Otfried Preußler

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Otfried Preußler (* 20. Oktober 1923 in Reichenberg, Tschechoslowakei als Otfried Syrowatka; † 18. Februar 2013 in Prien am Chiemsee[1]) war ein deutscher Kinderbuchautor. Seine bekanntesten Werke sind Der kleine Wassermann, Der Räuber Hotzenplotz, Krabat, Das kleine Gespenst und Die kleine Hexe. Die Gesamtauflage seiner in insgesamt 55 Sprachen übersetzten 32 Bücher liegt bei 50 Millionen Exemplaren.[2]

Leben

Jugend und Schulzeit

Preußlers Stammbaum lässt sich in Böhmen bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen. Viele seiner Vorfahren waren Glasmacher. Seine Eltern waren Lehrer; der Vater, Josef Syrowatka, der 1941 den Nachnamen der Familie – in Anlehnung an Vorfahren namens Preißler – in Preußler änderte, war nebenbei auch Heimatforscher und Volkskundler.[3][4] Viele seiner Erzählstoffe brachte Otfried Preußler aus der böhmischen Heimat mit. Einen großen Teil der Geschichten erfuhr er von seiner Großmutter Dora, die viele Volkssagen kannte.[5] Preußler bezeichnete das Geschichtenbuch seiner Großmutter als eines, das gar nicht existiert hatte und doch das wichtigste seines Lebens gewesen sei.[5] Auch sein Vater, mit dem er als kleiner Junge oft unterwegs war und der die Sagen des böhmischen Teils des Isergebirges zusammentrug, unterstützte Preußlers Neigung.

Preußler besuchte die Rudolphschule in Reichenberg. Seine Lieblingsfächer waren Deutsch und alle Fremdsprachen. Sein Berufswunsch war, Professor für deutsche Landesgeschichte an der Karlsuniversität in Prag zu werden.[6]

Kriegsdienst und Gefangenschaft

Unmittelbar nach seinem Abitur 1942, das er mit Auszeichnung bestand,[6] wurde Preußler zum Kriegsdienst im Zweiten Weltkrieg eingezogen. Er überstand den Einsatz an der Ostfront und geriet als 21-jähriger Offizier 1944 in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Die nächsten fünf Jahre verbrachte er in verschiedenen Gefangenenlagern in der Tatarischen Republik, unter anderem in Jelabuga. Er litt unter Typhus, Malaria und Fleckfieber und magerte bis auf 40 Kilogramm Körpergewicht ab.[2]

2015 wurde ein – bis dahin unbekannter – Roman des Autors wiederentdeckt, der zur Zeit des Nationalsozialismus entstanden war. Erntelager Geyer wurde 1943/44 veröffentlicht.

Nach der Entlassung aus der Gefangenschaft im Juni 1949 fand er im oberbayerischen Rosenheim seine heimatvertriebenen Angehörigen und seine Verlobte Annelies Kind aus Reichenberg wieder.[5] Noch im selben Jahr heiratete er sie. Das Paar bekam drei Töchter.[7]

Studium und Arbeit als Pädagoge

Preußler entschloss sich, Lehrer zu werden. Während seines Studiums verdiente er nebenbei Geld als Lokalreporter und als Geschichtenschreiber für den Kinderfunk.[5] Von 1953 bis 1970 war Preußler zunächst als Volksschullehrer, dann als Rektor an der später nach ihm benannten Otfried-Preußler-Schule in Stephanskirchen tätig. Mitunter hatte er 52 Kinder zu beschäftigen.[2] Hier kam sein erzählerisches und zeichnerisches Talent den Kindern zugute; nicht selten erzählte er seinen unruhigen Schülern Geschichten, die er später aufschrieb und veröffentlichte.

Laufbahn als Schriftsteller

Erst 2015, posthum, wurde durch den Literaturhistoriker Peter Becher und den Germanisten Murray G. Hall via ORF allgemein bekannt, dass Preußler schon zwischen 1940 und 1942 Erntelager ‚Geyer‘ schrieb, ein Jugendbuch im Stil der HJ-Ideologie, das 1943 oder 1944 im Verlag Junge Generation, Berlin erschien. Die Geschichte dreht sich um eine Gruppe Pimpfe, die im Sudetenland zum Arbeitseinsatz auf Bauernhöfen eingeteilt werden. Der Roman wurde nach Kriegsende in der Sowjetischen Besatzungszone verboten. Preußler war zur Zeit des Entstehens selbst noch jugendlich.[8] Das Buch wurde von keinem Biografen bisher erwähnt, Preußler hatte keinen Hinweis darauf gegeben. Hall vermutet, der Autor habe sich später dafür geniert.[8]

Anfangs arbeitete Preußler nur nebenberuflich als Schriftsteller. Später kamen die ersten Kinderbücher und auch einige Übersetzungen hinzu. 1956 erschien sein „erstes bekanntes“ Buch Der kleine Wassermann, für welches er im Jahr darauf den Sonderpreis für Text und Illustration des Deutschen Jugendbuchpreises erhielt.[5] Insgesamt schrieb er 32 Kinder- und Jugendbücher. Seine Bücher haben eine deutschsprachige Gesamtauflage von über 15,2 Millionen Exemplaren und liegen in 55 Sprachen in etwa 275 Übersetzungen vor.

Preußler lebte zuletzt als freier Schriftsteller in Prien am Chiemsee, zuvor in Haidholzen bei Rosenheim. Seine Tochter Regine Stigloher war als Lektorin tätig und hat zusammen mit ihrem Vater drei Fortsetzungen des Kleinen Wassermann (mit den Untertiteln Frühling im Mühlenweiher, Sommerfest im Mühlenweiher und Herbst im Mühlenweiher[9]) veröffentlicht.[10]

Preußler unterstützte über Jahrzehnte großzügig den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Er tat dies „im Gedenken an all seine Kriegskameraden, die er in den Kämpfen und in seiner fünf Jahre dauernden sowjetischen Kriegsgefangenschaft hatte sterben“ sehen.[11]

Preußler war ab 1993 Vorsitzender der von ihm mitbegründeten gemeinnützigen Vereinigung Hilfswerk für die Orthopädische Kinderklinik Aschau.

Gedenken und Ehrungen

Preußlers schriftstellerischer Nachlass sowie seine Korrespondenz befinden sich in der Berliner Staatsbibliothek. Diese hat im Herbst 2013 eine Ausstellung in ihrem Foyer zusammengestellt. Der Tag der feierlichen Übergabe des Nachlasses (113 Umzugskartons) durch die Tochter Susanne Preußler-Bitsch soll nun jährlich als „Otfried-Preußler-Tag“ begangen werden, da „zum Preußischen Kulturbesitz der Preußlersche Kulturbesitz dazugekommen“ sei.[12] Briefe von Preußler an die schwedische Schriftstellerin Astrid Lindgren sind mit deren Privatarchiv der Königlichen Bibliothek zu Stockholm übereignet worden.

2013 wurde das Staatliche Gymnasium Pullach in „Otfried-Preußler-Gymnasium Pullach“ umbenannt, was kontrovers diskutiert wurde. Preußler hatte zum damaligen Kenntnisstand im Wesentlichen Kinderbücher verfasst – das Jugendbuch von 1943/44 war damals noch unbekannt.[13][14]

Auszeichnungen

Werke

Als Übersetzer

Otfried Preußler hat außerdem die ersten beiden Bände der Pentalogie Die Chroniken von Prydain von Lloyd Alexander ins Deutsche übersetzt.

Verfilmungen

Von Preußlers Büchern bestehen zahlreiche Verfilmungen, einige wurden bereits mehrfach herausgebracht. Die jüngsten Veröffentlichungen sind Krabat (2008) und Das kleine Gespenst (2013).

Literatur

  • Dino Larese: Otfried Preußler. Anmerkungen zu Herkunft, Biographie und Werk. Bücherei, Amriswil 1975.
  • Elisabeth Kaufmann: Otfried Preußler, in: KLG – Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
  • Otfried Preußler, Internationales Biographisches Archiv 10/2009 vom 3. März 2009, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kinderbuchautor Otfried Preußler ist tot. In: Focus Online, 20. Februar 2013, abgerufen am 20. Februar 2013; „Räuber Hotzenplotz“-Schöpfer: Kinderbuch-Autor Preußler ist tot. In: Spiegel Online, 20. Februar 2013, abgerufen am 20. Februar 2013.
  2. 2,0 2,1 2,2 Caroline Mascher: „Ein bisschen Magier bin ich auch“. In: Focus, 29. September 2008 (Interview).
  3. HOTZENPLOTZ AUS OSOBLAHA: Die böhmische Thematik im Werk Otfried Preußlers (PDF; 75 kB)
  4. Bibliografie Rosenheim, S. 248 (PDF; 1,3 MB)
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 Tina Sprung: Der wunderbare Geschichtenerzähler. In: didacta. Das Magazin für lebenslanges Lernen, Nr. 04/16, S. 26–27.
  6. 6,0 6,1 Fragebogen: Otfried Preußler; in: Schule & wir. Die Elternzeitschrift, hrsg. vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus, Nr. 3 / 2010, S. 20.
  7. http://www.hanisauland.de/buchtipps/autorenlexikon/otfried_preussler/
  8. 8,0 8,1 8,2 orf.at – Carola Leitner: Otfried Preußlers „braunes“ Frühwerk, Artikel vom 6. September 2015, abgerufen am 7. September 2015.
  9. thienemann-esslinger.de
  10. Regine Stigloher. In: Internetseite des Thienemann-Verlags. Abgerufen am 2. April 2013.
  11. Zum Tod von Otfried Preußler in „frieden“ (Hrsg. Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge) 1/2013, S. 31
  12. Marcus Jauer: Otfried Preußler zieht nach Berlin, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. Oktober 2013.
  13. Eklat in Pullach: Direktorin streicht die Abifeier. In: Münchner Merkur vom 26. Juni 2014. Abgerufen am 21. Februar 2017.
  14. Das Otfried Preußler Gymnasium. In: spd-pullach.de vom 26. Juli 2013. Abgerufen am 21. Februar 2017.
  15. Bayerische Staatsbibliothek
  16. Träger des Bayerischen Maximiliansordens 2010. Bayerische Staatsregierung, 20. Oktober 2010 (Memento vom 22. Februar 2014 im Internet Archive)
  17. Gold-/Platin-Datenbank des Bundesverbandes Musikindustrie, Abruf vom 11. November 2015
  18. swr-media.de: Das kleine Gespenst (Memento vom 9. November 2013 im Internet Archive)
  19. Die kleine Hexe (Memento vom 9. November 2013 im Internet Archive)
  20. kinopoisk.ru – Kleine Baba Jaga, basierend auf Die kleine Hexe (russisch)
  21. kinopoisk.ru – Geist von Eulenberg, basierend auf Das kleine Gespenst (russisch)
  22. animator.ru – Kleine Hexe (russisch)
  23. Die kleine Hexe, Filmportal.de


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