Apostel und Bildekräfte: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Leonardo da Vinci (1452-1519) - The Last Supper (1495-1498).jpg|thumb|500px|[[Christus]] und die zwölf Apostel:<br />[[Wikipedia:Leonardo da Vinci|Leonardo da Vinci]]: ''Das letzte Abendmahl'', 1495-1498, [[Wikipedia:Santa Maria delle Grazie (Mailand)|Santa Maria delle Grazie]] (Mailand)]]
Die '''Bildekräfte''' oder '''Formbildekräfte''' ({{EnS|formative forces}}) sind gestaltverwandelnde ([[Metamorphose|metamorphosierende]]) [[ätherisch]]e [[Universalkräfte]], in denen und durch die die höheren [[Hierarchien]] bis hinauf zu den erhabenen [[Tierkreis]]wesen gestaltend wirken.


Als '''Apostel''' ({{ELSalt|απόστολος}} ''apóstolos'' bzw. [[Wikipedia:Aramäische Sprache|aramäisch]]: ''saliah'' „Gesandter, Sendbote“) werden im weitesten Sinn die '''Jünger''' des [[Jesus Christus]] bezeichnet, die direkt von ihm selbst als „Gesandte“ beauftragt wurden. So werden etwa im [[Lukasevangelium]] - und nur dort - '''zweiundsiebzig Jünger''' erwähnt {{Bibel|Lk|10|1–24|LUT}}. Die [[Wikipedia:lateinische Kirche|lateinische Kirche]] bezeichnet sie gewöhnlich als „Jünger“, während sie die [[Wikipedia:orthodoxe Kirche|orthodoxe Kirche]] „Apostel“ nennt. Den engeren Schülerkreis des [[Christus]] bildeten die '''zwölf Apostel''', kurz '''die Zwölf''' (vgl. {{B|Mk|6|7-13|LUT}}).
== Gestaltbildende Kräfte ==


== Die zwölf Apostel ==
[[Goethe]] spricht in seiner «[[Morphologie]]» von der für diese Ätherkräfte charakteristischen, ständig beweglich bleibenden «[[Bildung#Goethe|Bildung]]», die im Gegensatz zur fertigen, fixierten [[Gestalt]] steht.


{{GZ|Die
{{Zitat|Der Deutsche hat für den Komplex des Daseins
Namengebung, um die es sich in der Bibel handelt, ist genommen
eines wirklichen Wesens das Wort Gestalt. Er abstrahiert bei diesem Ausdruck von dem Beweglichen, er
von der inneren Wesenheit der Menschen. Ein Beispiel dafür sind
nimmt an, daß ein Zusammengehöriges festgestellt,  
die Namen der zwölf Apostel. Sie weisen hin auf die Beziehung
abgeschlossen und in seinem Charakter fixiert sei.<br>
zwischen ihnen und dem Herrn, dem Christus, der das Haupt ist
Betrachten wir aber alle Gestalten, besonders die  
und als Zeichen den Widder oder das Lamm hat. Johannes bedeutet
organischen, so Enden wir, daß nirgend ein Bestehendes, nirgend ein Ruhendes, ein Abgeschlossenes vorkommt, sondern daß vielmehr alles in einer steten Bewegung schwanke. Daher unsere Sprache das Wort
der die Budhi Verkündende. Sie können den Menschen in zwölf
Bildung sowohl von dem Hervorgebrachten, als von
Teile einteilen, der ganze Mensch ist eine Zwölfheit. Der Mensch so,
dem Hervorgebrachtwerdenden gehörig genug zu
wie er jetzt ist, entstand allmählich. Jedesmal, wenn die Sonne in ein
brauchen pflegt.<br>
neues Sternbild trat, entwickelte sich ein neues Organ im Menschen.
Wollen wir also eine Morphologie einleiten, so
Als die Sonne im Zeichen des Löwen stand, bildete sich zum Beispiel
dürfen wir nicht von Gestalt sprechen; sondern, wenn
das Herz aus. Wenn der Mensch höher aufsteigt, involviert er
wir das Wort brauchen, uns allenfalls dabei nur die
in sich eine Gruppenseele. Das nun, was die Teile des Menschen
Idee, den Begriff oder ein in der Erfahrung nur für den
sind, finden Sie wieder in den Namen der zwölf Apostel, da sind sie
Augenblick Festgehaltenes denken.<br>
hineingeheimnißt. Was in einem gewöhnlichen Leib die zwölf Wesensbestandteile
Das Gebildete wird sogleich wieder umgebildet,  
sind, bedeuten die zwölf Apostel im Kollektivleib
und wir haben uns, wenn wir einigermaßen zum lebendigen Anschaun der Natur gelangen wollen, selbst
Christi. Der Teil, der das Ich darstellt, in welchem der Egoismus
so beweglich und bildsam zu erhalten, nach dem Beispiele mit dem sie uns vorgeht.|Goethe|''Morphologie: Die Absicht eingeleitet''<ref>Goethe-HA Bd. 13, S 55
herrscht, der dem Christus den Tod bringt, der ist genannt [[Judas Ischariot]]. Hinzugesetzt wurde bei dieser Namengebung noch, daß
</ref>}}
er den Beutel hatte, das Geld, das niedere Habsuchtsprinzip.|94|291f}}


{{GZ|Die höhere Entwickelung besteht darin, daß sich das, was im
== Bildekräfteleib ==
Wesen ist, hinaussetzt, so wie der Mensch die Schlange hinausgesetzt
hat und dabei die Schlange auf einer höheren Stufe in seinem Rückenmark
beibehält. Bei einer noch weiteren Entwickelung werden die
Menschen nicht nur Steine, Pflanzen und Tiere in die Welt hinaussetzen,
sondern Bewußtseinsstufen. In einem Bienenstock sind zum
Beispiel dreierlei Wesen, die eine gemeinsame Seele haben. Scheinbar
ganz getrennte Wesen wirken gemeinsam. So wird es auch einmal
beim Menschen sein; er wird seine Organe trennen. Alle einzelnen
Gehirnmoleküle wird er bewußt von außen her dirigieren müssen.
Dann ist er ein höheres Wesen geworden. So wird es auch mit den
Bewußtseins stufen sein. Man kann sich ein hohes Wesen denken, das
alle zwölf Bewußtseinsstufen aus sich herausgesetzt hat. Es selbst
ist dann als Dreizehntes da und wird sich sagen: Ich könnte das, was
ich bin, nicht sein, wenn ich nicht diese zwölf Bewußtseins stufen
aus mir herausgesondert hätte. - Diesen Fall haben wir in Christus
mit den zwölf Aposteln. Die zwölf Apostel stellen die Bewußtseinsstufen
dar, durch die Christus hindurchgegangen ist. Das erkennt man
im Johannes-Evangelium durch die Schilderung der Fußwaschung,
im dreizehnten Kapitel, durch die angedeutet wird, daß Christus es
den Aposteln verdankt, daß er die höhere Bewußtseinsstufe erreicht
hat: Wahrlich, merket euch das, es ist der Diener niemals höher zu
achten als der Herr. - Das höherentwickelte Wesen hat die anderen
auf der Bahn zurückgelassen und ist nun selbst der Diener der
anderen geworden.|93a|21}}


{{GZ|Immer erhebt sich ein höheres Naturreich auf Kosten eines niedrigeren
{{Hauptartikel|Ätherleib}}
Reiches. Gäbe es kein Mineralreich, so könnte das Pflanzenreich
nicht seine Nahrung daraus nehmen. Das Pflanzenreich wird
hinuntergestoßen, damit sich wieder ein höheres Reich, das Tierreich,
entwickeln kann und so weiter. Das Menschenreich braucht
auch die andern Reiche. Der höher Entwickelte braucht den weniger
Entwickelten. Wenn sich nicht eine untergeordnete Kaste bildete,
so könnte es keine höhere Kaste geben. So wie das Pflanzenreich
das Mineralreich voraussetzt, so setzt der Christus Jesus die
Apostel voraus. Kein Heiliger könnte sich entwickeln, wenn nicht
andere hinuntergestoßen würden. In Kapitel 13, Vers 16 steht:
«Der Knecht ist nicht größer denn sein Herr.» Christus ist aus den
Aposteln herausgewachsen, daher kann er sie die Herren nennen,
aus deren Gemeinschaft er herausgewachsen ist. Er wäscht ihnen
die Füße, um anzuzeigen, daß er insofern unter ihnen steht, als er
ihnen sein Dasein verdankt. Diese Empfindung muß jeder durchmachen
am eigenen Leibe. Wer niemals diese Empfindung durchlebt
hat, der hat den christlich-mystischen Weg nicht erkannt.
Weiter sagt Jesus: «Wer mein Brot isset, der tritt mich mit Füßen.» Er fühlt sich als in einer Gemeinschaft mit der ganzen Erde
befindlich. Er fühlt die ganze Menschheit als auf ihm lastend, ihn
mit Füßen tretend.


Nachdem Johannes dies alles auf dem Devachanplan erlebt hat,
Jedes [[Lebewesen]] trägt diese Bildekräfte in Form des Bildekräfte- oder [[Ätherleib]]s in sich: [[Pflanze]]n, [[Tier]]e und auch der [[Mensch]]. Lernt der Mensch, sich auch in seinem [[Bildekräfte-Leib]] zu erfühlen, wie er sich sonst nur in seinem [[Physischer Leib|physischen Leib]] fühlt, so wird er auch der [[übersinnlich]]en Bildekräftetätigkeit in der [[Natur]] gewahr; er nimmt dann wirklich Übersinnliches im [[Sinnliche Welt|Sinnlichen]] wahr.
kann er verstehen, was jetzt im Gleichnis vom Weinstock und den
Reben kommt. Die Gemeinschaft der ganzen christlichen Gemeinde
kommt darin zum Ausdruck.
 
Wir leben in der fünften Wurzelrasse unseres Erdendaseins.
Diese fünfte Wurzelrasse hat sieben Unterrassen, die urindische, die
urpersische, die ägyptisch-babylonisch-chaldäische, die griechischrömisch-
semitische, die germanische, die slawische und die siebente
Unterrasse. Die drei letzten Unterrassen der vierten Wurzelrasse,
der atlantischen, sind besonders wichtig. Aus der drittletzten, der ursemitischen
Unterrasse, ist die fünfte Wurzelrasse hervorgegangen.
In der Gegend, wo heute Irland ist, saß diese fünfte Unterrasse. Sie
wanderte von dort aus und ließ sich in die Wüste Gobi oder Schamo
führen. Von hier ging die Stammrasse für die jetzige Wurzelrasse,
die fünfte, aus. Nun sind drei Unterrassen der Atlantier, sieben Unterrassen
der arischen Wurzelrasse und zwei der sechsten Wurzelrasse,
die in gewisser Beziehung zusammengehören. Dann, wenn die
Menschheit alle diese Rassen durchlaufen hat, dann wird sie soweit
gekommen sein, daß ein großer Teil der Menschheit das erlangt hat,
wozu sie veranlagt ist.
 
Die zwölf Apostel sind die Sinnbilder für diese zwölf Unterrassen.
Jesus ist aus den zwölf Aposteln herausgewachsen. Jesus neigt
sich in der Fußwaschung zu den Rassen, denen er das Heil zu bringen
hat.
 
Im Gleichnis vom Weinstock fühlt Christus sich als derjenige,
der mit allen Rassen in Verbindung steht; er versorgt sie mit dem,
was das geistige Lebensblut ausmacht.
 
Nun kommen da noch die verschiedensten Bilder in der höheren
Welt hinein. Es wird uns der Verrat des Judas von Iskarioth vorgeführt.
Er ist der Vertreter einer der Rassen, und zwar der Rasse, welche
gerade alles auf den materiellen Plan herabbringt, unserer jetzigen
fünften Unterrasse, der materialistischen. Die Entwickelung,
derzufolge die Menschen vorher in der geistigen Anschauung gelebt
hatten und nun in die physische Welt hineingeführt werden mußten,
machte es ganz selbstverständlich, daß der Vertreter dieser fünften
Unterrasse gerade der Verräter wurde. Judas von Iskarioth war
der Vertreter der Rasse, die am tiefsten herunterkommt. Das Johannes-
Evangelium erlangt dadurch, daß es symbolisch aufzufassen ist,
die Möglichkeit, über Raum und Zeit hinaus seinen Wert zu behalten.
Die Tat des Judas gliedert sich ganz organisch in die Mission
Christi ein. Judas geht durch eine Art Märtyrertum. Er ist der Verräter
und auch in gewissem Sinne Märtyrer. Er führt die Opferung
Christi herbei.|97|44ff}}
 
{{GZ|Diejenigen, welche sich am schnellsten hinaufentwickelt haben
aus jenen Schichten der westlichen Bevölkerung, die überwunden
haben nach und nach den Durchgang durch die untersten Schichten,
aber nicht sehr weit in der intellektuellen Entwickelung hinaufgekommen
sind, sondern verhältnismäßig schlichte und einfache Menschen
geblieben sind — gleichsam die Auserlesensten davon, die nur
durch einen kräftigen Impuls, der sich in ihnen spiegelte, hinaufgehoben
werden konnten zu bestimmter Zeit, das waren diejenigen,
welche uns als die zwölf Apostel des Jesus geschildert sind. Das war
der verschlagene Extrakt der unteren Kasten, die nicht nach Indien
gekommen sind. Aus ihnen mußte die Substanz für die Jünger des
Christus-Jesus genommen werden. — Damit soll nichts gesagt sein über
vorhergehende oder nachfolgende Inkarnationen der Apostel-Individualitäten,
sondern lediglich über die physische Vorfahrenschaft derjenigen
Körper, in welchen die Apostel-Persönlichkeiten inkarniert
waren. Man muß überall die Inkarnationslinie und die physische Vererbungslinie
auseinanderhalten.|155|100}}
 
{{GZ|Eines der großen, bedeutsamen Bilder innerhalb der Mysterien des
Geistes muß ich schildern, wenn Sie verstehen wollen die Mysterien
des Sohnes. Ich muß schildern, wie der, welcher dreieinhalb Tage im
Schlafe lag, umgeben wurde von zwölf Menschengestalten, mit denen
er zusammen wie um eine Tafel saß. Und als was müssen sie erscheinen
einem jeden, der als Eingeweihter die Erlebnisse der höheren Welt
erlebt hatte ? Vor einem solchen waren zwölf seiner Inkarnationen aufgetreten,
zwölf seiner verschiedenen Leiber, durch die er selbst durchgegangen
war. Diese zwölf Leiber waren nichts anderes als das, was
er in sich trug als die Glieder seines Leibes. In okkulter Beziehung
teilt man den menschlichen Leib in zwölf Glieder, und diese sollen
nichts anderes sein als die Wiedergabe von zwölf Inkarnationen, durch
die der Mensch allmählich gereinigt wird und zu einer höheren Stufe
der Vollkommenheit hinaufgeführt wird. So fühlte sich der Mensch
umgeben von den Gestalten, durch die er einst selbst hindurchgegangen
ist, und er sagte sich: Die Gestalt, die du früher getragen hast, sie
lebt in einem deiner Glieder; in einem andern lebt die zweite Gestalt, in
einem andern die dritte, in einem andern die vierte und so weiter.
So umgeben sie dich, wie bei einer Mahlzeit die Gäste den Gastgeber.
 
Das war ein Bild, das vor eines jeden Seele in den Mysterien des
Geistes zu sehen war. Derjenige, der den Abschluß machte, das war
der Menschensohn, der nicht mehr der Sohn einer Familie, eines
Stammes, eines Volkes ist, sondern der Sohn der ganzen Menschheit.
Die höchste Vollkommenheit unter den Zwölfen hatte eigentlich der
Dreizehnte. Und weil er außerhalb seines irdischen Selbstes war, sah
er sich als den Dreizehnten.
 
Was so in der höheren Welt von jedem Einzuweihenden erlebt
wurde, das wollen wir jetzt einmal verfolgen, wie es im Christus Jesus
wiederholt wurde. Es ist eingekleidet wie in einen Schleier, so wie
alles äußerlich exoterisch Gegebene in Schleier eingehüllt ist. Das
Ostermahl, das der Christus mit den Zwölfen begeht, soll kein gewöhnliches
Mahl sein. Es soll etwas anderes sein: es soll auf dem physischen
Plan die Wiederholung dessen sein, was so und so oft die Eingeweihten
des Geistes auf dem höheren Plane erlebt haben.
 
Es heißt im Lukas-Evangelium, Kapitel 22, Vers 7-12: «Es kam
nun der Tag der süßen Brote, und die Jünger sprachen zu Jesu:
Wo willst du, daß wir das Osterlamm bereiten? Er sagte: Siehe, wenn
ihr in die Stadt hineinkommet, wird euch ein Mensch begegnen, der
trägt einen Wasserkrug. Folget ihm nach in das Haus, wo er hineingeht
und sagt zu dem Hausherrn: Der Meister läßt dir sagen: Wo ist die
Herberge, darin ich mit meinen Jüngern das Osterlamm essen möge? -
Und er wird euch einen großen Saal zeigen, daselbst bereitet es.»
 
Während des Ostermahles erklärte Er nochmals, daß das Brot Sein
Leib ist, und daß das Blut, das in Seinem Leibe fließt, ist wie der Saft
in dem Leibe der Pflanze. Er darf sagen in bezug auf den Pflanzensaft,
in bezug auf den Wein: «Das ist mein Blut», und Er darf es deshalb
sagen, weil Er der Geist der Erde ist. Er darf sagen von allen Stoffen:
«Das ist mein Leib», und von allen Säften: «Das ist mein Blut.»
 
Dann kommt die Szene, wo der Christus Jesus die Mysterien des
Geistes weiterentwickelt zu den Mysterien des Sohnes, um sie dann
fortzuleiten zu den Mysterien des Vaters. Wieder haben Sie sich vorzustellen,
daß die zwölf Apostel, die um ihn hemmsitzen, eine Verkörperung
seiner zwölf eigenen Körperglieder sind. Wenn Sie sich
das richtig vor die Seele führen, wenn Sie versuchen, mit Zartheit
und innerem Seelentakt eine Stelle zu fassen, die geradezu das Tiefste,
was im Christentum enthalten ist, enthüllt - eigentlich verhüllt -,
dann werden Sie den Übergang von den Mysterien des Geistes zu den
Mysterien des Sohnes geistig erfassen können.|96|290f}}
 
{{GZ|Erinnern Sie sich, wie da, wo gleich
im Beginne des Markus-Evangeliums von der Bestellung der Zwölf
geredet wird und wo die Rede ist von der Namengebung, wie er da zwei
von seinen Aposteln die «Donnerssöhne» nennt (3, 17). Das ist nicht
etwas, über das man einfach hinweglesen darf; das ist etwas, was man
wohl beachten muß, wenn man das Evangelium verstehen will. Warum
nennt er sie die Donnerssöhne? Weil er, damit sie seine Diener
werden, ein Element in sie verpflanzen will, das nicht von der Erde
ist, das von außerhalb der Erde herkommt, weil es das Evangelium
aus den Reichen der Angeloi und Archangeloi ist, weil es ein ganz
Neues ist und weil es nicht mehr genügt, bloß von den Menschen zu
sprechen, sondern von einem himmlischen, überirdischen Element,
dem Ich, und weil es notwendig ist, dies zu betonen. Er nennt sie
Donnerssöhne, um zu zeigen, daß auch die Seinigen eine Beziehung zu
dem überirdischen Element haben. Die nächste Welt, die an die unsrige
angeknüpft ist, ist die elementarische Welt, durch die erst erklärlich
wird, was in unsere Welt hereinspielt. Und der Christus gibt seinen Jüngern
Namen, durch die gesagt wird, daß unsere Welt an eine nächste
übersinnliche angrenzt. Er gibt ihnen die Beinamen von den Eigenschaften
der elementarischen Welt. Dasselbe ist der Fall, wenn er Simon
den «Felsenmann» nennt (3, 16). Wieder ist dabei auf ein Übersinnliches
hingewiesen. So wird durch das ganze Evangelium angekündigt
das Hereintreten des «Angelium», der Impulse aus der geistigen Welt.
 
Um das zu verstehen, braucht man nur richtig zu lesen, braucht man
nur die Voraussetzung zu machen, daß das Evangelium zugleich ein
Buch ist, aus dem die tiefste Weisheit herauszuholen ist. Der ganze
Fortschritt, der gemacht worden ist, besteht darin, daß die Seelen individualisiert
werden, daß sie nicht mehr bloß auf dem Umwege durch
die Gruppenseelenhaftigkeit, sondern durch das Element der Individualseele
ihre Beziehung zur übersinnlichen Welt haben. Und der,
welcher so vor die Menschheit hintritt, daß er innerhalb der Erdenwesen
erkannt wird, aber auch erkannt wird von den übersinnlichen
Wesenheiten, er bedarf, um hineinzuversenken in die Seelen derer,
die ihm dienen sollen, etwas von einem übersinnlichen Element,
dazu des besten Menschenelementes. Derjenigen Menschen bedarf er,
die es nach der alten Art in ihren Seelen selbst schon am weitesten gebracht
haben.
 
Es ist im höchsten Sinne interessant, den seelischen Werdegang derjenigen
zu verfolgen, die der Christus Jesus um sich versammelt, die
er beruft zu seinen Zwölfen, die, man möchte sagen, wenn sie einem
in ihrer Einfachheit entgegentreten, am allergrandiosesten das durchgemacht
haben, was ich Ihnen gestern zeigen wollte bei mehr auseinanderliegenden
Inkarnationen von Menschenseelen. Der Mensch muß
sich erst hineinfinden in das Individuelle. Er kann da zunächst sich
selber schwer zurechtfinden, wenn er von dem, was in seiner Seele im
Element des Volkstums gewurzelt hat, versetzt wird in das Auf-sichselbst-
Gestelltsein. Die Zwölf waren es. Sie wurzelten tief in einem
Volkstum, das sich gerade wieder in der grandiosesten Weise als Volkstum
erfaßt hatte. Und sie waren wie mit nackter Seele, mit einfacher
Seele dastehend, als der Christus sie wiederfand. Man hat es dabei mit
ganz unregelmäßigen Zwischenzeiten zwischen den Inkarnationen zu
tun. Richten konnte sich der Blick des Christus auf die Zwölf: Diejenigen
Seelen erschienen wieder, die in den sieben Makkabäersöhnen<ref name="Makkabäer>''in den sieben Makkabäersöhnen'' und ''den sieben Söhnen der Makkabäermutter'': Hier liegen offensichtlich Fehler in der Nachschrift vor. Gemeint sind die sieben Brüder aus
2.Makkabäer 7. Diese hießen früher gewöhnlich die sieben makkabäischen Brüder, weil
sie in der makkabäischen Zeit den Tod erlitten und dieser in den Büchern der
Makkabäer erzählt ist; sie sind aber keine Makkabäer - als Makkabäer werden die
Mitglieder der Familie des Mattathias bezeichnet und später werden auch die Anhänger
des Judas Makkabäus, des dritten Sohnes des Mattathias, Makkabäer genannt.</ref>
und in den fünf Söhnen des Mattathias, in Judas und seinen Brüdern,
verkörpert waren; daraus setzte sich das Apostolat zusammen. Sie
waren hineingeworfen in das Element der Fischer und der einfachen
Leute; aber sie waren in der Zeit, als das jüdische Element zu einem
Kulminationspunkt hinaufgestiegen war, von dem Bewußtsein durchdrungen,
daß dieses Element zu dieser Zeit höchste Kraft war, aber
nur Kraft, während es jetzt individualisiert auftrat, als es sich um den
Christus herumgruppierte.
 
Man könnte sich vorstellen, daß jemand ein ganz Ungläubiger wäre
und nur künstlerisch das ins Auge fassen wollte, wie am Ende des
Alten Testamentes Sieben und Fünf auftreten und wie Zwölf wieder
am Anfange des Neuen Testamentes zu finden sind. Wenn man dies
rein als künstlerisch-kompositionelles Element nimmt, kann man schon
von der Einfachheit und der künstlerischen Größe des Bibelbuches ergriffen
sein, ganz abgesehen davon, daß die Zwölfsich zusammensetzen
aus den fünf Söhnen des Mattathias und den sieben Söhnen der
Makkabäermutter<ref name="Makkabäer></ref>. Man wird lernen müssen, die Bibel auch als Kunstwerk
zu nehmen; dann wird einem erst das Gefühl für die Größe aufgehen,
die in die Bibel als Kunstwerk hineingelegt ist. Und man wird
ein Gefühl dafür erhalten, worauf sich das, was da künstlerisch hineingelegt
ist, eben beziehen muß.
 
Nun darf vielleicht noch auf eines aufmerksam gemacht werden.
Unter den fünf Söhnen des Mattathias ist einer, der schon im Alten
Testament Judas heißt. Er ist damals derjenige, welcher am kräftigsten
kämpft für sein Volk, der ganz und gar mit seiner Seele seinem
Volkstum hingegeben ist, und dem es auch gelingt, einen Bund mit
den Römern zu schließen gegen den König Antiochus von Syrien
(i. Makk. 8). Dieser Judas ist derselbe, welcher später die Prüfung
durchzumachen hat, den Verrat zu begehen, weil er, der am
allerinnigsten verbunden ist mit dem spezifisch althebräischen Element,
nicht gleich den Übergang zu dem christlichen Element finden
kann und erst die harte Prüfung braucht durch den Verrat. Es
steht, wenn man wieder das rein Künstlerisch-Kompositionelle betrachtet,
ganz wunderbar da die, man möchte sagen, grandiose Gestalt
des Judas in den letzten Kapiteln des Alten Testamentes und die Gestalt
des Judas im Neuen Testament. Und merkwürdig ist in diesem
symptomatischen Vorgang, daß der Judas des Alten Testamentes einen
Bund mit den Römern schließt, alles das vorbildet, was später geschehen
ist, nämlich den Weg, den das Christentum genommen hat
durch das Römertum, um in die Welt einzutreten. Das ist, möchte man
sagen, die weitere Ausgestaltung. Und wenn Ich hinzufügen würde,
was auch gewußt werden kann, was aber doch nicht in einem Vortrage
vor einem so großen Zuhörerkreise gesagt werden kann, so würden
Sie sehen, wie eigentlich gerade durch die spätere Wiederverkörperung
dieses Judas<ref>[[Augustinus]]</ref> die Verschmelzung geschieht des römischen Elementes
mit dem christlichen Element und wie der wiederverkörperte Judas
der erste ist, der sozusagen den großen Erfolg hat in der Ausbreitung
des romanisierten Christentums, und wie der Bündnisabschluß des
Judas des Alten Testamentes mit den Römern die prophetische Vortatsache
ist dessen, was ein Späterer tut, der dem Okkultisten wiedererscheint
als der wiederverkörperte Judas, der da durchgehen mußte
durch die harte Seelenprüfung des Verrates. Und was sich dann durch
sein späteres Wirken zeigt als Christentum im Römertum und Römertum
im Christentum zugleich, das erscheint wie eine ins Geistige umgesetzte
Erneuerung des Bündnisses des alttestamentlichen Judas mit
den Römern.|139|42ff}}
 
{{GGZ|Nun hatte die Menge, die dem Christus Jesus gegenüberstand, von
dem alten Hellsehertum zwar nur noch letzte Reste; aber die Seelen
waren noch dazu geschickt, zuzuhören, wenn in Bildern gesprochen
wurde von dem Hergang des Seins und des Menschheitswerdens. Und
wie zu jemand, der sich noch die letzte Erbschaft des alten Hellsehens
erhalten hatte und hineingetragen hatte in das gewöhnliche Seelenleben,
so sprach der Christus Jesus zur Menge.
 
Und welches waren die intimen Schüler? Wir haben gehört, wie sie
sich zu den Zwölfen zusammensetzten aus den sieben Söhnen der
Makkabäermutter und den fünf Söhnen des Mattathias. Wir haben gehört,
wie sie aufgerückt waren durch das ganze althebräische Volk
hindurch zu der starken Betonung des unsterblichen Ich. Sie waren
die wirklich ersten, die der Christus Jesus sich auswählen konnte, um
an das zu appellieren, was in jeder Seele lebt, so lebt, wie es werden
sollte zu einem neuen Ausgangspunkt für das Menschenwerden. Zur
Menge sprach er, indem er voraussetzte, daß sie das verstehe, was sich
als Erbschaft von dem alten Hellsehen erhalten hat; zu seinen Jüngern
sprach er so, daß er von ihnen voraussetzen konnte, daß sie die ersten
seien, die schon etwas von dem verstehen konnten, wie wir heute von
den höheren Welten zu den Menschen sprechen. Es war also durch
den ganzen Zeitenwendepunkt geboten, daß der Christus Jesus in verschiedener
Weise sprach, wenn er zur Menge sprach und wenn er zu
denen sprach, die seine intimen Schüler waren. Mitten hinein in die
Menge stellt er sie, die er als die Zwölf an sich zog. Was für die Folgezeit
allgemeines Menschengut werden sollte, verstehen, vernunftgemäß
verstehen, was sich auf die höheren Welten und auf die Geheimnisse
der Menschheitsevolution bezieht, das war die Aufgabe des
engeren Schülerkreises des Christus Jesus. Er sprach - nehmen Sie nur
das Ganze, was er da sagte bei der Auslegung des Gleichnisses für
seine Schüler ~, man möchte sagen, auch in sokratischen Worten. Denn
das, was er da sprach, das holte er aus jeder Seele selber heraus, nur daß
Sokrates sich mehr beschränkte auf die irdischen Verhältnisse, man
möchte sagen, auf die gemeine Logik, während der Christus Jesus über
die spirituellen Angelegenheiten sprach. Aber er sprach über die spirituellen
Angelegenheiten, wenn er zu seinen intimen Schülern sprach,
auf sokratische Art. Wenn Buddha zu seinen Schülern sprach, dann
sprach er so, daß er ihnen die spirituellen Angelegenheiten klarlegte,
aber so klarlegte, wie es die Erleuchtung gibt, wie es also nur der Aufenthalt
der Menschenseele in den höheren Welten gibt. Wenn der
Christus zur Menge sprach, dann sprach er so, wie es die gewöhnliche
Menschenseele in früheren Zeiten in den höheren Welten erlebt hat.
Zur Menge sprach er, man möchte sagen, wie ein populärer Buddha;
zu seinen intimen Schülern sprach er wie ein höherer Sokrates, wie ein
spiritualisierter Sokrates. Sokrates holte die individuelle, irdische Vernunft
aus den Seelen seiner Schüler heraus; der Christus holte die
himmlische Vernunft aus den Seelen seiner Schüler heraus. Der Buddha
gab seinen Schülern die himmlische Erleuchtung; der Christus gab
der Menge die irdische Erleuchtung in seinen Gleichnissen.
 
Ich bitte Sie, nehmen Sie diese drei Bilder: drüben im Ganges-Lande
den Buddha mit seinen Schülern - das Gegenbild des Sokrates;
drüben in Griechenland den Sokrates mit seinen Schülern - das Gegenbild
des Buddha. Und dann diese merkwürdige Synthese, diese
merkwürdige Verbindung vier bis fünf Jahrhunderte später. Da
haben Sie den gesetzmäßigen Werdegang der Menschheitsevolution
an einem der größten Beispiele vor Ihrer Seele stehen.|139|84f}}
 
{{GZ|Die Sonnenhelden verließen also während der Einweihung
ihren Leib; hatten sie sich mit diesen Kräften erfüllt, dann traten
sie wiederum in ihren Leib zurück. Wenn sie zurückgekehrt waren,
dann hatten sie die Kräfte in ihrer Seele, welche die Arbeit eines Volkes
herausführen konnten in die ganze Entwickelung der Menschheit.
Und was erlebten diese Sonnenhelden während der dreieinhalb Tage
ihrer Einweihung? Während sie - wir können es schon so nennen -
wandelten nicht auf der Erde, sondern auf der Sonne, was erlebten
sie? Die Gemeinsamkeit mit dem Christus, der vor dem Mysterium
von Golgatha noch nicht auf der Erde war! Alle alten Sonnenhelden
waren so in die Sonnensphäre hinaufgegangen, denn nur da konnte
man in den alten Zeiten die Gemeinsamkeit mit dem Christus erleben.
Aus dieser Welt, in die hinaufsteigen mußten während ihrer Einweihung
die alten Eingeweihten, ist der Christus herabgestiegen auf
die Erde. Wir können also sagen: Dasjenige, was durch die ganze
Prozedur der Einweihung in alten Zeiten für einzelne Wenige hat erreicht
werden können, das wurde erreicht wie durch ein naturgemäßes
Ereignis in den Piingsttagen von denjenigen, welche die
Apostel des Christus waren. Während früher die Menschenseelen
hatten hinaufsteigen müssen zu dem Christus, war jetzt der Christus
zu den Aposteln herabgestiegen. Und die Apostel waren in gewisser
Weise solche Seelen geworden, die in sich trugen jenen Inhalt, den
die alten Sonnenhelden in ihren Seelen gehabt haben. Die geistige
Kraft der Sonne hatte sich ausgegossen über die Seelen dieser Menschen
und wirkte fortan weiter in der Menschheitsevolution. Damit
dies geschehen konnte, damit das Wirken einer ganz neuen Kraft auf
die Erde kommen konnte, mußte das Ereignis von Palästina, mußte
das Mysterium von Golgatha sich vollziehen.|148|46f}}
 
=== Die zwölf Apostel und die zwölf Bodhisattvas ===
 
{{GZ|Der Mensch muß aber, indem er den Übergang finden soll vom
Mondenbereich in den Sonnenbereich, eine Führerschaft haben.
Ich habe schon hingedeutet auf diese Führerschaft. Wir haben ja
gesehen, daß in der allerältesten Epoche der Menschheit diejenigen
Wesen hier auf Erden gelebt haben, die sich dann in die kosmische
Mondenfestung wie verschanzt, wie zurückgezogen haben. Die
Wesen selber also sind solche, zu denen der Mensch erst wiederum
eine Beziehung erlangt nach dem Tode. Aber es sind Nachfolger
dieser Wesenheiten geblieben, welche von Zeit zu Zeit dann in den
älteren nachfolgenden Epochen der Menschheit auf Erden erschienen
sind. Im Orient hat man diese Wesenheiten die Bodhisattvas
genannt. Die erschienen wohl im Menschenleibe verkörpert, waren
aber dennoch die Nachkommen derjenigen Wesenheiten, die sich
dann im Monde verschanzten. So daß das Leben der Bodhisattvas
eigentlich verfließt in Gemeinschaft mit den in der kosmischen
Mondenfestung lebenden Wesenheiten. Da liegen die Quellen ihrer
Kraft, da liegen die Quellen ihrer Gedanken. Und sie waren es, die
dann den Menschen Führer waren, ihnen den Übergang möglich
gemacht haben durch das, was sie auf Erden sie lehrten, so daß die
Menschen die Kraft hatten, als sie an das Ende der Mondenregion
kamen, in die Sonnenregion überzugehen.
 
Wir werden nun in den nächsten Vorträgen sehen, wie das im
Laufe der Menschheitsentwickelung auf Erden eben unmöglich
geworden ist, und wie vom Sonnenwesen selber hat herunterkommen
müssen das Christus-Wesen, um das Mysterium von Golgatha
zu vollbringen, damit der Mensch durch seine Christus-Lehre,
durch die Lehre von dem Mysterium von Golgatha auf der Erde
die starke Kraft empfängt, den Übergang aus der Seelenwelt in
das Geisterland, aus der Mondenregion in die Sonnenregion zu
gewinnen.
 
Und während in alten Zeiten der Erdenentwickelung dasjenige,
was aus der Mondenregion mit der Erde innig verbunden war, eigentlich
für das Spirituelle der Erde gesorgt hat, trat, «als die Zeit
erfüllet war», nachdem das erste Drittel der vierten nachatlantischen
Epoche verlaufen war, in der Erdenentwickelung selber an
die Stelle der direkten oder indirekten Mondenwirkung - als noch
in den Wesen die Bodhisattvas wirkten - die Wirkung des Mysteriums
von Golgatha, die Christus-Wirkung ein. Die Christus-Wirkung
war umgeben von der zwölffachen Bodhisattva-Wirkung,
was angedeutet ist, aber eben auch wirklich ist, durch die zwölf
Apostel in der Umgebung des Christus; so daß also der Christus,
der im Leibe des Jesus verkörpert ist, die Kraft ist, die nun, von
dem geistigen Sonnendasein ausgehend, mit der Erde sich verbunden
hat.|227|237f}}
 
=== Elias/Johannes der Täufer als Gruppenseele der zwölf Apostel ===
 
Sehr deutlich hat [[Rudolf Steiner]] immer wieder dargestellt, dass die überragende Geistgestalt des Johannes/Elias sich nicht vollständig in einem einzelnen [[Leib]] inkarnieren konnte. Als er als [[Prophet]] Elias wirkte, war er zugleich, in Gemeinschaft mit höheren [[Geistige Wesenheiten|geistigen Wesenheiten]], so etwas wie die [[Gruppenseele]] des jüdischen Volkes. Auch in seiner Inkarnation als Johannes der Täufer ragte seine Geistgestalt weit über das Leibesgefäß hinaus. In seinen Vorträgen über das [[Markus-Evangelium]] {{Lit|GA 139}} hat Rudolf Steiner dann das weitere Schicksal des Täufers in der [[Geistige Welt|geistigen Welt]] nach seiner Enthauptung dargestellt. Nach dem Tod wird Elias/Johannes zur [[Gruppenseele]] der zwölf Apostel und öffenet ihnen dadurch den Weg zu einer neuen Art des [[Hellsehen]]s und sie selbst heilen nun Kranke und treiben Dämonen aus. [[Herodes Antipas|Herodes]] selbst führt das darauf zurück, dass der Täufer von den Toten auferstanden sei.


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12 Die Zwölf machten sich auf den Weg und riefen die Menschen zur Umkehr auf. 13 Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie. 14 Der König Herodes hörte von Jesus; denn sein Name war bekannt geworden und man sagte: Johannes der Täufer ist von den Toten auferstanden; deshalb wirken solche Kräfte in ihm. 15 Andere sagten: Er ist Elija. Wieder andere: Er ist ein Prophet, wie einer von den alten Propheten. 16 Als aber Herodes von ihm hörte, sagte er: Johannes, den ich enthaupten ließ, ist auferstanden. {{B|Mk|6|12}}
"Die Pflanze, die ein lebendes Wesen ist, ist
</div>  
nicht nur aus dem zusammengesetzt, was Physik und Chemie,
oder die aus ihnen wiederum zusammengesetzte Biologie
oder Physiologie erforschen kann, sondern sie enthält
noch etwas ganz anderes. Haben wir es in uns selbst so weit
gebracht, daß wir uns in einem Bildekräfte-Leib fühlen,
wie sonst mit unserm gewöhnlichen Ich in einem physischen
Leib, dann können wir, wie wir im physischen Leib Auge
und Ohr zu Sinneswahrnehmungen benutzen, durch diesen
Bildekräfte-Leib, den wir aus dem seelischen Tastsinn heraus
differenziert haben, auch wahrnehmen, was Übersinnliches
in der übrigen Welt ist, was als Übersinnliches die
Natur durchsetzt und durchwebt. Dann sehen wir in allem
Pflanzlichen, allem Tierischen und auch physisch Menschlichen
außer uns das Geistige, das dann nicht ein in trivialem
Sinne Visionäres ist, sondern ebenso vor der erkrafteten
Seele dasteht wie der Inhalt der Sinneswahrnehmungen vor
der unerkrafteten Seele. Nur müssen wir überall die Raumesbegriffe
durch Zeitbegriffe ersetzen können. Wodurch
nehmen wir eigentlich wahr dasjenige, was übersinnlich in
der Pflanze ist? Dadurch, daß wir unser eigenes Übersinnliches
im Bildekräfte-Leib, wie er sich regt und webt, wahrnehmen,
dadurch nehmen wir nun auch das Übersinnliche
in der Pflanzenwelt wahr, ähnlich, wie wenn ein Ton in
einem musikalischen Zusammenhang den andern wahrnehmen
würde. Die Wahrnehmung des Übersinnlichen in der
Pflanzenwelt beruht ganz und gar darauf, daß unser eigener
Bildekräfte-Leib in seinem Leben und Weben in einem viel
langsameren Tempo ablauft als das Leben und Weben des
pflanzlichen Bildekräfte-Leibes. Ich habe das genauer ausgeführt
in einer kleinen Schrift «Das menschliche Leben vom
Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft». Da wird man finden,
wie alles abhängt von diesem verschiedenen Tempo in
dem Zeitmaße des menschlichen und des pflanzlichen Bildekräfte-
Leibes. Dadurch, daß sich unser Bildekräfte-Leib in
Wechselwirkung versetzen kann wie ein höheres, bildsames
Organ mit dem viel schneller ablaufenden Leben der Pflanze,
dadurch nehmen wir wirklich die andere Art des Lebens
im Pflanzlichen wahr. Dadurch wird etwas ganz anderes
vor unsere Seele treten als die alte, erspekulierte Lebenskraft
war. Wir nehmen, mit anderen Worten, Übersinnliches
im Sinnlichen wirklich wahr." {{Lit|{{G|67|60f}}}}
</div>


{{GZ|So, wie der einzelne Mensch ist, so stellt das Alte Testament den ganzen
== Beobachtung der Bildekräftetätigkeit ==
Körper des althebräischen Volkes dar. Wir sehen, was sich durch
die Rasseneigentümlichkeiten dieses Volkes alles entwickelt in der Zeit
des Abraham, Isaak und Jakob, wie alles davon abhängt, daß dieses
Volk gerade diese Bluts- und Rasseneigentümlichkeiten hat. Und verfolgen
Sie, was da geschildert wird, dann werden Sie sagen: Bis zu einem
bestimmten Moment treten gewisse Rasseneigentümlichkeiten
als das die Impulse Gebende im Alten Testament auf. Dann kommt die
Zeit, da dieses Volk seine Seele ausbildet, was sich so ausnimmt, wie
der einzelne Mensch sein Seelisches in den Zwanziger]ahren hinstellt.
Das ist da, wo der Prophet Elias auftritt, denn der Prophet Elias erscheint
wie die ganze eigentümliche Seele des althebräischen Volkes.
Dann kommen die anderen Propheten, von denen ich Ihnen vor einigen
Tagen sagen konnte, daß sie die Seelen der verschiedensten Eingeweihten
der anderen Völker sind, die sich in dem alttestamentüchen
Volke versammeln. Da hört die Seele dieses Volkes auf dasjenige, was
die Seelen der anderen Völker zu sagen haben. Wie in einer großen Harmonie,
wie in einer Symphonie vermischt sich das, was von Elias bleibt
und was die Seelen der anderen Völker durch die anderen Propheten
zu sagen haben, die sich in dem alttestamentlichen Volke verkörpern.


So reift dieser Körper des althebräischen Volkes heran. Und er stirbt
{{GZ|Ich habe darauf hingewiesen, wie
in einer gewissen Weise, indem er nur das Geistige, das, was geistig
man das Vorstellungsleben selber erkraften, verstärken kann. Geradeso,
bleibt, in seinen Glauben, in sein Bekenntnis aufnimmt, wie wir es so
wie wir einen Muskel stärken, wenn wir ihn fortwährend arbeitend
herrlich sehen an der Darstellung der Makkabäer. Man möchte sagen:
gebrauchen, so können wir das Vorstellungsleben stärken,
In dieser Darstellung der Makkabäer erscheint das altgewordene Volk
wenn wir in dem Sinne, wie ich es zum Beispiel in meiner Schrift
des Alten Testamentes, das sich allmählich als altgewordenes Volk zur
«[[Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?]]» in allen Einzelheiten
Ruhe legt, aber das Bewußtsein von der Ewigkeit der Menschenseele
angeführt habe, wenn wir dieses Vorstellungsleben durch
aus den Makkabäersöhnen unmittelbar kundgibt. Die Ewigkeit des
innerliche seelische Arbeit in eine gewisse Richtung bringen, wenn
einzelnen tritt uns als Bewußtsein des Volkes entgegen. Und es ist
wir gewisse leicht überschaubare Vorstellungen in den Mittelpunkt
jetzt, indem der Körper des Volkes selber zugrunde geht, wie wenn
des Bewußtseins rücken und immer wieder auf diese Weise einer
diese Seele als Seelensame in einer ganz neuen Gestalt bleibt. Wo ist
vorstellenden Arbeit uns hingeben, der wir uns sonst nicht hingeben.
sie, diese Seele?
Ich kann dies nur prinzipiell hier andeuten, aber Sie finden
in dem eben genannten Werk und auch im zweiten Teil meiner
«[[GA 13|Geheimwissenschaft]]» deutliche Aufschlüsse darüber, daß das
Vorstellungsleben des Menschen durch solche Meditations- und
Konzentrations-Übungen des Denkens etwas ganz anderes werden
kann. Ich möchte sagen: Ohne irgendwelche abnorme Vornahme,
sondern durch bloße Fortbildung dessen, was als Gedankenleben,
als Vorstellungsleben im Menschen normal ist, kann ein stärkeres,
kräftigeres Vorstellungsleben erzeugt werden.


Diese Elias-Seele, zugleich ist sie die Seele des alttestamentlichen
Und indem man dieses kräftigere Vorstellungsleben erzeugt,
Volkes, als sie in den Täufer eintritt, im Täufer lebt. Da er gefangengesetzt
indem man durch Meditation und Konzentration sich über das hinaushebt, was in unserem gewöhnlichen Vorstellungsleben eigentlich
und dann von Herodes geköpft wird, was geschieht da mit dieser
bloß bildhaft ist, kommt man zu dem, was ich in den genannten
Seele? Wir haben es schon angedeutet. Diese Seele wird selbständig,
Büchern das inhaltsvolle, imaginative Vorstellen nenne.
verläßt den Leib, wirkt aber wie eine Aura weiter, und in das Gebiet
dieser Aura tritt ein der Christus Jesus. Wo aber ist die Seele des Elias,
die Seele Johannes des Täufers? Es ist im Markus-Evangelium deutlich
genug angedeutet. Die Seele Johannes des Täufers, die Seele des
Elias, sie wird die Gruppenseele der Zwölf, sie lebt in den Zwölfen
und lebt in den Zwölfen weiter. Sehr, sehr merkwürdig wird uns das,
man möchte sagen, in jener Art, wie künstlerisch gezeichnet wird, angedeutet,
indem uns erzählt wird, bevor im Markus-Evangelium von
dem Tode Johannes des Täufers gesprochen wird, wie der Unterricht
sozusagen, die Lehrweise des Christus Jesus zu der großen Menge ist
und wie zu seinen einzelnen Schülern. Wir haben davon gesprochen.
Aber das ändert sich, als die Elias-Seele von Johannes dem Täufer frei
wird, als sie wie eine Gruppenseele in den Zwölfen weiterlebt. Und
das wird angedeutet. Denn von da ab - lesen Sie nach, man merkt es
ganz deutlich - macht der Christus an seine Zwölf höhere Ansprüche
als vorher. Er fordert von ihnen, daß sie Höheres verstehen. Und das
sehr Merkwürdige ist dies, was sie gerade verstehen sollen und was es
ist, das er, weil sie es nicht verstehen, ihnen später zum Vorwurf
macht. Lesen Sie in diesem Buche genau! Auf die eine Seite der Dinge
habe ich bereits hingewiesen: daß von einer Brotvermehrung die Rede
ist, als Elias zu der Witwe nach Sarepta kommt, und daß, als die
Elias-Seele frei wird von Johannes dem Täufer, wieder von einer
Brotvermehrung berichtet wird. Aber jetzt verlangt der Christus gerade
von seinen Jüngern, daß sie den Sinn dieser Brotvermehrung
ganz besonders verstehen sollen. Vorher spricht er solche Art von
Worten nicht zu ihnen. Dann aber, als sie verstehen sollen, was das
Schicksal Johannes des Täufers nach der Enthauptung durch Herodes
ist, was durch die fünf Brote mit den Fünftausend geschieht, wo die
Brocken in zwölf Körben gesammelt werden, und was mit den sieben
Broten und den Viertausend geschieht, wo die Brocken in sieben Körben
gesammelt werden, da sagt er zu ihnen:


[[Bild:Transfiguration Raphael.jpg|thumb|250px|[[Wikipedia:Raffael|Raffael]], Transfiguration (Verklärung Christi), 1520]]
Dieses [[Imagination|imaginative Vorstellen]] lebt mit einer solchen inneren
[[Datei:Grunewald Isenheim1.jpg|mini|400px|[[Wikipedia:Matthias Grünewald|Matthias Grünewald]]: ''[[Wikipedia:Isenheimer Altar|Isenheimer Altar]]'' (1506-1515)]]
Lebendigkeit in dem bloßen Gedanken, wie sonst der Mensch in
seinen äußeren Wahrnehmungen lebt. Dadurch aber kommt man
allmählich dahin, daß das Vorstellungsleben nicht mehr dieses
bloß abstrakte, dieses, ich möchte sagen bloß bildhafte ist, sondern
man macht durch rein innerliche Forschung - die aber durchaus
mit demselben Ernst getrieben wird wie nur irgendeine wissenschaftliche
Forschung - die Entdeckung, daß die Seele, die ihr
Vorstellungsleben sonst nur mit den Ergebnissen der äußeren Eindrücke
anfüllen konnte, innerlich von Kräften erfüllt wird, die gewissermaßen
in das Seelenleben hereinschießen. Die Vorstellungen
sind nicht mehr bloß dieses Leichtflüssige, wenn sie durch Meditation,
durch Konzentration ausgebildet werden, sondern sie werden
durchkraftet, durchzogen von Kräften, die ich gestaltende Kräfte
nennen möchte, von Kräften, die ein innerlich geistig-plastisches
Element ausmachen. Und man entdeckt nach einiger Zeit, daß man
durch diese Ausbildung des Vorstellungslebens mit demjenigen
zusammenwächst, was die Bildekräfte des menschlichen Leibes selber
sind; man macht nach einiger Zeit die Entdeckung, daß das
Gedankenleben gewissermaßen nichts anderes ist als das verdünnte
Kraftleben des menschlichen Wachstums. Was uns im physischen
Leibe von der Geburt bis zum Tode innerlich plastisch gestaltet, das
ist, ich möchte sagen in einem «verdünnten» Zustand unser Vorstellungsleben
im gewöhnlichen Bewußtsein.


<blockquote><poem>« Merket und verstehet ihr noch nichts ? Bleibt es bei der Verfinsterung eurer Seele?
Wir blicken hin auf das eben geborene Kind. Wir wissen, daß in
Ihr habt Augen und sehet nicht, Ohren und höret nicht, und denket nicht daran, da ich die fünf Brote gebrochen habe für die Fünftausend. Wieviel Körbe voll Brocken habt ihr da aufgehoben? Sie sagen zu ihm: Zwölf.
diesem eben geborenen Kind, vom Gehirn ausgehend, die bildsamen,
Und wie dann die sieben Brote unter die Viertausend, wieviel Handkörbe voll Brocken habt ihr aufgehoben? Und sie sagen zu ihm: Sieben.
die plastischen Kräfte an der Gestaltung des Leibes arbeiten.
Und er sagt zu ihnen: «Verstehet ihr noch nicht?» {{Bibel|Mk|8|17-21|LUT}}</poem></blockquote>
Wir verfolgen das Wachstum des Kindes, wie es ausstrahlt gerade
von der plastischen Gehirntätigkeit, wir verfolgen es bis zu einem
gewissen Einschnitt im menschlichen Erdenleben, bis zum Zahnwechsel,
bis gegen das siebente Lebensjahr hin. Wir werden, indem
wir dieses Kraftleben, das da im Menschen pulsiert, das plastisch in
ihm tätig ist, zunächst als ein Unbestimmtes empfinden. Auf der
andern Seite, indem wir unser Vorstellungsleben durch Meditation,
durch Konzentration kraftvoll ausgestalten, werden wir unbewußt
zu demselben Element hingeführt, das plastisch von unserer ersten
Kindheit an in uns arbeitete. Und das ist eine bedeutsame Entdekkung
des inneren menschlichen Lebens, daß man das Vorstellungsleben
so erkraften kann, daß man es innerlich so intensiv machen
kann, daß man sich dann darinnen fühlt in dem, was des Menschen
Bildekräfte sind, was Bildekräfte sind in seinem Wachstum, in seinem
Stoffwechsel. So sonderbar es für die heutige Forschung
noch klingt: es ist so, daß es möglich ist, durch eine Verstärkung des
Seelenlebens in das hineinzuwachsen, was uns gewissermaßen dann
aufnimmt als dasjenige, was unsern äußeren physischen Leib
als seine Bildekräfte plastisch gestaltet. Man wächst durch das Vorstellungsleben
in die Wirklichkeit hinein, man wachst in ein gestaltendes
Element hinein.


Er macht ihnen den schweren Vorwurf, daß sie das, was in diesen
Und man lernt auf diese Art kennen, was hinter dem bloßen Gedankenprozeß
Offenbarungen enthalten ist, nicht verstehen können. Warum? Weil
liegt; man lernt erkennen, wie ein Geistiges, mit dem
er im Sinne hat: Jetzt ist der Geist des Elias freigeworden, er lebt in
man sich jetzt verbunden hat, am menschlichen Organismus von
euch, und ihr müßt euch nach und nach würdig erzeigen, daß er in
der Geburt bis zum Tod arbeitet. Das Vorstellungsleben bekommt
eure Seele eindringt, daß ihr Höheres verstehen könnt, als ihr früher
seine Realität, das Vorstellungsleben ist nicht mehr das bloße Bildleben,
verstanden habt. Wenn der Christus Jesus zur Menge sprach, so
das Vorstellungsleben wird ein Kraftleben, das im Dasein
sprach er in Gleichnissen, in Bildern, weil diese Menschen noch den
selber drinnensteht.|297a|93ff}}
Nachklang derjenigen bildeten, die das Übersinnliche gesehen haben
in den Imaginationen, in der imaginativen Erkenntnis; so daß er zur
Menge sprechen mußte in der Art, wie die alten Hellseher gesprochen
haben. Sokratisch, das heißt nach der gewöhnlichen Vernunft auslegen
konnte er es denen, die als seine Jünger aus dem alttestamentlichen
Volke hervorgegangen sind. Er konnte ihnen die Gleichnisse auslegen.
Er konnte zu dem neuen Sinn sprechen, zu dem, was für die
Menschheit gewöhnlich geworden war, nachdem das alte Hellsehen
verglommen war. Aber dadurch, daß der Geist des Elias als eine Gruppenseele
an die Zwölf herangetreten ist, sie durchsetzt hat wie eine gemeinsame
Aura, dadurch wurden sie in einem höheren Sinne oder
konnten wenigstens in einem höheren Sinne hellsichtig werden,
konnten das, was sie als einzelne nicht erlangen konnten, als Zwölf zusammen,
erleuchtet durch den Geist des Elias-Johannes, erschauen.
Dazu wollte der Christus sie erziehen.|139|119ff}}


Nun sind die Apostel bereit, die [[Speisung der Fünftausend]] und die [[Speisung der Viertausend]] als übersinnliche Ereignisse zu erfahren. Dann schränkte sich die Wirksamkeit der geistige Individulität des Täufers auf den engeren Kreis der drei Apostel [[Petrus]], [[Jakobus der Ältere|Jakobus]] und Johannes ein. Sie wurden dadurch fähig, die [[Verklärung Christi]] auf dem [[Wikipedia:Berg Tabor|Berg Tabor]] hellsichtig zu erleben ([http://www.bibel-online.net/buch/41.markus/9.html#9,2 Mk 9,2]). Den anderen neun Jüngern aber mangelt nun eine Kraft, darum sind sie auch nicht fähig, die Heilung des mondsüchtigen Knaben zu bewirken, die gleich im Anschluß an die Verklärung geschildert wird. [[Wikipedia:Raffael|Raffael]] stellt das in seinem letzten Gemälde sehr deutlich dar.
== Bildekräfte und Gedächtnis ==


Noch enger wird der Wirkungskreis des Elias/Johannes, als der [[Christus]] die [[Einweihung]] des [[Lazarus]] vollzieht. Nun verbindet sich die Wesenheit des Täufers von oben her mit der auf Erden aus dem Todesschlaf erweckten Individualität des Lazazus, der dadurch tatsächlich zum [[Lazarus-Johannes]] wird. Wie diese Durchkreuzung der beiden Individualitäten genauer vorzustellen ist, konnte Rudolf Steiner nur mehr in einzelnen mündlich überlieferten Aussagen andeuten. Dr. Ludwig Noll, der neben [[Ita Wegman]] behandelnder Arzt Steiners war hat folgendes festgehalten:
{{Hauptartikel|Gedächtnis}}


<div style="margin-left:20px">
{{GZ|Worauf beruht nun das
"Bei der Auferweckung des Lazarus sei von oben her bis zur [[Bewußtseinsseele]] die geistige Wesenheit Johannes des Täufers, der ja seit seinem Tode der die Jüngerschar überschattende Geist gewesen sei, in den vorherigen Lazarus eingedrungen und von unten her die Wesenheit des Lazarus, so daß die beiden sich durchdrangen. Das ist dann nach der Auferweckung des Lazarus Johannes, der «Jünger, den der Herr lieb hatte»." {{Lit|{{G|238|175}}}}
Erinnern, das Gedächtnis? Nun, äußerlich betrachtet, können
</div>
wir sagen, wenn Erlebnisse durchgemacht werden, wir bilden
uns Vorstellungen, wir empfinden dieses oder jenes an den
Erlebnissen. Dann bleibt uns ein Bild, das wir aufgespeichert
in der Seele haben, und wenn wir lange über das Erlebnis hinausgekommen
sind, wissen wir auf das Bild im inneren Erleben
zurückzuschauen; das Erlebnis selbst ist nicht da, sondern
nur das innere Bild ist da, etwas ist da, was unsere Seele
nur webt. Um uns diesem Bild, um uns dem Wesen des Gedächtnisses
überhaupt nähern zu können, können wir nun folgendes
überlegen - ich kann es nur in groben Strichen, gleichsam
mit Kohlestrichen anführen, was Sie dann in der Literatur der
Geisteswissenschaft ausführlich verfolgen können.


Wie Frau Dr. M. Kirchner-Bockholt festgehalten hat, gab Rudolf Steiner Frau Dr. Wegman noch folgende ergänzende Erklärung:
Wenn wir diesem Gedächtnis nähertreten wollen, finden
 
wir: in der ersten Zeit, die der Mensch durchlebt nach seiner
<div style="margin-left:20px">
Geburt, nachdem er die Welt betreten hat, da ist diese Erinnerung
"Lazarus konnte aus den Erdenkräften heraus sich in dieser Zeit nur voll entwickeln bis zur [[Gemüts- und Verstandesseele]]; das Mysterium von Golgatha findet statt im vierten nachatlantischen Zeitraum, und in dieser Zeit wurde entwickelt die Verstandes- oder Gemütsseele. Daher mußte ihm von einer anderen kosmischen Wesenheit von der Bewußtseinsseele aufwärts Manas, Buddhi und Atma verliehen werden. Damit stand vor dem Christus ein Mensch, der von den Erdentiefen bis in die höchsten Himmelshöhen reichte, der in Vollkommenheit den physischen Leib durch alle Glieder bis zu den Geistesgliedern Manas, Buddhi, Atma in sich trug, die erst in ferner Zukunft von allen Menschen entwickelt werden können." {{Lit|{{G|238|175f}}}}
noch nicht lebendig. Diese Erinnerung tritt erst im
</div>
zartesten Kindesalter auf; bis zu einem bestimmten Punkt des
 
zarten Kindesalters erinnern wir uns später zurück. Was vorher
Im Einklang mit dieser Darstellung [[Rudolf Steiner]]s steht das Kreuzigungsbild von [[Wikipedia:Matthias Grünewald|Matthias Grünewald]]s [[Wikipedia:Isenheimer Altar|Isenheimer Altar]], indem hier der Apostel Johannes ''und'' [[Johannes der Täufer|Johannes den Täufer]] gemeinsam unter dem Kreuz postiert sind.
ist, darüber muß uns berichtet werden von unserer Umgebung,
 
aber wir erinnern uns nicht zurück. Worauf beruht
== Siehe auch ==
denn das, daß wir uns zurückerinnern? Das beruht auf bestimmten
 
Kräften, die die Seele anwenden kann, um die Bilder
* {{WikipediaDE|Apostel}}
zu behalten, auf Kräften, die die Seele fähig machen, diese
Bilder in sich aufzuspeichern. Diese Kräfte waren schon da,
bevor die Erinnerung da war, sie waren schon unmittelbar
nach der Geburt vorhanden, aber sie hatten da eine andere
Aufgabe. Sie hatten die Aufgabe, noch zu arbeiten an den zarten
Organen des Menschen, an dem Nervensystem und dem
Gehirn des Menschen; an dem Nervensystem und Gehirn haben
sie plastisch zu arbeiten. Sie waren da noch Bildekräfte des
menschlichen Organismus, desjenigen, was gleichsam noch
weich ist — grob gesprochen, aber es bedeutet eine Realität —,
was erst so geformt werden muß, daß der Mensch dieser bestimmte
Mensch ist. Das läuft als Bildekräfte noch in die leibliche
Organisation hinein im zartesten Kindesalter. Und wenn
diese Organisation verhärtet ist — das ist wiederum bildlich
gesprochen —, so weit verhärtet ist, daß diese Bildekräfte nicht
mehr in sie hineinströmen, dann werden sie von dem Leiblichen
zurückgeworfen ins Seelische. Das Leibliche wirkt wie
ein Spiegel. Und das, was wir dann seelisch erleben, besonders
das, was in unseren Erinnerungen aufgespeichert wird, das
sind Spiegelbilder, die von unserem Leibesleben zurückgeworfen
werden. In Wahrheit erinnern wir uns deshalb, weil unser
Leib ein Spiegelungsapparat ist. Das wird gerade die Naturwissenschaft
voll einsehen, wenn sie auf ihrem Wege noch
weitergehen wird. Dann wird sie auch die Widersprüche
durchschauen, die sie jetzt noch aufbringt, wenn solche Dinge
vorgebracht werden. Wie wenn da an der Wand ein Spiegel
nach dem andern hängen würde und wir vorbeigingen, so
würden wir uns nur sehen, solange wir eben vor den Spiegeln
stehen. Der Spiegel wirft unser eigenes Bild zurück. So ist es
mit unserem innerlich seelischen Erleben. Der Leib ist ein
Spiegelungsapparat; er wirft zurück, was die Seele erlebt. Die
Seele erlebt dadurch selbst dasjenige, was früher im zartesten
Kindesalter Bildekräfte waren, was verwendet wurde gleichsam,
um den Spiegel erst aufzubauen.|64|336ff}}


== Anmerkungen ==
== Anmerkungen ==


<references />
<references/>


== Literatur ==
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Grundelemente der Esoterik'', [[GA 93a]] (1987), ISBN 3-7274-0935-5 {{Vorträge|093a}}
 
#Rudolf Steiner: ''Kosmogonie'', [[GA 94]] (2001), ISBN 3-7274-0940-1 {{Vorträge|094}}
#Jürgen Strube: ''Die Beobachtung des Denkens: Rudolf Steiners 'Philosophie der Freiheit' als Weg zur Bildekräfte-Erkenntnis'', 3. Auflage, Verlag für Anthroposophie 2017, ISBN 978-3037690239
#Rudolf Steiner: ''Ursprungsimpulse der Geisteswissenschaft'', [[GA 96]] (1989), ISBN 3-7274-0961-4 {{Vorträge|096}}
#Dorian Schmidt: ''Lebenskräfte ─ Bildekräfte: Methodische Grundlagen zur Erforschung des Lebendigen.'', 2. Auflage, Verlag Freies Geistesleben 2011, ISBN 978-3772514814
#Rudolf Steiner: ''Das christliche Mysterium'', [[GA 97]] (1998), ISBN 3-7274-0970-3 {{Vorträge|097}}
#Dirk Kruse: ''Seelisches Beobachten - in der Natur, Menschenbildverlag, Groß Heins 1, 27308 Kirchlinteln 2008
#Rudolf Steiner: ''Das Markus-Evangelium'', [[GA 139]] (1985), ISBN 3-7274-1390-5 {{Vorträge|139}}
#Markus Buchmann: ''Wahrnehmen und Erkennen im Ätherischen: Methodische Grundlagen der Bildekräfteforschung'', Verlag am Goetheanum, Dornach 2014, ISBN 978-3723514634
#Rudolf Steiner: ''Aus der Akasha-Forschung. Das Fünfte Evangelium'', [[GA 148]] (1992), ISBN 3-7274-1480-4 {{Vorträge|148}}
#Rudolf Steiner: ''Aus schicksaltragender Zeit'', [[GA 64]] (1959), ISBN 3-7274-0640-2 {{Vorträge|064}}
#Rudolf Steiner: ''Christus und die menschliche Seele'', [[GA 155]] (1994), ISBN 3-7274-1550-9 {{Vorträge|155}}
#Rudolf Steiner: ''Das Ewige in der Menschenseele. Unsterblichkeit und Freiheit'', [[GA 67]] (1992), ISBN 3-7274-0670-4 {{Vorträge|067}}
#Rudolf Steiner: ''Initiations-Erkenntnis'', [[GA 227]] (2000), ISBN 3-7274-2271-8 {{Vorträge|227}}
#Rudolf Steiner: ''Erziehung zum Leben. Selbsterziehung und pädagogische Praxis.'', [[GA 297a]] (1998), ISBN 3-7274-2975-5 {{Vorträge|297a}}
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Vierter Band'', [[GA 238]] (1991), ISBN 3-7274-2380-3 {{Vorträge|238}}


{{GA}}
{{GA}}


[[Kategorie:Christentum]] [[Kategorie:Christologie]] [[Kategorie:Apostel]]
[[Kategorie:Äther]] [[Kategorie:Ätherwelt]]

Version vom 10. Juli 2017, 17:16 Uhr

Die Bildekräfte oder Formbildekräfte (eng. formative forces) sind gestaltverwandelnde (metamorphosierende) ätherische Universalkräfte, in denen und durch die die höheren Hierarchien bis hinauf zu den erhabenen Tierkreiswesen gestaltend wirken.

Gestaltbildende Kräfte

Goethe spricht in seiner «Morphologie» von der für diese Ätherkräfte charakteristischen, ständig beweglich bleibenden «Bildung», die im Gegensatz zur fertigen, fixierten Gestalt steht.

„Der Deutsche hat für den Komplex des Daseins eines wirklichen Wesens das Wort Gestalt. Er abstrahiert bei diesem Ausdruck von dem Beweglichen, er nimmt an, daß ein Zusammengehöriges festgestellt, abgeschlossen und in seinem Charakter fixiert sei.
Betrachten wir aber alle Gestalten, besonders die organischen, so Enden wir, daß nirgend ein Bestehendes, nirgend ein Ruhendes, ein Abgeschlossenes vorkommt, sondern daß vielmehr alles in einer steten Bewegung schwanke. Daher unsere Sprache das Wort Bildung sowohl von dem Hervorgebrachten, als von dem Hervorgebrachtwerdenden gehörig genug zu brauchen pflegt.
Wollen wir also eine Morphologie einleiten, so dürfen wir nicht von Gestalt sprechen; sondern, wenn wir das Wort brauchen, uns allenfalls dabei nur die Idee, den Begriff oder ein in der Erfahrung nur für den Augenblick Festgehaltenes denken.
Das Gebildete wird sogleich wieder umgebildet, und wir haben uns, wenn wir einigermaßen zum lebendigen Anschaun der Natur gelangen wollen, selbst so beweglich und bildsam zu erhalten, nach dem Beispiele mit dem sie uns vorgeht.“

Goethe: Morphologie: Die Absicht eingeleitet[1]

Bildekräfteleib

Hauptartikel: Ätherleib

Jedes Lebewesen trägt diese Bildekräfte in Form des Bildekräfte- oder Ätherleibs in sich: Pflanzen, Tiere und auch der Mensch. Lernt der Mensch, sich auch in seinem Bildekräfte-Leib zu erfühlen, wie er sich sonst nur in seinem physischen Leib fühlt, so wird er auch der übersinnlichen Bildekräftetätigkeit in der Natur gewahr; er nimmt dann wirklich Übersinnliches im Sinnlichen wahr.

"Die Pflanze, die ein lebendes Wesen ist, ist nicht nur aus dem zusammengesetzt, was Physik und Chemie, oder die aus ihnen wiederum zusammengesetzte Biologie oder Physiologie erforschen kann, sondern sie enthält noch etwas ganz anderes. Haben wir es in uns selbst so weit gebracht, daß wir uns in einem Bildekräfte-Leib fühlen, wie sonst mit unserm gewöhnlichen Ich in einem physischen Leib, dann können wir, wie wir im physischen Leib Auge und Ohr zu Sinneswahrnehmungen benutzen, durch diesen Bildekräfte-Leib, den wir aus dem seelischen Tastsinn heraus differenziert haben, auch wahrnehmen, was Übersinnliches in der übrigen Welt ist, was als Übersinnliches die Natur durchsetzt und durchwebt. Dann sehen wir in allem Pflanzlichen, allem Tierischen und auch physisch Menschlichen außer uns das Geistige, das dann nicht ein in trivialem Sinne Visionäres ist, sondern ebenso vor der erkrafteten Seele dasteht wie der Inhalt der Sinneswahrnehmungen vor der unerkrafteten Seele. Nur müssen wir überall die Raumesbegriffe durch Zeitbegriffe ersetzen können. Wodurch nehmen wir eigentlich wahr dasjenige, was übersinnlich in der Pflanze ist? Dadurch, daß wir unser eigenes Übersinnliches im Bildekräfte-Leib, wie er sich regt und webt, wahrnehmen, dadurch nehmen wir nun auch das Übersinnliche in der Pflanzenwelt wahr, ähnlich, wie wenn ein Ton in einem musikalischen Zusammenhang den andern wahrnehmen würde. Die Wahrnehmung des Übersinnlichen in der Pflanzenwelt beruht ganz und gar darauf, daß unser eigener Bildekräfte-Leib in seinem Leben und Weben in einem viel langsameren Tempo ablauft als das Leben und Weben des pflanzlichen Bildekräfte-Leibes. Ich habe das genauer ausgeführt in einer kleinen Schrift «Das menschliche Leben vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft». Da wird man finden, wie alles abhängt von diesem verschiedenen Tempo in dem Zeitmaße des menschlichen und des pflanzlichen Bildekräfte- Leibes. Dadurch, daß sich unser Bildekräfte-Leib in Wechselwirkung versetzen kann wie ein höheres, bildsames Organ mit dem viel schneller ablaufenden Leben der Pflanze, dadurch nehmen wir wirklich die andere Art des Lebens im Pflanzlichen wahr. Dadurch wird etwas ganz anderes vor unsere Seele treten als die alte, erspekulierte Lebenskraft war. Wir nehmen, mit anderen Worten, Übersinnliches im Sinnlichen wirklich wahr." (Lit.: GA 67, S. 60f)

Beobachtung der Bildekräftetätigkeit

„Ich habe darauf hingewiesen, wie man das Vorstellungsleben selber erkraften, verstärken kann. Geradeso, wie wir einen Muskel stärken, wenn wir ihn fortwährend arbeitend gebrauchen, so können wir das Vorstellungsleben stärken, wenn wir in dem Sinne, wie ich es zum Beispiel in meiner Schrift «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» in allen Einzelheiten angeführt habe, wenn wir dieses Vorstellungsleben durch innerliche seelische Arbeit in eine gewisse Richtung bringen, wenn wir gewisse leicht überschaubare Vorstellungen in den Mittelpunkt des Bewußtseins rücken und immer wieder auf diese Weise einer vorstellenden Arbeit uns hingeben, der wir uns sonst nicht hingeben. Ich kann dies nur prinzipiell hier andeuten, aber Sie finden in dem eben genannten Werk und auch im zweiten Teil meiner «Geheimwissenschaft» deutliche Aufschlüsse darüber, daß das Vorstellungsleben des Menschen durch solche Meditations- und Konzentrations-Übungen des Denkens etwas ganz anderes werden kann. Ich möchte sagen: Ohne irgendwelche abnorme Vornahme, sondern durch bloße Fortbildung dessen, was als Gedankenleben, als Vorstellungsleben im Menschen normal ist, kann ein stärkeres, kräftigeres Vorstellungsleben erzeugt werden.

Und indem man dieses kräftigere Vorstellungsleben erzeugt, indem man durch Meditation und Konzentration sich über das hinaushebt, was in unserem gewöhnlichen Vorstellungsleben eigentlich bloß bildhaft ist, kommt man zu dem, was ich in den genannten Büchern das inhaltsvolle, imaginative Vorstellen nenne.

Dieses imaginative Vorstellen lebt mit einer solchen inneren Lebendigkeit in dem bloßen Gedanken, wie sonst der Mensch in seinen äußeren Wahrnehmungen lebt. Dadurch aber kommt man allmählich dahin, daß das Vorstellungsleben nicht mehr dieses bloß abstrakte, dieses, ich möchte sagen bloß bildhafte ist, sondern man macht durch rein innerliche Forschung - die aber durchaus mit demselben Ernst getrieben wird wie nur irgendeine wissenschaftliche Forschung - die Entdeckung, daß die Seele, die ihr Vorstellungsleben sonst nur mit den Ergebnissen der äußeren Eindrücke anfüllen konnte, innerlich von Kräften erfüllt wird, die gewissermaßen in das Seelenleben hereinschießen. Die Vorstellungen sind nicht mehr bloß dieses Leichtflüssige, wenn sie durch Meditation, durch Konzentration ausgebildet werden, sondern sie werden durchkraftet, durchzogen von Kräften, die ich gestaltende Kräfte nennen möchte, von Kräften, die ein innerlich geistig-plastisches Element ausmachen. Und man entdeckt nach einiger Zeit, daß man durch diese Ausbildung des Vorstellungslebens mit demjenigen zusammenwächst, was die Bildekräfte des menschlichen Leibes selber sind; man macht nach einiger Zeit die Entdeckung, daß das Gedankenleben gewissermaßen nichts anderes ist als das verdünnte Kraftleben des menschlichen Wachstums. Was uns im physischen Leibe von der Geburt bis zum Tode innerlich plastisch gestaltet, das ist, ich möchte sagen in einem «verdünnten» Zustand unser Vorstellungsleben im gewöhnlichen Bewußtsein.

Wir blicken hin auf das eben geborene Kind. Wir wissen, daß in diesem eben geborenen Kind, vom Gehirn ausgehend, die bildsamen, die plastischen Kräfte an der Gestaltung des Leibes arbeiten. Wir verfolgen das Wachstum des Kindes, wie es ausstrahlt gerade von der plastischen Gehirntätigkeit, wir verfolgen es bis zu einem gewissen Einschnitt im menschlichen Erdenleben, bis zum Zahnwechsel, bis gegen das siebente Lebensjahr hin. Wir werden, indem wir dieses Kraftleben, das da im Menschen pulsiert, das plastisch in ihm tätig ist, zunächst als ein Unbestimmtes empfinden. Auf der andern Seite, indem wir unser Vorstellungsleben durch Meditation, durch Konzentration kraftvoll ausgestalten, werden wir unbewußt zu demselben Element hingeführt, das plastisch von unserer ersten Kindheit an in uns arbeitete. Und das ist eine bedeutsame Entdekkung des inneren menschlichen Lebens, daß man das Vorstellungsleben so erkraften kann, daß man es innerlich so intensiv machen kann, daß man sich dann darinnen fühlt in dem, was des Menschen Bildekräfte sind, was Bildekräfte sind in seinem Wachstum, in seinem Stoffwechsel. So sonderbar es für die heutige Forschung noch klingt: es ist so, daß es möglich ist, durch eine Verstärkung des Seelenlebens in das hineinzuwachsen, was uns gewissermaßen dann aufnimmt als dasjenige, was unsern äußeren physischen Leib als seine Bildekräfte plastisch gestaltet. Man wächst durch das Vorstellungsleben in die Wirklichkeit hinein, man wachst in ein gestaltendes Element hinein.

Und man lernt auf diese Art kennen, was hinter dem bloßen Gedankenprozeß liegt; man lernt erkennen, wie ein Geistiges, mit dem man sich jetzt verbunden hat, am menschlichen Organismus von der Geburt bis zum Tod arbeitet. Das Vorstellungsleben bekommt seine Realität, das Vorstellungsleben ist nicht mehr das bloße Bildleben, das Vorstellungsleben wird ein Kraftleben, das im Dasein selber drinnensteht.“ (Lit.:GA 297a, S. 93ff)

Bildekräfte und Gedächtnis

Hauptartikel: Gedächtnis

„Worauf beruht nun das Erinnern, das Gedächtnis? Nun, äußerlich betrachtet, können wir sagen, wenn Erlebnisse durchgemacht werden, wir bilden uns Vorstellungen, wir empfinden dieses oder jenes an den Erlebnissen. Dann bleibt uns ein Bild, das wir aufgespeichert in der Seele haben, und wenn wir lange über das Erlebnis hinausgekommen sind, wissen wir auf das Bild im inneren Erleben zurückzuschauen; das Erlebnis selbst ist nicht da, sondern nur das innere Bild ist da, etwas ist da, was unsere Seele nur webt. Um uns diesem Bild, um uns dem Wesen des Gedächtnisses überhaupt nähern zu können, können wir nun folgendes überlegen - ich kann es nur in groben Strichen, gleichsam mit Kohlestrichen anführen, was Sie dann in der Literatur der Geisteswissenschaft ausführlich verfolgen können.

Wenn wir diesem Gedächtnis nähertreten wollen, finden wir: in der ersten Zeit, die der Mensch durchlebt nach seiner Geburt, nachdem er die Welt betreten hat, da ist diese Erinnerung noch nicht lebendig. Diese Erinnerung tritt erst im zartesten Kindesalter auf; bis zu einem bestimmten Punkt des zarten Kindesalters erinnern wir uns später zurück. Was vorher ist, darüber muß uns berichtet werden von unserer Umgebung, aber wir erinnern uns nicht zurück. Worauf beruht denn das, daß wir uns zurückerinnern? Das beruht auf bestimmten Kräften, die die Seele anwenden kann, um die Bilder zu behalten, auf Kräften, die die Seele fähig machen, diese Bilder in sich aufzuspeichern. Diese Kräfte waren schon da, bevor die Erinnerung da war, sie waren schon unmittelbar nach der Geburt vorhanden, aber sie hatten da eine andere Aufgabe. Sie hatten die Aufgabe, noch zu arbeiten an den zarten Organen des Menschen, an dem Nervensystem und dem Gehirn des Menschen; an dem Nervensystem und Gehirn haben sie plastisch zu arbeiten. Sie waren da noch Bildekräfte des menschlichen Organismus, desjenigen, was gleichsam noch weich ist — grob gesprochen, aber es bedeutet eine Realität —, was erst so geformt werden muß, daß der Mensch dieser bestimmte Mensch ist. Das läuft als Bildekräfte noch in die leibliche Organisation hinein im zartesten Kindesalter. Und wenn diese Organisation verhärtet ist — das ist wiederum bildlich gesprochen —, so weit verhärtet ist, daß diese Bildekräfte nicht mehr in sie hineinströmen, dann werden sie von dem Leiblichen zurückgeworfen ins Seelische. Das Leibliche wirkt wie ein Spiegel. Und das, was wir dann seelisch erleben, besonders das, was in unseren Erinnerungen aufgespeichert wird, das sind Spiegelbilder, die von unserem Leibesleben zurückgeworfen werden. In Wahrheit erinnern wir uns deshalb, weil unser Leib ein Spiegelungsapparat ist. Das wird gerade die Naturwissenschaft voll einsehen, wenn sie auf ihrem Wege noch weitergehen wird. Dann wird sie auch die Widersprüche durchschauen, die sie jetzt noch aufbringt, wenn solche Dinge vorgebracht werden. Wie wenn da an der Wand ein Spiegel nach dem andern hängen würde und wir vorbeigingen, so würden wir uns nur sehen, solange wir eben vor den Spiegeln stehen. Der Spiegel wirft unser eigenes Bild zurück. So ist es mit unserem innerlich seelischen Erleben. Der Leib ist ein Spiegelungsapparat; er wirft zurück, was die Seele erlebt. Die Seele erlebt dadurch selbst dasjenige, was früher im zartesten Kindesalter Bildekräfte waren, was verwendet wurde gleichsam, um den Spiegel erst aufzubauen.“ (Lit.:GA 64, S. 336ff)

Anmerkungen

  1. Goethe-HA Bd. 13, S 55

Literatur

  1. Jürgen Strube: Die Beobachtung des Denkens: Rudolf Steiners 'Philosophie der Freiheit' als Weg zur Bildekräfte-Erkenntnis, 3. Auflage, Verlag für Anthroposophie 2017, ISBN 978-3037690239
  2. Dorian Schmidt: Lebenskräfte ─ Bildekräfte: Methodische Grundlagen zur Erforschung des Lebendigen., 2. Auflage, Verlag Freies Geistesleben 2011, ISBN 978-3772514814
  3. Dirk Kruse: Seelisches Beobachten - in der Natur, Menschenbildverlag, Groß Heins 1, 27308 Kirchlinteln 2008
  4. Markus Buchmann: Wahrnehmen und Erkennen im Ätherischen: Methodische Grundlagen der Bildekräfteforschung, Verlag am Goetheanum, Dornach 2014, ISBN 978-3723514634
  5. Rudolf Steiner: Aus schicksaltragender Zeit, GA 64 (1959), ISBN 3-7274-0640-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  6. Rudolf Steiner: Das Ewige in der Menschenseele. Unsterblichkeit und Freiheit, GA 67 (1992), ISBN 3-7274-0670-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  7. Rudolf Steiner: Erziehung zum Leben. Selbsterziehung und pädagogische Praxis., GA 297a (1998), ISBN 3-7274-2975-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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