Urzelle des Wirtschaftslebens: Unterschied zwischen den Versionen

Aus AnthroWiki
imported>Hgp
imported>Hgp
Zeile 617: Zeile 617:
Aufs Ganze entstehen aus dem Vorgang der Mehrleistungsvergütung die wirtschaftlichen Klassen, damals Kapitalisten und Arbeiter, heute Kapitalisten und Kleinbürger. Die Kapitalklasse verfügt typischerweise auch über das Eigentum an den Produktionsmitteln, stellt also die Betriebe bereit, aus derem Wirtschaften sie sich via Leistungslöhne (zu denen auch die Gewinnentnahme des Unternehmers bzw. Unternehmenseigentümers gehört) wieder die größten Anteile herausholen.
Aufs Ganze entstehen aus dem Vorgang der Mehrleistungsvergütung die wirtschaftlichen Klassen, damals Kapitalisten und Arbeiter, heute Kapitalisten und Kleinbürger. Die Kapitalklasse verfügt typischerweise auch über das Eigentum an den Produktionsmitteln, stellt also die Betriebe bereit, aus derem Wirtschaften sie sich via Leistungslöhne (zu denen auch die Gewinnentnahme des Unternehmers bzw. Unternehmenseigentümers gehört) wieder die größten Anteile herausholen.


Man muß daher das praktizierte Leistungslohnprinzip sowohl mit für die Ursache der Entstehung des Kapitalismus halten, als auch für ein Mittel, ihn aufrecht zu erhalten.<ref>In der assoziativen Wirtschaft wirkt das [[Altwerden des Geldes]] demotivierend auf übertriebenes Sparen. Das [[Erbrecht]] bedarf einer, mehr am Gemeinwohl orientierten Neugestaltung. Die Assoziationen wollen jedoch in die Privatvermögen und ihre Verwendung nicht unmittelbar reglementierend eingreifen, (soweit nicht von staatswegen vorgeschrieben). Die freie wirtschaftliche Initiative des Individuums, die sich immer auch auf verfügbares Kapital stützen muß, soll in keiner Weise ausgebremst, oder gar unterbunden werden, sondern soll sich unter der Aufsicht der Assoziationen in gemeinwohlorientierten Bahnen bewegen.</ref>
Man muß daher das praktizierte Leistungslohnprinzip sowohl mit für die Ursache der Entstehung des Kapitalismus halten, als auch für ein Mittel, ihn aufrecht zu erhalten.<ref>In der assoziativen Wirtschaft wirkt das [[Altwerden des Geldes]] demotivierend auf übertriebenes Sparen. Das [[Erbrecht]] bedarf einer, mehr am Gemeinwohl orientierten Neugestaltung. Die Assoziationen wollen und dürfen jedoch in die Privatvermögen und ihre Verwendung (wozu allerdings nicht Finanzspekulationen und Handel mit Unternehmen oder Unternehmensanteilen gehören sollen) nicht unmittelbar reglementierend eingreifen, (soweit nicht von staatswegen vorgeschrieben). Die freie wirtschaftliche Initiative des Individuums, die sich immer auch auf verfügbares Kapital stützen muß, soll in keiner Weise ausgebremst, oder gar unterbunden werden, sondern soll sich unter der Aufsicht der Assoziationen und mit ihrer Unterstützung in gemeinwohlorientierten Bahnen bewegen.</ref>


Auf der anderen Seite stehen diese Gelder dem Betrieb nicht für Investitionen zur Verfügung, auch nicht für betriebliche Belange, wie z.B. einer Einrichtung einer Kinderbetreungsstätte oder eines Fahrdienstes, um die Mitarbeiter morgens aus den Dörfern abzuholen und abends zurückzufahren.
Auf der anderen Seite stehen diese Gelder dem Betrieb nicht für Investitionen zur Verfügung, auch nicht für betriebliche Belange, wie z.B. einer Einrichtung einer Kinderbetreungsstätte oder eines Fahrdienstes, um die Mitarbeiter morgens aus den Dörfern abzuholen und abends zurückzufahren.

Version vom 11. Januar 2016, 11:35 Uhr

Die Urzelle des Wirtschaftslebens spricht sich nach Rudolf Steiner dadurch aus, dass jeder Mensch im Wirtschaftsleben in der Lage sein muss, für dasjenige, was er hervorbringt, so viel einzutauschen, dass er von dem Eingetauschten seine Bedürfnisse befriedigen kann, bis er ein gleiches Produkt wie das hervorgebrachte wieder hervorbringen kann. Daraus ergibt sich der in einer assoziativen Wirtsschaft festzulegende Preis für das Produkt. Eingerechnet muss dabei auch alles dasjenige werden, was abgegeben werden muss für jene, die nicht unmittelbar in der Gegenwart wirtschaftlich produktiv tätig sein können, z.B. für die Kinder und ihre Erziehung, für die Alten, Armen und Kranken usw.

Die Urzelle der assoziativen Wirtschaft

" . . . In das Wirtschaftsleben hat sich hineingeschlichen dadurch gerade, daß der moderne Kapitalismus mit seiner Sehnsucht nach der Rente, der Konkurrenz des Kapitals, das Auf-den-Markt-werfen und Regeln nach Angehot und Nachfrage - es hat sich in dieses Wirtschaftsleben hineingeschlichen eine Verwaltungsart eben durch den Kapitalismus, die durch die Natur des Wirtschaftslebens nicht notwendig in diesem Wirtschaftsleben stehen muß. Denn was braucht man in diesem Wirtschaftsleben? Man braucht den Boden mit seiner Möglichkeit, Produkte für den Menschen hervorzubringen; man braucht im industriellen Wirtschaftsleben die Produktionsmittel; man braucht den Arbeiter an den Produktionsmitteln, den Handarbeiter auf der einen Seite, den geistigen Arbeiter auf der anderen Seite. Einzelne Menschen haben immer eingesehen, daß ein Wirtschaftsleben in sich vollendet ist, welches hat den Boden, welches hat den physischen und den geistigen Arbeiter. Deshalb haben stärkere Denker des Wirtschaftslebens, einer sogar, der in der Lage war, ein preußischer Minister zu werden, das Wort ausgesprochen: «Das Kapital ist das fünfte Rad am Wagen des Wirtschaftslebens.» Man kann sich nicht wegdenken aus dem Wirtschaftsleben den geistigen Verwalter der Produktionsmittel und des Bodens, man kann sich nicht wegdenken den physischen Arbeiter, man kann sich wegdenken, ohne daß die Wirtschaft gestört wird, das Wirken des Kapitals. Daß das eine volkswirtschaftliche Wahrheit ist, das empfindet der heutige Proletarier; er empfindet es durch das, was ihm das Wirtschaftsleben an Leib und Seele bringt. Was ist in einem Wirtschaftsleben drinnen, in dem wirklich nur dasjenige herrscht, was ich eben angeführt habe? Arbeit, geistige und physische und dasjenige, was die Produktionsmittel und der Boden liefern. Die Leistung entsteht, die notwendig macht im menschlichen Leben Gegenleistung, und es entsteht das Urgebilde des Wirtschaftslebens. Dieses Urgebilde des Wirtschaftslebens heute reinlich herauszuarbeiten, das ist vonnöten, damit soziale Erkenntnis möglich werde. Tritt der Mensch ein in das Wirtschaftsleben - er muß produzieren für sich und für die anderen Menschen. Das ist der Maßstab, daß er in seinen Leistungen sich und die anderen Menschen wirtschaftlich halten kann. Das ist die große Frage, so einfach sie klingt, für alles Wirtschaftsleben. Die große Frage für alles Wirtschaftsleben ist diese: Ich muß imstande sein, innerhalb des Wirtschaftslebens, welcher Art der Hervorbringung ich mich auch hingebe: - ich muß imstande sein, für dasjenige, was ich hervorbringe, so viel einzutauschen aus der übrigen Wirtschaft heraus, daß ich meine Bedürfnisse des Lebens aus dem Eingetauschten befriedigen kann, bis ich imstande bin, eine gleiche Produktion wie das Hervorgebrachte wieder hervorzubringen. Eingerechnet muß werden in dasjenige, was da in Betracht kommt, ich möchte sagen, als das Atom des Wirtschaftslebens, als das Urelement des Wirtschaftslebens, - eingerechnet muß werden alles dasjenige, was ich abgeben muß für die, welche nicht unmittelbar in der Gegenwart produktiv tätig sein können; eingerechnet muß werden alles dasjenige, was für die Kinder, für ihre Erziehung usw. notwendig ist; eingerechnet muß werden die Quote, die ich für Arme, Kranke, Witwen, als Altersunterstützung zu geben habe. Das alles ist einzurechnen in diese Urzelle des Wirtschaftslebens, die sich eben dadurch ausspricht, daß jeder Mensch im Wirtschaftsleben in die Lage kommen muß, für dasjenige, was er hervorbringt, so viel einzutauschen, daß er von dem Eingetauschten seine Bedürfnisse befriedigen kann, bis er ein gleiches Produkt wie das hervorgebrachte wieder hervorbringt. Man sieht es aber dieser Urzelle des Wirtschaftslebens an, daß sie nur geregelt werden kann, wenn sie in dem Kreislauf des Wirtschaftslebens nichts anderes drinnen hat, als die Leistungen selber; wenn man nichts anderes im Kreislauf des Wirtschaftslebens hat als dasjenige, was der einzelne arbeitet als seine Leistung, und was die anderen mit ihm als ihre Leistungen eintauschen können. Innerhalb dieses Kreislaufes des Wirtschaftslebens hat nicht Ort und Stelle all dasjenige, was man nennen kann «Kapital»; das dringt nur ein, um dieses Wirtschaftsleben zu stören und diesen Wirtschaftsprozeß zu verunreinigen. Der Wirtschaftsprozeß wird nur reinlich, wenn in ihm der durch das Leben aus seiner Urzelle des Wirtschaftslebens heraus gebotene Wertausgleich der Güter stattfinden kann..." (Aus einem Vortrag von Rudolf Steiner, Tübingen, 2. Juni 1919, zitiert nach Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe, Beiträge 103, S. 18f)

Aus dem Prinzip dieser Urzelle, wie sie Rudolf Steiner hier charakterisiert, ergibt sich keine Einkommensdifferenzierung wegen unterschiedlicher Leistungen aufgrund von Befähigung. Eine bessere Bezahlung eines besonders fähigen Mitarbeiters würde zu privater Kapitalbildung in der Hand dieses Mitarbeiters führen, wenn er es nicht einfach nur verschwendet für Luxusreisen usw. Er erhielte mehr für seine Arbeit, als er benötigt. Diese Kapitalweggabe aufgrund der Überbezahlung bedeutete auf der anderen Seite aber eine Verteuerung der Ware. Solche Kapitalbildung ginge daher zu Lasten der Gemeinschaft, und hat im eigentlichen Wirtschaftsprozeß aus der Urzelle heraus nichts zu suchen. Man staunt daher, daß z.B. Wolfgang Latrille eine Einkommensdifferenzierung von bis zu 1:10 vorschlägt[1]. Man kann solche Vorschläge nur als einen Rückfall in die Entgeltungsvorstellung bezeichnen, nach der ein Mitarbeiter danach bezahlt wird, was er dem Unternehmen wert ist, insofern seine Fähigkeiten knapp sind. Um einen fähigen Mitarbeiter nicht zu verlieren, zahlt man ihm mehr, als er für seinen Bedarf benötigt: Dadurch verteuern sich die Waren, die das Unternehmen anbietet, und auf der anderen Seite wird das Bankkonto des fähigen Mitarbeiters fetter: Das ist ein Vorgang, der zu falschen Preisen führt und das Wirtschaftsleben wenn nicht schädigt, so doch belastet.

„Dasjenige, was man heute ein Existenzminimum nennt, das ist noch immer auf das Lohnverhältnis hin gedacht. Diese Art des Denkens, die wird beim selbständigen Wirtschaftsleben nicht in derselben Weise stattfinden können. Da wird die Frage reinlich aus dem Wirtschaftsleben heraus gestellt werden müssen. Diese Frage wird sich dann so stellen, daß der Mensch, indem er irgendeine Leistung vollbringt, indem er irgend etwas hervorbringt, für diese Leistung so viel an anderen Menschheitsleistungen durch Austausch wird zu bekommen haben, als er nötig hat, um seine Bedürfnisse und die Bedürfnisse derjenigen, die zu ihm gehören, zu befriedigen, bis er ein neues, gleichartiges Produkt hervorgebracht hat. Dabei muß nur in Anrechnung kommen all das, was der Mensch für seine Familie an Arbeit und dergleichen zu leisten hat. Dann wird man eine gewisse, ich möchte sagen Urzelle des Wirtschaftslebens finden. Und dasjenige, was diese Urzelle des Wirtschaftslebens zu dem machen wird, was eben den Menschen seine Bedürfnisse wird befriedigen lassen, bis er ein gleichartiges, neues Produkt hervorbringt, das gilt für alle Zweige des geistigen und materiellen Lebens. Das wird so zu ordnen sein, daß die Assoziationen, die Koalitionen, die Genossenschaften von der Art, wie ich sie vorhin dargestellt habe, zu sorgen haben werden, daß diese Urzelle des Wirtschaftslebens bestehen kann. Das heißt, daß ein jegliches Produkt im Vergleich mit anderen Produkten denjenigen Wert hat, der gleichkommt den anderen Produkten, die man braucht zu Befriedigung der Bedürfnisse bis zur Herstellung eines neuen, gleichartigen Produkts. Daß diese Urzelle des Wirtschaftslebens heute noch nicht besteht, das beruht eben darauf, daß im Angebot und Nachfrage des heutigen Marktes zusammenfließen Arbeit, Ware und Recht und daß diese drei Gebiete in der Zukunft getrennt werden müssen im dreigeteilten, gesunden sozialen Organismus.“ (Lit.:GA 337a, S. 82f)

„Und gleichsam die Urzelle dieses Wirtschaftslebens, das nur auf Sachkenntnis und Fachtüchtigkeit gegründet sein soll, die Preisbildung, wie wird sie sich vollziehen müssen? Nicht durch den Zufall des sogenannten freien Marktes, wie es bisher in der Volkswirtschaft und in der Weltwirtschaft der Fall war! So wird sie sich vollziehen müssen, daß auf dem Boden von Assoziationen, die sachgemäß zwischen den einzelnen Produktionszweigen und den Konsumgenossenschaften entstehen, durch Menschen, die sachkundig und fachtüchtig aus diesen Genossenschaften hervorgehen, organisch das erreicht werde, vernünftig erreicht werde, was heute krisenhaft der Zufall des Marktes hervorbringt. Es wird in der Zukunft, wenn die Feststellung von Art und Charakter der menschlichen Arbeitskraft in den Rechtsstaat fällt, ungefähr innerhalb des Wirtschaftslebens sich zutragen müssen, daß der Mensch für irgend etwas, was er arbeitend vollbringt, so viel an Austauschwerten erhält, daß er seine Bedürfnisse dadurch befriedigen kann, bis er ein gleiches Produkt wieder hervorgebracht hat.“ (Lit.:GA 333, S. 85f)

„Sehen Sie, bei der heutigen Struktur der Gesellschaft läßt sich eigentlich gar nicht anders produzieren als im Hinblick auf den Profit. Das Prinzip, zu produzieren, um zu konsumieren, das muß erst geschaffen werden! Und von diesem Prinzip wird wiederum abhängen, ob in einer entsprechenden Weise Wege für eine Güterverteilung gefunden werden können. Es wird viel davon abhängen, daß man über einen großen Bereich hin, ich möchte sagen, eine wirtschaftliche Urzelle findet. Diese wirtschaftliche Urzelle - ich möchte wenigstens mit ein paar Worten kurz von ihr sprechen -, worin besteht sie denn? Geht man nicht vom Produzieren, sondern vom Konsumieren, von der Befriedigung der Bedürfnisse aus, so handelt es sich darum, daß wir erst zu einem praktikablen Ergebnis dessen kommen müssen, was im Sinne der Bedürfnisbefriedigung zu einer sachgemäßen Preisbildung führt. Das geschieht nämlich heute in anarchisch- chaotischer Weise durch Angebot und Nachfrage, und da steckt viel drinnen von der Unmöglichkeit, heute überhaupt zu etwas zu kommen. Mit der Formel von Angebot und Nachfrage wird man nicht zu dem Ziel kommen, zu produzieren, um zu konsumieren. Nicht wahr, um zu dem Ziel zu gelangen, ist es notwendig, daß das, was ich produziere, im Vergleich zu anderen Gütern so viel wert sein muß, daß ich dafür eintauschen kann, ganz gleich, wie sich der Tausch gestaltet, alle diejenigen Güter, die meine Bedürfnisse befriedigen bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich ein gleiches Produkt wie jetzt hervorgebracht habe. Dabei muß dann alles das mit eingerechnet werden, was man als Beitrag zu leisten hat für diejenigen, die zur Zeit nicht unmittelbar selbst produzieren können, also für Kinder, die erzogen werden müssen, für Arbeitsunfähige und so weiter. Wovon man also ausgehen muß, das ist, sich klar zu werden über diese wirtschaftliche Urzelle. Erst dadurch wird es möglich, auf wirtschaftlichem Boden eine gerechte Preisbildung zu erreichen, so daß man dann in der Zukunft nicht wiederum, wenn man auf der einen Seite mehr verdient, auf der anderen Seite mehr ausgeben muß, weil die Dinge selbstverständlich unter dem Einfluß des Mehrverdienstes teurer werden.“ (Lit.:GA 331, S. 128f)

Die praktischen Erfahrungen mit den Urzellen und den Preisen, die sich bilden, würden dann auch eine Pauschalisierung ermöglichen, was ein Mensch generell durchschnittlich bei gegebenen Wirtschaftsverhältnissen an Einkommen benötigt, um seinen Bedarf zu decken:

„Daß aber ein wirklich auf sich selbst gestelltes Wirtschaftsleben erst recht sorgen kann für Witwen und Waisen und so weiter, das habe ich in meinem Buche «Die Kernpunkte der Sozialen Frage» des breiteren ausgeführt. Ich habe es sogar vorhin schon angedeutet, daß eingerechnet werden muß in die wirtschaftliche Urzelle dasjenige, was ein jeder als Quote beizusteuern hat zu dem, was Witwen und Waisen, überhaupt sonstige nicht arbeitsfähige Menschen - wie in meinem Buche ausgeführt ist, auch für die Kinder, für die ich das Erziehungsrecht in Anspruch nehme -, zu bekommen haben. Der Maßstab dafür wird sich ergeben einfach aus der Lebenshaltung der übrigen Personen. Da man mit der wirtschaftlichen Urzelle einen Maßstab hat für die Lebenshaltung einer Person nach dem bestehenden wirtschaftlichen Gesamtwohlstande, so ist damit zu gleicher Zeit auch die Möglichkeit gegeben, einen Maßstab zu schaffen für das Leben derjenigen, die wirklich nicht arbeiten können.“ (Lit.:GA 337a, S. 91)

Es ist nicht ganz klar, ob Steiner hier mit dem Maßstab der Lebenshaltung "einer" Person, den Bedarf der einen leistungerbringenden Person für sich allein, im Unterschied zum Famlienbedarf verstehen will, oder einen durchschnittlichen Familienbedarf. Sollen die Preise sich nicht aus Angebot und Nachfrage ergeben, sondern entsprechend den Bedarfen sich bilden, wird für die Regelung allerdings dann eine gewisse Pauschalierung notwendig werden, die von Steiner hier angedeutet ist. Es könnte da dann auch unterschiedliche Einkommensstufen oder -klassen geben. Eine unterschiedliche Entlohnung aufgrund unterschiedlicher Befähigung und daher anderem Leistungsausmaß läßt sich daraus jedoch nicht ableiten.

Komponenten von Bedarf, Zeitbedarf, Leistung und Preis

Gemäß dem Konzept der Urzelle hat man zum Verständnis der Entstehung der Preise zunächst diese Urzelle selbst näher zu untersuchen, und nicht etwa z.B. Auswirkungen von Gesamtangebot einer Ware oder nachgefragtem Bedarf. Diese gehören zu den Faktoren, die auf die Urzelle einwirken, und erst über diese Einwirkung einen Einfluß auf den Preis einer Ware haben können.

Genauso hat die Bewertung einer Leistung in ihrer Inanspruchnahme zunächst keine Bedeutung für den Preis, da dieser sich aus Bedarf und Zeitbedarf für die Hervorbringung der Leistung ergibt. Wenn durch die Fähigkeit des Leistungserbringers die benötigte Zeit für die Produktion sich verringert, dann wird dadurch eine Ware nicht teurer, sondern billiger.

Bedarf

Der Bedarf besteht nicht nur in dem, was der Leistungserbringer für seinen Lebensunterhalt benötigt, sondern es gehört dazu auch der Unterhalt der Angehörigen, der abhängigen Familie. Man macht sich die Dimension dieser Preiskomponente nicht richtig klar, wenn man unter Mißachtung des Prinzips der Urzelle z.B. Krankenversicherung auf den Preis fiktiv aufschlägt, gewissermaßen, nachdem er schon der Urzelle entsprungen ist, ihn im Nachherein manipuliert. Der Aufpreis für eine Krankenversicherung kann nur ein Äquivalent sein für dasjenige am Bedarf, was für den Leistungserbringer wegen Krankheitsmöglichkeit veranschlagt werden muß.

Desgleichen entsteht auch die Preiskomponente für die Alterssicherung in der Urzelle selbst, und wird nicht im nachherein aufgeschlagen. In einer unentwickelten Wirtschaft gehören zur Familie auch die Kranken und Alten. Der Leistungserbringer muß für seine Ware einen Preis erhalten, der nicht nur die Kinder, sondern auch die nicht mehr tätigen Großeltern, sowie auch den beschäftigten Auszubildenden, und z.B. einen behinderten Onkel, der mit in der Familie lebt, ernähren kann.

Arbeiten im wirtschaftlichen Sinne (d.h. für familienfremden Bedarf) in solch einer Lebens- bzw. Hausgemeinschaft zwei Personen, dann erhöht sich dadurch selbstverständlich keineswegs der Bedarf für den Lebensunterhalt dieser Familie, abgesehen von den direkt produktionsbezogenen Bedarfen[2]. Wenn die Partnerin eines Schusters Kleider herstellt, und die Familie daher nicht nur Schuhe produziert, sondern Schuhe und Kleider, sind dadurch die Preise für Schuhe und Kleider verbilligt.

Ein differenzierter Bedarf, wie Wolfgang Latrille ihn vorschlägt, macht allerdings dann Sinn, wenn man bedenkt, dass der gebildetere Angestellte andere kulturelle und bildungsmäßige Interessen hat, als der vergleichsweise ungebildete angelernte Arbeiter. Zudem benötigt der qualifizierte Angestellte, über seinen Beruf hinaus auch einen Mehr-Bedarf für die notwendige Fortbildung und die Erlangung beruflicher und allgemeiner Information (z.B. durch Zeitungen und Zeitschriften). [3]

Zeitbedarf

Gemäß diesem Konzept der wirtschaftlichen Urzelle ist der Preis einer Ware umso höher, je mehr Zeit für ihre Produktion benötigt wird. Dafür ist es zunächst unerheblich, ob durch andere Produzenten die Ware billiger produziert werden kann, weil sie weniger Zeit dafür benötigen. Wenn der Schuster für ein paar Schuhe eine Woche benötigt, wird der Preis für diese paar Schuhe dem Bedarf für eine Woche Lebensunterhalt entsprechen müssen. Dabei ist es völlig egal, ob andere Schuster für das betreffende Wirtschaftsgebiet Schuhe gleicher Qualität an einem Tag schaffen können. Wenn man nun meint, ein Preis für die Schuhe, der 1 Woche Lebensunterhalt entspricht, sei zu hoch, worauf könnte sich so ein Urteil gründen?

Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten, hat sich aber strikt am Prinzip der Urzelle zu orientieren, und nicht etwa an der Beobachtung, daß die Nachfrage nach preisgünstigen Schuhen höher ist als diejenige nach teuren.

Ein Grund dafür, daß der Schuster eine ganze Woche für ein paar Schuhe benötigt, könnte sein, daß der Schuster in Teilzeit arbeitet. Er arbeitet z.B. nicht wie die anderen Schuster "Vollzeit", angenommen 40 Stunde die Woche, sondern nur ein 1/7 davon, ca. 6 Stunden die Woche.

Fall 1. Die übrigen 6/7 verwendet der Schuster auf ein anderes Produktionsgebiet, er ist nämlich auch Schneider. Als Schneider arbeitet er ca. 34 Stunden die Woche.

Fall 2. Da der Schuster im fortgeschrittenen Alter ist, etwas altersschwach, kann er nicht mehr so schnell arbeiten wie in den besten Jahren. Er braucht die doppelte Zeit wie früher, arbeitet aber weiterhein "Vollzeit".

Fall 3. Da der Schuster im fortgeschrittenen Alter ist, etwas altersschwach, kann er nicht mehr 8 Stunden pro Tag arbeiten, er arbeitet 5 Tage á 4 Stunden, "Teilzeit", aber so schnell wie früher. Das Paar Schuhe ist nach einer Woche fertig wie in Fall 2.

Fall 4. Der Schuster ist jung und arbeitet auch am Wochenende sowie abends, insgesamt 100 Stunden die Woche. Das paar Schuhe ist gleichwohl erst in einer Woche fertig, da der Schuster das Produktionsverfahren während der Produktion der Schuhe optimiert.

Fall 5. Der Schuster benötigt 3,5 Tage für die Produktion der Schuhe. In den übrigen 3,5 Tagen widmet er sich der Aufgabe, das Produktionsverfahren zu optimieren, produziert in dieser halben Woche also keine Schuhe.

Fall 6. Der Schuster arbeitet nicht wie gewöhnlich 40 Stunden die Woche, sondern eine Zeitlang 80 Stunden die Woche, und lagert die zusätzlich produzierten Schuhe. Nach einem Jahr stehen 52 paar Schuhe im Lager. Im folgenden Jahr läßt er die 52 Paar von einem Händler abholen, und widmet sich ausschließlich der Kindererziehung, sowie Renovierung der Privatwohnung und dergleichen.

Fall 7. Wie 6, jedoch ohne private Haushaltsproduktion, und statt dessen 1 Jahr "Sabbatical".

Fall 8. Wie 7, jedoch anstatt 80 Stunden, arbeitet der Schuster nur 40 Stunden, es gibt also keine zusätzlichen 52 Paar, die ein Händler abholen kann. Trotzdem gönnt sich der Schuster ein Jahr sabattical.

Fall 9. Der Schuster hat einen Sohn, der im Betrieb mitarbeitet, der aber, obwohl fleißig, nicht sonderlich befähigt ist, sodaß ein Teil der Schuhe mit Fehlern behaftet sind, die in der Folge zum Schuster zwecks Reparatur zurückgebracht werden.

Leistung

Der oben angegebene Fall 9 ist von besonderem Interesse, weil an ihm deutlich wird, daß der Preis der Schuhe einmal vom Bedarf abhängt (denn durch die Zugehörigkeit des minderbefähigten Sohnes zur Familiengemeinschaft muß der Preis der Schuhe höher sein), als auch von der Leistung, die sich aus angewendeter Fähigkeit ergibt (die Minderleistung des Sohnes führt dazu, daß der Schuster generell seine Schuhe etwas teurer machen muß.)

Man könnte dies auf die Formel bringen, daß Bedarf und Leistung sich gegenseitig aufheben. Je höher die Leistung, desto geringer fällt der Bedarf aus. Nimmt man den Bedarf für den Lebensunterhalt für konstant an, ergibt sich ein Überschuß, wenn die Leistung höher ausfällt. Dies führt zur Bildung von Kapital. Die im Fall 6 aufgelagerten 52 paar Schuhe sind solches Kapital. Im Fall 4 kommt es durch die Verbesserung des Produktionsverfahrens zur Kapitalbildung. Im Fall 5 an sich genauso, jedoch wird es durch entsprechend höheren Bedarf wieder aufgebraucht, was in Fall 4 nicht der Fall ist.

Man kann bei solchen Überschüssen, die das Wort Leistung im eigentlichen Sinne erst verdienen (Überschuß-Leistung = Leistung - Bedarf) noch nicht von der Produktivkraft des Kapitals als solcher sprechen, denn dieses wird zunächst nur erst gebildet. Ist aber das bessere Produktionsverfahren für Schuhe erst einmal etabliert, generiert es dauerhaft (Überschuß-)Leistungen. Dies sind dann Leistungen des Kapitals, und nicht etwa die des Schusters, dessen Leistungen diesbezüglich mit Fertigstellung des Produktionsverfahrens abgeschlossen sind.

Preis

Lohn und Preis im kapitalistischen System

Die kruppschen Hüttenwerke Rheinhausen um 1900

Die Eigentümer eines typischen kapitalistischen Wirtschaftsbetriebes betrachten das Kapital, das aus Überschuß-Leistungen von Mitarbeitern gebildet wird, als ihr Eigentum, und verwenden es mit privater Verfügungsgewalt, soweit keine rechtlichen Einschränkungen gegeben sind. Soweit die Gewinne nicht als Investition im Betrieb bleiben, können sie den Eigentümern als Einkommen zukommen, oder sonstwie verwendet werden (Gründen einer Stiftung, Parteispenden, Förderung der Kunst etc). Auch der Staat bezieht zwangsweise aus solchen Überschüssen Gelder.

Entgegengesteuert wird dem in der etablierten Wirtschaftsordnung durch das Spiel von Angebot und Nachfrage in Verbindung mit dem Konkurrenzkampf. Der Versuch, am Markt zu bestehen, führt (zumindest im Ideal-Modell des vollkommenenen Marktes) dazu, daß die eigenen Produkte möglichst billig abgegeben werden, um die Konkurrenz zu unterbieten.

Durch solche Verbilligung der Waren fließt Kapital an die Konsumenten ab. Auf der anderen Seite fließt Kapital ab durch bessere Bezahlung der Mitarbeiter. Würden diese entsprechend ihrer Leistung bezahlt, entstünde im Unternehmen deswegen keinerlei Kapital. Es wird also im Interesse der Eigentümer, oder gemäß anderen wirtschaftlichen Gesichtspunkten, dem Mitarbeiter nicht die volle Leistung entgolten. Dennoch gilt die Regel, daß je höher die (Überschuß-)Leistung, ein Mitarbeiter umso besser bezahlt wird. Man denkt sich die Arbeit auch als durch Angebot und Nachfrage geregelt, und ein Mitarbeiter hat einen "Preis", nämlich den, den ein anderes Unternehmen bereit wäre zu zahlen, um den Mitarbeiter für sich zu gewinnen.

Aus diesem Konglomerat von Fakten, Werten, Einstellungen und rechtlichen Regelungen ergibt sich die Vorstellung vom Lohn gemäß Leistung, bzw. die Idee der Beteiligung der Mitarbeiter am Überschuß der Leistungen je nach ihrem "Verdienst", und ihre erzwungene Umsetzung. Im Idealmodell der "freien Marktwirtschaft" führt dies zu optimaler Allokation, gerechten, angemessenen Preisen für Waren, und gerechten, angemessenen Einkommen.

Man muß daher die Entlohnung nach Leistung als Bestandteil eines Wirtschaftens innerhalb eines solchen kapitalistischen Systems ansehen, in dem die Preisbildung durch das Spiel von Angebot und Nachfrage auf den Märkten geregelt wird. Im Interesse des eigenen Profits bzw. aus wirtschaftlicher Überlebensnotwendigkeit sucht man Preise und Löhne zu manipulieren, um über den Bedarf hinaus zu konsumieren, um besser dazustehen als die Konkurrenz, oder um für die Zukunft vorzusorgen.

Lohn und Preis gemäß der wirtschaftlichen Urzelle

Einkommen und Warenpreise

In einer assoziativen Wirtschaft gemäß der Dreigliederungsidee des sozialen Organismus gibt es Arbeitslohn im Sinne einer preismäßigen Bezahlung des Einkaufs von Arbeit als Produktionsfaktor nicht mehr. Gegen die Weiterverwendung der Bezeichnung "Lohn" für das Einkommen, das ein am Wirtschaftsleben teilnehmender Produzent, oder auch "Gehalt", erhält, spricht aber nichts, soweit man sich darüber klar ist, daß darunter keine bezahlten Preise zu verstehen sind.

Wenn man an einem "Leistungslohn" festhalten will, dann kann das nur dadurch möglich sein, daß man den über den eigentlichen Bedarf hinausgehenden Betrag als eine Zahlung ansieht, die aus anderen Gründen gezahlt wird, nicht für eine erbrachte Leistung. Man muß sich dann aber darüber im Klaren sein, daß solche Zahlungen dazu führen, daß andernorts weniger Geld da ist.

Genauer ist zu untersuchen, inwieweit solche monetären Rückübertragungen der Leistungsüberschüsse von Mitarbeitern sich auf die Preisbildung auswirken, bzw. wie Verfälschungen der Preise durch solche Kapitalübertragungen vermieden werden können.

Generell ist mit solchen Übertragungen natürlich eine Verteuerung der Waren verbunden. Das ist aber auch sonst der Fall, wenn ein gebildetes Kapital nicht in niedrigere Preise abfließt, und insofern eigentlich unproblematisch. Es besteht jedoch die Besonderheit, daß durch solche höheren Einkommen als der Bedarf die Überschußleistungen von produzierenden Mitarbeitern wieder (teilweise) rückgängig gemacht werden. Es wird dadurch dem jeweiligen Betrieb und allgemein dem Wirtschaftsleben genau dort Kapital entzogen, wo es gebildet wird. Die Produktionsleistung eines Mitarbeiters wird durch seine Bezahlung über den Bedarf des Lebensunterhalts hinaus aus dem Wirtschaftsleben wieder hinausgestoßen.

Auf der anderen Seite hat ein Mitarbeiter, dem ein solches über seinen Bedarf hinausgehendes Einkommen zukommt, einen monetären Kontozuwachs. Dieses Geld ist da dann zunächst einmal nicht wirtschaftendes Kapital, sondern aus dem Wirtschaftsleben herausgefallen. Es wurde dem Betrieb aus Gründen entzogen, die keine wirtschaftlichen sein können.

Man muß daher zunächst ganz allgemein einen gewissen Schaden konstatieren, den die Wirtschaft erleidet (inwieweit dieser Vorgang ein vertretbarer ist, durch einen später eintretenden kompensatorischen Prozeß, hängt dann von der Verwendung des Zahlbetrages durch den Mitarbeiter ab). Aber wie wirkt sich dieser wirtschaftsfremde Zahlvorgang auf die Preisbildung aus?

Man hat gewöhnlich bei solcher Praxis im Unternehmen eine Hierarchie vorliegen, die durchaus auch gewollt sein kann. Je höher die Befähigung eines Mitarbeiters, desto mehr Befugnisse, auch Weisungsbefugnisse, wird man ihm im Betrieb übertragen. Es ist damit ein gewisser Status, eine Reputation usw. verbunden, die sich auch im Gehalt spiegelt. Die Vorstandssekretärin wird besser bezahlt als der Lagerarbeiter an der Rampe. Die Überprüfung, welchen Anteil der einzelne Mitarbeiter am Unternehmenserfolg hat, wird dabei üblicherweise gar nicht erst versucht.

Will man die Preise aus der Urzelle hervorgehen lassen, wäre es aber dann doch genauer zu untersuchen, welchen Leistungsbeitrag der einzelne Mitarbeiter erbringt. Lagerarbeitern will man aber von vornherein gar nicht erst im erörterten Sinne besondere Extrazahlungen zukommen lassen. Diese werden umso mehr gewährt, je höher die Position im Unternehmen ist. Denn nur das kann sich ein Unternehmen leisten. Würden Extrazahlungen auf alle Mitarbeiter ausgedehnt, wie sie an den angeblich besonders befähigten und außerordentliche Leistungen erbringenden Vorstand gezahlt werden, könnte der Betrieb nicht weiter funktionieren.

Wie will man die richtige Höhe solcher wirtschaftsfremden Zahlungen, die man dem Vorstand, Abteilungsleitern usw. gewährt, bestimmen können? Dies ist in keiner Weise möglich, da es nur Zahlungen aus den Überschüssen des Unternehmens sein können, nicht jedoch Zahlungen, die sich aus der Urzelle heraus ergeben. Diese hat gar nicht die Möglichkeit, einen Leistungslohn zu fixieren, sondern kann sich nur danach richten, was ein Mitarbeiter an Bedarf für Lebensunterhalt hat.

In willkürlicher Weise wird einigen Mitarbeitern mehr gezahlt, als sie zum Unterhalt benötigen, und das Geld wird aus dem allgemeinen Gewinn des Unternehmens genommen. Durch solchen Vorgang ist der Betrieb nicht mehr in der Lage, aus seinem Wirtschaften heraus gerechte Preise für seine Waren zu bestimmen. Die Preise müssen nicht nur höher sein, sondern sie sind geradezu willkürlich erhöht, je nach dem, was sich der Vorstand usw. an Extrazahlungen zukommmen lassen zu können meint. Die Preisbildung durch die Urzelle ist auf Betriebsebene in dem gleichen Sinne ausgehebelt oder jedenfalls gestört, wie sie durch einen nicht leistungsbereiten, faulen Mitarbeiter in der Urzelle direkt gestört wird.

Ein Unternehmen, das die beschriebenen Extrazahlungen[4] an Mitarbeiter tätigt, arbeitet nicht ordentlich, genauso wie ein fauler Mitarbeiter nicht ordentlich arbeitet. Solche faulen Wirtschaftsbetriebe müssen in ihrer Minderleistung, die aus den beschriebenen, wirtschaftlich nicht gerechtfertigten Rückübertragungen resultieren, durch die allgemeine Wirtschaft mitgetragen werden. Es sind Betriebe, die sich erlauben, willkürlich Kapital der Wirtschaft zu entziehen, und nach Gutdünken versuchen, diese Beträge auf die Preise aufzuschlagen.

Da solche Unternehmen, die nicht die Einkommen nach Bedarf herausgeben, ihre Preise willkürlich setzen müssen, können die entsprechenden Preissignale von den Assoziationen, die die Preisverhältnisse zwischen den Waren überwachen und regelnd eingreifen, nicht richtig eingeschätzt werden. Je mehr solcher faulen Unternehmen in einem Wirtschaftsgebiet tätig sind, desto schwieriger wird es für die assoziative Wirtschaft insgesamt, für gerechte Preise zu sorgen[5].

Nun hat allerdings Rudolf Steiner selbst Überlegungen angestellt, die auf eine Orientierung des Einkommens an der erbrachten Leistung (im Sinne des "Wertschöpfungsbeitrags", wie es Strawe formuliert) hinauslaufen könnten (vgl. dazu den genannten Aufsatz von Strawe).

"Durch soziale Einrichtungen, die in der Richtung des hier Dargestellten liegen, wird der Boden geschaffen für ein wirklich freies Vertragsverhältnis zwischen Arbeitleiter und Arbeitleister. Und dieses Verhältnis wird sich beziehen nicht auf einen Tausch von Ware (beziehungsweise Geld) für Arbeitskraft, sondern auf die Festsetzung des Anteiles, den eine jede der beiden Personen hat, welche die Ware gemeinsam zustande bringen." (Lit.: GA 023, S. 99)

(Festsetzung des Anteiles kann sich hier sowohl auf die Bedarfsanteile gemäß Urzelle, als auch auf die Leistungsanteile am gemeinsamen Produkt (Gewinnanteil) beziehen. Auf das andere Zitat, das Strawe in seinem Aufsatz anführt (S. 8f.), wo in den Ausführungen Steiners anscheinend diese Zweideutigkeit verlassen wird und plädoyiert wird für eine, man muß schon sagen, zumindest teilweisen Bezahlung nach Leistungsanteilen, wird unten unter Punkt 3.3.2 (Varianten von Leistungslöhnen und ihre Folgen) noch ausführlich eingegangen werden.)

Dies setzt allerdings zunächst einmal voraus, daß die Leistungsanteile, die in einer gemeinsam erbrachten Produktion enthalten sind, auch zugerechnet werden könnten. Aber auch wenn das möglich sein sollte, widerspricht es dem Prinzip der Urzelle, nämlich eine Leistung entsprechend so zu bezahlen, daß sie vom Mitarbeiter erneut erbracht werden kann, d.h. gemäß Deckung seines Bedarfs. Das Einkommen gemäß einem Wertschöpfungsbeitrag zu geben, steht dazu im Widerspruch. Wenn es aber möglich wäre, gemäß Wertschöpfungsbeitrag zu zahlen, würde dies notwendig kompensatorisch zu den höheren Einkommen für Mehrleister, ein geringeres Einkommen für Minderleister bedingen. Die Preise, die das Unternehmen bei einer solchen internen Verteilung für seine Waren festsetzen muß, stimmen dann mit den Preisen, die sich aus der Einkommensgabe nach Bedarf ergeben, überein, worauf auch Strawes Argumentation und die anderer Vertreter einer Leistungskomponente des Einkommens hinausläuft.

Es ist jedoch schwer zu sehen, wie bei Zugrundelegung solcher Wertschöpfungsbeiträge die Preisbildung noch funktionieren soll, da ja die Bestimmung der Wertschöpfung und der jeweiligen Mitarbeiteranteile die Preise, die die richtigen für die Waren sind, schon voraussetzt.

Da kommt wieder die Vorstellung in die Überlegungen hinein, daß ein Unternehmen am Markt einen Gewinn erziele, und das Erträgnis dann an die Mitarbeiter verteilt würde. Das Unternehmen hätte sich also vom Markt die Preise bestimmen lassen (Rückfall in die Angebot/Nachfrage-Steuerung). Man kann dies nur als eine logische Inkonsequenz ansehen, wenn es nicht gar bei näherer Untersuchung dem Prinzip der Urzelle als Preisbildner fundamental widerspricht und damit auch der assoziativen Wirtschaft.

Abgesehen davon, daß gezahlte Leistungseinkommen nicht so recht zur Urzelle passen wollen, sich aus ihr nicht ableiten lassen, was darauf hindeutet, daß es sich um nicht wirtschaftsbedingte Zahlungen handelt, entsprechen sie bzw. der über den Bedarf hinaus wegen Leistung gezahlte Betrag dem von Rudolf Steiner kritisierten Selbstversorgerprinzip, wie sich leicht zeigen ließe, und widersprechen darüber hinaus dem Gebot der Trennung von Arbeit und Einkommen (Soziales Hauptgesetz). Vgl. auch GA 340, S. 98: "Und wir dürfen nicht sagen, dass da unmittelbar im Arbeitsverhältnis ein Mehrwert entstünde." Woraus sich eindeutig ergibt, daß ein Leistungsüberschuß nicht bezahlt werden kann. Man kann da nur in die Richtung überlegen, ob nicht die angestellten Arbeiter in gewissen Hinsichten Mitunternehmer sind, sich selbst gewissermaßen im Betrieb angestellt haben. Ist man der Auffassung, der Unternehmer könne über den Betriebsgewinn als Eigentümer der durch den Betrieb realisierten Werte verfügen, indem er sich die entsprechenden Beträge auf sein privates Konto auszahlen läßt, würden dann Arbeitern als Mitunternehmern ebenso entprechende Gewinnbeträge auf ihr privates Konto transferiert werden können, entsprechend den zustehenden Anteilen am Betriebsgewinn. Man muß solche Zahlungen aus dem Gewinn dann aber strikt unterscheiden von allem, was in der Urzelle an Preisbildung vorgeht und in Bedarfseinkommen resultiert. Und es ist jeder der Wirtschaft entzogene Betriebsgewinn ein Störfaktor für die Preisbildung, was schon implizit angedeutet wurde, andernorts aber noch näher ausgeführt werden wird. Indem man die Mitarbeiter zu Mitunternehmern macht, wird eine schlechte Sache, nämlich Gewinnausschüttung, nicht besser. Noch nicht einmal den guten Aspekt der gerechteren Verteilung kann man darin sehen, da sich ein Maß der gerechten Zuteilung nicht finden lassen wird. Ist ein auszuschüttender Gewinn gegeben, scheint ein gleicher Anteil für jeden Mitarbeiter inkl. dem Unternehmer selbst das einzig moralisch vertretbare zu sein. Das Problem, daß der Gewinn der Wirtschaft entzogen wird und nicht für Investitionen zur Verfügung steht, ist damit nicht gelöst, und dieses läßt sich nur dadurch lösen, daß eben kein Gewinn ausgeschüttet wird, denn es ist nicht möglich, betriebswirtschaftlich eine richtige Höhe zu bestimmen, bzw. sie kann betriebswirtschaftlich nur Null sein[6]. Volkswirtschaftlich darf sie nur Null sein, weil sonst die Waren des Betriebes überteuert sind, es sei denn, sie würde von den Assoziationen gewährt. Den Betrieben nach gewissen Gesichtspunkten gewährte Quoten von ihrem Gewinn zur Auszahlung auf private Konten könnte ein gangbarer Weg sein, solche Ausschüttungen in die Preisbildung zu integrieren, wie ja auch sonst auf die Preise so einiges wird aufgeschlagen werden müssen. Solche wirtschaftsfremden Vorgänge müssen aber insbesondere in ihrer Höhe der Willkür von Betriebseigentümern entzogen bleiben, da Kapital ausschließlich im Interesse des Gemeinwohls zu verwenden ist.

Der Ansatz, die Angestellten zu Mitunternehmern und eventuell auch Miteigentümern zu machen, führt dann weiter in die Richtung, auf die Unterscheidung zwischen Unternehmer und Arbeiter ganz zu verzichten. Dies löste auch das Problem des Wertetausches im Betrieb und die im Grunde unplausible Lösung Steiners für diesen, der Arbeiter verkaufe zwar nicht seine Arbeitskraft, sondern das Produkt derselben an den Unternehmer. Will man die Kritik zurückweisen können, wo denn da praktisch der Unterschied sei, wird es wohl darauf hinaus laufen zuzugestehen, daß es da um eine reichlich fiktive Sache geht, weshalb es auch noch keinem Dreigliederer bisher gelungen ist, diesen fiktiven Wertetausch zu beziffern, ohne Arbeit dann implizit doch wieder zur Ware zu machen.

Die Ursachen dieser Schwierigkeiten liegen wohl in dem eigentumsrechtlichen Unternehmer-Arbeiter-Verhältnis, das Steiner nicht damit aus der Welt geschafft hat, daß er die Umbenennung in Arbeitsleiter und Arbeitsleister vorschlug. Aus diesem rechtlichen Verhältnis quillt der Warencharakter der Arbeit heraus, und das läßt sich nicht mit fiktiven Überlegungen aus der Welt schaffen. Das Unternehmer-Arbeiterverhältnis im eigentumsrechtlichen Sinne wäre abzuschaffen, und daraus ergäbe sich dann der Wegfall des Warencharakters der Arbeit von allein, könnte man als These aufstellen. (Vgl. auch [7]).

Der Zusammenfall von Unternehmer und Arbeiter in eine Person ist bei den Solo-Unternehmern, d.h. Unternehmern ohne Angestellte, exemplarisch gegeben. Besonders aufschlußreich dürfte der Charakter von Dienstleistungen sein, die, je nachdem, besondere Aspekte des Warencharakters (bzw. des Nichtgegebenseins desselben) von Arbeit bzw. deren Produkten beleuchten. Vgl. auch Freier Mitarbeiter, Subunternehmer und Scheinselbständigkeit.

Da es hier lediglich darum geht, das Nichtzusammenpassen von Leistungseinkommen und Bedarfseinkommen gemäß Urzelle und die Folgen für die Preisbildung zu erörtern, kann das Thema Warencharakter der Arbeit hier nicht weiter verfolgt werden. Es ist aber z.B. wohl nicht allzu weit hergeholt, daß, wenn denn tatsächlich der Arbeiter dem Unternehmer sein Arbeitsprodukt verkauft, daß in diesem Arbeitsprodukt auch die Weisungsbefugnis und Befehlsgewalt, also ein Recht, enthalten sein müßte, denn der Arbeitgeber bezahlt den Arbeiter insbesondere auch dafür, ihn kommandieren zu dürfen. In diesem Sich-Kommandierenlassen liegt eine Leistung des Arbeiters. Arbeiter, die sich nicht darauf verstehen, werden entlassen bzw. gar nicht erst eingestellt. Aber wie kann diese Leistung eine Ware sein? Deshalb scheint der Versuch, das Arbeitsverhältnis im Betrieb so darzustellen, daß der Arbeiter sein Produkt verkaufe, nicht tragfähig zu sein, es sei denn, man wollte so etwas wie die Bereitschaft, sich kommandieren zu lassen, als Ware, bzw. Dienstleistung ansehen.

Einkommen und Bedarf

Die Preisbildung in der Urzelle geschieht gemäß der Bedarfe, für die Einkommen gegeben wird. Dadurch, daß für die Bedürfnisse ein Einkommen gegeben wird, können Leistungen erbracht werden. Bei den Überschußleistungen handelt es sich um die eigentliche Wertschöpfung, Kapitalbildung. Diese Leistungen liegen den Preisen zugrunde. Sie können daher nicht umgekehrt durch vorausgesetzte Preise bestimmt werden, wie sie Vertreter eines Leistungslohns annehmen müssen.

Dies gilt auch für die interne Verteilung innerhalb eines Unternehmens. Wenn der Gesamtleistungsbetrag eines Unternehmen nicht via erzielte Preise von außen bestimmt sein soll, dann ist auch die interne Verteilung in keiner Weise durch Leistungsbeiträge bestimmt, sondern ausschließlich durch den von den Mitarbeitern geltend gemachten Bedarf. Einen nicht vorhandenen Kuchen kann man nicht in berechtigte Anteile aufteilen[8]. Eine Einkommensdifferenzierung innerhalb des Unternehmens, die sich nicht an den Bedarfen orientiert ist nur möglich, wenn die Warenpreise bereits gegeben sind. Die Warenpreise sollen sich ja aber gerade erst aus dem ergeben, was die Mitarbeiter an Einkommen benötigen, (um es zu wiederholen, was das Prinzip der wirtschaftlichen Urzelle ausmacht, das von Rudolf Steiner klar definiert ist und an dem es nichts rum zu interpretieren gibt).

Eine Einkommensdifferenzierung nach Leistung ist daher ein sekundäres Spätphänomen, das jedenfalls für die erste Einrichtung einer assozitiven Wirtschaft mit dem Ziel von gerechten Warenpreisen zunächst erstmal gar keine Rolle spielt[9].

Ein anderes, fundamentaleres Problem ist die nähere, konkrete Bestimmung der Bedarfe der Mitarbeiter, da jedenfalls zunächst die Einkommen sich ausschließlich an diesen orientieren müssen, bis überhaupt erstmal Preise für die Waren da sind. Wenn die Preise, die gemäß gegebener Einkommen für Bedarfe genommen werden müssen, zu hoch sind, so ist das zwar eine unangenehme Sache, aber daraus ergibt sich doch nicht, daß sich die Bedarfe ändern, daß ein geringeres Einkommen für die Leistungserbringungen benötigt wird, oder etwa doch? Ändern sich die Bedürfnisse der Mitarbeiter, weil sich die Waren eines Betriebes wegen ihrer hohen Preise nicht oder schlecht verkaufen? Sind die Bedürfnisse variabel, je nach dem, was an Einkommen da ist? Der Lagerarbeiter von der Rampe fügt sich in eine bescheidene Lebenshaltung, während der Vorstandschef sich an einen großzügigen Lebenstil gewöhnt, euphemistisch als Repräsentationsaufwand bemäntelt, zu dem dann auch ein größerer Wagen gehört als derjenige, den der Lagerarbeiter fährt.

Das Problem der gerechten, richtigen Warenpreise wandelt sich in das Problem der Anerkennung geltend gemachter Bedürfnisse der Leistungserbringer. Hier tun sich Abgründe auf, die an dem Prinzip der Urzelle als Preisbildner zweifeln lassen, und es resultiert aus den Schwierigkeiten der Bedarfsbestimmung, bzw. der Schwierigkeit, geltend gemachte Bedarfe auch anzuerkennen (anerkennen zu können), auch die Tendenz, in die Auffassung, daß die Märkte mit dem Spiel von Angebot und Nachfrage letztlich doch die Preise diktieren, zurückzufallen, da sich daraus natürlich ein wohlfeiles Argument gegen scheinbar überzogene Gehaltsforderungen gewinnen läßt. Und was in keiner Weise etwas anderes ist, als an der Auffassung, Arbeit werde als Ware bezahlt, festzuhalten.

Ein nicht unüblicher Versuch, diesen Schwierigkeiten auszuweichen, anstatt sie zu lösen, besteht darin, die Behauptung aufzustellen (und dann entsprechend zu handeln), daß sich die Sachlage in der Tat so darstelle, allerdings weil die assoziative Wirtschaft noch nicht (vollständig) realisiert wäre. Man habe sich daher zunächst weiterhin mit dem Preisdiktat der Märkte abzufinden.

Wenn dies so wäre, würde dann aber eine evolutive Entwicklung des heutigen Kapitalismus hin zu einer assoziativen Wirtschaft ausgeschlossen sein, wenn diese sich aus den Urzellen des Wirtschaftslebens, wie dargestellt, aufbauen soll.

Die Polarität von Haushalt und Markt und die Urzelle

An dem Konzept der Urzelle, wie zunächst dargestellt, fällt auf die Außenvorlassung des Marktes und die Einbeziehung des Einkommens für die Familie, für diejenigen, deren Lebensunterhalt von dem Einkommen des Leistungserbringers mit abhängt.

Die Dimension des Familienanhangs, die Veranschlagung des Bedarfes im Grunde für einen ganzen, mehr oder weniger beliebig großen privaten (nicht der eigentlichen Wirtschaft zugehörigen) Haushalt läßt sich nicht runterbrechen auf eine pauschale Gewährung etwa eines Kinderzuschlags oder dergleichen. Die Dimension des Haushalts ist wie die Dimension des Marktes als ein Faktor anzusehen, der auf die Preisbildung in der Urzelle einwirkt. Da sich letztlich ja aber sowohl Haushalt als auch Markt aus der "Ur"zelle erst entwickeln, kann man auch von den beiden Polen Haushalt und Markt der Urzelle sprechen.

Es wäre gemäß solcher Auffassung ganz falsch, einer Bedarfskomponente, wie sie sich in der Urzelle bildet, einen Marktpreis als Korrektiv entgegen zu setzen. Man hat es vielmehr mit einer Polarität zu tun. Sowohl die Haushaltskomponente eines Warenpreises als auch die Marktkomponente bilden sich aus der Urzelle heraus, Haushalt und Markt sind Entwicklungen der Urzelle und wirken auf diese zurück.

Die Dimension des Marktes

"Man produziert immer mehr und mehr darauf los, man gründet Fabriken, man fragt nicht: Wieviel wird gebraucht? - wie es einmal der Fall war, als es Schneider im Dorf gab, die nur dann einen Anzug machten, wenn er bestellt wurde. Da war es der Konsument, der angab, wieviel erzeugt werden soll, jetzt wird für den Markt produziert, die Waren werden zusammengestapelt, soviel als nur möglich. Die Produktion arbeitet ganz nach dem Prinzip, nach dem die Natur schafft. Die Natur wird in die soziale Ordnung hinein fortgesetzt. Das wird zunächst immer mehr überhandnehmen. Aber hier betreten wir das Feld des Materiellen. Im äußeren Leben hat das geistige Gesetz, weil es eben für die geistige Welt gilt, keine Anwendung, und es entsteht etwas sehr Merkwürdiges. Da wir unter uns sind, können wir ja solche Dinge sagen. Die Welt freilich wird uns heute darin kein Verständnis entgegenbringen. Es wird also heute für den Markt ohne Rücksicht auf den Konsum produziert, nicht im Sinne dessen, was in meinem Aufsatz «Geisteswissenschaft und soziale Frage»[10] ausgeführt worden ist, sondern man stapelt in den Lagerhäusern und durch die Geldmärkte alles zusammen, was produziert wird, und dann wartet man, wieviel gekauft wird. Diese Tendenz wird immer größer werden, bis sie sich - wenn ich jetzt das Folgende sagen werde, werden Sie finden, warum - in sich selber vernichten wird. Es entsteht dadurch, daß diese Art von Produktion im sozialen Leben eintritt, im sozialen Zusammenhang der Menschen auf der Erde genau dasselbe, was im Organismus entsteht, wenn so ein Karzinom entsteht." GA 153, S. 174 (1914)

Ein Handel, der Austausch zweier Güter mit ihren Werten, ist noch kein Markt. Ein Minimalmarkt ist erst gegeben, wenn es mindestens zwei Güter auf der einen Seite gibt, gegenüber dem einen Gut auf der anderen Seite bzw. einem Geldbetrag, der für einen bestimmten wirtschaftlichen Wert steht[11]. Es wird gewählt, für welches Gut das Geld gegeben wird, darin besteht das marktmäßige. Weiterhin wird das eine Gut nicht gekauft, es bleibt liegen. Ein großer Markt hat notwendigerweise eine große Menge solcher liegenden Güter, die nicht unmittelbar getauscht werden, sondern darauf warten. Auf der anderen Seite gibt es Geld, das nicht unmittelbar sofort ausgegeben wird. Man hat es also mit einer Aufstauung von Waren zu tun, der Warenfluß vom Produzenten zum Konsumenten ist gestockt.

Gemäß den Prinzipien der assoziativen Wirtschaft werden auf den Märkten die Preise der Waren nicht verhandelt, sondern sie sind bereits mit ihren schon ermittelten Werten gegeben (vorbehaltlich einer von den Assoziationen zu veranlassenden Korrektur). Für einen Geldbetrag wird eine Ware ausgewählt, die andere bleibt liegen. In diesem Liegenbleiben der Waren (bzw. dem Liegenbleiben des Geldes bei gesuchten, fehlenden Waren) muß man den Einfluß der Märkte auf die Preisbildung suchen, nicht in dem Austausch zweier gehandelter Güter. Denn deren Wert ist bereits betragsmäßig gegeben, wird nur jetzt realisiert, und ändert sich keineswegs, z.B. falls der Händler den Käufer übervorteilt.

Gemäß dem gängigen Modell von der Preisbildung durch Angebot und Nachfrage würde die Übervorteilung des Kunden, durch den der Händler einen höheren Preis erzielt als gerechtfertigt ist, tendentiell zu einer generellen Preiserhöhung der entsprechenden Ware führen. Umgekehrt führt eine unangemessene Vergünstigung, um einen konkurrierenden Händler auszustechen, tendentiell zu einer generellen Preissenkung. Eine solche Betrachtungsweise der Preisbildung ist in einer assoziativen Wirtschaft nicht möglich.

"In der primitiven Wirtschaft ist die Dorfwirtschaft die einzige Wirtschaftsform. Dann geht es über zu den Märkten. Diese Benennungen sind volkswirtschaftlich viel richtiger, als man denkt. Solange der Markt da ist und Dörfer darum herum, so lange bedeutet der Markt, auch wenn er unter dem Prinzip von Angebot und Nachfrage steht, etwas wirtschaftlich viel weniger Schädliches - wenn nicht eben Halunken da sind, was eine persönliche Sache ist -, als wenn die Stadtwirtschaft dazukommt. Durch diese wird das gesamte Verhältnis zwischen Produzenten und Konsumenten radikal geändert. Dann haben wir nicht mehr Dörfer, die von selbst ihren Markt regulieren, sondern dann haben wir allen Möglichkeiten Tür und Tor geöffnet, welche bestehen, wenn das Verhältnis zwischen Konsumenten und Produzenten kein klares mehr ist, wenn es sich vermischt." GA 341, S. 46

"Sagen wir, irgendein Handwerker verfertigt irgend etwas in einem Dorf und er wird krank. Er wird, sagen wir, unter gewissen Verhältnissen, wenn er an einen ungeschickten Arzt kommt, drei Wochen im Bett liegen müssen und seine Dinge nicht verfertigen können. Da wird er den volkswirtschaftlichen Prozess sehr wesentlich stören; denn es werden durch drei Wochen hindurch, wenn der Betreffende, sagen wir, Schuhe verfertigt hat, die Schuhe nicht auf den Markt gebracht werden - Markt im weitesten Sinne verstanden. Nehmen wir aber an, er kommt an einen sehr geschickten Arzt, der ihn in acht Tagen gesund macht, so dass er nach acht Tagen wieder arbeiten kann, dann können Sie die Frage in ernsthaftem Sinn entscheiden: Wer hat denn dann durch diese vierzehn Tage hindurch die Schuhe fabriziert? Der Schuhmacher oder der Arzt? Eigentlich hat der Arzt die Schuhe fabriziert." GA 340, S. 85f.

"Da gibt es eine Tatsache, die spielt sich ab unmittelbar auf dem Markt bei Verkauf und Kauf, wenn ich dasjenige, was ich bekomme, gleich bezahle. Es kommt nicht einmal darauf an, dass ich es gleich mit Geld bezahle, ich kann es auch noch, wenn es Tauschhandel ist, mit der entsprechenden Ware bezahlen, die der Betreffende annehmen will. Es kommt darauf an, dass ich zunächst gleich bezahle, das heißt überhaupt zahle. Und jetzt haben wir wieder nötig, an dieser Stelle (siehe Zeichnung 4) von der gewöhnlichen trivialen Betrachtung zur volkswirtschaftlichen Betrachtung überzugehen. Es spielen nämlich in der Volkswirtschaft die einzelnen Begriffe fortwährend ineinander, und die Gesamterscheinung, die Gesamttatsache, ergibt sich aus dem Zusammenspiel der verschiedensten Faktoren. Sie können sagen: Es wäre ja auch denkbar, dass durch irgendeine Maßregel überhaupt niemand gleich bezahlen würde - dann gäbe es das Gleichzahlen nicht. Man würde also immer erst, sagen wir, nach einem Monat zahlen oder nach irgendeiner Zeit. Ja, es handelt sich nur darum, dass man dann in einer ganz falschen Begriffsbildung drinnen ist, wenn man sagt: Heute übergibt mir jemand einen Anzug und ich bezahle ihn nach einem Monat. Ich bezahle eben nach einem Monat nicht mehr diesen Anzug allein, sondern ich bezahle dann in diesem Moment etwas anderes: ich bezahle dasjenige, was unter Umständen durch eine Steigerung oder Erniedrigung der Preise etwas anderes ist, ich bezahle ein Ideelles dazu. Also der Begriff des A-tempo-Zahlens, der muss durchaus da sein, und der ist beim einfachen Kauf da. Und etwas wird eine Ware des Marktes dadurch, dass ich es gleich bezahle."

"Wert in der Volkswirtschaft kann ja nur entstehen - das haben wir schon ersehen können - im Austausch der Erzeugnisse, im Austausch der Waren oder überhaupt volkswirtschaftlicher Erzeugnisse. Auf eine andere Weise kann Wert nicht entstehen. Aber Sie können leicht einsehen : Wenn nur auf diese Weise Wert entstehen kann, und wenn der Preis des Wertes so zustande kommen will, wie ich das gestern auseinandergesetzt habe, dass berücksichtigt werden soll, wie für jemand, der ein Erzeugnis hervorgebracht hat, ein solcher Gegenwert für das Erzeugnis erhältlich sein soll, dass er die Bedürfnisse befriedigen kann, die er hat, um ein gleiches Erzeugnis wieder herzustellen - wenn das möglich sein soll, so müssen ja die Erzeugnisse sich gegenseitig bewerten. Und schließlich ist es ja nicht schwer, einzusehen, dass im volkswirtschaftlichen Prozess sich die Erzeugnisse gegenseitig bewerten. Es wird nur kaschiert dadurch, dass das Geld zwischen dasjenige tritt, was ausgetauscht wird. Aber das ist nicht das Bedeutsame an der Sache. An dem Geld hätten wir nicht das geringste Interesse, wenn es nicht das Austauschen der Erzeugnisse förderte, bequemer machte und auch verbilligte. Wir hätten Geld nicht nötig, wenn es nicht so wäre, dass derjenige, der ein Erzeugnis auf den Markt liefert - unter dem Einfluss der Arbeitsteilung -, zunächst sich nicht abmühen will, um dasjenige, was er braucht, da zu holen, wo es vorhanden ist, sondern eben Geld dafür nimmt, um dann sich wiederum in der entsprechenden Weise zu versorgen. Wir können also sagen: In Wirklichkeit ist es die gegenseitige Spannung, welche zwischen den Erzeugnissen eintritt im volkswirtschaftlichen Prozess, die mit der Preiserzeugung zu tun haben muss."

"Betrachten wir von diesem Gesichtspunkt aus einmal das sogenannte Lohnverhältnis, das Arbeitsverhältnis. Wir können nämlich gar nicht Arbeit gegen irgend etwas austauschen, weil es zwischen Arbeit und irgend etwas eigentlich keine gegenseitige Bewertungsmöglichkeit gibt. Wir können uns einbilden - und die Einbildung realisieren, indem wir eben das Lohnverhältnis eintreten lassen -, dass wir die Arbeit bezahlen; in Wirklichkeit tun wir es nicht. Was in Wirklichkeit geschieht, ist etwas ganz anderes. Was in Wirklichkeit geschieht, ist dieses: dass auch im Arbeits- oder Lohnverhältnis Werte ausgetauscht werden. Der Arbeiter erzeugt unmittelbar etwas, der Arbeiter liefert ein Erzeugnis; und dieses Erzeugnis kauft ihm in Wirklichkeit der Unternehmer ab. Der Unternehmer bezahlt tatsächlich bis zum letzten Heller die Erzeugnisse, die ihm die Arbeiter liefern - wir müssen schon die Dinge in der richtigen Weise anschauen -, er kauft die Erzeugnisse dem Arbeiter ab." GA 340, S. 97f.

So problematisch solche Auffassung der Leistungserbringung im Betrieb auch sein mag (das ist in diesem Zusammenhang nicht weiter zu erörtern (vgl. das oben schon dazu gesagte))[7]: man hat bei diesem Werteaustausch zwischen betriebsinternem Produkt und entsprechendem Einkommenswert keinen Marktprozeß, denn gemäß obiger Definition des Marktes fehlt die Wahlmöglichkeit, die Aufstauung, sowie die von Steiner angeführte Unmittelbarkeit (Sofortzahlung), wie sie für den Markt gilt.

Unter Berücksichtigung auch des haushaltsinternen Werteaustausches, wie von Steiner in dem Beispiel des kranken Schusters erläutert, der von seiner Krankheit je nach Leistung des Arztes früher oder später kuriert wird, gibt es dann drei Orte eines volkswirtschaftlichen Werteaustausches: haushaltsintern, betriebsintern und marktintern.

Es ist leicht zu sehen, daß sollen die haushaltsinternen Vorgänge nicht zu den eigentlich wirtschaftlichen gerechnet werden, auch das Marktgeschehen aus dem Gebiet des Wirtschaftens im engeren Sinne herausfallen muß. Auf dem Markt wird nicht mehr gewirtschaftet, sondern nur noch getauscht.

Markt und Händlertum

Gewürze auf dem Markt im marokkanischen Agadir

Der Handel, das Händlertum, ist der Marktsphäre zuzurechnen und ist nicht als produktiver Beruf im wirtschaftlichen Sinne zu verstehen. Ob Handel eine Dienstleistung im üblichen Sinne ist, darüber sei hier nichts ausgemacht. Er ist jedenfalls dazu da, das Liegenbleiben der Waren zu bekämpfen. Er transportiert die Waren von Ort zu Ort, um die Übergaben zwischen Produzenten und Konsumenten zu ermöglichen. Lagerung kann als ein zeitlicher Übergabeprozeß angesehen werden. Ein Produkt kann nicht immer genau dann fertig sein, wenn es auch gebraucht werden kann. All diese händlerischen Tätigkeiten und weitere wie das Maklertum etc. verursachen eine Menge Kosten, die gewissermaßen den Bedarf des Marktes darstellen und auf die Preise aufgeschlagen werden müssen. Dies ist für die Wirtschaft insgesamt nötig. Die Waren würden sonst liegen bleiben und könnten nicht verkauft werden, die erwirtschafteten Werte würden sich nicht realisieren lassen.

Trotz des Aufschlags auf die Preise, der wegen des Bedarfs des Marktes gemacht werden muß, führt das Marktgeschehen zu einer Verbilligung der Waren. Der Aufschlag ist viel geringer als das, was die Wirtschaft durch den Markt spart. In dieser Verbilligung hat man den Einfluß des Marktes auf die Preisbildung zu sehen. Je besser der Markt funktioniert, desto geringere Warenpreise. Die Verbilligung ist jedoch nicht für alle Waren gleichmäßig. Für einzelne Waren kann es auch zu einer Verteuerung kommen. Wobei Verbilligung oder Verteuerung nicht immer auch in entsprechenden Preisänderungen und schließlich erzielten Preisen zum Ausdruck kommen.

Im schließlich erzielten Preis sollten eigentlich präzise die enthaltenen Bedarfe aller am Warenherstellungsprozeß mit ihren Arbeitern und Arbeiterinnen beteiligten Haushalte (die Unternehmer hier eingerechnet als Arbeiter, die Haushalte versorgen), zuzüglich Aufschläge wie Steuern etc. enthalten sein, und abzüglich der Verbilligung durch die Marktprozesse. In den wenigsten Fällen werden die von den Assoziationen vorgegebenen Warenpreise dem exakt entsprechen können, auch wenn sie noch so gut, informiert durch Produzenten, Händler und Konsumenten, ihre Entscheidungen fällen. Notwendig wird es Abweichungen der tatsächlich realisierten Marktpreise von den vorgegebenen Preisen geben müssen. Diese Preissignale werden beobachtet und das fließt in die weitere Preisfeststellung oder auch in Einwirkungsversuche auf die Preisbildungsprozesse ein.

Eine Schwierigkeit besteht jedoch darin, daß mit diesen Abweichungen sich auch die Bedarfe der Haushalte ändern. Denn wenn für eine Ware, z.B. Benzin, die Preise stark unter die Veranschlagung sinken, dann sinken auch die Bedarfe der Haushalte, es wurde also zuviel Einkommen gezahlt. Generell stimmt aber zumindest idealerweise die auf den Märkten erzielte Preissumme mit der Einkommenssumme der Haushalte überein. Die Marktpreise sind daher nur die Kehrseite der Bedarfseinkommen, die Gesamtsumme ist die der Einkommen, die nach dem, was die Haushalte auf den Märkten gemäß ihrem Bedarf einkaufen, bestimmt sind.

Die Betriebe, wie Raffenerien oder Tankstellen, die direkt an der Produktion von Benzin beteiligt sind, sind vom Fallen des Benzinpreises in besonderer Weise betroffen. Werden tatsächlich die kritisierten Gewinnausschüttungen getätigt, sind diese natürlich zuerst zu kürzen. Dann aber und wenn sonst keine Einsparungen möglich sind, kommt der Betrieb unter Druck, die Haushaltseinkommmen zu kürzen. Dies ist aber eigentlich nicht möglich, da diese sich am Bedarf orientieren, und auch müssen.

Solch ein Preisverfall einer Ware sollte eigentlich gar nicht eintreten, aber man mag sich Gründe vorstellen, die auch in einer gesunden Wirtschaft vorkommen. Die Assoziationen haben hier einzugreifen, und können, solange der Preis für Benzin selbst nicht wieder normalisiert werden kann, Ausgleichszahlungen an die betroffenen Betriebe zahlen, damit die Haushaltseinkommen weiterhin gedeckt sind. (Solche Ausgleichszahlungen werden aus einer allgemeinen Abgabe auf alle Preise finanziert.)

Eine dauerhafte Senkung des Benzinpreises sollte es eigentlich nicht geben, es sei denn, eine Verringerung und schließlich sogar tendentiell das ganze Wegfallen des Bedarfes liegt vor. Dies kann dann zu solchen Maßnahmen wie Betriebsschließungen und dergleichen führen, wodurch sich der Preis für Benzin dann wieder erhöht.

Funktioniert der Markt nicht richtig, können, abgesehen von den Maßnahmen der Assoziationen, die Betriebe selbst Marktmanagementfunktionen übernehmen oder unterstützend zuarbeiten. Das ist zwar weniger effizient, aber besser, als wenn der Absatz ins Stocken gerät oder gar ganz zum Erliegen kommt.

Die Dimension des Haushalts

Eine grundsätzliche Frage ist es, welchen Wert es hat, daß die Haushaltseinkommen von den Betrieben gezahlt werden, in denen die Arbeiter und Arbeiterinnen, die den Haushalten zugehören, tätig sind, wenn es sich bei den gezahlten Einkommen nicht um Lohn handelt, mit dem eingekaufte Arbeit entgolten wird. Die Zusammengehörigkeit von beruflicher Tätigkeit und einem Einkommen gemäß Haushaltsbedarf muß einen ökonomischen Sinn haben, auch wenn sich dieser nicht monetär ausdrücken läßt.

Man könnte ja sonst die Haushaltseinkommen nicht vor dem Wirtschaften geben, sondern im Nachherein auf die Warenpreise pauschal aufschlagen. In der Tat gibt es solche Aufschläge auf die Preise im nachherein auch, die in Haushaltseinkommen einfließen. Die Frage ist anscheinend nicht ganz einfach zu beantworten, oder wie könnte es sonst so viele Befürworter eines bedingungslosen Grundeinkommens geben? Solch ein Einkommen würde aus Preisaufschlägen auf Waren gezahlt werden, wie auch natürlich die heutigen Sozialleistungen von Staats wegen, und sich von den Haushaltseinkommen, wie sie in einer assoziativen Wirtschaft vor dem Wirtschaften gezahlt werden sollen, fundamental unterscheiden. Welches ist der ökonomisch wesentliche Unterschied?

Welchen ökonomischen Unterschied macht es, um ein prominentes Beispiel zu nehmen, wenn ein Kindergeld nicht aus Preisaufschlägen nach dem Wirtschaften gezahlt wird (via Steuern oder Sozialkasse), sondern in den Haushaltsbedarf integriert ist und als Bedarfseinkommen von den Betrieben gezahlt wird?

Bei Zugrundelegung der heute noch herrschenden Auffassung, Arbeit werde als Ware eingekauft, ist die Frage leicht zu beantworten, da Elternteile mit Kindern für den Betrieb teurer wären, als alleinstehende Singles, und Betriebe daher Zurückhaltung übten, wenn ein Familienvater mit 16 Kindern um Anstellung nachsucht.

Nur wenn der Familienvater ein Gehalt fordert, das dem entspricht, was sich der Betrieb als Vorteil, monetär berechnet, von seiner Einstellung verspricht (nach Möglichkeit wird weniger als dieser Vorteil gezahlt), kann er den Job erhalten. Gleichwohl sollen von staatswegen die Kinder nicht verhungern, und es wird der Lebensunterhalt dann z.T. aus der Staatskasse gezahlt, d.h. aus Geldern, die den Betrieben nach dem Wirtschaften abgezogen werden. Zum Teil mag die Finanzierung eines solchen kinderreichen Haushalts auch durch Gewinnbeteiligungen möglich sein, nicht notwendigerweise durch solche am eigenen Unternehmen, es können auch Aktien anderer Unternehmen sein, oder durch private Armutsfürsorge.

Man geht also von einer monetär berechenbaren Arbeitsleistung aus, und nur die kann der Betrieb selbst auch zahlen. Das übrige, was zur Finanzierung besonderer dadurch nicht gedeckter Haushaltsbedarfe notwendig ist, muß von woanders her kommen, gleichwohl aber erwirtschaftet sein. Der Betrieb, der den Familienvater beschäftigt, beteiligt sich schon daran mit den ihm auferlegten allgemeinen Steuern und Sozialabgaben, aber andere, ertragreichere Unternehmen schießen einen größeren Teil zu (entsprechende Gewinnbesteuerung vorausgesetzt).

Man glaubt nach der herrschenden ökonomischen Theorie, auf solche Art Arbeitskraft optimal zu allokieren. Die optimale Allokation würde gestört, wenn der Familienvater nicht ausschließlich aufgrund seiner monetär kalkulierten Leistung an den richtigen Platz in einem Betrieb käme. Gleiche Arbeit kann nur gleich bezahlt werden, sonst käme die gesamte Betriebsrechnung durcheinander. Daher kann ein Familienvater mit 16 Kindern grundsätzlich nicht besser bezahlt werden, als eine alleinstehende Person, wenn die Arbeitsleistung die gleiche ist.

Auch wenn man diese Auffassung für falsch hält, so ist sie doch aus ihren Voraussetzungen logisch und entbehrt nicht ökonomischer Plausibilität.

Die assoziative Wirtschaft sieht Arbeit jedoch nicht als Ware an und macht darüber hinaus geltend, daß dies allgemein gelten solle, bzw. ein menschenrechtliches Faktum ist. Die Bedarfe für die Haushaltseinkommen werden entsprechend nicht als Lohn aufgefaßt, in monetärer Hinsicht ist die Arbeit im Betrieb von der Betriebsrechnung abgekoppelt und kann nicht als Kosten in den Betriebsbilanzen auftauchen. Was in den Bilanzen als Posten steht, sind die gezahlten Haushaltseinkommen, und die wirken sich auf die Warenpreise aus, die genommen werden müssen.

Würde der Unterhalt für die 16 Kinder nicht vom Betrieb bezahlt, sondern von staatswegen aus allgemeinen Aufschlägen, würde sich die Betriebsbilanz positiver darstellen, die Warenpreise niedriger ausfallen. Warum trotzdem die Haushalte nach Bedarf bezahlen, und dann sich z.B. im Nachherein von einer Ausgleichskasse der Assoziationen Zuschüsse zahlen lassen, wegen der vielen Familienväter im Betrieb? Worin besteht der ökonomische Sinn der vollen Haushaltsbedarfszahlungen vor dem Wirtschaften?

Ein volkswirtschaftlicher Grund wurde bereits genannt: Da gemäß dem Prinzip der Urzelle die gerechten Preise für Waren sich aus dem zusammensetzen, was die an ihrem Zustandekommen beteiligten Arbeiter (inkl. Unternehmer) mit ihren jeweiligen Haushalten an Lebensunterhalt benötigen, um die Waren erneut produzieren zu können, würde eine (Mit-)finanzierung im Nachherein über eine pauschale, wirtschaftsweite Abgabe notwendigerweise zu ungerechten, zu hohen oder zu niedrigen Preisen der Waren der jeweiligen Betriebe führen. Man muß dabei bedenken, daß es für die meisten Waren, bis sie zum Konsum kommen, eine lange Produktionskette gibt, an der unzählige Betriebe beteiligt sind. Werden jetzt Haushalte mit zu groß für die jeweiligen Betriebe erscheinenden Bedarfen betriebsextern bezuschußt, kommen aus all diesen Betrieben in der Produktionskette nicht mehr die richtigen Preise heraus. Auch wenn die Assoziationen im Interesse gleicher Preise für bestimmte Güter auf regional zu bestimmenden Gebieten im nachherein für Ausgleiche sorgen, damit für die gleiche Ware keine unterschiedlichen Preise bestehen, müssen dort für solchen Ausgleich die richtigen Preise, wie sie aus den Betrieben "herauskommen", erstmal da sein. Werden sie im vornherein manipuliert durch betriebsexterne Zahlungen in die Haushalte hinein, sodaß diese dann gegenüber den Betrieben einen geringeren Bedarf geltend machen müssen, ist das Prinzip der Urzelle ausgehebelt und es ist dann nicht absehbar, wie man auf künstliche Weise sich dann mit Manipulationen den gerechten Preisen dann noch soll annähern können, da man sie nicht kennt.[12]

Eine andere Frage als diese volkswirtschaftliche ist der betriebswirtschaftliche Aspekt an der Sache. Unter dem Thema Dimension des Haushalts soll jedoch nun erstmal untersucht werden, ob es für die Haushalte bzw. die Arbeiter und Arbeiterinnen einen Unterschied macht, woher das Geld für den Lebensunterhalt kommt.

Natürlich ist es jeweils eine individuelle Angelegenheit, über die nur durch Befragung etwas ausgemacht werden kann. Die Hauptsache für jeden Haushalt wird aber wohl meist sein, daß überhaupt genug Geld da ist, egal von woher. Es könnte also auch Schenkungsgeld sein. Die Haushalte in gewissen Hinsichten als Organe oder Zellen des Geisteslebens anzusehen, liegt ohnehin nahe.

Wenn man davon ausgeht, daß Zahlungen nach dem Wirtschaften in die Haushalte hinein eigentlich nur Schenkungsgeld sein können, die Zahlungen vor dem Wirtschaften jedoch immer Kaufgeld sind, gäbe es eine interessante Lösungsmöglichkeit für das Problem unterschiedlich großer Famlienhaushalte: Sie könnten zum Teil durch Schenkungsgeld finanziert werden.

Alternativ könnten es Zahlungen sein, die aus der Ersparnis durch das Marktmanagement kommen. Denn diese Ersparnis ist nicht dem Wirtschaften in den Betrieben zuzurechnen, wie oben dargestellt. Im Unterschied zu den Schenkungsgeldern, die von den Betrieben erwirtschaftet werden, hätte man einen Teil der Haushaltseinkommen aus einer anderen "Wertquelle" zu bewerkstelligen, die jedoch ziffernmäßig in der Buchrechnung so nicht auftaucht. Es ist in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung so, als hätten die Betriebe selbst das erwirtschaftet, was aus der Ersparnis des Marktmanagements kommt. Aus dieser Wertquelle könnten die Gelder geschöpft werden, um einen Teil der Haushaltseinkommen zu finanzieren. Denn da es ein Kreislauf ist, könnte man das Marktmanagement auch als eine Verlängerung der Haushalte ansehen. Man würde die Haushaltsdimension das komplette Marktgeschehen umfassen lassen, und die Wertaustauschgrenze direkt an die Betriebe (Waren ab Werk, wie man es nennt), heranschieben. (In solcher Sichtweise hätte man eine metamorphosierte Selbstversorgung der Haushalte, die aber durch ihre Integration in die Volkswirtschaft als Marktmanagement unschädlich gemacht wäre.)

Dann hätte man eine Art Anspruch für die Haushalte auf die Gelder begründet, und diese müßten nicht um Schenkungsgelder bitten.

Sowohl diese als auch die Lösung via Schenkungsgelder würde jedoch an der Grundformel der Urzelle, wie sie Steiner konzipiert hatte, eine Modifikation vornehmen müssen: Es müßte davon abgekommen werden, daß der richtige Preis, der aus der Urzelle entsteht, sich zwingend 1:1 mit dem Bedarf des im Grunde beliebig großen Haushaltes, der zu einem Leistungserbringer gehört, ändert. Der richtige Preis in der Urzelle würde sich nunmehr ergeben aus dem Bedarf der Haushalte abzüglich des Betrages, den die Haushalte nicht benötigen, da sie von woanders her auch Einkommen beziehen, betriebsfremdes Einkommen. Damit die Urzelle als Preisbildner weiter funktionieren kann, muß den Assoziationen sowohl die Größe dieses betriebsfremden Einkommens eines jeden Haushaltes bekannt sein, als auch die jeweiligen Verhältnisse dieser Beträge zu den Einkommen aus betrieblicher Tätigkeit. Eine einfache Angabe gegenüber dem Betrieb: Wir benötigen soundso viel, genügt nicht mehr, denn es muß den Assoziationen bekannt sein, weshalb. Es wird deshalb auch die Beliebigkeit des Warenkorbes eingeschränkt werden müssen, sowohl hinsichtlich Volumen, als auch der Zusammensetzung nach, (wobei selbstverständlich ein genügendgroßer Betrag für völlig freie (Bedarfs-)Verwendung, sowie auch die Sparmöglichkeit für die Haushalte erhalten bleibt).

Wenn z.B. pauschal 500 Euro pro Kind an Einkommen gegeben würde für Erziehungskosten wie Schulgeld, Kindergarten, Tagesstätte oder Haushaltshilfe wg. Kinderbetreuung, so würden z.B. diese 500 an kinderlose Paare nicht gegeben werden können, aber auch nicht für das Finanzieren des Studiums von erwachsenen Kindern, die noch mit im Haushalt leben.

Falls so eine Studiums-Finanzierung von Erwachsenen vorgesehen werden soll, müßte es sich um einen besonderen Posten, verschieden von dem für die Erziehungskosten für kleine Kinder und Jugendliche handeln, da in vielen Fällen die erwachsenen Kinder eines Haushalts, statt einem Studium nachzugehen, bereits berufstätig sein werden und damit auch betriebliches Einkommen in den Haushalt hineinbringen. Es wäre also nicht möglich, bei den Studiengeldern eine pauschale Gleichbehandlung der Haushalte vorzunehmen. Daher muß so ein Posten im Warenkorb nach anderen, individuelleren und konkreteren Kriterien gewährt werden wie die Erziehungsgelder. Usw.

Hausarbeit und Erziehungsarbeit

Ist die Haus- und Erziehungsarbeit in ihrem Lebensunterhalt abhängig von dem Einkommen eines "Haushaltsvorstands", der auswärts in einem Betrieb arbeitet und deshalb ein Einkommen für sich und für "die Seinen", seine "abhängigen", seinem oder ihrem Familien"anhang" erhält, so kann diese Abhängigkeit der Haushaltsmitglieder von dem- oder derjenigen, dem oder der das Einkommen auf das Konto gezahlt wird, auch manche weniger schöne Züge aufweisen.

Patriachalistische Verhältnisse und Einstellungen als überwunden angenommen (der Haushaltsvorstand könnte auch eine Frau sein, was in diesem Zusammenhang auf das gleiche hinausliefe), kann es daher im allgemeinen aus Sicht des Haushalts nur zu begrüßen sein, wenn seine Einkommen nicht ausschließlich aus Betriebseinkommen bestehen, und sogar intern teilweise den Tätigkeiten der Hausarbeit, Erziehungsarbeit, und auch Beziehungsarbeit und dergleichen zugeordnet werden können. Volkswirtschaftlich ist diese Zuordnung sinnvoll, da in diesen Arbeiten, auch wenn es sich noch um keine volkswirtschaftlichen im eigentlichen Sinne handelte, die schließlich mögliche Entstehung von Wirtschaftswerten vorbereitet wird.

Mit einem Teil solcher Leistungen kann der Haushalt mit seinen Mitgliedern aber auch indirekt den Wertetausch seiner Mitglieder in externen Betrieben beeinflußen, wie Rudolf Steiner an dem oben angeführten Beispiel von dem kranken Schuster, der je nach Fähigkeit des Arztes früher oder später kuriert wird, erläutert hat.

Es ist oftmals so, daß die Leistung eines Arbeiters in einem Betrieb dadurch höher ist, daß ihm vom Haushalt her der Rücken frei gehalten oder auch gestärkt wird, um die unzähligen und kaum im einzelnen identifizierbaren Zuarbeitungen mit einer Redewendung zu benennen. Ein Teil der Produktionsleistung in den Betrieben oder auch bei negativer Bilanz Minderleistung hat ihre Ursache letztlich nicht in den Arbeitsleistern in den Betrieben selbst, sondern hat ihren Ursprung im Haushalt, in den im Haushalt lebenden Mitgliedern, bzw. entsteht aus dem gemeinschaftlichen Leben dort heraus, zu dem auch die Nachbarschaft usw. dazu gehören kann.

Aus solcher Sicht sind die Waren und Dienstleistungen, die die Haushaltsmitglieder haushaltsextern in Betriebszusammenhängen produzieren, eine Gemeinschaftsleistung des Haushalts, deren jeweile Anteile daran, die die Haushaltsmitglieder produzieren, genausowenig monetär bestimmbar sind, wie die "Leistungsanteile" der Mitarbeiter bei der betrieblichen Warenproduktion.

Das Problem des richtigen Preises, wie er aus der Urzelle herauskommen soll, wandelt sich unter solchen Gesichtspunkten in die Frage des richtigen Verhältnisses zwischen den Bedarfseinkommen aus Betriebstätigkeit und den Bedarfseinkommen, die aus anderen Quellen, letztlich aber aus einer Umlage[13], die von der Wirtschaft insgesamt getragen wird, stammen, (andere Quellen wie Erbschaft usw. außenvor gelassen).

Im folgenden wird zu zeigen sein, daß das Verhältnis in der Urzelle zwischen dem Bedarfseinkommen aus Betriebseinkommen und dem Bedarfseinkommen aus einer Umlage dem Verhältnis zwischen der Wertschöpfung durch die Betriebe und der Wertschöpfung durch die Marktprozesse (annähernd und in sich differenziert nach Regionen, Branchen usw.) entsprechen muß, soll die Wirtschaft eine gesunde sein. Dabei kann z.B. in einer Region die Wertschöpfungsleistung der Betriebe höher sein, in einer anderen die der Marktprozesse.

Durch die Stadtwirtschaft "wird das gesamte Verhältnis zwischen Produzenten und Konsumenten radikal geändert. Dann haben wir nicht mehr Dörfer, die von selbst ihren Markt regulieren, sondern dann haben wir allen Möglichkeiten Tür und Tor geöffnet, welche bestehen, wenn das Verhältnis zwischen Konsumenten und Produzenten kein klares mehr ist, wenn es sich vermischt. Und das ist der Fall, wenn die Menschen in den Städten zusammenwohnen. Das Verhältnis zwischen Produzenten und Konsumenten kann nicht anders überschaut werden, als daß man sich assoziativ gliedert. Dann ändern sich aber die Verhältnisse, die unter der Verwuselung entstanden sind. Denn das assoziative Wesen ist etwas, was nicht nur organisieren soll, sondern etwas, das wirtschaftet. Es würde sich unter dem assoziativen Wesen ergeben, daß aus jedem einzelnen Glied - darauf beruht das Zusammenwirken der drei Glieder des sozialen Organismus - die Gesundheit des anderen zu gleicher Zeit hervorgeht. Im Laufe längerer Zeiträume, aber dennoch nicht allzulanger Zeiträume, würde sich ergeben, daß in den Städten im wesentlichen die Verwaltungsbeamten und die zentralen Schulen und so weiter, also im wesentlichen Geistesleben und Rechtsleben zusammen sein würden, während Wirtschaftsleben und Rechtsleben zusammen dezentralisiert sein würden. Also das Zusammenleben würde sich auch räumlich teilen, aber nicht so, daß man nun drei ganz verschiedene Glieder hätte, sondern so, daß die Städte im wesentlichen ein Durcheinanderverwobensein des Geisteslebens mit einer zentraleren, einer größeren horizontischen Verwaltung darstellen würden. Und kleinere Verwaltungen im Kreise von Wirtschaftsbetrieben würden mehr dezentralisiert daliegen. Das würde voraussetzen, daß die Verkehrsverhältnisse noch viel wirksamer würden als bisher. Diese sind nur nicht so weit vorgeschritten, weil man eben den Verkehr nicht nötig hat für die Produktion, wenn die Produzenten sich in die Städte zusammensetzen." (GA 341, S. 46f.)

Preisbildung in der Urzelle und Grundeinkommen

Für die Frage, inwiefern ein bedingungsloses Grundeinkommen mit dem Prinzip der Urzelle kompatibel sein könnte, ergibt sich als ein Zwischenergebnis, daß dieses dann und nur dann der Fall wäre, wenn das Grundeinkommen, das an einen Haushalt gezahlt wird, die Höhe des Bedarfseinkommens hat, das aus einer Umlage zu zahlen ist, wie oben erläutert.

Das bedeutet, daß ein Grundeinkommen nicht personenbezogen, sondern nur haushaltsbezogen, und auch nicht unabhängig von den übrigen Einkommen, insbesondere aus Berufstätigkeit, die in einen Haushalt fließen, gezahlt werden kann. Grundeinkommen wäre den Haushalten in der Höhe zu gewähren, die den Bedarf, der nicht durch Betriebseinkommen von Mitgliedern des Haushaltes gedeckt ist, befriedigen kann.

Würde ein pauschales Grundeinkommen pro Haushalt gezahlt, differenziert nach Zahl und Alter der Mitglieder, müßte von dem Betrag des Haushaltsgrundeinkommens der Betrag, den Mitglieder des Haushalts via Berufstätigkeit erzielen, abgezogen werden, um das Prinzip der Urzelle und damit eine gesunde Preisbildung in der Volkswirtschaft nicht auszuhebeln, - abgezogen werden bis zu der Höhe, die durch den Gesamtbedarf an Einkommen (egal woher) des Haushalts definiert ist.

Die Vorstellung, daß alle Menschen einmal ein Bedarfseinkommen aus einer allgemeinen Kasse beziehen, und andererseits "für umsonst" arbeiten, wird noch auf sehr lange Zeit hin erstmal eine utopische bleiben müssen. Das Gebot der Trennung von Arbeit und Einkommen, das Rudolf Steiner mit seinem Sozialen Hauptgesetz aufgestellt hat, erfordert für seine praktische Realisierung nicht solch ein utopisches Abstraktum, sondern wirtschaftspraktische Umsetzung, und die setzt voraus den gerechten Preis, wie er sich in der Urzelle bildet.

Die Dimension des Betriebes

Da es für die Haushalte als Haushalten egal ist, woher das Geld fließt, Hauptsache, der Gesamtbedarf ist gedeckt, sind bei der näheren Bestimmung des Verhältnisses von betriebsexternem Einkommen der Haushalte und Einkommen, das über die Betriebe in die Haushalte fließt, und nur auf die Konten derjenigen Haushalte überwiesen wird, die in den Betrieben Arbeitsleistungen erbringen, in erster Linie nur betriebliche Belange zu berücksichtigen.

Das Gesamtvolumen der Geldströme, die durch die Betriebe in die Haushalte fließen, sowie die Verteilung des Volumens auf die einzelnen Betriebe, muß sicherstellen, daß die Betriebe ordentlich wirtschaften können, und dafür die Mitarbeiter haben in der richtigen Anzahl und Qualifikation.

Mittels der Einkommensgabe nur an ihre jeweiligen Mitarbeiter haben die Betriebe ein Druckmittel. Dieses Druckmittel dient weder dazu, Arbeitskräfte auszubeuten, noch dazu, Menschen zu nötigen, in den Betrieben tätig zu werden, sondern ist volkswirtschaftlich ein Steuerungsinstrument, das integraler Bestandteil der assoziativen Wirtschaftssteuerung ist. Denn neben den gerechten Waren- und Dienstleistungspreisen ist es außerdem nötig, daß die Arbeiter und Arbeiterinnen an den Arbeitsplätzen so tätig werden, wie es optimale volkswirtschaftliche Produktion, d.h die Deckung des Gesamtbedarfes der Haushalte in Waren und Dienstleistungen, insgesamt erforderlich macht.

Wäre es in das Belieben der Menschen gestellt, wo, wann, wielange und in welcher Funktion sie betrieblich tätig werden, könnten die Waren, die die Haushalte nachfragen, nicht produziert werden. Die Betriebe haben einen differenzierten, konkreten Bedarf an Mitarbeitern, und dieser muß so gedeckt werden, wie die Betriebe es brauchen, und kann z.B. nicht von den Freizeitvolumenwünschen der Bevölkerung abhängig gemacht werden. Wenn einzelne Menschen weniger arbeiten, dann müssen dafür andere mehr arbeiten, oder der Gesamtbedarf der Haushalte muß sinken, und damit auch weniger Arbeitsbedarf der Betriebe.

Wenn der Bedarf eines Haushalts sich erhöht, führt das dazu, daß andere Menschen mehr arbeiten müssen, nicht die Arbeiter, die aus diesem Haushalt beruflich tätig sind. Nicht Ausmaß der beruflichen Tätigkeit eines Haushalts hat einen Einfluß darauf, wieviel andere arbeiten müssen, sondern die Höhe des Bedarfes. Je höher der Bedarf eines Haushaltes, desto mehr müssen andere Menschen für ihn arbeiten, nicht die Mitglieder des Haushaltes (Soziales Hauptgesetz).

Dadurch, daß jeder Haushalt, egal ob Mitglieder desselben arbeiten oder nicht, seinen Bedarf gedeckt bekommt (wenn kein betriebliches Einkommen, dann in voller Höhe über die Umlage), kann das genannte Druckmittel der Betriebe nicht dazu führen, daß einzelne Menschen sich genötigt fühlen müssen, zu arbeiten, sondern es führt dazu, daß insgesamt genug gearbeitet wird, und gemäß betrieblichen Notwendigkeiten.

Bestimmung eines durchschnittlichen Bedarfsgehalts

Nicht nur wegen unterschiedlicher Familiengröße, sondern auch wegen der unterschiedlichen Anzahl von Mitarbeitern je Haushalt, die in Betrieben tätig werden, und darüber hinaus wegen einer hohen Teilzeitarbeitsquote ist es schwierig, ein durchschnittliches Gehalt zu bestimmen, das einer Person, die im Betrieb tätig wird, zu zahlen wäre, als Referenzwert für die Kosten, die durch die Zahlung der Gehälter im allgemeinen entstehen.

Ausgehend davon, daß Familien bzw. Mütter mindestens zwei Kinder haben müssen (etwas mehr wegen frühzeitigen Todesfällen), um die Bevölkerungszahl zu halten, kann man aber davon ausgehen, daß eine einzelne Person die Kosten für ein Kind und eine alte Person aufbringen können muß. Dies entspricht dem, daß die Person selbst in Kindheit und Jugend sowie Alter nicht im Berufsleben tätig ist.

Von einer Lebensarbeitszeit für die Zukunft wie heute für die Rentenberechnung zugrundegelegt von 45 Jahren kann man wohl kaum ausgehen, man kommt auf weniger Arbeitsjahre. Es könnte aber in etwa die Hälte des Lebens sein. Das bedeutet, ein Berufstätiger benötigt an Einkommen das doppelte, als was er selbst zum Lebensunterhalt als einzelne Person braucht. Solche Gehälter würden dann im Durchschnitt Haushalte mit zwei Kindern und zwei Alten finanzieren können, wenn eine weitere Person des Haushalts arbeitet.

Dabei ist es aber wohl kaum so, daß beide Eltern die ganze Zeit über Vollzeit arbeiten, man kann durchschnittlich von 75% pro Person ausgehen. Für eine 30 Stunden-Woche eines Mitarbeiters wäre ihm also das Doppelte zu zahlen, als was er selbst braucht, also 2x Existenzminimum[14].

Durch solche Überlegung kann man sich einem Referenzwert annähern, der natürlich laufend durch statistische Daten angepaßt und verbessert werden muß.

Das bedeutet nicht, daß einem einzelnen Mitarbeiter dieses Gehalt so zu zahlen wäre, sondern daraus ergeben sich in etwa die durchschnittlichen Gesamtgehaltskosten für einen Betrieb. (Die Summe entspricht einem durchlaufenden Posten wie in [7] vorgestellt.)

Bei Teilzeitarbeit, also weniger als 30 Stunden, wird entsprechend weniger gezahlt, bei Mehrarbeit wird auch die Mehrarbeit bezahlt. Das ist etwas näher zu begründen (s.u. Abschnitt "Urzelle und Teilzeit"), weil es dem Prinzip der Urzelle zu widersprechen scheint. Geht man von der simplen Formel als solcher aus, müßte ein Teilzeitmitarbeiter genauso viel für seinen Bedarf erhalten wie der Vollzeitarbeiter.

Dies wäre dann in etwa die Höhe des Teils des Gesamtbedarfs der Haushalte, der durch die Betriebe an die Haushalte fließen sollte, indem Mitarbeiter aus den Haushalten in den Betrieben arbeiten. Der übrige Bedarf der Haushalte, der dadurch nicht gedeckt ist, wäre über die Umlage zu finanzieren.

Die Aufteilung der Bedarfsgehaltssumme auf die Haushalte

Varianten von Leistungslöhnen und ihre Folgen

Angenommen, die Gesamtgehaltssumme würde so auf die Haushalte aufgeteilt, und man würde, obwohl die Haushalte genau diese Gesamtgehaltssumme auch geltend gemacht haben, trotzdem etwas mehr zahlen wollen, da lediglich das Existenzminimum etwas mickrig erscheint. Man zahlt den Mitarbeitern 10% mehr, bemessen an der jeweiligen Haushaltsgröße, und entnimmt den Betrag aus dem Gewinn des Vorjahres. Geht das? Ist das kompatibel mit dem Prinzip der Urzelle?

Es wird die Frage gestellt: "Wie regeln sich Arbeitszeit, Akkordarbeit, Entlöhnung und Minimallohn?". R. Steiner: "Wenn die Art, das Maß und die Zeit der Arbeit im Rechtsorganismus festgesetzt werden, so kann es sich nur um die minimale und maximale Arbeitszeit handeln, die noch genügend Spielraum für den freien Willen des einzelnen läßt. Akkordarbeit dürfte sich überleben, weil diese den Menschen zur Maschine stempelt und die Qualitätsarbeit vermindert. Die Mehrleistung einzelner gegenüber anderen wird besser entwickelten oder erhöhten Fähigkeiten entspringen, weil durch die volle Gegenleistung, die zum Beispiel der Leiter eines Fabrikbetriebes den Arbeitern schuldig ist, der Ansporn zu einer Erhöhung der Leistung bedeutend größer ist als heute, wo ganz ungerechte Lohnverteilung stattfindet. Es ist daran gedacht, die Arbeitsarten der Handarbeiter ebenso in verschiedene Positionen einzuteilen wie heute die Leistungen der Angestellten, da daß der fähige oder fleißige Arbeiter von einer Position in die andere aufzusteigen vermag. Innerhalb einer Position sollen jedoch alle gleichmäßig bezahlt werden. Der Faule wird sich nie aus der niedersten Position erheben, doch muß ihm, wenn er auch noch so faul ist, die festgesetzte Entschädigung gewährt werden, weil er die gesetzliche Minimalarbeitszeit der menschlichen Gesellschaft zur Verfügung stellt. Zum Anspornen der Leistung dürften im künftigen Wirtschaftsleben manche Mittel verwendbar sein, die heute nicht wirken, weil das sachliche Interesse an der Produktion ein viel größeres sein wird als heute. [-] Die pekuniäre Gegenleistung für geleistete Arbeit soll nicht als Lohn betrachtet werden, sondern aus dem Geschäftsgang resultieren und nach den Rücklagen des vergangenen Jahres für das Künftige gerechnet werden. Im eigentlichen Sinne hat also der Arbeiter einen Besitztitel an der Fabrik, in der er arbeitet, den er allerdings mit dem Austritt wieder verliert. Dieser Besitz ist aber nicht kapitalistisch durch irgendwelche Aktien oder Papiere festgelegt, sondern einfach eine Selbstverständlichkleit durch seinen Eintritt, weil danach sein Verdienst errechnet wird. Dem schlechtesten Arbeiter muß das Erträgnis aus seinem Minimalbesitz so bemessen werden, daß er gerade davon leben kann und dies ist im eigentlichen Sinne das Erträgnis seines Existenzbesitzes. [-] Demit die einzelnen Fabriken nicht an gleichen Orten verschiedene Gegenleistungen auszahlen, dürfte der über den Fabriken stehende Wirtschaftsorganismus einen Ausgleich herbeiführen, was zur Voraussetzung hat, daß die Fabriken einander tragen. Es werden ja die Preisverhältnisse nicht wie bisher aus den Preisen der Rohmaterialien und Arbeitslöhne errechnet, sondern aus den Produktionsund Konsumverhältnissen der Waren untereinander, wodurch es möglich wird, daß auch ein vorübergehend nicht rentierender Betrieb aufrechterhalten werden kann, wenn aus irgendeinem Grunde dessen Waren nicht vom Markte verschwinden sollen. [-] Wie im einzelnen die Wirtschaftserträgnisse verteilt, ausgeglichen und ausgegeben werden, richtet sich nach den sich einst entwickelnden Wirtschaftsorganisationen. Alles Weitere dürfte sich aus der lebendigen Entwicklung ergeben und braucht daher heute in den Einzelheiten keineswegs festgelegt zu werden." (Nach Hans Kühn, Dreigliederungszeit. Rudolf Steiners Kampf für die Gesellschaftsordnung der Zukunft. Dornach 1978, S. 304f., zitiert nach Lit.: Strawe, S. 8f.)

Die Leistungen der Arbeiter sollen eine ihr genau entsprechende, allerdings in pauschale Stufen eingeteilte, monetäre Gegenleistung durch den Unternehmer erhalten, und diese angemessene Bezahlung nach Leistung würde darüber hinaus ein Leistungsansporn für die Arbeiter sein. Andererseits sind die Leistungsanteile nur rechtlich, per Vertrag im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben festsetzbar. Steiner spricht zwar von "errechnen", gemeint kann aber nur eine gegenseitige Anerkennung der jeweiligen Leistungsanteile sein, die allseits als gerecht empfunden wird. Zugrundegelegt wird das Betriebsergebnis des Vorjahrs.

Man ist mit solchen Überlegungen schon sehr weit aus der Urzelle heraus. Auch die im Zitat enthaltenen Äußerungen zu den Preisverhältnissen erscheinen fast wie eine Art Gegenpol der Urzelle, da sich die Preisverhältnisse nicht aus Arbeiterlöhnen plus Rohmaterialkosten ergeben sollen (was der Urzelle unmittelbar entsprechen würde), sondern "aus den Produktions- und Konsumverhältnissen der Waren untereinander" (was natürlich nicht mit einer Preisbildung durch das Spiel von Angebot und Nachfrage verwechselt werden darf).

Es wird also tatsächlich die oben kritisierte logische Inkonsequenz begangen, daß man von bereits gegebenen Preisen ausgeht, und von denen aus die Urzelle bestimmt, oder genauer wohl, aus dieser Richtung den Preisprozeß der Urzelle gegenläufig mitbestimmt[15], wo doch eigentlich die Preise aus der Urzelle direkt "fertig" herauskommen (wobei da dann aber angenommen ist, daß zwr nicht die Preise, sondern die Waren bzw. ihre Produktsmöglichkeit schon da sind, die jemand wird brauchen müssen, um produzieren zu können). Die Argumentation ist offensichtlich zirkulär, wobei das möglicherweise für volkswirtschaftliches Denken typisch ist und notwendig so sein muß. Denn im Kreislauf der Wirtschaft stellen sich die Verhältnisse je nach dem Standpunkt dar. Worauf es aber ankommen wird, ist, die Kompatibilität solcher Leistungslöhne mit der Urzelle zu zeigen, als Beleg, daß sie in eine assoziative Wirtschaft gut passen. Daß Steiner selbst solche Überlegungen anstellte, die auf Leistungslohn hinauslaufen, genügt nicht, sie als gerechtfertigt anzusehen, da er sich geirrt haben kann. Das Leistungslohnprinzip muß aus der Urzelle ableitbar sein.

Zunächst einmal ergibt sich aus der Urzelle gleich das radikale Gegenteil von Leistungslohn: Denn je höher die Leistung, desto weniger Zeitbedarf. Wenn ich an einem Tag 2 Paar Schuhe produziere, dann ist meine Leistung doppelt so groß, als wenn ich nur 1 Paar Schuhe produziere. Bei doppelter Leistung brauche ich nur die halbe Zeit, d.h. ich brauche nur die Hälfte von dem Bedarfslohn, den ich bräuchte, wenn ich die volle Zeit bräuchte bei einfacher Leistung.

Bei doppelter Leistung halbiert sich der Bedarfslohn bezogen auf die Leistungsgröße. Dies ist im Widerspruch zu dem Leistungslohn, der sich mit doppelter Leistung verdoppelt.

Daraus folgt, daß sich der gerechte Preis einer Mehrleistung sowohl erhöht als auch verringert, und umgekehrt bei einer Minderleistung, je nach dem, ob man das Bedürfnis- oder das Leistungsprinzip zugrundelegt. Eine Unmöglichkeit, es sei denn, die Beträge von Erhöhung und Verminderung wären umgekehrt proportional.

Bedürfnis- und Leistungslohn heben sich gegenseitig auf. Warum? Je mehr Leistungslohn ein Mitarbeiter erhält, desto weniger Bedarf hat er an Bedürfnislohn.

Wie schon oben die Urzelle dahingehend modifiziert werden mußte, daß von dem gerechten Bedarfseinkommen aus betrieblicher Tätigkeit dasjenige abzuziehen ist, was die Haushalte von woandersher (aus einer Umlage) erhalten, so ist jetzt, um das Prinzip der Urzelle aufrecht zuerhalten, folgende zwingende Feststellung zu machen: Das gerechte Bedarfseinkommen aus der Urzelle verringert sich exakt um die Summe, die der Haushalt aus Leistungseinkommen erzielt.

Gemäß dem Urzellenprinzip kann sich daher die Summe des Einkommens eines Haushaltes wegen höherer Leistung niemals erhöhen. Sie muß gleich bleiben. Es verschiebt sich lediglich im gerechten Einkommen das Verhältnis zwischen dem, was man darin jeweils den Bedürfnis- und Leistungsanteil nennen mag.

Eine weitere zwingende Folgerung ergibt sich aus der Urzelle: Wenn sich das Gesamteinkommen von Haushalten durch zusätzliche Leistungslöhne erhöht, dann muß gleichzeitig auch der Bedarf entsprechend steigen.

Im folgenden wird zu zeigen sein, daß nur diejenigen Arten von Leistungslöhnen bzw. Betragshöhen der Einkommensverbesserung durch Mehrleistung für die Volkswirtschaft unschädlich sind, insbesondere auch für die Bildung gerechter Preise, die glz. zu entsprechenden höheren Bedarfen der Haushalte führen, die von diesen Leistungslöhnen profitieren.

Darüber hinaus muß, um dem Sozialen Hauptgesetz, d.h. dem Prinzip der Trennung von Arbeit und Einkommen zu entsprechen, vermieden werden, daß mehr Leistung erbracht wird im Sinne des Selbstversorgungsinteresse.

Es muß sich also zwar der Bedarf der Haushalte erhöhen, die durch Mehrleistung mehr Einkommen beziehen, aber diese Bedarfserhöhung soll keine egoistische sein.

Also nicht nur soll idealerweise die Arbeit und das heißt auch Mehrleistung im Interesse der Gemeinschaft, und nicht im Interesse der Selbstversorgung erbracht werden, sondern auch der erhöhte Haushaltsbedarf soll nicht aus Eigeninteresse angezielt werden, wie z.B. um das Einkommen in Aktien anzulegen, um dann später nicht mehr zu arbeiten, sondern von den Gewinnausschüttungen zu leben.

Letzteres kann man volkswirtschaftlich schon nicht mehr, von Ausnahmen vielleicht abgesehen, akzeptieren. Es handelt sich bei der Geldanlage auch nicht um Bedarf in eigentlichen Sinne. Ein "guter" erhöhter Bedarf eines Haushalts, der durch Mehrleistung höheres Einkommen erzielt, wäre die Geburt eines dritten Kindes.

Bei betragsmäßig sehr großen höheren Mehreinkommen ist das entsprechende Bedarfswachstum nicht mehr wirklich möglich, der Bedarf fängt an, luxuriös zu wuchern.

Eine Besonderheit ist das Sparen der Haushalte. Sparen soll natürlich möglich sein, aber man kann den Sparbedarf nicht als einen Bedarf wie die übrigen Waren und Dienstleistungen ansehen. Je mehr ein Haushalt an Einkommen aus Mehrleistungen hat, desto höher wird tendentiell der Sparanteil ausfallen.

Bei den ganz großen, oder auch bei kleineren, "geizigen" Haushalten kommt es durch die Mehreinnahmen nicht mehr 1:1 zu höheren Bedarfen, sondern das Geld führt zu Kapitalbildung in privater Hand, und via Erbschaft zur Bereicherung einer Familie.

Aufs Ganze entstehen aus dem Vorgang der Mehrleistungsvergütung die wirtschaftlichen Klassen, damals Kapitalisten und Arbeiter, heute Kapitalisten und Kleinbürger. Die Kapitalklasse verfügt typischerweise auch über das Eigentum an den Produktionsmitteln, stellt also die Betriebe bereit, aus derem Wirtschaften sie sich via Leistungslöhne (zu denen auch die Gewinnentnahme des Unternehmers bzw. Unternehmenseigentümers gehört) wieder die größten Anteile herausholen.

Man muß daher das praktizierte Leistungslohnprinzip sowohl mit für die Ursache der Entstehung des Kapitalismus halten, als auch für ein Mittel, ihn aufrecht zu erhalten.[16]

Auf der anderen Seite stehen diese Gelder dem Betrieb nicht für Investitionen zur Verfügung, auch nicht für betriebliche Belange, wie z.B. einer Einrichtung einer Kinderbetreungsstätte oder eines Fahrdienstes, um die Mitarbeiter morgens aus den Dörfern abzuholen und abends zurückzufahren.

Die Gelder, die durch Mehrverdienste an die Haushalte gezahlt werden, schränken zudem die Möglichkeit der Betriebe proportional ein, Teilzeit, Sabatticals etc. bei vollem Lohnausgleich gewähren zu können. Das Geld, das für Mehrleistung an die Haushalte abgeflossen ist, steht für die Weiterbezahlung eines Mitarbeiters während einer "Babypause" nicht zur Verfügung usw.

Je höher die Abflüsse durch Mehrleistungsverdienste der Mitarbeiter eines Betriebes sind, desto weniger kann der Betrieb schließlich in die allgemeine Umlage zahlen.

Zusammengefaßt läßt sich sagen (bei einer statischen, nicht dynamischen Betrachtung), daß nur diejenigen Leistungslöhne wegen Mehrleistung unschädlich sind, die echten höheren Bedarfen in der exakt gleichen Höhe wie das Mehrgehalt in derjenigen Zeit entsprechen, in der der Gehaltsbezieher das Produkt erneut wird herstellen können.

Solche echten Bedarfe könnten aber auch ohne Mehrleistung geltend gemacht werden, und so muß es gemäß dem Urzellenprinzip auch sein. Soll sich dann die Bezahlung der Mehrleister im Betrieb trotzdem von der Bezahlung der Minderleister unterscheiden, ist dies gemäß Urzelle notwendig damit verbunden, daß die Minderleister für ihre Haushalte den Differenzbetrag, um den echten höheren Bedarf zu decken, aus der betriebsexternen Umlage erhalten müssen.

Das Gehalt der Haushalte kann immer nur ihrem tatsächlichen echten Bedarf entsprechen, egal wie man es wendet, und wenn die Betriebe nach Leistung bezahlen, so ändert sich dadurch gemäß der Urzelle niemals das Einkommen der Haushalte. Es ändert sich dadurch lediglich das Verhältnis zu dem, was den Haushalten aus der Umlage gezahlt wird. Bei den Mehrleistern fällt das, was ihren Haushalten aus der Umlage zu zahlen ist, entsprechend geringer aus.

Wozu dann überhaupt diese Unterscheidung von Bedürfnis- und Leistungslohn? Sie ist u.a. zu Zwecken der Buchhaltung nützlich, und sie gibt dem Mitarbeiter einen Zettel in die Hand, auf dem die Höhe seines Leistungsanteils steht, wie er sich aus der vertraglichen Vereinbarung wie oben erörtert (nicht monetär errechnet), ergibt. Weitere Zwecke werden unten noch gesondert aufgeführt. Der von Rudolf Steiner im obigen Zitat angeführte Leistungsanreiz sollte sich in einer assoziativen Wirtschaft eigentlich erübrigen können. Es wird eher darum gehen, Demotivierung zu vermeiden.

Während das Einkommen der Haushalte zwar das gleiche bleibt, erhöht sich das Volumen der Gelder, die durch den Betrieb an die Haushalte fließen, durch eine höhere Gesamtarbeitsleistung der Mitarbeiter in diesen Betrieben, sofern nach Leistung bezahlt wird.

Was bedeutet dies für die Warenpreise des Betriebes, im Verhältnis zu den Warenpreisen eines anderen Betriebes, und welche Konsequenzen hat dies für die Bestimmung der gerechten Preise, also auch des Preisverhältnisses zwischen den Waren des einen und des anderen Betriebes? Und welche Schwierigkeiten für die Ermittlung der gerechten Preise ergeben sich, wenn den Vergütungen für Mehrleistungen in den beiden Betrieben bei den Haushalten zum Teil unechte Bedarfe gegenüberstehen, in unterschiedlicher sowie nicht bestimmter Größe?

Qualität des echten Bedarfs

Da die Formel für das Existenzminimum bei Bedarfen, die mit Mehrleistungen korrespondieren, nicht mehr brauchbar ist[17], außer als unterster Minimalwert, muß genauer bestimmt werden, was einen echten Bedarf von einem unechten unterscheidet. Grundsätzlich sind zwei überflüssige Brotmesser in der Küche genauso unechter Bedarf wie zwei überflüssige zusätzliche Autos in der Garage.

Echter Bedarf hat die Qualität der Strenge. Die Strenge ist das Maß des echten Bedarfs. Der Übergang zum unechten Bedarf ist fließend. Der Strengheitsgrad reicht von 1 (echter Bedarf) bis 0 (unechter Bedarf).

Man wird nun im allgemeinen feststellen können, daß der echte Mehrbedarf, der Mehrverdiensten in den unteren Lohngruppen korrespondiert, strenger ist, als der echte Mehrbedarf, der bei den höheren Lohngruppen einem höheren Verdienst korrespondiert.

Aber das gilt nur im allgemeinen. Um den Strengheitsgrad eines echten Bedarfs beurteilen zu können, ist eine Einzelfalluntersuchung notwendig. Daraus ergibt sich die Fragestellung, wie ein gerechtes Urteil und von wem über den Strengheitsgrad eines Bedarfs möglich sein kann, und nach welchen Kriterien. Ohne das jetzt näher zu begründen, wird im folgenden davon ausgegangen, daß die Betriebe solch ein Urteil nicht fällen können. Man wird auf der Haushaltsseite die Kompetenzen für solch ein Urteil suchen müssen.

Da die Strengheit eine Sache des Einzelfalls ist, ist, je höher die Einkommensgruppe angesiedelt ist, eine umso genauere Prüfung nötig. Bei den unteren Lohngruppen ist der Strengheitsgrad generell höher, man muß also nicht so genau prüfen. Bei den hohen Einkommensgruppen ist Unechtheit des Bedarfs wahrscheinlicher, und es wird die Differenzierung der Haushalte eine größere sein. Das heißt, je höher ein Haushalt in der Einkommenshierarchie steht, desto strenger ist die Echtheit seines Bedarfs einer Überprüfung zu unterziehen.

So wird man sich bei der Prüfung der Bedarfsangaben in erster Linie die Haushalte der Unternehmensleitung und anderer Mitarbeiter ansehen müssen, die Anspruch auf einen großen Leistungsanteil im Betrieb machen, weniger die Haushalte der unteren Lohngruppen.

Urzelle und Teilzeitarbeit

(Bezahlung gemäß Wochenarbeitszeit oder anderer Teilzeitmodelle ist eine Variante des Leistungslohnprinzips.)

Es ist logisch nicht möglich, einen Bedürfnislohn zu bestimmen, der einer Stunde Arbeit etwa dienstags von 11 bis 12, oder freitags von 14 bis 15 Uhr entspricht. Denn man kann den Lebensunterhaltsbedarf nicht zerteilen, er muß immer der ganze sein, weil zu jeder einzelnen Stunde mindestens die Zeit bis zur gleichen Stunde am nächsten Tag gehört, denn der Bedürfnislohn bezieht sich auch auf den Lebensunterhalt in der Freizeit oder wenigstens Schlafenszeit.

Auch wenn der Arbeiter messbar pro Stunde einen Schuh anfertigt, kann man nicht dahin kommen, den Bedürfnislohn derart zu bestimmen, daß er gleich dem benötigten Lebensunterhalt während der Stunde, zu welcher er jeweils einen Schuh produziert, wäre. Der Arbeiter könnte sonst in der Freizeit und Schlafenszeit nicht existieren. Eher würde er für die Zeit bezahlt, wo der Arbeiter nicht arbeitet. Denn in der Zeit, wo er nicht arbeitet, ißt und schläft er, Lebensnotwendigkeiten, die so für die eigentliche produktive Zeit nicht direkt bestehen. Zwar bestehen und entstehen während der Arbeitszeit auch Lebensunterhaltsbedarfe, der größte Teil dieser resultiert jedoch aus der Nichtarbeitszeit. Man überbrückt hinsichtlich des Lebensunterhaltsbedarfs gerade die Arbeitszeit in einem besonderen Maße, wenn auch in keiner Weise berechenbaren. Bedürfnislohn ist vornehmlich Erholungslohn, Reproduktionslohn. Von daher versteht sich auch die Berücksichtigung der Familie bzw. des ökonomischen Haushalts, denn die Familie ist die soziale Reproduktionseinheit.

Siehe auch

Preisbildung

Assoziation (Wirtschaft)

Nachweise, Anmerkungen

  1. Christoph Strawe: Bedürfnislohn oder Leistungslohn? Zur Auflösung einer falschen Fragestellung, Rundbrief Dreigliederung des sozialen Organismus, Nr. 1, 1994, S. 9, PDF
  2. Wenn Kinder da sind, kann dazu auch die Beschäftigung einer Haushaltshilfe und/oder die Kosten für eine Kindertagestätte gehören.
  3. <<Ein wesentlicher Reformvorschlag, den auch Katja Kipping (MdB) kürzlich ins Gespräch brachte, enthält eine Begrenzung der Ungleichheit bei Einkommen: “Die Höchsteinkommen sollen für die gleiche volle Arbeitszeit nicht mehr als das Zehnfache des gesetzlichen Mindestlohns betragen dürfen – oberhalb dieser Grenze würde ein Einkommenssteuersatz von hundert Prozent greifen. Derzeit liegt das Verhältnis zwischen Höchst- und Mindesteinkommen in Österreich beim Faktor 800, in Deutschland beim Faktor 5000 und in den USA beim Faktor 350000.“>>. Zitiert nach Michael Heinen-Anders, Dem Teufel auf der Spur..., BOD, Norderstedt 2012, S. 24
  4. Zu den betriebs- und wirtschaftsfremden Extrazahlungen sind nicht Zahlungen zu rechnen, die wegen Sonderbedarfe z.B. wegen besonders anstrengender Arbeit gezahlt werden, wenn die Folgen von Überbeanspruchung der Mitarbeiter oder seine Familie selbst zu tragen hat. (Wie z.B. Kosten für eine Haushaltshilfe oder die Kosten für teure Kuraufenthalte wegen Erschöpfungszuständen, die aus eigener Tasche gezahlt werden müssen.)
  5. Näheres zur Rolle der Assoziationen im Hinblick auf Preisbildung und Preisbestimmung sowie generell zur Problematik solcher Wirtschaftssteuerung siehe Assoziation (Wirtschaft). Ein fiktives Beispiel: Angenommen, ein Betrieb stellt Lederschuhe her und beschäftigt ausschließlich alleinstehende Menschen ohne Familienanhang. Ein anderer Betrieb stellt Gummistiefel her, und beschäftigt ausschließlich Mitarbeiter, die Familie haben, z.B. alle haben vier Kinder. Die Folge davon ist, daß die Gummistiefel im Verhältnis zu den Lederschuhen zu teuer sein werden, andere Preisfaktoren außenvor gelassen. Die Assoziationen haben in solchen Fällen die Aufgabe, darauf hinzuwirken, daß sich das Preisverhältnis zwischen Lederschuhen und Gummistiefeln verbessert, z.B. indem Mitarbeiter aus der Gummistiefelfabrik veranlaßt werden, zur Schuhfirma zu wechseln, und umgekehrt. Wenn das nicht in ausreichendem Maße möglich ist, müssen Transferzahlungen z.B. stattfinden, oder andere Maßnahmen, etwa Zusammenlegung der beiden Betriebe. Denn selbstverständlich haben die Mitarbeiter mit Familie einen erheblich größeren Bedarf und müssen entsprechend Einkommen beziehen, daran läßt sich direkt nichts ändern. Ähnliches ergibt sich bei zwei Firmen, die gleiche Produkte herstellen oder der Substitutionsgrad der Produkte hoch ist, und die Preise zu stark differieren. Weitere Beispiele siehe unter Assoziation (Wirtschaft).
  6. Da in einer assoziativen Wirtschaft die Mitarbeiter von sich aus die ihnen mögliche optimale Leistung erbringen, wären monetäre Leistungsanreize aus betriebswirtschaftlicher Sicht Verschwendung.
  7. 7,0 7,1 7,2 Eine alternative Auffassung, die aber hier nicht näher geprüft werden soll, könnte darin bestehen, einen durchlaufenden Posten wie die heutige Mehrwertsteuer, in variabler Höhe, anzunehmen, der aber nicht an den Staat abgeführt wird, sondern individuell nach dem Bedarf auf die beteiligten Haushalte aufgeteilt wird. Monetär kommt es auf das gleiche hinaus, vermutlich auch dem tatsächlichen Vorgang nach. Einen Wertetausch welcher Art auch immer muß es dabei anscheinend geben, da die Warenpreise, die der Betrieb erzielt, nicht unmittelbar direkt auf die Haushaltseinkommen abgebildet werden können.

    Man könnte vielleicht den Wertetausch innerhalb des Betriebes als einen inversen, nicht monetär bestimmbaren ansehen, der aber wertmäßig mit den bezifferbaren Außentauschen (Einkauf und Verkauf) übereinstimmt (dynamische Faktoren, sowie den Wertbildungsaspekt außenvor gelassen). Gleiches gilt für die Haushalte und marktinternen Wirtschaftseinheiten: Der Innentausch ist nicht wirklich monetär bezifferbar, und wenn er vorgenommen wird, rein fiktiv, dogmatisch. In dem Fall, wo man als Betrieb Arbeit als Ware ansieht, zieht man die monetären Außengrenzen des Betriebes als Wirtschaftseinheit anders, als wenn man den Wertetausch zwischen Mitarbeitern und dem Betrieb als inverse, nicht bezifferbare Innentausche ansieht.

    Die von Rudolf Steiner vorgeschlagene Sichtweise, der Arbeiter verkaufe nicht seine Arbeit, sondern das Produkt seiner Arbeit an den Unternehmer, zieht die Betriebsgrenzen zwar nicht so, als wenn die Arbeit selbst als Ware aufgefaßt würde, sondern macht den Schnitt betriebsextern zwischen Arbeit und Ware, innerhalb des Arbeiters selbst, in dem dann der inverse Tausch stattfindet. Das Resultat von solcher Grenze ist, daß die Arbeit für den Arbeiter Arbeit ist, also keine Ware, aber für den Betrieb in dem eingekauften Produkt Ware. Für Betriebe, für die es (noch) nicht möglich ist, daß die Arbeit als betriebsintern aufgefaßt werden kann (Mitarbeiter als Mitunternehmer, interne Personalunion statt externe), mag dies die bestmögliche Auffassung sein. Sie hat jedoch den Nachteil, daß sie suggeriert, daß der Betrieb die Arbeit dann doch monetär beziffern könne, in ihrem eingekauften Produkt nämlich. Dies ist jedoch wie schon erörtert, nicht wirklich möglich, da diese fiktiven Produkte unbekannte Grenzen zu den Produkten der anderen Mitarbeiter haben. Diese Unmöglichkeit, Produktanteile den Mitarbeitern zuzurechnen, ist ein Hinweis darauf, daß die Arbeit in Wirklichkeit ein betriebsinterner Vorgang ist, der insofern als inverser Tauschvorgang auch keine Waren produziert. Diese treten erst an der Betriebsaußengrenze als gemeinsam produzierte auf.
  8. Angenommen, man wolle den "berechtigten" Anteil eines Designers bestimmen, der einen Gebrauchsgegenstand äußerlich hinsichtlich Formschönheit usw. gestaltet hat: Es geht ohnehin nicht, aber ohne den Preis schon zu kennen, ist die Bewertung des Anteils des Designers erst recht nicht möglich. Wenn die Ware zum Flop wird, wird dann im nachherein möglicherweise auch die Designerleistung als mit verantwortlich dafür angesehen werden müssen. Es ist daher ausgeschlossen, die (Leistungs-)Anteile zu bestimmen, bevor überhaupt ein Preis gebildet ist. Man kann feststellen, wie lange der Designer für den Entwurf und die Umsetzung gebraucht hat, und danach, d.h. Bedarfsanteil, den Anteil am Produkt bestimmen.
  9. Man findet denn auch solche betriebsinterne Einkommensdifferenzierung typischerweise in Neugründungen alternativer Betriebe kaum. Es ist mehr ein Phänomen älterer und gewachsener Betriebe, wohl vornehmlich aus organisations- und kontrollpolitischen Gründen. Man muß dabei im übrigen auch die unterschiedliche Lebenssituation derjenigen bedenken, die als Familienmitglieder von dem Einkommen eines Einkommensbeziehers mitleben. Die Kinder von einkommensschwachen Ernährern können schließlich nichts dafür, daß dieser nur eine Minderleistung in seiner Firma erbringt.
  10. 1905/06, enthalten in GA 34.
  11. Das Alternativgut muß nur imaginiert sein, in einem anvisierten Austausch von zwei Gütern, bzw. Geld und Gut, der nicht zustande kommt, liegt das marktmäßige insofern schon, als das Geld für ein anderes Gut zurückbehalten wird.
  12. Wie sich leicht zeigen ließe, führte dies mit notwendiger Konsequenz dazu, sich an Preisen zu orientieren zu müssen, wie sie sich aus dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage ergeben, und die assoziative Wirtschaft bliebe wegen Mißachtung des Urzellenprinzips im Anfang stecken und käme nicht raus aus dem Kapitalismus.
  13. Die Umlage selbst ist ein Thema für sich. Neben einem Anteil, der in einer gleichen Höhe wirtschaftsweit erhoben wird, wird es, sogar in besonderem Maße, eine Differenzierung nach Wirtschaftskraft der Regionen, Branchen usw. geben müssen.
  14. Das Existenzminimum entspricht lt. Rudolf Steiner der Grundrente (Bodenrente) einer Region, dividiert durch die Einwohnerzahl. (Siehe Existenzminimum).
  15. Auf die damit anscheinend verbundene Dynamisierung der Urzelle kann nicht näher eingegangen werden. Sie müßte jedenfalls von den Assoziationen kontrollierbar bleiben.
  16. In der assoziativen Wirtschaft wirkt das Altwerden des Geldes demotivierend auf übertriebenes Sparen. Das Erbrecht bedarf einer, mehr am Gemeinwohl orientierten Neugestaltung. Die Assoziationen wollen und dürfen jedoch in die Privatvermögen und ihre Verwendung (wozu allerdings nicht Finanzspekulationen und Handel mit Unternehmen oder Unternehmensanteilen gehören sollen) nicht unmittelbar reglementierend eingreifen, (soweit nicht von staatswegen vorgeschrieben). Die freie wirtschaftliche Initiative des Individuums, die sich immer auch auf verfügbares Kapital stützen muß, soll in keiner Weise ausgebremst, oder gar unterbunden werden, sondern soll sich unter der Aufsicht der Assoziationen und mit ihrer Unterstützung in gemeinwohlorientierten Bahnen bewegen.
  17. warum das so ist, gehört in eine gesonderte spezielle Untersuchung.

Literatur

  1. Koolmann, Steffen / Nörling, Joseph E.: Zukunftsgestaltung Waldorfschule. Ergebnisse einer empirischen Untersuchung zu Kultur, Management und Entwicklung, Kap. 5.7: Gehaltsordnungen und betriebliche Altersversorgung, S. 126 - 140, Springer-VS Wiesbaden, 2015, , ISBN 978-3-658-08983-2
  2. Weymann, Wolfgang: Das assoziative Spannungsgleichgewicht zwischen Bedürfen und Leisten. Assoziative Ansatzpunkte in der Gegenwart, in: Die wirtschaftlichen Assoziationen, Sozialwissenschaftliches Forum Bd. 2, Hrsg. von Stefan Leber, Verlag Freies Geistesleben, 1987, Inhaltsangabe.
  3. Christoph Strawe: Bedürfnislohn oder Leistungslohn? Zur Auflösung einer falschen Fragestellung, Rundbrief Dreigliederung des sozialen Organismus, Nr. 1, 1994, S. 9, PDF.
  4. Rudolf Steiner: Betriebsräte und Sozialisierung, GA 331 (1989), ISBN 3-7274-3310-8 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  5. Rudolf Steiner: Gedankenfreiheit und soziale Kräfte, GA 333 (1985), ISBN 3-7274-3330-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  6. Rudolf Steiner: Soziale Ideen – Soziale Wirklichkeit – Soziale Praxis. Band I: Frage- und Studienabende des Bundes für Dreigliederung des sozialen Organismus in Stuttgart, GA 337a (1999), ISBN 3-7274-3371-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  7. Walter Kugler u.a.: Alle Macht den Räten? Rudolf Steiner und die Betriebsrätebewegung 1919. Vorträge, Berichte, Dokumente, Zusammengestellt und kommentiert von Walter Kugler, Rudolf-Steiner-Nachlaßverwaltung, Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr. 103, 1989, pdf
  8. Wolfgang Latrille: Assoziative Wirtschaft. Ein Weg zur sozialen Neugestaltung. Die pragmatischen Aspekte der sozialen Dreigliederung. Stuttgart 1985

Weblinks

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.