Lilith und Jacques de Molay: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Lilith Adam Eva Michelangelo.jpg|thumb|300px|[[Wikipedia:Michelangelo|Michelangelo]]: ''Verführung und Fall Adams und Evas.'', Lilith,  als Mischwesen aus [[Frau]] und [[Schlange]] dargestellt, reicht Eva den Apfel. Ausschnitt eines Deckengemäldes in der [[Wikipedia:Sixtinische Kapelle|Sixtinischen Kapelle]].]]
[[Datei:JacquesdeMolay.jpg|thumb|250px|Jacques de Molay (Ende 19. Jahrhundert; Bibliotheque Nationale de France)]]
[[Datei:Armoiries Jacques de Molay.svg|mini|250px|Wappen von Jacques de Molay]]
[[Datei:Ordination of Jacques de Molay in 1265 at the Beaune commandery by Marius Granet 1777 1849.jpg|mini|250px|Aufnahme von Jacques de Molay in den Templerorden in der [[Wikipedia:Komturei|Komturei]] [[Wikipedia:Beaune|Beaune]] 1265 (Gemälde von [[Wikipedia:François-Marius Granet|François-Marius Granet]], 1843)]]
[[Datei:Execution of Jaques Demolay.jpg|mini|250px|Die Hinrichtung Jacques de Molays (Ende 19. Jahrhundert)]]


'''Lilith''' ([[Wikipedia:Sumerische Sprache|sumerisch]] <sup>[[Wikipedia:Dingir|DINGIR]]</sup>LIL.du/LIL.LU, [[Wikipedia:Babylonische Sprache|babylonisch]] Lilitu, {{HeS|לילית}}, „weiblicher ''[[Dämon]]''<ref>Die Zuweisung negativer Eigenschaften zum Begriff Dämon erfolgte erst im Mittelalter; Übersetzung vgl. Gesenius, Wilhelm: Wilhelm Gesenius' hebräisches und aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament / Wilhelm Gesenius. In Verb. mit ... bearb. von Frants Buhl. - Berlin ; Göttingen ; Heidelberg : Springer, 1962, S.385 </ref>“) war eine alte Gottheit aus [[Wikipedia:Sumer|Sumer]] (''Göttin des Windes in großer Höhe''), die bei der Erschaffung der Welt eine undurchsichtige Rolle spielte und schließlich wegen ihrer Bosheit aus dem [[Wikipedia:Eden (Sumer)|Paradies-Garten]] der [[Wikipedia:Inanna|Inanna]] vertrieben wurde. In der Folge wird sie im [[Wikipedia:Alter Orient|alten Orient]] mit einem weiblichen [[Mischwesen]] gleichgesetzt. In späteren Zeiten wird Lilith meist geflügelt dargestellt. Sie kommt sowohl in mythologischen und magischen als auch literarischen Texten vor.


== Etymologie ==
'''Jacques de Molay''' (oder auch '''Jakobus von Molay''' oder '''Jakob Bernhard von Molay''') (* zwischen [[Wikipedia:1244|1244]] und [[Wikipedia:1250|1250]] in der Freigrafschaft [[Wikipedia:Burgund|Burgund]] (Franche-Comté); † [[Wikipedia:18. März|18. März]] [[Wikipedia:1314|1314]] in Paris) war der dreiundzwanzigste und letzte Großmeister des [[Templerorden]]s, des ''reinsten Ordens der Welt'', der auf abscheulichste Weise von [[Philipp IV. (Frankreich)|Philipp dem Schönen]] im Verein mit [[Wikipedia:Papst|Papst]] [[Wikipedia:Clemens V.|Clemens V.]] vernichtet wurde.  
Neben der sumerischen Form <sup>[[Wikipedia:Dingir|D]]</sup>LIL.LU bestanden weitere literarische Bezeichnungen sowie Gleichsetzungen mit anderen Gottheiten. Als Gottheit KI.SIKIL.LIL.LA („Reiner Ort des Windes“) erscheint sie auch in Form der Göttin (w)ardat-LIL.I (LIL.LU), die zum Zeitpunkt der Schöpfung durch ihren negativen Einfluss in die Steppe verbannt wird und fortan als ruhelos und ohne festen Wohnort gilt. Der in diesem Zusammenhang auch verwendete Begriff BAḪAR („Töpfer“) weist auf das Töpferhandwerk, Symbolbestandteil der [[Wikipedia:sumer|sumer]]ischen Schöpfungsgötter.  


Die Lesung lil<sub>2</sub> als „lillu“ deutet auf die Bedeutung [[Wikipedia:Tölpel|Tölpel]] (LIL.MEŠ): Luftwesen, die sich nur unbeholfen auf der Erde fortbewegen konnten. Die Grundform LIL (Wind) zeigt die Charakteristik als Luftgottheit. In der späteren Zeit taucht die gleichgesetzte Göttin <sup>D</sup>Li-lum und <sup>D</sup>Le-el-lu-um in [[Wikipedia:Mari (Stadt)|Mari]] als „Nächtlicher Schutzwind“ auf.
== Der letzte Großmeister des Templerordens ==


Die [[Wikipedia:Mythologie|mythologischen]] Zusammenhänge und Wandlungen lassen eine eindeutige Übersetzung deshalb nicht zu. Sicher belegt ist nur ihre ursprüngliche Zugehörigkeit zu den Luftwesen, die als Nachkommen aus der Verbindung von Mutter- und Schöpfungsgottheiten gelten. Die meistgenannten Bedeutungen „Windhauch, Schützer des Windes“, „Tölpel der Städte“ und „Nachtwind“ zeigen die Vielfältigkeit der verwendeten [[Wikipedia:Synonymie|Synonyme]].
[[Wikipedia:1265|1265]] wurde Jacques de Molay in der [[Wikipedia:Komturei|Komturei]] [[Wikipedia:Beaune|Beaune]] in den Templerorden aufgenommen und [[Wikipedia:1292|1292]] nach dem Tod des Großmeisters [[Wikipedia:Thibaud Gaudin|Thibaud Gaudin]] zum neuen - und letzten - Großmeister des Ordens gewählt.


Häufig wird der Name Liliths auch von {{HeS|ליל}} LIL = ''Nacht'' abgeleitet, was zwar als wissenschaftlich nicht haltbare [[Wikipedia:Volksetymologie|Volksetymologie]] gilt, aber dennoch eine tiefere geistige Wahrheit ausspricht, denn Lilith steht in enger Beziehung zu den [[Geister der Nacht|Geistern der Nacht]], die in der [[Wikipedia:1. Buch Mose|Genesis]] als [[Laj'lah]] ({{HeS|לילה}}, ''Nacht'') bezeichnet werden. Die ''Laj'lah'', die zurückgebleibene [[Urengel]] ([[Archai]]) sind, wirken bis heute in den lebenswichtigen Aufbaukräften, die während des Schlafes am [[Physischer Leib|physischen]] und [[Ätherleib]] arbeiten und dadurch die Schäden wieder ausbessern, die durch unser [[Tagesbewusstsein]] angerichtet werden.  
Am [[Wikipedia:14. September|14. September]] [[Wikipedia:1307|1307]], dem symbolträchtigen Fest der [[Wikipedia:Kreuzerhöhung|Kreuzerhöhung]], ließ Philipp IV. die Haftbefehle für die Tempelritter ausfertigen und an alle zuständigen Stellen versenden mit der Auflage, die versiegelten Briefe genau zur gleichen Zeit am Freitag, den [[Wikipedia:13. Oktober|13. Oktober]] 1307 zu öffnen und laut den enthaltenen Befehlen zu verfahren. Auf einen Schlag konnten so die meisten Templer verhaftet werden, nur wenigen gelang die Flucht. Geständnisse wurden, wenn nötig, durch grausame [[Wikipedia:Folter|Folter]] erzwungen und umgehend der erste Verfahrensgang des [[Wikipedia:Templerprozess|Templerprozess]]es eingeleitet. Von den 138 im [[Wikipedia:Temple (Paris)|Temple von Paris]] festgenommenen Templern gestanden alle außer fünf die ihnen vorgeworfenen Vergehen. Ab [[Wikipedia:19. Oktober|19. Oktober]] 1307 wurde die [[Wikipedia:Inquisition|Inquisition]] hinzugezogen und am [[Wikipedia:24. Oktober|24. Oktober]] fand das erste Verhör de Molays durch den [[Wikipedia:Dominikaner|dominikanischen]] [[Wikipedia:Inquisitor|Inquisitor]] Guillaume Imbert statt.


== Darstellungen in späteren Epochen ==
Mit seinen engsten Gefolgsleuten wurde Jacques de Molay in der [[Wikipedia:Burg Chinon|Burg Chinon]] eingekerkert und im August [[Wikipedia:1308|1308]] neuerlich von [[Wikipedia:Kardinal|Kardinälen]] des Papstes befragt. Das lange verschollene und erst [[Wikipedia:2001|2001]] im [[Wikipedia:Vatikanisches Geheimarchiv|Vatikanischen Geheimarchiv]] zufällig wiedergefunde und mit [[Wikipedia:17. August|17.]] bis [[Wikipedia:20. August|20. August]] 1308 datierte sogenannte ''[[Chinon-Dokument]]'' belegt, dass der Papst daraufhin die Buße der Tempelritter akzeptierte, sie von jeder Schuld freisprach und ihnen die [[Wikipedia:Absolution|Absolution]] erteilte<ref>Das ''Chinon-Dokument'' ist die Abschrift einer Befragung des Großmeisters und anderer Würdenträger der Templer durch die Gesandten des Papstes. Das Pergament, das ''"versehentlich"'' falsch archiviert worden war, wurde erst 2001 zufällig von der italienischen Wissenschaftlerin [[Wikipedia:Barbara Frale|Barbara Frale]] wiedergefunden und von Historikern eingehend geprüft. Am [[Wikipedia:25. Oktober|25. Oktober]] [[Wikipedia:2007|2007]] wurde das Dokument zusammen mit einer Reproduktion der Prozessakten in dem Buch "Processus contra Templarios" in einer Auflage von 799 Stück veröffentlicht. Das 800. Exemplar wurde Papst [[Wikipedia:Benedikt XVI.|Benedikt XVI.]] feierlich überreicht.</ref>. Dennoch gab der Papst schließlich dem Druck des französischen Königs nach. Auf dem Generalkonzil von Vienne wurde mit der [[Wikipedia:Päpstliche Bulle|päpstlichen Bulle]] ''Vox in excelso'' am [[Wikipedia:22. März|22. März]] [[Wikipedia:1312|1312]] der Templerorden aufgehoben, um dem goldgierigen und damals finanziell klammen französischen Regenten die enormen Reichtümer des Ordens zuzuschanzen.
=== Altsumerische Zeit ===
[[Bild:Lilith ('Burney Relief').JPG|thumb|Wahrscheinliche Darstellung der Göttin [[Wikipedia:Inanna und der Huluppu-Baum#Der Huluppu-Baum wird gefällt|Lilitu]] ([[Wikipedia:Burney-Relief|Burney-Relief]] aus dem [[Wikipedia:Britisches Museum|Britischen Museum]])]]
Im Zusammenhang mit der Erzählung ''[[Wikipedia:Inanna und der Huluppu-Baum|Inanna und der Huluppu-Baum]]'' ist die Göttin Lildu (Lilitu) sitzend unter den Ästen des [[Wikipedia:Heiliger Baum von Eridu|Weltenbaumes]] mit einer Hörnermütze zu erkennen, dessen Wipfel niedergebogen den Boden berühren. Von außen versucht der Gott [[Wikipedia:Utu|Utu]] die Baumwohnung zu zerstören, indem er die Äste entfernt und mit den Füßen einzudringen versucht.  


Zusätzlich beherbergt der Huluppu-Baum eine weitere Gottheit, die die heranwachsende [[Wikipedia:Vegetation|Vegetation]] verkörpert und durch die Zweckentfremdung der Baumkrone in ihrer Entstehung gehindert wird.
Im Dezember 1312 wurde das weitere Verfahren gegen den Großmeister und seine Getreuen einer Kardinalskommision übertragen. Am [[Wikipedia:18.März|18.März]] [[Wikipedia:1314|1314]] wurde das Urteil, das auf lebenslänglichen Kerker lautete, verkündet. Jacques de Molay und sein letzter noch lebender Gefolgsmann [[Geoffroy de Charnay]] wiederriefen daraufhin öffentlich all ihre früher gemachten Geständnisse und beharrten auf der Unschuld ihres Ordens. Noch am Abend desselben Tages wurden sie auf Befehl Philipps IV. auf der Westspitze der [[Wikipedia:Île de la Cité|Île de la Cité]] nahe der [[Wikipedia:Pont Neuf|Pont Neuf]] öffentlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt.


=== Altbabylonische Zeit ===
{{GZ|Man machte nun Gerichtsprozeduren, in denen, ganz unter dem
Das Burney-Relief zeigt Lilitu mit der vierfachen Hörnerkrone, die sie als Göttin ausweist. Statt menschlicher Füße hat sie vogelähnliche Krallen. Die herabhängenden Flügel sind das typische Symbol einer Unterweltgottheit. Als Herrschaftssymbol trägt sie Ring und Stab in den Händen. Flankiert von zwei Eulen steht Lilitu auf zwei liegenden Löwen.  
Einflüsse Philipps IV. des Schönen, die Folter in ausgiebigstem Maße
angewendet wurde. Alle nur auftreibbaren Tempelritter wurden den
schlimmsten Folterungen unterworfen. So wurde hier die Folter angewendet
zu ähnlichen Überwindungen des Lebens, wie Sie sie ja in
ihrer Bedeutung kennengelernt haben. Möglichst viele Leute zu foltern,
das gehörte mit in die Intentionen Philipps des Schönen. Und die Folterung
wurde in der grausamsten Weise vollzogen, so daß eine große
Zahl, ja die größte Zahl der gefolterten Tempelritter bis zur Bewußtlosigkeit
gefoltert wurden. Das wußte Philipp IV. der Schöne, was da
herauskommt, wenn das Bewußtsein getrübt wurde, wenn diese Leute
auf der Folter liegen unter den entsetzlichsten Qualen; er wußte: da
kommen die Bilder der Anfechtungen heraus! Und nun wurde unter
Anstiftung Philipps IV. des Schönen eine Katechisierung zusammengestellt,
ein Katechismus von Suggestionsfragen, so daß man die Fragen
so stellte, daß immer in der Frage herausgefordert wurde die Antwort,
und die Antwort gegeben aus dem durch die Folter getrübten Bewußtsein.
Die Frage wurde gestellt: Habt ihr die Hostie verleugnet und bei
der Konsekration nicht die Konsekrationsworte gesprochen? - Und die
Tempelritter gestanden das, weil ihr Bewußtsein getrübt war durch die
Folter, weil die dem Guten entgegenstehenden Mächte aus ihren Visionen
heraus sprachen. Und sie klagten sich an, während sie in ihrem
bewußten Leben dem Kreuzessymbolum, dem Kruzifixus, die höchste
Verehrung entgegenbrachten, daß sie es bei der Aufnahme anspeien;
und sie klagten sich an aller der schlimmsten Verbrechen, die in dieser
Zeit sonst als Anfechtungen in ihrem Unterbewußtsein lebten. Und so
stellte man zusammen aus dem, was die Tempelritter gestanden haben
auf der Folter, daß diese Tempelritter angebetet hätten ein Idol statt
des Christus, ein Idol eines Menschenkopfes, dessen Augen leuchtend
werden, daß sie bei ihrer Aufnahme widerwärtigen Prozeduren
schlimmster geschlechtlicher Art unterworfen würden, daß sie die
Wandlung nicht in der richtigen Weise vollziehen, daß sie die schlimmsten
geschlechtlichen Laster treiben, daß sie eben bei ihrer Aufnahme
abschwören das Mysterium von Golgatha; und man hatte die ganze
Katechisierung so eingerichtet, daß selbst der Großmeister des Templerordens
unter der Folter gezwungen worden ist, aus dem Unterbewußten
heraus diese Zugeständnisse zu machen.


Erhaltene Farbreste bezeugen, dass Lilitu ursprünglich einen roten Körper hatte. Die Flügel und die Mähnen der Löwen waren schwarz. Die Flügel der Eulen hatten im Wechsel die Farben rot und schwarz. Im unteren Bildbereich ist eine doppelte Schuppenreihe zu erkennen, Symbol für das Gebirge und das ''Land ohne Wiederkehr'' (Totenreich).  
Es ist eines der traurigsten Kapitel der Menschheitsgeschichte, aber
eines derjenigen Kapitel der Menschheitsgeschichte, die man nur verstehen
kann, wenn man sich klar ist darüber, daß hinter dem Schleier
dessen, wovon die Geschichte erzählt, wirksame Kräfte stehen, und
daß das Menschenleben wahrhaftig ein Kämpfen ist. Es wäre eine
Leichtigkeit - ich will jetzt alles übrige, was noch zu erzählen wäre,
weglassen wegen der kurzen Zeit - zu zeigen, wie alle Scheingründe
dafür sprachen, die Templer zu verurteilen. Manche blieben bei den
Geständnissen, manche flüchteten; ein großer Teil wurde verurteilt,
und wie gesagt, selbst der Großmeister, ''Jakob Bernhard von Molay'',
wurde durch die Folter gezwungen, in der gekennzeichneten Weise auszusagen.
Und so kam es denn, daß Philipp IV. der Schöne von Frankreich
es dahin bringen konnte, seine Kreatur, den Papst Clemens V. zu
überzeugen - es war nicht schwierig!-, daß die Templer alle die schändlichsten
Laster begangen hätten, daß sie die unchristlichsten Ketzer
seien. Alles das segnete der Papst Clemens V. auch mit seinem Segen,
und es wurde von Clemens V. der Templerorden aufgehoben, vernichtet.
Vierundfünfzig Tempelritter, auch Jakob Bernhard von Molay,
wurden verbrannt. In den übrigen europäischen Ländern wurde ihnen
bald danach auch der Prozeß gemacht, in England, in Spanien, dann
auch bis nach Mitteleuropa, Italien herein.


Da es keine Bildbeschreibung gibt, muss offen bleiben, ob es sich um die direkte Darstellung von Lilitu oder um die gleichgesetzte Nebenform der [[Wikipedia:Ištar|Ištar]] als <sup>D</sup>NIN.NIN.NA (Göttin der Eulen) handelt. Auch eine Verbindung mit <sup>D</sup>KI.LIL.I als ''Schutzpatronin der Prostituierten'' kommt in Frage.
So sehen wir, wie hineindringt mitten in die europäische Entwickelung
dasjenige, was die Auffassung des Mysteriums von Golgatha und
seiner Wirksamkeit durch den Templerorden war. Im tieferen Sinne
müssen die Dinge doch angesehen werden als von einer gewissen Notwendigkeit
bedingt. So aufzunehmen die Impulse von Weisheit, Schönheit,
Stärke, wie die Templer das wollten, dazu war die Menschheit zu
der Templer Zeiten noch nicht reif. Und außerdem war es durch
Gründe, die wir auch noch kennenlernen werden später, durch Gründe,
die in der gesamten europäischen Geistesentwickelung liegen, bedingt,
daß nicht in der Form, in der die Templer sich in die geistige Welt hineinleben,
diese geistige Welt errungen werden sollte. Sie wäre zu schnell
errungen worden, wie es luziferische Art ist. Und wir sehen wirklich
einen der bedeutungsvollsten Zusammenstöße Luzifers und Ahrimans:
Luzifer nur die Templer gleichsam hindrängend, in ihr Unglück hineindrängend;
Ahriman durch die Inspiration Philipps IV. des Schönen
wirksam. Wir sehen ein bedeutsames Zusammenstoßen in der Weltgeschichte.|171|127ff}}


== Jüdische Legenden um Lilith ==
{{GZ|Es ist heute natürlich von einem gewissen Gesichtspunkt aus
[[Datei:Lady-Lilith.jpg|thumb|250px|Lady Lilith, Gemälde von [[Wikipedia:Dante Gabriel Rossetti|Dante Gabriel Rossetti]], 1866–68, 1872–73, Delaware Art Museum]]
schwierig, davon zu sprechen, was aus der europäischen Zivilisation
Die Legenden um Lilith werden in verschiedenen, ähnlich gearteten Varianten geschildert.
geworden wäre, wenn der so mächtige, auch äußerlich mächtige
Tempelherren-Orden — man hat ihm seine Schätze ja genommen
- seine Absichten hätte ausführen können. Aber in den
Herzen und Seelen derjenigen, die nicht früher ruhen konnten, als
bis dieser Orden 1312 untergegangen war und Jakob von Molay
1314 den Tod gefunden hatte, in den Herzen derjenigen, die die
Widersacher des kosmischen, des in den Kosmos hinausschauenden
Christus waren, lebte [[Sorat]] wieder auf, und nicht zum geringsten
Teile so, daß er sich der damaligen Gesinnung der römischen
Kirche bediente, um gerade die Templer zu töten. Damals war ja
das Hervortreten dieses Sorat schon anschaulicher, denn es umschwebt
ein grandioses Geheimnis den Untergang dieses Tempelherren-Ordens. Wenn man in das hineinschaut, was in diesen
Menschen, die dazumal als Templer hingerichtet worden sind,
vorging während ihrer Folterungen, dann bekommt man schon
eine Vorstellung davon, wie das von Sorat angestiftet war, was in
den Visionen der gefolterten Templer lebte, so daß sie sich selbst
verleumdeten und man eine billige Anklage gegen sie hatte, die
aus ihrem eigenen Munde kam. Das furchtbare Schauspiel stand
vor den Menschen, daß diejenigen, die etwas ganz anderes vertraten,
während ihrer Folterung nicht davon sprechen konnten, sondern
daß die verschiedenen Geister aus den Heerscharen des Sorat
aus ihnen sprachen und über den Orden selbst die schändlichsten
Dinge aus dessen eigenen Angehörigen sprachen.|346|119f}}


Laut traditionellem [[Wikipedia:Midrasch|Midrasch]] erschuf [[Gott]] [[Adam und Eva|Adam]] und Lilith aus demselben Lehm, um Adam eine Partnerin zu schenken. Gott holte Lilith vor der ersten Nacht noch zu sich und sagte ihr, sie solle Adam untertan sein (einige deuten dies so, dass sie beim Geschlechtsakt unten zu liegen habe). Dies wurde von Lilith nicht akzeptiert, denn der Lehm, aus dem Lilith erschaffen worden war, war durch den Speichel des verstoßenen [[Samael]] verunreinigt worden. Lilith stritt sich mit Adam und verschwand dann aus dem [[Paradies]] in die Wüste. Dort verkehrte sie jeden Tag mit tausend Mischwesen und brachte tausend Kinder pro Tag auf die Welt. Adam beklagte sich bei Gott über seine Einsamkeit, welcher ihm dann [[Adam und Eva|Eva]] aus seiner [[Wikipedia:Rippe|Rippe]] erschuf.
Noch auf dem Scheiterhaufen stehend bekannte Jacques de Molay seine Unschuld und die Unschuld seines Ordens. Kurz nach seinem Tode im Jahre 1314 starben noch im gleichen Jahr auch Papst Clemens V. und Philipp der Schöne. [[Wikipedia:Geoffroy de Paris|Geoffroy de Paris]], ein damaliger Chronist und Augenzeuge der Hinrichtung, schildert das düstere Geschehen, wie folgt:


Lilith aber blieb unsterblich, da sie nie die verbotene Frucht vom [[Baum der Erkenntnis]] aß.
{{Zitat|Als der Großmeister die züngelnden Flammen sah, entkleidete er sich ohne zu zögern. Ich sage das, weil ich es mit eigenen Augen gesehen habe. Dann machte er sich, völlig nackt, mit feierlichem Schritt auf den Weg, das Gesicht durchgeistigt, ohne zu zittern, obwohl man an ihm zerrte und zog, ihn sogar auf das Gröbste misshandelte. Er wurde gepackt, von Kopf bis Fuß wie ein Paket verschnürt und an den Pfahl gebunden. Eben wollte man ihm die Hände mit einem Strick zusammenbinden, als er zum Henker sagte: «Lasst mich ein wenig die Hände falten, denn jetzt ist der Augenblick gekommen, dies zu tun. Ich stehe vor dem Tod. Gott weiß das ich unschuldig bin. Bald, in einem knappen Jahr, wird jene, die uns zu Unrecht verurteilt haben, ein großes Unglück treffen. Ich sterbe in dieser Überzeugung.» Und als sie ihm schließlich die Hände gebunden hatten, sagte er: «Meine Herren, ich bitte euch, dreht mein Gesicht Notre-Dame zu.»<br>Einen Monat später, am 20. April starb Clemens V. plötzlich in der Provence, im Alter von kaum fünfzig Jahren. Am 29. November desselben Jahres erlitt Philipp der Schöne in Fontainebleau einen tödlichen Jagdunfall. Nur 46 Jahre zählte der König, als er durch seinen Sturz vom Pferd bei der Wildschweinhatz das Leben verlor.|Geoffroy de Paris|''zit. nach'' Bruno Nardini, S. 202 - 203}}


In einigen jüdischen [[Wikipedia:Sage|Sage]]n wird Lilith als der letzte [[Engel]] der zehn unheiligen [[Sephiroth]] beschrieben und gefürchtet; denn der Legende nach wurden alle Kinder der Lilith getötet, da sie sich mit der Flucht aus dem Paradies Gottes Willen widersetzte. Man sagt, Lilith raube aus Vergeltung nachts die Kinder der Menschen aus ihren Krippen und töte sie. Um sich davor zu schützen, befestigten die Menschen früher [[Pentagramm]]e an den Krippen, auf denen die [[vier Flüsse des Paradieses]], sowie die Namen der Engel [[Sanvai]], [[Sansanvi]] und [[Semangloph]], die Lilith einst im Auftrag Gottes jagten und ihre Kinder mordeten, zu sehen waren.
== Siehe auch ==


<div style="margin-left:20px">
* [[Templerfluch]]
"Als der Herr Adam erschaffen hatte, sprach er: Es ist nicht gut, dass ein Mensch allein sei. Und er schuf ihm ein Weib aus der Erde, aus der auch Adam gebildet war, und hieß ihren Namen Lilith. Alsbald hatten beide Streit miteinander, und Lilith sprach: Bist doch nur meinesgleichen, beide sind wir von Erde genommen; und hörte nicht eins auf den Willen des andern.


Und wie nun Lilith sah, dass kein Friede war, sprach sie den wahrhaften Namen Gottes aus und flog davon in die Lüfte.
== Anmerkungen ==


Da stand Adam und betete vor seinem Schöpfer und sprach: Herr der Welt! das Weib, das du mir gegeben hast, es ist von mir gegangen. Da schickte der Herr drei Boten, um die Lilith zurückzubringen, und er sprach zu ihnen: Will sie zurückkommen, so ist es gut, will sie aber nicht, so muss sie es auf sich nehmen, dass täglich hundert von ihren Kindern sterben.
Und die Engel verließen den Herrn und gingen der Lilith nach und fanden sie im Meer, in reißendem Wasser stehen, an derselben Stelle, wo dereinst die Ägypter ertrinken sollten. Und die Engel erzählten der Lilith, was der Herr gesprochen hatte. Aber sie wollte nicht umkehren; da sprachen die Engel: Wir ertränken dich im Meer. Sprach Lilith: Lasset ab von mir, wisset ihr nicht, dass ich nicht umsonst erschaffen bin, und dass es meine Bestimmung ist, Säuglinge zu verderben; ist's ein Knabe, so habe ich bis zu seinem achten Tage über ihn Gewalt, ist's ein Mägdlein, so habe ich bis sie zum zwanzigsten  Tage. Doch schwor sie den Engeln im Namen des lebendigen Gottes, dass sie allezeit, wenn immer sie ihre Gestalten oder ihre Namen erblicken wird, von dem Kinde lassen würde. Auch nahm sie es auf sich, dass täglich ihrer eigenen Kinder hundert sterben sollten. Das geschieht auch.
Die drei Boten aber hießen mit ihren Namen: Senoi, Sansenoi und Samangelof. Und diese drei Namen schreiben wir auf die Amulette der Neugeborenen, damit Lilith sie sehe, an ihren Schwur erinnert werde und das Kind verschone." {{Lit|Die Sagen der Juden I, S 323f}} [http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/bibliothek/Sagen/Die_Sagen_der_Juden_1.pdf#page=341]
</div>
Nach anderen Überlieferungen wurden [[Samael]] (hier [[Semael]] genannt) und Lilith gemeinsam beim [[Bruch der Gefäße]] ({{HeS|שבירת הכלים}}, [[Schvirat ha-Kelim]]) geschaffen:
<div style="margin-left:20px">
"Nachdem das erste Licht der Schöpfung verhüllt worden war, ward die [[Kelippa]], das Urböse, erschaffen. Und von der Kelippa kam ein Doppelwesen, das ihr glich (dies war Semael, der böse Geist, und Lilith, sein Weib). Und wie die Lilith da war, stieg sie auf und erreichte die Sphäre des kleinen Gesichtes ({{HeS|זעיר אנפין}}, [[Zeir Anpin]] oder [[Mikroprosopon]]). Und es überkam sie ein Verlangen, sich mit dem Gesicht zu vereinigen, und wollte nicht davon lassen. Der Herr aber trennte sie davon uns stieß sie nach unten.
Und es geschah, nachdem Adam erschaffen worden war - und der Herr schuf ihn, auf dass er der Lilith Vergehen wiedergutmachte in der Welt -, da sah Lilith einmal Eva ihren Mann Adam in Liebe umarmen, und sie sah, dass Adam von himmlischer Schönheit war, und sein Bild war vollendet. Da flog sie wieder nach oben und wollte sich abermals mit dem kleinen Gesicht zusammentun. Aber die zwei Himmelswächter ließen sie nicht hinein, und der Herr schrie sie an und warf sie in die Tiefe des Meeres; dort blieb sie auch wohnen.
Und es geschah, nachdem Adam und Eva Sünde getan, da zog der Herr Lilith wieder aus des Meeres Tiefe hervor und gab ihr die Gewalt über das Leben der Kinder, und es sollten an ihnen die Sünden ihrer Väter heimgesucht werden.
Seit jener Zeit schweift Lilith in der Welt umher; sie versucht immer, den Toren des unteren Edens nahe zu kommen, aber da erblickt sie sogleich die zwei Cherubim, welche das Tor bewachen; sie setzt sich dem flammenden Schwert gegenüber, aber in dem Augenblick, da das Schwert sich wendet, flieht sie davon, kehrt in die Welt zurück und schweift dort wieder umher. Findet sie dann Kinder, die gestraft werden sollen, so fängt sie mit ihnen ein Spiel an und tötet sie; ihre Macht währt aber nur in der Zeit des abnehmenden Mondes, wo sein Licht sich vermindert." {{Lit|Die Sagen der Juden I, S 325f}} [http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/bibliothek/Sagen/Die_Sagen_der_Juden_1.pdf#page=343]
</div>
Die spätere jüdische Tradition bringt Lilith auch mit König [[Salomo]] und mit dem [[Dämon]]enfürsten [[Asmodäus]] in Beziehung<ref>Hurwitz, S 24</ref><ref>Scholem, S 165ff</ref>. So soll die legendäre [[Königin von Saba]], die Salomo zur Zeit des [[Salomonischer Tempel|Tempelbaus]] besuchte, in Wahrheit Lilith gewesen sein. Und die beiden Dirnen, die Salomo um ein Urteil baten {{Bibel|1 Kön|3|16-28}}, wem das Neugeborene, um das sie stritten, gehören solle, seien Lilith und deren Tochter Na'ama gewesen<ref>Zingsem, S 34f</ref>.
In jüdisch-[[Wikipedia:Feminismus|feministischer]] [[Wikipedia:Theologie|Theologie]] wird Lilith im Midrasch beispielsweise als eine Frau dargestellt, die sich nicht Gottes, sondern Adams Unterordnungswillen entzieht und im Gegensatz zu Eva resistent gegen den [[Teufel]] ist. Sie symbolisiert positiv die gelehrte, starke Frau.
In einer anderen Version brachte Lilith als erste Frau Adams Gott dazu, ihr seinen heiligen Namen zu verraten. Der Name verlieh ihr anschließend unbegrenzte Macht. Lilith verlangte Flügel von Gott und flog davon.<ref>Martin Bocian: ''Lexikon der biblischen Personen''. Kröner, 2004, ISBN 3-520-46002-5.</ref>
Lilith wird auch im jüdischen [[Wikipedia:Talmud|Talmud]] wie auch in einer Textstelle {{Bibel|Jes|34|14}} der Bibel erwähnt.
== Lilith in der Bibel ==
In der Bibel wird der Name Lilith nur einmal genannt. Im [[Wikipedia:Buch Jesaja|Buch Jesaja]] wird in einer prophetischen Rede die Verwüstung Edoms geschildert, und dass auf seinen Ruinen Tiere und andere Wesen hausen werden, darunter auch Lilith: ''„Da treffen Wüstentiere mit wilden Hunden zusammen, und [[Asasel|Bocksdämonen]] begegnen einander. Ja, dort rastet die Lilit und findet einen Ruheplatz für sich.“'' {{Bibel|Jes|34|14|ELB}}<ref>Hier [[Wikipedia:Elberfelder Bibel|Elberfelder Bibel]]übersetzung, Luther übersetzte Lilith mit „Nachtgespenst“.</ref> Die Elberfelder Bibel deutschte, wie einige andere Bibelübersetzungen, das hebräische Wort ''„lilit“'' mit „Lilit“ ein. Andere Bibelübersetzungen, wie zum Beispiel die [[Wikipedia:Lutherbibel|Lutherbibel]] übersetzen ''Lilit'' mit „Nachtgespenst“ und die [[Wikipedia:Neue Welt Übersetzung|Neue Welt Übersetzung]] mit „Nachtschwalbe“<ref>Hier [[Wikipedia:Neue Welt Übersetzung|Neue Welt Übersetzung]], NWÜ übersetzt Lilit mit „Nachtschwalbe“.[http://www.watchtower.org/x/bibel/index.htm]</ref>.
== Lilith als Symbolfigur der Emanzipation ==
[[Bild:Lilith (John Collier painting).jpg|right|thumb|Gemälde von [[Wikipedia:John Collier (Maler)|John Collier]]]]
Lilith wurde im [[Wikipedia:Feminismus|Feminismus]] zum [[Symbol]] und die ersten [[Wikipedia:Frauenbuchladen|Frauenbuchhandlung]]en und Frauencafés nannten sich oft ''Lilith''. Auch als weiblicher Vorname wurde Lilith beliebt, siehe [[Wikipedia:Lilith (Vorname)|Lilith]]. In Lilith sehen einige Menschen die Gegenheldin zu der biblischen Eva, die in der [[Wikipedia:Patriarchat|patriarchalen]] Tradition stehe.
Der Lilithmythos symbolisiere die Selbständigkeit der Frau und den (bereits biblischen) Versuch der Männer, diese mittels einer höheren Autorität zu unterdrücken. In der Psychologie stehen sich hier zwei scheinbar gegensätzliche Eigenschaften der Frauen gegenüber – Sinnlichkeit, Leidenschaft, Sexualität (Lilith) und Mütterlichkeit, Bescheidenheit, Folgsamkeit (Eva).
== Lilith als Symbolfigur der Ambivalenz der Seele ==
In talmudischen Quellen (3. bis 5. Jhd. n.&nbsp;Chr.) geistert Lilith als Nachtdämon umher und wird erst ab dem 9. Jahrhundert n. Chr. zu Adams erster Frau erhoben.
In der [[Astrologie]] bezeichnet Lilith einen „dunklen Zwilling des [[Mond]]es“ (auch „schwarzer Mond“). Als materieller Trabant unseres Planten wurde er 1918 von dem Astrologen [[Sepharial]] postuliert. Der heute teilweise in Horoskopen verwendete Planet Lilith ist jedoch kein realer Himmelskörper, sondern der (neben der [[Erde]]) zweite [[Wikipedia:Brennpunkt (Ellipse)|Brennpunkt]] der [[Wikipedia:Ellipse|elliptischen]] [[Wikipedia:Mondbahn|Mondbahn]].<ref>www.astro.com: ''[http://www.astro.com/astrology/in_lilith_e.htm Lilith – the Dark Moon].''</ref> Nach [[Wikipedia:Joëlle de Gravelaine|Joëlle de Gravelaine]] beschreibt er unser Verhältnis zum Absoluten, zum Opfer, aber auch zum Loslassen.<ref>Joëlle de Gravelaine: ''Lilith und das Loslassen.'' In: ''Astrologie Heute'' Nr. 23, 2006</ref>
Im übrigen sind Lilith-Figuren in der Dichtung häufig ironisch gebrochen z.&nbsp;B. in [[Wikipedia:Ernst Penzoldt|Ernst Penzoldt]]s ''[[Wikipedia:Die Powenzbande|Die Powenzbande]]''.
== Lilith in Goethes Faust ==
In [[Goethe]]s ''[[Faust I|Faust]]'' erscheint Lilith in der Walpurgisnacht. Auf Fausts Frage nach ihr erhält er folgende Antwort von [[Mephistopheles|Mephisto]]: ''„Lilith ist das.“'' [Faust: ''„Wer?“''] ''„Adams erste Frau. Nimm dich in Acht vor ihren schönen Haaren, vor diesem Schmuck, mit dem sie einzig prangt. Wenn sie damit den jungen Mann erlangt, so lässt sie ihn sobald nicht wieder fahren.“'' Lilith ist hier ein dämonisiertes Gretchen, das Männer verführt und Neugeborene tötet.
[[Rudolf Steiner]] weist darauf hin, dass in der Walpurgisnacht auch der [[Ätherleib]] Fausts gelockert wird und ihm - da er ein [[Mann]] ist - in [[weib]]licher Gestalt als Lilith erscheint:
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"Und jetzt wird darauf hingewiesen, wie das Seelische heraus muß aus dem Leibe, wie auch noch ein Stück Ätherleib herausgeholt werden muß, was während der ganzen Erdenentwickelung sonst nicht geschieht, als wie in einem besonderen Herausfahren, ich möchte sagen, in einer Art Natur-Initiation. Der Ätherleib des Faust ist mitgegangen zum Teil; das wird, weil der Ätherleib - ich habe das öfter erwähnt - des Mannes weiblich ist, als Lilith gesehen. Das führt hinauf in Zeiten, in denen der Mensch überhaupt nicht so konstituiert war. Lilith ist der Sage nach Adams erste Frau und Luzifers Mutter. Also hier sehen wir, wie schon luziferische Künste, die dem Mephistopheles auch zu Hilfe stehen, mit spielen, wie aber doch etwas Niedriges dabei ist. Das ist in der nachfolgenden Rede der Fall, die einer Verführung gleichkommt. Faust fürchtet sich ohnedies schon, daß ihm das Bewußtsein schwinden könnte, und dafür möchte Mephistopheles schon sorgen, daß Faust das Bewußtsein verliert und so recht untertaucht. Er hat ihn nun dazu gebracht, sogar ein Stück Ätherleib herauszuziehen, so daß er die Erscheinung der Lilith haben kann. Er möchte schon, daß es recht weit käme, daher verführt er ihn zu diesem Hexentanz, wo er selber mit der alten Hexe tanzt und Faust mit der jungen Hexe." {{Lit|{{G|273|52f}}}}
</div>
== Lilith im Film ==
Es gibt unterschiedliche Bearbeitungen der Lilith-Sage, z.&nbsp;B. Robert Rossens Film ''Lilith'' mit [[Wikipedia:Warren Beatty|Warren Beatty]] in der Hauptrolle. Er handelt von einem Therapeuten, der sich in einem Nobel-Sanatorium einer mysteriösen jungen Frau annimmt und in der Folge unter Wahnvorstellungen leidet.
Lilith tritt auch in verschiedenen Bearbeitungen als [[Vampir]]in oder verstoßener Engel auf, etwa in dem Anime ''[[Wikipedia:Neon Genesis Evangelion|Neon Genesis Evangelion]]'' sowie in der Serie ''[[Wikipedia:Supernatural|Supernatural]]''.
== Anmerkungen und Einzelnachweise ==
<references />
<references />


== Literatur ==
== Literatur ==


* Swantje Christow: ''Der Lilith-Mythos in der Literatur. Der Wandel des Frauenbildes im literarischen Schaffen des 19. und 20. Jahrhunderts''. Shaker, Essen 1998, ISBN 978-3-8265-3852-0.
* [[Judith von Halle]]: ''Die Templer. Band I. Der Gralsimpuls im Initiationsritus des Templerordens'', Vlg. für Anthroposophie, Dornach 2012, ISBN 978-3037690413
* Hans-Christian Huf: ''Das Bibelrätsel. Geheimnisse der Heiligen Schrift''. Econ, Berlin 2005, ISBN 978-3-430-14875-7.
* Judith von Halle: ''Die Templer, Bd II: Der Gralsimpuls im Initiationsritus des Templerordens'', Vlg. für Anthroposophie, Dornach 2013, ISBN 978-3037690468
* Siegmund Hurwitz: ''Lilith – die erste Eva. Eine Studie über dunkle Aspekte des Weiblichen''. Mit einem Vorwort von [[Wikipedia:Marie-Louise von Franz|Marie-Louise von Franz]]. Daimon, Zürich 1980 (5. überarbeitete Auflage 2004), ISBN 978-3-85630-633-5, [http://books.google.at/books?id=WH08fN-vedUC&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0 Auszüge bei google books]
* Andreas Meyer: ''Die letzten Templer. Band I: Die Geschichte der Templer und die Motive der Protagonisten des Templerprozesses aus Sicht der historischen Forschung'', Infolücke-Verlag ILV 2014, ISBN 9783905955958
* Manfred Hutter: ''Lilith''. In: K. van der Toorn, B. Becking, Pieter W. van der Horst (Hrsg.): ''Dictionary of Deities and Demons in the Bible''. Leiden, Boston, Köln, zweite Auflage 1999, S. 520-521
* Andreas Meyer: ''Die letzten Templer. Band II: Geisteswissenschaftliche Forschungen und Hintergründe zur Entstehung, Vernichtung und Fortentwicklung des Templerimpulses'', Infolücke-Verlag ILV 2014, ISBN 9783905955965
* [[Wikipedia:Hans-Joachim Maaz|Hans-Joachim Maaz]]: ''Der Lilith-Komplex. Die dunklen Seiten der Mütterlichkeit''. Beck, München 2003, ISBN 3-406-49335-1.
* M. J. Krück von Poturzyn: ''Der Prozess gegen die Templer. Ein Bericht über die Vernichtung des Ordens'', Ogham Vlg., Dornach 2003
* Dorothee Pielow: ''Lilith und ihre Schwestern. Zur Dämonie des Weiblichen''. Grupello, Düsseldorf 1998, ISBN 3-928234-94-3.
* Bruno Nardini: ''Das Handbuch der Mysterien und Geheimlehren'', Goldmann TB, München 1994, S. 169 - 203 (Kapitel: Das Geheimnis der Tempelritter)
* [[Wikipedia:Gershom Scholem|Gershom Scholem]]: ''Lilith u'malkat scheva i. Peraqim chadaschim me'injenei Aschmedei ve' Lilith i''. TZ Vol. XIX pag. 165ff
* Inge Ott: ''Das Geheimnis der Tempelritter'', Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 2005
* [[Wikipedia:Vera Zingsem|Vera Zingsem]]: ''Lilith, Adams erste Frau''. Klöpfer & Meyer, Tübingen 1999 (2. erweiterte Auflage 2003), ISBN 978-3-937667-55-3.
* Peter Tradowsky: ''13. Oktober 1307. Zur Vernichtung des Templerordens vor 700 Jahren'', Freie Vereinigung für Anthroposophie MORGENSTERN, Berlin 2007
* Diane Wolkenstein, Samuel Noah Kramer: ''Inanna – Queen of Heaven and Earth''. Rider & Co, 1984, ISBN 0-09-158181-8.
* Rudolf Steiner: ''Innere Entwicklungsimpulse der Menschheit. Goethe und die Krisis des neunzehnten Jahrhunderts'', [[GA 171]] (1984), ISBN 3-7274-1710-2 {{Vorträge|171}}
* Heide Göttner-Abendroth: ''Inanna, Gilgamesch, Isis, Rhea – Die großen Göttinnenmythen Sumers, Ägyptens und Griechenlands''. Ulrike Helmer Verlag, Königstein 2004, ISBN 3-89741-158-X.
* Rudolf Steiner: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, V'', [[GA 346]] (2001), ISBN 3-7274-3460-0 {{Vorträge|346}}
* Micha Josef Bin-Gorion: ''Die Sagen der Juden'', Band 1, Frankfurt 1919 [http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/bibliothek/Sagen/Die_Sagen_der_Juden_1.pdf]
 
== Lilith als literarische Figur ==
 
* [[Wikipedia:Octavia Butler|Octavia Butler]]: ''Lilith’s Brood''. 2000 ([[Wikipedia:Science Fiction|Science-Fiction]]-[[Wikipedia:Trilogie|Trilogie]]. Ursprünglich 1987–1989 unter dem Titel ''Xenogenesis'')
* [[Wikipedia:Christoph Marzi|Christoph Marzi]]: ''Lilith''.
* [[Wikipedia:George MacDonald|George MacDonald]]: ''Lilith''.
 
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Erläuterungen zu Goethes «Faust»'', Band II: Das Faust-Problem, [[GA 273]] (1981)


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== Weblinks ==
== Weblinks ==
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[[Kategorie:Templer]] [[Kategorie:Ritterorden]]
* [http://www.hagalil.com/archiv/2000/09/lilith.htm Lilith aus jüdisch-feministischer Sicht]
* [http://www.hennapage.com/henna/encyclopedia/kurdjewish/circ.html ''Indigo and Turmeric Body Art Traditions for Circumcision in Jewish Kurdistan'']
* [http://www.vampyrbibliothek.de/vampire/vampire-lilith.htm Lilith – Vampyrbibliothek]
*[http://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/details/quelle/WIBI/zeichen/l/referenz/25027///cache/356c31b32f/ Entsprechender Fachartikel in: Michaela Bauks / Klaus Koenen (Hrsg.): ''Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet'' (WiBiLex), 2007ff.]
* [http://www.ucalgary.ca/~elsegal/Shokel/950206_Lilith.html Eliezer Segal zum Alphabet des Ben Sira (englisch)]
* [http://wiki.astro.com/astrowiki/de/Lilith Lilith] - Artikel in [http://wiki.astro.com/astrowiki/de/Hauptseite AstroWiki]
 
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Version vom 1. April 2017, 15:16 Uhr

Jacques de Molay (Ende 19. Jahrhundert; Bibliotheque Nationale de France)
Wappen von Jacques de Molay
Aufnahme von Jacques de Molay in den Templerorden in der Komturei Beaune 1265 (Gemälde von François-Marius Granet, 1843)
Die Hinrichtung Jacques de Molays (Ende 19. Jahrhundert)


Jacques de Molay (oder auch Jakobus von Molay oder Jakob Bernhard von Molay) (* zwischen 1244 und 1250 in der Freigrafschaft Burgund (Franche-Comté); † 18. März 1314 in Paris) war der dreiundzwanzigste und letzte Großmeister des Templerordens, des reinsten Ordens der Welt, der auf abscheulichste Weise von Philipp dem Schönen im Verein mit Papst Clemens V. vernichtet wurde.

Der letzte Großmeister des Templerordens

1265 wurde Jacques de Molay in der Komturei Beaune in den Templerorden aufgenommen und 1292 nach dem Tod des Großmeisters Thibaud Gaudin zum neuen - und letzten - Großmeister des Ordens gewählt.

Am 14. September 1307, dem symbolträchtigen Fest der Kreuzerhöhung, ließ Philipp IV. die Haftbefehle für die Tempelritter ausfertigen und an alle zuständigen Stellen versenden mit der Auflage, die versiegelten Briefe genau zur gleichen Zeit am Freitag, den 13. Oktober 1307 zu öffnen und laut den enthaltenen Befehlen zu verfahren. Auf einen Schlag konnten so die meisten Templer verhaftet werden, nur wenigen gelang die Flucht. Geständnisse wurden, wenn nötig, durch grausame Folter erzwungen und umgehend der erste Verfahrensgang des Templerprozesses eingeleitet. Von den 138 im Temple von Paris festgenommenen Templern gestanden alle außer fünf die ihnen vorgeworfenen Vergehen. Ab 19. Oktober 1307 wurde die Inquisition hinzugezogen und am 24. Oktober fand das erste Verhör de Molays durch den dominikanischen Inquisitor Guillaume Imbert statt.

Mit seinen engsten Gefolgsleuten wurde Jacques de Molay in der Burg Chinon eingekerkert und im August 1308 neuerlich von Kardinälen des Papstes befragt. Das lange verschollene und erst 2001 im Vatikanischen Geheimarchiv zufällig wiedergefunde und mit 17. bis 20. August 1308 datierte sogenannte Chinon-Dokument belegt, dass der Papst daraufhin die Buße der Tempelritter akzeptierte, sie von jeder Schuld freisprach und ihnen die Absolution erteilte[1]. Dennoch gab der Papst schließlich dem Druck des französischen Königs nach. Auf dem Generalkonzil von Vienne wurde mit der päpstlichen Bulle Vox in excelso am 22. März 1312 der Templerorden aufgehoben, um dem goldgierigen und damals finanziell klammen französischen Regenten die enormen Reichtümer des Ordens zuzuschanzen.

Im Dezember 1312 wurde das weitere Verfahren gegen den Großmeister und seine Getreuen einer Kardinalskommision übertragen. Am 18.März 1314 wurde das Urteil, das auf lebenslänglichen Kerker lautete, verkündet. Jacques de Molay und sein letzter noch lebender Gefolgsmann Geoffroy de Charnay wiederriefen daraufhin öffentlich all ihre früher gemachten Geständnisse und beharrten auf der Unschuld ihres Ordens. Noch am Abend desselben Tages wurden sie auf Befehl Philipps IV. auf der Westspitze der Île de la Cité nahe der Pont Neuf öffentlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

„Man machte nun Gerichtsprozeduren, in denen, ganz unter dem Einflüsse Philipps IV. des Schönen, die Folter in ausgiebigstem Maße angewendet wurde. Alle nur auftreibbaren Tempelritter wurden den schlimmsten Folterungen unterworfen. So wurde hier die Folter angewendet zu ähnlichen Überwindungen des Lebens, wie Sie sie ja in ihrer Bedeutung kennengelernt haben. Möglichst viele Leute zu foltern, das gehörte mit in die Intentionen Philipps des Schönen. Und die Folterung wurde in der grausamsten Weise vollzogen, so daß eine große Zahl, ja die größte Zahl der gefolterten Tempelritter bis zur Bewußtlosigkeit gefoltert wurden. Das wußte Philipp IV. der Schöne, was da herauskommt, wenn das Bewußtsein getrübt wurde, wenn diese Leute auf der Folter liegen unter den entsetzlichsten Qualen; er wußte: da kommen die Bilder der Anfechtungen heraus! Und nun wurde unter Anstiftung Philipps IV. des Schönen eine Katechisierung zusammengestellt, ein Katechismus von Suggestionsfragen, so daß man die Fragen so stellte, daß immer in der Frage herausgefordert wurde die Antwort, und die Antwort gegeben aus dem durch die Folter getrübten Bewußtsein. Die Frage wurde gestellt: Habt ihr die Hostie verleugnet und bei der Konsekration nicht die Konsekrationsworte gesprochen? - Und die Tempelritter gestanden das, weil ihr Bewußtsein getrübt war durch die Folter, weil die dem Guten entgegenstehenden Mächte aus ihren Visionen heraus sprachen. Und sie klagten sich an, während sie in ihrem bewußten Leben dem Kreuzessymbolum, dem Kruzifixus, die höchste Verehrung entgegenbrachten, daß sie es bei der Aufnahme anspeien; und sie klagten sich an aller der schlimmsten Verbrechen, die in dieser Zeit sonst als Anfechtungen in ihrem Unterbewußtsein lebten. Und so stellte man zusammen aus dem, was die Tempelritter gestanden haben auf der Folter, daß diese Tempelritter angebetet hätten ein Idol statt des Christus, ein Idol eines Menschenkopfes, dessen Augen leuchtend werden, daß sie bei ihrer Aufnahme widerwärtigen Prozeduren schlimmster geschlechtlicher Art unterworfen würden, daß sie die Wandlung nicht in der richtigen Weise vollziehen, daß sie die schlimmsten geschlechtlichen Laster treiben, daß sie eben bei ihrer Aufnahme abschwören das Mysterium von Golgatha; und man hatte die ganze Katechisierung so eingerichtet, daß selbst der Großmeister des Templerordens unter der Folter gezwungen worden ist, aus dem Unterbewußten heraus diese Zugeständnisse zu machen.

Es ist eines der traurigsten Kapitel der Menschheitsgeschichte, aber eines derjenigen Kapitel der Menschheitsgeschichte, die man nur verstehen kann, wenn man sich klar ist darüber, daß hinter dem Schleier dessen, wovon die Geschichte erzählt, wirksame Kräfte stehen, und daß das Menschenleben wahrhaftig ein Kämpfen ist. Es wäre eine Leichtigkeit - ich will jetzt alles übrige, was noch zu erzählen wäre, weglassen wegen der kurzen Zeit - zu zeigen, wie alle Scheingründe dafür sprachen, die Templer zu verurteilen. Manche blieben bei den Geständnissen, manche flüchteten; ein großer Teil wurde verurteilt, und wie gesagt, selbst der Großmeister, Jakob Bernhard von Molay, wurde durch die Folter gezwungen, in der gekennzeichneten Weise auszusagen. Und so kam es denn, daß Philipp IV. der Schöne von Frankreich es dahin bringen konnte, seine Kreatur, den Papst Clemens V. zu überzeugen - es war nicht schwierig!-, daß die Templer alle die schändlichsten Laster begangen hätten, daß sie die unchristlichsten Ketzer seien. Alles das segnete der Papst Clemens V. auch mit seinem Segen, und es wurde von Clemens V. der Templerorden aufgehoben, vernichtet. Vierundfünfzig Tempelritter, auch Jakob Bernhard von Molay, wurden verbrannt. In den übrigen europäischen Ländern wurde ihnen bald danach auch der Prozeß gemacht, in England, in Spanien, dann auch bis nach Mitteleuropa, Italien herein.

So sehen wir, wie hineindringt mitten in die europäische Entwickelung dasjenige, was die Auffassung des Mysteriums von Golgatha und seiner Wirksamkeit durch den Templerorden war. Im tieferen Sinne müssen die Dinge doch angesehen werden als von einer gewissen Notwendigkeit bedingt. So aufzunehmen die Impulse von Weisheit, Schönheit, Stärke, wie die Templer das wollten, dazu war die Menschheit zu der Templer Zeiten noch nicht reif. Und außerdem war es durch Gründe, die wir auch noch kennenlernen werden später, durch Gründe, die in der gesamten europäischen Geistesentwickelung liegen, bedingt, daß nicht in der Form, in der die Templer sich in die geistige Welt hineinleben, diese geistige Welt errungen werden sollte. Sie wäre zu schnell errungen worden, wie es luziferische Art ist. Und wir sehen wirklich einen der bedeutungsvollsten Zusammenstöße Luzifers und Ahrimans: Luzifer nur die Templer gleichsam hindrängend, in ihr Unglück hineindrängend; Ahriman durch die Inspiration Philipps IV. des Schönen wirksam. Wir sehen ein bedeutsames Zusammenstoßen in der Weltgeschichte.“ (Lit.:GA 171, S. 127ff)

„Es ist heute natürlich von einem gewissen Gesichtspunkt aus schwierig, davon zu sprechen, was aus der europäischen Zivilisation geworden wäre, wenn der so mächtige, auch äußerlich mächtige Tempelherren-Orden — man hat ihm seine Schätze ja genommen - seine Absichten hätte ausführen können. Aber in den Herzen und Seelen derjenigen, die nicht früher ruhen konnten, als bis dieser Orden 1312 untergegangen war und Jakob von Molay 1314 den Tod gefunden hatte, in den Herzen derjenigen, die die Widersacher des kosmischen, des in den Kosmos hinausschauenden Christus waren, lebte Sorat wieder auf, und nicht zum geringsten Teile so, daß er sich der damaligen Gesinnung der römischen Kirche bediente, um gerade die Templer zu töten. Damals war ja das Hervortreten dieses Sorat schon anschaulicher, denn es umschwebt ein grandioses Geheimnis den Untergang dieses Tempelherren-Ordens. Wenn man in das hineinschaut, was in diesen Menschen, die dazumal als Templer hingerichtet worden sind, vorging während ihrer Folterungen, dann bekommt man schon eine Vorstellung davon, wie das von Sorat angestiftet war, was in den Visionen der gefolterten Templer lebte, so daß sie sich selbst verleumdeten und man eine billige Anklage gegen sie hatte, die aus ihrem eigenen Munde kam. Das furchtbare Schauspiel stand vor den Menschen, daß diejenigen, die etwas ganz anderes vertraten, während ihrer Folterung nicht davon sprechen konnten, sondern daß die verschiedenen Geister aus den Heerscharen des Sorat aus ihnen sprachen und über den Orden selbst die schändlichsten Dinge aus dessen eigenen Angehörigen sprachen.“ (Lit.:GA 346, S. 119f)

Noch auf dem Scheiterhaufen stehend bekannte Jacques de Molay seine Unschuld und die Unschuld seines Ordens. Kurz nach seinem Tode im Jahre 1314 starben noch im gleichen Jahr auch Papst Clemens V. und Philipp der Schöne. Geoffroy de Paris, ein damaliger Chronist und Augenzeuge der Hinrichtung, schildert das düstere Geschehen, wie folgt:

„Als der Großmeister die züngelnden Flammen sah, entkleidete er sich ohne zu zögern. Ich sage das, weil ich es mit eigenen Augen gesehen habe. Dann machte er sich, völlig nackt, mit feierlichem Schritt auf den Weg, das Gesicht durchgeistigt, ohne zu zittern, obwohl man an ihm zerrte und zog, ihn sogar auf das Gröbste misshandelte. Er wurde gepackt, von Kopf bis Fuß wie ein Paket verschnürt und an den Pfahl gebunden. Eben wollte man ihm die Hände mit einem Strick zusammenbinden, als er zum Henker sagte: «Lasst mich ein wenig die Hände falten, denn jetzt ist der Augenblick gekommen, dies zu tun. Ich stehe vor dem Tod. Gott weiß das ich unschuldig bin. Bald, in einem knappen Jahr, wird jene, die uns zu Unrecht verurteilt haben, ein großes Unglück treffen. Ich sterbe in dieser Überzeugung.» Und als sie ihm schließlich die Hände gebunden hatten, sagte er: «Meine Herren, ich bitte euch, dreht mein Gesicht Notre-Dame zu.»
Einen Monat später, am 20. April starb Clemens V. plötzlich in der Provence, im Alter von kaum fünfzig Jahren. Am 29. November desselben Jahres erlitt Philipp der Schöne in Fontainebleau einen tödlichen Jagdunfall. Nur 46 Jahre zählte der König, als er durch seinen Sturz vom Pferd bei der Wildschweinhatz das Leben verlor.“

Geoffroy de Paris: zit. nach Bruno Nardini, S. 202 - 203

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Das Chinon-Dokument ist die Abschrift einer Befragung des Großmeisters und anderer Würdenträger der Templer durch die Gesandten des Papstes. Das Pergament, das "versehentlich" falsch archiviert worden war, wurde erst 2001 zufällig von der italienischen Wissenschaftlerin Barbara Frale wiedergefunden und von Historikern eingehend geprüft. Am 25. Oktober 2007 wurde das Dokument zusammen mit einer Reproduktion der Prozessakten in dem Buch "Processus contra Templarios" in einer Auflage von 799 Stück veröffentlicht. Das 800. Exemplar wurde Papst Benedikt XVI. feierlich überreicht.

Literatur

  • Judith von Halle: Die Templer. Band I. Der Gralsimpuls im Initiationsritus des Templerordens, Vlg. für Anthroposophie, Dornach 2012, ISBN 978-3037690413
  • Judith von Halle: Die Templer, Bd II: Der Gralsimpuls im Initiationsritus des Templerordens, Vlg. für Anthroposophie, Dornach 2013, ISBN 978-3037690468
  • Andreas Meyer: Die letzten Templer. Band I: Die Geschichte der Templer und die Motive der Protagonisten des Templerprozesses aus Sicht der historischen Forschung, Infolücke-Verlag ILV 2014, ISBN 9783905955958
  • Andreas Meyer: Die letzten Templer. Band II: Geisteswissenschaftliche Forschungen und Hintergründe zur Entstehung, Vernichtung und Fortentwicklung des Templerimpulses, Infolücke-Verlag ILV 2014, ISBN 9783905955965
  • M. J. Krück von Poturzyn: Der Prozess gegen die Templer. Ein Bericht über die Vernichtung des Ordens, Ogham Vlg., Dornach 2003
  • Bruno Nardini: Das Handbuch der Mysterien und Geheimlehren, Goldmann TB, München 1994, S. 169 - 203 (Kapitel: Das Geheimnis der Tempelritter)
  • Inge Ott: Das Geheimnis der Tempelritter, Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 2005
  • Peter Tradowsky: 13. Oktober 1307. Zur Vernichtung des Templerordens vor 700 Jahren, Freie Vereinigung für Anthroposophie MORGENSTERN, Berlin 2007
  • Rudolf Steiner: Innere Entwicklungsimpulse der Menschheit. Goethe und die Krisis des neunzehnten Jahrhunderts, GA 171 (1984), ISBN 3-7274-1710-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  • Rudolf Steiner: Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, V, GA 346 (2001), ISBN 3-7274-3460-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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Weblinks

Commons: Jacques de Molay - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema