imported>Odyssee |
imported>Odyssee |
Zeile 1: |
Zeile 1: |
| '''Klassische Bildung''', also das Studium der [[Kultur]]en der [[Griechisch-Lateinische Kultur|Antike]] und insbesondere der klassischen [[Sprache]]n [[Wikipedia:Altgriechische Sprache|Griechisch]] und [[Wikipedia:Latein|Latein]], hatte in den vergangenen Jahrhunderten ihre volle Berechtigung darin, dass dadurch die Fähigkeiten des [[Verstandesseelenzeitalter]]s auf die Höhe der [[Bewusstseinsseele]] gehoben wurden. ''Diese'' Aufgabe ist mittlerweile erfüllt und die klassische Bildung ist, namentlich seit der Mitte des [[Wikipedia:20. Jahrhundert|20. Jahrhundert]]s, in den Hintergrund getreten: | | '''Latein''' ([[Wikipedia:Latein|lat.]] ''lingua latina'' ‚lateinische Sprache) zählt innerhalb der [[Wikipedia:Indogermanische Sprachen|indogermanischen Sprachen]] zu den [[Wikipedia:Italische Sprachen|italischen Sprachen]] und bildet die Grundlage der heutigen [[Wikipedia:Romanische Sprachen|romanischen Sprachen]]. Latein war die [[Wikipedia:Amtssprache|Amtssprache]] des [[Wikipedia:Römisches Reich|Römischen Reiches]] und zu dieser Zeit auch die verbreitetste [[Wikipedia:Verkehrssprache|Verkehrssprache]] in weiten Teilen [[Wikipedia:Europa|Europa]]s. Mit dem Niedergang des Römischen Reiches wurde Latein allmählich zur [[Wikipedia:Sprachtod|toten Sprache]]. Bedeutsam ist es heute noch innerhalb der [[Wikipedia:Lateinische Kirche|Lateinischen Kirche]] und als Grundpfeiler der [[Klassische Bildung|klassischen Bildung]]. Bis zum Beginn des [[Wikipedia:20. Jahrhundert|20. Jahrhundert]]s bildete Latein auch die wesentliche Grundlage der internationalen [[Wissenschaft]]ssprache. |
|
| |
|
| <div style="margin-left:20px">
| | [[Kategorie:Sprache]] |
| "Wir sind heute auf einem Punkte der Menschheitsentwickelung
| |
| angekommen, wo es absolut unnötig ist für unser Verhältnis zum Altertum, daß wir
| |
| in diesem Altertum besonders erzogen werden; denn schon seit langem ist dasjenige,
| |
| was die allgemeine Menschheit von dem Altertum braucht, in solcher Weise unserer
| |
| Bildung einverleibt, daß wir es uns aneignen können, auch wenn wir nicht
| |
| dressiert werden, durch viele Jahre in einer fremden Atmosphäre zu leben." {{Lit|GA 192, S 96}}
| |
| </div>
| |
| | |
| Eine besondere Hypothek der klassischen Bildung ist die [[Wikipedia:Latein|lateinische Sprache]]. Sie war einerseits ein wertvolles Mittel der Erziehung zum logischen, gehirngebundenen [[Denken]], hindert aber anderseits die Entfaltung des selbstständigen, geistgemäßen Denkens:
| |
| | |
| <div style="margin-left:20px">
| |
| "Die lateinische Sprache hat aber eine ganz bestimmte Eigentümlichkeit. Sie ist nämlich so ausgebildet worden im alten Rom, daß sie selber
| |
| denkt. Es ist interessant, wie der lateinische Unterricht in den Gymnasien gegeben wird. Er wird so gegeben, daß man also Latein lernt, und
| |
| dann lernt man das Denken, das richtige Denken an dem lateinischen
| |
| Satze. So daß also das ganze Denken abhängig wird von etwas, was gar
| |
| nicht der Mensch macht, sondern was die lateinische Sprache macht.
| |
| Verstehen Sie das nur, meine Herren, daß das etwas ganz Wichtiges ist!
| |
| Also die Menschen, die heutzutage irgend etwas gelernt haben, denken
| |
| nicht selber, sondern bei denen, wenn sie auch niemals die lateinische
| |
| Sprache gelernt haben, denkt die lateinische Sprache. Deshalb ist es ja
| |
| so, daß man selbständiges Denken, so kurios das ist, eigentlich heute nur
| |
| noch bei manchen Menschen trifft, die nicht viel gelernt haben.
| |
| | |
| Ich will damit ja nicht etwa sagen, wir sollen wiederum in den Analphabetismus zurück. Das können wir nicht. Ich will nirgends einen
| |
| Rückschritt; aber dasjenige, was ist, muß man verstehen. Deshalb ist es
| |
| ja so wichtig, daß man manchmal auch zurückgehen kann zu dem, was
| |
| der einfache Mensch, der wenig gelernt hat, noch weiß. Er kann es ja
| |
| gar nicht mehr herausbringen, weil man ihn natürlich auslacht. Aber
| |
| trotzdem, es ist außerordentlich wichtig, daß man weiß: Die Menschen
| |
| denken heute nicht selbst, sondern die lateinische Sprache denkt in
| |
| ihnen.
| |
| | |
| Sehen Sie, solange man nicht selber denken kann, solange kann man
| |
| überhaupt nicht in die geistige Welt hineinkommen. Jetzt haben Sie den
| |
| Grund, warum sich die heutige Erkenntnis auflehnt gegen alles geistige
| |
| Erkennen: weil die Leute durch die lateinische Erziehung dazu gekommen sind, nicht selber zu denken. Das ist das erste, was man lernen
| |
| muß: selber denken. Die Leute haben heute ganz recht, wenn sie sagen:
| |
| Das Gehirn denkt. - Warum denkt das Gehirn? Weil die lateinischen
| |
| Sätze ins Gehirn hereingehen, und das Gehirn denkt ganz automatisch
| |
| bei dem heutigen Menschen. Das sind Automaten der lateinischen
| |
| Sprache, die herumlaufen und gar nicht selber denken." {{Lit|GA 350, S 147}} | |
| </div>
| |
| | |
| == Literatur ==
| |
| #Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Behandlung sozialer und pädagogischer Fragen'', [[GA 192]] (1991)
| |
| #Rudolf Steiner: ''Rhythmen im Kosmos und im Menschenwesen. Wie kommt man zum Schauen der geistigen Welt?'', [[GA 350]] (1991)
| |
| | |
| {{GA}}
| |
| | |
| [[Kategorie:Kultur]] [[Kategorie:Pädagogik]]
| |