Apuleius und Sexualität: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Apuleius.jpg|thumb|Lucius Apuleius]]
[[Bild:Albrecht Duerer Adam und Eva.jpg|thumb|250px|[[Adam und Eva]], [[Wikipedia:Albrecht Dürer|Albrecht Dürer]], 1507]]
'''Lucius Apuleius''' (* um [[Wikipedia:125|125]] n. Chr. in [[Wikipedia:Madaura|Madaura]] in [[Wikipedia:Afrika|Afrika]]; † um [[Wikipedia:170|170]] n. Chr.) war ein antiker Schriftsteller und [[Wikipedia:Philosoph|Philosoph]].
Die '''Sexualität''' ist eine Folge des [[Sündenfall]]s und der damit verbundenen [[Geschlechtertrennung]]. Der [[Paradies]]esmensch war noch ein doppelgeschlechtliches [[Wesen]]. Durch die [[luziferisch]]e [[Versuchung]] stieg der [[Mensch]] auf die feste [[Erde (Planet)|Erde]] herab und begann sich erstmals in dichten [[Physischer Leib|physischen Leibern]] zu verkörpern, die aber nur mehr einseitig [[Mann|männlich]] oder [[weib]]lich ausgeprägt waren. Das [[Seelenleben]] des Menschen begann sich dadurch stärker zu differenzieren. Im männlichen [[Leib]] drückte sich nach der Geschlechtertrennung zunächst mehr der [[Wille]] aus, im weiblichen Leib das [[Vorstellung]]smäßige.  


Apuleius wuchs in [[Wikipedia:Karthago|Karthago]] auf und studierte dort später [[Wikipedia:Rhetorik|Rhetorik]]. Anschließend studierte er in [[Wikipedia:Athen|Athen]] [[Wikipedia:Philosophie|Philosophie]] und lebte danach zeitweise in [[Wikipedia:Rom|Rom]], wo er wohl als [[Wikipedia:Anwalt|Anwalt]] arbeitete.
Allmählich öffneten sich die [[Sinne]] nach außen auf die [[sinnliche Welt]] und der Mensch begann sich langsam als eigenständiges Wesen von der Welt zu unterscheiden. Durch den luziferischen Einfluss erwachte damit auch die [[sinnlich]]e [[Begierde]]. Die sinnliche Begierde ist Ausdruck des dahinter stehenden [[Egoismus]], in dem die [[astral]]en [[Antipathie]]kräfte die [[Sympathie]]kräfte beiweitem überwiegen. Die Sexualität blieb lange davor bewahrt, mit den egoistischen Triebkräften verunreinigt zu werden. Bis weit in die [[atlantische Zeit]] hinein, lief der [[Fortpflanzung|Befruchtungsvorgang]] aber weitgehend [[unbewusst]] und damit auch begierdefrei ab.


Nach seiner Rückkehr nach Nordafrika heiratete er in ''Oea'' (heute [[Wikipedia:Tripolis|Tripolis]]) die reiche, sehr viel ältere Witwe Aemilia Pudentilla. Deren Angehörige verklagten ihn wegen des Vorwurfs der Zauberei und 158/59 n. Chr. fand der Prozess statt, den Apuleius gewann.
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"Sehen Sie, auch bei Luzifer handelt es sich nicht um das Zusammenstimmen
irgendeiner Vorstellung mit der Objektivität, radikal
niemals, sondern darum, daß diejenigen Vorstellungen entwickelt werden,
die möglichst viel Bewußtsein im Menschen hervorbringen. Also
verstehen Sie mich wohl darinnen: die möglichst viel, möglichst intensives
Bewußtsein, ein möglichst ausgebreitetes Bewußtsein im Menschen
hervorbringen. Dieses ausgebreitete Bewußtsein, an dem Luzifer
sein Interesse hat, ist ja zugleich verknüpft, wenn es hervorgebracht
wird, mit einer gewissen inneren Wollust des Menschen. Und dieses
Wollüstige ist wiederum Luzifers Gebiet. Sie erinnern sich vielleicht,
daß ich für die atlantischen Zeiten darauf aufmerksam gemacht habe,
daß bis zu einem gewissen Zeitpunkte alles Sexuelle unbewußt vor
sich gegangen ist. Schöne Mythen der verschiedenen Völker weisen hin
auf diesen unbewußten Charakter des sexuellen Vorgangs in der älteren
Zeit. Er ist erst im Laufe der Zeit ins Bewußtsein hereingeholt worden.
Luzifer hat wesentlich Anteil daran, daß das Unbewußte hier in das
Bewußte und immer Bewußtere hereingeholt wird. Dieses: außer der
dazu bestimmten Zeit, außer dem rechten Zeitenzyklus Bewußtsein
im Menschen hervorzurufen, also über etwas Bewußtsein hervorzurufen,
wo dieser Grad des Bewußtseins eigentlich in einem anderen
Zeitpunkte richtig entwickelt würde, das ist Luzifers Bestreben." {{Lit|{{G|170|233}}}}
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Später zog er nach [[Wikipedia:Karthago|Karthago]], wo er ''sacerdos provinciae'' (leitender Priester im Kaiserkult der Provinz) wurde.
Erst als die [[irdisch]]en [[Inkarnation]]en des Menschen begannen, konnte sich sein [[individuell]]es [[Ich]] ausbilden und damit wurden auch die Voraussetzungen geschaffen, dass die [[Liebe]] in der [[Menschheit]] erwachen konnte. Die Geschlechtsliebe ist die Vorstufe zu einer viel umfassenderen Form der [[Liebe]], die im höchsten Sinn nur mehr von den reinen Kräften der [[Sympathie]] getragen wird.  


== Werke ==
Beim Kind spielt die Sexualität noch keine Rolle. Alle dahin gehenden Aussagen sind aus [[geisteswissenschaft]]licher Sicht falsch und beruhen auf einer Fehlinterpretation bloß äußerlich konstatierter Erscheinungen. Erst wenn der im ersten [[Lebensjahrsiebent]] dominierende nach außen gerichtete [[Mineral]]isierungsprozess mit dem [[Zahnwechsel]] seinen Abschluss findet, beginnt im zweiten Jahrsiebt allmählich und zuerst noch ganz zart der nach innen gerichtete Sexualisierungsprozess, der dann mit der [[Pubertät]] zu einer gewissen Reife kommt. Erst mit der [[Geschlechtsreife]] löst sich die mütterliche [[Astralhülle]] auf, in die der [[Astralleib]] des Kindes bis dahin eingebettet war, und wird nun zu einem eigenständigen [[Wesensglied]] des heranwachsenden Jugendlichen. Diesen frei geworden Astralleib beherrschen zu lernen, ist dann die wesentliche Aufgabe im dritten [[Jahrsiebt]]. Erst danach, mit Beginn des vierten Jahrsiebents, ist das [[Ich]] bereit, verantwortungsvoll mit der Sexualität umzugehen.  
[[Bild:Psycheabduct.jpg|thumb|L'enlèvement de Psyché, Gemälde von [[Wikipedia:William Adolphe Bouguereau|William Adolphe Bouguereau]]]]
Neben der ''[[Wikipedia:Apologia (Apuleius)|Apologia]]'', einer Verteidigungsschrift, in der er sich gegen den Vorwurf der Zauberei – durch die er seine reiche Gattin gewonnen haben sollte – zur Wehr setzt, den Schriften ''Florida'' (''Blumenlese'') und ''De deo Socratis'' (''Über den Gott des Sokrates'') sind insbesondere die ''Metamorphoses'' bekannt. Oft wird für diesen elf Bücher umfassenden [[Wikipedia:Roman|Roman]] auch der Titel ''[[Der goldene Esel]]'' verwendet. Er basiert auf einem griechischen Vorläufer und erzählt die Geschichte des in [[Wikipedia:Thessalien|Thessalien]] durch Zaubermacht in einen Esel verwandelten Lucius, der später wieder Menschengestalt annimmt. Die Schicksale des Lucius treten jedoch angesichts der zahlreichen eingeflochtenen Novellen und vor allem des einzigen überlieferten antiken [[Märchen]]s, [[Amor und Psyche]], in den Hintergrund. Auch kultur- und religionsgeschichtlich ist das Werk interessant und bietet beispielsweise Aufschlüsse über den [[Isis- und Osiriskult]].


== Quellen ==
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[[Bild:Bis zum Zahnwechsel.gif|thumb|left|Kräfteströmungen im menschlichen Organismus bis zum [[Zahnwechsel]].]]
"Sehen Sie, in den ersten sieben Jahren sind fortwährende Strömungen, Kräftewirkungen vorhanden von dem übrigen Organismus nach dem Haupte hin. Gewiß sind auch Strömungen vom Kopf nach dem übrigen Organismus, die sind aber in dieser Zeit schwach im Verhältnis zu den starken Strömungen, die von dem Leib nach dem Kopfe gehen. Wenn der Kopf wächst in den ersten sieben
Jahren, wenn er sich noch weiter ausbildet, so rührt das davon her, daß der Leib eigentlich seine Kräfte in den Kopf hineinschickt; der Leib drückt sich in den Kopf hinein in den ersten sieben Jahren, und der Kopf paßt sich der Leibesorganisation an. Das ist das Wesentliche in der menschlichen Entwickelung, daß sich der Kopf in den ersten sieben Jahren der Leibesorganisation anpaßt. Daher dieses Eigentümliche, was man beobachten kann, wenn man einen feinen Sinn hat für das Verwandeln des menschlichen Antlitzes in den ersten sieben Lebensjahren, dieses Heraufströmen der übrigen Organisation. Beachten Sie das nur einmal, wie das Gesicht des Kindes ist, und wie es nach dem Zahnwechsel ganz anders geworden ist, wo sich der ganze Leib gewissermaßen in den Gesichtsausdruck hineinergossen hat.


Von Apuleius’ Reden sind unter dem Titel ''Florida'' (Blumenlese) Auszüge überliefert<ref>http://www.forumromanum.org/literature/florida.html</ref>.
[[Bild:Bis zur Reife.gif|thumb|Kräfteströmungen im menschlichen [[Organismus]] vom [[Zahnwechsel]] bis zur [[Geschlechtsreife]].]]
Dann kommt die Zeit ungefähr vom siebenten bis zum vierzehnten Lebensjahre, der zweite Lebensabschnitt des Menschen, bis zur Geschlechtsreife. Da findet das gerade Entgegengesetzte statt: ein fortwährendes Strömen der Kopfkräfte in den Organismus hinein, in den Leib hinein; da paßt sich der Leib dem Kopfe an. Das ist sehr interessant wahrzunehmen, wie eine vollständige Revolution im Organismus stattfindet: ein Strömen, ein Hinaufkraften des Leibes in den Kopf in den ersten sieben Jahren, was dann den Abschluß findet im Zahnwechsel, und dann eine Umkehrung, ein Hinunterströmen, Hinunterkraften. Und durch dieses Hinunterströmen, Hinunterkraften wird der Mensch erst ein Geschlechtswesen. Jetzt wird der Mensch erst ein sexuelles Wesen. Und das, was die vorerst himmlischen oder irdischen Organe zu Geschlechtsorganen macht, das kommt aus dem Kopf, das ist Geist. Die physischen Organe - man kann es geradezu so aussprechen - sind gar nicht für Sexualität bestimmt; sie werden erst angepaßt der Sexualität. Und wer behauptet, sie wären ursprünglich der Sexualität angepaßt, der urteilt nur nach der äußeren Meinung. Sie sind so, daß die einen angepaßt sind dem Himmlischen, die anderen dem Irdischen. Abbilder sind sie. Der Geschlechtscharakter wird ihnen erst aufgedrückt durch das, was aus der Kopfströmung kommt vom siebenten bis zum vierzehnten Jahre. Da erst wird der Mensch ein Geschlechtswesen.


* ''Das Märchen von Amor und Psyche'', Ditzingen: Reclam 1978. ISBN 3-15-000486-1
Es ist außerordentlich bedeutsam, daß man diese Dinge genau ins Auge faßt; denn man erlebt es heute in der Praxis alle Augenblicke, daß Leute kommen mit den kleinsten Kindern und darüber klagen, daß sie geschlechtliche Ungezogenheiten haben. Das ist vor dem siebenten Jahre gar nicht möglich, weil das, was dann vorhanden ist, überhaupt nichts Geschlechtliches ist, gar nicht diese Bedeutung hat. Und es würde auf medizinische Weise eine Heilung hier nicht eintreten können, sondern auf normale Weise dadurch, daß man diese Dinge nicht mehr mit falschen Namen benennt und dadurch ihnen falsche Begriffshüllen überwirft. Erwerbe man sich doch wiederum jene, ich möchte sagen, heilige Unschuld, welche die Alten hatten mit Bezug auf diese Dinge, denen es gar nicht eingefallen wäre bei ihrem noch atavistischen Wissen aus der geistigen Welt, bei Kindern schon von der Sexualität zu sprechen." {{Lit|{{G|170|46ff}}}}
* ''Der goldene Esel'', München: dtv 1990. ISBN 3-423-02250-7
</div>
*''De magia. Eingeleitet, übersetzt und mit interpretierenden Essays versehen von J. Hammerstaedt, P. Habermehl, F. Lamberti, A.M. Ritter u. P. Schenk'', Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft 2002. ISBN 3-534-14946-7


== Literatur ==
Wie im individuellen einzelnen Erdenleben, so erwachte die bewusste Sexualität auch in der Menschheit insgesamt erst allmählich. Als die sexuelle Vereinigung der beiden Geschlechter zu einem immer bewussteren Vorgang wurde, kam die Menschheit dabei zugleich auf einen gefährlichen Scheideweg, der aber beschritten werden muss, wenn das menschliche [[Ich]] sein Entwicklungsziel erreichen soll. Einerseits wurde das Tor zur [[Liebe]] geöffnet, die das eigentliche Entwicklungsziel der [[Erdentwicklung|Erd]]- und [[Menschheitsentwicklung]] ist. Anderseits wurde damit auch der Abgrund aufgerissen, der die Menschheit in den schlimmsten Egoismus hinabschleudern kann, in dem nur mehr die dunkelsten Kräfte der [[Antipathie]] herrschen, die den Menschen in die Fänge der schlimmsten [[Widersacher]]mächte, der [[Asuras]], treibt. Im Sexualsystem liegt der Ursprung des Egoismus und mit Hilfe der Sexualität wollen die Asuras den Egoismus bis zur [[Schwarze Magie|schwarzmagischen Gewalt]] steigern:
 
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"Die höheren Kräfte unserer geistigen Vorgänger sind verknüpft mit den Kräften unserer eigenen niederen Natur. Die menschlichen Leidenschaften stehen in okkulter Beziehung zu den höheren Kräften der uns vorausgegangenen geistigen Wesenheiten. Überall wo Ausschweifung ist, dort ist die Materie gegeben, in der mächtige asurische Kräfte raffinierte Intellektualität ausströmen in die Welt. Bei verdorbenen Menschenstämmen sind solche starken asurischen Kräfte zu finden. Der schwarze Magier bezieht gerade aus dem Sumpf der Sinnlichkeit seine stärksten dienenden Kräfte. Die sexuellen Riten sind dazu da, um in diese Kreise hineinzubannen. Es besteht ein fortwährender Kampf auf der Erde, der auf der einen Seite danach strebt, die Leidenschaften zu läutern, und auf der anderen Seite das Streben hat nach Verstärkung der Sinnlichkeit. Die Wesenheiten, die das Christus-Prinzip zum Führer haben, suchen die Erde für sich zu gewinnen, aber auch die anderen, feindlichen Wesenheiten suchen die Erde an sich zu reißen." {{lit|{{G|093a|149}}}}
</div>
 
Könnten die Asuras ihr Ziel erreichen und die Menschheit im absoluten Egoismus verhärten, dann würde damit auch das menschliche [[Ich]] ausgelöscht, denn das [[Wesen]] des [[Ich]]s besteht darin, sich selbst bedingungslos zu verschenken.
 
Starke Impulse erfährt die Sinnlichkeit durch die Kräfte [[Oriphiel]]s, die mit dem [[Alter Saturn|alten Saturn]] zusammenhängen, auf dem die Keime zu unseren [[Sinnesorgane]]n gelegt wurden. Im kommenden [[Oriphiel-Zeitalter]], das unser gegenwärtiges [[Michaelzeitalter]] etwa gegen 2300 n. Chr. ablösen wird, werden wir diesen Einfluss noch viel stärker zu spüren bekommen:
 
<div style="margin-left:20px">
"Die Erde steht jetzt (periodenweise) unter dem Einfluß der
Saturnkräfte der Erde, das heißt der Kräfte, die die Erde beibehalten
hat von dem alten Saturn her, auf dem die ersten Anfänge
zu unseren Organen gebildet wurden. (Die Aufgabe des Saturns
bestand darin, die ersten Keime zu unseren physischen Sinnesorganen
zu entwickeln.)


* Riess, Werner: ''Apuleius und die Räuber''. Ein Beitrag zur historischen Kriminalitätsforschung, Heidelberger Althistorische Beiträge und Epigraphische Studien (HABES), Band 35, Stuttgart 2001. ISBN 3-515-07826-6
Die Erde steht periodenweise unter dem Einfluß der Kräfte
der Planeten, deren Zustand wir durchgemacht haben. Und so
stehen wir jetzt unter dem Einfluß der Saturnkräfte der Erde.
Die Saturnkräfte wirken auf die Sinnesorgane, die bis zu einer
früher nicht erreichten Höhe ausgebildet sind. Daraus erklärt es
sich, daß das Streben und Trachten der Menschheit in so hohem
Maße auf das Sinnenfällige gerichtet ist.


== Hörbucher ==
Oriphiel bekommt seine Kräfte aus dem heutigen Saturn. Nach
vierhundert Jahren wird er seine Herrschaft wieder antreten.
Wenn dann die irdischen Saturnkräfte sich mit den Kräften des
heutigen Saturn vereinen, wird es auf der Erde noch viel schlimmer
werden. Die furchtbaren Entartungen, die wir schon heute
in geschlechtlichen Dingen sehen, werden noch ein viel höheres
Maß erreichen; sie könnten überhaupt nicht existieren, wenn nicht
der Saturn die Erde beherrschte." {{Lit|{{G|266a|261f}}}}
</div>


* [[Amor und Psyche]]. Gelesen von [[Wikipedia:Helene Grass|Helene Grass]], mOceanOTonVerlag (2007), Vertrieb: Grosser & Stein, ISBN 978-3-86735-213-0
== Liebe und Sexualität ==


== Weblinks ==
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"Denn der menschliche Organismus ist gerade
in der Zeit vom Zahnwechsel bis zur Geschlechtsreife eben als
Organismus auch geneigt, sich zur Liebe hin zu entwickeln. Nun, man
muß in unserem heutigen Zeitalter gerade die Tugend der [[Liebe]] im
richtigen Lichte sehen. Denn der Materialismus hat allmählich tatsächlich
die Liebe außerordentlich stark zu einer vereinseitigten Vorstellung
gebracht. Und da dieser Materialismus vielfach die Liebe
nur in der Geschlechtsliebe sehen will, so führt er alle anderen Liebesäußerungen
eigentlich auf versteckte Geschlechtsliebe zurück.
Und wir haben ja sogar in demjenigen, was ich vorgestern bezeichnete
als Dilettantismus zum Quadrat - nicht bei allen, viele lehnen
das ab -, aber wir haben bei vielen Psychoanalytikern geradezu eine
Zurückführung von sehr vielen Lebenserscheinungen, die damit gar
nichts zu tun haben, auf das sexuelle Element. Demgegenüber muß
gerade der Lehrende und Erziehende sich etwas angeeignet haben
von dem Universellen der Liebe. Denn nicht nur die Geschlechtsliebe
bildet sich aus in dem Zeitalter vom Zahnwechsel bis zur Geschlechtsreife,
sondern überhaupt das Lieben, das Lieben für alles. Die Geschlechtsliebe
ist nur ein Teil der Liebe, die sich heranbildet in diesem
Lebensalter. Man kann in diesem Lebensalter sehen, wie sich die
Naturliebe heranbildet, wie sich die allgemeine Menschenliebe heranbildet,
und man muß eben einen starken Eindruck davon haben,
wie die Geschlechtsliebe nur ein Spezialkapitel ist in diesem allgemeinen
Buche des Lebens, das von der Liebe redet. Wenn man das
versteht, so wird man auch die Geschlechtsliebe erst in der richtigen
Weise ins Leben hinein orientieren können. Heute ist im Grunde genommen
gerade für viele Theoretiker die Geschlechtsliebe der Moloch
geworden, der alle Liebespflanzen eigentlich nach und nach aufgefressen
hat.


{{Wikisource|Scriptor:Lucius Apuleius|Lucius Apuleius|lang=la}}
Die Liebe entwickelt sich in der Seele in anderer Weise als die
{{Commons|Category:Apuleius|Apuleius}}
Dankbarkeit. Die Dankbarkeit muß wachsen mit dem Menschen; daher
*{{PND|11850374X}}
muß sie eingepflanzt werden in jenem Lebensalter, wo die Wachstumskräfte
*{{Zeno-Autor|Literatur/M/Apuleius}}
am stärksten sind. Die Liebe, die muß erwachen. Es ist
* [http://www.hs-augsburg.de/~harsch/Chronologia/Lspost02/Apuleius/apu_intr.html Opera] bei der Bibliotheca Augustana (lat.)
tatsächlich in der Entwickelung der Liebe etwas wie ein Vorgang des
* [http://www.intratext.com/Catalogo/Autori/AUT23.HTM Opera] bei Intratext (lat., die Apologia auch engl.)
Erwachens. Die Liebe muß auch in ihrer Entwickelung in seelischeren
Regionen gehalten werden. Dasjenige, in das der Mensch hineinwächst,
indem er die Liebe in sich allmählich entwickelt, ist ein langsames,
allmähliches Erwachen, bis zuletzt das letzte Stadium dieses
Erwachens eintritt." {{Lit|{{G|306|119ff}}}}
</div>


== Anmerkungen ==
== Siehe auch ==
* [[Fortpflanzung]]
* [[Sexuelle Askese]]
* [[Keuschheit]]
* [[Homosexualität]]
* [[Sexualität und Nationalismus]]


<references/>
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Grundelemente der Esoterik'', [[GA 93a]] (1976), XIX, Berlin, 17. Oktober 1905
#Rudolf Steiner: ''Das Rätsel des Menschen. Die geistigen Hintergründe der menschlichen Geschichte'', [[GA 170]] (1992)
#Rudolf Steiner: ''Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band I: 1904 – 1909'', [[GA 266a]] (1995), ISBN 3-7274-2661-6 {{Schule|266}}
#Rudolf Steiner: ''Die pädagogische Praxis vom Gesichtspunkte geisteswissenschaftlicher Menschenerkenntnis. Die Erziehung des Kindes und jüngeren Menschen.'', [[GA 306]] (1989), ISBN 3-7274-3060-5 {{Vorträge|306}}


[[Kategorie:Biographie]]
{{GA}}
[[Kategorie:Autor|Apuleius]]
[[Kategorie:Literatur (Antike]|Apuleius]]
[[Kategorie:Literatur (Latein)|Apuleius]]
[[Kategorie:Philosoph der Antike|Apuleius]]
[[Kategorie:Geboren 125|Apuleius]]
[[Kategorie:Gestorben 177|Apuleius]]
[[Kategorie:Mann|Apuleius]]


{{Personendaten|
[[Kategorie:Sexualität]]
NAME=Apuleius, Lucius
|ALTERNATIVNAMEN=Apuleius; Apuleios
|KURZBESCHREIBUNG=[[Römisches Reich|Römischer]] [[Autor]], [[Philosoph]]
|GEBURTSDATUM=[[125]]
|GEBURTSORT=[[Madaura]]
|STERBEDATUM=[[170]]
|STERBEORT=
}}

Version vom 27. Oktober 2013, 17:13 Uhr

Adam und Eva, Albrecht Dürer, 1507

Die Sexualität ist eine Folge des Sündenfalls und der damit verbundenen Geschlechtertrennung. Der Paradiesesmensch war noch ein doppelgeschlechtliches Wesen. Durch die luziferische Versuchung stieg der Mensch auf die feste Erde herab und begann sich erstmals in dichten physischen Leibern zu verkörpern, die aber nur mehr einseitig männlich oder weiblich ausgeprägt waren. Das Seelenleben des Menschen begann sich dadurch stärker zu differenzieren. Im männlichen Leib drückte sich nach der Geschlechtertrennung zunächst mehr der Wille aus, im weiblichen Leib das Vorstellungsmäßige.

Allmählich öffneten sich die Sinne nach außen auf die sinnliche Welt und der Mensch begann sich langsam als eigenständiges Wesen von der Welt zu unterscheiden. Durch den luziferischen Einfluss erwachte damit auch die sinnliche Begierde. Die sinnliche Begierde ist Ausdruck des dahinter stehenden Egoismus, in dem die astralen Antipathiekräfte die Sympathiekräfte beiweitem überwiegen. Die Sexualität blieb lange davor bewahrt, mit den egoistischen Triebkräften verunreinigt zu werden. Bis weit in die atlantische Zeit hinein, lief der Befruchtungsvorgang aber weitgehend unbewusst und damit auch begierdefrei ab.

"Sehen Sie, auch bei Luzifer handelt es sich nicht um das Zusammenstimmen irgendeiner Vorstellung mit der Objektivität, radikal niemals, sondern darum, daß diejenigen Vorstellungen entwickelt werden, die möglichst viel Bewußtsein im Menschen hervorbringen. Also verstehen Sie mich wohl darinnen: die möglichst viel, möglichst intensives Bewußtsein, ein möglichst ausgebreitetes Bewußtsein im Menschen hervorbringen. Dieses ausgebreitete Bewußtsein, an dem Luzifer sein Interesse hat, ist ja zugleich verknüpft, wenn es hervorgebracht wird, mit einer gewissen inneren Wollust des Menschen. Und dieses Wollüstige ist wiederum Luzifers Gebiet. Sie erinnern sich vielleicht, daß ich für die atlantischen Zeiten darauf aufmerksam gemacht habe, daß bis zu einem gewissen Zeitpunkte alles Sexuelle unbewußt vor sich gegangen ist. Schöne Mythen der verschiedenen Völker weisen hin auf diesen unbewußten Charakter des sexuellen Vorgangs in der älteren Zeit. Er ist erst im Laufe der Zeit ins Bewußtsein hereingeholt worden. Luzifer hat wesentlich Anteil daran, daß das Unbewußte hier in das Bewußte und immer Bewußtere hereingeholt wird. Dieses: außer der dazu bestimmten Zeit, außer dem rechten Zeitenzyklus Bewußtsein im Menschen hervorzurufen, also über etwas Bewußtsein hervorzurufen, wo dieser Grad des Bewußtseins eigentlich in einem anderen Zeitpunkte richtig entwickelt würde, das ist Luzifers Bestreben." (Lit.: GA 170, S. 233)

Erst als die irdischen Inkarnationen des Menschen begannen, konnte sich sein individuelles Ich ausbilden und damit wurden auch die Voraussetzungen geschaffen, dass die Liebe in der Menschheit erwachen konnte. Die Geschlechtsliebe ist die Vorstufe zu einer viel umfassenderen Form der Liebe, die im höchsten Sinn nur mehr von den reinen Kräften der Sympathie getragen wird.

Beim Kind spielt die Sexualität noch keine Rolle. Alle dahin gehenden Aussagen sind aus geisteswissenschaftlicher Sicht falsch und beruhen auf einer Fehlinterpretation bloß äußerlich konstatierter Erscheinungen. Erst wenn der im ersten Lebensjahrsiebent dominierende nach außen gerichtete Mineralisierungsprozess mit dem Zahnwechsel seinen Abschluss findet, beginnt im zweiten Jahrsiebt allmählich und zuerst noch ganz zart der nach innen gerichtete Sexualisierungsprozess, der dann mit der Pubertät zu einer gewissen Reife kommt. Erst mit der Geschlechtsreife löst sich die mütterliche Astralhülle auf, in die der Astralleib des Kindes bis dahin eingebettet war, und wird nun zu einem eigenständigen Wesensglied des heranwachsenden Jugendlichen. Diesen frei geworden Astralleib beherrschen zu lernen, ist dann die wesentliche Aufgabe im dritten Jahrsiebt. Erst danach, mit Beginn des vierten Jahrsiebents, ist das Ich bereit, verantwortungsvoll mit der Sexualität umzugehen.

Kräfteströmungen im menschlichen Organismus bis zum Zahnwechsel.

"Sehen Sie, in den ersten sieben Jahren sind fortwährende Strömungen, Kräftewirkungen vorhanden von dem übrigen Organismus nach dem Haupte hin. Gewiß sind auch Strömungen vom Kopf nach dem übrigen Organismus, die sind aber in dieser Zeit schwach im Verhältnis zu den starken Strömungen, die von dem Leib nach dem Kopfe gehen. Wenn der Kopf wächst in den ersten sieben Jahren, wenn er sich noch weiter ausbildet, so rührt das davon her, daß der Leib eigentlich seine Kräfte in den Kopf hineinschickt; der Leib drückt sich in den Kopf hinein in den ersten sieben Jahren, und der Kopf paßt sich der Leibesorganisation an. Das ist das Wesentliche in der menschlichen Entwickelung, daß sich der Kopf in den ersten sieben Jahren der Leibesorganisation anpaßt. Daher dieses Eigentümliche, was man beobachten kann, wenn man einen feinen Sinn hat für das Verwandeln des menschlichen Antlitzes in den ersten sieben Lebensjahren, dieses Heraufströmen der übrigen Organisation. Beachten Sie das nur einmal, wie das Gesicht des Kindes ist, und wie es nach dem Zahnwechsel ganz anders geworden ist, wo sich der ganze Leib gewissermaßen in den Gesichtsausdruck hineinergossen hat.

Kräfteströmungen im menschlichen Organismus vom Zahnwechsel bis zur Geschlechtsreife.

Dann kommt die Zeit ungefähr vom siebenten bis zum vierzehnten Lebensjahre, der zweite Lebensabschnitt des Menschen, bis zur Geschlechtsreife. Da findet das gerade Entgegengesetzte statt: ein fortwährendes Strömen der Kopfkräfte in den Organismus hinein, in den Leib hinein; da paßt sich der Leib dem Kopfe an. Das ist sehr interessant wahrzunehmen, wie eine vollständige Revolution im Organismus stattfindet: ein Strömen, ein Hinaufkraften des Leibes in den Kopf in den ersten sieben Jahren, was dann den Abschluß findet im Zahnwechsel, und dann eine Umkehrung, ein Hinunterströmen, Hinunterkraften. Und durch dieses Hinunterströmen, Hinunterkraften wird der Mensch erst ein Geschlechtswesen. Jetzt wird der Mensch erst ein sexuelles Wesen. Und das, was die vorerst himmlischen oder irdischen Organe zu Geschlechtsorganen macht, das kommt aus dem Kopf, das ist Geist. Die physischen Organe - man kann es geradezu so aussprechen - sind gar nicht für Sexualität bestimmt; sie werden erst angepaßt der Sexualität. Und wer behauptet, sie wären ursprünglich der Sexualität angepaßt, der urteilt nur nach der äußeren Meinung. Sie sind so, daß die einen angepaßt sind dem Himmlischen, die anderen dem Irdischen. Abbilder sind sie. Der Geschlechtscharakter wird ihnen erst aufgedrückt durch das, was aus der Kopfströmung kommt vom siebenten bis zum vierzehnten Jahre. Da erst wird der Mensch ein Geschlechtswesen.

Es ist außerordentlich bedeutsam, daß man diese Dinge genau ins Auge faßt; denn man erlebt es heute in der Praxis alle Augenblicke, daß Leute kommen mit den kleinsten Kindern und darüber klagen, daß sie geschlechtliche Ungezogenheiten haben. Das ist vor dem siebenten Jahre gar nicht möglich, weil das, was dann vorhanden ist, überhaupt nichts Geschlechtliches ist, gar nicht diese Bedeutung hat. Und es würde auf medizinische Weise eine Heilung hier nicht eintreten können, sondern auf normale Weise dadurch, daß man diese Dinge nicht mehr mit falschen Namen benennt und dadurch ihnen falsche Begriffshüllen überwirft. Erwerbe man sich doch wiederum jene, ich möchte sagen, heilige Unschuld, welche die Alten hatten mit Bezug auf diese Dinge, denen es gar nicht eingefallen wäre bei ihrem noch atavistischen Wissen aus der geistigen Welt, bei Kindern schon von der Sexualität zu sprechen." (Lit.: GA 170, S. 46ff)

Wie im individuellen einzelnen Erdenleben, so erwachte die bewusste Sexualität auch in der Menschheit insgesamt erst allmählich. Als die sexuelle Vereinigung der beiden Geschlechter zu einem immer bewussteren Vorgang wurde, kam die Menschheit dabei zugleich auf einen gefährlichen Scheideweg, der aber beschritten werden muss, wenn das menschliche Ich sein Entwicklungsziel erreichen soll. Einerseits wurde das Tor zur Liebe geöffnet, die das eigentliche Entwicklungsziel der Erd- und Menschheitsentwicklung ist. Anderseits wurde damit auch der Abgrund aufgerissen, der die Menschheit in den schlimmsten Egoismus hinabschleudern kann, in dem nur mehr die dunkelsten Kräfte der Antipathie herrschen, die den Menschen in die Fänge der schlimmsten Widersachermächte, der Asuras, treibt. Im Sexualsystem liegt der Ursprung des Egoismus und mit Hilfe der Sexualität wollen die Asuras den Egoismus bis zur schwarzmagischen Gewalt steigern:

"Die höheren Kräfte unserer geistigen Vorgänger sind verknüpft mit den Kräften unserer eigenen niederen Natur. Die menschlichen Leidenschaften stehen in okkulter Beziehung zu den höheren Kräften der uns vorausgegangenen geistigen Wesenheiten. Überall wo Ausschweifung ist, dort ist die Materie gegeben, in der mächtige asurische Kräfte raffinierte Intellektualität ausströmen in die Welt. Bei verdorbenen Menschenstämmen sind solche starken asurischen Kräfte zu finden. Der schwarze Magier bezieht gerade aus dem Sumpf der Sinnlichkeit seine stärksten dienenden Kräfte. Die sexuellen Riten sind dazu da, um in diese Kreise hineinzubannen. Es besteht ein fortwährender Kampf auf der Erde, der auf der einen Seite danach strebt, die Leidenschaften zu läutern, und auf der anderen Seite das Streben hat nach Verstärkung der Sinnlichkeit. Die Wesenheiten, die das Christus-Prinzip zum Führer haben, suchen die Erde für sich zu gewinnen, aber auch die anderen, feindlichen Wesenheiten suchen die Erde an sich zu reißen." (Lit.: GA 093a, S. 149)

Könnten die Asuras ihr Ziel erreichen und die Menschheit im absoluten Egoismus verhärten, dann würde damit auch das menschliche Ich ausgelöscht, denn das Wesen des Ichs besteht darin, sich selbst bedingungslos zu verschenken.

Starke Impulse erfährt die Sinnlichkeit durch die Kräfte Oriphiels, die mit dem alten Saturn zusammenhängen, auf dem die Keime zu unseren Sinnesorganen gelegt wurden. Im kommenden Oriphiel-Zeitalter, das unser gegenwärtiges Michaelzeitalter etwa gegen 2300 n. Chr. ablösen wird, werden wir diesen Einfluss noch viel stärker zu spüren bekommen:

"Die Erde steht jetzt (periodenweise) unter dem Einfluß der Saturnkräfte der Erde, das heißt der Kräfte, die die Erde beibehalten hat von dem alten Saturn her, auf dem die ersten Anfänge zu unseren Organen gebildet wurden. (Die Aufgabe des Saturns bestand darin, die ersten Keime zu unseren physischen Sinnesorganen zu entwickeln.)

Die Erde steht periodenweise unter dem Einfluß der Kräfte der Planeten, deren Zustand wir durchgemacht haben. Und so stehen wir jetzt unter dem Einfluß der Saturnkräfte der Erde. Die Saturnkräfte wirken auf die Sinnesorgane, die bis zu einer früher nicht erreichten Höhe ausgebildet sind. Daraus erklärt es sich, daß das Streben und Trachten der Menschheit in so hohem Maße auf das Sinnenfällige gerichtet ist.

Oriphiel bekommt seine Kräfte aus dem heutigen Saturn. Nach vierhundert Jahren wird er seine Herrschaft wieder antreten. Wenn dann die irdischen Saturnkräfte sich mit den Kräften des heutigen Saturn vereinen, wird es auf der Erde noch viel schlimmer werden. Die furchtbaren Entartungen, die wir schon heute in geschlechtlichen Dingen sehen, werden noch ein viel höheres Maß erreichen; sie könnten überhaupt nicht existieren, wenn nicht der Saturn die Erde beherrschte." (Lit.: GA 266a, S. 261f)

Liebe und Sexualität

"Denn der menschliche Organismus ist gerade in der Zeit vom Zahnwechsel bis zur Geschlechtsreife eben als Organismus auch geneigt, sich zur Liebe hin zu entwickeln. Nun, man muß in unserem heutigen Zeitalter gerade die Tugend der Liebe im richtigen Lichte sehen. Denn der Materialismus hat allmählich tatsächlich die Liebe außerordentlich stark zu einer vereinseitigten Vorstellung gebracht. Und da dieser Materialismus vielfach die Liebe nur in der Geschlechtsliebe sehen will, so führt er alle anderen Liebesäußerungen eigentlich auf versteckte Geschlechtsliebe zurück. Und wir haben ja sogar in demjenigen, was ich vorgestern bezeichnete als Dilettantismus zum Quadrat - nicht bei allen, viele lehnen das ab -, aber wir haben bei vielen Psychoanalytikern geradezu eine Zurückführung von sehr vielen Lebenserscheinungen, die damit gar nichts zu tun haben, auf das sexuelle Element. Demgegenüber muß gerade der Lehrende und Erziehende sich etwas angeeignet haben von dem Universellen der Liebe. Denn nicht nur die Geschlechtsliebe bildet sich aus in dem Zeitalter vom Zahnwechsel bis zur Geschlechtsreife, sondern überhaupt das Lieben, das Lieben für alles. Die Geschlechtsliebe ist nur ein Teil der Liebe, die sich heranbildet in diesem Lebensalter. Man kann in diesem Lebensalter sehen, wie sich die Naturliebe heranbildet, wie sich die allgemeine Menschenliebe heranbildet, und man muß eben einen starken Eindruck davon haben, wie die Geschlechtsliebe nur ein Spezialkapitel ist in diesem allgemeinen Buche des Lebens, das von der Liebe redet. Wenn man das versteht, so wird man auch die Geschlechtsliebe erst in der richtigen Weise ins Leben hinein orientieren können. Heute ist im Grunde genommen gerade für viele Theoretiker die Geschlechtsliebe der Moloch geworden, der alle Liebespflanzen eigentlich nach und nach aufgefressen hat.

Die Liebe entwickelt sich in der Seele in anderer Weise als die Dankbarkeit. Die Dankbarkeit muß wachsen mit dem Menschen; daher muß sie eingepflanzt werden in jenem Lebensalter, wo die Wachstumskräfte am stärksten sind. Die Liebe, die muß erwachen. Es ist tatsächlich in der Entwickelung der Liebe etwas wie ein Vorgang des Erwachens. Die Liebe muß auch in ihrer Entwickelung in seelischeren Regionen gehalten werden. Dasjenige, in das der Mensch hineinwächst, indem er die Liebe in sich allmählich entwickelt, ist ein langsames, allmähliches Erwachen, bis zuletzt das letzte Stadium dieses Erwachens eintritt." (Lit.: GA 306, S. 119ff)

Siehe auch

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Grundelemente der Esoterik, GA 93a (1976), XIX, Berlin, 17. Oktober 1905
  2. Rudolf Steiner: Das Rätsel des Menschen. Die geistigen Hintergründe der menschlichen Geschichte, GA 170 (1992)
  3. Rudolf Steiner: Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band I: 1904 – 1909, GA 266a (1995), ISBN 3-7274-2661-6 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Rudolf Steiner: Die pädagogische Praxis vom Gesichtspunkte geisteswissenschaftlicher Menschenerkenntnis. Die Erziehung des Kindes und jüngeren Menschen., GA 306 (1989), ISBN 3-7274-3060-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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