unserer Zeit so furchtbar auftritt
an sich überhebender Einseitigkeit, die ein Ganzes sein will. Ich
möchte sagen, mit blutendem Herzen spreche ich es aus: Das größte
Hindernis für eine Erkenntnis der Tatsache, wie eine vorbereitende
Arbeit der denkerischen Tätigkeit im Gehirn geübt wird, wie das
Gehirn dadurch zum Spiegel gemacht wird und das Seelenleben
zurückstrahlt - eine Tatsache, deren Erkenntnis unendliches Licht
auf viele andere physiologische Erkenntnisse werfen könnte -, das
größte Hindernis für die Erkenntnis dieser Tatsache ist die wahnsinnig
gewordene Physiologie der Gegenwart, welche da von zweierlei
Nerven spricht, von den motorischen und den sensitiven Nerven. Ich
habe auch diese Sache schon in manchen Vorträgen berührt. Um
diese überall in der Physiologie herumspukende Lehre hervorzubringen,
mußte tatsächlich die Physiologie vorher allen Verstand
verlieren. Dennoch ist das heute eine über die ganze Erde hin anerkannte
Lehre, die sich jeder wahren Erkenntnis von der Natur des
Gedankens und der Natur der Seele hindernd in den Weg legt.
Niemals wird der menschliche Gedanke erkannt werden können,
wenn die Physiologie ein solches Hindernis der Erkenntnis des Gedankens
bildet. Wir haben es aber so weit gebracht, daß eine haltlose
Physiologie heute jedes Lehrbuch der Psychologie, der Seelenkunde,
eröffnet und von sich abhängig macht. Damit versperrt man sich zugleich
den Weg zur Erkenntnis des kosmischen Gedankens.
 
Was der Gedanke im Kosmos ist, das lernt man erst erkennen,
wenn man erfühlt, was der Gedanke im Menschen ist, wenn man sich
in der Wahrheit dieses Gedankens fühlt, der als Gedanke mit dem
Gehirn nichts anderes zu tun hat, als daß er selber der Herr dieses
Gehirnes ist. Aber wenn man also den Gedanken in seiner Wesenheit
in sich selber als menschlichen Gedanken erkannt hat, dann
fühlt man sich schon mit diesem Gedanken im Kosmischen darinnen,
und unsere Erkenntnis von der wahren Natur des menschlichen
Gedankens weitet sich aus auch zur Erkenntnis der wahren
Natur des kosmischen Gedankens. Wenn wir richtig erkennen
lernen, wie wir denken, dann lernen wir auch erkennen, wie wir von
den Mächten des Kosmos gedacht werden. Ja, wir gewinnen sogar die
Möglichkeit, einen Blick in die Logik der Hierarchien hinein zu tun.
Die einzelnen Bestandteile der Urteile der Hierarchien, die Begriffe
der Hierarchien, ich habe sie Ihnen hingeschrieben. In den zwölf
Geistes-Tierkreiszeichen, in den sieben Weltanschauungsstimmungen
und so weiter liegen die Begriffe der Hierarchien. Und das,
was die Menschen sind, sind Urteile des Kosmos, die aus diesen Begriffen
hervorgehen. So fühlen wir uns in der Logik des Kosmos, das
heißt, real gefaßt, in der Logik der Hierarchien des Kosmos darinnen,
fühlen uns als Seelen in kosmischen Gedanken gebettet, wie wir den
kleinen Gedanken, den wir denken, in unserem Seelenleben gebettet
fühlen.
 
Meditieren Sie einmal über die Idee: «Ich denke meine Gedanken.
- Und ich bin ein Gedanke, der von den Hierarchien des Kosmos
gedacht wird. Mein Ewiges besteht darin, daß das Denken der
Hierarchien ein Ewiges ist. Und wenn ich einmal von einer Kategorie
der Hierarchien ausgedacht bin, dann werde ich übergeben - wie der
Gedanke des Menschen vom Lehrer an den Schüler übergeben wird -
von einer Kategorie an die andere, damit diese mich in meinem
ewigen, wahren Wesen weiter denke. So fühle ich mich drinnen in
der Gedankenwelt des Kosmos.»|151|82ff}}
 
=== Eingriff des Astralleibs in den Stoffwechselprozess ===
 
Tatsächlich entsteht die [[Wille]]nstätigkeit durch den unmittelbaren Eingriff des [[Astralleib]]s in das [[Stoffwechsel-Gliedmaßen-System]]; die sogenannten motorischen Nerven nehmen nur die daraus resultierende Bewegung bzw. die damit verbundenen [[Stoffwechsel]]vorgänge wahr.
 
{{GZ|Ich habe gestern gesagt, daß unsere physiologische Wissenschaft in einem furchtbaren Irrtum befangen ist, in dem Irrtum nämlich, daß es zweierlei Nerven gebe, motorische und sensitive, während in Wahrheit alles sensitive sind und kein Unterschied besteht zwischen motorischen und sensitiven Nerven. Die sogenannten motorischen Nerven sind nur dazu da, daß wir innerlich unsere Bewegungen wahrnehmen, das heißt, daß wir sensitiv sind mit Bezug auf das, was wir selbst als Men­schen tun. Geradeso wie der Mensch mit dem sensitiven Augennerv die Farbe sich vermittelt, so vermittelt er sich die eigene Beinbewegung durch die «motorischen» Nerven, die nicht da sind, um das Bein in Bewegung zu setzen, sondern um wahrzunehmen, daß die Bewegung des Beines ausgeführt werde.|192|172}}
 
{{GZ|Und in einem Bewegungsvorgang hat man es physisch
auch nicht mit etwas zu tun, dessen Wesenhaftes innerhalb
des Organismus liegt, sondern mit einer Wirksamkeit
des Organismus in den Gleichgewichts- und Kräfteverhältnissen,
in die der Organismus gegenüber der Außenwelt
hineingestellt ist. Innerhalb des Organismus ist dem Wollen
nur ein Stoffwechselvorgang zuzueignen; aber das durch
diesen Vorgang ausgelöste Geschehen ist zugleich ein Wesenhaftes
innerhalb der Gleichgewichts- und Kräfteverhältnisse
der Außenwelt; und die Seele übergreift, indem sie
sich wollend betätigt, den Bereich des Organismus und lebt
mit ihrem Tun das Geschehen der Außenwelt mit. Eine
große Verwirrung hat für die Betrachtung aller dieser Dinge
die Gliederung der Nerven in Empfindungs- und motorische
Nerven angerichtet. So fest verankert diese Gliederung
in den gegenwärtigen physiologischen Vorstellungen erscheint: sie ist nicht in der unbefangenen Beobachtung begründet.
Was die Physiologie vorbringt auf Grund der Zerschneidung
der Nerven, oder der krankhaften Ausschaltung
gewisser Nerven beweist ''nicht'', was auf Grundlage des
Versuches oder der Erfahrung sich ergibt, sondern etwas
ganz anderes. Es beweist, daß der Unterschied gar nicht besteht,
den man zwischen Empfindungs- und motorischen
Nerven annimmt. Beide Nervenarten sind vielmehr ''wesensgleich''.
Der sogenannte motorische Nerv dient ''nicht in dem Sinne'' der Bewegung wie die Lehre von dieser Gliederung es
annimmt, sondern ''als Träger der Nerventätigkeit'' dient er der
inneren Wahrnehmung desjenigen Stoffwechselvorganges,
der dem Wollen zugrunde liegt, geradeso wie der Empfindungsnerv
der Wahrnehmung desjenigen dient, was im Sinnesorgan
sich abspielt. Bevor nicht die Nervenlehre in
dieser Beziehung mit klaren Begriffen arbeitet, wird eine
richtige Zuordnung des Seelenlebens zum Leibesleben
nicht zustande kommen.|21|158f}}
 
{{GZ|Wodurch bewege ich meine Hand? Ich fasse zuerst den Gedanken:
Ich will die Hand bewegen. - Hätte ich bloß den Gedanken, so
würde der Gedanke zwar in mir leben, aber er würde nie eine
physische Hand in die Höhe bewegen können, geradesowenig, wie
der bloße Gedanke zum Beispiel eine Flasche in die Höhe heben
könnte. Wollen Sie die Flasche bewegen, so müßte zu dem Gedanken
noch eine Kraft hinzukommen, die der Vermittler ist zwischen
dem Gedanken und meinem physischen Körper. Und diese Kraft
nennen wir eine astralische Kraft. Das ist eine Kraft, wie es sie in
der astralen Welt gibt. Ich würde meinen Arm nicht bewegen können,
wenn nicht zwischen meinem Gedanken und meinem physischen
Körper, zu dem mein Arm gehört, in mir eine astrale Kraft
wäre, die den Vermittler bildet zwischen meinem Gedanken und
meinem physischen Körper, meinem physischen Arm. Es muß
zwischen meinem geistigen Selbst und meinem physischen Körper
ein Vermittler da sein, und dieser Vermittler ist von astralischer
Wesenheit. Ob ich mein Bein, meine Hand bewege, ob ich mein
Gehirn in Bewegung bringe, um Gedanken auszuhecken - mein
physischer Körper muß durch den astralischen Organismus verbunden
sein mit meinem Gedanken.|89|99f}}
 
{{GZ|Es ist in einer gewissen Weise mißlich, wenn man in
dieser Art einer, wie es scheint, so gut begründeten Anschauung,
wie der von den beiderlei Nerven, widersprechen muß;
allein dabei steht einem ja wenigstens das zu, daß bis jetzt
weder mit Bezug auf die Reaktion noch mit Bezug auf den
anatomischen Bau irgend jemand einen Unterschied gefunden
hat, der erheblich wäre, zwischen einem sensitiven und
einem motorischen Nerven. Sie sind mit Bezug auf alles
gleich. Wenn wir uns Übung in irgend etwas aneignen, dann
eignen wir uns diese Übung dadurch an, daß wir lernen,
durch unseren Willen die Stoffwechselvorgänge zu beherrschen.
Das ist dasjenige, was das Kind lernt, nachdem es
zuerst nach allen Richtungen zappelt und keine geregelte
Willensbewegung ausführt: die Stoffwechsel Vorgänge, wie
sie sich in ihren feineren Gliederungen abspielen, zu beherrschen.
Und wenn wir zum Beispiel Klavier spielen oder
ähnliche Fähigkeiten haben, dann lernen wir, die Finger in
einer gewissen Weise bewegen, die entsprechenden feineren
Stoffwechselvorgänge mit dem Willen beherrschen. Die sensitiven
Nerven, die aber die sonst sogenannten motorischen
Nerven sind, die merken es immer mehr und mehr, welches
der richtige Griff und die richtige Bewegung ist, denn diese
Nerven sind nur dazu da, um das, was im Stoffwechsel geschieht,
nachzufühlen. Ich möchte einmal jemand, der wirklich
seelisch-leiblich beobachten kann, fragen, ob er nicht bei
einer genaueren Selbstschau nach dieser Richtung fühlt, wie
er nicht motorische Nervenbahnen ausschleift, sondern wie
er lernt, die feineren Vibrationen seines Organismus, die er
durch den Willen hervorbringt, zu fühlen, wahrzunehmen,
dumpf vorzustellen. Es ist wirklich Selbstwahrnehmung,
die wir da üben. Wir haben es zu tun im ganzen Bereich
mit sensitiven Nerven. Es soll nur jemand einmal nach dieser
Richtung das Sprechen beobachten, wie es sich aus dem
Lallen beim Kinde entwickelt. Es beruht durchaus darauf,
daß der Wille in einen Sprechorganismus lernt einzugreifen.
Und was das Nervensystem lernt, ist nur die feinere Wahrnehmung
desjenigen, was als feinere Stoffwechselvorgänge
vorgeht.|66|138f}}
 
{{GZ|Man unterscheidet heute, wie ja genugsam bekannt ist, zwischen
den sogenannten sensitiven Nerven, die vom Zentrum zu den Sinnen
gehen sollen und die sinnlichen Wahrnehmungen vermitteln, und den
sogenannten motorischen Nerven, welche etwas zu tun haben sollen
mit dem Willen.
 
Es gibt in Wahrheit zwar anatomisch-physiologisch metamorphosierte
Nerven, aber es gibt nur einerlei Art von Nerven. Jeder Nerv
ist nur physischer Vorstellungsvermittler. Und diejenigen Nerven, die
wir heute motorische Nerven nennen, die sind in ihrer Funktion nicht
anders als die sogenannten sensitiven Nerven. Während der sensitive
Nerv zu den Sinnen geht, um die Außenwelt wahrzunehmen, geht der
sogenannte motorische Nerv, der auch nichts anderes ist als ein innerlicher
sensitiver Nerv, in das Innere und vermittelt die Wahrnehmungen,
die ich zum Beispiel habe, wenn ich ein Glied bewege, die ich
habe, wenn ich irgendwie eine innerliche unbewußte Bewegung auszuführen
habe. Der Nerv ist nur der Vermittler der Wahrnehmung für
irgend etwas Äußeres oder Inneres. Es gibt nicht zwei Arten von
Nerven, nicht sensitive und motorische Nerven. Meinetwillen, die
Terminologie ist mir dann einerlei, ob man sie dann sensitive oder
motorische nennt, das ist gleichgültig, aber nur einerlei Art und anatomisch-
physiologisch etwas metamorphosiert, nur einerlei Art von
Nerven gibt es.|319|56f}}
 
=== Körperbewegung und Ich-Wesenheit ===
[[Datei:GA201_Tafel_17.jpg|mini|400px|Tafel 17 aus [[GA 201]]]]
 
{{GZ|Sehen Sie, wenn heute der materialistisch gesinnte Physiologe
von dem Willen spricht, der sich zum Beispiel in einer menschlichen
Gliedbewegung offenbart, so denkt er, da wird irgendein telegraphisches
Zeichen vom Zentralorgan, vom Gehirn abgeschickt, geht
durch den sogenannten motorischen Nerv und bewegt dann, sagen
wir, das rechte Bein. Aber das ist als solches wirklich eine ganz unbegründete
Hypothese, und es ist auch eine unrichtige Hypothese.
Denn die geistige Beobachtung zeigt das Folgende. Wenn wir den
Menschen schematisch nehmen (Tafel 17), so ist das so: Wenn das
rechte Bein gehoben wird durch den Willen, so geschieht von der
Ich-Wesenheit des Menschen, von der wirklichen Ich-Wesenheit ein
unmittelbarer Einfluß auf das Bein, und das Bein wird unmittelbar
durch die Ich-Wesenheit gehoben. Nur verläuft das alles so, wie die
Tätigkeit des Schlafens. Das Bewußtsein weiß nichts davon. Daß hier
Nerven eingeschaltet sind, die dann zum Zentralorgan gehen, das
unterrichtet uns bloß davon, daß wir ein Bein haben, das unterrichtet
uns nur fortwährend von der Anwesenheit dieses Beines. Dieser
Nerv hat als solcher nichts zu tun mit der Wirkung des Ich auf das
Bein. Es ist eine unmittelbare Korrespondenz zwischen dem Bein
und dem Willen, der beim Menschen verknüpft ist mit der Ich-Wesenheit, beim Tiere verknüpft ist mit dem astralischen Leib.
 
Alles, was die Physiologie zu sagen hat zum Beispiel auch mit Bezug
auf die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des sogenannten Willens,
das müßte umgedacht werden dahingehend, daß man es zu tun hat
mit der Fortpflanzungsgeschwindigkeit, die sich bezieht auf die
Wahrnehmung des betreffenden Gliedes. Natürlich können diejenigen,
die dressiert sind auf die heutige Physiologie, mit einem Dutzend
Einwendungen kommen. Ich kenne diese Einwände sehr gut;
aber man muß nur versuchen zurechtzukommen mit einem wirklich
logischen Denken und man wird finden, daß dasjenige, was ich hier
sage, in Übereinstimmung steht mit den Beobachtungstatsachen,
nicht aber das, was Sie heute in den physiologischen Lehrbüchern
finden.|201|134f}}
 
{{GGZ|Nun mache ich Sie auf eine
Tatsache aufmerksam, welche eine große Rolle gespielt hat in der
ganzen älteren, sagen wir, Welterkenntnis. Diese ältere Welterkenntnis
hat zum Beispiel folgende Zuordnung gemacht. Sie hat
gesagt: Zugeordnet ist der Ausgangspunkt für die unteren Gliedmaßen
dem Monde. Zugeordnet ist gewissermaßen der Zusammenlaufungspunkt
für die oberen Gliedmaßen da in der Kehlkopfgegend,
zugeordnet ist diese Partie dem Mars (Mond und Mars werden
in die Zeichnung 17 eingezeichnet).|201|136}}
 
{{GGZ|Sehen Sie, was ich jetzt eben gesagt habe, daß der Mensch mit
Bezug auf seine Willens-Stoffwechselnatur ein schlafendes, ein fortwährend
schlafendes Wesen ist, das drückt sich am intensivsten aus
in den unteren Gliedmaßen. Man könnte eigentlich sagen: Durch
jene metamorphosische Umformung, welche Arme und Hände
beim Menschen erlangt haben, trotzt der Mensch der Unbewußtheit
ab, was eigentlich Schlafesnatur des Gliedmaßenmenschen ist. Sie
werden auch wahrnehmen können, wenn Sie sich ein wenig das
innere Erleben für solche Dinge schärfen, daß doch ein beträchtlicher
Unterschied besteht zwischen den Bewegungen der Beine und
den Bewegungen der Arme. Die Bewegungen der Arme sind frei, sie
folgen in einer gewissen Weise Empfindungen. Die Bewegungen der
Beine sind nicht so frei - ich meine jetzt die Gesetzmäßigkeit, durch
die wir die Beine in Bewegung bringen. Allerdings, dies ist etwas,
was nicht immer beachtet und nicht immer in der richtigen Weise
gewürdigt wird, denn sehen Sie, ein größerer Teil des Eurythmiebesuchenden
Publikums ist natürlich daraufhin dressiert, mehr passiv
sich den Vorstellungen hinzugeben; der empfindet dann bei
unserer Eurythmie die geringer artikulierte Beinbewegung gegenüber
der mehr artikulierten Armbewegung und Händebewegung.
Aber das kommt nur davon her, daß eben, um die Armbewegungen
zu verstehen, schon ein Mitarbeiten der Seele notwendig ist von Seiten
des Zuschauers.|201|137f}}
 
{{GGZ|Also am intensivsten unbewußt ist dasjenige, was sich auf die
Bewegung der unteren Gliedmaßen bezieht. Da schläft der Mensch
in gewisser Weise ganz. Wie der Wille in die Beine hineinwirkt, wie
der Wille schon im Unterleibe wirkt, das ist etwas, was total verschlaschlafen
wird. Da ist gewissermaßen der Mensch immer seiner bewußten
Natur abgekehrt. Da sendet ihm die eigene Natur nur das
zurück, was Reflexion ist. Sie verfolgen ja natürlich auch die Bewegung
Ihrer Beine, aber eben durch Ihren Nervenapparat, durch die
Wahrnehmung; wie der Wille hineinschießt, das verfolgen Sie nicht,
sondern bekommen es nur in der Reflexion in die Wahrnehmung
herein. Die untere Natur kehrt Ihnen gewissermaßen die eine Seite
immer ab und nur die eine Seite immer zu, je nachdem Sie sie beleuchten
von Ihrem oberen Menschen aus. Das ist aber genau ebenso,
wie es der Mond macht (Tafel 17, rechts). Der Mond geht, wie
Sie ja wissen, um die Erde herum. Er ist ein höflicher Herr; er wendet
immer nur die eine Seite der Erde zu. Während er um die Erde
kreist, dreht er sich nicht so, daß er einmal seine Vorderseite zeigt,
das andere Mal seine Rückseite, sondern er wendet der Erde nie seine
Rückseite zu. Man hat aber auch zugleich niemals irgend etwas Eigenes
von dem Monde, sondern immer das zurückgesendete, das reflektierte
Licht. Da ist durchaus ein innerer Parallelismus zwischen
der Mondennatur und der ganzen inneren menschlichen Wesenheit.
Sie schauen hinauf nach dem Monde, und verstehen Sie ihn auch
nur dieser äußeren formalen Seite nach, so müssen Sie darin die
innere Verwandtschaft mit der unteren Organisation des Menschen
empfinden.|201|138f}}
 
{{GGZ|Und nehmen wir jetzt die andere Tatsache, nehmen wir die Tatsache,
daß die Arme, in ihrer Verbindung mit dem Oberen des mittleren
Menschen, in einer gewissen Weise, ich möchte sagen, im
Menschen selber aufwachen, daß die Armbewegung wenigstens
traumhaft wird, dann fühlen wir, daß alles, was die Arme betrifft,
mehr Verwandtschaft hat mit der menschlichen Bewußtheit, als dasjenige,
was die Beinbewegung betrifft. Der elementarisch empfindende
Mensch wird daher sehr häufig schon ganz naturgemäß die
Arme ein wenig zu Hilfe nehmen, wenn es sich um die Sprache
handelt, die ja mit dem mittleren Menschen sehr viel zu tun hat.
Eine Unterstützung des Redens mit den Armen wird uns naheliegen.
Ich glaube aber nicht, daß es sehr viele Redner gibt, die zu
gleicher Zeit durch Beingesten ihre Rede unterstützen, oder viele
Zuhörer, welche an diesen Beingesten Gefallen finden würden.
Also Sie brauchen nur in der richtigen Weise solch ein Bedürfnis des
Menschen zu fühlen, dann fühlen Sie die Verwandtschaft heraus,
die nun wirklich besteht zwischen den Armen und Händen - die ja
zum Gliedmaßenmenschen gehören -, diesem höheren Teil des
Gliedmaßenmenschen und dem mittleren Menschen, dem rhythmisehen
Menschen, der zu seinem seelischen Gegenbilde das Gefühlsmäßige
des Menschen hat. Vorzugsweise versuchen wir ja die Rede,
die sehr leicht abstrakt wird, durch Gebärden der Arme und Gebärden
der Hände zu unterstützen. Das Gefühlsmäßige suchen wir in
die Rede hineinzubringen durch diese Unterstützung.|201|139f}}
 
{{GGZ|Das wiederum wurde gefühlt, indem
man Sprache und Armbewegung zusammenfassend mit dem
Mars in eine gewisse Beziehung gebracht hat. Der Mars steht ja nicht
in so inniger Verbindung mit der Erde, wie der Mond, und dasjenige,
was dem Sprachorganismus und dem Armorganismus zugrunde
liegt, steht auch nicht mit dem irdischen Menschen in einer
so innigen Verbindung wie das, was dem Beinorganismus und dem
Unterleibsorganismus zugrunde liegt. Wir können sagen: In einer
gewissen Beziehung wirkt das, was den unteren Gliedmaßen als
Tätigkeiten entspricht, sehr stark auf den unbewußten Menschen;
auf den halbbewußten Menschen wirkt aber ungeheuer stark das,
was den Armen und Händen entspricht. Und es ist schon so: Jemand,
der ganz ungeschickte Hände hat, der also zum Beispiel gar
nicht mit den Fingern geschickte Bewegungen ausführen kann, der
wird auch kein sehr feinsinniger Denker sein. Er wird in einer gewissen
Weise mehr nach groben Gedankenmaschen suchen als nach feinen
Gedankengliedern. Er wird, wenn er grobklotzige Hände hat,
viel eher sich für den Materialismus eignen, als wenn er geschickte
Handbewegungen hat.|201|140f}}
 
==== Bedeutung für die Pädagogik ====
 
{{GZ|All diese Dinge werden von einer umfassenden Pädagogik durchaus
ins Auge gefaßt... Das alles sind Dinge, die durchaus aus dem Ganzen
dieses Waldorfschulgeistes herauskommen, denn da handelt es sich
wirklich nicht darum, daß man in einigen abstrakten programmatischen
Sätzen dies oder jenes schreibt, sondern daß man das ernst
nimmt, daß der ganze Unterricht von Menschenerkenntnis ausgehen
soll; daß man wissen soll als Lehrer, was es für eine Bedeutung
hat, wenn ich geschickt die Finger zu bewegen verstehe - wenn ich
unter Umständen sogar ordentlich den Mittelfinger über den Zeigefinger
zu geben vermag, so wie einen Merkurstab, oder wenn ich das
durchaus nicht zu machen vermag -, was das für einen großen Unterschied
macht für das Denken. Unsere Fingerbewegungen sind in
hohem Maße Lehrer der Elastizität unseres Denkens. Diese Dinge
können aber nun auch erkennend weiter verfolgt werden. Sie werden
verhältnismäßig leicht sich die Fertigkeit aneignen, den mittleren
Finger über den Zeigefinger elastisch drüberzulegen, so daß Sie
eine Schlange um den Merkurstab zuwege bringen, aber Sie werden
das mit der mittleren Zehe gegenüber der zweiten Zehe weniger
leicht zustande bringen. Daraus sehen Sie den Unterschied der ganzen
Organisation. Es ist sehr wichtig, das ins Auge zu fassen, denn
die Fußkonstruktion hängt innig zusammen mit unserer ganzen
menschlichen Erdennatur. Durch unsere Handorganisation erheben
wir uns über die Erdennatur. Wir erheben uns zum Außerirdischen.
Dieses Sich-Erheben zum Außerirdischen im Menschen, das fühlte
die alte Weisheit, indem sie sagte: Der untere Mensch ist dem Mond
zugeteilt; der sich über die Erdennatur erhebende Mensch ist dem
Mars zugeteilt.|201|141f}}
 
=== Die Sphärenharmonie als Ursache der Muskelbewegung ===
 
{{GZ|So wird heute noch manches so angesehen werden, daß diejenigen
«von Sinnen» sind, welche aufmerksam machen auf die selbstverständliche
Weisheit, daß die heute gebräuchliche Einteilung der Nerven in
motorische und sensorische ein Unding ist. Nerven, die motorische
sein sollen, gibt es nicht. Es gibt nur Empfindungsnerven. Die motorischen
Nerven sind auch Empfindungsnerven; nur sind sie dazu da,
die entsprechenden Bewegungen in den Muskeln selbst zur Empfindung
zu bringen. Es wird gar nicht viel Zeit dazu gehören, so werden
die Menschen es einsehen, daß der Muskel allerdings nicht in Bewegung
gebracht wird durch Nerven, sondern daß er in Bewegung kommt
durch unsern astralischen Leib, und zwar durch das in unserem Astralleibe,
was in diesem zunächst nicht unmittelbar so wahrgenommen
wird, wie es ist. Denn das ist ein Gesetz, daß das, was wirken soll,
nicht unmittelbar wahrgenommen wird. Was den Muskel in Bewegung
bringt, was irgendeine Bewegung des Muskels hervorruft, das
hängt zusammen mit dem Astralleib, und zwar so, daß im Astralleib
selber zur Bewegung des Muskels eine Art Tonentwickelung, eine
Art Schallentwickelung stattfindet. Etwas wie eine Art Musikalisches
durchdringt unsern Astralleib, und der Ausdruck dieser Tonentwickelung
ist die Muskelbewegung. Es ist wirklich so, wie wenn wir bei
den bekannten Chladnischen Klangfiguren leicht beweglichen Staub
auf eine Metallplatte bringen und diese dann mit einem Violinbogen
streichen: da bekommen wir eine Figur. Von lauter solchen Figuren
- die aber Tonfiguren sind - ist auch unser Astralleib durchzogen, die
zusammen bewirken, daß unser Astralleib eine bestimmte Lage annimmt.
Das ist eingeprägt in dem Astralleib. Ganz trivial können sich
die Menschen davon überzeugen, wenn sie den Bizeps, den Oberarmmuskel,
recht anspannen und ihn dann ans Ohr bringen: wenn sie
sich einige Übung dafür aneignen, nur den Muskel recht anspannen
und den Daumen anlegen, dann können sie den Ton hören. Es soll
das kein Beweis sein, sondern nur etwas, wodurch man trivial illustrieren
kann, was damit gemeint ist. - So sind wir musikalisch durchdrungen
und leben es aus in unsern Muskelbewegungen. Und daß wir
etwas von unsern Muskelbewegungen kennen, dazu haben wir die
motorischen Nerven, wie man sie unrichtig nennt. Es spricht heute,
wie die Dinge in der Physiologie gruppiert werden, noch vieles dagegen,
aber nur scheinbar.|124|162f}}
 
{{GZ|Der Seher sieht, wie vom Ätherleib und Astralleib
flutende Ströme ausgehen, die dann sich in den Bewegungen der
Gliedmaßen ausdrücken können, die halb zurückgehalten werden
in den Sprachorganen, im Kehlkopf, und da den Laut bilden und
dann starr zurückgehalten werden im Kopf des Menschen, Gehirn
und Schädeldecke, Gehirnlappen.|265|295}}
 
=== Die Willenstätigkeit wird nicht zentral gesteuert ===
 
{{GZ|Das Nervenleben hat nicht die Beziehung zum Wollen,
die man ihm gewöhnlich zuschreibt, sondern der Wille hat unmittelbar
eine Beziehung zum Stoffwechsel, und diese Beziehung zum
Stoffwechsel nimmt der vorstellende Mensch erst wiederum wahr durch
das Nervensystem. Das ist die wirkliche Beziehung. Das Nervensystem
hat keine andere Aufgabe, als vorzustellen. Ob vorgestellt wird irgendein
äußerer Gegenstand, ob vorgestellt wird dasjenige, was durch den
Willen im Zusammenhange mit dem Stoffwechsel geschieht, der Nerv
hat immer die gleiche Aufgabe. Die heutige Wissenschaft unterscheidet
sensitive Nerven, die da sein sollen, um von der Körperperipherie aus
gewissermaßen die Eindrücke der Außenwelt zum Zentralorgan, wie
man sagt, zu tragen; dann wiederum sollen motorische Nerven da
sein, welche dasjenige, was vom Zentralsystem als Willensimpuls ausgehen soll, nach der Peripherie des Körpers zu tragen haben. Man hat,
ich werde davon noch genauer reden, sehr geistreiche - geistreich sind
sie ja, die Dinge -, sehr geistreiche Theorien ersonnen, um nachzuweisen,
wie man durch Durchschneiden und so weiter von Nerven beweisen
könne, daß ein solcher Unterschied besteht zwischen sensitiven
und motorischen Nerven. Aber in Wirklichkeit existiert er nicht. Und
viel bedeutungsvoller als alle im Laufe der Zeit geistreich ersonnenen
Theorien über den Unterschied von motorischen und sensitiven Nerven
ist die andere Tatsache, daß man allerdings den sogenannten motorischen
Nerv zerschneiden kann, sein Ende zusammenstückeln kann
mit dem Ende eines ebenfalls durchschnittenen sensitiven Nervs, und
daß dies dann wiederum einen Nerv von einer Nervenart gibt. Das
ist viel mehr sprechend als alles übrige, was sonst ersonnen worden
ist, daß ein Unterschied in der wirklichen Funktion zwischen motorischen
und sensitiven Nerven nicht gefunden werden kann. Er kann
auch in anatomisch-physiologischer Beziehung nicht gefunden werden.
Die sogenannten motorischen Nerven sind nicht dasjenige, was den
Willensimpuls vom Zentralorgan zu der Peripherie des Menschen
trägt, sondern diese motorischen Nerven sind in Wirklichkeit auch
sensitive Nerven. Sie sind dazu da, sagen wir, wenn ich zum Beispiel
einen Finger bewege, daß eine unmittelbare Beziehung zwischen dem
Willensentschluß und dem Stoffwechsel des Fingers zustande kommt,
daß der unmittelbare Einfluß, der vom Willen ausgeübt wird, den
Stoffwechsel des Fingers ergreift. Diese Stoffwechseländerung, dieser
Stoffwechselvorgang wird durch den sogenannten motorischen Nerv
wahrgenommen. Und wenn ich den Stoffwechselvorgang nicht wahrnehme,
dann erfolgt auch kein Willensentschluß, weil der Mensch
darauf angewiesen ist, dasjenige, was in ihm vorgeht, ebenso wahrzunehmen,
wenn er dadurch etwas wissen soll, sich beteiligen soll
daran, wie irgend etwas in der äußeren Welt wahrzunehmen ist, wenn
er daran beteiligt sein soll.
 
Es ist geradezu, ich möchte sagen, diese Unterscheidung von sensitiven
Nerven und motorischen Nerven der bequemste Knecht des
Materialismus, allerdings ein Knecht, der nur hat heraufziehen können
in der materialistischen Wissenschaft dadurch, daß man einen billigen
Vergleich gefunden hat in dieser neueren Zeit, nämlich den des Telegraphen.
Man telegraphiert von einer Station zur anderen hin, und
dann telegraphiert man wiederum zurück. Nach diesem Bilde des Telegraphierens stellt man sich ungefähr heute die Vorgänge vor von der
Peripherie nach dem Zentralorgan und wiederum zurück durch sensitive
und motorische Nerven. Das ganze Bild ist natürlich nur möglich in
einem Zeitalter, in dem eben gerade die Telegraphie eine solche Rolle
zu spielen hat wie im 19. Jahrhundert. Wäre die Telegraphie nicht da,
so hätte man ja auch dieses Bild nicht gefunden, und man wäre vielleicht
zu einer naturgemäßeren Anschauung der entsprechenden Vorgänge
gekommen.
 
Sehen Sie, es sieht aus, als wenn man, ich möchte sagen, aus einem
gewissen Radikalismus heraus, aus Kritikasterei dasjenige in Grund
und Boden treten wollte, mit dem sich so viele Menschen soviel ernstliche
Mühe gegeben haben. Aber glauben Sie nicht, daß das leicht ist.
Glauben Sie nicht, daß einem das leicht wird. Ich habe mich als ganz
junger Mann zu beschäftigen angefangen mit der Nervenlehre, und
es war für mich etwas Erschütterndes, zu bemerken, wie gerade diese
Nervenlehre der schlechte Knecht des Materialismus ist, weil dasjenige,
was ein unmittelbarer seelischer Einfluß des Willens auf den Stoffwechsel
ist, dadurch vermaterialisiert wird, daß man sich vorstellt, der
materielle Nervenstrang trage den Willensimpuls vom Zentralorgan
zu der Peripherie des Menschen, das heißt zum Muskel, zum Bewegungsorgan.
Man zeichnet so die materiellen Prozesse in den Organismus
hinein.
 
In Wahrheit ist bei einem Willensakt zunächst durchaus ein unmittelbarer
Zusammenhang zwischen dem, was der seelische Willensimpuls
ist, und irgendeinem Prozeß des Stoffwechsels. Der Nerv ist eben
nur dazu da, um die Wahrnehmung dieses Prozesses zu vermitteln.|301|30ff}}
 
{{GZ|Sehen Sie, heute hat sich ja alles, möchte ich sagen, was der Mensch
über den Menschen denkt, nach dem Kopfe hin geschlagen, und obwohl
uns der Kopf selber fortwährend in das Materielle hineindrängt,
eigentlich uns jeden Tag totschlagen will, wendet sich alle Menschenbetrachtung
heute im Grunde genommen dem Kopfe zu. Das ist das
Ungesunde der heutigen Menschenbetrachtung. Sie geht eigentlich von
der Wissenschaft aus, diese Menschenbetrachtung, denn man denkt
sich: im Kopfe ist das Gehirn, alles wird vom Gehirn aus dirigiert.
Nun weiß ich nicht, wie man es gemacht hätte, wenn man diese Theorie
in einem Zeitalter ausgebildet hätte, wo es noch keine Telegraphen
gegeben hat, wo man also nicht von Telegraphenleitungen die Analogie
hat hernehmen können. Aber das braucht uns ja auch nicht weiter zu
interessieren. Die Theorie von dem Nervensystem ist ja ausgebildet
worden, nachdem man die Telegraphenleitungen als einen Anhaltspunkt
hatte, um eine Analogie zu bilden. Und so hat man denn das
Gehirn als eine Art Zentralstation, sagen wir, London. (Es wird gezeichnet.)
Dann hat man, wenn das das Zentrum ist, dann hat man
vielleicht da Oxford, da Dover. Und nun, indem man London als das
Zentrum betrachtet, sagt man sich: es geht eine Leitung von Oxford
nach London; da wird umgeschaltet, und das geht darm^ weiter nach
Dover. Man kann sich das ja unter gewissen Fällen so vorstellen.
Nun, so stellt man sich das Gehirn vor. Der Nerv geht zu dem
Sinnesorgan hin, die Sensation tritt auf, wird bis zum Gehirn geleitet;
da im Gehirn ist die Zentralstation, das menschliche London. Dann
geht der motorische Nerv vom Gehirn zu den Bewegungsorganen hin
und treibt in Gemäßheit der Gedanken, die da irgendwie dazwischen
sitzen, das Wollen, die Bewegung hervor.
 
Man kann, wenn man eine solche Theorie ausgesonnen hat, sogar
die Tatsachen so registrieren, daß sie diese Theorie zu bestätigen scheinen.
Sie können ja heute jedes Physiologiebuch in die Hand nehmen
und Sie werden, wenn Sie nicht sehr vorurteilsvoll sind - denn die
Dinge schauen alle sehr plausibel aus -, da einfach sehen, wie die Experimente
mit dem Nervenzerschneiden gemacht werden, wie die Konklusionen
gezogen werden aus der Reaktion und so weiter, und alles
stimmt wunderbar. Es stimmt nur nicht vor einer eindringlichen Menschenerkenntnis.
Da ist es schließlich nicht so.
 
Ich will ganz absehen davon, daß ja schließlich die sensitiven von
den motorischen Nerven anatomisch fast gar nicht zu unterscheiden
sind; die einen sind höchstens etwas dicker als die anderen; aber in
bezug auf die Struktur ist wirklich ein wesentlicher Unterschied nicht
vorhanden. Was anthroposophische Forschung in dieser Beziehung
lehrt - ich kann das nur andeuten, nur Ergebnisse mitteilen, ich müßte
sonst anthroposophische Physiologie vortragen -, das ist dieses, daß die
Nerven durchaus einheitliche Organe sind, daß es ein Unding ist, von
zweierlei Nerven, von sensitiven und motorischen Nerven zu sprechen.
Da im Seelischen das Willensmäßige und Empfindungsmäßige überall
durchgebildet ist, stelle ich es jedem frei, motorisch oder sensitiv zu
sagen, aber er muß einheitlich werten, denn sie sind absolut einheitlich,
es gibt keinen Unterschied. Der Unterschied liegt nämlich nur in
der Richtung der Funktion. Wenn der sensitive Nerv nach dem Auge
hingeht, so öffnet er sich den Eindrücken des Lichtes, und es wirkt
wiederum dasjenige, was an der Peripherie des Menschen liegt, auf
einen anderen Nerv, den die heutige Physiologie als einen motorischen
Nerv anspricht. Wenn er nun vom Gehirn ausgeht nach dem übrigen
Organismus, so ist dieser Nerv dazu da, daß er dasjenige wahrnimmt,
was bei einer Bewegung vorgeht.|301|206f}}
 
=== Moralische Handlungen ===
 
{{GZ|Also es gibt nicht diese zweierlei Nerven, die heute in der materialistischen
Wissenschaft spuken, sondern nur einerlei Nerven. Die sogenannten
motorischen Nerven sind nur da, damit die Bewegung wahrgenommen
werden kann; sie sind auch Wahrnehmungsnerven, indem
innerlich gelegene Wahrnehmungsnerven sich nach der Peripherie des
Körpers hin erstrecken, um wahrzunehmen. Doch, wie gesagt, das wird
man erst nach und nach erkennen; und dann erst wird man das Verhältnis
einsehen können, in dem die Moralität zum Willen und unmittelbar
zum ganzen Menschen steht, weil die Moralität wirklich
unmittelbar auf das wirkt, was wir das Ich nennen. Von da aus wirkt
es dann herunter in den Astralleib, in den Ätherleib, und von da in den
physischen Leib. Wenn also aus Moralität eine Handlung begangen
wird, so strahlt gewissermaßen der Moralitätsimpuls in das Ich, von
da in den Astralleib, von da in den Ätherleib, von da in den physischen
Leib. Da wird er Bewegung, da wird er dasjenige, was der Mensch
äußerlich tut, was erst wahrgenommen werden kann durch die sogenannten
motorischen Nerven.
 
Moralität ist wirklich etwas, was unmittelbar aus der geistigen Welt
in den Menschen hereinwirkt, was stärker aus der geistigen Welt heraus
wirkt, als zum Beispiel Schönheit und Wahrheit.|170|65f}}
 
=== [[Blut]] und Nerv ===
 
{{GZ|Das Blut ist wirklich ein «ganz besonderer Saft». Denn es ist derjenige
Saft, welcher, wenn wir ihn aus dem menschlichen Leibe entfernen
könnten - was innerhalb der irdischen Bedingungen nicht geht -,
so daß er noch Blut bliebe und durch die anderen physischen Agenzien
nicht vernichtet würde, dann als Geist aufwirbeln würde. Damit
nicht das Blut als Geist aufwirbele, damit wir es so lange, als wir auf
der Erde sind, bis zum Tode in uns behalten können, deshalb muß es
vernichtet werden. Daher haben wir immerwährend in uns: Bildung
des Blutes - Vernichtung des Blutes, Bildung des Blutes - Vernichtung
des Blutes und so weiter durch Einatmung und Ausatmung.
Wir haben einen polarischen Prozeß in uns. Wir haben diejenigen
Prozesse in uns, die längs des Blutes, der Blutbahnen laufen, die fortwährend
die Tendenz haben, unser Dasein ins Geistige hinauszuleiten.
Von motorischen Nerven so zu reden, wie dies üblich geworden ist, ist
ein Unsinn, weil die motorischen Nerven eigentlich die Blutbahnen
wären. Im Gegensatz zum Blut sind alle Nerven so veranlagt, daß sie
fortwährend im Absterben, im Materiellwerden begriffen sind. Was
längs der Nervenbahnen liegt, das ist eigentlich ausgeschiedene Materie;
der Nerv ist eigentlich abgesonderte Materie. Das Blut will immer
geistiger werden, der Nerv immer materieller; darin besteht der polarische
Gegensatz.
 
Wir werden in den späteren Vorträgen diese hiermit gegebenen
Grundprinzipien weiter verfolgen und werden sehen, wie ihre Verfolgung
uns wirklich das geben kann, was uns auch in bezug auf die
hygienische Gestaltung des Unterrichtes dienlich sein wird, damit wir
das Kind zur seelischen und leiblichen Gesundheit heranerziehen und
nicht zur geistigen und seelischen Dekadenz. Es wird deshalb so viel
mißerzogen, weil so vieles nicht erkannt wird. So sehr die Physiologie
glaubt, etwas zu haben, indem sie von sensitiven und motorischen Nerven
spricht, so hat sie darin doch nur ein Spiel mit Worten. Von motorischen
Nerven wird gesprochen, weil die Tatsache besteht, daß der
Mensch nicht gehen kann, wenn gewisse Nerven beschädigt sind, zum
Beispiel die, welche nach den Beinen gehen. Man sagt, er könne das
nicht, weil er die Nerven gelähmt hat, die als «motorische» die Beine
in Bewegung setzen. In Wahrheit ist es so, daß man in einem solchen
Fall nicht gehen kann, weil man die eigenen Beine nicht wahrnehmen
kann. Dieses Zeitalter, in dem wir leben, hat sich eben notwendigerweise
in eine Summe von Irrtümern verstricken müssen, damit wir
wieder die Möglichkeit haben, uns aus diesen Irrtümern herauszuwinden,
selbständig als Menschen zu werden.|293|36ff}}
 
=== Ein sozial verträglicher Begriff der menschlichen [[Arbeit]] ===
 
Ein sozial verträglicher [[Begriff]] der menschlichen [[Arbeit]] lässt sich nur finden, wenn man erkennt, dass die [[Wille]]nstätigkeit des [[Mensch]]en nicht durch die sogenannten motorischen Nerven bedingt ist, sondern durch ein unmittelbares Zusammensein der [[Seele]] mit der Außenwelt:
 
{{GZ|Kein Mensch kann in irgendeiner Sozialwissenschaft ein richtiges
Verständnis des Menschen für sein Verhältnis zur Arbeit gewinnen,
der auf der vertrackten Unterscheidung zwischen sensitiven und
motorischen Nerven seine Begriffe, seine Vorstellungen aufbaut. Denn
man wird stets kuriose Begriffe von dem bekommen, was menschliche
Arbeit in Wirklichkeit ist, wenn man einerseits fragt: Was geht
eigentlich im Menschen vor, wenn er arbeitet, wenn er seine Muskeln
in Bewegung bringt? - und andererseits keine Ahnung davon hat,
daß dieses In-Bewegung-Bringen der Muskeln nicht auf den sogenannten
motorischen Nerven beruht, sondern auf dem unmittelbaren
Zusammensein der Seele mit der Außenwelt [...]
 
Wenn ich mit einer Maschine in Berührung komme, muß ich als
ganzer Mensch mit ihr in Berührung kommen; da muß ich ein Verhältnis
herstellen vor allen Dingen zwischen meinen Muskeln und
dieser Maschine. Dieses Verhältnis ist dasjenige, worauf des Menschen
Arbeit wirklich beruht. Auf dieses Verhältnis kommt es an, wenn man
die Arbeit sozial werten will, auf das ganz besondere Verhältnis des
Menschen zu der Arbeitsgrundlage.
 
Mit was für einem Arbeitsbegriff arbeiten wir denn heute? Das, was
im Menschen vorgeht, wenn er, wie man sagt, arbeitet, das ist nicht
verschieden, ob er nun an einer Maschine sich abmüht, ob er Holz
hackt, oder ob er zu seinem Vergnügen Sport treibt. Er kann sich
geradeso mit dem Sportvergnügen abnützen, er kann ebensoviel
Arbeitskraft konsumieren bei dem sozial überflüssigen Sport wie bei
dem sozial nützlichen Holzhacken. Und die Illusion über den Unterschied
zwischen motorischen und sensitiven Nerven ist es, die psychologisch
die Menschen ablenkt davon, auch einen wirklichen Arbeitsbegriff
zu erfassen, der nur erfaßt werden kann, wenn man den Menschen
nicht darnach betrachtet, wie er sich abnützt, sondern darnach,
wie er sich in ein Verhältnis stellt zur sozialen Umgebung. Ich glaube
Ihnen, daß Sie davon noch keinen deutlichen Begriff bekommen
haben, weil die Begriffe, die man heute von diesen Dingen erhalten
kann, so verkehrt sind durch unser Schulwesen, daß es erst einige
Zeit dauern wird, bis man den Übergang von dem sozial unsinnigen
Arbeitsbegriff, von dem wahnsinnigen wissenschaftlichen Begriff der
Unterscheidung der sensitiven und motorischen Nerven, finden wird.
Aber in diesen Dingen liegt zugleich der Grund dafür, warum wir so
unpraktisch denken. Denn wie kann eine Menschheit praktisch über
das Praktische denken, die sich der wahnsinnigen Vorstellung hingibt:
in unserem Inneren waltet ein Telegraphenapparat, und die
Drähte gehen hin zu irgend etwas im Gehirn und werden dort umgeschaltet
in andere Drähte, sensitive und motorische Nerven? Von
unserer, einem verkehrten Schulwesen entspringenden Unwissenschaft,
an die das breite Publikum, verführt durch die Zeitungspest,
glaubt, geht aus das Unvermögen, wirklich sozial zu denken.|192|154f}}
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Nervensystem|}}
* {{WikipediaDE|Neurologie}}
 
== Literatur ==
 
* [[Wolfgang Schad]] (Hrsg.): ''Die menschliche Nervenorganisation und die Soziale Frage: Teil 1: Ein anthropologisch-anthroposophisches Gespräch'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1991, ISBN 978-3772504068
* Wolfgang Schad (Hrsg.): ''Die menschliche Nervenorganisation und die Soziale Frage: Teil 2: Dokumentarischer Anhang'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1992, ISBN 978-3772504075
* [[Karl Ballmer]]: ''Briefwechsel über die motorischen Nerven'', erweiterte Neuausgabe, Edition LGC 2013, ISBN 978-3-930 964-22-2
* Peter Wyssling: ''Rudolf Steiners Kampf gegen die motorischen Nerven. Das Schicksal einer Weltanschauungsentscheidung in Karl Ballmer und Gerhard Kienle.'' 3., erweiterte und verbesserte Auflage, Edition LGC 2016, ISBN 978-3-930 964-26-0
* [[Peter Heusser]]: ''Anthroposophie und Wissenschaft: Eine Einführung. Erkenntniswissenschaft, Physik, Chemie, Genetik, Biologie, Neurobiologie, Psychologie, Philosophie des Geistes, Anthropologie, Anthroposophie, Medizin'', Verlag am Goetheanum, Dornach 2016, ISBN 978-3723515686
*Johannes W. Rohen: ''Funktionelle Neuroanatomie: Lehrbuch und Atlas'', Schattauer, F.K. Verlag 2001, ISBN 978-3794521289
*Johannes W. Rohen, Elke Lütjen-Drecoll: ''Funktionelle Anatomie des Menschen: Lehrbuch der makroskopischen Anatomie nach funktionellen Gesichtspunkten'', Schattauer; Auflage: 11., überarb. u. erw. Aufl. (September 2005), ISBN 978-3794524402
*Johannes W. Rohen: ''Eine funktionelle und spirituelle Anthropologie: unter Einbeziehung der Menschenkunde Rudolf Steiners'', 1. Aufl., Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2009, ISBN 978-3772520983
*Johannes W. Rohen, Chihiro Yokochi, Elke Lütjen-Drecoll: ''Anatomie - Der fotografische Atlas der systematischen und topografischen Anatomie des Menschen'', 8. Aufl., Schattauer, 2015, ISBN 978-3-7945-2981-0 (Print) und ISBN 978-3-7945-6804-8 (eBook PDF) [http://www.schattauer.de/de/book/detail/product/1162-anatomie.html]
*Johannes W. Rohen: ''Morphologie des menschlichen Organismus'', 4. Aufl., Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2016, ISBN 978-3772519987
*Rudolf Steiner: ''Von Seelenrätseln'', [[GA 21]] (1983), ISBN 3-7274-0210-5; '''Tb 637''', ISBN 978-3-7274-6370-9 {{Schriften|021}}
*Rudolf Steiner/Ita Wegman: ''Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen'', [[GA 27]] (1991), ISBN 3-7274-0270-9; '''Tb 701''', ISBN 978-3-7274-7010-3 {{Schriften|027}}
*Rudolf Steiner: ''Die Erkenntnis des Übersinnlichen in unserer Zeit'', [[GA 55]] (1983), ISBN 3-7274-0550-3 {{Vorträge|055}}
*Rudolf Steiner: ''Geist und Stoff, Leben und Tod'', [[GA 66]] (1988), ISBN 3-7274-0660-7 {{Vorträge|066}}
*Rudolf Steiner: ''Bewußtsein – Leben – Form '', [[GA 89]] (2001), ISBN 3-7274-0890-1 {{Vorträge|089}}
*Rudolf Steiner: ''Exkurse in das Gebiet des Markus-Evangeliums'', [[GA 124]] (1995), ISBN 3-7274-1240-2 {{Vorträge|124}}
*Rudolf Steiner: ''Das Rätsel des Menschen. Die geistigen Hintergründe der menschlichen Geschichte'', [[GA 170]] (1992), ISBN 3-7274-1700-5 {{Vorträge|170}}
*Rudolf Steiner: ''Zeitgeschichtliche Betrachtungen. Das Karma der Unwahrhaftigkeit – Zweiter Teil'', [[GA 174]] (1983), ISBN 3-7274-1740-4 {{Vorträge|174}}
*Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Behandlung sozialer und pädagogischer Fragen'', [[GA 192]] (1991), ISBN 3-7274-1920-2 {{Vorträge|192}}
*Rudolf Steiner: ''Entsprechungen zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos'', [[GA 201]] (1987), ISBN 3-7274-2012-X {{Vorträge|201}}
*Rudolf Steiner: ''Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik'', [[GA 293]] (1992), ISBN 3-7274-2930-5 {{Vorträge|293}}
*Rudolf Steiner: ''Zur Geschichte und aus den Inhalten der erkenntniskultischen Abteilung der Esoterischen Schule von 1904 bis 1914'', [[GA 265]] (1987), ISBN 3-7274-2650-0 {{Schule|265}}
*Rudolf Steiner: ''Die Erneuerung der pädagogisch-didaktischen Kunst durch Geisteswissenschaft'', [[GA 301]] (1991), ISBN 3-7274-3010-9 {{Vorträge|301}}
*Rudolf Steiner: ''Anthroposophische Menschenerkenntnis und Medizin'', [[GA 319]] (1994), ISBN 3-7274-3190-3 {{Vorträge|319}}
 
{{GA}}
 
[[Kategorie:Organsystem]]
[[Kategorie:Organismus]]
[[Kategorie:Anatomie]]
[[Kategorie:Nervensystem|!]]
[[Kategorie:Nerven-Sinnes-System]]
[[Kategorie:Medizin nach Fachgebiet]]
[[Kategorie:Medizinisches Fachgebiet]]
[[Kategorie:Neurowissenschaft nach Fachgebiet]]
[[Kategorie:Neurowissenschaftliches Fachgebiet]]
[[Kategorie:Philosophie des Geistes]]
[[Kategorie:Neurobiologie]]

Version vom 11. August 2022, 12:02 Uhr

Zeichnung aus GA 320, S. 147