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'''Amphibrachys''' ({{ELSalt|ἀμφίβραχυς}} „beidseits kurz“; Plural ''Amphibrachys''<ref>[http://www.duden.de/rechtschreibung/Amphibrachys Duden-Eintrag ''Amphibrachys'']</ref> oder auch ''Amphibrachien'') bezeichnet in der antiken [[Verslehre]] einen einfachen, dreigliedrigen [[Versfuß]], bei dem zwei [[Elementum breve|Kürzen]] eine [[Elementum longum|Länge]] umschließen nach dem [[Metrisches Schema|Schema]] {{Vers|-/-}}.
Zeichnung aus [[GA 320]], S. 147
 
Als eigenständiger Versfuß ist der Amphibrachys sowohl in der antiken als auch in der modernen Dichtung sehr selten, obwohl er als [[Wortfuß]] zum Beispiel im Deutschen häufig ist („entstanden“, „gelaufen“ etc.), da ein amphibrachyscher Vers auch [[Anapäst|anapästisch]] oder [[Daktylus|daktylisch]] interpretiert werden kann. Beispiel:
:{{Vers|-/-\f-/-\f-/-}} (amphybrachisch)
:{{Vers|-/\f--/\f--/\f-}} ([[Hyperkatalexe|hyperkatalektisch]] [[Akephaler Vers|akephal]] anapästisch bzw. [[Jambus]] gefolgt von Anapästen)
:{{Vers|-\f/--\f/--\f/-}} ([[Katalexe|katalektisch]] daktylisch mit Auftakt)
 
Daher kann in der modernen Lyrik von einem Gebrauch des Amphibrachys sinnvoll nur dann gesprochen werden, wenn eine Absicht der Nachbildung des antiken Maßes angenommen werden kann. Belege finden sich vereinzelt im Deutschen bei [[Johann Wolfgang Goethe]], [[Friedrich von Matthisson]], [[Ernst Moritz Arndt]], [[Conrad Ferdinand Meyer]] (''Lied der Toten'') sowie im Englischen bei [[George Gordon Byron|Byron]] (''Song of the Soldiers within'').
Als Beispiel für ein Gedicht mit amphibrachyschem Rhythmus sei das ''[[Parzenlied]]'' Goethes aus der Tragödie [[Iphigenie auf Tauris]] zitiert<ref>Goethe: ''[[Iphigenie auf Tauris]]'' IV,5 ([http://www.zeno.org/nid/20004850769 online])</ref>:
{{Vers|:Es fü_rchte die Gö_tter
:Das Me_nschengeschle_cht\!
:Sie ha_lten die He_rrschaft
:In e_wigen Hä_nden,
:Und kö_nnen sie bra_uchen,
:Wie\'s i_hnen gefä_llt.}}
 
Die Verse zwei und sechs sind [[katalektisch]].
 
Der bei einer (unerwünschten) Zäsur im Hexameter nach dem vierten [[Trochäus]] (gr. {{lang|grc|κατὰ τέταρτον τροχαῖον}}, ''katá tétarton trochaíon'', siehe [[Hermannsche Brücke]]) verbleibende Teil wird auch als '''Amphibrachienschaukel''' bezeichnet:
:{{Vers|/$/$/$/-!!-/--/-}}
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Amphibrachys}}
 
== Literatur ==
* {{PEPP|T.V.F. Brogan|Amphibrach|45|}}
* Otto Knörrich: ''Lexikon lyrischer Formen'' (= ''[[Kröners Taschenausgabe]].'' Band 479). 2., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-47902-8, S. 10.
* Fritz Schlawe: ''Die deutschen Strophenformen. Systematisch-chronologische Register zur deutschen Lyrik 1600–1950.'' Repertorien zur deutschen Literaturgeschichte Bd. 5. Metzler, Stuttgart 1972, ISBN 3-476-00243-8.
* Günther Schweikle, Dieter Burdorf (Hrsg.): ''Metzler Lexikon Literatur. Begriffe und Definitionen.'' Metzler, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-476-01612-6, S. 19.
* Gero von Wilpert: ''Sachwörterbuch der Literatur.'' 8. Auflage. Kröner, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-520-84601-3, S.&nbsp;23.
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Navigationsleiste Versfüße}}
 
[[Kategorie:Versfuß]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 11. August 2022, 12:02 Uhr

Zeichnung aus GA 320, S. 147