Anthroposophische Medizin und Das verschleierte Bild zu Sais: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Steiner_original.jpg|thumb|[[Rudolf Steiner]] (1861-1925)]]
{{Infobox Ägyptische Gottheit
[[Bild:Ita_Wegman.jpg|thumb|[[Ita Wegman]] (1876-1943)]]
|TITEL = Isis
Als '''anthroposophische Medizin''' oder genauer als '''anthroposophisch erweiterte Medizin''' wird eine um bestimmte Aspekte erweiterte [[Schulmedizin]] bezeichnet, die in diesem Sinn dem Bereich der  [[Komplementärmedizin]] bzw. der [[Integrative Medizin|integrativen Medizin]] zuzuordnen ist. In der [[Anthroposophie]] wird die herkömmliche Schulmedizin als ''eingeschränkt'' und ''materiell-technisch'', zugleich aber auch als fundierte [[Naturwissenschaft|naturwissenschaftliche]] Grundlage begriffen, die jedoch um bestimmte [[Geisteswissenschaft|geisteswissenschaftliche]] Erkenntnisse zu ergänzen ist. ''"Sie fügt zu der Erkenntnis des physischen Menschen, die allein durch die naturwissenschaftlichen Methoden der Gegenwart gewonnen werden kann, diejenige vom geistigen Menschen."'' {{Lit|{{G|27|8}}}}
|NAME-ERWEITERT = meistens nur
|NAME = <hiero>st-t:H8</hiero>
|NAME-ERKLÄRUNG = Ast / Aset<br /> ''{{Unicode|3}}st''<br /> ''Sitz, Thron''
|NAME-MIT-DETERMINATIV = ja
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|BILD1 = Isis.svg
|BILD1-BREITE = 150px
|BILD1-BESCHREIBUNG = Isis mit Was-Zepter und [[Anch]]-Zeichen
}}
[[Datei:LOWTH(1855) - 1.006 RUINS OF SAIS IN THE DELTA.jpg|mini|290px|Die Ruinen von Sais im Nildelta (1855)]]
[[Datei:Dessau,Luisium,Das verschleierte Bild zu Saïs.jpg|mini|290px|Skulptur ''Das verschleierte Bild zu Saïs'' im Park [[w:Luisium|Luisium]], einem Teil des [[w:Dessau-Wörlitzer Gartenreich|Dessau-Wörlitzer Gartenreich]]s.]]
[[Datei:Anatome Animalium frontispiece.jpg|mini|290px|Frontispiz zu [[w:Gerhard Blasius|Gerhard Blasius]]: ''Anatome Animalium'',1681. Eine Priesterin enthüllt dem entsprechend vorbereiteten Adepten die verschleierte Göttin.]]
[[Datei:Anton Graff - Friedrich Schiller.jpg|miniatur|200px|[[Friedrich Schiller]]<br />Porträt von [[Wikipedia:Anton Graff|Anton Graff]], um 1790]]
[[Datei:Franz Gareis - Novalis.jpg|miniatur|200px|[[Novalis]] um 1799<br />Porträt von [[Wikipedia:Franz Gareis|Franz Gareis]]]]
[[Datei:hpb.jpg|miniatur|200px|[[Helena Petrovna Blavatsky]] (1877)]]


Die theoretisch-methodischen Grundlagen entwickelte [[Rudolf Steiner]] 1920–1924 in zahlreichen [[Rudolf Steiner, Vorträge über Medizin|Vorträgen für Ärzte und Medizinstudenten]] (Bände [[GA 312|312]] –[[GA 319|319]] der [[Rudolf Steiner Gesamtausgabe|Gesamtausgabe]]) sowie in dem 1925 mit der Ärztin [[Ita Wegman]] (1876–1943) herausgegebenen Buch ''[[Grundlegendes zu einer Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen]]''. Die anthroposophisch erweiterte Medizin stützt sich zur Erforschung der physischen, lebendigen, seelischen und der geistigen Phänomene sowohl auf die Prinzipien der Naturwissenschaft als auch auf die anthroposophische Geisteswissenschaft, wie sie von Rudolf Steiner begründet worden ist. Auf diese Weise ergibt sich eine Erweiterung der ärztlichen Kunst, die das Verhältnis von [[Leib]], [[Seele]] und [[Geist]] des [[Mensch]]en in seiner Beziehung zu den [[Substanz]]en und [[Bildekräfte|Kräften]] in der [[Natur]] und im [[Kosmos]] – jeweils in seiner [[individuell]]en [[Schicksal]]ssituation – diagnostisch verstehen und therapeutisch handhaben möchte. In der Schweiz können Träger eines Facharzttitels nach einer mindestens zweijährigen Zusatzausbildung den von der [[Wikipedia:Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte|Schweizerischen Ärztegesellschaft FMH]] vergebenen Fähigkeitsausweis „Arzt/Ärztin für anthroposophisch erweiterte Medizin“ erlangen.<ref>Schweizerisches Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung: ''[http://www.fmh.ch/files/pdf7/fa_anthroposophie_d.pdf Arzt/Ärztin für anthroposophisch erweiterte Medizin] (PDF; 59&nbsp;kB)'' 28. September 2006, abgerufen am 13. August 2012.</ref>
'''Das verschleierte Bild zu Sais''' wird in den ''Moralischen Schriften'', «Über Isis und Osiris» des [[Plutarch]] (um [[Wikipedia:45|45]] in [[Wikipedia:Chaironeia|Chaironeia]]; † um [[Wikipedia:45|125]]) erwähnt.  


== Anthroposophisch-medizinische Lehre ==
Die [[Altes Ägypten|altägyptische]], im westlichen [[Wikipedia:Nildelta|Nildelta]] gelegene Stadt '''Sais''' (auch '''Saïs''', {{ELSalt|Σάϊς}}; [[Altägyptische Sprache|altägyptisch]] '''Sau, Zau''', heute {{arS|صا الحجر|d=Ṣā al-Ḥaǧar|w=Sa al-Hagar}}) wird schon in Texten aus dem [[Wikipedia:Altes Reich|Alten Reich]] erwähnt und war nach den [[Archäologie|archäologischen]] Befunden schon um 4000&nbsp;v.&nbsp;Chr. besiedelt. [[Wikipedia:Psammetich I.|Psammetich I.]], der vermutlich aus Sais stammte und die [[Wikipedia:26. Dynastie|26. Dynastie]] begründete, die von 664 – 525&nbsp;v.&nbsp;Chr. herrschte, machte Sais zur Hauptstadt [[Ägypten]]s.


Wichtig für die menschliche [[Gesundheit]] ist gemäß der anthroposophisch-medizinischen Lehre die Berücksichtigung der vielfältigen Zusammenhänge zwischen dem einzelnen Menschen, seinem Wesen und seiner [[Umwelt]]. Die Behandlung einer [[Krankheit]] setzt dabei eine möglichst [[ganzheit]]liche Betrachtung ihrer Ursachen voraus. Die Wahl einer bestimmten [[Therapie]] wird in dieser Medizinrichtung also nicht nur durch die reine [[Diagnose]] bestimmt, sondern auch durch Krankheitsverlauf, bisherigen Lebenslauf, soziales Umfeld und die Persönlichkeit des Erkrankten. Auch Fragen nach Sinn und Wesen des Krankseins oder des Sterbens sowie nach dem Ziel des [[Heilung|Heilens]] werden ''ganzheitlich'' zu klären versucht. Zur Gesundung sollen schließlich ''[[Leib]], [[Seele]] und [[Geist]]'' wieder in ein ''harmonisches Zusammenspiel '' kommen.
== Geschichtliches ==


<div style="margin-left:20px">
Plutarch beschreibt die verschleierte Statue der [[Athene]] oder der [[Isis]], die es in Sais gegeben haben soll, die folgende Aufschrift trug:
"Der Mensch ist, was er ist, durch [[Physischer Leib|Leib]], [[Ätherleib]], [[Seele]] ([[astralischer Leib]]) und [[Ich]] ([[Geist]]). Er muß als Gesunder aus diesen Gliedern heraus angeschaut; er muß als Kranker in dem gestörten Gleichgewicht dieser Glieder wahrgenommen; es müssen zu seiner Gesundheit Heilmittel gefunden werden, die das gestörte Gleichgewicht wieder herstellen." {{Lit|{{G|27|18f}}}}
 
</div>
{{Zitat|In Sais hatte das Standbild der Athene, die man auch für die Isis hält, folgende Inschrift «ich bin das All, das Vergangene Gegenwärtige und Zukünftige, meinen Schleier hat noch kein Sterblicher gelüftet.»|Plutarch|''Über Isis und Osiris'', C9<ref>[http://books.google.at/books?id=IcpOTDlUz1gC&hl=de&pg=PA14#v=onepage&q&f=false Plutarch: ''Über Jsis und Osiris'']</ref>}}


Von zentraler Bedeutung für die Abgrenzung der Anthroposophischen Medizin von der Schulmedizin sind die zusätzliche Ausrichtung an ''seelisch-geistigen Bedürfnissen'' des Menschen sowie die Wahl anderer, zum Teil eigener [[Therapie]]formen.
Der [[Jüngling zu Sais]] soll verbotenerweise diesen Schleier gelüftet haben. [[Friedrich Schiller]] hat das Thema in dem Gedicht «Das verschleierte Bild zu Sais» [http://www.zeno.org/Literatur/M/Schiller,+Friedrich/Gedichte/Gedichte+%281789-1805%29/Das+verschleierte+Bild+zu+Sais] aufgegriffen und erwähnt es auch in seinen Vorlesungen über «[[Die Sendung Moses]]» und in seinem Aufsatz «[[Vom Erhabenen]]».  


== Besonderheiten ==
{{Zitat|Alles, was verhüllt ist, alles Geheimnisvolle, trägt zum Schrecklichen bei und ist deswegen der Erhabenheit fähig. Von dieser Art ist die Aufschrift, welche man zu Sais in Ägypten über dem Tempel der Isis las: »Ich bin alles, was ist, was gewesen ist und was sein wird. Kein sterblicher Mensch hat meinen Schleier aufgehoben.« – Eben dieses Ungewisse und Geheimnisvolle gibt den Vorstellungen der Menschen von der Zukunft nach dem Tode etwas Grauenvolles; diese Empfindungen sind in dem bekannten Selbstgespräch Hamlets sehr glücklich ausgedrückt.|Friedrich Schiller|''Vom Erhabenen'' [http://www.zeno.org/Literatur/M/Schiller,+Friedrich/Theoretische+Schriften/Vom+Erhabenen]}}


* [[Potenzieren (Homöopathie)|potenzierte]] [[Heilmittel]] (ähnlich wie in der [[Homöopathie]], von der Urtinktur bis D 30)
{{Zitat|Da Ägypten der erste kultivierte Staat war, den die Geschichte kennt, und die ältesten Mysterien sich ursprünglich aus Ägypten herschreiben, so war es auch aller Wahrscheinlichkeit nach hier, wo die erste Idee von der Einheit des höchsten Wesens zuerst in einem menschlichen Gehirne vorgestellt wurde...<br><br>
* sogenannte "Präparate" aus pflanzlichen Stoffen, tierischen Substanzen und Mineralien
Da aber schon ein gewisses Maß von Kenntnissen und eine gewisse Ausbildung des Verstandes erfodert wird, die Idee eines einigen Gottes recht zu fassen und anzuwenden, da der Glaube an die göttliche Einheit Verachtung der Vielgötterei, welches doch die herrschende Religion war, notwendig mit sich bringen mußte, so begriff man bald, daß es unvorsichtig, ja gefählich sein würde, diese Idee öffentlich und allgemein zu verbreiten. Ohne vorher die hergebrachten Götter des Staats zu stürzen und sie in ihrer lächerlichen Blöße zu zeigen, konnte man dieser neuen Lehre keinen Eingang versprechen...<br><br>
* [[biologisch-dynamische Landwirtschaft|biologisch-dynamische]] [[Ernährung]]
Mißlang hingegen der Versuch, die alten Götter zu stürzen, so hatte man den blinden Fanatismus gegen sich bewaffnet und sich einer tollen Menge zum Schlachtopfer preisgegeben. Man fand also für besser, die neue gefährliche Wahrheit zum ausschließenden Eigentum einer kleinen geschlossenen Gesellschaft zu machen, diejenigen, welche das gehörige Maß von Fassungskraft dafür zeigten, aus der Menge hervorzuziehen und in den Bund aufzunehmen und die Wahrheit selbst, die man unreinen Augen entziehen wollte, mit einem geheimnisvollen Gewand zu umkleiden, das nur derjenige wegziehen könnte, den man selbst dazu fähig gemacht hätte.<br><br>
* [[Mistel-Therapie]] bei [[Tumor|Krebs]]erkrankungen
Diese Zeremonien, mit jenen geheimnisvollen Bildern und Hieroglyphen verbunden, und die verborgenen Wahrheiten, welche in diesen Hieroglyphen versteckt lagen und durch jene Gebräuche vorbereitet wurden, wurden zusammengenommen unter dem Namen der Mysterien begriffen. Sie hatten ihren Sitz in den Tempeln der Isis und des Serapis und waren das Vorbild, wornach in der Folge die Mysterien in Eleusis und Samothrazien und in neuern Zeiten der Orden der Freimaurer sich gebildet hat.<br><br>
* [[Eurythmie|Heileurythmie]] als Bewegungstherapie
Es scheint außer Zweifel gesetzt, daß der Inhalt der allerältesten Mysterien in Heliopolis und Memphis, während ihres unverdorbenen Zustands, Einheit Gottes und Widerlegung des Paganismus war, und daß die Unsterblichkeit der Seele darin vorgetragen wurde. Diejenigen, welche dieser wichtigen Aufschlüsse teilhaftig waren, nannten sich Anschauer oder [[Epopten]], weil die Erkennung einer vorher verborgenen Wahrheit mit dem Übertritt aus der Finsternis zum Lichte zu vergleichen ist, vielleicht auch darum, weil sie die neuerkannten Wahrheiten in sinnlichen Bildern wirklich und eigentlich anschauten.<br><br>
* weitere Therapieformen wie z.B. die [[Kunsttherapie]] (plastisch-therapeutisches Gestalten, [[Maltherapie]], [[Musiktherapie]] und [[Sprachgestaltung]])
Zu dieser Anschauung konnten sie aber nicht auf einmal gelangen, weil der Geist erst von manchen Irrtümern gereinigt, erst durch mancherlei Vorbereitungen gegangen sein mußte, ehe er das volle Licht der Wahrheit ertragen konnte. Es gab also Stufen oder Grade, und erst im innern Heiligtum fiel die Decke ganz von ihren Augen.<br><br>
* verschiedene [[Wärme]]behandlungen
Die Epopten erkannten eine einzige höchste Ursache aller Dinge, eine Urkraft der Natur, das Wesen aller Wesen, welches einerlei war mit dem Demiurgos der griechischen Weisen. Nichts ist erhabener als die einfache Größe, mit der sie von dem Weltschöpfer sprachen. Um ihn auf eine recht entscheidende Art auszuzeichnen, gaben sie ihm gar keinen Namen. »Ein Name«, sagten sie, »ist bloß ein Bedürfnis der Unterscheidung, wer allein ist, hat keinen Namen nötig, denn es ist keiner da, mit dem er verwechselt werden könnte.« Unter einer alten Bildsäule der Isis las man die Worte: » Ich bin, was da ist«, und auf einer Pyramide zu Sais fand man die uralte merkwürdige Inschrift: »Ich bin alles, was ist, was war und was sein wird, kein sterblicher Mensch hat meinen Schleier aufgehoben.« Keiner durfte den Tempel des Serapis betreten, der nicht den Namen Jao - oder J-ha-ho, ein Name, der mit dem hebräischen Jehovah fast gleichlautend, auch vermutlich von dem nämlichen Inhalt ist - an der Brust oder Stirn trug; und kein Name wurde in Ägypten mit mehr Ehrfurcht ausgesprochen als dieser Name Jao. In dem Hymnus, den der Hierophant oder Vorsteher des Heiligtums dem Einzuweihenden vorsang, war dies der erste Aufschluß, der über die Natur der Gottheit gegeben wurde: »Er ist einzig und von ihm selbst, und diesem Einzigen sind alle Dinge ihr Dasein schuldig.«|Friedrich Schiller|''Die Sendung Moses'' [http://gutenberg.spiegel.de/buch/3319/1]}}


== Rechtlicher Status  ==
[[Novalis]] verwendete das Motiv in seinem [[Märchen]] von «Hyacinth und Rosenblüthe», das den Kern seines unvollendeten [[Wikipedia:Roman|Roman]]s «[[Die Lehrlinge zu Sais]]» (1799) bildet. Im [[Traum]] lüftet der Jüngling ''Hyazinth'' den Schleier der Jungfrau - und findet seine geliebte ''Rosenblüte'':


Anthroposophische Medizin ist eine '''anerkannte''' ''Besondere Therapieform'' im Sinne des [[Wikipedia:Sozialgesetzbuch|Sozialgesetzbuch]]es. Seit [[Wikipedia:1978|1978]] bekennt sich der deutsche Gesetzgeber im [[Wikipedia:Arzneimittelgesetz|Arzneimittelgesetz]] zum ''Wissenschaftspluralismus der Medizin''. Darunter werden derzeit die Schulmedizin einerseits und andererseits drei ''Besondere Therapierichtungen'' verstanden:
{{Zitat|Unter himmlischen Wohlgedüften entschlummerte er, weil ihn nur der Traum in das Allerheiligste führen durfte. Wunderlich führte ihn der Traum durch unendliche Gemächer voll seltsamer Sachen auf lauter reitzenden Klängen und in abwechselnden Accorden. Es dünkte ihm alles so bekannt und doch in niegesehener Herrlichkeit, da schwand auch der letzte irdische Anflug, wie in Luft verzehrt, und er stand vor der himmlischen Jungfrau, da hob er den leichten, glänzenden Schleyer, und Rosenblüthchen sank in seine Arme.|Novalis|''Die Lehrlinge zu Sais, 2. Die Natur'' [http://www.zeno.org/Literatur/M/Novalis/Romane/Die+Lehrlinge+zu+Sais/2.+Die+Natur]}}
* '''anthroposophisch erweiterte Medizin'''
* [[Homöopathie]]
* [[Pflanzenheilkunde]] ([[Phytotherapie]])


Ausgeübt wird die anthroposophische Medizin von zahlreichen niedergelassenen [[Wikipedia:Arzt|Ärzten]] in Praxen und Therapeutika, aber auch von [[Heilpraktiker]]n, in einigen Instituten und wenigen [[Wikipedia:Krankenhaus|Kliniken]].
«[[Isis entschleiert]]» (''[[WikipediaEN:Isis Unveiled|Isis Unveiled]]'') ist auch der Titel des von [[Helena Petrovna Blavatsky]] am [[Wikipedia:29. September|29. September]] [[Wikipedia:1877|1877]] - also zu [[Michaeli]] - veröffentlichten Grundlagenwerks der [[Theosophie]], das zugleich ihr aus geistiger Sicht bedeutsamstes Werk ist.


== Wichtige klinische Einrichtungen ==
Über die [[Bedeutung]] dieser Isis-Legende sagt [[Rudolf Steiner]]:


In [[Deutschland]] gibt es drei nach der ''anthroposophisch erweiterten Medizin'' arbeitende Akutkrankenhäuser der Regelversorgung laut Bettenbedarfsplan sowie verschiedene anthroposophisch orientierte Krankenhausunterabteilungen, Fachkliniken und Sanatorien (Link anthro-med).
<div style="margin-left:20px">
"Sehen Sie, so schön ist das in dem Symbole beschrieben, das die
Naturkraft in der ägyptischen Legende von der Isis ausdrückt. Dieses
Isis-Bild, was für einen ergreifenden Eindruck macht es uns, wenn wir
es uns vorstellen, wie es dasteht in Stein, aber in dem Stein zugleich
der Schleier von oben bis unten: das verschleierte Bild zu Sais. Und die
Inschrift trägt es: Ich bin die Vergangenheit, die Gegenwart und die
Zukunft; meinen Schleier hat noch kein Sterblicher gelüftet. - Das hat
wiederum zu einer ungemein gescheiten - obwohl sehr gescheite Leute
diese gescheite Erklärung aufgenommen haben, muß es doch einmal
gesagt werden -, zu einer sehr gescheiten Erklärung geführt. Man sagt
da: Die Isis drückt also aus das Symbolum für die Weisheit, die vom
Menschen nie erreicht werden kann. Hinter diesem Schleier ist eine
Wesenheit, die ewig verborgen bleiben muß, denn der Schleier kann
nicht gelüftet werden. - Und doch ist die Inschrift diese: Ich bin die
Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft; meinen Schleier hat
noch kein Sterblicher gelüftet. - Alle die gescheiten Leute, die also
sagen: Man kann das Wesen nicht ergründen - sie sagen logisch ungefähr
dasselbe, wie wenn einer sagte: Ich heiße Müller; meinen Namen
wirst du nie erfahren. - Es ist ganz genau dasselbe, was Sie immer über
dieses Bild reden hören, wie wenn einer sagte: Ich heiße Müller; meinen
Namen wirst du nie erfahren.-Wenn man das: Ich bin die Vergangenheit,
die Gegenwart und die Zukunft; meinen Schleier hat noch kein
Sterblicher gelüftet - so auslegt, ist natürlich diese Auslegung ein völliger
Unsinn. Denn es steht ja da, was die Isis ist: Vergangenheit, Gegenwart
und Zukunft - die dahinfließende Zeit! Wir werden morgen
noch genauer über diese Dinge reden. Es ist die dahinfließende Zeit.
Aber ganz etwas anderes, als was diese sogenannte geistvolle Erklärung
will, ist ausgedrückt in den Worten: Meinen Schleier hat noch kein
Sterblicher gelüftet. - Ausgedrückt ist, daß man dieser Weisheit sich
nähern muß wie denjenigen Frauen, die den Schleier genommen hatten,
deren Jungfräulichkeit bestehen bleiben mußte: in Ehrfurcht, mit einer
Gesinnung, die alle egoistischen Triebe ausschließt. Das ist gemeint. Sie
ist wie eine verschleierte Nonne, diese Weisheit früherer Zeit. Auf die
Gesinnung wird hingedeutet durch das Sprechen von diesem Schleier." {{Lit|{{G|171|166}}}}
</div>


* das [[Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke]] in [[Wikipedia:Herdecke|Herdecke]], seit 1969
Es gibt aber noch einen weiteren, tiefer gehenden Aspekt:
* das Gemeinschaftskrankenhaus [[Filderklinik]] in [[Wikipedia:Filderstadt|Filderstadt]], seit 1975
* das [[Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe]] in [[Wikipedia:Berlin|Berlin]], seit 1995
* das ganzheitliche Krankenhaus Lahnhöhe in Lahnstein, seit 1977


In der [[Schweiz]] gibt es drei anthroposophische Krankenhäuser:
<div style="margin-left:20px">
"Wenn wir noch einmal zurücksehen auf die Zeit der Menschheitsentwickelung
vor dem Mysterium von Golgatha, so müssen wir sagen:
Damals hatte die Menschenseele ein altes Erbgut aus der Zeit, da sie
aus den geistigen Höhen herunterstieg zu irdischen Inkarnationen.
Dieses Erbgut bewahrte sie sich von Inkarnation zu Inkarnation weiter.
Daher gab es in jenen Zeiten ein altes Hellsehen, das nach und
nach abflutete, immer schwächer und schwächer wurde. Je weiter die
Inkarnationen vorschritten, desto schwächer wurde das abflutende alte
Hellsehen. Woran war das alte Hellsehen gebunden? Es war gebunden
an das, woran auch das äußere Wahrnehmen mit Augen und Ohren
gebunden ist, an das, was eben der Mensch in der äußeren Welt ist. Bei
den Menschen vor dem Mysterium von Golgatha war es so, daß sie wie
Kinder heranwuchsen: sie lernten gehen, sprechen, und sie lernten
selbstverständlich, solange die elementaren Kräfte im Sinne des alten
Hellsehens noch da waren, auch hellsehen. Sie lernten es wie etwas,
was sich ergab im Umgange mit der Menschheit, so wie es sich ergab
im Umgange mit der Menschheit, daß man durch die Organisation des
Kehlkopfes das Sprechen lernte. Man blieb aber nicht beim Sprechenlernen
stehen, sondern schritt vor zu dem elementaren Hellsehen. Dieses
elementare Hellsehen war gebunden an die gewöhnliche menschliche
Organisation so, wie die menschliche Organisation drinnenstand
in der physischen Welt; es mußte also notwendigerweise das
Hellsehen auch den Charakter der menschlichen Organisation annehmen.
Ein Mensch, der ein Wüstling war, konnte nicht eine reine Natur
in sein Hellsehen hineinschieben; ein reiner Mensch konnte seine reine
Natur auch in sein Hellsehen hineinschieben. Das ist ganz natürlich,
denn es war das Hellsehen an die unmittelbare menschliche Organisation
gebunden.


* die [[Ita Wegman-Klinik]] in [[Arlesheim]], seit 1921
Eine notwendige Folge davon war, daß ein gewisses Geheimnis -
* die Lukasklinik für Tumorerkrankungen in [[Arlesheim]], seit 1963
das Geheimnis des Zusammenhanges zwischen der geistigen Welt und
* das Paracelsus-Spital in Richterswil, seit 1994
der physischen Erdenwelt -, das vor dem Herabstieg des Christus
Jesus bestand, nicht für diese gewöhnliche menschheitliche Organisation
enthüllt werden durfte. Es mußte die menschheitliche Organisation erst
umgestaltet, erst reif gemacht werden. Der Jüngling von Sais durfte
nicht ohne weiteres, von außen kommend, das Bild der Isis sehen." {{Lit|{{G|148|168f}}}}
</div>


== Forschungseinrichtungen ==
== Die neue Isis ==


Forschung erfolgt an mehreren, teils den Kliniken (Berlin, Herdecke) angegliederten, teils selbständigen (IFAEMM) Instituten, aber auch in individuellen Arbeiten Einzelner. Im universitären Rahmen gibt es derzeit Forschungen an den komplementärmedizinischen Einrichtungen der Universitätskliniken Freiburg, Witten-Herdecke und Bern.
{{Siehe auch|Isis#Die neue Isis|titel1=Die neue Isis}}


== Ausbildung ==
Unser gegenwärtiges [[Bewusstseinsseelenzeitalter]], in dem sich die [[ägyptisch-chaldäische Kultur]] in gewisser Weise spiegelt, bedarf einer [[Neue Isis-Legende|neuen Isis-Legende]]. Seit sich der [[Christus]] auf Erden inkarniert hat und durch das [[Mysterium von Golgatha]] gegangen ist, weilt er unter uns. Er kann uns nicht so verloren gehen, wie einst den Ägyptern [[Osiris]] verloren ging. Der [[Christus]] ist mit uns, doch fehlt uns die göttliche Weisheit, ihn in seinem wahren Wesen zu erkennen. In der ägyptischen Zeit wirkte Luzifer im Inneren des Menschen und gerade deshalb sah er die äußere Welt in [[ahriman]]ischer Gestalt. Heute ist es gerade umgekehrt. Ahriman wirkt in unserem Inneren und darum ist unser äußeres Weltbild, wie es namentlich die [[Naturwissenschaft]]en zeichnen, luziferisch. Uns ist die Isis-Sophia, verlorengegangen. Sie wurde durch [[Luzifer]] getötet. Heute müssen wir die [[neue Isis]] durch unser bewusstes Geistesstreben erwecken. Sehr ausführlich spricht [[Rudolf Steiner]] über diese neue Isis in einem am [[6. Januar]] [[1918]] in [[Dornach SO|Dornach]] gehaltenen Vortrag, und zeigt, wie das verschleierte Bild zu Sais nun eine Gestalt annimmt. Er spricht hier ...


Die Ausbildung erfolgt in Deutschland an verschiedenen Seminaren, den anthroposophischen Kliniken und an der [[Universität Witten-Herdecke]] im Rahmen eines Begleitstudiums. Auskünfte über Programme, Termine und Orte erteilt die Gesellschaft anthroposophischer Ärzte in Deutschland.
{{GZ|... von jenem wichtigen
inneren Impuls, der an die Menschenseele herantreten muß,
wenn die Menschenseele das finden soll, was sie für die Zukunft so
notwendig hat, was allein eine ganze, volle Ergänzung dessen sein
kann, was die Naturwissenschaft auf der einen Seite bringt.
Dann werden Sie sehen, warum an die Seite der alten Osiris-Isismythe
die neue Isismythe treten kann, und warum für den Menschen
der Gegenwart beide zusammen notwendig sind; warum hinzugefügt
werden muß zu den Worten, die vom alten Ägypten herüberklingen
vom Standbilde zu Sais: Ich bin das All, ich bin die Vergangenheit,
die Gegenwart, die Zukunft; meinen Schleier hat noch kein Sterblicher
gelüftet -, warum hineintönen muß in diese Worte ein anderes, warum
heute diese Worte nicht mehr einseitig nur an die menschliche
Seele heranklingen dürfen, sondern dazu klingen müssen die Worte:
Ich bin der Mensch. Ich bin die Vergangenheit, die Gegenwart und
die Zukunft. Meinen Schleier sollte jeder Sterbliche lüften.|180|189}}


Homöopathisch-Anthroposophische Medizin als Ausbildungsmöglichkeit wird auch am Klinikum Heidenheim angeboten.<ref>http://foerderverein.lvps83-169-42-125.dedicated.hosteurope.de/</ref>
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Das verschleierte Bild zu Sais}}
* [[Halluzination]]
* [[Wahrnehmungstäuschung]]


== Literatur ==
== Literatur ==
 
* [[Rudolf Steiner]]: ''Aus der Akasha-Forschung. Das Fünfte Evangelium'', [[GA 148]] (1992), ISBN 3-7274-1480-4 {{Vorträge|148}}
===Werke Rudolf Steiners ===
* [[Rudolf Steiner]]: ''Innere Entwicklungsimpulse der Menschheit. Goethe und die Krisis des neunzehnten Jahrhunderts'', [[GA 171]] (1984), ISBN 3-7274-1710-2 {{Vorträge|171}}
 
* [[Rudolf Steiner]]: ''Mysterienwahrheiten und Weihnachtsimpulse. Alte Mythen und ihre Bedeutung'', [[GA 180]] (1980), ISBN 3-7274-1800-1 {{Vorträge|180}}
* Rudolf Steiner/Ita Wegman: ''Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen'', [[GA 27]] (1991), ISBN 3-7274-0270-9 {{Schriften|027}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Brücke zwischen der Weltgeistigkeit und dem Physische des Menschen'', [[GA 202]] (1993), ISBN 3-7274-2020-0 {{Vorträge|202}}
 
* Rudolf Steiner:''Die Einleitung unseres Vademecum in einer kurzen Skizze, für [Josef] van Leer niedergeschrieben'', [[BE 118]] (1997),  http://fvn-rs.net/PDF/Beitraege/BE-118.119-1997.pdf
 
===Nachschriften von Vorträgen Rudolf Steiners ===
 
* Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaft und Medizin'', [[GA 312]] (1999), ISBN 3-7274-3120-2 {{Vorträge|312}}
* Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Gesichtspunkte zur Therapie'', [[GA 313]] (2001), ISBN 3-7274-3132-6 {{Vorträge|313}}
* Rudolf Steiner: ''Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft. Zur Therapie und Hygiene'', [[GA 314]] (1989), ISBN 3-7274-3141-5 {{Vorträge|314}}
* Rudolf Steiner: ''Heileurythmie'', [[GA 315]] (2003), ISBN 3-7274-3152-0 {{Vorträge|315}}
* Rudolf Steiner: ''Meditative Betrachtungen und Anleitungen zur Vertiefung der Heikunst'', [[GA 316]] (2003), ISBN 3-7274-3160-1 {{Vorträge|316}}
* Rudolf Steiner: ''Heilpädagogischer Kurs'', [[GA 317]] (1995), ISBN 3-7274-3171-7 {{Vorträge|317}}
* Rudolf Steiner: ''Das Zusammenwirken von Ärzten und Seelsorgern'', [[GA 318]] (1994), ISBN 3-7274-3181-4 {{Vorträge|318}}
* Rudolf Steiner: ''Anthroposophische Menschenerkenntnis und Medizin'', [[GA 319]] (1994), ISBN 3-7274-3190-3 {{Vorträge|319}}
 


{{GA}}
{{GA}}


=== Werke anderer Autoren ===
== Weblinks ==
* {{Literatur|Autor = Matthias Girke|Titel = Innere Medizin: Grundlagen und therapeutische Konzepte der Anthroposophischen Medizin|Herausgeber = |Sammelwerk = |Band = |Nummer = |Auflage = 2.|Verlag = salumed|Ort = Berlin|Jahr = 2012|Seiten = 1168|ISBN = 978-3928914291}}
{{Commonscat|Sais, Egypt|Sais}}
* {{Literatur|Titel=Vademecum Anthroposophische Arzneimittel|Herausgeber=Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland.; Freie Hochschule für Geisteswissenschaft (Dornach). Medizinische Sektion.|Sammelwerk=Der Merkurstab|Verlag=Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland|Jahr=2013|Auflage=3.|Ort=Filderstadt}}
* [http://books.google.at/books?id=IcpOTDlUz1gC&hl=de&pg=PA14#v=onepage&q&f=false Plutarch: ''Über Jsis und Osiris''] - mit Übersetzung und Erläuterungen herausgegeben von Gustav Parthey (1850)
* {{Literatur|Herausgeber=Michaela Glöckler|Titel=Anthroposophische Arzneitherapie für Ärzte und Apotheker|Verlag=Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft|Ort=Stuttgart|Jahr=2005|ISBN=3-8047-2102-8}}
* {{Zeno-Werk|Literatur/M/Schiller,+Friedrich/Gedichte/Gedichte+(1789-1805)/Das+verschleierte+Bild+zu+Sais|Das verschleierte BIld zu Sais|[[Friedrich Schiller]]}}
* Michaela Glöckler/Jürgen Schürholz/Martin Walker (Hg.): ''Anthroposophische Medizin. Ein Weg zum Patienten - Beiträge aus der Praxis'', Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 1993
* {{Zeno-Werk|Literatur/M/Schiller,+Friedrich/Theoretische+Schriften/Vom+Erhabenen|Vom Erhabenen|[[Friedrich Schiller]]}}
* {{Literatur|Autor=[[Volker Fintelmann]]|Titel=Intuitive Medizin: Theorie und Praxis der Anthroposophischen Medizin|Verlag=Hippokrates Verlag|Auflage=6. überarb.|Ort=Stuttgart|Jahr=2016|ISBN=978-3132400795}}
* {{PGDW|3319/1|Die Sendung Moses|[[Friedrich Schiller]]}}
* Volker Fintelmann: ''Die Wiedergewinnung des Heilens: Wege zu einer christlichen Medizin'', Info3-Verlag 2017, ISBN 978-3957790521
* {{Zeno-Werk|Literatur/M/Novalis/Romane/Die+Lehrlinge+zu+Sais/2.+Die+Natur|Die Lehrlinge zu Sais: Die Natur|[[Novalis]]}}
* Volker Fintelmann: ''Lehrbuch Phytotherapie'', 12. Auflage, Verlag Karl F. Haug 2009, ISBN 978-3830454182
* {{Literatur|Autor=[[Peter Heusser]]|Titel=Anthroposophische Medizin und Wissenschaft|Verlag=Schattauer|Ort=Stuttgart|Jahr=2011|ISBN=978-3-7945-2807-3}}
* Peter Heusser, [[Peter Selg]]: ''Das Leib-Seele-Problem: Zur Entwicklung eines geistgemäßen Menschenbildes in der Medizin des 20. Jahrhunderts'', Verlag des Ita Wegman Instituts 2011, ISBN 978-3905919295
* Peter Heusser (Hrsg.), Johannes Weinzirl (Hrsg.): ''Medizin und die Frage nach dem Menschen'', Wittener Kolloquium für Humanismus, Medizin und Philosophie, Band 1, Königshausen u. Neumann 2013, ISBN 978-3826052217
* [[Friedrich Husemann|Friedrich Husemann]] - Otto Wolff: Das Bild des Menschen als Grundlage der Heilkunst, 3 Bde, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1991
* Friedrich Husemann: ''Goethe und die Heilkunst: Anregungen für die Therapeutische Erkenntnis und Praxis'', 3. Auflage, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2002, ISBN 978-3772505287
* Herbert Sieweke: ''Anthroposophische Medizin'', Bd.1, 3. Auflage, Verlag am Goetheanum 2008, ISBN 978-3723502440
* Herbert Sieweke: ''Anthroposophische Medizin'', Bd.2, ''Gesundheit und Krankheit als Verwirklichungsformen menschlichen Daseins'', 3. Auflage, Verlag am Goetheanum 2008, ISBN 978-3723501108
* Henning Schramm: ''Heilmittel der anthroposophischen Medizin. Grundlagen - Arzneimittelporträts - Anwendung'', Urban & Fischer/Elsevier, München 2009
* Stefan von Löwensprung, Natalie Rosenhauer von Löwensprung: ''Anthroposophische Medizin in der Naturheilpraxis'', Verlag Karl F. Haug 2013, ISBN 978-3830475996
* {{Literatur|Autor=[[Peter Selg]]|Titel=Anfänge anthroposophischer Heilkunst. [[Ita Wegman]], [[Friedrich Husemann]], [[Eugen Kolisko]], [[Frederik Willem Zeylmans van Emmichoven]], [[Karl König (Heilpädagoge)|Karl König]], [[Gerhard Kienle]]|Verlag=Verlag am Goetheanum|Ort=Dornach|Jahr=2000 (Pioniere der Anthroposophie; Band 18)|ISBN=3-7235-1088-4}}
* {{Literatur|Autor=Peter Selg|Titel=Anthroposophische Ärzte. Lebens- und Arbeitswege im 20. Jahrhundert|Verlag=Verlag am Goetheanum|Ort=Dornach|Jahr=2000|ISBN=3-7235-1069-8}}
* Peter Selg: ''Vom Logos menschlicher Physis: Die Entfaltung einer anthroposophischen Humanphysiologie im Werk Rudolf Steiners'', Verlag am Goetheanum, Dornach 2006, ISBN 978-3723512456
* Peter Selg: ''Krankheit, Heilung und Schicksal des Menschen: Über Rudolf Steiners geisteswissenschaftliches Pathologie- und Therapieverständnis'', Verlag am Goetheanum, Dornach 2004, ISBN 978-3723512159
* Peter Selg: ''Die Würde des Leibes: und die gesundende Kraft des Geistes'', Verlag des Ita Wegman Instituts 2016, ISBN 978-3905919813
* {{Literatur|Autor=Georg Soldner, Hermann Stellmann|Titel=Individuelle Pädiatrie - Anthroposophisch-homöopathische Therapie|Verlag=Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft|Ort=Stuttgart|Jahr=2002|ISBN=3-8047-1957-0}}
* {{Literatur|Autor=Armin J. Husemann|Titel=Form, Leben, Bewusstsein. Grundlagen der Anthroposophischen Medizin|Verlag=Freies Geistesleben|Ort=Stuttgart|Jahr=2015|ISBN=978-3772517020}}
* Michaela Glöckler/Wolfgang Goebel/Karin Michael: ''Kindersprechstunde'' - Ein medizinisch-pädagogischer Ratgeber, Urachhaus Vlg., Stuttgart 2015
* Michaela Glöckler: ''Was ist anthroposophische Medizin?: Wissenschaftliche Grundlagen, Therapeutische Möglichkeiten, Entwicklungsperspektiven'', Verlag am Goetheanum, Dornach 2017, ISBN 978-3723514382
* Henning Schramm: ''Heilmittel der anthroposophischen Medizin'', Grundlagen - Arzneimittelporträits - Anwendung, Elsevier/Urban & Fischer, München 2009
* Friedwart Husemann: ''Anthroposophische Medizin: Ein Weg zu den heilenden Kräften'', 2. erweiterte Auflage, Verlag am Goetheanum 2011, ISBN 978-3723514184
* [[Helmut Kiene]]: ''Komplementärmedizin - Schulmedizin''. Der Wissenschaftsstreit am Ende des 20. Jahrhunderts, Schattauer, Stuttgart 1994, ISBN 978-3794515929
*[[Peter Heusser]]: ''Anthroposophie und Wissenschaft: Eine Einführung. Erkenntniswissenschaft, Physik, Chemie, Genetik, Biologie, Neurobiologie, Psychologie, Philosophie des Geistes, Anthropologie, Anthroposophie, Medizin'', Verlag am Goetheanum, Dornach 2016, ISBN 978-3723515686
* Franziska Roemer: ''Therapiekonzepte der Anthroposophischen Medizin: Stufenpläne mit Differenzialdiagnostik'', 2. Auflage, Thieme Verlag 2018, ISBN 978-3132420434, eBook {{ASIN|B07DLF2B7M}}
* Volker Fintelmann (Hrsg.), Markus Treichler (Hrsg.): ''Onkologie auf anthroposophischer Grundlage'', Band 1: ''Zum Verständnis der Krebskrankheit'', Info3-Verlag, Frankfurt 2014, ISBN 978-3957790132
* Volker Fintelmann (Hrsg.), Markus Treichler (Hrsg.): ''Onkologie auf anthroposophischer Grundlage'', Band 2: ''Die Mistel als Krebsheilmittel'', Info3-Verlag, Frankfurt 2014, ISBN 978-3957790149
* Volker Fintelmann (Hrsg.), Markus Treichler (Hrsg.): ''Onkologie auf anthroposophischer Grundlage'', Band 3: ''Begleitende Therapien in der Krebsbehandlung'', Info3-Verlag, Frankfurt 2015, ISBN 978-3957790156
* Volker Fintelmann (Hrsg.), Markus Treichler (Hrsg.), Gunver Kienle (Hrsg.): ''Onkologie auf anthroposophischer Grundlage'', Band 4: ''Methodologie und Wirksamkeitsnachweis der anthroposophischen Krebstherapie'', Info3-Verlag, Frankfurt 2016, ISBN 978-3957790163
* Thomas McKeen: ''Anthroposophische Medizin: Einführende Vorträge und Aufsätze'', 2. Auflage, Salumed-Verlag 2016, ISBN 978-3981553598
* Thomas McKeen, Claudia McKeen (Hrsg.): ''Wesen und Gestalt des Menschen: Aufsätze und Vorträge zur anthroposophischen Menschenkunde und Medizin'', Verlag Freies Geistesleben 1996, ISBN 978-3772501210
 
=== Periodika ===
 
* Der Merkurstab, Berlin und Dornach, offizielles Organ der medizinischen Sektion der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum, Dornach/Schweiz, und der Gesellschaft anthroposophischer Ärzte in Deutschland, erscheint zweimonatlich.
 
== Weblinks ==
 
* [http://www.damid.de Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland]
* [https://www.gaed.de/ Gesellschaft anthroposophischer Ärzte in Deutschland]
* http://www.anthro-med.de
* http://www.anthrosana.ch [Anthroposophische Medizin in der Schweiz]
* http://www.merkurstab.de
* [http://anthromed.at Gesellschaft für Anthroposophische Medizin in Österreich] (GAMÖ)
 
=== Forschung ===
* [http://www.uniklinik-freiburg.de/m/nhk/de/pub/index.xml Uni-Zentrum Naturheilkunde Universität Freiburg]
* [http://www.uni-wh.de/gesundheit/lehrstuhl-medizintheorie/ Lehrstuhl für Medizintheorie, Integrative und Anthroposophische Medizin Universität Witten-Herdecke]
* [http://www.ifaemm.de/ Institut für angewandte Erkenntnistheorie und medizinische Methodologie]
* [http://www.ikf-berlin.de/ Institut f. klinische Forschung Berlin]
* [http://www.havelhoehe.de/ Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
<references/>


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Version vom 14. Dezember 2021, 23:20 Uhr

Isis in Hieroglyphen
meistens nur
stt
H8

Ast / Aset
3st
Sitz, Thron
oder
mit Determinativ
stt
H8
C10
Isis mit Was-Zepter und Anch-Zeichen
Die Ruinen von Sais im Nildelta (1855)
Skulptur Das verschleierte Bild zu Saïs im Park Luisium, einem Teil des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs.
Frontispiz zu Gerhard Blasius: Anatome Animalium,1681. Eine Priesterin enthüllt dem entsprechend vorbereiteten Adepten die verschleierte Göttin.
Friedrich Schiller
Porträt von Anton Graff, um 1790
Novalis um 1799
Porträt von Franz Gareis
Helena Petrovna Blavatsky (1877)

Das verschleierte Bild zu Sais wird in den Moralischen Schriften, «Über Isis und Osiris» des Plutarch (um 45 in Chaironeia; † um 125) erwähnt.

Die altägyptische, im westlichen Nildelta gelegene Stadt Sais (auch Saïs, griech. Σάϊς; altägyptisch Sau, Zau, heute arab. صا الحجر Sa al-Hagar, DMG Ṣā al-Ḥaǧar) wird schon in Texten aus dem Alten Reich erwähnt und war nach den archäologischen Befunden schon um 4000 v. Chr. besiedelt. Psammetich I., der vermutlich aus Sais stammte und die 26. Dynastie begründete, die von 664 – 525 v. Chr. herrschte, machte Sais zur Hauptstadt Ägyptens.

Geschichtliches

Plutarch beschreibt die verschleierte Statue der Athene oder der Isis, die es in Sais gegeben haben soll, die folgende Aufschrift trug:

„In Sais hatte das Standbild der Athene, die man auch für die Isis hält, folgende Inschrift «ich bin das All, das Vergangene Gegenwärtige und Zukünftige, meinen Schleier hat noch kein Sterblicher gelüftet.»“

Plutarch: Über Isis und Osiris, C9[1]

Der Jüngling zu Sais soll verbotenerweise diesen Schleier gelüftet haben. Friedrich Schiller hat das Thema in dem Gedicht «Das verschleierte Bild zu Sais» [1] aufgegriffen und erwähnt es auch in seinen Vorlesungen über «Die Sendung Moses» und in seinem Aufsatz «Vom Erhabenen».

„Alles, was verhüllt ist, alles Geheimnisvolle, trägt zum Schrecklichen bei und ist deswegen der Erhabenheit fähig. Von dieser Art ist die Aufschrift, welche man zu Sais in Ägypten über dem Tempel der Isis las: »Ich bin alles, was ist, was gewesen ist und was sein wird. Kein sterblicher Mensch hat meinen Schleier aufgehoben.« – Eben dieses Ungewisse und Geheimnisvolle gibt den Vorstellungen der Menschen von der Zukunft nach dem Tode etwas Grauenvolles; diese Empfindungen sind in dem bekannten Selbstgespräch Hamlets sehr glücklich ausgedrückt.“

Friedrich Schiller: Vom Erhabenen [2]

„Da Ägypten der erste kultivierte Staat war, den die Geschichte kennt, und die ältesten Mysterien sich ursprünglich aus Ägypten herschreiben, so war es auch aller Wahrscheinlichkeit nach hier, wo die erste Idee von der Einheit des höchsten Wesens zuerst in einem menschlichen Gehirne vorgestellt wurde...

Da aber schon ein gewisses Maß von Kenntnissen und eine gewisse Ausbildung des Verstandes erfodert wird, die Idee eines einigen Gottes recht zu fassen und anzuwenden, da der Glaube an die göttliche Einheit Verachtung der Vielgötterei, welches doch die herrschende Religion war, notwendig mit sich bringen mußte, so begriff man bald, daß es unvorsichtig, ja gefählich sein würde, diese Idee öffentlich und allgemein zu verbreiten. Ohne vorher die hergebrachten Götter des Staats zu stürzen und sie in ihrer lächerlichen Blöße zu zeigen, konnte man dieser neuen Lehre keinen Eingang versprechen...

Mißlang hingegen der Versuch, die alten Götter zu stürzen, so hatte man den blinden Fanatismus gegen sich bewaffnet und sich einer tollen Menge zum Schlachtopfer preisgegeben. Man fand also für besser, die neue gefährliche Wahrheit zum ausschließenden Eigentum einer kleinen geschlossenen Gesellschaft zu machen, diejenigen, welche das gehörige Maß von Fassungskraft dafür zeigten, aus der Menge hervorzuziehen und in den Bund aufzunehmen und die Wahrheit selbst, die man unreinen Augen entziehen wollte, mit einem geheimnisvollen Gewand zu umkleiden, das nur derjenige wegziehen könnte, den man selbst dazu fähig gemacht hätte.

Diese Zeremonien, mit jenen geheimnisvollen Bildern und Hieroglyphen verbunden, und die verborgenen Wahrheiten, welche in diesen Hieroglyphen versteckt lagen und durch jene Gebräuche vorbereitet wurden, wurden zusammengenommen unter dem Namen der Mysterien begriffen. Sie hatten ihren Sitz in den Tempeln der Isis und des Serapis und waren das Vorbild, wornach in der Folge die Mysterien in Eleusis und Samothrazien und in neuern Zeiten der Orden der Freimaurer sich gebildet hat.

Es scheint außer Zweifel gesetzt, daß der Inhalt der allerältesten Mysterien in Heliopolis und Memphis, während ihres unverdorbenen Zustands, Einheit Gottes und Widerlegung des Paganismus war, und daß die Unsterblichkeit der Seele darin vorgetragen wurde. Diejenigen, welche dieser wichtigen Aufschlüsse teilhaftig waren, nannten sich Anschauer oder Epopten, weil die Erkennung einer vorher verborgenen Wahrheit mit dem Übertritt aus der Finsternis zum Lichte zu vergleichen ist, vielleicht auch darum, weil sie die neuerkannten Wahrheiten in sinnlichen Bildern wirklich und eigentlich anschauten.

Zu dieser Anschauung konnten sie aber nicht auf einmal gelangen, weil der Geist erst von manchen Irrtümern gereinigt, erst durch mancherlei Vorbereitungen gegangen sein mußte, ehe er das volle Licht der Wahrheit ertragen konnte. Es gab also Stufen oder Grade, und erst im innern Heiligtum fiel die Decke ganz von ihren Augen.

Die Epopten erkannten eine einzige höchste Ursache aller Dinge, eine Urkraft der Natur, das Wesen aller Wesen, welches einerlei war mit dem Demiurgos der griechischen Weisen. Nichts ist erhabener als die einfache Größe, mit der sie von dem Weltschöpfer sprachen. Um ihn auf eine recht entscheidende Art auszuzeichnen, gaben sie ihm gar keinen Namen. »Ein Name«, sagten sie, »ist bloß ein Bedürfnis der Unterscheidung, wer allein ist, hat keinen Namen nötig, denn es ist keiner da, mit dem er verwechselt werden könnte.« Unter einer alten Bildsäule der Isis las man die Worte: » Ich bin, was da ist«, und auf einer Pyramide zu Sais fand man die uralte merkwürdige Inschrift: »Ich bin alles, was ist, was war und was sein wird, kein sterblicher Mensch hat meinen Schleier aufgehoben.« Keiner durfte den Tempel des Serapis betreten, der nicht den Namen Jao - oder J-ha-ho, ein Name, der mit dem hebräischen Jehovah fast gleichlautend, auch vermutlich von dem nämlichen Inhalt ist - an der Brust oder Stirn trug; und kein Name wurde in Ägypten mit mehr Ehrfurcht ausgesprochen als dieser Name Jao. In dem Hymnus, den der Hierophant oder Vorsteher des Heiligtums dem Einzuweihenden vorsang, war dies der erste Aufschluß, der über die Natur der Gottheit gegeben wurde: »Er ist einzig und von ihm selbst, und diesem Einzigen sind alle Dinge ihr Dasein schuldig.«“

Friedrich Schiller: Die Sendung Moses [3]

Novalis verwendete das Motiv in seinem Märchen von «Hyacinth und Rosenblüthe», das den Kern seines unvollendeten Romans «Die Lehrlinge zu Sais» (1799) bildet. Im Traum lüftet der Jüngling Hyazinth den Schleier der Jungfrau - und findet seine geliebte Rosenblüte:

„Unter himmlischen Wohlgedüften entschlummerte er, weil ihn nur der Traum in das Allerheiligste führen durfte. Wunderlich führte ihn der Traum durch unendliche Gemächer voll seltsamer Sachen auf lauter reitzenden Klängen und in abwechselnden Accorden. Es dünkte ihm alles so bekannt und doch in niegesehener Herrlichkeit, da schwand auch der letzte irdische Anflug, wie in Luft verzehrt, und er stand vor der himmlischen Jungfrau, da hob er den leichten, glänzenden Schleyer, und Rosenblüthchen sank in seine Arme.“

Novalis: Die Lehrlinge zu Sais, 2. Die Natur [4]

«Isis entschleiert» (Isis Unveiled) ist auch der Titel des von Helena Petrovna Blavatsky am 29. September 1877 - also zu Michaeli - veröffentlichten Grundlagenwerks der Theosophie, das zugleich ihr aus geistiger Sicht bedeutsamstes Werk ist.

Über die Bedeutung dieser Isis-Legende sagt Rudolf Steiner:

"Sehen Sie, so schön ist das in dem Symbole beschrieben, das die Naturkraft in der ägyptischen Legende von der Isis ausdrückt. Dieses Isis-Bild, was für einen ergreifenden Eindruck macht es uns, wenn wir es uns vorstellen, wie es dasteht in Stein, aber in dem Stein zugleich der Schleier von oben bis unten: das verschleierte Bild zu Sais. Und die Inschrift trägt es: Ich bin die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft; meinen Schleier hat noch kein Sterblicher gelüftet. - Das hat wiederum zu einer ungemein gescheiten - obwohl sehr gescheite Leute diese gescheite Erklärung aufgenommen haben, muß es doch einmal gesagt werden -, zu einer sehr gescheiten Erklärung geführt. Man sagt da: Die Isis drückt also aus das Symbolum für die Weisheit, die vom Menschen nie erreicht werden kann. Hinter diesem Schleier ist eine Wesenheit, die ewig verborgen bleiben muß, denn der Schleier kann nicht gelüftet werden. - Und doch ist die Inschrift diese: Ich bin die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft; meinen Schleier hat noch kein Sterblicher gelüftet. - Alle die gescheiten Leute, die also sagen: Man kann das Wesen nicht ergründen - sie sagen logisch ungefähr dasselbe, wie wenn einer sagte: Ich heiße Müller; meinen Namen wirst du nie erfahren. - Es ist ganz genau dasselbe, was Sie immer über dieses Bild reden hören, wie wenn einer sagte: Ich heiße Müller; meinen Namen wirst du nie erfahren.-Wenn man das: Ich bin die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft; meinen Schleier hat noch kein Sterblicher gelüftet - so auslegt, ist natürlich diese Auslegung ein völliger Unsinn. Denn es steht ja da, was die Isis ist: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft - die dahinfließende Zeit! Wir werden morgen noch genauer über diese Dinge reden. Es ist die dahinfließende Zeit. Aber ganz etwas anderes, als was diese sogenannte geistvolle Erklärung will, ist ausgedrückt in den Worten: Meinen Schleier hat noch kein Sterblicher gelüftet. - Ausgedrückt ist, daß man dieser Weisheit sich nähern muß wie denjenigen Frauen, die den Schleier genommen hatten, deren Jungfräulichkeit bestehen bleiben mußte: in Ehrfurcht, mit einer Gesinnung, die alle egoistischen Triebe ausschließt. Das ist gemeint. Sie ist wie eine verschleierte Nonne, diese Weisheit früherer Zeit. Auf die Gesinnung wird hingedeutet durch das Sprechen von diesem Schleier." (Lit.: GA 171, S. 166)

Es gibt aber noch einen weiteren, tiefer gehenden Aspekt:

"Wenn wir noch einmal zurücksehen auf die Zeit der Menschheitsentwickelung vor dem Mysterium von Golgatha, so müssen wir sagen: Damals hatte die Menschenseele ein altes Erbgut aus der Zeit, da sie aus den geistigen Höhen herunterstieg zu irdischen Inkarnationen. Dieses Erbgut bewahrte sie sich von Inkarnation zu Inkarnation weiter. Daher gab es in jenen Zeiten ein altes Hellsehen, das nach und nach abflutete, immer schwächer und schwächer wurde. Je weiter die Inkarnationen vorschritten, desto schwächer wurde das abflutende alte Hellsehen. Woran war das alte Hellsehen gebunden? Es war gebunden an das, woran auch das äußere Wahrnehmen mit Augen und Ohren gebunden ist, an das, was eben der Mensch in der äußeren Welt ist. Bei den Menschen vor dem Mysterium von Golgatha war es so, daß sie wie Kinder heranwuchsen: sie lernten gehen, sprechen, und sie lernten selbstverständlich, solange die elementaren Kräfte im Sinne des alten Hellsehens noch da waren, auch hellsehen. Sie lernten es wie etwas, was sich ergab im Umgange mit der Menschheit, so wie es sich ergab im Umgange mit der Menschheit, daß man durch die Organisation des Kehlkopfes das Sprechen lernte. Man blieb aber nicht beim Sprechenlernen stehen, sondern schritt vor zu dem elementaren Hellsehen. Dieses elementare Hellsehen war gebunden an die gewöhnliche menschliche Organisation so, wie die menschliche Organisation drinnenstand in der physischen Welt; es mußte also notwendigerweise das Hellsehen auch den Charakter der menschlichen Organisation annehmen. Ein Mensch, der ein Wüstling war, konnte nicht eine reine Natur in sein Hellsehen hineinschieben; ein reiner Mensch konnte seine reine Natur auch in sein Hellsehen hineinschieben. Das ist ganz natürlich, denn es war das Hellsehen an die unmittelbare menschliche Organisation gebunden.

Eine notwendige Folge davon war, daß ein gewisses Geheimnis - das Geheimnis des Zusammenhanges zwischen der geistigen Welt und der physischen Erdenwelt -, das vor dem Herabstieg des Christus Jesus bestand, nicht für diese gewöhnliche menschheitliche Organisation enthüllt werden durfte. Es mußte die menschheitliche Organisation erst umgestaltet, erst reif gemacht werden. Der Jüngling von Sais durfte nicht ohne weiteres, von außen kommend, das Bild der Isis sehen." (Lit.: GA 148, S. 168f)

Die neue Isis

Siehe auch: Die neue Isis

Unser gegenwärtiges Bewusstseinsseelenzeitalter, in dem sich die ägyptisch-chaldäische Kultur in gewisser Weise spiegelt, bedarf einer neuen Isis-Legende. Seit sich der Christus auf Erden inkarniert hat und durch das Mysterium von Golgatha gegangen ist, weilt er unter uns. Er kann uns nicht so verloren gehen, wie einst den Ägyptern Osiris verloren ging. Der Christus ist mit uns, doch fehlt uns die göttliche Weisheit, ihn in seinem wahren Wesen zu erkennen. In der ägyptischen Zeit wirkte Luzifer im Inneren des Menschen und gerade deshalb sah er die äußere Welt in ahrimanischer Gestalt. Heute ist es gerade umgekehrt. Ahriman wirkt in unserem Inneren und darum ist unser äußeres Weltbild, wie es namentlich die Naturwissenschaften zeichnen, luziferisch. Uns ist die Isis-Sophia, verlorengegangen. Sie wurde durch Luzifer getötet. Heute müssen wir die neue Isis durch unser bewusstes Geistesstreben erwecken. Sehr ausführlich spricht Rudolf Steiner über diese neue Isis in einem am 6. Januar 1918 in Dornach gehaltenen Vortrag, und zeigt, wie das verschleierte Bild zu Sais nun eine Gestalt annimmt. Er spricht hier ...

„... von jenem wichtigen inneren Impuls, der an die Menschenseele herantreten muß, wenn die Menschenseele das finden soll, was sie für die Zukunft so notwendig hat, was allein eine ganze, volle Ergänzung dessen sein kann, was die Naturwissenschaft auf der einen Seite bringt. Dann werden Sie sehen, warum an die Seite der alten Osiris-Isismythe die neue Isismythe treten kann, und warum für den Menschen der Gegenwart beide zusammen notwendig sind; warum hinzugefügt werden muß zu den Worten, die vom alten Ägypten herüberklingen vom Standbilde zu Sais: Ich bin das All, ich bin die Vergangenheit, die Gegenwart, die Zukunft; meinen Schleier hat noch kein Sterblicher gelüftet -, warum hineintönen muß in diese Worte ein anderes, warum heute diese Worte nicht mehr einseitig nur an die menschliche Seele heranklingen dürfen, sondern dazu klingen müssen die Worte: Ich bin der Mensch. Ich bin die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Meinen Schleier sollte jeder Sterbliche lüften.“ (Lit.:GA 180, S. 189)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Commons: Sais - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise