Heinrich von Treitschke

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Heinrich von Treitschke

Heinrich Gotthard von Treitschke (* 15. September 1834 in Dresden; † 28. April 1896 in Berlin) war ein deutscher Historiker, politischer Publizist und Mitglied des Reichstags von 1871 bis 1884, zunächst als nationalliberaler Abgeordneter, ab 1878 ohne Parteizugehörigkeit. Er war einer der zu seiner Zeit bekanntesten und meistgelesenen Historiker und politischen Publizisten in Deutschland. Bereits zu Lebzeiten wurde er jedoch von einigen Historikern wegen seiner nationalistischen und antisemitischen Thesen abgelehnt.

Mit einem 1879 veröffentlichten Aufsatz löste Treitschke den Berliner Antisemitismusstreit aus. Dieser Aufsatz enthält den Satz „Die Juden sind unser Unglück“, der später zum Schlagwort des nationalsozialistischen Hetzblattes Der Stürmer wurde.

Leben und Wirken

Herkunft und Studium

Heinrich von Treitschke stammte aus einer sächsischen Beamten- und Offiziersfamilie und war evangelischer Konfession. Die Vorfahren stammten aus Böhmen und wanderten wegen ihrer evangelischen Konfession im Dreißigjährigen Krieg nach der Schlacht am Weißen Berg nach Kursachsen aus. Sein Vater war der 1821 geadelte sächsische Generalleutnant Eduard Heinrich von Treitschke, sein Onkel der Jurist Georg Carl Treitschke und sein Vetter der General Heinrich Leo von Treitschke.

Er besuchte die renommierte Dresdner Kreuzschule[1] (humanistisches Gymnasium) und studierte 1851 bis 1853 Geschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, wo er im Wintersemester 1851/52 der Burschenschaft Frankonia beitrat. Dort wurde er durch den Historiker Friedrich Christoph Dahlmann beeinflusst. Danach setzte er sein Studium auf Drängen seines Vaters mit den Fächern Staats- und Kameralwissenschaften an der Universität Leipzig fort. Dort hörte er u. a. bei Heinrich Wuttke, gegen den er eine dauerhafte, auf Gegenseitigkeit beruhende Abneigung entwickelte. Schon als Student litt er an zunehmender Schwerhörigkeit, die auch den Besuch von Vorlesungen behinderte. Wegen der besseren Bibliothek ging er für seine Promotion in Nationalökonomie an die Eberhard Karls Universität Tübingen zu Wilhelm Roscher und vollendete seine Dissertation zum Dr. iur. (Titel: Quibusnam operis vera conficiantur bona, Über die Produktivität der Arbeit) während eines zweimonatigen Aufenthalts in Freiburg im Breisgau. Eingereicht wurde sie in Leipzig. Danach ging er nach Heidelberg, wo er wegen eines Pistolenduells einige Zeit im Karzer saß, und wandte sich dann nach Dresden und wegen der besseren Bibliothek nach Göttingen, wo er in eineinhalb Jahren seine Habilitation schrieb, die er 1858 in Leipzig bei Roscher einreichte (Die Gesellschaftswissenschaft. Ein kritischer Versuch).

Publizistische Tätigkeit

Treitschke schwankte in dieser Zeit, ob er Dichter oder Journalist werden wolle, und versuchte sich an Gedichten und einem Drama. Auf Einladung von Rudolf Haym wurde er 1858 Mitarbeiter der neu gegründeten Preußischen Jahrbücher und fand durch seinen Aufsatz Über die Grundlagen der englischen Freiheit, in dem er die Vorteile des politischen und Rechtssystems in England gegenüber der staatlichen Willkür deutscher Verhältnisse pries, bei Liberalen Aufmerksamkeit. 1858 veröffentlichte er seine Streitschrift Die Gesellschaftswissenschaften, in der er diese von Robert Mohl und Wilhelm Heinrich Riehl vertretene Denkrichtung aus etatistischer Sicht kritisierte (die Untersuchung der Gesellschaft konnte nach Treitschke nicht unabhängig von der des Staates erfolgen), und er veröffentlichte einen Essay über Heinrich von Kleist, in dem noch seine zuvor aufgegebenen literarischen Neigungen nachwirkten und dem später weitere Essays und Skizzen über Literaten folgten.

Lehrtätigkeit

1859 wurde Treitschke Privatdozent in Leipzig und lehrte dort außerdem ab 1862 Nationalökonomie an der Landwirtschaftlichen Akademie in Plagwitz, wandte sich aber zunehmend von der Nationalökonomie ab. Seine Vorlesungen in Leipzig zum Beispiel – zu dieser Zeit an einer sächsischen Universität ungewöhnlich – über preußische Geschichte sowie über europäische und deutsche Geschichte fanden schon 1861 mehr als 200 Hörer. Gleichzeitig kam es zu einem Zerwürfnis mit seinem Vater, dem General, der für ihn eine andere Karriere geplant hatte und von ihm verlangte, nichts der sächsischen Regierung gegenüber Kritisches zu sagen, worauf Treitschke nicht eingehen wollte. Als seine Mutter Marie von Oppen (1810–1861) starb, teilte ihm die Familie das so spät mit, dass er nicht an der Beerdigung teilnehmen konnte. Da er in Leipzig trotz seines Erfolgs als Hochschullehrer wenig Aussicht auf Beförderung sah, verbrachte er u. a. viel Zeit in München.

1863 wurde er zum außerordentlichen Professor für Staatswissenschaften in Freiburg im Breisgau ernannt. 1866 übernahm er eine ordentliche Professur für Geschichte und Politik an der Universität Kiel. Dabei gab es Widerstände in der Fakultät wegen Treitschkes offensiver Art und seiner politischen Auffassung der Geschichtswissenschaft. 1867 wechselte er an die Universität Heidelberg, und 1873 wurde er als Nachfolger Leopold von Rankes auf dessen Lehrstuhl an die Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität berufen. Johann Gustav Droysen war gegen Treitschkes Berufung, während sie von Hermann von Helmholtz unterstützt wurde, der mit Treitschke befreundet war. Nach dem Tod Rankes wurde er 1886 dessen Nachfolger als offizieller Historiograph des preußischen Staates.

Wirken in Preußen

Treitschke im Hörsaal, Zeichnung um 1879

Seit 1858 war Treitschke Redakteur der Zeitschrift Preußische Jahrbücher, deren Mitherausgeber er später wurde. Dabei vertrat er anfänglich eine liberale Einstellung und geriet in Gegensatz zu den Preußischen Jahrbüchern, da diese sich 1863 im Verfassungskonflikt auf die Seite des preußischen Ministerpräsidenten Bismarck stellte. Nach der Reichsgründung 1871 schloss er sich aber den Nationalliberalen an und unterstützte die preußische Staatsidee und Reichskanzler Otto von Bismarck, den er anfangs als Liberaler noch bekämpft hatte. Dabei sah er vor allem Sozialdemokraten und Juden, aber auch liberale Befürworter der Parlamentarisierung des Reiches sowie Vertreter der freigeistigen Bewegung als Gegner. Von 1871 bis 1884 war Treitschke zudem Mitglied des Reichstages, bis zum 11. Juli 1879 als Angehöriger der nationalliberalen Partei, später parteilos.[2]

Objektivität in der Geschichtsschreibung lehnte Treitschke ab und galt in der späteren Wahrnehmung als Inbegriff des politisierenden Historikers (daher die Wortschöpfung Treitschke redivivus von Thomas Nipperdey).[3] Treitschke stellte seine historische Arbeit in den Dienst politischer Ziele. Sein Hauptwerk, die fünfbändige Deutsche Geschichte im Neunzehnten Jahrhundert (1879–1894), das mit der Schilderung der Vorboten der Revolutionen 1848/1849 in Frankreich, Italien und der Schweiz eher abbricht als schließt, legitimiert die Politik Preußens und seine herausragende Stellung in Deutschland. Gleichzeitig versuchte er die eigenstaatliche Existenz der süddeutschen Monarchien, insbesondere Bayerns, zu delegitimieren, indem er deren Souveränität als Ergebnis ausschließlich der französischen Politik bewertete. Von den Reformen Montgelas’ nahm Treitschke nur insoweit Kenntnis, als er deren Defizite betonte. In seiner Geschichtsschreibung scheint allenthalben die Idee einer deutsch-französischen Erbfeindschaft auf, indem er den Gegensatz zwischen dem deutschen und dem französischen Verständnis von Nation herausarbeitete: „Die vermeintlich objektive Bestimmung der ethnischen Gruppe stand über dem subjektiven Willen des Einzelnen; Sprache und Abstammung galten mehr als die Entscheidung für ein politisches System.“[4] Hinsichtlich der Eingliederung des Elsass in das 1871 geschaffene Deutsche Reich schrieb er: „Wir wollen ihnen wider ihren Willen ihr eigenes Selbst zurückgeben --- Die Elsässer lernten das zersplitterte Deutschland verachten, sie werden uns lieben lernen, wenn Preussens starke Hand sie erzogen hat.“

Auf die zeitgenössischen Leser wirkten vor allem die vielen biographischen Skizzen, nicht nur von Staatsmännern, sondern auch von Literaten und anderen Persönlichkeiten. Treitschkes an Personen orientierte Geschichtsschreibung drückt sich in einem seiner bekanntesten Zitate aus seiner Deutschen Geschichte aus: Männer machen Geschichte.[5]

Treitschkes Deutsche Geschichte erlebte viele Auflagen und fand im gebildeten Bürgertum weite Verbreitung. Die Tantiemen machten ihn finanziell unabhängig. Das Buch stieß aber auch auf heftige Kritik unter Historikerkollegen, insbesondere von seinem ehemaligen Freund Hermann Baumgarten ab 1883, der ihm zu große Parteinahme für Preußen und Vernachlässigung wissenschaftlicher Sorgfalt vorwarf,[6] was zu einer breiten Kontroverse führte (siehe Treitschke-Baumgarten-Kontroverse). Ein Motiv des politisch liberalen Baumgarten war auch seine Enttäuschung über die politische Kehrtwendung eines früher liberalen Weggenossen. Treitschke wurde aber auch von Historikern wie Bernhard Erdmannsdörffer, Gottlob Egelhaaf und Heinrich von Sybel verteidigt, und ein Gutachten von Sybel führte dazu, dass Treitschke für die ersten beiden Bände der Deutschen Geschichte 1884 den Verdun-Preis erhielt, den bedeutendsten Historikerpreis des Kaiserreichs. Treitschke war von der Kritik enttäuscht, fühlte sich aber durch den publizistischen Erfolg gleichzeitig ermutigt und erweiterte sein Werk über den ursprünglich geplanten Umfang hinaus auf fünf jeweils rund 800 Seiten starke Bände.

Treitschke übte großen Einfluss auf jene Generation von Studenten aus, die in der Endphase des Kaiserreichs und auch noch in der Weimarer Republik die Regierung und Verwaltung Deutschlands prägten. Der schwerhörige Treitschke, der seine Vorlesungen leidenschaftlich und laut vortrug (und aufgrund seiner fast völligen Taubheit keine Seminare abhielt und auch keine Schule bildete),[7] erfreute sich insbesondere bei Corpsstudenten größter Beliebtheit. Seine lebendig und mit rhetorischem Geschick vorgetragenen Vorlesungen waren häufig überfüllt, zogen auch Hörer außerhalb der Universität an und waren gesellschaftliche Ereignisse. Zu seinen Hörern und Studenten zählten viele prominente Persönlichkeiten und spätere Vertreter imperialistischer Strömungen im Deutschen Reich wie Alfred von Tirpitz, Friedrich von Bernhardi, Carl Peters und Heinrich Claß, aber auch Persönlichkeiten wie Friedrich Meinecke, Erich Marcks, Gustav Beckmann, Karl Liebknecht, W. E. B. Du Bois und Georg Simmel. Frauen ließ er zu seinen Vorlesungen nicht zu.[8] Als die Frauenrechtlerin Helene Stöcker ihn fragte, ob sie bei ihm hören dürfe, antwortete er: „Die deutschen Universitäten sind seit einem halben Jahrtausend für Männer bestimmt, und ich will nicht dazu helfen sie zu zerstören.“[9]

Treitschke befürwortete die deutsche Monarchie und betrachtete den Monarchismus als historisch gewachsenes Erbe, deshalb begrüßte er die Reichseinigung unter preußischer Führung nachdrücklich. Thomas Gerhards[10] zufolge vertrat er kein imperialistisches Gedankengut; allerdings wurde Treitschke zu Beginn des Ersten Weltkriegs insbesondere von englischen Historikern als einer der wesentlichen Vertreter des deutschen Imperialismus wahrgenommen, wobei Mitschriften seiner Vorlesungen herangezogen wurden (insbesondere sein Buch Politik). Die Engländer, denen Treitschke in einem häufig zitierten Ausspruch[11] vorgehalten hatte, „Seife mit Zivilisation“ zu verwechseln, betrachteten Treitschke zu dieser Zeit als Kronzeugen und Inbegriff einer tief verwurzelten militaristischen Gesinnung der Deutschen und stellten ihn in eine Reihe mit dem in der damaligen Kriegsschulddebatte viel zitierten Friedrich von Bernhardi sowie Friedrich Nietzsche.[12] Der britische Historiker Gordon A. Craig betrachtete Treitschke aufgrund seiner Forderung nach einer „Zerschlagung der britischen Seemacht“[13] und seiner emotionsgeladenen, „wilden“ Sprache ebenfalls als einen der Vordenker des deutschen Großmachtstrebens, das zum Ersten Weltkrieg führte. Treitschkes ursprünglich positive Einstellung zu England (er war ein guter Kenner der britischen Verhältnisse und der englischen Literatur und hatte unter anderem einen Essay über John Milton geschrieben) hatte sich aufgrund der gegen Preußen gerichteten britischen Haltung im Krieg gegen Dänemark 1864 und im Krieg 1870/71 gegen Frankreich abgekühlt und war teils in Erbitterung umgeschlagen, was ein von Treitschke negativ erlebter Aufenthalt in England 1895 (seine erste Reise auf die Insel) noch verstärkte.[14] Kommende Konflikte mit England im Falle einer Weiterverfolgung der (von Treitschke grundsätzlich befürworteten) kolonialen Ambitionen Deutschlands sah er voraus, war aufgrund der bedrohlichen Konsequenzen für das isolierte Deutsche Reich aber Gegner eines Krieges mit England in der aktuellen Konstellation.

Vehement bekämpfte Treitschke seit den 1870er Jahren Sozialisten wie seinen Professorenkollegen und ehemaligen Freund, den „KathedersozialistenGustav Schmoller, und wetterte häufig gegen Katholiken, Juden und Engländer. Schon in seinem einflussreichen Aufsatz Das deutsche Ordensland Preußen von 1862 stellte er Polen und andere Slawen grob abwertend dem nach seiner Auffassung positiven, kultur- und staatsbildenden Einfluss der Deutschen (in Form des Deutschen Ordens) gegenüber.[15] Die nationalistische Geschichtsauffassung und die überaus positive Wertschätzung des Deutschtums blieben das markanteste Merkmal seiner Geschichtsdarstellung und prägten auch seine Zuhörer und Anhänger.

Heinrich von Treitschke war von 1866 bis 1889 (neben Hans Delbrück) Herausgeber der Preußischen Jahrbücher. 1895/96 war er Herausgeber der Historischen Zeitschrift.

Berliner Antisemitismusstreit

Von Treitschke stammt der Satz „Die Juden sind unser Unglück“, der später zur Parole des nationalsozialistischen Hetzblattes Der Stürmer wurde. Treitschke formulierte ihn in seiner Denkschrift Unsere Aussichten (1879), die durch ihre zugespitzten antijüdischen Aussagen für großes Aufsehen sorgte. Dabei behauptete er, die damit zum Ausdruck gebrachten antisemitischen Überzeugungen entsprächen dem breiten, parteiübergreifenden Empfinden der Zeitgenossen und würden von allen „wie aus einem Munde“ geteilt, aber aufgrund des „weichlichen“ und „philanthropischen“ Zeitgeistes und liberaler „Tabuisierung“ in der Presse nicht offen ausgesprochen. Größere Verbreitung fand der Satz mit seinem Pamphlet Ein Wort über unser Judenthum von 1880.[16]

Der Aufsatz, in dem Treitschke die Forderung nach Zurückdrängung des von ihm so wahrgenommenen gesellschaftlichen Einflusses der Juden erhob, löste den Berliner Antisemitismusstreit aus, eine bis 1881 anhaltende Debatte, die auf große Anteilnahme in der bürgerlichen Öffentlichkeit Deutschlands stieß.[17] Der Kern der Polemik Treitschkes richtet sich gegen den unterstellten Willen der Juden, ihre kulturelle Eigenart offensiv gegen das Deutschtum zu behaupten, was Treitschke als undankbar und frech charakterisierte, da sie der ihnen gewährten Emanzipation doch die Teilhabe am Leben der Nation verdankten. Die Lösung der „Judenfrage“ sei der Weg der Assimilation, der aber nur von wenigen Einzelnen wie Gabriel Rießer oder Felix Mendelssohn Bartholdy beschritten worden sei, während sich das Gros der Juden dagegen sperre. Nach seiner politischen Theorie ging er davon aus, dass ein Jude, der den Willen zur vollen Bejahung seiner Umwelt habe, die Fähigkeit besitze, das deutsche Wesen in sich aufzunehmen und das jüdische Wesen abzustreifen. Eine solche Bekehrung zum Deutschtum mit all seinen spirituellen Werten sei grundsätzlich möglich, müsse aber entschiedener eingefordert werden. Alles Gute an den Juden verdankten sie der Anpassung an die deutsche Welt, dem Judentum selbst wohne hingegen keine positive Kraft inne. Als Religion sei es vielmehr ein überlebtes Relikt, das über eine für den Nationalstaat gefährliche Eigenschaft verfüge, nämlich Solidaritätsbindungen über nationale Schranken hinweg zu schaffen und die Bildung eines übernationalen jüdisch-säkularen Netzwerks zu begünstigen. Die gesunde Hauptrichtung der Geschichte sei dagegen nur in einem modernen Nationalstaat mit christlicher Tradition verwirklicht. Das Judentum dürfe niemals als gleichberechtigte Konfession akzeptiert werden, da auf dieser Basis keine nationale Einheit möglich sei und letztlich als Alternative nur die Vertreibung der Juden bliebe.

Die Rassenlehre, die damals Antisemiten wie Wilhelm Marr und bald darauf Karl Eugen Dühring zur Grundlage der Nationalidee stilisierten, lehnte Treitschke ab. Zwar sprach auch er von der „Mischcultur“ als „zersetzendem“ Faktor, auf den das gesunde „germanische“ Volksempfinden mit Abwehr reagieren müsse. Allerdings hielt er eine „Blutvermischung“ zwischen Juden und Nichtjuden nicht grundsätzlich für schlecht, sondern betrachtete sie auch als Mittel zur Assimilation, da sie „doch zu allen Zeiten das wirksamste Mittel zur Ausgleichung der Stammesgegensätze war.“[18] Die im Rahmen des Antisemitenstreits von seinen Studenten verbreitete Antisemitenpetition hat er nicht unterschrieben, stand den Aktionen zur Unterschriftensammlung aber wohlwollend gegenüber und distanzierte sich erst auf Drängen seines Kollegen Theodor Mommsen im November 1880 davon. Treitschkes Schriften und Vorlesungen an der Berliner Universität um 1880 in dieser Kontroverse haben erheblich dazu beigetragen, in bürgerlichen und akademisch gebildeten Kreisen die Ansicht zu verbreiten und akzeptabel erscheinen zu lassen, dass das Judentum der nationalen Einigung Deutschlands grundsätzlich wesensfremd und feindlich gegenüberstehe.

Treitschke wurde von Teilen der liberalen Presse wegen seiner Äußerungen scharf angegriffen. Seine Haltung führte zu vielen Zerwürfnissen mit Kollegen wie Theodor Mommsen, Harry Breßlau und Johann Gustav Droysen und zum Bruch mit jüdischen Freunden wie Levin Goldschmidt; auch sein enger Freund Franz Overbeck kritisierte ihn deswegen. Er selbst grenzte sich zwar stets vom „Radau-Antisemitismus“ ab, hielt diesen aber für die nachvollziehbare Folge des angeblich viel zu großen Einflusses der Juden, denen er damit die Schuld an antijüdischen Ausschreitungen zuwies. Er verstand sich selbst nicht als Antisemit und verwies zur Rechtfertigung auf seine freundschaftlichen Beziehungen mit jüdischen Einzelpersonen (z. B. hielt er die Grabrede für seinen jüdischen Freund und Bundesbruder Alphons Oppenheim). Treitschke bot sogar an, Beiträge für Josef SchrattenholzAntisemiten-Hammer zu liefern, eine Publikationsreihe, mit der das erklärte Ziel verfolgt werden sollte, den Antisemitismus zu widerlegen.[19] Treitschkes Auffassungen waren aber radikal nationalistisch, wobei nach seinem Verständnis von Nation die Juden als Fremde ausgegrenzt blieben. Treitschke nahm durch seine Äußerungen „dem Antisemitismus den ‚Kappzaum der Scham‘ (Theodor Mommsen) und machte ihn für breite Bevölkerungskreise akzeptabel, die sich vom ‚Radau- und Pöbelantisemitismus‘ distanzierten“.[20] Er leistete damit „einen bedeutenden Beitrag dazu, den Antisemitismus innerhalb des Bürgertums salonfähig zu machen“.[21] Der Historiker Heinrich August Winkler schreibt dazu: „Der Antisemitismus drang mehr und mehr ins liberale Bürgertum ein und gewann eine breite Anhängerschaft unter den Studenten. Der soziale Aufstieg des Antisemitismus folgte dem sozialen Aufstieg der Juden: Die Zahl der akademischen Judengegner wuchs mit der Zahl akademisch gebildeter Juden.“[22]

Auch Friedrich Nietzsche kritisierte Treitschke harsch. In Jenseits von Gut und Böse (1885) schlug er vor, dass „es vielleicht billig und nützlich wäre, die antisemitischen Schreihälse des Landes zu verweisen“[23] – laut Christian Niemeyer war dieser Satz auf Treitschke gemünzt.[24]

Der Historiker Golo Mann charakterisierte Treitschkes Haltung wie folgt:[25]

„Zugleich mit der Judenemanzipation, der neuen bürgerlichen Angleichung, erscheint der neue Antisemitismus. Aber er ist zunächst nicht das, was wir uns darunter vorstellen; er verlangt nicht Ausschließung, sondern völlige Angleichung und Bescheidenheit in der Angleichung; er verlangt Ausschließung nur derer, die sich nicht angleichen wollen. Ich will Ihnen für diese Ansicht, diese Haltung nur ein merkwürdiges Beispiel geben, das des deutschen Historikers Heinrich von Treitschke. Dieser große Schriftsteller gilt gemeinhin als Antisemit, und das war er auch; dennoch hätten etwa die Nazis mit seinem Antisemitismus durchaus nichts anfangen können. Treitschke war ein leidenschaftlicher, zorniger Patriot, sehr entschieden in seinem Urteil, aber mit einem schönen Sinn für das Gerechte und Wahre; etwas Unwahres, etwas Gemeines wäre nie aus seiner Feder gekommen. Und so sah Treitschke nur eine mögliche Lösung der Judenfrage in Deutschland: völliges Aufgehen des zahlenmäßig so geringen Judentums im Deutschtum, Preisgabe jedes eigenen jüdischen Lebensstiles. Er lobte die preußischen Juden, die in den Befreiungskriegen ehrenhaft ihre soldatische Pflicht getan hatten.“

Eine der Folgen der Auseinandersetzung war der über längere Zeit erfolgreiche Versuch Mommsens, Treitschkes Aufnahme in die Preußische Akademie der Wissenschaften zu verhindern (desgleichen seine Mitwirkung an der Herausgeberschaft der Historischen Zeitschrift), mit der Begründung, er sei mehr ein Publizist als Wissenschaftler. 1895 wurde Treitschke dann aber doch noch aufgenommen, vor allem auf energisches Betreiben seines Unterstützers Sybel. Mommsen trat daraufhin aus Protest aus.[26]

Treitschke wurde später von den Nationalsozialisten vereinnahmt und seine antisemitische Haltung wurde in der von Alfred Rosenberg initiierten Volksausgabe seiner Werke durch entstellende Kürzungen, Auslassungen und teilweise gänzliche Neuformulierungen[27] seiner Texte verstärkt.

Die Historikerin Shulamit Volkov sieht die nachhaltige Bedeutung des Antisemitismus Treitschkes darin, dass er eine antisemitische Einstellung in der bürgerlichen Gesellschaft „salonfähig“ gemacht und ihr Zugang zu den deutschen Universitäten verschafft habe.[28]

Der Sozialpädagoge und ehemalige Leiter des Fritz Bauer Instituts Micha Brumlik verglich von Treitschkes Argumentation mit der Thilo Sarrazins und Geert Wilders’ und stellte fest, alle drei hätten gewusst bzw. wüssten, dass man sich mit pöbelnden Judenfeinden bzw. Islamfeinden zwar nicht gemein machen dürfe, dass es jedoch „sinnvoll sein“ könne, deren „Wut als Anlass zu nutzen, ein angebliches Tabu zu knacken, um ein kollektives ‚Wir‘ zu konstituieren.“[29]

Rezeption

Grab von Treitschke auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof Berlin

Wie zu Lebzeiten wirkte Treitschke auch nach seinem Tod polarisierend. Einerseits erkannten auch Kritiker die Gelehrsamkeit, literarische Lebendigkeit und das rhetorische Geschick seiner Darstellung an, andererseits beschuldigte man ihn als preußischen Hofhistoriker häufig einer voreingenommenen und parteilichen Sichtweise. Vertretern des liberalen Historismus seiner Zeit behagte die allzu flammende und emotionale Parteinahme Treitschkes für oder gegen die Protagonisten seiner Erzählung nicht immer, und einige stellten seine Eignung als der Wahrheit verpflichteter, nüchtern urteilender Historiker im Sinne von Rankes deshalb in Frage. Das vaterländische Pathos und die personenzentrierte und nationalgeschichtliche Engführung seiner Geschichtsschreibung führten je nach ideologischem Standpunkt und Nationalität der Rezipienten zu sehr prononcierten Urteilen, apologetischer Zustimmung oder scharfer Ablehnung. Zu denjenigen, die Treitschkes stets für das Preußentum Partei ergreifende Positionen häufig ablehnten, gehörte ein Großteil der ausländischen Nationalhistoriographie; zudem nahmen süddeutsche oder katholische Geschichtsschreiber und Kommentatoren oft konträre Positionen ein, etwa der Mainzer Erzbischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler, der das von Treitschke und anderen vertretene Geschichtsbild als Borussianismus charakterisierte. Die in seinen Werken explizit zum Ausdruck gebrachten konservativen bzw. aus heutiger Sicht reaktionären Ansichten führten zur praktisch einhelligen Ablehnung der Werke Treitschkes seitens der politischen Linken. Beim deutschen Bildungsbürgertum der Kaiserzeit und der Weimarer Zeit und auch noch der frühen Nachkriegszeit galt sein Name indes als sprichwörtlicher Inbegriff für genaues geschichtliches Faktenwissen.

Aus Sicht westlicher Intellektueller war Treitschke einer der „geistigen Repräsentanten“ des preußischen Militarismus und eines „pathologischen, machtversessenen Pangermanismus“.[30]

In jüngerer Zeit und insbesondere nach der Erfahrung des Nationalsozialismus dominiert die Ablehnung Treitschkes wegen seiner antisemitischen Stellungnahmen.[31]

Ehrungen, Kontroversen

Treitschke war Ehrenmitglied des Vereins Deutscher Studenten Berlin im Verband der Vereine Deutscher Studenten.[32] 1887 erhielt er den Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste.

1909 wurde ihm vor der Berliner Universität neben der Statue von Hermann von Helmholtz ein Denkmal errichtet, dem wenig später auch das von Theodor Mommsen zur Seite gestellt wurde. Während das Mommsen-Denkmal noch heute dort steht, wurde das von Treitschke Mitte der 1930er Jahre bei der Renovierung in einen Seitenhof versetzt und 1951 abgebaut und eingeschmolzen.[33]

Nach seinem Tod wurden in vielen Städten Straßen nach Treitschke benannt, was in den letzten Jahren zu Kontroversen führte. So wurde in Nürnberg eine in der Zeit des Nationalsozialismus nach ihm benannte Straße in Steuerwald-Landmann-Straße umbenannt. Im November 2011 beschloss der Gemeinderat Heidelberg nach langjährigem Streit eine Umbenennung der dortigen Treitschkestraße.[34] Die Umbenennung in Goldschmidtstraße erfolgte dann am 29. März 2012.[35]

In anderen Städten wie Berlin, München (seit 1960), Hannover oder Karlsruhe gibt es nach wie vor Treitschkestraßen.[36] Die Umbenennung der Treitschkestraße in Berlin in Kurt-Scharf-Straße wurde 2003 von der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf (BVV) nach ausgiebiger Diskussion abgelehnt.[37] In Berlin-Steglitz und Karlsruhe erklären Informationstafeln die Bedeutung Treitschkes.[38] In Berlin-Steglitz wurde zusätzlich eine angrenzende Grünfläche in Harry-Bresslau-Park umbenannt.[39] Im September 2022 beschloss die BVV die Umbenennung der Treitschkestraße. Wie die Straße in Zukunft heißen soll, ist jedoch noch unklar.[40]

Der Bonner Burschenschaft Frankonia, der Treitschke angehört hatte, musste sich 1935 auflösen und nahm 1940 als NS-Kameradschaft unter dem Namen Kameradschaft Heinrich von Treitschke ihr Gemeinschaftsleben wieder auf.

Privates

Treitschke war seit 1867 mit Emma Freiin von und zu Bodman (1836–1901) verheiratet und hatte drei Kinder. Der Tod seines Sohnes im Januar 1881 an Diphtherie traf ihn und vor allem seine Frau schwer, was Treitschke zusätzlich belastete. Er war fast taub und verständigte sich mit seiner Frau mit Zeichensprache, mit anderen über Zettel. Er reiste viel in Deutschland und in Europa, am meisten in die Schweiz und Tirol, aber auch nach Italien, Frankreich, Schweden, Spanien und England.

Er war eng seit der gemeinsamen Studienzeit mit Franz Overbeck befreundet und stand mit Gustav Freytag im Briefwechsel. Weitere Freunde waren Emil Herrmann und Hermann von Helmholtz.

Treitschke liegt auf dem evangelischen Alten St. Matthäusfriedhof in Berlin-Schöneberg begraben. 1952 erhielt es den Status eines Ehrengrabs des Landes Berlin. Der Status wurde 2003 aberkannt.

Werke

  • Vaterländische Gedichte. Grote’sche Verlags-Buchhandlung, Göttingen 1856 (archive.org PDF).
  • Studien. Hirzel, Leipzig 1857.
  • Die Gesellschaftswissenschaft. Ein kritischer Versuch. Hirzel, Leipzig 1859.
  • Das deutsche Ordensland Preußen. In: Preußische Jahrbücher. Band 10, 1862, S. 95–151 (auch in: Historische und Politische Aufsätze. Band 2, 1871 in überarbeiteter Form).
  • Historische und Politische Aufsätze vornehmlich zur neuesten Deutschen Geschichte. Hirzel, Leipzig 1865.
  • Die Lösung der schleswig-holsteinischen Frage. Eine Erwiderung. Hirzel, Leipzig 1865.
  • Die Zukunft der norddeutschen Mittelstaaten. Reimer, Berlin 1866.
  • Der Krieg und die Bundesreform. Reimer, Berlin 1866.
  • Was fordern wir von Frankreich ? Reimer, Berlin 1870.
  • Cavour. In: ders.: Historische und Politische Aufsätze. Band 1, Hirzel, Leipzig 1870.
  • Zehn Jahre deutscher Kämpfe 1865–1874. Schriften zur Tagespolitik. 2 Bände, Reimer, Berlin 1874.
  • Der Socialismus und seine Gönner. Nebst einem Sendschreiben an Gustav Schmoller. In: Preußische Jahrbücher. Band 34, 1875, S. 67–110 und 248–301.
  • Der Socialismus und der Meuchelmord. Reimer, Berlin 1878.
  • Unsere Aussichten. In: Preußische Jahrbücher. Band 44, 1879, S. 559–576 (gehove.de PDF; 1,2 MB) (Antisemitismusstreit).
  • Herr Graetz und sein Judenthum. In: Preußische Jahrbücher, Bd. 44, 1879, S. 660–670 (gehove.de PDF; 666 kB).
  • Deutsche Geschichte im neunzehnten Jahrhundert. 1879–1894;
  • Noch einige Bemerkungen zur Judenfrage. In: Preußische Jahrbücher. Band 45, 1880, S. 85–95 (gehove.de PDF; 740 kB).
  • Ein Wort über unser Judenthum. 1880 (vier Auflagen), Sonderabdruck aus: Preußische Jahrbücher. Band 44 und 45, 1879 und 1880.
  • Luther und die deutsche Nation. Vortrag. Reimer, Berlin 1884.
  • Rede, gehalten zur Feier der fünfundzwanzigjährigen Regierung Seiner Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm I. im großen Hörsaal der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität am 4. Januar 1886. Vogt, Berlin 1886.
  • Die Zukunft des deutschen Gymnasiums. Hirzel, Leipzig 1890.
  • Der Entwurf des Preußischen Volksschulgesetzes. Cotta, Stuttgart 1892.
  • Gustav Adolf und Deutschlands Freiheit. Vortrag gehalten am 8. Dezember 1894 in der Sing-Akademie zu Berlin. Hirzel, Leipzig 1895.
  • Reden von Heinrich v. Treitschke im Deutschen Reichstage 1871–1884. Hirzel, Leipzig 1896.
  • Deutsche Kämpfe. Neue Folge, Schriften zur Tagespolitik. Hirzel, Leipzig 1896.
  • Politik. Vorlesungen. 1897–1898, 2 Bände, Hirzel, Leipzig 1911–1913.
  • Bilder aus der deutschen Geschichte. 2 Bände, Hirzel, Leipzig, 3. Auflage 1909.
  • Ausgewählte Schriften. 2 Bände, Hirzel, Leipzig, 4. Auflage 1908.
  • Historische und Politische Aufsätze. 4 Bände, Hirzel, Leipzig, 8. Auflage 1918.

Literatur

  • Walter Bußmann: Treitschke. Sein Welt- und Geschichtsbild (= Göttinger Bausteine zur Geschichtswissenschaft. Band 3/4). 2. Auflage, Muster-Schmidt, Göttingen u. a. 1981, ISBN 3-7881-1053-8.
  • Andreas Dorpalen: Heinrich von Treitschke. Yale University Press 1957.
  • Thomas Gerhards: Heinrich von Treitschke. Wirkung und Wahrnehmung eines Historikers im 19. und 20. Jahrhundert. Schöningh, Paderborn 2013, ISBN 978-3-506-77747-8.
  • Georg Iggers: Heinrich von Treitschke. In: Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Historiker. Band 2, Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1971, S. 174–188.
  • Hildegard Katsch: Heinrich von Treitschke und die preußisch-deutsche Frage von 1860–1866. Ein Beitrag zur Entwicklung von Treitschkes politischen Anschauungen (= Historische Bibliothek. Band 40). Oldenbourg, München u. a. 1919.
  • Ulrich Langer: Heinrich von Treitschke. Politische Biographie eines deutschen Nationalisten. Droste, Düsseldorf 1998, ISBN 3-7700-1093-0.
  • Christof Rolker: Heinrich von Treitschke. Werke und Ausgaben. Universität Konstanz, Konstanz 2001 (Volltext Bibliographie).

Weblinks

 Wikisource: Heinrich von Treitschke – Quellen und Volltexte
Commons: Heinrich von Treitschke - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Theodor Urbach: Die Kreuzschule 1866–1921. Ein Gedenkblatt für die alten Cruzianer, Braunschweig 1921, S. 17.
  2. Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens. Band 1, Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert. 2. Auflage. 2010, S. 850, C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59235-5.
  3. Jens Flemming: Rezension von Thomas Gerhards Heinrich von Treitschke. In: Archiv für Sozialgeschichte. 54, 2014, (library.fes.de PDF); Nipperdey bezeichnete so den Sozialhistoriker Hans-Ulrich Wehler. Vgl. Nipperdey: Wehlers Kaiserreich. Eine kritische Auseinandersetzung. in: Geschichte und Gesellschaft. Jahrgang 1, Heft 4, 1971, S. 539–560.
  4. Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens. Band 1, Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert. 2. Auflage. 2010, S. 809, C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59235-5.
  5. Treitschke: Dem Historiker ist nicht gestattet, nach der Weise der Naturforscher das Spätere aus dem Früheren einfach abzuleiten. Männer machen die Geschichte. Die Gunst der Weltlage wird im Völkerleben wirksam erst durch den bewußten Menschenwillen, der sie zu benutzen weiß. In: Deutsche Geschichte im Neunzehnten Jahrhundert. Band 1, S. 28; Treitschke begründete den Personenkult des deutschen Historismus: „Männer machen die Geschichte“ (Band 1, S. 27); Imanuel Geiss: Von der Rechts- zur Linksorthodoxie. Das politisch-ideologische Element in der deutschen Geschichtsschreibung seit 1871, von Treitschke zu Wehler. In: Thomas Stamm-Kuhlmann, Jürgen Elvert, Birgit Aschmann, Jens Hohensee (Hrsg.): Geschichtsbilder. Festschrift für Jürgen Salewski zum 65. Geburtstag (= HMRG. Beihefte 47), Steiner Verlag, Stuttgart 2003, S. 417, books.google.de.
  6. Unter anderem einseitige Archivforschung. Nach Petersdorff (Allgemeine Deutsche Biographie, 1910) waren Treitschke aber wichtige Archive wie etwa in München und Wien trotz seiner Gesuche verschlossen.
  7. Gabriele Clemens: Rezension des Buchs von Thomas Gerhards: Heinrich von Treitschke, in: Sehepunkte, 14, 2014, Nr. 1.
  8. Gabriele Clemens: Rezension von Gerhards, ebd.
  9. Helene Stöcker: Lebenserinnerungen, hrsg. von Reinhold Lütgemeier, Davin u. Kerstin Wolff. Böhlau, Köln 2015, S. 54.
  10. Thomas Gerhards: Heinrich von Treitschke. 2013.
  11. Zum Beispiel G. M. Young: Victorian England. Portrait of an age. Oxford University Press, Oxford 1936, S. 24. Nach Young ist der Ausspruch in einer seiner Berliner Vorlesungen gefallen.
  12. Einflussreich war hier das Buch des Historikers John Adam Cramb: Germany and England. 1914.
  13. Gordon A. Craig: Deutsche Geschichte 1866–1945. Vom Norddeutschen Bund bis zum Ende des Dritten Reiches. Aus dem Englischen von Karl Heinz Siber, 2. Auflage, Beck, München 1999, ISBN 3-406-42106-7, S. 233.
  14. Hermann von Petersdorff: Treitschke, Heinrich von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Bd. 55, Leipzig 1910, S. 263–326.
  15. Treitschke Das deutsche Ordensland Preußen, Insel Verlag. Auf der Schlussseite (S. 96) findet sich zum Beispiel das heute skurril wirkende Zitat: Alltäglich noch tragen Deutsche die Segnungen der Kultur gen Osten. Aber mürrisch wird im Slawenlande der deutsche Lehrer empfangen als ein frecher Eindringling; nur in Preußen blieb er Bürger und Herr des Bodens, den sein Volk der Gesittung gewann.
  16. Heinrich von Treitschke verkündet, „Die Juden sind unser Unglück“ (15. November 1879), Deutsche Geschichte in Dokumenten und Bildern, Band 4
  17. Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1866–1918. Bd. 2: Machtstaat vor der Demokratie C.H. Beck, München 1990, S. 298 f.; Johannes Zechner: Heinrich von Treitschkes Antisemitismus und die deutsche Geschichtswissenschaft. In: Heinrich-Böll-Stiftung (Hrsg.): Gedächtnispolitik – Eine kritische Zwischenbilanz. Berlin 2003, S. 94–113.
  18. Treitschke: „Die Emancipation hat insofern günstig gewirkt, als sie den Juden jeden Grund berechtigter Beschwerden entzog. Aber sie erschwert auch die Blutvermischung, die doch zu allen Zeiten das wirksamste Mittel zur Ausgleichung der Stammesgegensätze war.“ (Aus: Noch ein paar Bemerkungen zur Judenfrage, Treitschkes Erwiderung auf die Kritik Harry Bresslaus in seiner Schrift Zur Judenfrage).
  19. Peter G. J. Pulzer: Die Entstehung des politischen Antisemitismus in Deutschland und Österreich 1867–1914. Göttingen 2004, S. 263.
  20. Christoph Jahr: Antisemitismus vor Gericht. Debatten über die juristische Ahndung judenfeindlicher Agitation in Deutschland (1879–1960) (= Wissenschaftliche Reihe des Fritz Bauer Instituts. Band 16), Frankfurt am Main/New York 2001, S. 97.
  21. Peter Walkenhorst: Nation – Volk – Rasse. Radikaler Nationalismus im Deutschen Kaiserreich 1890–1914 (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft. Band 176). Göttingen 2007, S. 52.
  22. Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens. Band 1, Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert. 2. Auflage. 2010, S. 841, C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59235-5.
  23. Friedrich Nietzsche: Jenseits von Gut und Böse. In: Karl Schlechta (Hrsg.): Friedrich Nietzsche: Werke in drei Bänden. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1997, Bd. 2, S. 716 ff, das Zitat auf S. 718.
  24. Christian Niemeyer: Treitschke, Heinrich von. In: Derselbe (Hrsg.): Nietzsche-Lexikon. 2. Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2011, ISBN 978-3-534-24028-9, S. 378.
  25. Golo Mann: Über Antisemitismus. In: Geschichte und Geschichten. Fischer, Frankfurt am Main 1961, S. 178.
  26. Karsten Krieger: Treitschke, Heinrich Gotthard von. In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart Band 2: Personen De Gruyter Saur, Berlin 2009, ISBN 978-3-598-44159-2, S. 839.
  27. Thomas Gerhards, zitiert nach der Rezension von Gabriele Clemens, loc. cit.
  28. Shulamit Volkov: Antisemitismus als kultureller Code. Zehn Essays. Beck, München 2000, ISBN 3-406-42149-0, S. 31.
  29. Micha Brumlik: „Neuer und alter Antisemitismus in Deutschland. Analyse und pädagogische Interventionen.“ In: Mechtild Gomolla, Ellen Kollender, Marlene Menk (Hrsg.): Rassismus und Rechtsextremismus in Deutschland. Figurationen und Interventionen in Gesellschaft und staatlichen Institutionen. Beltz Juventa, Weinheim 2018, S. 72
  30. Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens. Band 2. Die Zeit der Weltkriege 1914–1945. 3. Auflage. 2016, S. 29f, C. H. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-59236-2.
  31. Eine ausführliche Darstellung seiner Rezeption findet sich in dem Buch von Thomas Gerhards, Heinrich von Treitschke, 2013 (Dissertation).
  32. Marc Zirlewagen: Biographisches Lexikon der Vereine Deutscher Studenten. BoD – Books on Demand, Norderstedt 2014.
  33. Rüdiger von Bruch Zum 100. Todestag Heinrich von Treitschkes, Humboldt-Universität Berlin (Memento vom 20. August 2010 im Internet Archive).
  34. Die Treitschke- wird zur Goldschmidtstraße (Memento vom 17. Dezember 2012 im Webarchiv archive.is). RNZ, 12. November 2011, abgerufen am 12. November 2012.
  35. Was lange währt, ist endlich gut: Treitschkestraße ist jetzt umbenannt. In: RNZ, 2. April 2012, abgerufen am 25. September 2018.
  36. 50 Jahre Münchner Treitschkestraße. haGalil.com vom 19. Januar 2010.
  37. Kleine Anfrage, Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf, KA 298/II, 2003, pdf (Memento vom 27. Mai 2014 im Internet Archive)
  38. npd-blog.info
  39. Pressemitteilung vom 14. November 2008 (Memento vom 7. November 2012 im Internet Archive).
  40. Boris Buchholz: Was für ein Paukenschlag kurz vor Mitternacht, Tagesspiegel-Newsletter für Steglitz-Zehlendorf, 15. September 2022
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