Gehörsinn und Bethanien: Unterschied zwischen den Seiten

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Der '''Gehörsinn''' oder '''Tonsinn''' ist einer der [[zwölf]] [[Sinne]], durch die der [[Mensch]] nach der [[Sinneslehre]] [[Rudolf Steiner]]s die [[sinnliche Welt]] [[Wahrnehmung|wahrnimmt]]. Es dient der '''auditiven Wahrnehmung''', dem '''Hören'''. Das [[Hörorgan]] umfasst insgesamt die beiden Ohren, die [[Wikipedia:Nervus vestibulocochlearis#Nervus cochlearis|Hörnerven]] (''Nervi cochleares'') und [[Wikipedia:Auditiver Cortex|die auditiven Hirnrinde]].
[[Datei:Bethany3.jpg|thumb|350px|Bethanien am Osthang des Ölbergs, Heimatort des [[Lazarus]].]]
[[Datei:RaisingofLazarusBloch.jpg|thumb|left|250px|''Erweckung des Lazarus'', Öl auf Kupferplatte, 1875, [[Wikipedia:Carl Heinrich Bloch|Carl Heinrich Bloch]] (Hope Gallery, [[Wikipedia:Salt Lake City|Salt Lake City]])]]
'''Bethanien''' (auch ''Betanien''; {{heS|בית עניה|Haus der Feigen}}; gelegentlich auch abgleitet von Beth-Anu, wörtlich ''Haus der Armut'' oder ''Haus des Todes'') ist der Name zweier ''verschiedener'' Orte in [[Wikipedia:Palästina|Palästina]], die im [[Wikipedia:Neues Testament|Neuen Testament]] erwähnt werden. Die [[Feigen]] sind ein [[okkult]]er Hinweis auf die Kräfte des alten, naturhaften [[Hellsehen]]s; aber auch die Interpretation als ''Haus der Armut'' ist aus okkulter Sicht berechtigt (siehe unten).


== Das musikalische Erlebnis ==
== Der Ort der Jordan-Taufe ==
Das in den [[Evangelien]] zuerst erwähnte, am östlichen Ufer des [[Wikipedia:Jordan|Jordan]]s gelegene Bethanien ist nach {{B|Joh|1|28|LUT}} jener Ort gewesen, an dem die [[Jordan-Taufe]] des [[Jesus von Nazareth]] stattgefunden hat, durch die dieser den Sonnengeist des [[Christus]] in seine [[Leibeshülle]] aufgenommen hat.
 
== Heimatort des Lazarus ==
[[Datei:Lazarus tomb 1906.jpg|thumb|250px|left|[[WikipediaEN:Tomb of Lazarus (al-Eizariya)|Das Grab des Lazarus]] um 1906]]
[[Datei:Lazarus Bethany.JPG|thumb|350px|Das vermutliche [[WikipediaEN:Tomb of Lazarus (al-Eizariya)|Grab des Lazarus]] in [[WikipediaEN:Al-Eizariya|Al-Eizariya]].]]
Das ''zweite'' Bethanien lag etwa 15 Stadien<ref name="Stadium">1 [[Wikipedia:Alte Maße und Gewichte (Römische Antike)|Stadium]] hat eine Länge von 185,22 m und entspricht 1/8 einer [[Wikipedia:Meile|römischen Meile]] (mille passus) bzw. 625 [[Wikipedia:Fuß (Einheit)|Fuß]]</ref> (knapp 2,8 km) südöstlich des damaligen [[Wikipedia:Jerusalem|Jerusalem]]s am Osthang des [[Wikipedia:Ölberg (Jerusalem)|Ölberg]]s. Nach {{B|Joh|11|18|LUT}} war es der Heimatort der drei Geschwister [[Maria von Bethanien|Maria]], [[Martha von Bethanien|Martha]] und [[Lazarus]] und hier fand auch die [[Auferweckung]] des Lazarus statt. In diesem Bethanien, das später Lazarion genannt wurde und vermutlich dem heutigen [[WikipediaEN:Al-Eizariya|Al-Eizariya]] ({{ArS|العيزريه}}; {{HeS|אלעיזריה}}) entspricht, wurde ein Lazarus-Grab, in dem die Auferweckung erfolgt sein soll, schon seit dem 4. Jahrhundert benannt, über dem nach [[Wikipedia:Hieronymus (Kirchenvater)|Hieronymus]] schon zu dieser Zeit eine Kirche errichtet wurde. Nach {{B|Mt|26|6|LUT}} befand sich in Bethanien auch das Haus [[Simon von Bethanien|Simons des Aussätzigen]].


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"Nun, verstehen, empfindend verstehen kann man diese Dinge
"Die Stelle am Jordan, wo Johannes der Täufer taufte und wo auch
eigentlich nur, wenn man sich darüber klar wird, daß das musikalische
die Taufe Jesu durch den Täufer stattgefunden hat, heißt im Johannes-
Erlebnis zunächst nicht jene Beziehung zum Ohr hat, die man gewöhnlich
Evangelium Bethanien, so wie auch der Ort nahe bei Jerusalem,
annimmt. Das musikalische Erlebnis betrifft nämlich den
wo sich das zentrale Ereignis des Evangeliums, die Auferweckung des
ganzen Menschen, und das Ohr hat eine ganz andere Funktion im
Lazarus, abgespielt hat. Bethanien heißt das »Haus der Armut«. Eigentlich
musikalischen Erlebnis, als man gewöhnlich annimmt. Nichts ist falscher,
ist ganz Judäa ein großes Bethanien, wenn man es mit der
als einfach zu sagen: Ich höre den Ton, oder ich höre eine
ätherisch-reichen Landschaft von Galiläa vergleicht. Das eine Bethanien
Melodie mit dem Ohr. - Das ist ganz falsch. Der Ton oder eine Melodie
liegt oben am Rande der Wüste Juda, wenn man vom Ölberg aus
oder irgendeine Harmonie wird eigentlich mit dem ganzen Menschen
den Weg nach Jericho hinab antritt. Das andere Bethanien muß unten
erlebt. Und dieses Erlebnis kommt mit dem Ohr auf eine ganz
am Rande der Wüste am Jordan gelegen haben. Eingerahmt ist die
eigentümliche Weise zum Bewußtsein. Nicht wahr, die Töne, mit
ganze Wüste Juda durch den Namen »Haus der Armut«. Und das Johannes-
denen wir gewöhnlich rechnen, die haben ja zu ihrem Medium die
Evangelium deutet wie mit ausgestrecktem Finger auf diese
Luft. Auch wenn wir irgendein anderes Instrument verwenden als
Zusammenhänge hin. Das ist vor allem da der Fall, wo Jesus vor dem
gerade ein Blasinstrument, so ist doch dasjenige, als Element, worin
letzten entscheidenden Osterfest noch einmal an die Stätte der Taufe
der Ton lebt, die Luft. Aber das, was wir im Ton erleben, hat nämlich
hinabsteigt, wo Johannes der Täufer gewirkt hatte. Dort trifft ihn die
gar nichts mehr zu tun mit der Luft. Und die Sache ist diese, daß
Nachricht von der Krankheit des Lazarus. Und so ist der Weg Jesu,
das Ohr dasjenige Organ ist, welches erst vor einem Tonerlebnis das
der am Anfang des 11. Kapitels beschrieben wird, der Weg von dem
Luftartige vom Ton absondert, so daß wir den Ton, indem wir ihn
einen Bethanien zu dem andern Bethanien hin. Man ist so recht im
erleben als solchen, eigentlich empfangen als Resonanz, als Reflexion.
Zentrum des Sinnes, den Judäa und die Menschwerdung des Christus
Das Ohr ist eigentlich dasjenige Organ, das uns den in der Luft lebenden
in Judäa hat." {{Lit|Bock, S 746}}
Ton ins Innere unseres Menschen zurückwirft, aber so, daß das
Luftelement abgesondert ist, und dann der Ton, indem wir ihn hören,
im Ätherelemente lebt. Also das Ohr ist eigentlich dazu da, um, wenn
ich mich so ausdrücken darf, das Tönen des Tones in der Luft zu
überwinden und uns das reine Äthererlebnis des Tones ins Innere zurückzuwerfen.
Es ist ein Reflexionsapparat für das Tonempfinden.
 
Nun handelt es sich darum, tiefer zu verstehen, wie das ganze Tonerlebnis
im Menschen geartet ist. Es ist so geartet, ich muß es noch
einmal sagen, daß eigentlich dem Tonerlebnis gegenüber alle Begriffe
in Verwirrung kommen. Nicht wahr, wir reden so hin: Der Mensch
ist ein dreigliedriges Wesen, Nerven-Sinnesmensch, rhythmischer
Mensch, Gliedmaßen-Stoffwechselmensch. - Ja, das ist für alle übrigen
Verhältnisse eigentlich so wahr als irgend möglich. Aber für das
Tonerlebnis, für das musikalische Erlebnis ist es nämlich nicht ganz
richtig. Für das musikalische Erlebnis ist eigentlich nicht in demselben
Sinne das Sinneserlebnis vorhanden wie für die anderen Erlebnisse. Das
Sinneserlebnis ist beim musikalischen Erlebnis schon ein wesentlich
verinnerlichteres als für die anderen Erlebnisse, weil für das musikalische
Erlebnis das Ohr eigentlich nur Reflexionsorgan ist, das Ohr
eigentlich nicht in derselben Weise den Menschen mit der Außenwelt
in Zusammenhang bringt wie zum Beispiel das Auge. Das Auge bringt
den Menschen in Zusammenhang mit der Außenwelt für alle Formen
des Sehbaren, auch für die künstlerischen Formen des Sehbaren.
Das Auge kommt auch für den Maler in Betracht, nicht bloß für
den die Natur Schauenden. Das Ohr kommt für den Musiker nur
insofern in Betracht, als es in der Lage ist, zu erleben, ohne mit der
Außenwelt in solcher Verbindung zu stehen wie zum Beispiel das
Auge. Das Ohr kommt für das Musikalische dadurch in Betracht, daß
es lediglich ein Reflexionsapparat ist. So daß wir eigentlich sagen
müssen: Für das musikalische Erlebnis müssen wir den Menschen betrachten
zunächst als Nervenmenschen. Denn es kommt nicht das Ohr
als unmittelbares Sinnesorgan in Betracht, sondern nur als Vermittler
nach innen, nicht als Verbinder mit der Außenwelt - das Wahrnehmen
der Instrumentalmusik ist ein sehr komplizierter Vorgang, über
den werden wir noch zu sprechen haben - , aber als Sinnesorgan kommt
das Ohr nicht unmittelbar in Betracht, sondern als Reflexionsorgan." {{Lit|{{G|283|121f}}}}
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== Sprachverständnis ==
== Anmerkungen ==
 
Das Verständnis der [[Sprache]] führt schon über den bloßen Gehörsinn hinaus; [[Rudolf Steiner]] spricht daher von einem eigenen [[Sprachsinn]]. Und erst durch den [[Denksinn]] erleben wir das [[Wort]] als Träger des [[Gedanke|Gedanke]]ns.
 
Dass wir ein [[Wort]], das wir hören, auch verstehen, kommt nach Steiner so zustande:
 
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"Mit dem Ohre
lernen wir hören, mit dem Kehlkopf und den Organen, die gegen den
Mund zu liegen bis zum Munde hin, lernen wir sprechen und singen.


Sie hören, sagen wir, irgendein Wort: «Baum.» Sie können selbst
<references/>
das Wort «Baum» sprechen, verbinden damit einen Sinn. Was heißt
das: Sie hören das Wort «Baum»? Das heißt, es lebt in Ihrem Ohre auf
die Art, wie ich es jetzt geschildert habe, in Organen, die himmlischen
Tätigkeiten nachgebildet sind, dasjenige, was Sie in dem einfachen
Wort «Baum» aussprechen. Sie können das Wort «Baum» sagen. Was
bedeutet das, Sie können das Wort «Baum» sagen? Das bedeutet, die irdische
Luft wird durch den Kehlkopf und die Werkzeuge Ihres Mundes
und so weiter in eine solche Formation gebracht, daß das Wort «Baum»
zur Offenbarung kommt. Aber das ist das zweite Ohr gegenüber dem
Hören. Das dritte ist aber etwas anderes, das nur nicht genügend wahrgenommen
wird. Wenn Sie das Wort «Baum» hören, dann sprechen
Sie mit Ihrem ätherischen Leibe leise - nicht mit ihrem physischen
Leibe, aber mit ihrem ätherischen Leibe -, leise auch «Baum». Und
durch die sogenannte eustachische Trompete, die vom Munde in das
Ohr geht, tönt ätherisch das Wort «Baum» dem von außen kommenden
Wort «Baum» entgegen. Die zwei begegnen sich und dadurch verstehen
Sie das Wort «Baum». Sonst würden Sie das hören, und es wäre
irgend etwas. Verstehen tun Sie es dadurch, daß Sie dasjenige, was von
außen kommt, durch die eustachische Trompete zurücksagen. Und indem
so die Schwingungen von außen sich begegnen mit den Schwingungen
von innen und sich ineinanderlegen, versteht der innere Mensch
dasjenige, was von außen kommt." {{Lit|{{G|218|320}}}}
</div>


== Literatur ==
== Literatur ==


#Rudolf Steiner: ''Geistige Zusammenhänge in der Gestaltung des menschlichen Organismus'', [[GA 218]] (1992), ISBN 3-7274-2180-0 {{Vorträge|218}}
# Emil Bock: ''Das Evangelium. Betrachtungen zum Neuen Testament.'', Urachhaus Verlag, Stuttgart 1984
#Rudolf Steiner: ''Das Wesen des Musikalischen und das Tonerlebnis im Menschen'', [[GA 283]] (1989), ISBN 3-7274-2831-7 {{Vorträge|283}}
# Armin J. Husemann: ''Der hörende Mensch und die Wirklichkeit der Musik'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2010, ISBN 978-3772517013
# Armin J. Husemann: ''Der musikalische Bau des Menschen: Entwurf einer plastisch-musikalischen Menschenkunde (Menschenwesen und Heilkunst)'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2003, ISBN 978-3772501173
 
{{GA}}


[[Kategorie:Sinne]]
[[Kategorie:Bibel]] [[Kategorie:Neues Testament]] [[Kategorie:Christologie]]

Version vom 27. Februar 2013, 15:14 Uhr

Bethanien am Osthang des Ölbergs, Heimatort des Lazarus.
Erweckung des Lazarus, Öl auf Kupferplatte, 1875, Carl Heinrich Bloch (Hope Gallery, Salt Lake City)

Bethanien (auch Betanien; hebr. בית עניה Haus der Feigen; gelegentlich auch abgleitet von Beth-Anu, wörtlich Haus der Armut oder Haus des Todes) ist der Name zweier verschiedener Orte in Palästina, die im Neuen Testament erwähnt werden. Die Feigen sind ein okkulter Hinweis auf die Kräfte des alten, naturhaften Hellsehens; aber auch die Interpretation als Haus der Armut ist aus okkulter Sicht berechtigt (siehe unten).

Der Ort der Jordan-Taufe

Das in den Evangelien zuerst erwähnte, am östlichen Ufer des Jordans gelegene Bethanien ist nach Joh 1,28 LUT jener Ort gewesen, an dem die Jordan-Taufe des Jesus von Nazareth stattgefunden hat, durch die dieser den Sonnengeist des Christus in seine Leibeshülle aufgenommen hat.

Heimatort des Lazarus

Das Grab des Lazarus um 1906
Das vermutliche Grab des Lazarus in Al-Eizariya.

Das zweite Bethanien lag etwa 15 Stadien[1] (knapp 2,8 km) südöstlich des damaligen Jerusalems am Osthang des Ölbergs. Nach Joh 11,18 LUT war es der Heimatort der drei Geschwister Maria, Martha und Lazarus und hier fand auch die Auferweckung des Lazarus statt. In diesem Bethanien, das später Lazarion genannt wurde und vermutlich dem heutigen Al-Eizariya (arab. العيزريه; hebr. אלעיזריה) entspricht, wurde ein Lazarus-Grab, in dem die Auferweckung erfolgt sein soll, schon seit dem 4. Jahrhundert benannt, über dem nach Hieronymus schon zu dieser Zeit eine Kirche errichtet wurde. Nach Mt 26,6 LUT befand sich in Bethanien auch das Haus Simons des Aussätzigen.

"Die Stelle am Jordan, wo Johannes der Täufer taufte und wo auch die Taufe Jesu durch den Täufer stattgefunden hat, heißt im Johannes- Evangelium Bethanien, so wie auch der Ort nahe bei Jerusalem, wo sich das zentrale Ereignis des Evangeliums, die Auferweckung des Lazarus, abgespielt hat. Bethanien heißt das »Haus der Armut«. Eigentlich ist ganz Judäa ein großes Bethanien, wenn man es mit der ätherisch-reichen Landschaft von Galiläa vergleicht. Das eine Bethanien liegt oben am Rande der Wüste Juda, wenn man vom Ölberg aus den Weg nach Jericho hinab antritt. Das andere Bethanien muß unten am Rande der Wüste am Jordan gelegen haben. Eingerahmt ist die ganze Wüste Juda durch den Namen »Haus der Armut«. Und das Johannes- Evangelium deutet wie mit ausgestrecktem Finger auf diese Zusammenhänge hin. Das ist vor allem da der Fall, wo Jesus vor dem letzten entscheidenden Osterfest noch einmal an die Stätte der Taufe hinabsteigt, wo Johannes der Täufer gewirkt hatte. Dort trifft ihn die Nachricht von der Krankheit des Lazarus. Und so ist der Weg Jesu, der am Anfang des 11. Kapitels beschrieben wird, der Weg von dem einen Bethanien zu dem andern Bethanien hin. Man ist so recht im Zentrum des Sinnes, den Judäa und die Menschwerdung des Christus in Judäa hat." (Lit.: Bock, S 746)

Anmerkungen

  1. 1 Stadium hat eine Länge von 185,22 m und entspricht 1/8 einer römischen Meile (mille passus) bzw. 625 Fuß

Literatur

  1. Emil Bock: Das Evangelium. Betrachtungen zum Neuen Testament., Urachhaus Verlag, Stuttgart 1984