Vier-Elemente-Lehre und Anthroposophische Gesellschaft: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:4-Elemente-Eigenschaften.jpg|miniatur|300px|Die 4 Elemente und ihrer grundlegenden Eigenschaften]]
Die '''Anthroposophische Gesellschaft''' ist nach ihrem Selbstverständnis „eine Gemeinschaft von Menschen, die überzeugt sind, dass die Aufgaben, die Gegenwart und Zukunft stellen, nur durch eine spirituelle Vertiefung des Lebens gelöst werden können“.


Nach der klassischen '''Vier-Elemente-Lehre''' besteht alles [[Sein]] aus den vier Grundelementen [[Feuer]], [[Wasser]], [[Luft]] und [[Erde (Element)|Erde]].  
Die '''Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft''' ('''AAG''') - die nicht identisch ist mit der [[Wikipedia:1923|1923]] bei der [[Weihnachtstagung]] gegründeten Anthroposophischen Gesellschaft - mit Sitz am [[Goetheanum]] in [[Wikipedia:Dornach|Dornach]] ist weltweit tätig. Sie ist dezentral in örtlichen Zweigen, regionalen Zentren und Landesgesellschaften organisiert, die wirtschaftlich autonom, ihre Tätigkeiten selbständig organisieren. Außerdem ist sie Träger der [[Freie Hochschule für Geisteswissenschaft|Freien Hochschule für Geisteswissenschaft]] am Goetheanum.  


== Griechische Philosophen ==
<div style="margin-left:20px">
„Die Anthroposophische Gesellschaft ist eine durchaus öffentliche. Ihr Mitglied kann jedermann ohne Unterschied der Nation, des Standes, der Religion, der wissenschaftlichen oder künstlerischen Überzeugung werden, der in dem Bestand einer solchen Institution, wie sie das Goetheanum in Dornach als Freie Hochschule für Geisteswissenschaft ist, etwas Berechtigtes sieht.“<br>(Statuten der Anthroposophischen Gesellschaft von 1923, Artikel 4)
</div>


=== Vorläufer: Thales, Anaximes und Heraklit===
Ziel dieser Hochschule soll die „Forschung auf geistigem Felde” sein, Ziel der Gesellschaft die Ermöglichung einer solchen Forschung sowie die Pflege des seelischen Lebens im einzelnen Menschen und in der Gemeinschaft aufgrund dieser Forschung. Ihre Aufgabe versucht die Gesellschaft aufgrund ihrer Satzung dadurch zu lösen, dass sie die anthroposophische Geisteswissenschaft mit ihren Ergebnissen für die ''Brüderlichkeit im menschlichen Zusammenleben, für das moralische und religiöse sowie für das künstlerische und allgemein geistige Leben im Menschenwesen'' zum Mittelpunkt ihrer Bemühungen macht.
Der [[Griechen|griechische]] Philosoph [[Thales von Milet]] in [[Wikipedia:Ionien|Ionien]] vertrat die Ansicht, dass alle Stoffe nur verschiedene Aspekte des Urstoffes Wasser darstellen, denn Wasser war seiner Ansicht nach in größter Menge vorhanden. Er stellte sich vor, dass die Erde als flache Scheibe auf Wasser schwimmen würde und dass auch über dem Halbkugeligen Himmelsgewölbe Wasser vorhanden sei.


Seine Theorien fanden große Anerkennung, es wurde jedoch angefochten, dass Wasser der Urstoff sei. In den folgenden Jahrhunderten führten astronomische Überlegungen in Griechenland zu dem Schluss, dass der Himmel eine Kugel sei, in dessen Mitte sich die ebenfalls kugelförmige Erde befinde.
===Geschichte===
Die erste Anthroposophische Gesellschaft wurde [[Wikipedia:1913|1913]] durch [[Michael Bauer]], [[Marie von Sivers]] und [[Carl Unger]] [[Wikipedia:Köln|Köln]] gegründet; sie ging aus der [[Theosophische Gesellschaft|Theosophischen Gesellschaft]] hervor, aus der Steiner zuvor aufgrund gravierender Differenzen um die Interpretation des [[Christentum]]s und des Christus ausgeschlossen worden war (Steiner weigerte sich, den indischen Jungen [[Krishnamurti]] als [[Reinkarnation|wiederverkörperten]]  Christus zu sehen).


[[Anaximenes]] - ebenfalls aus [[Wikipedia:Milet|Milet]] - kam zu dem Schluss, dass die Luft der Urstoff sei und zum Mittelpunkt des Universums hin zusammengepresst werde, wodurch die anderen Elemente Wasser und Erde entständen.
Als Zentrum baute man das von [[Rudolf Steiner]] entworfene und bis ins Detail beim Bau von ihm überwachte [[Goetheanum]], welches am 31. Dezember [[Wikipedia:1922|1922]] durch Brandstiftung zerstört wurde.


[[Heraklit]] aus der Nachbarstadt [[Ephesus]] war der Ansicht, dass das sich stets wandelnde und verändernde Feuer der Urstoff sein müsse, da sich im Universum alles wandelt.
[[Wikipedia:1923|1923]] wurde die Gesellschaft unter der Bezeichnung '''Anthroposophische Gesellschaft''' mit [[Rudolf Steiner]] als Vorsitzenden neu begründet.<br>Im Jahr [[Wikipedia:1924|1924]] wurde der Grundstein für das [[Goetheanum|Zweite Geotheanum]] gelegt.<br> Nach Steiners Tod im Jahr [[Wikipedia:1925|1925]] übernahm [[Albert Steffen]] den Vorsitz der '''Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft''', die mit der Anthroposophischen Gesellschaft aber nicht identisch ist, sondern am [[Wikipedia:8. Februar|8. Februar]] [[Wikipedia:1925|1925]] aus dem Verein des Goetheanum hervorgegangen ist.


=== Empedokles ===
In der Ära des [[Wikipedia:Nationalsozialismus|Nationalsozialismus]] wurde am 15. November [[Wikipedia:1935|1935]] die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft wegen „internationaler Einstellung und engen Beziehungen zu ausländischen Freimaurern, Juden und Pazifisten“ verboten.


[[Datei:Vier-elemente-theorie.svg|mini|300px|Übersicht über die vier Elemente der Antike]]
Unmittelbar nach dem [[Wikipedia:Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] kam es in Deutschland zu einem Neubeginn und weltweit zu einer Ausweitung [[Anthroposophie|anthroposophischer]] Initiativen, vor allem durch die Gründung von Einrichtungen in den Bereichen [[Waldorfpädagogik|Pädagogik]], [[Medizin]], [[Heilpädagogik]] und [[Landwirtschaft]].


Die breiteste Wirkung hatte ihre Formulierung durch den griechischen Naturphilosophen [[Empedokles]] im 5.&nbsp;Jahrhundert v. Chr.. Die Vorgänger von Empedokles haben den vier Elementen nur Eigenarten zugeschrieben, die wir heute den [[Aggregatzustand|Aggregatzuständen]] zuordnen. Ein Beispiel dafür ist die Verflüssigung eines Gases durch [[Druck (Physik)|Druck]] bei Anaximenes. Auch dass feste Stoffe bereits bei Empedokles’ Vorgängern dem Element Erde zugeordnet werden, flüssige dem Wasser und gasförmige der Luft, entspricht dem heutigen Konzept der Aggregatzustände.
===Siehe auch===
 
[[Anthroposophie]], [[Rudolf Steiner]], [[Goetheanum]]
Dieses Schema wurde bei Empedokles beibehalten. Zusätzlich schrieb Empedokles den Elementen aber noch eine Eigenart zu, die unseren heutigen [[Chemisches Element|Elementen]] aus dem [[Periodensystem der chemischen Elemente]] entspricht: Er nahm an, die vier Elemente wären ewig existierende und unveränderliche Grundsubstanzen, die durch Mischung die Vielfalt der Stoffe bilden.
 
Auch wenn diese Prinzipien in Teilen schon auf die moderne Wissenschaft hindeuten, darf nicht übersehen werden, dass bei Empedokles die vier Elemente zunächst als Götter eingeführt wurden. Es herrscht jedoch keine Einigkeit darüber, welchem Gott er welches Element zuordnete. Einige Autoren gehen davon aus, dass das Feuer dem [[Zeus]], die Luft der [[Hera]], die Erde dem Aidoneus ([[Hades]]) und das Wasser der [[Nestis]] ([[Persephone (Mythologie)|Persephone]]) zugeordnet war, andere deuten Empedokles Texte in dem Sinne, dass Hera der Erde und Aidoneus der Luft zugeordnet gewesen sei.<ref name="Straube">Ingrid Straube: ''Die Quellen der Philosophie sind weiblich: Vom Einfluss weiser Frauen auf die Anfänge der Philosophie.'' ein-FACH-Verlag, Aachen 2001, S.&nbsp;31–32 ISBN 978-3-928089-29-6</ref><ref name="Bröcker">Walter Bröcker: ''Die Geschichte der Philosophie vor Sokrates.'' 2. Aufl. Klostermann, Wiesbaden 1986 ISBN 978-3-465-01706-6</ref><ref name="Gottwein">[http://www.gottwein.de/Grie/vorsokr/VSEmped01.php Egon Gottwein: ''Vorsokratische Philosophie'']</ref><ref name="Fairbanks">[http://history.hanover.edu/texts/presoc/emp.html Arthur Fairbanks: Empedocles Fragments and Commentary]</ref><ref name="Bartsch">Walter L. Strauss/John T. Spike (Hrsg.): ''[[Wikipedia:Adam von Bartsch|The Illustrated Bartsch]]''. New York 1978 -:  Zahlreiche Darstellungen der vier Elemente von verschiedenen Künstlern aus dem 15. bis 19.&nbsp;Jahrhundert in mehreren Bänden</ref>.
 
Durch die Zuordnung der Elemente zu  Gottheiten bekamen die vier Elemente weitere Eigenschaften, die sich nicht nur in den medizinischen Bereich (vgl. [[Humoralpathologie]]), sondern auch in die Psychologie erstrecken. Dem Feuer wurde Zielstrebigkeit, Ehrgeiz, Engagement zugeordnet. Wasser ist das sanfte Element, das nachgiebige und weiche, das Luftelement ist quirlig, flexibel und veränderungorientiert und letztlich steht Erde für das Festgefügte, Starre und Beständige. Alle Dinge besitzen damit eine charakteristischen Anteil der vier Elemente. Federn sind vorwiegend Luft, Steine einen hohen Anteil an Erdelement. Dabei besitzt Bimsstein wiederum viel Luftelement, Bergkristall das Wasserelement und Pyrit anteilig Feuerelement<ref name="Böhme">Gernot und Hartmut Böhme: ''Feuer, Wasser, Luft, Erde. Eine Kulturgeschichte der Elemente.'' Beck, München 1996, ISBN 3-406-41292-0.</ref>. Auch auf den Menschen trifft danach eine individuelle Mischung dieser vier Elemente zu. Krankheiten sind mithin ein Ungleichgewicht der Elemente. Der Mediziner früherer Zeit behandelte Krankheiten durch Zufuhr eines fehlenden Elements über die Nahrung oder durch Heilpflanzen oder er leitete ein Zuviel ab. Ausleitungsverfahren, die heute von Heilpraktikern angewendet werden, beruhten ursprünglich auf dieser Vorstellung.<ref name="Böhme" /><ref name="Bingen">Hildegard von Bingen: ''Heilkraft der Natur. „Physika“.'' 2. Aufl. Christiana-Verlag, Stein am Rhein 2005, ISBN 978-3-7171-1129-0.</ref>
 
=== Platon und Aristoteles ===
 
{| style="border:0px solid #ddd; text-align:center; margin: auto;" cellspacing="5"
| [[Datei:Dodecahedron.gif|150px]] || [[Datei:Tetrahedron.gif|150px]] || [[Datei:Octahedron.gif|150px]] || [[Datei:Icosahedron.gif|150px]] || [[Datei:Hexahedron.gif|150px]] ||
|-
| [[Dodekaeder]] – [[Kosmos]] || [[Tetraeder]] – [[Feuer]] || [[Oktaeder]] – [[Luft]] || [[Ikosaeder]] – [[Wasser]] ||  [[Würfel]] – [[Erde (Element)|Erde]]
|}
 
Die Vier-Elemente-Lehre wurde von späteren griechischen [[Philosophie|Philosophen]] weiterentwickelt. [[Platon]] ordnete jedem der vier Elemente einen [[Platonische Körper|regelmäßigen Körper]] zu.
 
[[Aristoteles]] gab die klassische Definition des Elements, die letzlich auch viel später in die [[Chemie]] übernommen wurde, dort allerdings nicht mehr auf die vier klassischen Elemente bezogen, sondern auf die weit größere Zahl der [[Chemisches Element|chemischen Elemente]]:
 
{{Zitat|Es sei uns demnach ein Element derjenige unter den Körpern, in welchen die übrigen Körper zerlegt werden als in einen in ihnen potentiell oder aktuell enthaltenen (in welcher nämlich von diesen beiden Weisen, ist noch streitig), und welcher selbst nicht mehr in andere der Art nach verschiedene geteilt werden kann; irgendetwas Derartiges nämlich wollen alle und bei allen Dingen als das Element bezeichnen.|Aristoteles|Über den Himmel'' III,3 302a <ref>Aristoteles: ''Vier Bücher über das Himmelsgebäude. Zwei Bücher über Entstehen und Vergehen'', Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1857, S. 209 [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/bibliothek/Philosophie/Aristoteles/Aristoteles_Werke_Vier_B%FCcher_%FCber_das_Himmelsgebaude.pdf#page=214&view=Fit pdf]</ref>}}
 
[[Datei:Bild 268xyz.jpg|thumb|500px|Die [[Aristoteles|aristotelische]] Elementenlehre in Verbindung mit der anthroposophisch-galenischen [[Temperamente|Temperamendenlehre]]]]
 
Aristoteles leitete die vier Elementen dynamisch aus den Eigenschaften ''warm/kalt'' ({{polytonisch|θερμὸν / ψυχρὸν}} ''thermòn/psychròn'') und  ''trocken/feucht'' ({{polytonisch|ὑγρὼν / ξηρὸν}} ''hygròn/xeròn'') ab: [[Feuer]] = ''warm + tocken'', [[Luft]] = ''warm + feucht'', [[Wasser]] = ''kalt + feucht'' und [[Erde (Element)|Erde]] =  ''kalt + trocken''. Diese Gegensatzpaare, die Aristoteles nicht bloß als [[subjektiv]]e Eindrücke, sondern als [[objektiv]]e [[Realität]]en auffasst, die auch Veränderungen bewirken oder erfahren können, werden nach seiner Ansicht durch Berührung mit dem [[Tastsinn]] erfasst, der ihm zur [[Wahrnehmung]] der [[physisch]]-[[körper]]lichen Welt, zu der er die Elemente rechnet, geeigneter erscheint als der an sich höhere [[Sehsinn]]. Der Begriff „Tastsinn“ ist dabei sehr weit gefasst; eigentlich müsste man von einer Art „Spürsinn“ sprechen, denn [[Feuer]] und [[Luft]] kann man zwar nicht im eigentlichen Sinn tasten, wohl aber spüren:
 
{{Zitat|Gegensätzlichkeiten gemäß der Berührung sind aber folgende:
warm – kalt, trocken – naß, schwer – leicht, hart – weich,
leimig – spröde, rauh – glatt, dick – dünn. Von ihnen aber sind
schwer und leicht nicht wirkungs- und leidensfähig; denn sie
werden nicht dadurch begriffen, daß sie etwas anderes bewirken
oder von anderem leiden. Doch muß es so sein, daß die
Elemente miteinander wirkungs- und leidensfähig sind. Denn
sie mischen und verwandeln sich ineinander.
 
Warmes und Kaltes und Trockenes und Nasses hingegen
werden dadurch begriffen, daß sie teils wirkungs-, teils leidensfähig
sind: Denn ›warm‹ ist das, was Homogenes zusammenschließt
(denn die Trennung, welche, wie man sagt, das Feuer
bewirkt, ist ein Zusammenschließen des Gleichartigen – damit
einher geht nämlich, daß es das Fremde ausscheidet), ›kalt‹ hingegen
ist das Zusammenführende und -schließende gleicher maßen für das Verwandte und das nicht Gleichartige; ›naß‹
dagegen ist das durch eigene Grenze Unbestimmte, doch Geschmeidige
für sie; ›trocken‹ das zwar Scharfumrissene durch
eigene Grenze, jedoch Ungeschmeidige. Das Dünne und Dicke
und Leimige und Spröde und Harte und Weiche und die anderen
Unterschiede aber sind aus diesen.|Aristoteles|''Über Entstehen und Vergehen'' II,2 329 b <ref>nach der Übersetzung von [[Wikipedia:Thomas Buchheim|Thomas Buchheim]] (2011), S. 97ff; vgl. auch die Übersetzung von [[Wikipedia:Carl Prantl|Carl Prantl]] (1857) S. 439ff [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/bibliothek/Philosophie/Aristoteles/Aristoteles_Werke_Vier_B%FCcher_%FCber_das_Himmelsgebaude.pdf#page=444&viewe=Fit pdf]</ref>}}
 
Die vier Elemente bewegen sich entsprechend ihrer jeweiligen Natur geradlinig entweder zum Zentrum, also zur [[Erde (Planet)|Erde]], hin oder von dieser weg. Das Erdelement, das der [[Schwere]] am meisten unterliegt, bewegt sich zum Mittelpunkt, in etwas geringerem Maße auch das Wasser. Das Feuer jedoch bewegt sich geradlinig vom Zentrum weg und in geringerem Grad auch die Luft.
 
Außerdem fügte Aristoteles den [[Äther]] als [[fünftes Element]] (die [[Quintessenz]]) hinzu, aus dem die ewig auf Kreisbahnen laufenden unvergänglichen und unveränderlichen [[Himmelskörper|himmlischen Körper]] bestehen sollten.
 
=== Stoiker ===
 
Die [[Stoa|Stoiker]] entwickelten die Lehre weiter, indem sie das [[Pneuma]] einführten. Das rohe Pneuma wird über die Atmung aufgenommen und durch das Feuer der Leber „verkocht“, das heißt für den Körper verwendungsfähig gemacht. Alle Elemente, die vom Körper aufgenommen werden, müssen erst durch das Feuer der Verdauung (insbesondere der Leber) aktiviert werden, Luft und Feuer gehören zu den aktiven Elementen. Dementsprechend wurden Luft und Feuer als aktive pneumaartige Elemente und Erde und Wasser als passive Elemente angesehen. Pneuma erfüllte viele Funktionen, die Aristoteles dem Äther zuordnete.<ref name="Böhme" /><ref name="Lorscher">Ulrich Stoll: ''Das Lorscher Arzneibuch.'' Steiner, Stuttgart 1992, ISBN 3-515-05676-9 (zugleich Diss. 1989).</ref>
 
Diese Theorie wurde in dieser Form in Europa über das Mittelalter erhalten und blieb in der Medizin bis zur Aufklärung die bestimmende Grundlage.
 
== Alchemie ==
===Der Umweg über Ägypten und Arabien===
[[Alexander der Große]] eroberte das Persische Reich, das nach seinem Tod 323 v. Chr. auseinanderbrach. Ptolemäus, einer von Alexanders Generälen ließ in [[Wikipedia:Alexandria|Alexandria]] den Musen einen Tempel, ein "Museum" bauen, das in seiner Funktion etwa einer heutigen [[Wikipedia:Universität|Universität]] entspricht. Das Museum mit der [[Wikipedia:Bibliothek von Alexandria|Bibliothek von Alexandria]] wurde in der Folgezeit zu einem Zentrum wissenschaftlicher Forschung. Dort verband sich die griechische Philosophie mit der ägyptischen Beherrschung der angewandten Chemie. Da in Ägypten chemische Kenntnisse eng mit der Religion verbunden waren, hatte das zwei Auswirkungen:
* Es wurde eine spirituelle Note in die Elementelehre eingebracht, die Beschäftigung mit dem feinstofflichen, die die jetzige Alchemie im Gegensatz zur jetzigen Chemie kennzeichnet.
* Das Wissen wurde als Geheimwissen betrachtet und die Angewohnheit Texte über Alchemie absichtlich unverständlich zu schreiben, wurde eingeführt
 
641 fielen die Araber in Ägypten ein und nannten die Chemie, die vorher Chemeia genannt worden war Al-kimiya. Sie übernahmen das Chemische Wissen und es gelangte dann durch die Kreuzzüge zurück nach Europa.
 
===Ab dem Mittelalter in Europa===
In der Alchemie des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit spielen die vier Elemente und die Quintessenz als fünftes Element eine wesentliche Rolle.
 
Nach dem maßgeblich durch [[Theophrast von Hohenheim|Paracelsus]] im [[Wikipedia:16. Jahrhundert|16. Jahrhundert]] formulierten [[Wikipedia:Mittelalter|mittelalterlichen]] Volksglauben stehen den vier Elementen jeweils bestimmte [[Elementarwesen]] vor:
 
* [[Feuergeist]]er oder [[Salamander]],
* [[Luftgeist]]er oder [[Sylphen]],
* [[Wassergeist]]er oder [[Undinen]],
* [[Erdgeist]]er oder [[Gnome]].
 
Die Vier-Elemente-Lehre wurde von der [[Astrologie]] übernommen. Dabei wurde jedes der [[Tierkreiszeichen]] einem der vier Elemente zugeordnet.
 
=== Übersicht ===
Die nachfolgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Elemente und die ihnen zugeordneten Körper, Eigenschaften, Tierkreiszeichen, Elementarwesen und Himmelsrichtungen.<ref name="Böhme" /><ref name="Lorscher" /><ref>C. G. Jung: ''Archetypen''. dtv-Verlag, 1997 ISBN 3-423-35125-X</ref><ref>C. G. Jung, K. Kerenyi: ''Einführung in das Wesen der Mythologie.'' Rascher, Zürich 1941.</ref>
 
{| class="wikitable"
|- class="hintergrundfarbe5"
! [[Elemente]]
! [[Wesensglieder]]
! [[Platonischer Körper]]
! [[Eigenschaft]]
! [[Tierkreiszeichen]]
! [[Elementarwesen]]
! [[Himmelsrichtungen|Himmelsrichtung]]
! [[Erzengel]]
! [[Temperamente|Temperament]]
! [[Symbol]]
|-
| [[Feuer]] || [[Ich]] || [[Tetraeder]] || warm + trocken
| [[Widder (Tierkreiszeichen)|Widder]], [[Löwe (Tierkreiszeichen)|Löwe]], [[Schütze (Tierkreiszeichen)|Schütze]]
| [[Salamander]] || [[Süden]] ||  [[Michael (Erzengel)|Michael]] || [[Choleriker]] || [[Datei:Element Feuer.png|12x12px|zentriert|Feuer]]
|-
| [[Luft]] || [[Astralleib]] || [[Oktaeder]] || warm + feucht
| [[Zwillinge (Tierkreiszeichen)|Zwillinge]], [[Waage (Tierkreiszeichen)|Waage]], [[Wassermann (Tierkreiszeichen)|Wassermann]]
| [[Sylphe|Sylphen]] || [[Osten]] || [[Raphael (Erzengel)|Raphael]] || [[Sanguiniker]] || [[Datei:Element Luft.png|12x12px|zentriert|Luft]]
|-
| [[Wasser]] || [[Ätherleib]] || [[Ikosaeder]] || kalt + feucht
| [[Krebs (Tierkreiszeichen)|Krebs]], [[Skorpion (Tierkreiszeichen)|Skorpion]], [[Fische (Tierkreiszeichen)|Fische]]
| [[Undinen]] || [[Norden]] || [[Gabriel (Erzengel)|Gabriel]] || [[Phlegmatiker]] || [[Datei:Element Wasser.png|12x12px|zentriert|Wasser]]
|-
| [[Erde (Element)|Erde]] || [[physischer Leib]] || [[Würfel (Geometrie)|Würfel]] || kalt + trocken
| [[Stier (Tierkreiszeichen)|Stier]], [[Jungfrau (Tierkreiszeichen)|Jungfrau]], [[Steinbock (Tierkreiszeichen)|Steinbock]]
| [[Gnome]] || [[Westen]] || [[Uriel (Erzengel)|Uriel]] || [[Melancholiker]] || [[Datei:Element Erde.png|12x12px|zentriert|Erde]]
|}
 
== Heutige Bedeutung ==
=== Robert Boyle und das Periodensystem der Elemente ===
Die Vier-Elemente-Lehre war bis ins 17. Jahrhundert hinein bestimmend für die [[Chemie]], die bis dahin durchweg [[Alchemie]] genannt wurde. Erst [[Wikipedia:Robert Boyle|Robert Boyle]] leitete die Entwicklung ein, die zum heutigen [[Periodensystem der Elemente]] führte, indem er nur noch diejenigen Stoffe als Elemente anerkannte, die sich nicht in andere Stoffe zerlegen lassen. Er nahm auch die Umbenennung der Alchemie in Chemie vor, so dass jetzt nur noch die [[Esoterik|esoterische]] Richtung der Chemie als Alchemie bezeichnet wird.
 
Da der Begriff "Element" dadurch seinen Bezug zu den Aggregatzuständen verlor, wurde der Begriff [[Aggregatzustand]] neu geprägt.
 
=== Kunst ===
In der Kunstgeschichte stößt man auf zahlreiche [[Allegorie|allegorische]] Darstellungen der Elemente.
 
=== Die chinesische Fünf-Elemente-Lehre ===
 
In der chinesischen Kultur gibt es ein verwandtes Modell, die [[Fünf-Elemente-Lehre]], nach der die fünf Grundelemente [[Metall]], [[Holz (Element)|Holz]], [[Erde (Element)|Erde]], [[Wasser]] und [[Feuer]] sind.
 
== Die Entstehung der Elemente aus geisteswissenschaftlicher Sicht ==
Aus geisteswissenschaftlicher Sicht sind die vier Elemente nach und nach im Zuge der planetarischen [[Weltentwicklungsstufen]] entstanden; dabei differenzierten sich auch die einzelnen [[Äther]]zustände heraus:
 
# Auf dem [[Alter Saturn|alten Saturn]] entstand durch die [[Throne]], die ihre [[Wille]]nsubstanz hinopferten, das [[Feuer]]element und eng damit verbunden der [[Wärme]]äther. 
#Auf der [[Alte Sonne|alten Sonne]] verdichtete sich ein Teil der Wärme einerseits zum [[Luft]]element und verfeinerte sich anderseits zum [[Lichtäther]].
#Auf dem [[Alter Mond|alten Mond]] fand eine weitere Verdichtung zum [[Wasser]]element statt, während zugleich der [[Klangäther]] entstand.
#Auf der [[Erde]] wurde mit dem [[Erdelement]] der dichteste Zustand erreicht und es bildete sich Hand in Hand damit die höchste Ätherart, der [[Lebensäther]] heraus.
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Vier-Elemente-Lehre}}
 
== Literaturhinweise ==
 
* [[Wikipedia:Isaac Asimov|Isaac Asimov]]; 1969; Kleine Geschichte der Chemie. Vom Feuerstein bis zur Kernspaltung; München: Wilhelm Goldmann Verlag
* Wilhelm Strube; 1976; Der historische Weg der Chemie; Leipzig: VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/zahlenmystik_elemente.pdf Die vier Elemente und die vier Temperamente] PDF


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.anthroposophie-de.com/ Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland e.V.]
* [http://www.anthroposophische-gesellschaft.de/ Anthroposophische Gesellschaft]
* [http://www.goetheanum.org/ Das Goetheanum Sitz der AAG und der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft]


* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/elementenlehre.html Projekt Elemente] Website
[[Kategorie:Anthroposophische Gesellschaft]]
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Navigationsleiste Elemente}}


[[Kategorie:Naturphilosophie]]
[[Kategorie:Temperamente]]
[[Kategorie:Vorsokratik]]
[[Kategorie:Elemente]]
[[Kategorie:Hermetik]]
[[Kategorie:Alchemie]]
[[en:Classical element]]
{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 8. Februar 2010, 01:53 Uhr

Die Anthroposophische Gesellschaft ist nach ihrem Selbstverständnis „eine Gemeinschaft von Menschen, die überzeugt sind, dass die Aufgaben, die Gegenwart und Zukunft stellen, nur durch eine spirituelle Vertiefung des Lebens gelöst werden können“.

Die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft (AAG) - die nicht identisch ist mit der 1923 bei der Weihnachtstagung gegründeten Anthroposophischen Gesellschaft - mit Sitz am Goetheanum in Dornach ist weltweit tätig. Sie ist dezentral in örtlichen Zweigen, regionalen Zentren und Landesgesellschaften organisiert, die wirtschaftlich autonom, ihre Tätigkeiten selbständig organisieren. Außerdem ist sie Träger der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum.

„Die Anthroposophische Gesellschaft ist eine durchaus öffentliche. Ihr Mitglied kann jedermann ohne Unterschied der Nation, des Standes, der Religion, der wissenschaftlichen oder künstlerischen Überzeugung werden, der in dem Bestand einer solchen Institution, wie sie das Goetheanum in Dornach als Freie Hochschule für Geisteswissenschaft ist, etwas Berechtigtes sieht.“
(Statuten der Anthroposophischen Gesellschaft von 1923, Artikel 4)

Ziel dieser Hochschule soll die „Forschung auf geistigem Felde” sein, Ziel der Gesellschaft die Ermöglichung einer solchen Forschung sowie die Pflege des seelischen Lebens im einzelnen Menschen und in der Gemeinschaft aufgrund dieser Forschung. Ihre Aufgabe versucht die Gesellschaft aufgrund ihrer Satzung dadurch zu lösen, dass sie die anthroposophische Geisteswissenschaft mit ihren Ergebnissen für die Brüderlichkeit im menschlichen Zusammenleben, für das moralische und religiöse sowie für das künstlerische und allgemein geistige Leben im Menschenwesen zum Mittelpunkt ihrer Bemühungen macht.

Geschichte

Die erste Anthroposophische Gesellschaft wurde 1913 durch Michael Bauer, Marie von Sivers und Carl Unger Köln gegründet; sie ging aus der Theosophischen Gesellschaft hervor, aus der Steiner zuvor aufgrund gravierender Differenzen um die Interpretation des Christentums und des Christus ausgeschlossen worden war (Steiner weigerte sich, den indischen Jungen Krishnamurti als wiederverkörperten Christus zu sehen).

Als Zentrum baute man das von Rudolf Steiner entworfene und bis ins Detail beim Bau von ihm überwachte Goetheanum, welches am 31. Dezember 1922 durch Brandstiftung zerstört wurde.

1923 wurde die Gesellschaft unter der Bezeichnung Anthroposophische Gesellschaft mit Rudolf Steiner als Vorsitzenden neu begründet.
Im Jahr 1924 wurde der Grundstein für das Zweite Geotheanum gelegt.
Nach Steiners Tod im Jahr 1925 übernahm Albert Steffen den Vorsitz der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft, die mit der Anthroposophischen Gesellschaft aber nicht identisch ist, sondern am 8. Februar 1925 aus dem Verein des Goetheanum hervorgegangen ist.

In der Ära des Nationalsozialismus wurde am 15. November 1935 die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft wegen „internationaler Einstellung und engen Beziehungen zu ausländischen Freimaurern, Juden und Pazifisten“ verboten.

Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg kam es in Deutschland zu einem Neubeginn und weltweit zu einer Ausweitung anthroposophischer Initiativen, vor allem durch die Gründung von Einrichtungen in den Bereichen Pädagogik, Medizin, Heilpädagogik und Landwirtschaft.

Siehe auch

Anthroposophie, Rudolf Steiner, Goetheanum

Weblinks


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