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'''Tobsucht''', ehemals auch ''Delirium furibundum sive furiosum'' und ''Furor maniacus'',<ref>{{Meyers-1905|19|583|583|Tobsucht}}</ref> ist ein veralteter medizinischer Begriff für eine [[psychische Störung]], meist im Sinne einer [[Manie]], die durch hochgradige [[Erregung (Medizin)|Erregung]] und deren nachfolgende, oft aggressiv gefärbte Entladung gekennzeichnet ist.
Zeichnung aus [[GA 320]], S. 147
 
'''Tobsuchtsanfall''', bei „[[Hysterie|hysterischer]]“ Struktur früher auch als '''Delirium hystericum''' bezeichnet, ist ein ebenso veralteter medizinischer Begriff für eine Phase extrem gesteigerter motorischer Unruhe. Verwendung findet er in der Alltagssprache noch im Sinne einer plötzlichen Entladung einer besonders starken Erregung mit Tendenz zur Sachbeschädigung, häufig auf das Verhalten ''([[Wutausbruch]])'' von [[Kindheit|Kindern]] bezogen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.adhs-hyperaktivitaet.de/ads-adhs/wutanfaelle-bei-kindern-wie-eltern-gelassen-bleiben/ |titel=Wutanfälle bei Kindern – Wie Eltern gelassen bleiben |hrsg=www.adhs-hyperaktivitaet.de |datum=2003-06-01 |abruf=2019-08-29}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.netpapa.de/entwicklung/wenn-dein-kind-einen-tobsuchtsanfall-hat.html |titel=5 Tipps wenn dein Kind einen Tobsuchtsanfall hat |hrsg=www.netpapa.de |datum=2019 |abruf=2019-08-29}}</ref>
 
== Definitionen ==
Nach [[Karl Jaspers]] (1883–1969) unterscheidet die Sprache von alters her die bloßen [[Gemütskrankheit]]en von der eigentlichen Verrücktheit als uneinfühlbarer und unverständlicher Verhaltensweise. Für diese unverständliche seelische Äußerungen trafen Bezeichnungen wie u.&nbsp;a. sinnloses Toben neben [[Verwirrtheit]] und nicht einfühlbarer [[Affekt]] zu. Sie wurden im 19.&nbsp;Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 20.&nbsp;Jhs. unter dem Begriff der [[Geisteskrankheit]] zusammengefasst.<ref name="APP">[[Karl Jaspers]]: ''Allgemeine Psychopathologie.'' 9. Auflage, Springer, Berlin 1973, ISBN 3-540-03340-8, (a)&nbsp;zu Stichwort Geistes- und Gemütskrankheit: 4. Teil: Die Auffassung der Gesamtheit des Seelenlebens; §&nbsp;2 Die Grundunterscheidungen im Gesamtbereich des Seelenlebens, II.&nbsp;Wesensunterschiede d)&nbsp;Gemütskrankheiten und Geisteskrankheiten (natürliches und schizophrenes Seelenleben). Seite 483&nbsp;f.; (b)&nbsp;zu Stichwort Katatonie: Seite 505.</ref><ref name="LDG">[[Oswald Bumke]]: ''Lehrbuch der Geisteskrankheiten''. 6. Auflage, Verlag J. F. Bergmann, München 1944; Zur Begriffs- und Forschungsgeschichte der Geisteskrankheit: Seiten 1–4.</ref> In der älteren Psychiatrie wurde die Bezeichnung für eine [[Krankheitseinheit]] mit stärkster Erregung (''[[Raptus]]'') verwendet.<ref>Walter Marle: ''Grundbegriffe der klinischen Medizin. Eine Einführung und zugleich synthetische Terminologie.'' 2. Auflage, Urban & Schwarzenberg, Berlin 1932, Seite 338.</ref> Bisweilen wurde sie als [[Synonym]] für [[Manie]], manchmal als Bezeichnung für die Erregung bei Hysterie verwendet. Heute ist die bereits oben genannte umgangssprachliche Bedeutung erhalten.<ref>Uwe Henrik Peters: ''Wörterbuch der Psychiatrie und medizinischen Psychologie''. 3. Auflage, Urban & Schwarzenberg, München 1984; Lexikon-Stichwort Tobsucht, Seite 565.</ref> Stärkste sinnlose Erregung, die wie bereits oben gesagt früher als Tobsucht bezeichnet wurde, ist auch als Symptom der [[Katatonie]] bekannt.<ref name="APP" /> Tobsucht wird gleichfalls als mit [[Bewusstseinstrübung]] verbundener höchstgradiger Bewegungsdrang und Trieb zu gewalttätigen Handlungen definiert, der bei ''Mania gravis'' – auch synonym für diese – u.&nbsp;a. bei Psychosen auftritt.<ref>Herbert Volkmann (Hrsg.): ''Guttmanns Medizinische Terminologie''. Ableitung und Erklärung der gebräuchlichsten Fachausdrücke aller Zweige der Medizin und ihrer Hilfswissenschaften. Urban & Schwarzenberg, Berlin 1939.</ref> Auch der Definition von [[w:Pschyrembel (Medizinisches Wörterbuch)|Pschyrembel]] (1964) liegt diese Bedeutung zugrunde.<ref>[[Willibald Pschyrembel]]: ''Pschyrembel''. Klinisches Wörterbuch. Walter de Gruyter & Co., Berlin 1964; zu Lexikon-Stichwort „Organische Krankheiten“: Seite 880.</ref>
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Tobsucht}}
 
== Literatur ==
* Uwe Henrik Peters (Hrsg.): ''Lexikon Psychiatrie, Psychotherapie, medizinische Psychologie.'' 6. Auflage. Elsevier, Urban & Fischer, München 2007, ISBN 978-3-437-15061-6 ({{Google Buch|BuchID=w5Rd6NFbMiAC}}).
 
== Einzelnachweise ==
<references/>
 
[[Kategorie:Geschichte der Psychiatrie]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 11. August 2022, 12:02 Uhr

Zeichnung aus GA 320, S. 147