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Wesensglieder

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Die vier grundlegenden Wesensglieder des Menschen.

Als Wesensglieder (eng. members „Glieder“) werden in der Anthroposophie und Theosophie all jene relativ eigenständig erscheinenden Glieder bezeichnet, die zusammen erst das ganze Wesen des Menschen aufbauen, das sich nicht in dem sinnlich sichtbaren stofflichen Leib erschöpft, sondern darüber hinaus noch über höhere, nur übersinnlich erfahrbare leibliche, seelische und geistige Wesensglieder verfügt. Dabei ist aber zu beachten, dass die Wesensglieder grundsätzlich eine unauflösliche, sich vielfältig metamorphosierende Ganzheit bilden, die sich nur für und durch unsere Erkenntnistätigkeit je nach Blickwinkel in einzelne Glieder auseinanderlegen lässt.

„Daß in höherer Wirklichkeit eine Einheit ist, was sich für die menschliche Erfahrung als Vielheit von sieben Gliedern auseinanderlegt, das bleibt dadurch unangefochten. Aber gerade dazu ist die höhere Erkenntnis da: die Einheit in allem aufzuzeigen, was dem Menschen wegen seiner körperlichen und geistigen Organisation im unmittelbaren Erleben als Vielheit erscheint.“ (Lit.:GA 138, S. 112)

Rudolf Steiners Bezeichnungen der Wesensglieder

In Bezug auf die herkömmlichen Bezeichnungen ergibt sich aus Steiners Werk folgende Einteilung der inneren und äußeren menschlichen Wesensschichten:

  1. Physischer Leib (Leichnam)
  2. Ätherleib (Bau)
  3. Astralleib (Sinne)
  4. Empfindungsseele (Gemüt)
  5. Verstandesseele (Verstand)
  6. Ich (Seele)
  7. Bewusstseinsseele (Gewissen)
  8. Geistselbst (Eigenart)
  9. Lebensgeist (Geschmack)
  10. Geistesmensch (Gott)

Leib, Seele und Geist

Einer ersten tiefergehenden Betrachtung zeigt sich der Mensch als dreigliedrige Wesenheit (→ Trichotomie), die sich aus Leib, Seele und Geist zusammensetzt (Lit.: GA 9, Kapitel Leib, Seele und Geist).

Durch seinen lebendigen Leib tritt der Mensch mit der irdischen Umwelt in Kontakt. Er ist der Träger der Sinnesorgane und des Gehirns, mit deren Hilfe der Mensch die irdische Welt wahrnehmen, vorstellen und verstandesmässig erfassen kann. Nur durch seine leiblichen Organe kann sich der Mensch bewusst der sinnlichen Welt gegenüberstellen und von ihr unterscheiden. Dadurch erwacht sein Selbstbewusstsein.

Der Leib, für sich selbst genommen, könnte allerdings gar kein Bewusstsein entwickeln. Er wäre alleine von bewusstlosen Lebensprozessen bestimmt, wie es etwa bei den Pflanzen der Fall ist. Dass überhaupt Bewusstsein entstehen kann, dazu bedarf es der Seele, die sich des Leibes als Werkzeug bedient, um mit seiner Hilfe die irdische Welt erkennen und verändern zu können. Erst durch die Seele fühlt sich der Mensch bewusst, freudvoll oder leidvoll, mit der Erdenwelt verbunden.

Nach der anderen Seite zu ist die Seele aber zugleich nach dem Geist hin orientiert, nach dem eigentlichen schöpferischen Prinzip. Die Seele nimmt mit Sympathie oder Antipathie an dem Geschaffenen teil; der Geist aber ist es, der die Welt des Geschaffenen überhaupt erst hervorbringt. Im Grossen ist es der unermüdlich schaffende Weltgeist, der die ganze Natur hervorgebracht und ihr ihre eigentümliche Struktur verliehen hat; im Kleinen hat aber auch der menschliche Geist, sein individuelles Ich, teil an diesem schaffenden Prinzip. Der Mensch wird dadurch in gewissem Sinn zum Schöpfer und Erzieher seiner selbst. Dadurch unterscheidet sich der Mensch vom Tier, das zwar auch eine Seele und damit auch Bewusstsein, aber kein Selbstbewusstsein hat. In Lust und Leid ist das Tier hilflos seinem Schicksal ausgeliefert und an die engen Schranken seiner arttypischen Prägung gebunden. Der Mensch hingegen kann zum bewussten schöpferischen Mitgestalter, ja zum Herren seines Schicksals werden. Er kann mit energischem Willen auch noch den schwersten Schicksalsschlägen einen tieferen Sinn abgewinnen und an ihnen reifen - und gerade daran erwacht sein Selbstbewusstsein ganz besonders.

In alten Zeiten kannte man diese Dreigliedrigkeit des menschlichen Wesens sehr genau. Dieses Wissen ging aber allmählich verloren. Schon auf dem Konzil von Konstantinopel von 869 wurde die Lehre von der Trichotomie (Dreigliedrigkeit) des Menschenwesens für ketzerisch erklärt, und es durfte seit dem nur mehr gelehrt werden, dass der Mensch aus Leib und Seele bestehe. Höchstens wurden der Seele noch einige geistige Fähigkeiten, etwa sein intelektuelles Denkvermögen, zugestanden. Man wollte dadurch die unüberbrückbare Kluft zwischen Gott und Mensch deutlich machen und den Menschen vor einem gefährlichen Hochmut bewahren - zugleich rückte man ihn dadurch aber näher an das Tier heran. Und während man in alten Zeiten davon überzeugt war, dass der Mensch ein Spross der göttlichen Welt ist, so begann man nun immer mehr an die Abstammung des Menschen vom Tier zu glauben, was ja heute noch immer den Kerngedanken der modernen Evolutionslehren bildet. Dabei ging auch das Wissen um die menschliche Seele immer mehr verloren, und heute richtet sich das allgemeine Bewusstsein hauptsächlich nur mehr auf den menschlichen Leib, dem man vielleicht noch einige seelische Eigenschaften zugesteht. Indem sich der Mensch so immer mehr auf sein leibliches Dasein in der physisch-sinnlichen Welt hin orientiert, erfährt zwar sein Selbstbewusstsein eine mächtige Anregung, zugleich verschwindet aber die Möglichkeit zu einer tiefergehenden Erkenntnis des menschlichen Wesens. Der Mensch erkennt sich zwar als Individuum, viel stärker als das jemals in der Vergangenheit der Fall war, aber er weiss nicht, was seine Individualität eigentlich ausmacht. Daraus resultieren oftmals schwere innere seelische Lebenskonflikte, die nur überwunden werden können, wenn man sich ein neues Bewusstsein für die dreigliedrige Natur des menschlichen Wesens erwirbt.

Die grundlegenden Wesensglieder

Das Menschenwesen lässt sich noch wesentlich differenzierter beschreiben, nämlich als 4-gliedrige, 7-gliedrige oder 9-gliedrige Wesenheit. Abgesehen von seinem Ich hat der Mensch diese Wesensglieder nur während des Erdenlebens; die Wesensglieder der Toten sind anders geartet.

Anders geartet sind auch die Wesensglieder der Elementarwesen und die Wesensglieder der Hierarchien.

Rudolf Steiner unterscheidet zunächst 4 grundlegende Wesenglieder des Menschen und geht damit über die heute gängige Anschauung, die nur den physischen Leib gelten lassen will, weit hinaus. Diese und die höheren seelischen und geistigen Wesensglieder entfalten sich in Siebenjahresperioden. Die grundlegenden Wesenglieder sind:

  1. Physischer Leib
  2. Ätherleib, auch als Lebensleib oder Bildekräfteleib bezeichnet
  3. Astralleib, auch Trieb- und Empfindungsleib genannt
  4. Ich bzw. der Ich-Träger als dessen äußerer leiblicher Ausdruck

Die drei leiblichen Wesensglieder wurden bereits auf den der Erde vorangegangenen planetarischen Weltentwicklungsstufen verlangt. Auf der Erde kam dann das Ich hinzu.

"Wir haben die Menschheitsentwickelung verfolgt durch die Saturn-, Sonnen- und Mondentwickelung hindurch und stehen jetzt innerhalb der Erdenentwickelung. Wir wissen, daß diese drei Stadien der Menschheitsentwickelung der Ausbildung des physischen Leibes, des Atherleibes und des Astralleibes des Menschen entsprechen und daß wir jetzt innerhalb der Erdenentwickelung stehen, die da bedeutet die Ausbildung des menschlichen Ich, soweit eben dieses Ich als ein Glied der menschlichen Wesenheit ausgebildet werden soll. Von den verschiedensten Gesichtspunkten aus haben wir diesen Menschen als ein Ich charakterisiert, das von drei Hüllen umschlossen ist: von der astralischen Hülle, entsprechend der Mondentwickelung, von der ätherischen Hülle, entsprechend der Sonnenentwickelung, und von der physischen Hülle, entsprechend der Saturnentwickelung. Etwas schematisch können wir uns diesen Menschen in folgender Weise zeichnen:

Die vier grundlegenden Wesensglieder des Menschen.
Die vier grundlegenden Wesensglieder des Menschen.

(Lit.: GA 124, S. 91f)"

Schon in den altägyptischen Mysterien war diese Gliederung des Menschenwesens bekannt. Die Wesensglieder wurden dort mit folgenden Ausdrücken bezeichnet:

  • Chat, der physisch-stoffliche Körper
  • Ka, die formschaffende Lebens- und Wachstumskraft
  • Ba, der Seelenleib, in dem die körperorientierten Instinkte, Sinnesempfindungen, Leidenschaften und Triebe wirken
  • Ach, das unsterbliche geistiges Urbild des Ba; entspricht dem Ich, das allerdings noch nicht vollständig in den Körper eingezogen ist, sondern gleichsam als höheres Ich über diesem schwebt.

Auch die Griechen und insbesondere Aristoteles kannten die übersinnlichen leiblichen und seelischen Wesensglieder des Menschen[1]:

"Die Griechen zum Beispiel haben nur mit etwas anderen Worten das bezeichnet, was wir hier haben. Indem sie das Seelische bezeichnen wollten, fingen sie an bei dem, was wir den Lebensleib nennen, und nannten es Treptikon; was wir den Empfindungsleib nennen, nannte man mit einem sehr bezeichnenden Ausdruck Aesthetikon; unsere Empfindungsseele bezeichnete man als Orektikon, die Verstandesseele als Kinetikon, und was die Bewußtseinsseele ist, das kostbarste Gut, was sich der Mensch jetzt erwirbt, nannte man Dianoetikon." (Lit.: GA 114, S. 133)

Jedes dieser Wesensglieder hat sein eigenes Bewusstsein, durch das es sich in der Welt orientiert, wovon uns selbst allerdings im wesentlichen nur das bewusst wird, was in den Bereich unseres Ichs fällt, während alles andere unterbewusst bleibt.

Wäre der physische Leib alleine sich selbst überlassen, herrschten im Menschenwesen also nur physikalische und chemische Prozesse, so wäre er sehr bald dem Zerfall anheimgegeben. Das ist nach dem Tod des Menschen der Fall, wenn der physische Leib von den höheren Wesensgliedern verlassen wird. Der Leichnam, der zurückbleibt, verwest. Während des irdischen Lebens des Menschen wird sein physischer Leib hingegen beständig geformt und erneuert durch den Lebensleib. Paracelsus, der noch eine deutliche Ahnung von den höheren Wesengliedern des Menschen hatte, nannte den Ätherleib Archäus. Während der physische Leib vorwiegend von den lokalen irdischen Bedingungen abhängig ist, wird der Ätherleib wesentlich durch kosmische Gesetzmässigkeiten bestimmt, namentlich durch die lichthaften ätherischen Sonnenkräfte.

Der Ätherleib verleiht dem Menschenwesen seine sich lebendig erhaltende Gestalt. Dieses Lebensprinzip hat der Mensch mit der lebendig sprießenden und sproßenden Pflanzenwelt gemeinsam. Der Ätherleib kann dem Menschen aber nicht Bewusstsein, Trieb- und Empfindung verleihen. Dazu ist der Astralleib nötig, wie ihn auch die Tiere haben. Der kosmische Bezug ist beim Trieb- und Empfindungsleib noch ausgeprägter als beim Ätherleib, weshalb er auch als Sternenleib oder Astralleib bezeichnet wird; Paracelsus nennt ihn den siderischen Leib. Da bei den Tieren der Astralleib das bestimmende Wesenglied ist, hängen sie innig mit den gestaltenden Kräften des Tierkreises zusammen.

Das Selbstbewusstsein ist erst mit dem selbstständigen menschlichen Ich gegeben, über das die Tiere nicht verfügen. Das Ich ist der geistige Kern des Menschenwesens und gibt dem Menschen seine eigene unverwechselbare individuelle Prägung.

Während des wachen Erdenlebens des Menschen sind diese 4 Wesensglieder innig miteinander verbunden und durchdringen einander. Grundsätzlich aber sind sie eigenständiger, substanzieller, auf sich selbst gegründeter Natur und können bis zu einem gewissen Grad auch unabhängig voneinander existieren. Das zeigt sich schon während des Schlafes, wo sich Ich und Astralleib aus dem durch den Ätherleib belebten physischen Leib weitgehend herausheben. Mit dem Tod hebt sich auch noch der Ätherleib aus dem physischen Leib heraus und geht seine eigenen Wege. Er löst sich allerdings schon nach kurzer Zeit, etwa drei Tage nach dem Tod, in der allgemeinen Ätherwelt auf. Da während des Erdenlebens der physische Leib und der Ätherleib besonders fest aneinander gebunden sind und sich niemals für längere Zeit voneinander trennen dürfen (denn sonst tritt der Tod ein), kann man den belebten Leib als etwas Einheitliches auffassen und kommt dadurch zu einer Dreigliederung des Menschenwesens in Leib, Seele und Geist.

Auch der Astralleib löst sich grossteils, allerdings erst im Laufe einer längeren Zeitspanne, die etwa ein Drittel des vergangenen Erdenlebens ausmacht, in der erdnahen Astralwelt auf. Dabei werden alle seelischen Begierden ausgeschieden, die den Menschen noch an das vergangene irdische Leben fesseln. Es ist das eine Zeit der seelischen Läuterung, die nach der christlichen Terminologie auch als Fegefeuer bekannt ist, oder auch mit einem alten indischen Ausdruck Kamaloka genannt wird (kama = Begierde, loka = Ort).

Nach dieser Läuterungszeit ist das menschliche Ich, der eigentliche individuelle Geist des Menschen, frei, den Weg durch die geistige Welt anzutreten, bis es sich nach kürzerer oder längerer Zeit wieder zu einer neuen irdischen Verkörperung bereit macht. Nach Massgabe schicksalsmässiger Notwendigkeiten umkleidet sich dann das menschliche Ich mit einem neuen Astralleib, einem neuen Ätherleib und endlich auch mit einem neuen physischen Leib.

Die Entwicklung des Menschen im Laufe vieler Erdenleben besteht wesentlich darin, dass er immer mehr lernt, seine unteren Wesensglieder, die ihm zunächst naturhaft gegeben sind, durch die schöpferische geistige Kraft seines Ichs zu verwandeln und zum unverwechselbaren Ausdruck seiner geistigen Individualität zu gestalten. Diese Arbeit des Menschen an seinen Wesengliedern ist nur im irdischen Dasein möglich, und solange der Mensch seine geistigen Schöpferkräfte noch nicht so weit entwickelt hat, dass alle seine Wesenglieder aus der vollen bewussten Kraft seines Ichs geformt sind, wird er immer wieder zu neuen irdischen Inkarnationen herabsteigen müssen. Ist dieses ferne Ziel einmal erreicht, sind weitere irdische Verkörperungen nicht mehr nötig; der Mensch könnte daraus keinen geistigen Gewinn mehr ziehen, sondern wird die dann folgende Entwicklung in einem höheren, rein geistigen Daseinsbereich vollziehen.

Entwicklungsgeschichtlich haben die 4 Wesensglieder ein sehr unterschiedliches Alter und dadurch auch eine sehr unterschiedliche Entwicklungsreife erlangt. Der physische Leib ist seinem Ursprung nach das älteste aller Wesensglieder und daher auch in gewisser Weise am höchsten entwickelt. Man denke nur an den Wunderbau des menschlichen Gehirns oder des Knochengerüstes, wo mit gerinstem Materialaufwand höchste Tragefähigkeit und Stabilität erreicht wird. Auch der Ätherleib, der eine unglaubliche Fülle von Lebensprozessen harmonisch aufeinander abstimmt, ist sehr hoch entwickelt. Man vergleiche damit die oft chaotisch wütenden Triebe und Begierden, die in unserem Astralleib wirken, der ein viel geringeres entwicklungsgeschichtliches Alter hat und dadurch entsprechend unreif ist. Das allerjüngste und unvollendetste Wesensglied, das den Menschen aber erst zur einzigartigen Individualität macht, ist das menschliche Ich.

Aufgrund seiner geistigen Natur ist das menschliche Ich unvergänglich, ewig, während sich die drei niederen Wesensglieder nach dem Tod weitgehend auflösen. Indem allerdings das menschliche Ich an der Vergeistigung seiner niederen Wesensglieder arbeitet, entreisst er diese, zumindest teilweise, der Vergänglichkeit. Es entstehen auf diese Weise höhere seelische und geistige Wesensglieder, die zwar substanziell von gleicher Art wie die niederen sind, ihrer geistigen Form nach aber reif sind, in ein rein geistiges, unvergängliches Dasein einzutreten. Einer differenzierteren geistigen Betrachtung zeigt sich dadurch der Mensch als 7- bzw. 9-gliedrige Wesenheit (Lit.: GA 13, Kapitel Wesen der Menschheit und GA 9, Kapitel Das Wesen des Menschen).

Die polare Anordnung der Wesensglieder im dreigliedrigen Organismus

Die polare Anordnung der Wesensglieder im dreigliedrigen Organismus

Die Anordnung der Wesensglieder im Kopfbereich ist gegensätzlich zur Anordnung im Stoffwechselbereich. Im Nerven-Sinnes-System liegt das Ich ganz innen, dann folgt der Astralleib und die äußere Hülle bilden der Ätherleib und der physische Leib. Im Stoffwechsel-Gliedmaßen-System ist es genau umgekehrt - da wendet sich das Ich ganz nach außen und der physische Leib bildet den innersten Kern. Das rhythmische System vermittelt zwischen diesen beiden polaren Gegensätzen (Lit.: GA 317, S. 76ff) (Heilpädagogischer Kurs).

"... in Wirklichkeit ist es so, daß wir in der Kopforganisation des Menschen dasjenige haben, wo das Ich sich im Innern verbirgt, der Astralleib auch noch verhältnismäßig sich im Innern verbirgt, und nach außen konfiguriert der physische Leib und der Ätherleib auftreten und die Form geben des Antlitzes.

Dagegen im Stoffwechsel-Gliedmaßensystem haben Sie die Sache so, daß eigentlich überall außen in der Wärme- und Drucksinnlichkeit des Organismus, überall außen vibriert das Ich, und vom Ich ausgehend vibriert nach innen der Astralleib, dann weiter drinnen wird es ätherisch, und in den Röhrenknochen wird es physisch nach innen. So daß wir zentrifugal, vom Ich zum physischen Leibe nach außen, die Anordnung in der Kopforganisation haben, zentripetal, von außen nach innen, vom Ich bis zum Physischen, die Stoffwechsel-Gliedmaßenorganisation angeordnet haben. Und fortwährend durcheinanderflutend, so daß man gar nicht weiß: ist das von außen nach innen oder von innen nach außen, so ist die Anordnung im rhythmischen System dazwischen. Das rhythmische System ist halb Kopf, halb Stoffwechsel-Gliedmaßensystem. Wenn wir einatmen, ist es mehr Stoffwechsel-Gliedmaßensystem, wenn wir ausatmen ist es mehr Kopfsystem." (Lit.: GA 317, S. 78)

Die inneren Rhythmen der Wesensglieder als Ausdruck kosmischer Verhältnisse

Die Tätigkeit der menschlichen Wesensglieder ist durch spezifische zeitliche Rhythmen geprägt, die sich auch in äußeren kosmischen Rhythmen widerspiegeln. Die Kenntnis der Rhythmen ist besonders für die Heilkunst bedeutend, da das Krankheitsgeschehen vielfach nach diesen Rhythmen abläuft. Krankheiten resultieren aus einem disharmonischen Verhältnis der Wesensglieder zueinander, das durch den Heilprozess wieder harmonisiert werden muss.

Ich Tag-/Nacht-Rhythmus
Astralleib 7 Tage
Ätherleib 4 x 7 = 28 Tage
physischer Leib     männlich 12 x 28 Tage (1 Mondjahr)
weiblich 10 x 28 Tage (~ Dauer der Schwangerschaft)

(Lit.: GA 107, S. 148ff)

Die leiblichen Wesensglieder

Die leiblichen Wesensglieder umfassen die Dreiheit von physischem Leib, Ätherleib und Astralleib. Sie bilden die leiblichen Hüllen oder Leibeshüllen, die das Ich während des irdischen Lebens umgeben.

Die höheren seelischen und geistigen Wesensglieder

Seelische Wesensglieder

Im Zuge der menschheitlichen wie auch der individuellen menschlichen Entwicklung arbeitet der Mensch so an seinen niederen Wesensgliedern, dass sie immer mehr zum Ausdruck seiner Individualität werden. Diese Arbeit vollzieht sich auf erster Stufe noch nicht vollbewusst, aber es werden dadurch drei neue, seelische Wesensglieder ausgebildet: die Empfindungsseele, die Verstandes- und Gemütsseele und die Bewusstseinsseele. Sie umgeben das Ich als seelische Hüllen. An ihrer Entwicklung sind geistige Wesenheiten beteiligt, die aus den Planetensphären wirken. Wesenheiten des Mars wirken in der Empfindungsseele, Wesenheiten des Merkur arbeiten an der Verstandesseele und Wesenheiten des Jupiter an der Bewusstseinsseele. WEsenheiten der Venus sind schließlich beteiligt, wenn sich das Geistselbst in die Bewusstseinsseele senkt:

"Wenn wir die Entwickelung des Menschen auf der Erde verfolgen, so können wir auch sagen: Es entwickelt sich zuerst zu den drei Bestandteilen, die vom Monde herübergebracht werden, die Empfindungsseele hinzu, dann entsteht die Verstandesseele, und die Bewußtseinsseele entsteht im Grunde genommen erst gegen das Ende der atlantischen Zeit, als der Mensch zum erstenmal lernte, «Ich» zu sich zu sagen. Da erst kann der Mensch lernen, bewußt von innen heraus an den Gliedern seiner Wesenheit zu arbeiten. Wenn wir also den Menschen einteilen in Leib, Seele und Geist, so haben wir die Seele wiederum einzuteilen in Empfindungs-, Verstandes- und Bewußtseinsseele. Die entwickeln sich erst nach und nach; die Bewußtseinsseele kann noch keinen Einfluß haben, denn sie entsteht erst als das letzte. So müssen diese Glieder auch wieder von außen angefacht werden. Dabei sind nun wieder Wesenheiten von außen tätig, und zwar ist es so, daß der Mars mit seinen Wesenheiten auf die Empfindungsseele wirkt. Als die Verstandesseele entstehen soll, ist der Merkur schon abgespalten und wirkt mit seinen Wesenheiten auf die Entstehung der Verstandesseele, und der längst vorhandene Jupiter wirkt auf die Entstehung der Bewußtseinsseele.

So haben Sie also in dem Seelischen des Menschen die Tätigkeit der drei Weltkörper: das Walten des Mars in der Empfindungsseele, des Merkur in der Verstandesseele, des Jupiter in der Bewußtseinsseele; und indem das Geistselbst in die Bewußtseinsseele hineingedrängt wird, ist die Venus mit ihren Wesenheiten tätig. Für die ersten Eingeweihten ist auch wieder der Merkur tätig, so daß also die Merkurwesen eine zweifache Tätigkeit ausüben: zunächst eine dem Menschen ganz unbewußte, indem sie seine Verstandesseele entwickeln; sodann sind sie die ersten Lehrer der Eingeweihten, wobei sie auf eine ganz bewußte Art wirken." (Lit.: GA 102, S. 59f)

Indem das menschliche Ich unbewusst den Astralleib, also die naturgegebenen Triebe und Empfindungen, verwandelt, entsteht die Empfindungsseele, die sehr eng mit dem Astralleib verbunden bleibt und mit ihm in gewissem Sinn eine Einheit bildet. Durch die Empfindungsseele werden die sinnlichen Wahrnehmungen und die sich an diese anknüpfenden gefühlsmäßigen Empfindungen vermittelt.

Im Laufe des geistigen Schulungswegs verwandelt sich die Empfindungsseele zur Intuitionsseele, durch die das Bewusstsein nach und nach unmittelbar in anderen geistigen Wesen zu erwachen beginnt.

Durch die Verwandlung des Ätherleibs, der u.a. der Träger der menschlichen Temperamente, des Gedächtnisses und der festverwurzelten Lebensgewohnheiten ist, wird seelisch die Verstandes- oder Gemütsseele ausgestaltet. Das bewusste logische Denken beginnt damit zu erwachen und zugleich eine deutliche Empfindung des eigenen Ichs. Der Verstand reicht aber noch nicht an die wirklich im Geistigen begründeten ewigen Wahrheiten heran. Mit seiner Hilfe entwirft der Mensch selbstgeschaffene und logisch in sich stimmige Gedankenstrukturen, die ihm helfen, sich über sein Verhältnis zur Welt aufzuklären. Gerade durch diese bewusste eigene Verstandestätigkeit leuchtet die Ich-Empfindung sehr stark auf. Diese Verstandesstrukturen sind aber durchaus noch vom subjektiven Standpunkt des einzelnen Menschen bzw. von der in einem weiteren Kreis vertretenen Lehrmeinung, d.h. von einem erlernten Vorwissen, abhängig. Sie sind also prinzipiell niemals frei von Vorurteilen, auf die die weitere logische Beweisführung notwendig aufbauen muss. So entsteht, sofern kein Denkfehler vorliegt, zwar ein logisch richtiges, aber einseitiges Bild der Wirklichkeit. Man muss nur einen Blick auf die Philosophiegeschichte werfen, wo die unterschiedlichsten, oft diametral entgegengesetzten Standpunkte logisch stringent begründet wurden, um dessen gewahr zu werden.

Durch geistige Schulung wandelt sich die Verstandes- und Gemütsseele zur Inspirationsseele.

Die Bewusstseinsseele wird durch die unterbewusste Arbeit des menschlichen Ichs am physischen Leib gebildet. Durch sie erst fühlt sich der Mensch als völlig eigenständiges Subjekt von der objektiven Außenwelt abgetrennt und ihr gegenübergestellt. Erst in der Bewusstseinsseele beginnen nun die ewigen Wahrheiten selbst durch die Vernunft unmittelbar zur menschlichen Seele zu sprechen. Die Vernunft ist die erste Form, durch die sich das Geistige selbst, unabhängig vom subjektiven Standpunkt des einzelnen Menschen, in der menschlichen Seele unmittelbar kundgibt. Durch die Vernuft versetzt sich der individuelle menschliche Geist in Einklang mit dem Weltgeist, wodurch die so erfahrenen Wahrheiten notwendig zugleich einen moralischen Charakter an sich tragen, denn alle Moral gründet letztlich auf dem harmonischen Zusammenwirken aller geistigen Kräfte. Diese ewigen sittlichen Wahrheiten dürfen aber nicht mit den einseitigen, oft sehr unterschiedlichen Moralregeln verwechselt werden, die da oder dort in den einzelnen Kulturkreisen vertreten werden und wurden.

Durch geistige Schulung wird die Bewusstseinsseele allmählich zur Imaginationsseele umgebildet, durch die die geistige Welt in imaginativen Bildern sichtbar wird.

Ihrem Wesen nach sind diese drei Wesensglieder seelischer, d.h. astraler Natur. Die Verstandesseele, die durch die Arbeit am Ätherleib entsteht, ist also nicht etwa der verwandelte Ätherleib selbst, sondern der seelische Abdruck dieser Arbeit im Astralleib. Ähnlich gilt das auch für die Bewusstseinsseele, in der sich seelisch die Arbeit des Ichs am physischen Leib widerspiegelt; aber sie ist nicht der verwandelte physische Leib selbst.

Geistige Wesensglieder

Erst durch die bewusste Tätigkeit des Ichs können die niederen Wesensglieder so vergeistig werden, dass sie als neue geistige Wesensglieder der unsterblichen Individualität eingegliedert werden. Durch die bewusste Arbeit des Ichs am Astralleib wird dieser nach und nach zum Geistselbst verwandelt. Aus dem Ätherleib entsteht der Lebensgeist, und aus dem physischen Leib der Geistesmensch.

Die neungliedrige Wesenheit des Menschen

Der Mensch stellt sich dadurch zunächst als 9-gliedrige Wesenheit dar, wodurch ein noch differenzierteres Bild des in Leib, Seele und Geist gegliederten dreifaltigen Menschenwesens entworfen wird:

  1. Physischer Leib
  2. Ätherleib
  3. Astralleib
  4. Empfindungsseele
  5. Verstandes- oder Gemütsseele (Ich)
  6. Bewusstseinsseele
  7. Geistselbst
  8. Lebensgeist
  9. Geistesmensch

Die siebengliedrige Wesenheit des Menschen

Ebenso wie die Empfindungsseele eng verbunden mit dem Astralleib ist, so ist auch die Bewusstseinsseele mit dem Geistsselbst zu einer Einheit verwoben. Berücksichtigt man dies, und dass sich das Ich ganz besonders in der Verstandesseele ausdrückt, ergibt sich eine 7-gliedrigen Darstellung des Menschenwesens:

  1. Physischer Leib
  2. Ätherleib
  3. Trieb- und Empfindungsleib (Astralleib)
  4. Ich
  5. Geistselbst
  6. Lebensgeist
  7. Geistesmensch

Paracelsus nennt diese sieben Stufen oder Grade erstens den elementarischen Leib, zweitens den Archaeus, Spiritus vitae oder Mumia und Lebenskraft, drittens den siderischen Menschen, Evestrum oder astralen Leib, viertens den tierischen Geist, fünftens die verständige Seele, sechstens die Geistseele und siebentens den höheren Menschen des Olympi novi.

Die hebräischen Bezeichnungen der Wesensglieder

Nach Rudolf Steiner waren in vorchristlicher Zeit bei König Salomo (hebr. שלמה, Schəlom:o) alle Wesenglieder schon in hoher Vollkommenheit veranlagt. Davon sind zunächst die Bezeichnungen der 7 hauptsächlichen Wesensglieder genommen:

"So hat denn dieser Vorfahre, den man gewöhnlich nur kennt unter dem Namen «Schelomo», «Schlomo» oder «Salomo», die drei Hauptnamen: Jedidjah (Geistesmensch), Kohelet (Lebensgeist), Salomo (Geistselbst); und er hat die vier Nebennamen Agur (Physischer Leib), Ben Jake (Ätherleib), Lamuel (Astralleib), Itiel (Ich bzw. Ich-Träger), weil diese Namen die vier Hüllen bedeuten, während die drei ersten Namen das göttliche Innerliche bezeichnen. Sieben Namen hat für die althebräische Geheimlehre diese Persönlichkeit." (Lit.: GA 116, S. 83)

Darüber hinaus gibt es in der hebräischen Bibel folgende Namen für die seelischen Wesensglieder: Nephesch (Empfindungsseele), Ruach (Verstandes- oder Gemütsseele) und Neschamah (Bewusstseinsseele) (Lit.: GA 122, München, 26. August 1910).

Entwicklung der Wesensglieder

Im einzelnen Erdenleben

Mit der eigentlichen Geburt wird erst der physische Leib als eigenständige Wesenheit geboren. Im Laufe des Lebens entfalten sich die höheren Wesensglieder in aufeinanderfolgenden siebenjährigen Entwicklungsperioden. In alten Zeiten war diese stufenweise Entfaltung der höheren Wesensglieder in hohem Maß durch die im Menschen veranlagten natürlichen Entwicklungskräfte gewährleistet. Diese Kräfte versiegen aber immer mehr. Heute muß der Mensch seine Entwicklung verstärkt durch sein bewusstes geistiges Streben selbst in die Hand nehmen.

physischer Leib 0 - 7 Jahre
Ätherleib 7- 14 Jahre
Astralleib 14 - 21 Jahre
Empfindungsseele 21 - 28 Jahre
Verstandes- oder Gemütsseele -> Ich 28 - 35 Jahre
Bewusstseinsseele 35 - 42 Jahre
Geistselbst 42 - 49 Jahre
Lebensgeist 49 - 56 Jahre
Geistesmensch 56 - 63 Jahre

Die Wesensglieder entwickeln sich während des ganzen Erdenlebens beständig weiter, allerdings mit sehr unterschiedlichen Geschwindigkeiten, die aber in ganzzahligen Verhältnissen zueinander stehen. Am schnellsten schreitet der physische Leib in seiner Entwicklung voran, am langsamsten das menschliche Ich (Lit.: GA 179, S. 92ff):

Physischer Leib 4:4 = 1
Ätherleib 3:4 = 3/4
Astralleib 2:4 = 1/2
Ich 1:4 = 1/4

Im Lauf der Weltentwicklung

Die Wesensglieder des Menschen entstanden bzw. entwickeln sich im Zuge der kosmischen Evolution durch die sieben planetarischen Weltentwicklungsstufen.

Auf dem alten Saturn wurde die Grundlage des physischen Leibes geschaffen. Dieser war damals noch ein reiner Wärmeleib. Während der folgenden Entwicklungsstufen nahm der physische Leib eine immer dichtere Gestalt an. Auf der alten Sonne war er gasförmig, auf dem alten Mond wurde er bis zum flüssigen Element verdichtet, um schließlich während unserer Erdentwicklung die feste Form anzunehmen. Aufgrund seiner langen Evolution hat der physische Leib bereits einen sehr hohen Vollkommenkeitsgrad erlangt.

Der Ätherleib wurde erst auf der alten Sonne geschaffen und war damals ganz aus den Lichtätherkräften gewoben. Auf dem alten Mond hat er zusätzlich die Klangätherkräfte in sich aufgenommen, und während der Evolution der Erde den Lebensäther.

Auf dem alten Mond wurde der Astralleib des Menschen gebildet, der aufgrund seiner relativ kurzen Entwicklungszeit wenig ausgereift ist und noch viele niedere Triebe und Begierden enthält.

Mit diesen drei Wesensgliedern trat das Menschenwesen in die Erdentwicklung hinüber. Wären keine neuen Impulse hinzugekommen, so hätte sich nun zunächst nur mehr die Empfindungsseele als verfeinerter Teil des Astralleibes ausbilden können. Um die weitere Entwicklung zu verstehen, muss man wissen, dass sich die Erdentwicklung in zwei Hälften gliedert, die mit den gegenwärtigen Planeten Mars und Merkur in Beziehung stehen. Als die Erde noch im astralen Zustand war, wurde sie von den damals noch rein ätherischen Marskräften durchdrungen. Aus diesen Marskräften, die der Erde auch das Eisen brachten, das in das menschliche Blut aufgenommen wurde, entsprang der entscheidende Impuls, der zur Bildung der Verstandesseele führte, deren Entwicklung in der griechisch-römischen Kulturepoche kulminierte. Innerhalb der Verstandesseele beginnt das individuelle Ich des Menschen aufzuleuchten. Die Bewusstseinsseele, die gegenwärtig ausgebildet wird, hängt eng mit den Merkurkräften zusammen. Wenn die Erde einmal wieder in den astralen Zustand übergegangen sein wird, werden die dann rein ätherischen Merkurkräfte ihre volle Wirkung entfalten. Durch den Einweihungsweg wird einiges von diesen Wirkungen schon jetzt in gewissem Sinne vorweggenommen. Die großen Eingeweihten, wie Buddha, Hermes usw., waren daher Merkureingeweihte.

Wenn der Mensch beginnt, vom Zentrum seines Ichs aus den Astralleib zu verwandeln, so bildet sich innerhalb der Bewusstseinsseele das Geistselbst (Manas) aus. Diese Entwicklung hat bereits begonnen, wird sich aber erst auf dem künftigen Jupiter (dem Neuen Jerusalem, von dem in der Apokalypse des Johannes die Rede ist) vollenden.

Während des künftigen Venuszustandes wird sich innerhalb des menschlichen Ichs der Lebensgeist (Buddhi) fertig ausgestalten, und auf dem zukünftigen Vulkan schließlich der Geistesmensch (Atma).

In der Beilage zu einem Brief an Marie von Sivers vom 25. November 1905 hat Rudolf Steiner diesen Entwicklungsgang durch folgende Skizze veranschaulicht:

Die Entwicklung der Wesensglieder im Lauf der planetarischen Weltentwicklungsstufen

Planetenwirkungen und Wesensglieder

Die zeitliche Entwicklung der Wesensglieder erfolgt in Siebenjahresperioden. Als menschlicher Mikrokosmos stehen sie dabei in vielfältiger Weise unter dem Einfluss des Makrokosmos. Richtet man die Aufmerksamkeit insbesondere auf die Wirkung der Planetensphären, so ergibt sich folgender elementarer Zusammenhang, in dem sich die okkulte Reihenfolge der Planeten widerspiegelt:

physischer Leib 0 - 7 Jahre Mond
Ätherleib 7- 14 Jahre Merkur
Astralleib 14 - 21 Jahre Venus
Empfindungsseele
Ich Verstandes- oder Gemütsseele 21 - 42 Jahre Sonne
Bewusstseinsseele
Geistselbst 42 - 49 Jahre Mars
Lebensgeist 49 - 56 Jahre Jupiter
Geistesmensch 56 - 63 Jahre Saturn

Man darf diese Zuordnung jedoch nicht schematisch nehmen. Aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, der von der Erde bis hinauf zum Tierkreis und noch darüber hinaus bis zum sogenannten Kristallhimmel reicht, ergibt sich noch ein ganz anderer Zusammenhang: Während des ersten Lebensjahrsiebents arbeiten am Menschenwesen die Kräfte der Sonne und bilden seinen eigenständigen Ätherleib aus. Im zweiten Jahrsiebent kommen dazu die Kräfte des Mondes, die den Astralleib ausformen. Dann wirken bis etwa zum 21. Lebensjahr die schon viel feineren Kräfte der übrigen Planeten des Planetensystems, die schon viel schwerer zu bemerken sind. Bis zum achtundzwanzigsten Lebensjahr wirken noch, kaum mehr beobachtbar, die Konstellationen der Fixsterne. Doch dann stößt die Entwicklung an eine feste Grenze, den zurecht so genannten Kristallhimmel. Von nun an kann der Mensch dem Kosmos keine Kräfte mehr für seine Entwicklung entnehmen, sondern muss von nun an selbsttätig das verarbeiten, was er bisher aufgenommen hat. Gerade dadurch aber kann der Mensch nun sein eigenständiges Ich jetzt erst so richtig entfalten.

physischer Leib 0 - 7 Jahre Sonne
Ätherleib 7- 14 Jahre Mond
Astralleib 14 - 21 Jahre Planeten
Empfindungsseele 21 - 28 Jahre Fixsterne
Verstandes- oder Gemütsseele -> Ich 28 - 35 Jahre Kristallhimmel als natürliche Entwicklungsgrenze
Bewusstseinsseele 35 - 42 Jahre
Geistselbst 42 - 49 Jahre
Lebensgeist 49 - 56 Jahre
Geistesmensch 56 - 63 Jahre

"Nun sehen Sie, der Mensch ist also tätig in seinem Inneren in den ersten sieben Lebensjahren mit den Kräften der Sonne, in den zweiten sieben Lebensjahren mit den Kräften des Mondes. Die Sonnenkraft bleibt dabei, aber die Mondenkräfte mischen sich dazu. In den dritten sieben Lebensjahren, von der Geschlechtsreife bis hinein in die Zwanzigerjahre, werden die viel feineren Kräfte der übrigen Planeten des Planetensystems in die menschliche Wesenheit hinein aufgenommen. Da treten in der menschlichen Wesenheit auf die anderen planetarischen Kräfte in dem Wachstumsprozeß, und weil diese schwächer, viel schwächer wirken als Sonne und Mond auf den Menschen, deshalb sind auch die Dinge, die der Mensch dann in sich aufnimmt, viel weniger nach außen hin anschaulich. Wir merken nicht mehr so stark, wie im Anfang der Zwanzigerjahre - währenddem die planetarischen Kräfte zwischen dem vierzehnten und einundzwanzigsten Lebensjahr ungefähr noch im menschlichen Leibe zu tun haben -, wie im Beginn der Zwanzigerjahre diese Kräfte anfangen nun im Seelisch-Geistigen zu wirken. Es sind die Planetenkräfte, die anfangen zu wirken im Seelisch-Geistigen, und derjenige, der Einsicht hat, der sieht dann den Menschen so an, daß er in dieser merkwürdigen Umwandlung, die der Mensch erfährt im Anfang der Zwanzigerjahre, merkt: bis daher haben eben nur Sonne und Mond aus dem menschlichen Tun gesprochen, jetzt modifizieren diese Sonnen- und Mondenwirksamkeit die planetarischen Kräfte. Das grobe Verfahren der Menschen, das grobe Beobachten hat sogar recht wenig Sinn dafür, diese Umwandlung ins Auge zu fassen, aber sie ist da.

Nun sehen Sie, es ist schon wahr, daß für den, der den Menschen betrachtet in bezug auf Gesundheit und Krankheit, die Erkenntnis dieser Zusammenhänge notwendig ist. Denn, was wissen wir denn eigentlich vom Menschen, sagen wir in seinem elften oder zwölften Lebensjahr, wenn wir da nicht wissen, daß die Mondenkräfte in ihm arbeiten?

Nun aber wird im Inneren die Frage entstehen: Wie geht es weiter? Der Mensch muß später auch, wenn auch die zu erneuernden Teile immer geringer werden, er muß jetzt später auch die Dinge erneuern. Nun sehen Sie, bis zum einundzwanzigsten, zweiundzwanzigsten Jahr wirkt ja aufeinanderfolgend Sonne, Mond, das Planetensystem in das menschliche Wachstum hinein. Dann wirken bis zum achtundzwanzigsten Lebensjahr noch die Konstellationen der Fixsterne; das entzieht sich also schon sehr der Beobachtung. Erst mit der Mysterienweisheit schaut man das Hereinspielen des ganzen Fixsternhimmels in den Menschen zwischen dem Anfang seiner Zwanzigerjahre und dem Ende seiner Zwanzigerjahre. Dann wird die Welt hart. Sie will nicht mehr hereinarbeiten in den Menschen; die Welt wird hart. Von diesem eigentümlichen Verhältnis des Menschen zur Welt in seinem achtundzwanzigsten, neunundzwanzigsten Lebensjahre, daß die Welt hart wird, weiß die heutige Wissenschaft kaum mehr etwas. Aristoteles lehrte es noch dem Alexander, indem er ihm sagte: Dann stößt man als Mensch an den Kristallhimmel; der ist hart. - Damit gewinnt der Kristallhimmel, der außerhalb der Fixsternsphäre ist, für die menschliche Anschauung seine Bedeutung, seine Realität. Damit fängt man an einzusehen, daß der Mensch im Weltenall keine Kräfte mehr findet, wenn er Ende der Zwanzigerjahre ist, um zu erneuern. Warum sterben wir denn nicht mit achtundzwanzig Jahren? Diese Welt, die uns umgibt, die läßt uns eigentlich mit achtundzwanzig Jahren sterben. Es ist wahr, wer den Zusammenhang des Menschen mit der Welt sieht, der schaut jetzt mit dem Bewußtsein in die Welt hinaus: O Welt, du erhältst mich eigentlich nur bis zum Ende der Zwanzigerjahre! - Aber gerade indem man das einsieht, fängt man erst an, den Menschen recht zu verstehen in seiner Wesenheit." (Lit.: GA 318, S. 59f)

In seinem Heilpädagogischen Kurs hat Rudolf Steiner noch eine weitere Perspektive aufgezeigt, wobei er wieder vom Zusammenhang der Wesensglieder mit den Planetensphären ausgeht, diesmal aber auch die beiden äußeren Planeten Uranus und Neptun einbezieht:

Geistesmensch Neptun Neptun
Lebensgeist Uranus Uranus
Geistselbst Saturn Saturn
Bewusstseinsseele Jupiter Jupiter
Verstandesseele Mars Mars
Empfindungsseele Venus Venus
Empfindungsleib Merkur Merkur
Ätherleib Mond Mond
Physischer Leib Sonne Sonne

"Nehmen Sie den Menschen einmal. Wir gliedern ihn ja, indem wir auf diejenige Gliederung schauen, welche mehr vom ätherischen Prinzip aus die ganze Wesenheit organisiert, wir gliedern ihn ja in den physischen Leib, den ätherischen Leib, den Empfindungsleib, den wir in Zusammenhang bringen mit der Empfindungsseele, die Verstandesseele, was die Griechen Kraftseele nennen, die Bewußtseinsseele, und hier kommen wir zu Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmensch. Nun sehen Sie, wenn man diese Glieder der menschlichen Natur ansieht, so stellen sie sich zunächst heraus als etwas, was in relativer Selbständigkeit betrachtet werden muß und den Menschen zusammensetzt. Aber eigentlich ist die Zusammensetzung bei jedem Menschen eine andere: Der eine hat ein bißchen mehr Kraft im Ätherleib, dafür weniger im physischen Leib, der andere ein bißchen mehr Kraft in der Bewußtseinsseele und so weiter, das hängt zusammen. In alldem steckt dann ja der Mensch mit seiner eigentlichen Individualität drinnen, die durch die wiederholten Erdenleben durchgeht, der diesen ganzen Zusammenhang erst vom Freiheitsprinzip aus in eine individuelle Regulierung bringen muß. Aber dasjenige, was vom Kosmischen herkommt, hängt so am Menschen, daß dem Physischen entspricht die stärkste Sonnenwirkung, die überhaupt auf die Menschen einen starken Einfluß hat. Dem ätherischen Leibe entsprechen die stärksten Mondwirkungen, dem Empfindungsleib die stärksten Merkurwirkungen, der Empfindungsseele die stärksten Venuswirkungen. Der Verstandesseele entsprechen die stärksten Marswirkungen, der Bewußtseinsseele die Jupiterwirkungen, dem Geistselbst der Saturn. Und das, was heute beim Menschen noch nicht entwickelt ist, das kommt im Uranus und Neptun zur Geltung, das sind ja die Vagabunden, die sich unserem Planetensystem später zugesellt haben, bei ihnen haben wir also die planetarischen Einflüsse zu suchen, die eigentlich unter normalen Verhältnissen auf die Geburtskonstellation nicht einen sehr starken Einfluß haben." (Lit.: GA 317, S. 171f)

Wesensglieder und Nervensystem

"Im sympathischen Nervensystem, das die Verdauungsorgane durchsetzt, waltet vornehmlich der ätherische Leib. Die Nervenorgane, die da in Betracht kommen, sind von sich aus vorzüglich nur lebende Organe. Die astralische und die Ich-Organisation wirken auf sie nicht innerlich organisierend, sondern von außen. Daher ist der Einfluß der in diesen Nervenorganen wirksamen Ich- und astralischen Organisation ein starker. Affekte und Leidenschaften haben eine dauernde, bedeutsame Wirkung auf den Sympathikus. Kummer, Sorgen richten dieses Nervensystem allmählich zugrunde. Das Rückenmarks-Nervensystem mit allen seinen Verzweigungen ist dasjenige, in welches die astralische Organisation vorzüglich eingreift. Es ist daher der Träger dessen, was im Menschen seelisch ist, der Reflexvorgänge, nicht aber dessen, was im Ich, in dem selbstbewußten Geiste vorgeht. Die eigentlichen Gehirnnerven sind diejenigen, die der Ich-Organisation unterliegen. Bei ihnen treten die Tätigkeiten der ätherischen und astralischen Organisation zurück." (Lit.: GA 27, S. 41)

Siehe auch

Anmerkungen

  1. vgl. dazu besonders: De anima, 2. Buch, Kap. 1-3

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Theosophie, GA 9 (1904) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Die Geheimwissenschaft im Umriß, GA 13 (1910) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner/Ita Wegman: Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen, GA 27 (1991) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Rudolf Steiner: Bewusstsein, Leben, Form. Grundprinzipien der geisteswissenschaftlichen Kosmologie, GA 89 (2001) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  5. Rudolf Steiner: Das Hereinwirken geistiger Wesenheiten in den Menschen, GA 102 (2001), ISBN 3-7274-1020-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  6. Rudolf Steiner: Geisteswissenschaftliche Menschenkunde, GA 107 (1988) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  7. Rudolf Steiner: Das Lukas-Evangelium, GA 114 (2001), ISBN 3-7274-1140-6 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  8. Rudolf Steiner: Der Christus-Impuls und die Entwickelung des Ich-Bewußtseins, GA 116 (1982) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  9. Rudolf Steiner: Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte, GA 122 (1984) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  10. Rudolf Steiner: Exkurse in das Gebiet des Markus-Evangeliums, GA 124 (1995), ISBN 3-7274-1240-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  11. Rudolf Steiner: Geschichtliche Notwendigkeit und Freiheit. Schicksalseinwirkungen aus der Welt der Toten., GA 179 (1977) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  12. Rudolf Steiner: Heilpädagogischer Kurs, GA 317 (1995) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  13. Rudolf Steiner: Das Zusammenwirken von Ärzten und Seelsorgern. Pastoral-Medizinischer Kurs., GA 318 (1994) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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