Gehörsinn und Karl Marx: Unterschied zwischen den Seiten

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Der '''Gehörsinn''' oder '''Tonsinn''' ist einer der [[zwölf]] [[Sinne]], durch die der [[Mensch]] nach der [[Sinneslehre]] [[Rudolf Steiner]]s die [[sinnliche Welt]] [[Wahrnehmung|wahrnimmt]]. Es dient der '''auditiven Wahrnehmung''', dem '''Hören'''. Das [[Hörorgan]] umfasst insgesamt die beiden Ohren, die [[Wikipedia:Nervus vestibulocochlearis#Nervus cochlearis|Hörnerven]] (''Nervi cochleares'') und [[Wikipedia:Auditiver Cortex|die auditiven Hirnrinde]].
[[Datei:Karl Marx.jpg|miniatur|250px|Karl Marx, 1875]]
[[Datei:Marx birthplace Trier.jpg|miniatur|250px|Marx Geburtshaus in Trier, Brückenstraße 10]]
[[Datei:MarxEngels 3a.jpg|thumb|250px|Das Marx-Engels-Denkmal auf dem Marx-Engels-Forum, Berlin-Mitte]]
[[Datei:Karl Marx Grave.jpg|thumb|250px|Grabstätte von Karl Marx, Highgate Cemetery, London]]
'''Karl Marx''' (* [[Wikipedia:5. Mai|5. Mai]] [[Wikipedia:1818|1818]] in [[Wikipedia:Trier|Trier]]; † [[Wikipedia:14. März|14. März]] [[Wikipedia:1883|1883]] in [[Wikipedia:London|London]]) war ein dem [[Materialismus]] verpflichteter [[Philosoph]], [[Wikipedia:Gesellschaftstheorie|Gesellschaftstheoretiker]], [[Nationalökonom]], [[Politik|politischer]] [[Wikipedia:Journalist|Journalist]], [[Wikipedia:Protagonist|Protagonist]] der [[Wikipedia:Arbeiterbewegung|Arbeiterbewegung]] und strenger Kritiker der [[Wikipedia:Bürgertum|bürgerlichen Gesellschaft]]. Beeinflusst durch die [[materialistisch]]en Anschauungen [[Ludwig Feuerbach]]s entwickelte er gemeinsam mit [[Friedrich Engels]] durch die materialistische Umdeutung von [[Hegel]]s [[Dialektik]] den [[Dialektischer Materialismus|dialektischen Materialismus]] und wurde zum einflussreichsten [[Theorie|Theoretiker]] des [[Marxismus]], der die Basis für den [[Wikipedia:Sozialismus|Sozialismus]] und [[Wikipedia:Kommunismus|Kommunismus]] bildete. Gemeinsam mit Engels veröffentlichte er Anfang [[Wikipedia:1848|1848]] das im Auftrag des [[Wikipedia:Bund der Kommunisten|Bundes der Kommunisten]] verfasste [[Wikipedia:Manifest der Kommunistischen Partei|Manifest der Kommunistischen Partei]] [http://www.vulture-bookz.de/marx/archive/volltext/Marx-Engels_1848--90~Das_Kommunistische_Manifest.html].


== Das musikalische Erlebnis ==
== Grundzüge seines Denkens ==
{{Zitat|Die Philosophen haben die Welt nur verschieden ''interpretiert'', es kömmt drauf an, sie zu ''verändern''.|Quelle=[[Wikipedia:Thesen über Feuerbach|Thesen über Feuerbach]], 11. These, MEW 3:7}}
 
[[Rudolf Steiner]] schreibt über Karl Marx:
 
<div style="margin-left:20px">
"Ein Gegenbild hat Nietzsches "Weltauffassung in der
materialistischen Geschichtsauffassung und Lebensanschauung,
die ihren prägnantesten Ausdruck durch Karl Marx
(1818—1883) gefunden hat. Marx hat der Idee jeden Anteil
an der geschichtlichen Entwickelung abgesprochen.
Was dieser Entwickelung wirklich zugrunde liegen soll,
sind die realen Faktoren des Lebens, aus denen die Meinungen
über die Welt entstanden sind, welche sich die
Menschen haben bilden können, je nachdem sie in ihre
besonderen Lebenslagen gebracht worden sind. Der physisch
Arbeitende, von einem andern beherrscht, hat eine
andere Weltauffassung als der geistig Arbeitende. Ein
Zeitalter, das eine alte Wirtschaftsform durch eine andere
ersetzt, bringt auch andere Lebensanschauungen an die
Oberfläche der Geschichte. Will man irgendein Zeitalter
verstehen, so muß man zur Erklärung seine sozialen Verhältnisse,
seine wirtschaftlichen Vorkommnisse heranziehen.
Alle politischen und geistigen Strömungen sind nur
ein an der Oberfläche sich abspielendes Spiegelbild dieser
Vorkommnisse. Sie stellen sich ihrem Wesen nach als ideale
Folgen der realen Tatsachen dar; an diesen Tatsachen
selbst haben sie keinen Anteil. Es kann somit auch keine
durch ideale Faktoren zustande gekommene Weltanschauung
Anteil haben an der Fortentwickelung der gegenwärtigen
Lebensführung; sondern es ist die Aufgabe, die realen
Konflikte da aufzunehmen, wo sie heute angelangt sind
und sie in gleichem Sinne fortzuführen. Diese Anschauung
ist durch eine materialistische Umdeutung des Hegelianismus
entstanden. Bei Hegel ist die Idee in ewiger Fortentwickelung,
und die Folgen dieser Fortentwickelung sind
die tatsächlichen Vorkommnisse des Lebens. - Was August
Comte aus naturwissenschaftlichen Vorstellungen heraus
gestaltet, eine Gesellschaftsauffassung auf der Grundlage
der tatsächlichen Vorkommnisse des Lebens, dazu will
Karl Marx durch die unmittelbare Anschauung der wirtschaftlichen
Entwickelung gelangen. Der Marxismus ist
die kühnste Ausgestaltung einer Geistesströmung, die in
der Beobachtung der äußeren, der unmittelbaren Wahrnehmung
zugänglichen geschichtlichen Erscheinungen den
Ausgangspunkt nimmt, um das geistige Leben, die ganze
Kulturentwickelung des Menschen zu verstehen. Es ist dies
die moderne «Soziologie». Sie nimmt den Menschen nach
keiner Richtung hin als Einzelwesen, sondern als ein Glied
der sozialen Entwickelung. Wie der Mensch vorstellt, erkennt,
handelt, fühlt: das alles wird als ein Ergebnis sozialer
Mächte aufgefaßt, unter deren Einfluß der einzelne
steht." {{Lit|{{G|018|548f}}}}
</div>
 
{{Zitat|Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt.|Quelle=Vorwort zur ''Kritik der politischen Ökonomie'', MEW 13:9}}


<div style="margin-left:20px">
<div style="margin-left:20px">
"Nun, verstehen, empfindend verstehen kann man diese Dinge
"Denken Sie sich diesen kolossalen Widerspruch, der so hereingestellt
eigentlich nur, wenn man sich darüber klar wird, daß das musikalische
worden ist in das moderne Leben: Der Gedanke, daß der
Erlebnis zunächst nicht jene Beziehung zum Ohr hat, die man gewöhnlich
Gedanke nichts wert sei, der hat als Gedanke am allermeisten gewirkt
annimmt. Das musikalische Erlebnis betrifft nämlich den
in den letzten sechzig bis siebzig Jahren." {{Lit|{{G|188|182f}}}}
ganzen Menschen, und das Ohr hat eine ganz andere Funktion im
</div>
musikalischen Erlebnis, als man gewöhnlich annimmt. Nichts ist falscher,
 
als einfach zu sagen: Ich höre den Ton, oder ich höre eine
{{Zitat|Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbst gewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen.|Quelle=''[[Wikipedia:Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte|Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte]]'', MEW 8:115}}
Melodie mit dem Ohr. - Das ist ganz falsch. Der Ton oder eine Melodie
 
oder irgendeine Harmonie wird eigentlich mit dem ganzen Menschen
<div style="margin-left:20px">
erlebt. Und dieses Erlebnis kommt mit dem Ohr auf eine ganz
"Das Wesentliche
eigentümliche Weise zum Bewußtsein. Nicht wahr, die Töne, mit
des proletarischen Marxismus als Weltanschauung ist der Unglaube
denen wir gewöhnlich rechnen, die haben ja zu ihrem Medium die
an den Menschen." {{Lit|{{G|338|191}}}}
Luft. Auch wenn wir irgendein anderes Instrument verwenden als
</div>
gerade ein Blasinstrument, so ist doch dasjenige, als Element, worin
 
der Ton lebt, die Luft. Aber das, was wir im Ton erleben, hat nämlich
Marx war ein entschiedener Kritiker jegliche [[Idealismus|idealistischen]] [[Philosophie]] und jeder Form der [[Religion]], die er als [[Wikipedia:Opium des Volkes|Opium des Volkes]] geißelte.
gar nichts mehr zu tun mit der Luft. Und die Sache ist diese, daß
 
das Ohr dasjenige Organ ist, welches erst vor einem Tonerlebnis das
{{Zitat|Das Fundament der irreligiösen Kritik ist: Der Mensch macht die Religion, die Religion macht nicht den Menschen. Und zwar ist die Religion das Selbstbewusstsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben, oder schon wieder verloren hat. Aber der Mensch, das ist kein abstraktes, außer der Welt hockendes Wesen. Der Mensch, das ist die Welt des Menschen, Staat, Societät. Dieser Staat, diese Societät produzieren die Religion, ein verkehrtes Weltbewusstsein, weil sie eine verkehrte Welt sind. Die Religion ist die allgemeine Theorie dieser Welt, ihr enzyklopädisches Compendium, ihre Logik in populärer Form, ihr spiritualistischer Point-d'honneur (Ehrgefühl), ihr Enthusiasmus, ihre moralische Sanktion, ihre feierliche Ergänzung, ihr allgemeiner Trost- und Rechtfertigungsgrund. Sie ist die phantastische Verwirklichung des menschlichen Wesens, weil das menschliche Wesen keine wahre Wirklichkeit besitzt. Der Kampf gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion ist.<br/>
Luftartige vom Ton absondert, so daß wir den Ton, indem wir ihn
<br/>
erleben als solchen, eigentlich empfangen als Resonanz, als Reflexion.
Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüth einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das ''Opium des Volks''.<br/>
Das Ohr ist eigentlich dasjenige Organ, das uns den in der Luft lebenden
<br/>
Ton ins Innere unseres Menschen zurückwirft, aber so, daß das
Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusionen über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf. Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Religion ist.
Luftelement abgesondert ist, und dann der Ton, indem wir ihn hören,
|Karl Marx|Einleitung zur ''[[Wikipedia:Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie|Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie]]''; in: ''[[Wikipedia:Deutsch-Französische Jahrbücher|Deutsch-Französische Jahrbücher]]'' 1844, S. 71f, zitiert nach ''MEW'', Bd. 1, S. 378-379}}
im Ätherelemente lebt. Also das Ohr ist eigentlich dazu da, um, wenn
 
ich mich so ausdrücken darf, das Tönen des Tones in der Luft zu
<div style="margin-left:20px">
überwinden und uns das reine Äthererlebnis des Tones ins Innere zurückzuwerfen.
"Und die Wahrheit ist
Es ist ein Reflexionsapparat für das Tonempfinden.
einmal, daß zum Beispiel so etwas wie die materialistische Geschichtsauffassung
des Karl Marx, der gelebt hat von 1818 bis 1883, daß die
Weltanschauung des Karl Marx eine rein [[ahrimanisch]]e ist. Ihr Geheimnis
beruht darauf, daß nur anerkannt wird das materiell im
Erdenwesen Geschehene, daß ignoriert wird das Hinaufragen der
Geistigkeit des Menschen in die übersinnlichen Welten, und daß dadurch,
durch diese Ignorierung, der Mensch den ahrimanischen
Mächten verfallt. Denn sobald der Mensch sein Bewußtsein ausschließt
von den Welten, in die er hinaufragt, verfällt er den ahrimanischen
oder luziferischen, in diesem Falle den ahrimanischen Mächten.
Nun, wir stehen heute vor der Tatsache, daß zahlreiche Menschen
eine rein ahrimanische Weltanschauung vertreten, für diese rein ahrimanische
Weltanschauung kämpfen, und dadurch aber auch über die
Erde heraufbeschwören alles dasjenige, was kommen muß, wenn statt
der. göttlichen Ordnung die ahrimanische Ordnung über die Erde sich
verbreitet. Benthams Philosophie, von der ich Ihnen gestern sprach,
ist zunächst ein äußerer theoretischer Ausdruck dieser ahrimanischen
Anschauung. Der Marxismus ist ein solcher Ausdruck, der auch schon
schöpferisch ist, der gestaltend ist, der einen ungeheueren Einfluß hat.
Und die Trägheit des Bourgeoislebens weiß nichts davon und hat sich
nicht gekümmert durch Jahrzehnte, was sich auf dem Boden des
sozialen Lebens entwickelt hat an Elementen solcher Weltanschauungen.
Der Marxismus ist ein extremer Ausdruck. Er wird weiterwirken.
Das, was zunächst bloß Wissen sein sollte, wird Geschehen
werden, wird tatsächlich Wirklichkeit werden. Nur die Einsicht in
diese Dinge, die nun wiederum Wollen-bildend ist, kann Hilfe sein
in diesen Dingen." {{Lit|{{G|184|69}}}}
</div>


Nun handelt es sich darum, tiefer zu verstehen, wie das ganze Tonerlebnis
<div style="margin-left:20px">
im Menschen geartet ist. Es ist so geartet, ich muß es noch
"Wahrhaftig, ich bewundere Karl Marx wegen seiner Gedankenschärfe,
einmal sagen, daß eigentlich dem Tonerlebnis gegenüber alle Begriffe
wegen seines umfassenden historischen Blickes, wegen seines
in Verwirrung kommen. Nicht wahr, wir reden so hin: Der Mensch
großartigen umfassenden Gefühles für die proletarischen Impulse der
ist ein dreigliedriges Wesen, Nerven-Sinnesmensch, rhythmischer
neueren Zeit, wegen seiner gewaltigen kritischen Einsicht in den Selbstzersetzungsprozeß
Mensch, Gliedmaßen-Stoffwechselmensch. - Ja, das ist für alle übrigen
des modernen Kapitalismus und wegen seiner vielen
Verhältnisse eigentlich so wahr als irgend möglich. Aber für das
genialen Eigenschaften. Wer ihn aber kennt, der weiß, daß Karl Marx
Tonerlebnis, für das musikalische Erlebnis ist es nämlich nicht ganz
im Grunde genommen eben der große Sozialkritiker war, der jedoch
richtig. Für das musikalische Erlebnis ist eigentlich nicht in demselben
immer da im Stiche läßt, wo hingewiesen werden soll auf das, was
Sinne das Sinneserlebnis vorhanden wie für die anderen Erlebnisse. Das
eigentlich zu geschehen hat." {{Lit|{{G|330|45}}}}
Sinneserlebnis ist beim musikalischen Erlebnis schon ein wesentlich
verinnerlichteres als für die anderen Erlebnisse, weil für das musikalische
Erlebnis das Ohr eigentlich nur Reflexionsorgan ist, das Ohr
eigentlich nicht in derselben Weise den Menschen mit der Außenwelt
in Zusammenhang bringt wie zum Beispiel das Auge. Das Auge bringt
den Menschen in Zusammenhang mit der Außenwelt für alle Formen
des Sehbaren, auch für die künstlerischen Formen des Sehbaren.
Das Auge kommt auch für den Maler in Betracht, nicht bloß für
den die Natur Schauenden. Das Ohr kommt für den Musiker nur
insofern in Betracht, als es in der Lage ist, zu erleben, ohne mit der
Außenwelt in solcher Verbindung zu stehen wie zum Beispiel das
Auge. Das Ohr kommt für das Musikalische dadurch in Betracht, daß
es lediglich ein Reflexionsapparat ist. So daß wir eigentlich sagen
müssen: Für das musikalische Erlebnis müssen wir den Menschen betrachten
zunächst als Nervenmenschen. Denn es kommt nicht das Ohr
als unmittelbares Sinnesorgan in Betracht, sondern nur als Vermittler
nach innen, nicht als Verbinder mit der Außenwelt - das Wahrnehmen
der Instrumentalmusik ist ein sehr komplizierter Vorgang, über
den werden wir noch zu sprechen haben - , aber als Sinnesorgan kommt
das Ohr nicht unmittelbar in Betracht, sondern als Reflexionsorgan." {{Lit|{{G|283|121f}}}}
</div>
</div>


== Sprachverständnis ==
<div style="margin-left:20px">
"Nun liegt ja ein Ausspruch von Karl Marx selbst vor, der auf gewisse
Seiten dieser Sache recht tief blicken läßt. Karl Marx betonte einmal,
als er über den Marxismus selber sprach, daß er, Karl Marx, jedenfalls
kein Marxist sei. Das, meine lieben Freunde, sollte man insbesondere
in der heutigen Zeit nicht aus dem Auge verlieren." {{Lit|{{G|189|56}}}}
</div>


Das Verständnis der [[Sprache]] führt schon über den bloßen Gehörsinn hinaus; [[Rudolf Steiner]] spricht daher von einem eigenen [[Sprachsinn]]. Und erst durch den [[Denksinn]] erleben wir das [[Wort]] als Träger des [[Gedanke|Gedanke]]ns.
== Frühere Inkarnation ==


Dass wir ein [[Wort]], das wir hören, auch verstehen, kommt nach Steiner so zustande:
Nach Auskunft [[Rudolf Steiner]]s war Marx in einer früheren [[Inkarnation]] im [[Wikipedia:8. Jahrhundert|8.]], [[Wikipedia:9. Jahrhundert|9. Jahrhundert]] Gutsbesitzer im Nordosten [[Wikipedia:Frankreich|Frankreich]]s. Während er sich auf abenteuerliche Kriegszüge begab, wurde sein Landgut von einem Mann in Besitz genommen, der später als [[Friedrich Engels]] wiedergeboren wurde. Als Marx zurückkehrte, kam es zu Auseinandersetzungen, bei denen Marx unterlag und Engels [[Wikipedia:Leibeigenschaft|Leibeigener]] wurde. In der Folge schmiedete er immer wieder letztlich erfolglose Pläne, wie er wieder zu seinem Eigentum kommen könnte.


<div style="margin-left:20px">
<div style="margin-left:20px">
"Mit dem Ohre
"Es ergab sich mir aus ganz
lernen wir hören, mit dem Kehlkopf und den Organen, die gegen den
besonderen Verhältnissen heraus, daß sozusagen der Blick auf gewisse
Mund zu liegen bis zum Munde hin, lernen wir sprechen und singen.
Ereignisse hingelenkt wurde, die, wir würden heute sagen, im Nordosten
Frankreichs sich abspielten, aber sich abspielten auch im 8., 9.
Jahrhundert, etwas später als die Zeit ist, von der ich jetzt gesprochen
habe. Es spielten sich da besondere Ereignisse ab. Es war ja eine Zeit,
in der noch nicht die großen Staatenbildungen da waren, in der deshalb
dasjenige, was geschah, mehr innerhalb kleinerer Kreise der Menschheit
geschah.
 
Da hatte denn eine Persönlichkeit von energischem Charakter einen
gewissen großen Besitz eben in dem Gebiet, das wir heute den Nordosten
Frankreichs nennen würden. Dieser Mann verwaltete den Besitz
in einer außerordentlich geordneten Weise, in einer für die damalige
Zeit außerordentlich systematischen Weise, möchte ich sagen. Er wußte,
was er wollte, und war eine merkwürdige Mischung von einem zielbewußten
Menschen und einer Abenteurernatur, so daß er mit mehr
oder weniger Erfolg kleine Kriegszüge machte von seinem Eigentum
aus, mit Leuten, die sich, wie das ja dazumal üblich war, als Krieger
angezogen hatten. Es waren das kleine Heerhaufen, mit denen zog
man aus und suchte das oder jenes zu erbeuten.
 
Mit einer Schar solcher Krieger zog der Betreffende von dem Nordosten
Frankreichs aus. Und die Sache machte sich so, daß eine andere
Persönlichkeit, etwas weniger Abenteuer als er selber, aber energisch,
während der Abwesenheit des Eigentümers des Landgutes - heute erscheint
das paradox, dazumal konnte eben so etwas geschehen - sich
des Landgutes und des ganzen Besitztums bemächtigte. Als der Betreffende
nach Hause kam - er war alleinstehend -, fand er, daß ein
anderer Besitzer sich seines Landgutes bemächtigt hatte. Und die Verhältnisse
entwickelten sich so, daß in der Tat der Betreffende nicht
aufkam gegen den jetzigen Besitzer. Der war der Mächtigere, hatte
mehr Mannen, hatte mehr Krieger um sich. Er kam gegen ihn nicht
auf.
 
Nun waren die Dinge damals nicht so, daß man etwa, wenn man
in seiner Heimat nicht fortkam, gleich in fremde Gegenden zog. Gewiß,
diese Persönlichkeit war ja ein Abenteurer; aber das ergab sich
doch nicht wiederum so rasch, er hatte nicht die Möglichkeit dazu, so
daß der Betreffende mit einer Schar von Anhängern sogar eine Art
Leibeigener wurde an seinem eigenen früheren Besitzerhof. Er mußte
nun wie ein Leibeigener arbeiten mit einer Schar von denen, die mit
ihm auf Abenteuer ausgezogen waren, während ihm sein Eigentum entrissen
worden war.
 
Da geschah es, daß bei all den Leuten, die da Leibeigene geworden
waren, während sie früher die Herren waren, eine ganz besonders, ich
möchte sagen, dem Herrschaftsprinzip abträgliche Gesinnung entstand.
Und es brannten in diesen Gegenden, die bewaldet waren, in mancher
Nacht die Feuer da, wo man zusammenkam und wo man allerlei Verschwörungen
besprach gegen diejenigen, welche sich des Eigentums
bemächtigt hatten.


Sie hören, sagen wir, irgendein Wort: «Baum.» Sie können selbst
Es war einfach so, daß der Betreffende, der vom großen Besitzer
das Wort «Baum» sprechen, verbinden damit einen Sinn. Was heißt
mehr oder weniger zum Leibeigenen, zum Sklaven geworden war, sein
das: Sie hören das Wort «Baum»? Das heißt, es lebt in Ihrem Ohre auf
übriges Leben nunmehr damit ausfüllte, abgesehen von dem, was er
die Art, wie ich es jetzt geschildert habe, in Organen, die himmlischen
arbeiten mußte, Pläne zu schmieden, wie man etwa wiederum zu Besitz
Tätigkeiten nachgebildet sind, dasjenige, was Sie in dem einfachen
und Eigentum kommen könne. Man haßte denjenigen, der sich
Wort «Baum» aussprechen. Sie können das Wort «Baum» sagen. Was
des Eigentums bemächtigt hatte.
bedeutet das, Sie können das Wort «Baum» sagen? Das bedeutet, die irdische
 
Luft wird durch den Kehlkopf und die Werkzeuge Ihres Mundes
Nun, sehen Sie, diese beiden Persönlichkeiten von damals gingen in
und so weiter in eine solche Formation gebracht, daß das Wort «Baum»
ihren Individualitäten durch die Pforte des Todes, machten in der
zur Offenbarung kommt. Aber das ist das zweite Ohr gegenüber dem
geistigen Welt zwischen dem Tod und einer neuen Geburt alles das mit,
Hören. Das dritte ist aber etwas anderes, das nur nicht genügend wahrgenommen
was seit jener Zeit eben mitgemacht werden konnte, und erschienen
wird. Wenn Sie das Wort «Baum» hören, dann sprechen
im 19. Jahrhundert wiederum. Derjenige, der Haus und Hof verloren
Sie mit Ihrem ätherischen Leibe leise - nicht mit ihrem physischen
hatte und zu einer Art von leibeigenem Sklaven geworden war, erschien
Leibe, aber mit ihrem ätherischen Leibe -, leise auch «Baum». Und
als Karl Marx, der Begründer des neueren Sozialismus. Und der
durch die sogenannte eustachische Trompete, die vom Munde in das
andere, der ihm dazumal seinen Gutshof abgenommen hatte, erschien
Ohr geht, tönt ätherisch das Wort «Baum» dem von außen kommenden
als sein Freund Engels. Was sie dazumal miteinander auszumachen hatten,
Wort «Baum» entgegen. Die zwei begegnen sich und dadurch verstehen
das prägte sich um während des langen Weges zwischen dem Tode
Sie das Wort «Baum». Sonst würden Sie das hören, und es wäre
und einer neuen Geburt in den Drang, das, was sie einander zugefügt
irgend etwas. Verstehen tun Sie es dadurch, daß Sie dasjenige, was von
hatten, auszugleichen." {{Lit|{{G|236|20ff}}}}
außen kommt, durch die eustachische Trompete zurücksagen. Und indem
so die Schwingungen von außen sich begegnen mit den Schwingungen
von innen und sich ineinanderlegen, versteht der innere Mensch
dasjenige, was von außen kommt." {{Lit|{{G|218|320}}}}
</div>
</div>


== Literatur ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Karl Marx}}
* {{WikipediaDE|Friedrich Engels}}
* {{WikipediaDE|Das Kapital}}
* {{WikipediaDE|Manifest der Kommunistischen Partei}}


#Rudolf Steiner: ''Geistige Zusammenhänge in der Gestaltung des menschlichen Organismus'', [[GA 218]] (1992), ISBN 3-7274-2180-0 {{Vorträge|218}}
== Ausgewählte Werke ==
#Rudolf Steiner: ''Das Wesen des Musikalischen und das Tonerlebnis im Menschen'', [[GA 283]] (1989), ISBN 3-7274-2831-7 {{Vorträge|283}}
 
* ''Das Kapital'': Ungekürzte Ausgabe nach der zweiten Auflage von 1872. Mit einem Geleitwort von Karl Korsch aus dem Jahre 1932, Anaconda Vlg., Köln 2009
 
* ''Manifest der kommunistischen Partei'' (mit [[Friedrich Engels]]), Anaconda Vlg., Köln 2012
 
==Literatur==
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriß dargestellt'', [[GA 18]] (1985), ISBN 3-7274-0180-X {{Schriften|018}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Polarität von Dauer und Entwickelung im Menschenleben. Die kosmische Vorgeschichte der Menschheit.'', [[GA 184]] (2002), ISBN 3-7274-1840-0 {{Vorträge|184}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Der Goetheanismus, ein Umwandlungsimpuls und Auferstehungsgedanke'', [[GA 188]] (1982), ISBN 3-7274-1880-X {{Vorträge|188}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die soziale Frage als Bewußtseinsfrage'', [[GA 189]] (1980), ISBN 3-7274-1890-7 {{Vorträge|189}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Neugestaltung des sozialen Organismus'', [[GA 330]] (1983), ISBN 3-7274-3300-0 {{Vorträge|330}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Zweiter Band'', [[GA 236]] (1988), ISBN 3-7274-2360-9 {{Vorträge|236}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Wie wirkt man für den Impuls der Dreigliederung des sozialen Organismus? Zwei Schulungskurse für Redner und aktive Vertreter des Dreigliederungsgedankens'', [[GA 338]] (1986), ISBN 3-7274-3380-9 {{Vorträge|338}}
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/sozialwissenschaft_marx_leben.pdf Karl Marx: Leben und Werk] PDF
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/sozialwissenschaft_marx_engels.pdf Materialien zu Marx und Engels]] PDF
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/sozialwissenschaft_marx_kapital.pdf Materialien zum Kapital von Marx und Engels] PDF


{{GA}}
{{GA}}


[[Kategorie:Sinne]]
== Weblinks ==
{{Wikisource}}
{{Wikiquote}}
{{Commons}}
{{Wikibooks|Soziologische Klassiker/ Marx, Karl}}
 
=== Werk ===
* {{DNB-Portal|118578537}}
* {{DDB|Person|118578537}}
* [http://www.dearchiv.de/php/mewinh.php MEW Band 1 bis Band 43 im DEA Archiv. Vollständig und Seitengenau zur MEW]
* [http://www.mlwerke.de/me/default.htm Werke von Karl Marx u.&nbsp;a. mit Volltextsuche für Werkauswahl] als Online-Texte auf mlwerke.de
* {{Webarchiv | url=http://www.ml-werke.de/marxengels/marxengl.htm | wayback=20120229212706 | text=Auswahl von Werken von Karl Marx u.a. Marxisten mit Einführungssammlung}} zum Herunterladen auf ml-werke.de
* [http://www.marxists.org/archive/marx/index.htm Umfangreiches Marx/Engels-Archiv einer Werkauswahl (engl.)] [http://www.marxists.org/deutsch/archiv/marx-engels/index.htm (dt.)] auf [[Wikipedia:Marxists Internet Archive|marxists.org]]
* Ausgewählte {{Zeno-Autor|Philosophie/M/Marx,%20Karl}}
* Kleine Auswahl der {{PGDA|400}}
* {{DTAA|118578537}}
 
=== Weiteres ===
* [http://marx200.org/ Website zum 200. Geburtstag von Karl Marx]
* [http://www.marxforschung.de Marx-Engels-Forschung und -Edition]
* [http://marxmyths.org/ Marx Myths & Legends]
* [http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/persoenlichkeiten/M/Seiten/KarlMarx.aspx Jürgen Herres:Karl Marx − Portal Rheinische Geschichte]
* [http://www.bbaw.de/forschung/mega/index.html Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA²)]
* [http://www.marx-forum.de/ Komment. Kurzfassung von ''Das Kapital'' sowie Marx-Lexikon] (private Seite)
* [http://www.bundesarchiv.de/oeffentlichkeitsarbeit/bilder_dokumente/01067/index.html.de Bundesarchiv: 190. Geburtstag von Karl Marx]
* [http://karl-marx-1818-trier.blogspot.com/ Sammlung aktueller Ausstellungen und Informationen über Karl Marx in Trier]
* [[Wikipedia:Boris Moissejewitsch Rudjak|Boris Rudjak]]: ''Die Photographien von Karl Marx im Zentralen Parteiarchiv des Instituts für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU.'' In: ''Marx-Engels-Jahrbuch.'' Jahrgang 6, Berlin 1983, S. 293–310.
* [https://www.landeshauptarchiv.de/service/landesgeschichte-im-archiv/blick-in-die-geschichte/archiv-nach-jahrgang/05051818/  Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz (mit Handschriften)]
*[http://www.juergen-herres.de/jh-marx/marxfotos.html Auszug] mit Abbildungen auf der Website von Jürgen Herres
* [http://archive.is/C88iZ Zeitungsartikel von und über Karl Marx] im Pressearchiv des [[Wikipedia:Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften|ZBW – Leibniz Informationszentrum Wirtschaft]]
* [http://www.marx-gesellschaft.de/ Marx-Gesellschaft e.&nbsp;V.]
 
{{DEFAULTSORT:Marx, Karl}}
[[Kategorie:Philosoph (19. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Sozialphilosoph]]
[[Kategorie:Politischer Philosoph]]
[[Kategorie:Staatsphilosoph]]
[[Kategorie:Freiheitsphilosoph]]
[[Kategorie:Hegelianer]]
[[Kategorie:Soziologe]]
[[Kategorie:Sozialwissenschaftler]]
[[Kategorie:Wirtschaftswissenschaftler]]
[[Kategorie:Wirtschaftstheoretiker]]
[[Kategorie:Ökonom]]
[[Kategorie:Sozialist]]
[[Kategorie:Marxismus|J]]
[[Kategorie:Marxist]]
[[Kategorie:Kommunist]]
[[Kategorie:Autor (Philosophie)]]
[[Kategorie:Autor (Soziologie)]]
[[Kategorie:Autor (Wirtschaft)]]
[[Kategorie:Karl Marx|!]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1818]]
[[Kategorie:Gestorben 1883]]
[[Kategorie:Mann]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 15. Juli 2019, 20:38 Uhr

Karl Marx, 1875
Marx Geburtshaus in Trier, Brückenstraße 10
Das Marx-Engels-Denkmal auf dem Marx-Engels-Forum, Berlin-Mitte
Grabstätte von Karl Marx, Highgate Cemetery, London

Karl Marx (* 5. Mai 1818 in Trier; † 14. März 1883 in London) war ein dem Materialismus verpflichteter Philosoph, Gesellschaftstheoretiker, Nationalökonom, politischer Journalist, Protagonist der Arbeiterbewegung und strenger Kritiker der bürgerlichen Gesellschaft. Beeinflusst durch die materialistischen Anschauungen Ludwig Feuerbachs entwickelte er gemeinsam mit Friedrich Engels durch die materialistische Umdeutung von Hegels Dialektik den dialektischen Materialismus und wurde zum einflussreichsten Theoretiker des Marxismus, der die Basis für den Sozialismus und Kommunismus bildete. Gemeinsam mit Engels veröffentlichte er Anfang 1848 das im Auftrag des Bundes der Kommunisten verfasste Manifest der Kommunistischen Partei [1].

Grundzüge seines Denkens

„Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt drauf an, sie zu verändern.“

Thesen über Feuerbach, 11. These, MEW 3:7

Rudolf Steiner schreibt über Karl Marx:

"Ein Gegenbild hat Nietzsches "Weltauffassung in der materialistischen Geschichtsauffassung und Lebensanschauung, die ihren prägnantesten Ausdruck durch Karl Marx (1818—1883) gefunden hat. Marx hat der Idee jeden Anteil an der geschichtlichen Entwickelung abgesprochen. Was dieser Entwickelung wirklich zugrunde liegen soll, sind die realen Faktoren des Lebens, aus denen die Meinungen über die Welt entstanden sind, welche sich die Menschen haben bilden können, je nachdem sie in ihre besonderen Lebenslagen gebracht worden sind. Der physisch Arbeitende, von einem andern beherrscht, hat eine andere Weltauffassung als der geistig Arbeitende. Ein Zeitalter, das eine alte Wirtschaftsform durch eine andere ersetzt, bringt auch andere Lebensanschauungen an die Oberfläche der Geschichte. Will man irgendein Zeitalter verstehen, so muß man zur Erklärung seine sozialen Verhältnisse, seine wirtschaftlichen Vorkommnisse heranziehen. Alle politischen und geistigen Strömungen sind nur ein an der Oberfläche sich abspielendes Spiegelbild dieser Vorkommnisse. Sie stellen sich ihrem Wesen nach als ideale Folgen der realen Tatsachen dar; an diesen Tatsachen selbst haben sie keinen Anteil. Es kann somit auch keine durch ideale Faktoren zustande gekommene Weltanschauung Anteil haben an der Fortentwickelung der gegenwärtigen Lebensführung; sondern es ist die Aufgabe, die realen Konflikte da aufzunehmen, wo sie heute angelangt sind und sie in gleichem Sinne fortzuführen. Diese Anschauung ist durch eine materialistische Umdeutung des Hegelianismus entstanden. Bei Hegel ist die Idee in ewiger Fortentwickelung, und die Folgen dieser Fortentwickelung sind die tatsächlichen Vorkommnisse des Lebens. - Was August Comte aus naturwissenschaftlichen Vorstellungen heraus gestaltet, eine Gesellschaftsauffassung auf der Grundlage der tatsächlichen Vorkommnisse des Lebens, dazu will Karl Marx durch die unmittelbare Anschauung der wirtschaftlichen Entwickelung gelangen. Der Marxismus ist die kühnste Ausgestaltung einer Geistesströmung, die in der Beobachtung der äußeren, der unmittelbaren Wahrnehmung zugänglichen geschichtlichen Erscheinungen den Ausgangspunkt nimmt, um das geistige Leben, die ganze Kulturentwickelung des Menschen zu verstehen. Es ist dies die moderne «Soziologie». Sie nimmt den Menschen nach keiner Richtung hin als Einzelwesen, sondern als ein Glied der sozialen Entwickelung. Wie der Mensch vorstellt, erkennt, handelt, fühlt: das alles wird als ein Ergebnis sozialer Mächte aufgefaßt, unter deren Einfluß der einzelne steht." (Lit.: GA 018, S. 548f)

„Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt.“

– Vorwort zur Kritik der politischen Ökonomie, MEW 13:9

"Denken Sie sich diesen kolossalen Widerspruch, der so hereingestellt worden ist in das moderne Leben: Der Gedanke, daß der Gedanke nichts wert sei, der hat als Gedanke am allermeisten gewirkt in den letzten sechzig bis siebzig Jahren." (Lit.: GA 188, S. 182f)

„Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbst gewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen.“

"Das Wesentliche des proletarischen Marxismus als Weltanschauung ist der Unglaube an den Menschen." (Lit.: GA 338, S. 191)

Marx war ein entschiedener Kritiker jegliche idealistischen Philosophie und jeder Form der Religion, die er als Opium des Volkes geißelte.

„Das Fundament der irreligiösen Kritik ist: Der Mensch macht die Religion, die Religion macht nicht den Menschen. Und zwar ist die Religion das Selbstbewusstsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben, oder schon wieder verloren hat. Aber der Mensch, das ist kein abstraktes, außer der Welt hockendes Wesen. Der Mensch, das ist die Welt des Menschen, Staat, Societät. Dieser Staat, diese Societät produzieren die Religion, ein verkehrtes Weltbewusstsein, weil sie eine verkehrte Welt sind. Die Religion ist die allgemeine Theorie dieser Welt, ihr enzyklopädisches Compendium, ihre Logik in populärer Form, ihr spiritualistischer Point-d'honneur (Ehrgefühl), ihr Enthusiasmus, ihre moralische Sanktion, ihre feierliche Ergänzung, ihr allgemeiner Trost- und Rechtfertigungsgrund. Sie ist die phantastische Verwirklichung des menschlichen Wesens, weil das menschliche Wesen keine wahre Wirklichkeit besitzt. Der Kampf gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion ist.

Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüth einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks.

Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusionen über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf. Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Religion ist.“

Karl Marx: Einleitung zur Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie; in: Deutsch-Französische Jahrbücher 1844, S. 71f, zitiert nach MEW, Bd. 1, S. 378-379

"Und die Wahrheit ist einmal, daß zum Beispiel so etwas wie die materialistische Geschichtsauffassung des Karl Marx, der gelebt hat von 1818 bis 1883, daß die Weltanschauung des Karl Marx eine rein ahrimanische ist. Ihr Geheimnis beruht darauf, daß nur anerkannt wird das materiell im Erdenwesen Geschehene, daß ignoriert wird das Hinaufragen der Geistigkeit des Menschen in die übersinnlichen Welten, und daß dadurch, durch diese Ignorierung, der Mensch den ahrimanischen Mächten verfallt. Denn sobald der Mensch sein Bewußtsein ausschließt von den Welten, in die er hinaufragt, verfällt er den ahrimanischen oder luziferischen, in diesem Falle den ahrimanischen Mächten. Nun, wir stehen heute vor der Tatsache, daß zahlreiche Menschen eine rein ahrimanische Weltanschauung vertreten, für diese rein ahrimanische Weltanschauung kämpfen, und dadurch aber auch über die Erde heraufbeschwören alles dasjenige, was kommen muß, wenn statt der. göttlichen Ordnung die ahrimanische Ordnung über die Erde sich verbreitet. Benthams Philosophie, von der ich Ihnen gestern sprach, ist zunächst ein äußerer theoretischer Ausdruck dieser ahrimanischen Anschauung. Der Marxismus ist ein solcher Ausdruck, der auch schon schöpferisch ist, der gestaltend ist, der einen ungeheueren Einfluß hat. Und die Trägheit des Bourgeoislebens weiß nichts davon und hat sich nicht gekümmert durch Jahrzehnte, was sich auf dem Boden des sozialen Lebens entwickelt hat an Elementen solcher Weltanschauungen. Der Marxismus ist ein extremer Ausdruck. Er wird weiterwirken. Das, was zunächst bloß Wissen sein sollte, wird Geschehen werden, wird tatsächlich Wirklichkeit werden. Nur die Einsicht in diese Dinge, die nun wiederum Wollen-bildend ist, kann Hilfe sein in diesen Dingen." (Lit.: GA 184, S. 69)

"Wahrhaftig, ich bewundere Karl Marx wegen seiner Gedankenschärfe, wegen seines umfassenden historischen Blickes, wegen seines großartigen umfassenden Gefühles für die proletarischen Impulse der neueren Zeit, wegen seiner gewaltigen kritischen Einsicht in den Selbstzersetzungsprozeß des modernen Kapitalismus und wegen seiner vielen genialen Eigenschaften. Wer ihn aber kennt, der weiß, daß Karl Marx im Grunde genommen eben der große Sozialkritiker war, der jedoch immer da im Stiche läßt, wo hingewiesen werden soll auf das, was eigentlich zu geschehen hat." (Lit.: GA 330, S. 45)

"Nun liegt ja ein Ausspruch von Karl Marx selbst vor, der auf gewisse Seiten dieser Sache recht tief blicken läßt. Karl Marx betonte einmal, als er über den Marxismus selber sprach, daß er, Karl Marx, jedenfalls kein Marxist sei. Das, meine lieben Freunde, sollte man insbesondere in der heutigen Zeit nicht aus dem Auge verlieren." (Lit.: GA 189, S. 56)

Frühere Inkarnation

Nach Auskunft Rudolf Steiners war Marx in einer früheren Inkarnation im 8., 9. Jahrhundert Gutsbesitzer im Nordosten Frankreichs. Während er sich auf abenteuerliche Kriegszüge begab, wurde sein Landgut von einem Mann in Besitz genommen, der später als Friedrich Engels wiedergeboren wurde. Als Marx zurückkehrte, kam es zu Auseinandersetzungen, bei denen Marx unterlag und Engels Leibeigener wurde. In der Folge schmiedete er immer wieder letztlich erfolglose Pläne, wie er wieder zu seinem Eigentum kommen könnte.

"Es ergab sich mir aus ganz besonderen Verhältnissen heraus, daß sozusagen der Blick auf gewisse Ereignisse hingelenkt wurde, die, wir würden heute sagen, im Nordosten Frankreichs sich abspielten, aber sich abspielten auch im 8., 9. Jahrhundert, etwas später als die Zeit ist, von der ich jetzt gesprochen habe. Es spielten sich da besondere Ereignisse ab. Es war ja eine Zeit, in der noch nicht die großen Staatenbildungen da waren, in der deshalb dasjenige, was geschah, mehr innerhalb kleinerer Kreise der Menschheit geschah.

Da hatte denn eine Persönlichkeit von energischem Charakter einen gewissen großen Besitz eben in dem Gebiet, das wir heute den Nordosten Frankreichs nennen würden. Dieser Mann verwaltete den Besitz in einer außerordentlich geordneten Weise, in einer für die damalige Zeit außerordentlich systematischen Weise, möchte ich sagen. Er wußte, was er wollte, und war eine merkwürdige Mischung von einem zielbewußten Menschen und einer Abenteurernatur, so daß er mit mehr oder weniger Erfolg kleine Kriegszüge machte von seinem Eigentum aus, mit Leuten, die sich, wie das ja dazumal üblich war, als Krieger angezogen hatten. Es waren das kleine Heerhaufen, mit denen zog man aus und suchte das oder jenes zu erbeuten.

Mit einer Schar solcher Krieger zog der Betreffende von dem Nordosten Frankreichs aus. Und die Sache machte sich so, daß eine andere Persönlichkeit, etwas weniger Abenteuer als er selber, aber energisch, während der Abwesenheit des Eigentümers des Landgutes - heute erscheint das paradox, dazumal konnte eben so etwas geschehen - sich des Landgutes und des ganzen Besitztums bemächtigte. Als der Betreffende nach Hause kam - er war alleinstehend -, fand er, daß ein anderer Besitzer sich seines Landgutes bemächtigt hatte. Und die Verhältnisse entwickelten sich so, daß in der Tat der Betreffende nicht aufkam gegen den jetzigen Besitzer. Der war der Mächtigere, hatte mehr Mannen, hatte mehr Krieger um sich. Er kam gegen ihn nicht auf.

Nun waren die Dinge damals nicht so, daß man etwa, wenn man in seiner Heimat nicht fortkam, gleich in fremde Gegenden zog. Gewiß, diese Persönlichkeit war ja ein Abenteurer; aber das ergab sich doch nicht wiederum so rasch, er hatte nicht die Möglichkeit dazu, so daß der Betreffende mit einer Schar von Anhängern sogar eine Art Leibeigener wurde an seinem eigenen früheren Besitzerhof. Er mußte nun wie ein Leibeigener arbeiten mit einer Schar von denen, die mit ihm auf Abenteuer ausgezogen waren, während ihm sein Eigentum entrissen worden war.

Da geschah es, daß bei all den Leuten, die da Leibeigene geworden waren, während sie früher die Herren waren, eine ganz besonders, ich möchte sagen, dem Herrschaftsprinzip abträgliche Gesinnung entstand. Und es brannten in diesen Gegenden, die bewaldet waren, in mancher Nacht die Feuer da, wo man zusammenkam und wo man allerlei Verschwörungen besprach gegen diejenigen, welche sich des Eigentums bemächtigt hatten.

Es war einfach so, daß der Betreffende, der vom großen Besitzer mehr oder weniger zum Leibeigenen, zum Sklaven geworden war, sein übriges Leben nunmehr damit ausfüllte, abgesehen von dem, was er arbeiten mußte, Pläne zu schmieden, wie man etwa wiederum zu Besitz und Eigentum kommen könne. Man haßte denjenigen, der sich des Eigentums bemächtigt hatte.

Nun, sehen Sie, diese beiden Persönlichkeiten von damals gingen in ihren Individualitäten durch die Pforte des Todes, machten in der geistigen Welt zwischen dem Tod und einer neuen Geburt alles das mit, was seit jener Zeit eben mitgemacht werden konnte, und erschienen im 19. Jahrhundert wiederum. Derjenige, der Haus und Hof verloren hatte und zu einer Art von leibeigenem Sklaven geworden war, erschien als Karl Marx, der Begründer des neueren Sozialismus. Und der andere, der ihm dazumal seinen Gutshof abgenommen hatte, erschien als sein Freund Engels. Was sie dazumal miteinander auszumachen hatten, das prägte sich um während des langen Weges zwischen dem Tode und einer neuen Geburt in den Drang, das, was sie einander zugefügt hatten, auszugleichen." (Lit.: GA 236, S. 20ff)

Siehe auch

Ausgewählte Werke

  • Das Kapital: Ungekürzte Ausgabe nach der zweiten Auflage von 1872. Mit einem Geleitwort von Karl Korsch aus dem Jahre 1932, Anaconda Vlg., Köln 2009
  • Manifest der kommunistischen Partei (mit Friedrich Engels), Anaconda Vlg., Köln 2012

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

 Wikisource: Karl Marx – Quellen und Volltexte
 Wikiquote: Karl Marx – Zitate
Commons: Karl Marx - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wikibooks: Soziologische Klassiker/ Marx, Karl – Lern- und Lehrmaterialien

Werk

Weiteres


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