Wärme und Spirituelles Bewusstsein: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Feuer.svg|thumb|laft|200px|[[Alchemie|Alchemistisches]] Symbol für Feuer]]
Das '''spirituelle Bewusstsein''', auch '''Intuition''' (von [[lat.]] ''intuitio'' = unmittelbare Anschauung, zu lat. ''intueri'' = ansehen, betrachten<ref>vgl. ([http://www.duden.de/rechtschreibung/Intuition Duden])</ref>) genannt, die unmittelbarste [[nichtdiskursiv]]e Form des [[Erkenntnis|Erkennens]], ist ein allumfassendes [[ganzheit]]liches [[Bewusstsein]], durch das in letzter Konsequenz die geistigen Geschehnisse im ganzen Kosmos miterlebt werden können. Es ist das umgewandelte und mit dem klaren [[Selbstbewusstsein]] verbundene [[Trance-Bewusstsein]], das der [[Mensch]] auf dem [[Alter Saturn|alten Saturn]] hatte. Voll ausgebildet wird der Mensch es erst auf dem [[Vulkan]] haben. Durch [[Schulungsweg|geistige Schulung]] kann das intuitive Bewusstsein schon jetzt in gewissem Grade ausgebildet werden, wenn die [[Empfindungsseele]] zur [[Intuitionsseele]] umgestaltet wird. Eine Vorstufe dazu bildet das '''intuitive Denken'''. Keineswegs zu verwechseln ist das, was [[Rudolf Steiner]] als Intuition bezeichnet, mit dem halb [[Unterbewusstsein|unbewussten]], [[traum]]artigen [[Bauchgefühl]], das umgangssprachlich häufig auch als Intuition bezeichnet wird und nur ein letzter Rest einer sehr alten, heute nicht mehr zeitgemäßen [[Erkenntnis]]form ist, die sich letztlich auf das in der Frühzeit weit verbreitete [[Bauchhellsehen]] gründet. Das von Steiner beschriebene spirituelle Bewusstsein steht demgegenüber bezüglich Klarheit und Bewusstseinsgrad drei Stufen über dem gegenwärtigen wachen [[Tagesbewusstsein]] und ist damit die höchste und bewussteste Form der Erkenntnis, die dem Menschen heute - zumindest in seinen ersten Anfängen - zugänglich ist.
[[Datei:Fire02.jpg|miniatur|Feuer]]


Die '''Wärme''', das '''Feuer''' (von {{ahd|fiur}}; {{ELSalt|πῦρ}} ''pyr''; [[Latein|lat.]] ''ignis''; {{HeS|אֵשׁ}}, ''esch'' oder {{He|נר}}, ''nour'', vgl. ''ner'', "Kerze, Licht(er)<ref>vgl. z.B. {{HeS|נר שבת}} ''ner schabath'', die „Schabbatlichter“</ref>"; {{ArS|النور}} ''Al-Nour'', "Licht, Tag, Feuer") oder '''Feuerelement''', war die [[Substanz|Grundsubstanz]] des [[Alter Saturn|alten Saturn]] und ist durch die Opfertat der [[Throne]] entstanden, die ihre [[Wille]]nssubstanz hingegeben haben. Damals wurde der [[Physischer Leib|physische Leib]] des [[Mensch]]en als reiner '''Wärmeleib''' ([[Wärme-Ei]]) veranlagt. [[Heraklit]]s Anschauung, dass alles aus dem Feuer entsprungen sei, weist vage auf diesen Ursprung der Entwicklung unserer ganzen [[Planetenkette]] hin. Das alte Saturn-Feuer kann heute nur annähernd mit dem verglichen werden, was als lebendige Wärme unser [[Blut]] durchströmt. So wie dem [[Licht]] die [[Finsternis]] gegenübertritt, steht der Wärme die [[Kälte]] als eigenständige Kraft gegenüber.
Was Intuition bereits auf der Ebene des [[Denken]]s bedeutet, hat Rudolf Steiner schon in seiner [[Philosophie der Freiheit]] so formuliert:


Im [[Hebräisches Alphabet|hebräischen Alphabet]] steht [[Shin]] ({{He|שׁ}}), die erste der drei [[Mütter (Kabbala)|Mütter]], für das schöpferische Feuer des Geistes, aus dem die [[stoff]]liche Grundlage des [[Alter Saturn|alten Saturn]] entsprang.
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"''Intuition'' ist das im rein Geistigen verlaufende bewußte Erleben eines rein geistigen Inhaltes." {{Lit|{{G|004|146}}}}
</div>


== Das Feuer aus chemisch-physikalischer Sicht ==
Im intuitiven Denken habe der Mensch daher bereits ein rein geistiges Erlebnis:


Aus Sicht der [[Chemie]] und [[Physik]] beruht '''Feuer''' auf der mit [[Licht]]- und Wärmeerscheinungen verbundenen [[Flamme]]nbildung, die durch die heißen [[Gas]]e hervorgerufen wird, die durch die [[Verbrennung]] geeigneter [[Brennstoff]]e entstehen.
<div style="margin-left:20px">
"Die geistige Wahrnehmungswelt kann
dem Menschen, sobald er sie erlebt, nichts Fremdes sein, weil er im intuitiven Denken
schon ein Erlebnis hat, das rein geistigen Charakter trägt." {{Lit|{{G|004|181}}}}
</div>


== Wärmeäther ==
<div style="margin-left:20px">
"Man kann sehr leicht den Ausdruck Intuition mißverstehen,
weil zum Beispiel derjenige, der Phantasie hat, der dichterisches
Vermögen hat, die gefühlsmäßigen Empfindungen von der Welt,
die er hat, auch schon Intuition nennt. Aber das ist eine dunkle,
bloß gefühlte Intuition. Sie ist aber doch verwandt mit demjenigen,
was ich Intuition hier nenne. Denn wie der Mensch vollständig hier
als Erdenmensch seine sinnliche Wahrnehmung hat, so hat er einen
Abglanz der höchsten Art der Erkenntnis der Intuition durch das
irdische Gefühl und den irdischen Willen. Er würde sonst kein
sittliches Wesen sein können. So daß dasjenige, was sich dunkel,
ahnungsvoll für den Menschen im Gewissen kundgibt, ein Abglanz
ist, gewissermaßen ein Schattenbild des Höchsten, das nun erst in
der wahren Intuition, in der höchsten dem Menschen zunächst als
Erdenmenschen möglichen Erkenntnisart erscheint.


{{Hauptartikel|Wärmeäther}}
Der Mensch hat wirklich als Erdenmensch etwas von dem Untersten,
und wiederum ein Schattenbild des Obersten, das erst in
der Intuition erreichbar ist. Gerade die mittleren Gebiete fehlen
ihm zunächst vollständig als Erdenmenschen. Die muß er sich erwerben:
Imagination und Inspiration. Die Intuition in der reinen,
lichtvollen Innerlichkeit muß er sich auch erwerben; aber er hat
gerade in der sittlichen Empfindung, im Inhalt des sittlichen
Gewissens ein irdisches Abbild desjenigen, was dann als Intuition
auftritt. So daß man auch sagen kann: Wenn der Mensch als ein
Initiierter, Erkennender zu einem wirklichen intuitiven Erkennen
der Welt aufsteigt, so wird ihm die Welt, die er sonst nur in Naturgesetzen
kennt, so innerlich, so mit ihm verbunden, wie für ihn
als Erdenmenschen sonst nur die sittliche Welt ist. Und das ist
gerade das Bedeutsame in der Menschenwesenheit auf Erden, daß
wir wie mit einem innersten dunklen Erahnen hängen an dem
Allerhöchsten, was wiederum nur der entwickelten Erkenntnis in
seiner wahren Gestalt zugänglich ist." {{Lit|{{G|227|59}}}}
</div>


Die andere, [[ätherisch]]e Seite des ''Wärmeelements'' ist der [[Wärmeäther]]. Für alle Wärmeprozesse spielt der beständige Übergang von äußerer [[Fühlbare Wärme|fühlbarer Wärme]] in ätherische innere, [[latente Wärme]] - und umgekehrt - eine wesentliche Rolle.
<div style="margin-left:20px">
"Von der Inspiration kann der geistige Beobachter zur
Intuition aufsteigen. In der Ausdrucksart der Geheimwissenschaft
bedeutet dieses Wort in vieler Beziehung das
genaue Gegenteil von dem, wofür man es im gewöhnlichen
Leben oft anwendet. In letzterem spricht man von
Intuition, wenn man einen dunkel als wahr gefühlten
Einfall im Auge hat, dem an sich die klare, begriffliche
Feststellung noch fehlt. Man sieht darinnen mehr eine
Vorstufe der Erkenntnis denn eine solche selbst. Solch ein
entsprechender «Einfall» mag - nach dieser
Begriffsbestimmung - eine große Wahrheit wie in
einem Blitzlicht erleuchten; als Erkenntnis kann er erst
gelten, wenn er durch begriffliche Urteile begründet wird.
Bisweilen bezeichnet man auch als Intuition etwas, was
man als Wahrheit «fühlt», wovon man ganz überzeugt ist,
was man aber durch Verstandesurteile nicht belasten will.
Menschen, an welche die geheimwissenschaftlichen
Erkenntnisse herankommen, sagen gar oft: Das war mir
«intuitiv» schon immer klar. Von all dem muß ganz
abgesehen werden, wenn man den Ausdruck «Intuition» in
seiner hier gemeinten wahren Bedeutung ins Auge fassen
will. Intuition ist, in dieser Anwendung, nicht eine
Erkenntnis, die an Klarheit hinter der Verstandeserkenntnis
zurückbleibt, sondern welche diese weit überragt." {{Lit|{{G|012|76f}}}}
</div>


== Seelenwärme ==
<div style="margin-left:20px">
Aus geisteswissenschaftlicher Sicht ist die Wärme nicht nur ein ''Zustand'' der ''an'' und ''durch'' die [[Materie]] erscheint, sondern sie ist selbst [[Substanz|substanzieller]] Natur. Aber im Gegensatz zu den andern drei [[Elemente]]n durchdringt die Wärme alles und kann nicht nur ''äußerlich'', sondern auch ''innerlich'', d.h. [[seelisch]] als '''Seelenwärme''' wahrgenommen werden. Im Feuer und durch das Feuer beginnt das [[Materie]]lle seelisch und das Seelische materiell zu werden. Schon auf dem alten Saturn konnte man drei Arten der Wärme unterscheiden:
"Das
 
''Leben'' der Dinge in der ''Seele'' ist nun die ''Intuition''. Es ist
:#Die ursprüngliche ''neutrale'' Wärme
eben ganz wörtlich zu nehmen, wenn man von der Intuition
:#Die ''seelische'' Wärme, die von den [[Throne]]n in die Saturnmasse hineingeträufelt wurde
sagt: man kriecht durch sie in alle Dinge hinein. - Im gewöhnlichen
:#Die äußere ''physische'' Wärme, die durch die [[Geister der Form]], der [[Geister der Bewegung|Bewegung]] und der [[Geister der Weisheit|Weisheit]] vom Saturninneren aus wirkte.
Leben hat der Mensch nur ''eine'' Intuition, das
 
ist diejenige des «Ich» selber. Denn das «Ich» kann auf
== Das Feuer des Geistes ==
keine Weise von außen wahrgenommen werden, es kann
[[Bild:Phoenix detail from Aberdeen Bestiary.jpg|thumb|250px|Phönix in Flammen, Detail aus dem ''Aberdeen Bestiary'' (12. Jahrhundert)]]
nur im Innern erlebt werden. Eine einfache Erwägung kann
Darüber hinaus kann man mit Recht auch vom '''Feuer des Geistes''' sprechen, für das der Feuervogel [[Phönix]] ein vielsagendes Bild ist. Das Feuer bildet damit die Brücke, die sich von der [[Physische Welt|physischen Welt]] über die [[Seelenwelt]] bis hin zur [[Geistige Welt|geistigen Welt]] spannt. Die Wärme ist dadurch gleichsam das Eintrittstor, durch das der [[Geist]] seinen [[Wille]]n bis zur physischen Welt heruntersenden kann. Darum offenbart sich auch der geistige Wesenskern des [[Mensch]]en, sein [[Ich]] am unmittelbarsten durch die Wärme des [[Blut]]s.
das klarmachen. Es ist dies eine Erwägung, die allerdings
von den Psychologen nicht mit der wünschenswerten
Schärfe gemacht wird. So unscheinbar sie aber ist: für den,
der ''sie'' ganz versteht, ist sie von der allerweittragendsten
Bedeutung. Sie ist die folgende: Ein jedes Ding
der Außenwelt kann von allen Menschen mit demselben
Namen genannt werden. Der Tisch kann von allen mit
«Tisch», die Tulpe von allen mit «Tulpe», der Herr Müller
von allen mit «Herr Müller» angesprochen werden. Aber es
gibt ein Wort, das jeder nur zu sich selbst sprechen kann.
Dies ist das Wort «Ich». Kein anderer kann zu mir «Ich»
sagen, für jeden anderen bin ich ein «Du». Ebenso ist jeder
andere für mich ein «Du». Nur er selbst kann zu sich «Ich»
sagen. Das rührt davon her, daß man nicht ''außer'', sondern
''in'' dem «Ich» lebt. Und so lebt man durch die ''intuitive''
Erkenntnis in allen Dingen. Die Wahrnehmung des eigenen
«Ich» ist das Vorbild für alle intuitive Erkenntnis. Um so in
die Dinge hineinzukommen, muß man allerdings erst aus
sich selbst heraustreten. Man muß «selbstlos» werden, um
mit dem «Selbst», dem «Ich», einer anderen Wesenheit zu
verschmelzen." {{Lit|{{G|012|20f}}}}
</div>


<div style="margin-left:20px">
<div style="margin-left:20px">
"Man
"Man hat erst dann etwas
sollte eigentlich zunächst, wenn man von des Menschen Leiblichkeit
intuitiv erfaßt, wenn man diesem «Etwas» gegenüber zu
spricht, von seinem Wärmeleib sprechen. Man sollte sagen: Wenn
der Empfindung gekommen ist: es äußert sich in ihm ein
ein Mensch vor dir steht, so steht vor dir auch ein abgeschlossener
Wesen, das von derselben Art und inneren Geschlossenheit
Wärmeraum, der in einer gewissen Beziehung höhere Temperatur
wie das eigene Ich ist." {{Lit|{{G|012|78}}}}
hat als die Umgebung. In dieser erhöhten Temperatur lebt zunächst
das, was geistig-seelisch im Menschen ist, und auf dem Umwege
durch die Wärme überträgt sich das, was im Menschen geistigseelisch
ist, auch auf die übrigen Organe. So kommt ja auch der
Wille zustande.
 
Der Wille kommt dadurch zustande, daß zuerst auf die im Menschen
befindliche Wärme gewirkt wird und dann, indem auf die
Wärme gewirkt wird, auf den Luftorganismus, von da auf den
Wasserorganismus und von da erst auf das, was im Menschen mineralisch
fester Organismus ist. So daß man also sich die menschliche
Organisation so vorzustellen hat: Man wirkt innerlich zuerst auf die
Wärme, dann durch die Wärme auf die Luft, von da auf das Wasser,
auf den Flüssigkeits-Organismus, und von da auf den festen Organismus." {{Lit|{{G|201|238f}}}}
</div>
</div>


In der Wärme wirken als dienende Werkmeister die [[Elementarwesen]] des Feuers, die [[Salamander]].
Konkreter aus der [[übersinnlich]]en [[Erfahrung]] gesprochen, ist Intuition das vollkommene Einswerden mit anderen [[Geistige Wesen|geistigen Wesen]], indem man in sie untertaucht bzw. diese in uns untertauchen, ohne dass man dabei aber die eigene Identität verliert. Dann gibt es keinen Unterschied mehr zwischen mir und den anderen geistigen Wesen, man ist gleichsam ''im Gotte stehend'' - und doch ist man gerade dann am allermeisten bei sich selbst. Ein Paradoxon, auf das schon [[Paulus]] hingedeutet hat mit dem Wort, das [[Rudolf Steiner]] meist so zitiert: ''Nicht ich, sondern der Christus in mir.'' [[Wikipedia:Meister Eckhart|Meister Eckhart]] hat es so ausgesprochen:


== Die Bedeutung der Wärme für die Erdenmission ==
:"Das Auge, durch das ich Gott sehe, das ist das gleiche Auge, mit dem Gott mich sieht. Mein Auge und Gottes Auge das ist ein Auge und ein Sehen und ein Erkennen und ein Empfinden." {{lit|1,2}}


{{GZ|Was der Organismus produziert an innerer Wärme in unserem
In der intuitiven Erkenntnis bedient sich der Mensch jener Kräfte, die bis zum [[Zahnwechsel]] im [[Siebentes Lebensjahr|siebenten Lebensjahr]] an der Gestaltung des [[Physischer Leib|physischen Leibes]] arbeiten.
Blut, an Wärme, die er uns durch die gesamten inneren Prozesse
zuleitet, das zeigt, daß wir in den Erwärmungsvorgängen etwas zu
sehen haben wie eine Blüte aller anderen Prozesse im Organismus.
Die innere Wärme des Organismus dringt bis hinauf in das Geistig-
Seelische und kann sich bis in Geistig-Seelisches hinein verwandeln.
Das ist das Höchste, das Schönste, das durch die Kraft des Menschenleibes
Physisches umgewandelt werden kann in Geistig-Seelisches.
Wenn alles, was im menschlichen irdischen Organismus veranlagt
ist, zu Wärme geworden ist und die Wärme vom Menschen in
der rechten Weise umgewandelt wird, dann entsteht aus der inneren
Wärme Mitgefühl und Interesse für andere Wesen. Wenn wir durch
alle Prozesse des menschlichen Organismus hindurch aufsteigen bis
zum obersten Niveau, den Erwärmungsprozessen, so schreiten wir
gleichsam durch das Tor des menschlichen Organismus, das gebildet
wird durch die Wärmeprozesse, hinauf bis dahin, wo die Wärme des
Blutes verwertet wird durch das, was die Seele daraus macht. Durch
lebendiges Interesse für alle Wesen, durch Mitgefühl für alles, was
um uns herum ist, erweitern wir, indem unser physisches Leben uns
bis zur Wärme hinaufführt, unser Geistig-Seelisches über das gesamte
irdische Dasein, und wir machen uns eins mit dem gesamten
Dasein. Es ist eine wunderbare Tatsache, daß die Weltwesenheit den
Umweg gemacht hat durch unseren physischen Organismus, um uns
zuletzt die innere Wärme zu geben, die wir Menschen in der Erdenmission
berufen sind umzuwandeln durch unser Ich in lebendiges
Mitfühlen mit allen Wesen.


Wärme wird in Mitgefühl umgewandelt in der Erdenmission!
<div style="margin-left:20px">
"... die Kräfte, die in der Intuition, in der intuitiven Erkenntnis
angewendet werden, sind dieselben Kräfte, mit denen man bis zum
siebenten Jahre so wächst, daß dieses Wachsen seinen Ausdruck
findet im Zahnwechsel. Diese schlafenden Kräfte, die bis zum siebenten
Jahr tätig sind in der Menschennatur, die benützt man in der übersinnlichen
Erkenntnis, um zur Intuition zu kommen." {{Lit|{{G|191|32}}}}
</div>


Die Tätigkeit des menschlichen Organismus benützen wir sozusagen
<div style="margin-left:20px">
als Heizwärme für den Geist. Das ist der Sinn der Erdenmission,
"Wenn die Übungen für die Intuition gemacht werden, so
daß der Mensch als physischer Organismus dem Erdenorganismus so
wirken sie nicht allein auf den Ätherleib, sondern bis in die
eingelagert ist, daß alle physischen Prozesse zuletzt ihre Vollendung,
übersinnlichen Kräfte des physischen Leibes hinein. Man
ihre Krone in der Blutwärme finden, und daß der Mensch als Mikrokosmos
sollte sich allerdings nicht vorstellen, daß auf diese Art
in Erfüllung seiner Bestimmung diese innere Wärme wiederum
Wirkungen im physischen Leibe vor sich gehen, welche der
umwandelt, um sie auszuströmen als lebendiges Mitgefühl
gewöhnlichen Sinnenbeobachtung zugänglich sind. Es sind
und Liebe für alles, was uns umgibt. Durch alles, was wir aus lebendigem
Wirkungen, welche nur das übersinnliche Erkennen beurteilen
Interesse in unsere Seele aufnehmen, wird unser Seelenleben
kann. Sie haben mit aller ''äußeren'' Erkenntnis nichts zu
erweitert. Und wenn wir dann durch viele Inkarnationen gegangen
tun. Sie stellen sich ein als Erfolg der Reife des Bewußtseins,
sind, in denen wir alle Wärme, die uns gegeben worden ist, verwertet
wenn dieses in der Intuition Erlebnisse haben kann, trotzdem
haben, dann wird die Erde ihr Ziel, das innerhalb der Erdenmission
es alle vorher gekannten äußeren und inneren Erlebnisse
zu erfüllen war, erreicht haben, dann wird sie als Erdenleichnam
aus sich herausgesondert hat. — Nun sind aber die
hinuntersinken und dem Verfall überliefert sein. Und aufsteigen wird
Erfahrungen der Intuition zart, intim und fein; und der
die Gesamtheit aller jener Menschenseelen, die die physische Wärme
physische Menschenleib ist auf der gegenwärtigen Stufe seiner
umgewandelt haben in Herzenswärme. Wie die einzelne Seele, wenn
Entwickelung im Verhältnisse zu ihnen grob. Er bietet
der Mensch durch die Pforte des Todes gegangen ist, aufsteigt zu
deshalb ein stark wirkendes Hindernis für den Erfolg der
einer geistigen Welt, nachdem der physische Leichnam den Erdenkräften
Intuitionsübungen. Werden diese mit Energie und Ausdauer
übergeben wurde, so wird einstmals der Erdenleichnam den
und in der notwendigen inneren Ruhe fortgesetzt, so überwinden
Weltenkräften übergeben werden, und die einzelnen Menschenseelen
sie zuletzt die gewaltigen Hindernisse des physischen
werden zu neuen Daseinsstufen fortschreiten. Nichts in der Welt
Leibes. Der Geistesschüler bemerkt das daran, daß er
geht verloren. Was die Menschenseelen als Früchte auf der Erde
allmählich gewisse Äußerungen des physischen Leibes, die
errungen haben, das wird durch die Menschenseelen in Ewigkeiten
vorher ganz ohne sein Bewußtsein erfolgten, in seine Gewalt
hinübergetragen.|128|177f}}
bekommt. Er bemerkt es auch daran, daß er für kurze
Zeit das Bedürfnis empfindet, z.B. das Atmen (oder dergleichen)
so einzurichten, daß es in eine Art Einklang oder
Harmonie mit dem kommt, was in den Übungen oder sonst
in der inneren Versenkung die Seele verrichtet. Das Ideal der
Entwickelung ist, daß durch den physischen Leib selbst gar
keine Übungen, auch nicht solche Atemübungen gemacht
würden, sondern daß alles, was mit ihm zu geschehen hat, sich
''nur'' als eine Folge der reinen Intuitionsübungen einstellte." {{Lit|{{G|013|371f}}}}
</div>


== Wärmeorganismus und Ich ==
== Der Intuitionsbegriff der 'Philosophie der Freiheit' ==
<div style="margin-left:20px">
"Im
Gegensatz zum Wahrnehmungsinhalte, der uns von außen
gegeben ist, erscheint der Gedankeninhalt im Innern. Die
Form, in der er zunächst auftritt, wollen wir als Intuition
bezeichnen. Sie ist für das Denken, was die Beobachtung für
die Wahrnehmung ist. Intuition und Beobachtung sind die
Quellen unserer Erkenntnis." (S. 95)
</div>
<div style="margin-left:20px">
"Intuition und Beobachtung sind die
Quellen unserer Erkenntnis. Wir stehen einem beobachteten
Dinge der Welt so lange fremd gegenüber, so lange wir in
unserem Innern nicht die entsprechende Intuition haben,
die uns das in der Wahrnehmung fehlende Stück der Wirklichkeit
ergänzt." (S. 95)
</div>
<div style="margin-left:20px">
"Was uns in der
Beobachtung an Einzelheiten gegenübertritt, das verbindet
sich durch die zusammenhängende, einheitliche Welt unserer
Intuitionen Glied für Glied;" (S. 96)
</div>
<div style="margin-left:20px">
"Die Frage nach dem «Was» einer Wahrnehmung
kann also nur auf die begriffliche Intuition gehen, die
ihr entspricht." (S. 99)
</div>
<div style="margin-left:20px">
"Ein Glied in meinem Gedankensysteme,
eine bestimmte Intuition, ein Begriff verbindet sich mit der
Wahrnehmung. Wenn dann die Wahrnehmung aus meinem
Gesichtskreise verschwindet: was bleibt zurück? Meine Intuition
mit der Beziehung auf die bestimmte Wahrnehmung,
die sich im Momente des Wahrnehmens gebildet hat." (S. 106)
</div>
<div style="margin-left:20px">
"Die ''Vorstellung'' ist nichts anderes als eine auf eine
bestimmte Wahrnehmung bezogene Intuition, ein Begriff,
der einmal mit einer Wahrnehmung verknüpft war, und
dem der Bezug auf diese Wahrnehmung geblieben ist." (S. 107)
</div>
<div style="margin-left:20px">
"Die Vorstellung steht also zwischen Wahrnehmung und
Begriff. Sie ist der bestimmte, auf die Wahrnehmung deutende
Begriff."
</div>
Bei diesen Ausführungen Steiners fällt auf, daß nebeneinander die Wörter '[[Begriff]]' und 'Intuition' verwendet werden, als wären es Synonyme. Aber wenn es für Steiner Synonyme sind, warum sagt er das dann nicht? Und warum wählt er einmal das Wort 'Begriff', dann wieder 'Intuition', aber auch Kombinationen wie 'begriffliche Intuition'? Zudem kommen die Wörter 'Inhalt' und 'Form' vor. Ein Gedanken''inhalt'' tritt ''zunächst'' in der ''[[Form]]'' der Intuition auf.


Nur im [[Physischer Leib|physischen Leib]] leben wir unmittelbar in der [[physisch]]-[[sinnlich]]en [[Gegenwart]] der [[Erde (Planet)|Erde]]. Im [[Ätherleib]], der eng mit dem [[Flüssigkeit|Flüssigen]] in uns zusammenhängt, wirkt bereits etwas von dem geistige Dasein nach, das wir kurz vor der [[Geburt]] durchlebt haben. Der [[Astralleib]] verbindet sich ganz besonders mit dem [[Luft]]element, mit der [[Atmung]], und darin wirkt nach, was wir [[Leben zwischen Tod und neuer Geburt]] erfahren haben. Erst in der Wärme wirkt unmittelbar das [[Ich]] mit all den Kräften, die es sich aus früheren [[Inkarnation]]en mitgebracht hat und bereitet zugleich die künftigen Inkarnation vor. Der [[Wille]] greift direkt in die Wärmeprozesse ein. In der Wärme ist das Ich unmittelbar durch [[Intuition]] tätig. Dazu bedarf es keiner Impulsierung durch [[Nervenprozess]]e und insbesondere keiner sog. „[[Motorische Nerven|motorischen Nerven]]“, die angeblich die [[Muskel]]bewegung auslösen sollen. [[Rudolf Steiner]] hat daher immer wieder nachdrücklich betont, dass die Unterscheidung sensorischer und motorischer Nerven widersinnig sei - tatsächlich hätten alle Nerven einen rein [[sensorisch]]en Charakter. Die sog. „motorischen Nerven“ würden nur der [[Wahrnehmung]] der durch den Willen ausgelösten [[Bewegung]]en und der damit verbundenen [[Stoffwechsel]]-Vorgänge dienen.  
Als Formmerkmale von Begriffen oder Intuitionen können Erscheinung, Auftreten, [[Ursprung|Quellcharakter]], [[Bewußtsein|Bewußtheit]], Aktivität, Beweglichkeit, Innerlichkeit, Subjektivtät, Zusammenhang, Einheitlichkeit, Gliedcharakter, Bestimmtheit, Begrenztheit,  [[Intentionalität]], Funktionalität, Bezüglichkeit, usw. in Frage kommen, insofern sie nicht dem Gedankeninhalt zuzurechnen sind. Einige dieser Attribute sind in den Zitaten angeführt, andere implizit mitgemeint, oder es ist dies im übrigen Text der 'Philosophie der Freiheit' der Fall. Vgl. auch S. 154, wo von dem "ideellen und folglich allgemeinen Inhalt" einer Intuition gesprochen wird, und S. 153 davon, daß der "Inhalt eines Begriffes durch reine Intuition aus der ideellen Sphäre heraus" bestimmt werdern kann, ohne Bezug auf eine Wahrnehmung. Seite 166 heißt es jedoch:
<div style="margin-left:20px">
"Der Unterschied
zwischen mir und meinem Mitmenschen liegt durchaus nicht
darin, daß wir in zwei ganz verschiedenen Geisteswelten
leben, sondern daß er aus der uns gemeinsamen Ideenwelt
andere Intuitionen empfängt als ich." (S. 166)
</div>


{{GZ|Wir haben zunächst den menschlichen Organismus. Wir verfolgen
Was kann da mit "Intuitionen" anderes gemeint sein als Gedanken''inhalte''? Wenn man statt 'empfangen' das Wort 'intuieren' verwendete, würde es dann heißen: Aus der [[Ideen]]welt Intuitionen intuieren. Die anfängliche Bestimmung von Intuition als Form, bzw. daß ausschließlich formhaftes Intuition genannt wird, wird von Steiner offenbar nicht durchgängig beibehalten, sondern Intuition kann auch den Inhalt von [[Gedanke]]n bezeichnen. Dies wird auch durch eine Formulierung auf Seite 191 bestätigt:
die zentripetalen und die zentrifugalen, die sogenannten sensitiven
<div style="margin-left:20px">
und motorischen Nerven. Ja, dieser Tatbestand ergibt sich. Ich kann
"Der freie Geist handelt nach seinen Impulsen, das sind Intuitionen,
diese Gründe voll würdigen, kann auch würdigen, wie man die Zwiefachheit
die aus dem Ganzen seiner Ideenwelt durch das
des Nervensystems stützt durch die Tabes dorsalis und so
Denken ausgewählt sind. (S. 191)
weiter.
</div>
Hier könnte man wohl wieder umformulieren zu: Intuitionen, die aus dem Ganzen der Ideenwelt durch Intuition ausgewählt sind. Seite 240 ist dann wieder die Form gemeint:
<div style="margin-left:20px">
"Das Individuum muß seine Begriffe durch eigene Intuition gewinnen."
</div>
Auch da könnte man wohl ohne [[Bedeutung|Sinnänderung]] formulieren: Das Individuum muß seine Intuitionen durch eigene Intuition gewinnen.
In einem Zusatz zur Neuauflage 1918 wird ein weiteres [[Merkmal]] der Intuition genannt. Es wird von '[[Kraft|Kräften]]' der Intuition gesprochen, die eine Vertiefung der Erkenntnis ermöglichen würden:


Aber wenn man die höheren Wesensglieder kennt, dann werden
<div style="margin-left:20px">
einem die Nerven etwas Einheitliches, man schaut die Einheitlichkeit
"Eine Vermehrung
des Nervensystems. Die sensitiven sind darauf veranlagt, Sinneseindrücke
oder Andersgestaltung der menschlichen Sinne würde ein
zu vermitteln; die motorischen haben mit dem Willen nichts
anderes Wahrnehmungsbild ergeben, eine Bereicherung oder
zu tun, sondern sie haben die Aufgabe, die Empfindungen, die in der
Andersgestaltung der menschlichen Erfahrung; aber eine
Peripherie sind, zu vermitteln, die chemisch-physiologischen Vorgänge
wirkliche Erkenntnis müßte auch dieser Erfahrung gegenüber
in den Beinen und so weiter. Die motorischen Nerven sind sensitiv für
durch die Wechselwirkung von Begriff und Wahrnehmung
die inneren Vorgänge des Organismus, während man tatsächlich dazu
gewonnen werden. Die Vertiefung der Erkenntnis
kommt, so paradox das für die heutige Wissenschaft klingt, den Willen
hängt von den im Denken sich auslebenden Kräften der Intuition (vergleiche Seite 95) ab.  
unmittelbar in der Seele zu schauen und für die Entstehung der Bewegung
Diese Intuition kann in
und der Willenseffekte einen unmittelbaren, direkten Einfluß
demjenigen Erleben, das im Denken sich ausgestaltet, in
des Geistig-Seelischen auf das Physische anzunehmen.
tiefere oder weniger tiefe Untergründe der Wirklichkeit
tauchen. Durch die Erweiterung des Wahrnehmungsbildes
kann dieses Untertauchen Anregungen empfangen und auf
diese Art mittelbar gefördert werden." (S. 130f. aus Zusatz für Neuauflage 1918)
</div>


Ich möchte Sie auf den Weg hinweisen, der dazu führen kann, diese
Dabei ist fraglich, ob diese 'Kräfte' der Intuition ein anderes Wort für [[Fähigkeit]] zu Intuitionen bzw. Intuitionsvermögen sind, von dem andernorts gesprochen wird, oder ob nicht doch noch etwas anderes [[zeigen|bezeichnet]] werden soll.
Anschauung zu finden. Denn als heutiger Anatom steht einem das Seelisch-
Geistige als etwas gegenüber, was zu allen möglichen Hypothesen
führen kann, es ist aber dasjenige, was man sich heute mehr mit
einer abstrakten Inhaltlichkeit vorstellt. ''[[Theodor Ziehen|Ziehen]]'' spricht nur von «Gefühlsbetonung» der Vorstellungen. Das, was man sich als Seele vorstellt,
ist etwas so abstraktes, dünn gewordenes, daß man nicht dazu
kommt, das Eingreifen dieses Seelischen in das Physische zu verstehen.


In dem Augenblicke, wo man sich klar wird, daß der physische
Was Intuition auf der Ebene des [[Denken]]s bedeutet, hat Rudolf Steiner dann weiter so formuliert:
Leib vom Festen zum Flüssigen, Luftförmigen, bis zur Wärme heraufgeht,
<div style="margin-left:20px">
dann kommt man schon mehr heran an das Geistige. Es ist natürlich
"Wer aber
unmöglich, sich vorzustellen, daß das Geistige in den Organismus
durchschaut, was bezüglich des Denkens vorliegt, der wird
eingreift, den die heutige Wissenschaft sich vorstellt. Aber sobald
erkennen, daß in der Wahrnehmung nur ein Teil der Wirklichkeit
man einen Wärmeorganismus annimmt, ist es nicht so schwer, sich
vorliegt und daß der andere zu ihr gehörige Teil,
vorzustellen, daß das innere Kräften des Bildekräfteleibes eingreift
der sie erst als volle Wirklichkeit erscheinen läßt, in der denkenden
in die Wärmedifferenzierungen des menschlichen Organismus. In einer
Durchsetzung der Wahrnehmung ''erlebt'' wird. Er
Beziehung werden wir vieles durchzumachen haben, bis wir dazu
wird in demjenigen, das als Denken im Bewußtsein auftritt,
kommen, das lebendig zu machen, was heute in der Erkenntnis erstarrt
nicht ein schattenhaftes Nachbild einer Wirklichkeit sehen,
ist. Man wird den Übergang finden von dem feiner gewordenen
sondern eine auf sich ruhende geistige Wesenhaftigkeit. Und
Physischen zu dem kraftvoller gewordenen Seelischen. Und man wird
von dieser kann er sagen, daß sie ihm durch ''Intuition'' im Bewußtsein
sich sagen können: was Willenswesen ist, greift unmittelbar in die
gegenwärtig wird. ''Intuition'' ist das im rein Geistigen
Wärmeprozesse ein, von da in den Luftorganismus, von da in den
verlaufende bewußte Erleben eines rein geistigen Inhaltes.
wäßrigen Organismus. Und es ist etwas ganz anderes vorhanden als
Nur durch eine Intuition kann die Wesenheit des
das, was die heutige Wissenschaft glaubt in bezug auf die motorischen
Denkens erfaßt werden. {{Lit|{{G|004|146}}}} (aus Zusatz für Neuausgabe 1918)
Nerven; da ist vorhanden ein geistig-seelisches-physisches Wirken, das
</div>
durch die motorischen Nerven zum Bewußtsein gebracht wird.|319|83f}}
Im Anschluß wird dann gesagt, daß die [[Wesenheit]] des Denkens selbst eine intuitive sei. Die Erfassung des intuitiven Wesens des Denkens ist nur durch Intuition möglich.


{{GZ|Der Mensch hat seinen physischen Leib. Durch den lebt er in jedem
Im intuitiven Denken habe der Mensch bereits ein rein geistiges Erlebnis:
Augenblick in der physischen Gegenwart der Erde. Der Mensch hat
seinen Ätherleib. Durch den lebt er eigentlich fortdauernd bis ein
Stückchen vor seine Geburt hin, wo er sich den Ätherleib gesammelt
hat aus dem allgemeinen Weltenäther. Nun hat er seinen Astralleib.
Durch den lebt er durch das ganze Dasein zwischen seinem vorigen
Tode und diesem Heruntersteigen auf die Erde. Und dann hat er sein
Ich. Da lebt er ins vorige Erdenleben hinein. So daß wir beim Menschen
überall, wo wir von seiner Gliederung sprechen, sprechen müssen
von seiner Ausdehnung in der Zeit. Wir tragen unser voriges Ich-Bewußtsein unterbewußt in der Gegenwart in uns. Und wie tragen
wir es in uns? Ja, wenn Sie das studieren wollen, wie wir es in uns
tragen, dann müßten Sie aufmerksam werden darauf - und das ist
auch der Weg dazu, an das Ich heranzukommen -, wie der Mensch
nun hier in der physischen Welt nicht nur fester Leib ist, nicht nur
ein flüssiger Mensch, ein luftformiger Mensch, sondern wie der Mensch
ja ein Wärmeorganismus ist. Primitiv, wenigstens sehr partiell weiß
das schon jeder; wenn er Fieber mißt, so bekommt er verschiedene
Fieberangaben, je nach den verschiedenen Stellen des Organismus, wo
er mißt. Aber so ist es durch den ganzen menschlichen Organismus
hindurch. Eine andere Temperatur haben Sie oben im Kopfe, eine andere
in der großen Zehe, eine andere innerlich in der Leber, eine andere
innerlich in der Lunge. Sie sind ja nicht nur das, was Sie in einem
anatomischen Atlas in festen Konturen gezeichnet finden; Sie sind ein
Flüssigkeitsorganismus, der in fortwährender Bewegung ist; Sie sind
ein Luftorganismus, der Sie immerfort durchdringt, wie wenn Sie da
immer ein mächtiges Symphonisches, Musikorganisches durchdränge.
Und Sie sind bei alledem ein wogendes, warm-kalt Organisiertes, ein
Wärmeorganismus, und in diesem Wärmeorganismus leben Sie selber
drinnen. Das spüren Sie auch. Schließlich haben Sie nicht ein sehr starkes
Bewußtsein davon, daß Sie, sagen wir, in einem Schienbein- oder in
einem anderen Knochen leben, auch nicht ein starkes Bewußtsein davon,
daß Sie in Ihrer Leber leben oder in den Säften Ihrer Gefäße.
Aber daß Sie in Ihrer Wärme leben, davon haben Sie ein starkes Bewußtsein,
wenn Sie das auch nicht differenzieren, wenn Sie auch nicht
sagen: Da ist meine Wärmehand, da ist mein Wärmebein, da ist meine
Wärmeleber und so weiter; aber es ist da, und ist es einmal gestört,
ist nicht die menschlich angemessene Differenzierung im Wärmeorganismus
vorhanden, dann spüren Sie es als Erkrankung, als Schmerz.


Wenn man das Ätherische schaut, wenn man mit dem entwickelten
<div style="margin-left:20px">
Bewußtsein zur Bildhaftigkeit, zur Imagination gedrungen ist, dann
"Die geistige Wahrnehmungswelt kann
hat man webende Bilder. Nimmt man das Astralische wahr, hat man
dem Menschen, sobald er sie erlebt, nichts Fremdes sein, weil er im intuitiven Denken
die Weltensphärenmusik. Die dringt an einen heran, oder auch sie
schon ein Erlebnis hat, das rein geistigen Charakter trägt." {{Lit|{{G|004|181}}}}
dringt aus uns heraus. Denn unser eigener Astralleib führt uns zurück
</div>
in unser vorirdisches Dasein. Und gehen wir weiter zu jener Erkenntnis,
die sich aufschwingt bis zur intensivsten Liebe, wo die Liebeskraft
Erkenntniskraft wird, wo wir zunächst unser eigenes Dasein aus einem
vorigen Erdenleben hereinfluten sehen in unser gegenwärtiges Erdenleben,
so spüren wir dieses vorangehende Erdenleben in der normalen
Differenzierung unseres Wärmeorganismus, in dem wir drinnen
leben. Das ist die wirkliche Intuition. Da leben wir drinnen. Und
wenn irgendein Impuls in uns aufsteigt, das oder jenes zu tun, so wirkt
dies ja nicht nur, wie es im astralischen Leib ist, aus der geistigen Welt
heraus, sondern von noch weiter zurück aus dem früheren Erdenleben.
Das frühere Erdenleben wirkt in die Wärme Ihres Organismus herüber
und erzeugt diesen oder jenen Impuls. Schauen wir in dem irdischfesten
Menschen den physischen Leib, in dem flüssigen den ätherischen
Leib, in dem luftförmigen den astralischen Leib, so schauen wir in
dem Wärmemäßigen des Menschen das eigentliche Ich. Das Ich der
gegenwärtigen Inkarnation ist nie fertig; das bildet sich. Das eigentliche,
in den unterbewußten Tiefen wirkende Ich ist das des vorigen
Erdenlebens. Und vor dem schauenden Bewußtsein nimmt sich ein
Mensch, dem Sie gegenübertreten so aus, daß Sie sagen: Hier steht
er; ich erblicke ihn zunächst so wie er dasteht, mit meinen äußeren
Sinnen. Ich schaue dann das Ätherische, ich schaue das Astralische,
dann aber hinter ihm den anderen Menschen, der er war in der vorigen
Inkarnation.


In der Tat, je weiter dieses Bewußtsein ausgebildet wird, desto mehr
=== Der Intuitionsbegriff gemäß Seite 95ff. der 'Philosophie der Freiheit' ===
erscheint - perspektivisch macht sich das so (es wird gezeichnet) - das
Da offensichtlich im Text der Philosophie der Freiheit der Begriff der Intuition nicht klar definiert ist, und das Wort 'Intuition' in unterschiedlichen Bedeutungen bzw. Kontexten verwendet wird, ist es verständlich, daß Rudolf Steiner in den Zusätzen der Neuauflage nochmals darauf hinweist, wo man im Text nachzusehen hat, um Aufschluß über die Intuition bzw. das intuitive Denken zu erhalten. Zweimal wird ausdrücklich auf die Seite 95, bzw. 95ff. verwiesen. Die eine Stelle befindet sich auf Seite 130f. (Zitat s.o.), die andere ist folgende:
menschliche Haupt der gegenwärtigen Inkarnation, etwas darüber
<div style="margin-left:20px">
das menschliche Haupt der vorigen Inkarnation, etwas darüber das
"Die
menschliche Haupt der noch weiter zurückliegenden Inkarnation. In
Wahrnehmung ist der Teil der Wirklichkeit, der objektiv,
Zivilisationen, die von diesen Dingen durch ein instinktives Bewußtsein
der Begriff derjenige, der subjektiv (durch Intuition, vgl.
noch etwas geahnt haben, finden Sie Bilder, wo hinter dem deutlich
Seite 95 ff.) gegeben wird." (S. 247)
gezeichneten Antlitz, das auf das gegenwärtige Erdenleben bezogen
</div>
wird, ein anderes, etwas weniger deutlich gemaltes ist, und
Natürlich müssen auch gerade diese Stellen, in denen nach Seite 95 bzw. 95ff. verwiesen wird, für den Intuitionsbegriff aufschlußreich sein, da es sich auf Seite 130, und Seite 247 wegen des Bezuges sich um den gleichen [[Gegenstand]] handeln muß.  
ein noch weniger deutlich gemaltes als drittes. Es gibt solche ägyptische
Bilder. Derjenige, der erblickt, wie eigentlich hinter dem Menschen
der Gegenwart der Mensch der vorigen Inkarnation und der weiter
zurückliegenden Inkarnation aufsteigt, versteht solche Bilder. Und es
ist erst eine Realität, von dem Ich zu sprechen als dem vierten Gliede
der menschlichen Natur, wenn man zugleich das zeitliche Dasein zu
den vorigen Inkarnationen zurückerweitert.


[[Datei:GA234 096.gif|center|200px|Zeichnung aus GA 234, S. 96 (Tafel 6)]]
In dem obigen Zitat wird nun deutlich zwischen Begriff und Intuition unterschieden. Die Begriffe werden [[Subjekt|subjektiv]] durch Intuition [[Gegebenes|gegeben]]. Weiter heißt es, daß die Begriffe der Intuition [[Erscheinung|erscheinen]]:
<div style="margin-left:20px">
"Unsere geistige Organisation
reißt die Wirklichkeit in diese beiden Faktoren auseinander.
Der eine Faktor erscheint dem Wahrnehmen, der andere der
Intuition." (S.247f.)  
</div>


Das alles wirkt im Wärmemenschen. Die Inspiration kommt noch
Da die Intuition bzw. das intuitive Denken für das Denken in sich selbst ein bewußtes [[Erlebnis|Erleben]]<ref>Erleben eines Inhalts, nicht der Tätigkeit als solcher im Unterschied zum Inhalt: "''Intuition'' ist das im rein Geistigen verlaufende bewußte Erleben eines rein geistigen Inhaltes" (S. 146).</ref> ermöglichen soll, als 'rein geistiger [[Vorgang]]', gilt es für die [[Bestimmung]] des Begriffes der 'Intuition' genau [[Feststellung|festzustellen]], wie dieser im [[Vollzug]] ein bewußtes Erleben zukommen kann. "Erleben" ist selbst ein erklärungsbedürftiges Wort bzw. unklarer Begriff, das in diesem [[Zusammenhang]] so nicht weiterhilft. Die Art der Bewußtheit hat man aber wohl sicher innerhalb eines Begriffsfeldes von Beobachtung, [[Wahrnehmung]], [[Erfahrung]] und Erlebnis, es gibt auch andere zugehörige Wörter wie 'gewahren' usw., zu suchen.
an einen heran von außen oder von innen. In der Wärme steht man
selber drinnen. Da ist die Intuition, die wahre Intuition. Ganz anders
erlebt man die Wärme als irgend etwas anderes an sich.|234|93ff}}


== Das Herz als zentrales Wärmeorgan ==
Die Art der Intuitionsbewußtheit im Denken muß von präzis bestimmbarer Art sein, und sich von anderen Bewußtseinsarten, etwa einem vagen Erlebnisgefühl, unterscheiden lassen, sonst machte es keinen Sinn, über Intuition so zu sprechen, wie Rudolf Steiner in seiner 'Philosophie der Freiheit'. Das Mittel, den Begriff der Intuition präzis zu fassen, kann aber nur die Intuition selbst sein. "Begriffe werden durch Intuition gegeben".


Das [[Herz]] ist ein zentrales Wärmeorgan, das durch seine unermüdliche Tätigkeit eine große Menge überschüssiger Wärme produziert, in der sich das menschliche [[Ich]] in der ständigen Begegnung von Mikrokosmos und Makrokosmos [[Inkarnation|inkarnieren]] kann. Der große [[Körperkreislauf]] entspricht dabei dem [[Mikrokosmos]], der kleine [[Lungenkreislauf]], der die Verbindung mit der [[Umwelt]] herstellt, hingegen dem [[Makrokosmos]].
Die Passage auf Seite 95 ist diese:
 
<div style="margin-left:20px">
[[Datei:Blutkreislauf Gleichwarme.svg|250px|mini|Schematischer Aufbau des [[Doppelter Blutkreislauf|doppelten Blutkreislaufs]], bei dem sich Mikrokosmos ([[Körperkreislauf]]) und Makrokosmos ([[Lungenkreislauf]]) im Herzen begegnen:<br />{{color|rot|red}} = {{color|sauerstoffreiches Blut|red}}<br />{{color|blau|blue}} = {{color|sauerstoffarmes Blut|blue}}]]
"[D]as Denken [zieht] seine Fäden von Wesen zu Wesen. Diese Tätigkeit
 
des Denkens ist eine inhaltvolle. (...) Diesen Inhalt bringt das Denken der Wahrnehmung aus
{{GZ|Das Herz ist das
der Begriffs- und Ideenwelt des Menschen entgegen. Im
Organ, wodurch die Wärme übergeht in den menschlichen und tierischen
Gegensatz zum Wahrnehmungsinhalte, der uns von außen
Leib, es arbeitet die Wärme um. Das Herz ist ebenso wie die
gegeben ist, erscheint der Gedankeninhalt im Innern. Die
anderen menschlichen Organe symmetrisch gebaut. Eigentlich hat
Form, in der er zunächst auftritt, wollen wir als Intuition
der Mensch zwei Herzen, die durch eine Scheidewand getrennt sind.
bezeichnen. Sie ist für das Denken, was die Beobachtung für
Jede Herzhälfte ist wiederum durch eine Scheidewand in Vorhof und
die Wahrnehmung ist. Intuition und Beobachtung sind die
eigentliches Herz getrennt, sodass man vier Räume zu unterscheiden
Quellen unserer Erkenntnis. Wir stehen einem beobachteten
hat: Vorkammer und Herzkammer, durch die Klappe verbunden,
Dinge der Welt so lange fremd gegenüber, so lange wir in
und rechtes und linkes Herz. Nun geht von der linken Herzkammer
unserem Innern nicht die entsprechende Intuition haben,
aus die große Ader, Aorta, nach aufwärts zunächst; dann sendet die
die uns das in der Wahrnehmung fehlende Stück der Wirklichkeit
Aorta einen Zweig, der das Gehirn versorgt. Ein anderer Zweig geht
ergänzt. Wer nicht die Fähigkeit hat, die den Dingen
in den ganzen Körper, versorgt durch ein feines Geäder die Bauchgegend.
entsprechenden Intuitionen zu finden, dem bleibt die
Andere Zweige gehen herunter in die Glieder, und dann
volle Wirklichkeit verschlossen." (S. 95)
kommen sie in die rechte Vorkammer. Vom Gehirn geht ein Zweig
</div>
zurück in die rechte Vorkammer. Das ist der große Kreislauf.
Auf Seite 96, sowie 98f. folgt:
 
<div style="margin-left:20px">
Von der rechten Herzkammer aus geht der kleine Kreislauf; die
"Was uns in der Beobachtung an Einzelheiten gegenübertritt, das verbindet
Ader geht direkt in die Lunge hinein und von der Lunge zurückkommend
sich durch die zusammenhängende, einheitliche Welt unserer
in die linke Vorkammer, dann durch die linke Klappe in die linke
Intuitionen Glied für Glied; (...) Außer durch Denken und Wahrnehmen ist uns direkt
Herzkammer. In der Lunge wird das Blut erneuert; sie atmet den
nichts gegeben. (S. 96)
Sauerstoff ein, das blaue Blut macht den Verbrennungsprozess durch
</div>
und beginnt wieder als rotes Blut seinen Kreislauf. Verbrennung bedeutet
<div style="margin-left:20px">
immer die Verbindung eines Stoffes mit dem Sauerstoff der
"Man kann in bezug auf dieses Gegebene nur
Luft. Was in der Lunge vorgeht, ist ein Verbrennungsprozess; ein
fragen, was es außerhalb der Wahrnehmung, das ist: für das Denken ist. Die Frage nach dem «Was» einer Wahrnehmung
wirkliches Verhältnis, das sich herausbildet zwischen dem einzelnen
kann also nur auf die begriffliche Intuition gehen, die
tierischen Leibe und der ganzen Luft ist das, was geschieht. Genau
ihr entspricht." (S. 98f.)
wie die Pflanze Licht verbraucht, so verbraucht das Tier Feuer; es ist
</div>
eine Heizung des Körpers. Der höhere Prozess ist derjenige, der sich
dann beim Menschen allein abspielt - Tiere haben bloß eine Anlage
davon -, das ist der Ton.


Diese drei Glieder stellen dar eine Verbindung zwischen Mikrokosmos
Auch wenn sich ein präziser Intuitionsbegriff anhand solcher Angaben nicht so leicht gewinnen läßt, entsteht doch der Eindruck, daß es mit dem 'intuitiven' Denken nichts weiter auf sich hat. Es ist keine besondere Art des Denkens, sondern Denken eben. Nichts weiter. Jedes Denken, das alltägliche Denken des Menschen ist intuitives Denken.
und Makrokosmos. Der große Kreislauf, der durch den
ganzen Körper geht, heißt [[Mikrokosmos]]; das einzelne Wesen und
der kleine Kreislauf stellen die Verbindung dar mit dem [[Makrokosmos]].
Es gibt Übergänge zwischen einzelnen Wesen: Fische haben
keine Lungen und auch kein so ausgebildetes Herz, deshalb hat
der Fisch Wechselwärme, die Wärme seiner Umgebung. Das Herz
arbeitet sich allmählich aus im Reptil; die Lunge arbeitet sich aus
der Schwimmblase heraus, aus einem Wasserorgan in ein Luftorgan.
Alles in der Welt beruht auf diesem Zusammenhang zwischen
Mikrokosmos und Makrokosmos. Die Verbindungen, die auf diese
Weise hergestellt werden, machen klar, dass es unmöglich ist, die
Menschen abzutrennen von der großen Welt. Es ist unmöglich, dass
der Mensch ohne Luft existiert. Es ist Illusion, wenn man glaubt, dass
der Mensch selbstständiger ist als seine Hand. Auch er kann nur im
Zusammenhang leben mit dem großen Organismus. Er gehört zur
Erde wie die Hand zum Menschen. Das Herz ist eine Art Gehirn für
die Zukunft. Auch das kann man schon jetzt begreifen. Das Gehirn
ist bloß eine Ausbuchtung des Nervensystems. Nun gibt es nicht
nur dieses Nervensystem im menschlichen Leib, sondern noch das
Sonnengeflecht, das sympathische Nervensystem. Es gibt zwei kleinere
Stränge am Rückenmark, die breiten sich aus, und ihre Aufgabe
ist die Versorgung aller unwillkürlichen Bewegungen des Menschen,
die mit der Verdauung, der Atmung und so weiter verbunden sind,
Plexus Solaris. Bei niederen Tieren hat dieses sympathische Nervensystem
eine viel größere Bedeutung, denn es geht der eigentlichen
Herzbildung voran, wie zum Beispiel bei den Darmtieren, man nennt
sie auch Pflanzentiere. Nun wird das Herz ausgebildet mit seinem
Nervensystem und macht das Wesen selbstständig, das sein Gehirn
entwickelt.|91|174ff}}


== Luziferische Wärmewesen und ahrimanische Kältewesen ==
Da verwundert es doch etwas, warum so ein Spektakel um die 'Intuition' gemacht wird. Allerdings hat man mit der Feststellung der Gewöhnlichkeit der 'Intuition' und des 'intuitiven Denkens' noch keinen Begriff von ihr. Es ist aber sicher ganz falsch, Intuition irgendwie mit dem Ausnahmezustand in Verbindung zu bringen, von dem im 3. Kapitel die Rede ist. Intuition ist ''kein'' Ausnahmezustand.


Die Wärme wirkt ganz besonders auf das [[mensch]]liche [[Fühlen]] und wird sehr leicht von [[luziferisch]]en Wärmewesen ergriffen, die sein ganzes Fühlen mit einem ungeheuren Lustgefühl aufsaugen lassen wollen von der Wärme. Ihnen entgegen wirken die [[ahrimanisch]]en Kältewesen, die den Menschen verdichten und erstarren lassen wollen. Nur wenn der Mensch diese beiden Kräfte im rechten Gleichgewicht halten kann, vermag er bewusst in die [[geistige Welt]] einzutreten.
Das Wort 'Intuition' wird von Steiner allgemein für 'Denken' verwendet. Es soll mit ihm aber wohl der [[Tätigkeit]]saspekt hervorgehoben werden. Zwar verwendet Steiner auch für das Resultat, den Begriffsinhalt, gelegentlich das Wort Intuition, aber das ist nicht unüblich, das Resultat einer Tätigkeit mit dem gleichen Namen zu benennen. Mit der Formulierung, daß die Intuition für das Denken sei, was die Beobachtung für die Wahrnehmung ist, wird eine Unterscheidung gemacht, die ausschließt, daß auch der Gedankeninhalt Intuition sein kann, denn Beobachtung ist kein Inhalt. Entsprechend wäre Intuition kein Inhalt. Sie ''hat'' auch keinen Gedankeninhalt, bzw. ''noch'' keinen, in dem Stadium, wo sie erst anhebt, einen Begriff zu fassen. Wenn sie den Begriff gefaßt hat, dann hat sie diesen Inhalt. Es gibt in dem [[Prozeß]] eine Phase, die einen ähnlichen Charakter wie die auf Wahrnehmungen bezogene Beobachtung hat: Das Suchen nach einem Begriff. Es muß dies nicht ein Begriff für eine Wahrnehmung sein, es kann auch das Suchen nach einem Begriff sein, veranlaßt durch den Inhalt eines anderen Begriffs, also bei einer [[Logik|logischen]] Folge z.B. Dies [[Geschehen|geschieht]] dann innerhalb des Denkens ohne Bezug auf Wahrnehmung. Also auch innerhalb des Denkens selbst kann die Intuition in Beobachtungs-, Such- oder [[Aufmerksamkeit]]sstellung sein, oder wie man es nennen will. Es ist aber fraglich, ob man den Beobachtungsbegriff, wie er für die Wahrnehmung gilt, einfach auf die Intuition übertragen kann. Denn wenn man einen Begriffsinhalt "beobachtet", dann ist die [[Erkenntnis]] damit abgeschlossen. Die wahrnehmliche Beobachtung hat nicht diese [[Qualität]], für die Erkenntnis von [[sinnliche Wahrnehmung|sinnlichen Wahrnehmungen]] muß erst noch die Intuition hinzu kommen, bzw. sich vollziehen.


<div style="margin-left:20px">
<div style="margin-left:20px">
"So wie es mit dem Lichte in bezug auf das Denken ist, so ist es mit der Wärme
"[W]enn auch einerseits das
in bezug auf das Fühlen. Derjenige, der mit Bezug auf das Fühlen vor den Hüter
intuitiv erlebte Denken ein im Menschengeiste sich vollziehender
der Schwelle hintritt, der wird gewahr, wie er in einen Kampf eintritt zwischen
tätiger Vorgang ist, so ist es andererseits zugleich
dem Warmen und dem Kalten: wie das Warme fortwährend verlockt unser Fühlen,
eine geistige, ohne sinnliches Organ erfaßte Wahrnehmung.
denn es möchte dieses Fühlen in sich aufsaugen. Wie die Lichtwesen, die luziferischen
Es ist eine Wahrnehmung, in der der Wahrnehmende selbst
Lichtwesen mit uns gewissermaßen von der Erde fortfliegen, zum Lichte
tätig ist, und es ist eine Selbstbetätigung, die zugleich wahrgenommen
wollen, so wollen die luziferischen Wärmewesen unser Fühlen aufsaugen in der
wird. Im intuitiv erlebten Denken ist der Mensch
allgemeinen Weltenwärme. Alles Fühlen der Menschen soll den Menschen verlorengehen
in eine geistige Welt auch als Wahrnehmender versetzt". (S. 256)
und aufgesogen werden in der allgemeinen Weltenwärme.
 
Und verlockend ist das aus dem Grunde, weil vorhanden ist, was der die Einweihungswissenschaft
Empfangende gewahr wird, wenn er mit seinem Fühlen vor die
Schwelle hintritt: dann erscheinen die Wärmewesen, die in Überfülle, im Übermaß
dasjenige dem Menschen geben wollen, was eigentlich sein Element ist, in dem er
lebt: die Wärme. Sie wollen sein ganzes Fühlen aufsaugen lassen von der Wärme.
Das aber, indem es der Mensch gewahr wird - er tritt ja hin vor die Schwelle,
diese Wärmewesen sind da, er wird warm, warm, warm, er wird ganz selber Wärme,
er fließt über in die Wärme -, das ist eine Riesenlust, das ist das Verlockende. All
das rieselt fortwährend durch den Menschen. Und all das muß man wissen. Denn
ohne daß man weiß, diese Verlockung in der Wärmelust ist da, ist es unmöglich,
daß man eine freie Aussicht in das Geisterland gewinne.
 
Und die Feinde dieser luziferischen Wärmewesen sind die ahrimanischen Kältewesen.
Diese ahrimanischen Kältewesen, sie ziehen den Menschen an, der sich
noch ein Bewußtsein davon erhält, wie gefährlich es ist, in der Wärmelust zu
verschweben. Er möchte in die gesundende Kälte eintauchen. Da gerät er in
das andere Extrem: da kann die Kälte ihn verhärten. Und dann entsteht, wenn
die Kälte in dieser Situation, in dieser Lage an den Menschen herantritt, dann entsteht
unendlicher Schmerz, der gleich physischem Schmerz ist. Physisches und
Psychisches, Stoffliches und Geistiges werden eins. Der Mensch erlebt die
Kälte als sein ganzes Wesen in Anspruch nehmend, wie zerreißend in maßlosem
Schmerz." {{Lit|{{G|270a|95f}}}}
</div>
</div>


== Physikalischer Wärmebegriff ==
Diese Formulierung kann man wohl nur dahingehend verstehen, daß das 'Erleben' bzw. die 'Wahrnehmung' des [[Geist]]igen dadurch zustande kommt, daß die Intuition in Anwendung auf sich selbst ihre eigene Tätigkeit erfaßt. Intuitiv erlebtes Denken ist nicht gleichzusetzen mit intuitivem Denken (sonst machte die Hinzufügung des Wortes 'Erlebnis' keinen Sinn), aber bedient sich ebenso der Intuition. Aber inwiefern unterscheidet sich der Gegenstand des intuitiv erlebten Denkens von demjenigen des "bloß" intuitiven Denkens? Erscheint dem intuitiv erlebten Denken sein Gegenstand 'Intuition' genauso wie dem intuitiven Denken als ''Begriffs''inhalt? Oder ist Intuition als Gegenstand der Intuition, ein Inhalt, der sich von den sonstigen Inhalten von Intuitionen qualitativ unterscheidet?


In der '''Thermodynamik''' (von {{ELSalt|θερμός}} ''thermós'' „warm“ sowie {{polytonisch|δύναμις}} ''dýnamis'' „Kraft“),<ref>Wilhelm Gemoll: ''Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch.'' München/Wien 1965.</ref> oder '''Wärmelehre''' ist die Wärme bzw. Wärmemenge definiert als die [[Energie]] die zwischen zwei '''thermodynamischen Systemen''' lediglich aufgrund eines Temperaturunterschieds übertragen wird. Die Wärmübertragung kann durch '''Wärmestrahlung''', '''Wärmeleitung''' oder '''Konvektion''' (Wärmeströmung) erfolgen. Der '''Wärmestrom''' oder '''Wärmefluss''' ist definiert als die in der [[Zeit]]&nbsp;''δt'' übertragene Wärmeenergie&nbsp;''δQ'':<ref>{{Literatur|Autor=Paul Allen Tipler, Gene Mosca|Herausgeber=Jenny Wagner|Titel=Physik für Wissenschaftler und Ingenieure|Auflage=7. dt. Aufl|Verlag=Springer Spektrum|Ort=Berlin Heidelberg|Jahr=2015|ISBN=978-3-642-54165-0}}</ref>, ist also physikalisch gesehen eine Wärme''leistung'' und wird in [[Watt (Einheit)|Watt]] angegeben:
Möglicherweise will Rudolf Steiner das 'intuitiv erlebte Denken' als ein Denken verstanden wissen, das die gewöhnliche Intuition fortlaufend nebenbei in der Anwendung auf sich selbst begleitet. Erst wenn man so unterscheidet und dann meinetwegen das 'intuitiv erlebte Denken' als das eigentliche intuitive Denken verstehen will, auf das es ankäme, stellt sich die Frage, wie die Intuition sich selbst beobachten könne, was genau unter einem sog. Ausnahmezustand zu verstehen wäre, und wie die Unbeobachtbarkeit des ''[[Aktualität|aktuellen]]'' Denkens (gemäß 3. Kapitel der 'Philosophie der Freiheit') mit solchem intuitiven Denken als einem intuitiv erlebten Denken zusammenpassen könnte.


:<math>I = \dot{Q} = \frac{\delta Q}{\delta t}</math>
=== Die Beobachtung des Denkens (3. Kap. der 'Philosophie der Freiheit') ===
Ein Begriff der Intuition, der Denken und Beobachtung zugleich umfasst, als von ''einem'' Wesen, ist im 3. Kap. noch nicht entwickelt. Denken und Beobachten erscheinen als zwei verschiedene Tätigkeiten: [[Hervorbringen]] und [[Betrachten]]. Das Ziel in diesem 3. Kap. ist, das Denken so zu erfassen, daß es als ein sich durchsichtiges, vollkommen durchschautes Fundament für das weitere Erkennen der Welt dienen kann. Das Mittel soll dazu die Beobachtung sein.


Ein '''thermodynamisches System''' ist ein [[System]], das durch die Gesetze der Thermodynamik beschrieben werden kann. Nach dem Verhältnis zu ihrer [[Umwelt]] unterscheidet man '''offene thermodynamische Systeme''' (Materie- und Energieaustausch), '''geschlossene thermodynamische Systeme''' (nur Energieaustausch, kein Materieaustausch) und völlig isolierte '''abgeschlossene thermodynamische Systeme'''. Kann ein geschlossenes thermodynamisches System nur Arbeitsenergie, aber keine [[Wärme]] mit der Umgebung austauschen, so nennt man es [[adiabatisch]] (von {{elS|α|a|de=nicht}} und {{lang|el|διαβαίνειν}} ''diabaínein'' ‚hindurchgehen‘).
<div style="margin-left:20px">
"''Beobachtung und Denken'' sind die beiden Ausgangspunkte
für alles geistige Streben des Menschen, insoferne er sich
eines solchen bewußt ist. Die Verrichtungen des gemeinen
Menschenverstandes und die verwickeltesten wissenschaftlichen
Forschungen ruhen auf diesen beiden Grundsäulen
unseres Geistes. Die Philosophen sind von verschiedenen
Urgegensätzen ausgegangen: Idee und Wirklichkeit, Subjekt
und Objekt, Erscheinung und Ding an sich, Ich und Nicht-
Ich, Idee und Wille, Begriff und Materie, Kraft und Stoff,
Bewußtes und Unbewußtes. Es läßt sich aber leicht zeigen,
daß allen diesen Gegensätzen der von ''Beobachtung'' und
''Denken'', als der für den Menschen wichtigste, vorangehen
muß." (S. 38)
</div>
<div style="margin-left:20px">
"Zeitlich geht die Beobachtung sogar dem Denken voraus.
Denn auch das Denken müssen wir erst durch Beobachtung
kennenlernen." (S. 39)
</div>
Daß [[Zeitlichkeit]], Beobachtung und Denken Begriffe sind, die durch das Denken ja erst gefaßt werden müssen, wird hier noch nicht thematisiert. (Im 4. Kap. gibt es dann die Feststellung: "Das Denken ist ''jenseits'' von Subjekt und Objekt". So weit ist der Untersuchungsprozeß im 3. Kap. noch nicht gediehen.<ref>Man kann wohl annehmen, daß die Beobachtung als solche dadurch entsteht, daß sich das Denken von sich selbst unterscheidet. Es ist der ''erste'' Unterschied, der ''Ur''unterschied für das Denken, nicht nur der wichtigste für den Menschen (wie Steiner sagt). Alle anderen Unterscheidungen, auch die zwischen Tätigkeit und Inhalt, kommen später, sofern sie nicht nur andere Bezeichnungen für diesen ersten Unterschied sind. Fraglich ist, ob das Denken diesen Unterschied bewußt vornehmen kann, oder ob nicht eher das Bewußtsein erst durch diese Unterscheidung entsteht. Die Formulierung Rudolf Steiners S. 38: "Beobachtung und Denken sind die beiden Ausgangspunkte für alles geistige Streben des Menschen, insoferne er sich eines solchen bewußt ist", könnte genau das aussagen wollen, daß diese erste Unterscheidung unbewußt verläuft. Insofern die seelische Beobachtung nur bewußte Tatsachen aufsuchen kann, müßte von der Gegebenheit dieses Unterschiedes ausgegangen werden. (Um ihn dann später im nachherein als selbstgesetzt erkennen zu können, falls das möglich sein sollte.)</ref>)
Aber als gegeben angenommen, daß die Beobachtung zeitlich dem Denken vorausgeht, was keineswegs ohne weiteres einleuchtet: Sollte man dann nicht, um ein sicheres Fundament für das Erkennen zu gewinnen, zunächst erst die Beobachtung untersuchen?
<div style="margin-left:20px">
"Zwei Dinge vertragen sich nicht: tätiges Hervorbringen
und beschauliches Gegenüberstellen." (S. 43)
</div>
<div style="margin-left:20px">
"Es wird heute sehr vielen Menschen
schwer, den Begriff des Denkens in seiner Reinheit zu
fassen." (S. 45)
</div>
<div style="margin-left:20px">
"Er sucht das Denken durch einen bloßen Beobachtungsprozeß
zu finden in derselben Art, wie wir bei anderen
Gegenständen des Weltinhaltes verfahren. Er kann es aber
auf diesem Wege nicht finden, weil es sich, wie ich nachgewiesen
habe, gerade da der normalen Beobachtung entzieht." (S. 45)
</div>


=== Hauptsätze der Thermodynamik ===
Der ''normalen'' Beobachtung als ein ''bloßer'' Beobachtungs''prozeß'' (Beobachtungs''verfahren'') entzieht sich das Denken als unbeobachtbar, da es zu dem Zeitpunkt, wo es mittels Beobachtung ins Auge gefaßt werden könnte, als eine hervorbringende Tätigkeit bereits vorbei ist, mithin für die Beobachtung nicht mehr [[Vorhandenheit|vorhanden]] ist, bzw. weil die Beobachtung als eine separate Tätigkeit ''warten'' muß. Die Beobachtung kann nicht [[Gleichzeitigkeit|gleichzeitig]] zusammen mit dem Denken beginnen, quasi im Zeitverlauf parallel das Denken ins Auge fassen. (Es kann immer nur eine Tätigkeit zugleich ausgeführt werden, die Tätigkeit des Hervorbringens, und die Tätigkeit des Beobachtens können im Zeitablauf nur im Wechsel auftreten. Das Erkenntnissubjekt kann sich nicht in zwei Subjekte aufspalten: Eines das denkt, und ein anderes, das beobachtet.)


==== Erster Hauptsatz der Thermodynamik ====
Darüber hinaus vertritt Rudolf Steiner für dieses Beobachten die Ansicht, das gelte auch, wenn man das Denken eines anderen Subjektes beobachtet. Auch da muß das zu beobachtende Objekt zunächst hervorgebracht worden sein. Erst dann kann es ins Auge gefaßt werden:
<div style="margin-left:20px">
"Das
Denken, das beobachtet werden soll, ist nie das dabei in
Tätigkeit befindliche, sondern ein anderes. Ob ich zu diesem
Zwecke meine Beobachtungen an meinem eigenen früheren
Denken mache, oder ob ich den Gedankenprozeß einer anderen
Person verfolge, oder endlich, ob ich, wie im obigen
Falle mit der Bewegung der Billardkugeln, einen fingierten
Gedankenprozeß voraussetze, darauf kommt es nicht an." (S. 43)
</div>


Nach dem '''Ersten Hauptsatz der Thermodynamik''' ist die Energie in einem [[Abgeschlossenes System|abgeschlossenen System]] konstant. Das entspricht dem [[Energieerhaltungssatz]]. Damit ist ein ''[[Perpetuum mobile]] erster Art'' aus physikalischer Sicht unmöglich.  
Das ist schwer nachvollziehbar, da es in dem Fall der Beobachtung des Denkens eines anderen Subjektes zwei Subjekte gibt, und auch eine Gleichzeitigkeit der hervorbringenden Tätigkeit und der beobachtenden Tätigkeit möglich zu sein scheint. Wird das Beobachtungsobjekt 'Denken' als mit einer zeitlosen Plötzlichkeit gegeben angenommen?  Eine alternative Interpretation könnte sein, daß während des Beobachtens nie das ''eigene'' dabei in Tätigkeit befindliche Denken beobachtet werden kann, was [[Implikation|implizieren]] würde, daß zum Beobachten Denken erforderlich ist. Weiter heißt es dann:


==== Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik ====
<div style="margin-left:20px">
"So ist es auch mit unserem Denken. Es muß erst da
sein, wenn wir es beobachten wollen.
Der Grund, der es uns unmöglich macht, das Denken in
seinem jeweilig gegenwärtigen Verlauf zu beobachten, ist
der gleiche wie der, der es uns unmittelbarer und intimer
erkennen läßt als jeden andern Prozeß der Welt. Eben weil
wir es selbst hervorbringen, kennen wir das Charakteristische
seines Verlaufs, die Art, wie sich das dabei in Betracht
kommende Geschehen vollzieht. Was in den übrigen Beobachtungssphären
nur auf mittelbare Weise gefunden werden
kann: der sachlich-entsprechende Zusammenhang und das
Verhältnis der einzelnen Gegenstände, das wissen wir beim
Denken auf ganz unmittelbare Weise." (S. 44)
</div>


Der '''Zweite Hauptsatz der Thermodynamik''' (auch '''Entropiesatz''' genannt) besagt, dass Wärme nicht vollständig in andere Energieformen umgewandelt werden kann. Demnach ist auch ein ''Perpetuum mobile zweiter Art'' unmöglich, das mechanische oder elektrische Leistung durch Abkühlung eines Wärmereservoirs ohne ein durch ständige Energiezufuhr aufrechterhaltenes Temperaturgefälle erzeugt. Um das deutlich zu machen, führte [[Wikipedia:Rudolf Clausius|Rudolf Clausius]] den [[Entropie]]begriff ein. Clausius erkannte, dass im Falle eines reversiblen Prozesses, d.h. wenn keine Wärme durch Reibung  verloren geht, die reduzierte Wärme konstant <math>\frac {Q_1}{T_1} = \frac {Q_2}{T_2}</math> ist. Die maximal nutzbare mechanische Arbeit <math>W</math> ergibt sich aus der Differenz der Wärmemengen:
Das bestätigt beide Lesarten des vorigen Zitats: Das Denken muß [[Dasein|da]] sein, um beobachtet werden zu können. Um die Beobachtung des [[Werden]]s von Denkergebnissen durch Tätigkeit geht es hier nicht, obwohl vom Denkprozeß gesprochen wird. Und da nun von [[Erkenntnis]] gesprochen wird, muß die Beteiligung des Denkens beim Beobachten schon mitgedacht sein, es sei denn, Steiner wollte mit den Ausführungen eine Erkenntnis lediglich durch Beobachtung [[Behauptung|postulieren]]<ref>Das könnte bei dem besonderen Beobachtungsobjekt 'Denken' tatsächlich der Fall sein, da ja die beiden für die Erkenntnis zu verbindenden "Hälften" der [[Wirklichkeit]], Begriff und Wahrnehmung, vorliegen. Nur umgekehrt wie sonst. Eine zusätzliche Intuition bräuchte es bei der Beobachtung des Denkens möglicherweise nicht, da diese ja schon als Beobachtungsobjekt vorliegt, allerdings "nur" als Inhalt.</ref>


:<math>W = Q_{\rm 1} - Q_{\rm 2} = Q_{\rm 1}\frac{T_{\rm 1} - T_{\rm 2} }{T_{\rm 1}} </math> und daraus der maximale Wirkungsgrad zu <math>\eta_\mathrm{max} = \frac{W}{Q_1} = 1-\frac{T_2}{T_1}\!\</math>.  
Verständlich ist aber, daß ein Denken, das zusammen mit Beobachtung zur Erkenntnis des Denkens bemüht werden müßte, schon ein anderes wäre, wenn das zu beobachtende Denken immer schon da sein muß. Denn es wäre mit einem Beobachten verbunden, das erst auftreten könnte, wenn das zu beobachtende Denken schon da ist. Sollte nun die Erkenntnis des Denkens, obwohl sich das aktuelle Denken nicht beobachten läßt, deshalb [[Möglichkeit|möglich]] sein, weil das zu beobachtende vorherige Denken schon da ist, ''noch'' da ist, nämlich in seinen Resultaten?


Damit konnte Clausius die [[Entropie]] in differenzieller Form definieren als:
<div style="margin-left:20px">
"Zwei Dinge vertragen sich nicht: tätiges Hervorbringen
und beschauliches Gegenüberstellen. Das weiß schon das
erste Buch Moses. An den ersten sechs Welttagen läßt es
Gott die Welt hervorbringen, und erst als sie da ist, ist die
Möglichkeit vorhanden, sie zu beschauen: «Und Gott sahe
an alles, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr
gut.»" (S. 43f.)
</div>


:<math> \frac {\delta Q}{T} = dS </math> mit <math>\qquad {\rm d}{S} \ge 0 \qquad</math> bzw. <math>\Delta S = \int \frac{{\rm d}Q}{T}</math> und <math>\Delta S \ge 0</math>, wobei das Gleichheitszeichen nur für reversible Prozesse gilt.
Daraus folgt, daß Rudolf Steiner der Ansicht ist, daß durch das Erkennen der Ergebnisse des Denkens auch die Tätigkeit miterkannt ist, die diese Ergebnisse hervorgebracht hat, trotzdem diese Tätigkeit zum Zeitpunkt des Beobachtens und Erkennens des Denkens bereits Vergangenheit ist<ref>Wie dies möglich sein könnte, und was genau vorgeht, bedarf freilich einer eingehenderen Untersuchung. Es scheint, daß zumindest der letzte Gedankenschritt auf irgendeine Art im Bewußtsein noch präsent sein muß. (Was noch da sein könnte, das ist das Ende der hervorbringenden Tätigkeit. Dieses Ende fällt zeitlich in einem Punkt zusammen mit dem Beginn der Beobachtung. Das Gewahren des Gedankens scheint aber keine Zeit zu benötigen. Es könnte sein, daß das Denken in diesem Endpunkt der hervorbringenden Tätigkeit auf diese zurückblickt, und sie gewissermaßen räumlich wahrnimmt. Der Übergang vom Fassen des Gedankens zu seiner Wahrnehmung wäre demnach ein Dimensionswechsel: Das Denken sieht sich nach, blickt auf sich zurück, indem es seine Tat räumlich als Inhalt sieht. Dadurch weiß es, was es gedacht hat, kann fortsetzen und den nächsten Gedanken anschließen.)</ref>. Dies vielleicht deshalb, weil zum Erkennen der Ergebnisse eines Denkens die Tätigkeit, die diese Ergebnisse hervorgebracht hatte, erneut vollzogen werden muß, ''nach''vollzogen werden muß, um die Denkergebnisse verstehen zu können. Durch diesen Nachvollzug der vorherigen Tätigkeit hat man dann nicht nur die Ergebnisse des vorherigen Denkens [[Präsenz|präsent]], sondern konnte die Ergebnisse nochmal denken. Und man weiß, wie es gemacht wird, sonst könnte man den Prozeß nicht nachvollziehen.


==== Dritter Hauptsatz der Thermodynamik ====
Wenn Rudolf Steiner die Möglichkeit, das Denken zu erkennen, so verstanden wissen will, liegt der Einwand nahe, daß es nichts ungewöhnliches ist, die eigenen Denkergebnisse später nicht mehr zu verstehen: Man hat vergessen, wie sie zustande gekommen sind. Der Nachvollzug gelingt nicht, das Denken kommt ins Stocken. Das ist aber nicht wirklich ein Einwand, denn es zeigt nur, daß man in diesem besonderen Fall nicht zur Erkenntnis des Denkens fähig war. Grundsätzlich ist dies aber möglich, und ist auch notwendig, um überhaupt denken zu können.


Der 1906 von [[Wikipedia:Walther Nernst|Walther Nernst]] formulierte '''Dritte Hauptsatz der Thermodynamik''' besagt, dass es unmöglich ist, ein thermodynamisches System bis zum absoluten Nullpunkt (<math>T = -273{,}15 ^\circ{\ C} = 0\mathrm{\ K}</math>) abzukühlen.
<div style="margin-left:20px">
"Das ist gerade der Grund, warum mir
die Dinge so rätselhaft gegenüberstehen: daß ich an ihrem
Zustandekommen so unbeteiligt bin. Ich finde sie einfach
vor; beim Denken aber weiß<ref>Das mag als konstatierender Befund so richtig sein. Für die in sich durchsichtige Klarheit des Denkens wünscht man sich aber doch auch Aufschluß darüber, woher dieses Wissen kommt? Es scheint da zu sein wie eine Art Instinkt. Kann der Befund als solcher die Zweifel, ob es nicht doch das Gehirn sei, das denkt, aufheben? 'Tätigkeit' und 'Inhalt' sind freilich Begriffe des Denkens, sie müssen daher im [[Ursprung]] des Denkens, der jenseits von Tätigkeit und Inhalt "ist", aufgehoben sein</ref> ich, wie es gemacht wird. Daher
gibt es keinen ursprünglicheren Ausgangspunkt für das
Betrachten alles Weltgeschehens als das Denken." (49f.)
</div>


=== Thermische Energie ===
Der Ausnahmezustand ist von Rudolf Steiner lediglich dadurch charakterisiert, daß man das Denken selbst ins Auge faßt, anstatt wie gewöhnlich nur die sinnlichen Gegenstände. Etwas dem Ausnahmezustand entsprechendes muß aber, nach der Interpretation der Ansichten Rudolf Steiners wie oben vorgenommen, wenn auch meist unbewußt, das Denken permanent begleiten, denn es würde sonst den Faden verlieren. Beobachtung des Denkens und intuitiv erlebtes Denken sind ein und dasselbe und beinhalten [[Selbsterkenntnis]]. ''Diese''<ref>Interpretationen von Steiners Ausführungen, daß es zusätzlich zur Beobachtung noch eine weitere Erlebnisquelle des Denkens gäbe bzw. geben müsse, die separat von der Beobachtung eine Erfahrung des Denkens möglich mache, insbesondere des aktuellen Denkens, muß eine Absage erteilt werden, insofern dies auf eine Doppelung, Spaltung in zwei Bewußtseine hinauslaufen würde, die von Steiner ausdrücklich als unmöglich behauptet wird, und natürlich auch sonst nicht plausibel ist. Es gibt nur ''ein'' Bewußtsein: Die Selbstbeobachtung des Denkens. (Auch wenn die Intuition für die Seite der sinnlichen Wahrnehmung einen Begriff faßt und einen sinnlichen Gegenstand erkennt, ist dies Selbstbeobachtung (=Selbsterkenntnis) oder, in anderen Worten, intuitiv erlebtes Denken.) Wenn man sich Intuition als eine Art geistiges Atmen vorstellt, kommt Bewußtsein lediglich der Phase des Einatmens zu. Das Ausatmen ist der schöpferische Prozeß. Wollte man dem Ausatmen auch ein Bewußtsein zukommen lassen, wäre das wie ein Ausatmen, das zugleich in irgendeiner Weise einatmet. Die Anführung des Zitates aus Buch Mose im 3. Kap. der 'Philosophie der Freiheit' könnte auch so zu verstehen sein, daß Rudolf Steiner ein solches Verständnis der Intuition als ein gleichzeitiges Einatmen beim Ausatmen ausgeschlossen wissen will.</ref> Intuitionsbewußtheit läßt sich durch den übenden Nachvollzug der Gedanken der 'Philosophie der Freiheit', und auch durch den Nachvollzug der Ergebnisse des [[seelische Beobachtung|seelischen Beobachtens]] anderer Autoren bzw. Redner, verstärken.


Die '''thermische Energie''' oder '''Wärmeenergie''' ist nach physikalischer Definition die in der ungeordneten [[Bewegung]] der [[mikroskopisch]]en [[Teilchen]] eines [[Stoff]]es gespeicherte [[Energie]]. Sie wird im [[SI-System]] in [[Joule (Einheit)|Joule]] <math>\mathrm J</math> angegeben. Eine veraltete [[Maßeinheit]] ist die '''Kalorie''' ('''cal''') bzw. die '''Kilokalorie''' ('''kcal'''). Eine Kalorie entspricht jener '''Wärmemenge''', die notwendig ist, um 1&nbsp;g [[Wasser]] unter genau definierten Bedingungen ([[Druck (Physik)|Druck]], [[Temperatur]]) um 1&nbsp;°C zu erwärmen. Eine Kalorie entspricht etwa 4,1868 Joule  bzw. 1 kcal = 4,1868 kJ. Umgekehrt entspricht 1 Joule ungefähr 0,239 Kalorien.
=== Geistige Wahrnehmung ===
Eine geistige Wahrnehmung durch denkende Intuition hätte man sich demnach so vorzustellen, daß der Gedankeninhalt der Intuition insofern über den normalen Begriffsinhalt hinausginge, als die Tätigkeit, die diesen Begriffsinhalt hervorgebracht hat, in dem Begriffsinhalt mitenthalten ist und durch Nachvollzug wahrgenommen wird. Dies gälte dann nicht nur für das eigene Denken, sondern auch für andere geistige Wesen in der denkenden Intuition: Die Wahrnehmung (Erkenntnis) des geistigen Wesens entsteht durch den Nachvollzug der Tätigkeit dieses geistigen Wesens, die sich in seiner Erscheinung als Gedankeninhalt ausdrückt.


=== adiabatische Zustandsänderungen ===
An solcher Auffassung geistiger Wahrnehmung zeigt sich die Unbeobachtbarkeit des aktuellen Denkens in einem anderen Licht, insofern es dabei dann um die Beobachtung aktueller ''fremder'' Tätigkeit gehen würde.
<div style="margin-left:20px">
"Das Denken, das beobachtet werden soll, ist nie das dabei in Tätigkeit befindliche, sondern ein anderes. Ob ich zu diesem Zwecke meine Beobachtungen an meinem eigenen früheren Denken mache, oder ob ich den Gedankenprozeß einer anderen Person verfolge, oder endlich, ob ich, wie im obigen Falle mit der Bewegung der Billardkugeln, einen fingierten Gedankenprozeß voraussetze, darauf kommt es nicht an." (S. 43)
</div>


Bei einer '''adiabatischen Zustandsänderung''' ({{elS|α|a|de=nicht}} und {{lang|el|διαβαίνειν}} ''diabaínein'' „hindurchgehen“) tauscht das [[System]] keine Wärme mit der Umgebung aus, ist also von ihr thermisch isoliert.
Die Verfolgung des Gedankenprozesses einer anderen Person durch Denken und Beobachtung ist eine solche geistige Wahrnehmung. Gewöhnlich ist sie vermittelt durch Sprache oder Schrift. Die Gedanken müssen zunächst durch einen anderen Menschen hervorgebracht worden sein, erst dann können sie beobachtet und nachvollzogen werden. Durch die Beobachtung des von einem anderen Menschen hervorgebrachten Gedankeninhaltes, des Gewahrens seiner Erscheinung, habe ich diesen Inhalt meines Bewußtseins aber noch nicht verstanden. Dazu muß ich ihn erst nachvollziehen. Erst durch den Nachvollzug, wie der andere Mensch zu seinem Gedanken gekommen ist, kann ich diesen Gedanken auch selbst denken, und damit die Gedankentätigkeit des anderen Menschen, wie sie sich in dem wahrgenommenen Gedankeninhalt ausgedrückt hat, erkennen. Wie ein solcher Nachvollzug möglich sein soll, ist aber doch nicht so ohne weiteres klar. Es scheint eher so zu sein, daß der Nachvollzug mehr oder weniger ein Probieren ist, ein Versuch gemäß der Vorlage, wie man selbst denken würde, um den gleichen Gedankeninhalt wie den beobachteten (oder was man dafür hält) einer anderen Person hervorzubringen. Das aber wäre keine exakte, und zudem eine in sich klare und durchsichtige, Erkenntnis, sondern allenfalls hermeneutische Annäherung, "Interpretation".


=== Enthalpie ===
<div style="margin-left:20px">
"Was habe ich
denn zunächst vor mir, wenn ich einer andern Persönlichkeit
gegenüberstehe? Ich sehe auf das nächste. Es ist die mir als
Wahrnehmung gegebene sinnliche Leibeserscheinung der andern
Person; dann noch etwa die Gehörwahrnehmung dessen,
was sie sagt, und so weiter. Alles dies starre ich nicht
bloß an, sondern es setzt meine denkende Tätigkeit in Bewegung.
Indem ich denkend vor der andern Persönlichkeit
stehe, kennzeichnet sich mir die Wahrnehmung gewissermaßen
als seelisch durchsichtig. Ich bin genötigt, im denkenden
Ergreifen der Wahrnehmung mir zu sagen, daß sie dasjenige
gar nicht ist, als was sie den äußeren Sinnen erscheint.
Die Sinneserscheinung offenbart in dem, was sie unmittelbar
ist, ein anderes, was sie mittelbar ist. Ihr Sich-vor-mich-
Hinstellen ist zugleich ihr Auslöschen als bloße Sinneserscheinung.
Aber was sie in diesem Auslöschen zur Erscheinung
bringt, das zwingt mich als denkendes Wesen, mein
Denken für die Zeit ihres Wirkens auszulöschen und an dessen
Stelle ihr Denken zu setzen. Dieses ihr Denken aber ergreife
ich in meinem Denken als Erlebnis wie mein eigenes. Ich
habe das Denken des andern wirklich wahrgenommen. Denn
die als Sinneserscheinung sich auslöschende unmittelbare
Wahrnehmung wird von meinem Denken ergriffen, und es
ist ein vollkommen in meinem Bewußtsein liegender Vorgang,
der darin besteht, daß sich an die Stelle meines Denkens das andere Denken setzt. Durch das Sich-Auslöschen
der Sinneserscheinung wird die Trennung zwischen den beiden
Bewußtseinssphären tatsächlich aufgehoben. Das repräsentiert
sich in meinem Bewußtsein dadurch, daß ich im
Erleben des andern Bewußtseinsinhaltes mein eigenes Bewußtsein
ebensowenig erlebe, wie ich es im traumlosen
Schlafe erlebe. Wie in diesem mein Tagesbewußtsein ausgeschaltet
ist, so im Wahrnehmen des fremden Bewußtseinsinhaltes
der eigene. Die Täuschung, als ob dies nicht so sei,
rührt nur davon her, daß im Wahrnehmen der andern Person
erstens an die Stelle der Auslöschung des eigenen Bewußtseinsinhaltes
nicht Bewußtlosigkeit tritt wie im Schlafe,
sondern der andere Bewußtseinsinhalt, und zweitens, daß
die Wechselzustände zwischen Auslöschen und Wieder-Aufleuchten
des Bewußtseins von mir selbst zu schnell aufeinander
folgen, um für gewöhnlich bemerkt zu werden. - Das
ganze hier vorliegende Problem löst man nicht durch künstliche
Begriffskonstruktionen, die von Bewußtem auf solches
schließen, das nie bewußt werden kann, sondern durch wahres
Erleben dessen, was sich in der Verbindung von Denken
und Wahrnehmung ergibt. Es ist dies bei sehr vielen Fragen
der Fall, die in der philosophischen Literatur auftreten. Die
Denker sollten den Weg suchen zu unbefangener geistgemäßer
Beobachtung; statt dessen schieben sie vor die Wirklichkeit
eine künstliche Begriffskonstruktion hin." (S. 260ff.)
</div>


Der '''Wärmeinhalt''' eines thermodynamischen Systems wird in der [[Physik]] als '''Enthalpie''' ({{ELSalt|ἐν}} ''en'' ‚in‘ und {{lang|grc|θάλπειν}} ''thálpein'' ‚erwärmen‘<ref>{{Literatur |Autor=Wilhelm Gemoll |Titel=Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch |Ort=München/ Wien |Datum=1965}}</ref>) bezeichnet und setzt sich aus der Summe der '''inneren Energie''' <math>U</math> und dem Produkt aus [[Druck (Physik)|Druck]] <math>p</math> und [[Volumen]] <math>V</math> des Systems zusammen und wird wie jede Form von [[Energie]] nach dem [[SI-System]] in [[Joule]] gemessen:
Diese Passage, eine Ergänzung in der 2. Auflage der 'Philosophie der Freiheit', gibt ein Beispiel der geistigen Wahrnehmung und Erkenntnis durch denkende Intuition. Die leibliche Erscheinung kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß sie nur die Wahrnehmungsseite der Wirklichkeit der beobachteten Persönlichkeit darstellt. Die beobachtende Persönlichkeit bemüht daher eine Intuition der geistigen Individualität des beobachteten Menschen. Diese Intuition kann aber nur, insofern sie die für die wahrgenommene Leiblichkeit der beobachteten Person genau passende sein soll, diejenige sein, die sich der wahrgenommene Mensch ''selbst'' gibt. Die Wahrnehmung der tätigen Intuition des beobachteten Menschen durch Nachvollzug hat zu ihrem [[Wahrheitskriterium]] die Übereinstimmung in einer vollständigen Exaktheit mit der denkenden Intuition, die sich der beobachtete Mensch selbst gibt.


:<math>H = U + pV</math>
Aber inwiefern kann überhaupt von einem ''Nach''vollzug gesprochen werden? Noch nicht einmal ein Mitvollzug scheint gegeben zu sein, sondern schweigendes Empfangen des Denkens der anderen Person, die mit ihrer Tätigkeit im Bewußtsein des wahrnehmenden auftritt. Es gibt jedoch auch ein "Ergreifen" dieser denkenden Tätigkeit der anderen Person im eigenen Bewußtsein als ein Erlebnis wie das eigene Denken. Dieses Ergreifen ist das Wahrnehmen des Denkens der anderen Person: "Ich habe das Denken des andern wirklich wahrgenommen." Und es ist Ergreifen eines ''Inhalts'': "Wahrnehmen des fremden Bewußtseinsinhaltes". Das Erleben des Denkens der anderen Person, ihre Wahrnehmung als denkendes Wesen ist in seiner Art in vollständiger Weise das gleiche wie das Erleben des eigenen Denkens.


Bei [[Chemische Reaktion|chemischen Reaktionen]] spricht man ganz allgemein von der [[Reaktionsenthalpie]], bzw. speziell von ''Verbrennungsenthalpie'' („Verbrennungswärme“), ''Bildungsenthalpie'' („Bildungswärme“), ''Lösungsenthalpie'' („Lösungswärme“) usw.
Darüber hinaus bleibt dieser Zustand der Wahrnehmung des anderen Denkens nicht längere Zeit bestehen, sondern wechselt mit dem Wahrnehmen des eigenen Denkens in schneller Folge. Dieses eigene Denken ist aber ja auf die andere Person gerichtet, und sucht die Intuitionen zu erfassen, die diese Person sich ''selbst'' gibt. Für den Fall einer inhaltlichen Identität der selbst hervorgebrachten Intuitionen des wahrgenommenen Wesens und der "ergriffenen" Intuitionen des im eigenen Bewußtsein auftretenden, erlebten und zu erkennenden anderen Wesens liegt eine exakte geistige Erkenntnis eines geistigen Wesens durch ein anderes vor.


==== endotherme und exotherme Prozesse ====
Angenommen, das Erkennen der denkenden Intuition wäre tatsächlich so zu verstehen wie skizziert, stellt sich die Frage, wie es möglich sein kann, das Wahrheitskriterium der inhaltlichen Identität der eigenen Intuitionen des zu erkennenden Wesens, und der wahrgenommenen Intuitionen dieses zu erkennenden anderen Wesens, zur Anwendung zu bringen, um über bloße Hermeneutik und "Interpretation" hinauszukommen und exakte Erkenntnis auszuweisen.


Im [[leben]]dige [[Organismus]] sind [[Aufbauprozesse]] wie etwa die [[Photosynthese]] der [[Pflanzen]] zumeist '''endotherm''' (von {{ELSalt|ἔνδον}} ''éndon'' „innen“ und {{ELSalt|θερμός}} ''thermós'' „warm, heiß, hitzig“), d.h. sie verbrauchen Wärme (<math>\Delta H > 0</math>), während [[Abbauprozesse]] wie etwa die [[Atmung]] in der Regel '''exotherm''' (von {{ELSalt|ἔξω}} ''exo'' „außen“), d.h. unter Wärmeabgabe verlaufen (<math>\Delta H < 0</math>).
=== Wahrheitskriterium und Verifikation der Intuition ===
Für die so verstandene Intuition ergibt sich nicht nur eine schnelle Folge des Auftretens des eigenen und des anderen Denkens, sondern auch eine schnelle Folge von Erlebnissen es eigenen und des fremden Denkens im Wechsel. Die von Rudolf Steiner verwendete Formulierung "Ergreifen" kann in dem Zusammenhang eigentlich nur die Bedeutung von Beobachtung haben, und nicht etwa die von Hervorbringen einer Intuition. Denn das zu erkennende andere Denken ist im eigenen Bewußtsein schon da (vgl. FN 4). Durch das Ergreifen, d.h. Beobachtung wird es zum Erlebnis wie das eigene hervorgebrachte Denken. Damit gibt es in schneller Folge im Wechsel die Selbstbeobachtung des eigenen Denkens im Sinne von intuitiv erlebtem Denken, d.h. Beobachtung der eigenen Denkresultate, und die Beobachtung des anderen Denkens, das zu erkennen ist. Diese Beobachtung ist ebenso intuitiv erlebtes Denken, aber unter dem Aspekt, daß nicht das selbst hervorgebrachte Denken beobachtet wird, sondern das in der geistigen Wahrnehmung gegebene andere "fremde" Denken bzw. dessen Resultate.  


=== Freie Enthalpie ===
Das Wahrheitskriterium wäre somit die inhaltliche Identität der selbst hervorgebrachten Intuition und der wahrgenommenen Intuition. Das Mittel zur Feststellung der Identität ist die Beobachtung. Wenn Selbstbeobachtung des eigenen Denkens und Beobachtung des zu erkennenden Denkens übereinstimmen, d.h. den gleichen Inhalt haben, dann folgt daraus, daß es sich inhaltlich um die gleiche Intuition handeln muß, und es bedeutet zugleich, daß der Nachvollzug der Tätigkeit des beobachteten geistigen Wesens, um als wahr gelten zu können, zum gleichen Ergebnis kommen muß, wie dasjenige, das durch die Beobachtung des im eigenen Bewußtsein auftretenden Denkens bereits vorliegt. Wenn die Beobachtung des geistigen Wesens durch Selbstbeobachtung (Resultat des Nachvollzugs) identisch reproduziert werden kann, kann die Erkenntnis des geistigen Wesens (das Erkennen der Geisttätigkeit, die sich in seiner Erscheinung als Gedankeninhalt ausdrückt) als wahr gelten.


Die '''freie Enthalpie''' oder '''Gibbs-Energie''' <math>G</math>, benannt nach dem US-amerikanischen Physiker [[w:Josiah Willard Gibbs|Josiah Willard Gibbs]] (1839-1903), berücksichtigt gemäß der '''Gibbs-Helmholtz-Gleichung''' auch die [[Entropie]]. Für die Änderung der freien Enthalpie ergibt sich damit:
=== Moralische Intuition ===
 
''--> Hauptartikel: [[Moralische Intuition]]''
:<math>\Delta G = \Delta H - T \cdot \Delta S </math>
<div style="margin-left:20px">
 
"Die höchste Stufe des individuellen Lebens ist das begriffliche
Darin ist <math>\Delta S</math> die Änderung der [[Entropie]] und <math>T</math> die absolute [[Temperatur]].
Denken ohne Rücksicht auf einen bestimmten Wahrnehmungsgehalt.
 
Wir bestimmen den Inhalt eines Begriffes
==== exergone und endergone Reaktionen ====
durch reine Intuition aus der ideellen Sphäre heraus." (S. 165)
 
</div>
Das Konzept der freien Enthalpie ist insbesondere für die [[Chemie]] bedeutsam. Für '''exergone''' [[Chemische Reaktion|Reaktionen]] ist <math>\Delta G < 0</math>; sie laufen bevorzugt in Richtung der [[Produkt (Chemie)|Produkte]] ab. Bei '''endergonen''' Reaktionen mit <math>\Delta G > 0</math> ist die Rückreaktion begünstigt und bei <math>\Delta G = 0</math> stehen Hin- und Rückreaktion im Gleichgewicht. Mithilfe der freien Enthalpie und der [[Universelle Gaskonstante|universellen Gaskonstante]] <math>R</math> lässt sich entsprechend die Gleichgewichtskonstante <math>K</math> der Reaktion berechnen:
<div style="margin-left:20px">
 
"Wenn wir unter dem Einflüsse von
:<math>K = \exp \left( \frac{-\Delta G}{R \cdot T} \right) </math>
Intuitionen handeln, so ist die Triebfeder unseres Handelns
das [[reines Denken|''reine'' Denken]]. Da man gewohnt ist, das reine Denkvermögen
in der Philosophie als Vernunft zu bezeichnen, so ist
es wohl auch berechtigt, die auf dieser Stufe gekennzeichnete
moralische Triebfeder die praktische Vernunft zu nennen." (S. 165)
</div>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Wärme}}
[[Denk-Erlebnis]]


== Literatur ==
== Anmerkungen ==
* [[Martin Basfeld]]: ''Wärme: Ur-Materie und Ich-Leib: Beiträge zur Anthropologie und Kosmologie.'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1998, ISBN 978-3772516306
* [[Rudolf Steiner]]: ''Kosmologie und menschliche Evolution. Einführung in die Theosophie – Farbenlehre'', [[GA 91]] (2018), ISBN 978-3-7274-0910-3
* [[Rudolf Steiner]]: ''Eine okkulte Physiologie'', [[GA 128]] (1991), ISBN 3-7274-1281-X {{Vorträge|128}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Entsprechungen zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos'', [[GA 201]] (1987), ISBN 3-7274-2012-X {{Vorträge|201}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Esoterische Unterweisungen für die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum 1924'', [[GA 270/1]] (1999),  ISBN 3-7274-2700-0 {{Vorträge1|160}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Geisteswissenschaftliche Impulse zur Entwickelung der Physik, II'', [[GA 321]] (2000), ISBN 3-7274-3210-1 {{Vorträge|321}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Anthroposophie – Eine Zusammenfassung nach einundzwanzig Jahren'', [[GA 234]] (1994), ISBN 3-7274-2342-0 {{Vorträge|234}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Esoterische Unterweisungen für die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum 1924'', [[GA 270/1]] (1999),  ISBN 3-7274-2700-0 {{Vorträge1|160}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Anthroposophische Menschenerkenntnis und Medizin'', [[GA 319]] (1994), ISBN 3-7274-3190-3 {{Vorträge|319}}


{{GA}}
== Einzelnachweise ==
<references/>
<references/>


[[Kategorie:Elemente]] [[Kategorie:Weltentwicklung]] [[Kategorie:Physische Welt]] [[Kategorie:Thermodynamik]] [[Kategorie:Taoismus]] [[Kategorie:Traditionelle Chinesische Medizin]]  
==Literatur==
[[Kategorie:Wärme|!]]
*Franz Pfeiffer, ''Deutsche Mystiker des vierzehnten Jahrhunderts'', Zweiter Band: Meister Eckhart, Leipzig 1857, S 312 (Eckhart, Predigt 96)
 
* Rudolf Steiner: ''Die Philosophie der Freiheit'', [[GA 4]] (1995), ISBN 3-7274-0040-4; '''Tb 627''', ISBN 978-3-7274-6271-9 {{Schriften|004}}
{{Navigationsleiste Elemente}}
*Rudolf Steiner: ''Die Mystik im Aufgange des neuzeitlichen Geisteslebens und ihr Verhältnis zur modernen Weltanschauung'', [[GA 7]] (1987), Kapitel ''Gottesfreundschaft''
*Rudolf Steiner: ''Die Stufen der höheren Erkenntnis'', [[GA 12]] (1993), ISBN 3-7274-0120-6 {{Schriften|012}}
*Rudolf Steiner: ''Die Geheimwissenschaft im Umriß'', [[GA 13]] (1989), ISBN 3-7274-0130-3 {{Schriften|013}}
*Rudolf Steiner: ''Soziales Verständnis aus geisteswissenschaftlicher Erkenntnis'', [[GA 191]] (1989), ISBN 3-7274-1910-5 {{Vorträge|191}}
*Rudolf Steiner: ''Initiations-Erkenntnis'', [[GA 227]] (2000), ISBN 3-7274-2271-8 {{Vorträge|227}}
*[[Herbert Witzenmann]]: ''Intuition und Beobachtung'', Aufsatz in: Intuition und Beobachtung TL 1. Das Erfassen des Geistes im Erleben des Denkens, S. 73-102 (erstmals erschienen in Die Drei, 1948, überarbeitet), Verlag Freies Geistesleben, 1977, ISBN 3772506755
{{GA}}


{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Bewusstsein]] [[Kategorie:Schulungsweg]] [[Kategorie:Intuition]] [[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Erkenntnistheorie]]

Version vom 9. Juni 2015, 14:58 Uhr

Das spirituelle Bewusstsein, auch Intuition (von lat. intuitio = unmittelbare Anschauung, zu lat. intueri = ansehen, betrachten[1]) genannt, die unmittelbarste nichtdiskursive Form des Erkennens, ist ein allumfassendes ganzheitliches Bewusstsein, durch das in letzter Konsequenz die geistigen Geschehnisse im ganzen Kosmos miterlebt werden können. Es ist das umgewandelte und mit dem klaren Selbstbewusstsein verbundene Trance-Bewusstsein, das der Mensch auf dem alten Saturn hatte. Voll ausgebildet wird der Mensch es erst auf dem Vulkan haben. Durch geistige Schulung kann das intuitive Bewusstsein schon jetzt in gewissem Grade ausgebildet werden, wenn die Empfindungsseele zur Intuitionsseele umgestaltet wird. Eine Vorstufe dazu bildet das intuitive Denken. Keineswegs zu verwechseln ist das, was Rudolf Steiner als Intuition bezeichnet, mit dem halb unbewussten, traumartigen Bauchgefühl, das umgangssprachlich häufig auch als Intuition bezeichnet wird und nur ein letzter Rest einer sehr alten, heute nicht mehr zeitgemäßen Erkenntnisform ist, die sich letztlich auf das in der Frühzeit weit verbreitete Bauchhellsehen gründet. Das von Steiner beschriebene spirituelle Bewusstsein steht demgegenüber bezüglich Klarheit und Bewusstseinsgrad drei Stufen über dem gegenwärtigen wachen Tagesbewusstsein und ist damit die höchste und bewussteste Form der Erkenntnis, die dem Menschen heute - zumindest in seinen ersten Anfängen - zugänglich ist.

Was Intuition bereits auf der Ebene des Denkens bedeutet, hat Rudolf Steiner schon in seiner Philosophie der Freiheit so formuliert:

"Intuition ist das im rein Geistigen verlaufende bewußte Erleben eines rein geistigen Inhaltes." (Lit.: GA 004, S. 146)

Im intuitiven Denken habe der Mensch daher bereits ein rein geistiges Erlebnis:

"Die geistige Wahrnehmungswelt kann dem Menschen, sobald er sie erlebt, nichts Fremdes sein, weil er im intuitiven Denken schon ein Erlebnis hat, das rein geistigen Charakter trägt." (Lit.: GA 004, S. 181)

"Man kann sehr leicht den Ausdruck Intuition mißverstehen, weil zum Beispiel derjenige, der Phantasie hat, der dichterisches Vermögen hat, die gefühlsmäßigen Empfindungen von der Welt, die er hat, auch schon Intuition nennt. Aber das ist eine dunkle, bloß gefühlte Intuition. Sie ist aber doch verwandt mit demjenigen, was ich Intuition hier nenne. Denn wie der Mensch vollständig hier als Erdenmensch seine sinnliche Wahrnehmung hat, so hat er einen Abglanz der höchsten Art der Erkenntnis der Intuition durch das irdische Gefühl und den irdischen Willen. Er würde sonst kein sittliches Wesen sein können. So daß dasjenige, was sich dunkel, ahnungsvoll für den Menschen im Gewissen kundgibt, ein Abglanz ist, gewissermaßen ein Schattenbild des Höchsten, das nun erst in der wahren Intuition, in der höchsten dem Menschen zunächst als Erdenmenschen möglichen Erkenntnisart erscheint.

Der Mensch hat wirklich als Erdenmensch etwas von dem Untersten, und wiederum ein Schattenbild des Obersten, das erst in der Intuition erreichbar ist. Gerade die mittleren Gebiete fehlen ihm zunächst vollständig als Erdenmenschen. Die muß er sich erwerben: Imagination und Inspiration. Die Intuition in der reinen, lichtvollen Innerlichkeit muß er sich auch erwerben; aber er hat gerade in der sittlichen Empfindung, im Inhalt des sittlichen Gewissens ein irdisches Abbild desjenigen, was dann als Intuition auftritt. So daß man auch sagen kann: Wenn der Mensch als ein Initiierter, Erkennender zu einem wirklichen intuitiven Erkennen der Welt aufsteigt, so wird ihm die Welt, die er sonst nur in Naturgesetzen kennt, so innerlich, so mit ihm verbunden, wie für ihn als Erdenmenschen sonst nur die sittliche Welt ist. Und das ist gerade das Bedeutsame in der Menschenwesenheit auf Erden, daß wir wie mit einem innersten dunklen Erahnen hängen an dem Allerhöchsten, was wiederum nur der entwickelten Erkenntnis in seiner wahren Gestalt zugänglich ist." (Lit.: GA 227, S. 59)

"Von der Inspiration kann der geistige Beobachter zur Intuition aufsteigen. In der Ausdrucksart der Geheimwissenschaft bedeutet dieses Wort in vieler Beziehung das genaue Gegenteil von dem, wofür man es im gewöhnlichen Leben oft anwendet. In letzterem spricht man von Intuition, wenn man einen dunkel als wahr gefühlten Einfall im Auge hat, dem an sich die klare, begriffliche Feststellung noch fehlt. Man sieht darinnen mehr eine Vorstufe der Erkenntnis denn eine solche selbst. Solch ein entsprechender «Einfall» mag - nach dieser Begriffsbestimmung - eine große Wahrheit wie in einem Blitzlicht erleuchten; als Erkenntnis kann er erst gelten, wenn er durch begriffliche Urteile begründet wird. Bisweilen bezeichnet man auch als Intuition etwas, was man als Wahrheit «fühlt», wovon man ganz überzeugt ist, was man aber durch Verstandesurteile nicht belasten will. Menschen, an welche die geheimwissenschaftlichen Erkenntnisse herankommen, sagen gar oft: Das war mir «intuitiv» schon immer klar. Von all dem muß ganz abgesehen werden, wenn man den Ausdruck «Intuition» in seiner hier gemeinten wahren Bedeutung ins Auge fassen will. Intuition ist, in dieser Anwendung, nicht eine Erkenntnis, die an Klarheit hinter der Verstandeserkenntnis zurückbleibt, sondern welche diese weit überragt." (Lit.: GA 012, S. 76f)

"Das Leben der Dinge in der Seele ist nun die Intuition. Es ist eben ganz wörtlich zu nehmen, wenn man von der Intuition sagt: man kriecht durch sie in alle Dinge hinein. - Im gewöhnlichen Leben hat der Mensch nur eine Intuition, das ist diejenige des «Ich» selber. Denn das «Ich» kann auf keine Weise von außen wahrgenommen werden, es kann nur im Innern erlebt werden. Eine einfache Erwägung kann das klarmachen. Es ist dies eine Erwägung, die allerdings von den Psychologen nicht mit der wünschenswerten Schärfe gemacht wird. So unscheinbar sie aber ist: für den, der sie ganz versteht, ist sie von der allerweittragendsten Bedeutung. Sie ist die folgende: Ein jedes Ding der Außenwelt kann von allen Menschen mit demselben Namen genannt werden. Der Tisch kann von allen mit «Tisch», die Tulpe von allen mit «Tulpe», der Herr Müller von allen mit «Herr Müller» angesprochen werden. Aber es gibt ein Wort, das jeder nur zu sich selbst sprechen kann. Dies ist das Wort «Ich». Kein anderer kann zu mir «Ich» sagen, für jeden anderen bin ich ein «Du». Ebenso ist jeder andere für mich ein «Du». Nur er selbst kann zu sich «Ich» sagen. Das rührt davon her, daß man nicht außer, sondern in dem «Ich» lebt. Und so lebt man durch die intuitive Erkenntnis in allen Dingen. Die Wahrnehmung des eigenen «Ich» ist das Vorbild für alle intuitive Erkenntnis. Um so in die Dinge hineinzukommen, muß man allerdings erst aus sich selbst heraustreten. Man muß «selbstlos» werden, um mit dem «Selbst», dem «Ich», einer anderen Wesenheit zu verschmelzen." (Lit.: GA 012, S. 20f)

"Man hat erst dann etwas intuitiv erfaßt, wenn man diesem «Etwas» gegenüber zu der Empfindung gekommen ist: es äußert sich in ihm ein Wesen, das von derselben Art und inneren Geschlossenheit wie das eigene Ich ist." (Lit.: GA 012, S. 78)

Konkreter aus der übersinnlichen Erfahrung gesprochen, ist Intuition das vollkommene Einswerden mit anderen geistigen Wesen, indem man in sie untertaucht bzw. diese in uns untertauchen, ohne dass man dabei aber die eigene Identität verliert. Dann gibt es keinen Unterschied mehr zwischen mir und den anderen geistigen Wesen, man ist gleichsam im Gotte stehend - und doch ist man gerade dann am allermeisten bei sich selbst. Ein Paradoxon, auf das schon Paulus hingedeutet hat mit dem Wort, das Rudolf Steiner meist so zitiert: Nicht ich, sondern der Christus in mir. Meister Eckhart hat es so ausgesprochen:

"Das Auge, durch das ich Gott sehe, das ist das gleiche Auge, mit dem Gott mich sieht. Mein Auge und Gottes Auge das ist ein Auge und ein Sehen und ein Erkennen und ein Empfinden." (Lit.: 1,2)

In der intuitiven Erkenntnis bedient sich der Mensch jener Kräfte, die bis zum Zahnwechsel im siebenten Lebensjahr an der Gestaltung des physischen Leibes arbeiten.

"... die Kräfte, die in der Intuition, in der intuitiven Erkenntnis angewendet werden, sind dieselben Kräfte, mit denen man bis zum siebenten Jahre so wächst, daß dieses Wachsen seinen Ausdruck findet im Zahnwechsel. Diese schlafenden Kräfte, die bis zum siebenten Jahr tätig sind in der Menschennatur, die benützt man in der übersinnlichen Erkenntnis, um zur Intuition zu kommen." (Lit.: GA 191, S. 32)

"Wenn die Übungen für die Intuition gemacht werden, so wirken sie nicht allein auf den Ätherleib, sondern bis in die übersinnlichen Kräfte des physischen Leibes hinein. Man sollte sich allerdings nicht vorstellen, daß auf diese Art Wirkungen im physischen Leibe vor sich gehen, welche der gewöhnlichen Sinnenbeobachtung zugänglich sind. Es sind Wirkungen, welche nur das übersinnliche Erkennen beurteilen kann. Sie haben mit aller äußeren Erkenntnis nichts zu tun. Sie stellen sich ein als Erfolg der Reife des Bewußtseins, wenn dieses in der Intuition Erlebnisse haben kann, trotzdem es alle vorher gekannten äußeren und inneren Erlebnisse aus sich herausgesondert hat. — Nun sind aber die Erfahrungen der Intuition zart, intim und fein; und der physische Menschenleib ist auf der gegenwärtigen Stufe seiner Entwickelung im Verhältnisse zu ihnen grob. Er bietet deshalb ein stark wirkendes Hindernis für den Erfolg der Intuitionsübungen. Werden diese mit Energie und Ausdauer und in der notwendigen inneren Ruhe fortgesetzt, so überwinden sie zuletzt die gewaltigen Hindernisse des physischen Leibes. Der Geistesschüler bemerkt das daran, daß er allmählich gewisse Äußerungen des physischen Leibes, die vorher ganz ohne sein Bewußtsein erfolgten, in seine Gewalt bekommt. Er bemerkt es auch daran, daß er für kurze Zeit das Bedürfnis empfindet, z.B. das Atmen (oder dergleichen) so einzurichten, daß es in eine Art Einklang oder Harmonie mit dem kommt, was in den Übungen oder sonst in der inneren Versenkung die Seele verrichtet. Das Ideal der Entwickelung ist, daß durch den physischen Leib selbst gar keine Übungen, auch nicht solche Atemübungen gemacht würden, sondern daß alles, was mit ihm zu geschehen hat, sich nur als eine Folge der reinen Intuitionsübungen einstellte." (Lit.: GA 013, S. 371f)

Der Intuitionsbegriff der 'Philosophie der Freiheit'

"Im Gegensatz zum Wahrnehmungsinhalte, der uns von außen gegeben ist, erscheint der Gedankeninhalt im Innern. Die Form, in der er zunächst auftritt, wollen wir als Intuition bezeichnen. Sie ist für das Denken, was die Beobachtung für die Wahrnehmung ist. Intuition und Beobachtung sind die Quellen unserer Erkenntnis." (S. 95)

"Intuition und Beobachtung sind die Quellen unserer Erkenntnis. Wir stehen einem beobachteten Dinge der Welt so lange fremd gegenüber, so lange wir in unserem Innern nicht die entsprechende Intuition haben, die uns das in der Wahrnehmung fehlende Stück der Wirklichkeit ergänzt." (S. 95)

"Was uns in der Beobachtung an Einzelheiten gegenübertritt, das verbindet sich durch die zusammenhängende, einheitliche Welt unserer Intuitionen Glied für Glied;" (S. 96)

"Die Frage nach dem «Was» einer Wahrnehmung kann also nur auf die begriffliche Intuition gehen, die ihr entspricht." (S. 99)

"Ein Glied in meinem Gedankensysteme, eine bestimmte Intuition, ein Begriff verbindet sich mit der Wahrnehmung. Wenn dann die Wahrnehmung aus meinem Gesichtskreise verschwindet: was bleibt zurück? Meine Intuition mit der Beziehung auf die bestimmte Wahrnehmung, die sich im Momente des Wahrnehmens gebildet hat." (S. 106)

"Die Vorstellung ist nichts anderes als eine auf eine bestimmte Wahrnehmung bezogene Intuition, ein Begriff, der einmal mit einer Wahrnehmung verknüpft war, und dem der Bezug auf diese Wahrnehmung geblieben ist." (S. 107)

"Die Vorstellung steht also zwischen Wahrnehmung und Begriff. Sie ist der bestimmte, auf die Wahrnehmung deutende Begriff."

Bei diesen Ausführungen Steiners fällt auf, daß nebeneinander die Wörter 'Begriff' und 'Intuition' verwendet werden, als wären es Synonyme. Aber wenn es für Steiner Synonyme sind, warum sagt er das dann nicht? Und warum wählt er einmal das Wort 'Begriff', dann wieder 'Intuition', aber auch Kombinationen wie 'begriffliche Intuition'? Zudem kommen die Wörter 'Inhalt' und 'Form' vor. Ein Gedankeninhalt tritt zunächst in der Form der Intuition auf.

Als Formmerkmale von Begriffen oder Intuitionen können Erscheinung, Auftreten, Quellcharakter, Bewußtheit, Aktivität, Beweglichkeit, Innerlichkeit, Subjektivtät, Zusammenhang, Einheitlichkeit, Gliedcharakter, Bestimmtheit, Begrenztheit, Intentionalität, Funktionalität, Bezüglichkeit, usw. in Frage kommen, insofern sie nicht dem Gedankeninhalt zuzurechnen sind. Einige dieser Attribute sind in den Zitaten angeführt, andere implizit mitgemeint, oder es ist dies im übrigen Text der 'Philosophie der Freiheit' der Fall. Vgl. auch S. 154, wo von dem "ideellen und folglich allgemeinen Inhalt" einer Intuition gesprochen wird, und S. 153 davon, daß der "Inhalt eines Begriffes durch reine Intuition aus der ideellen Sphäre heraus" bestimmt werdern kann, ohne Bezug auf eine Wahrnehmung. Seite 166 heißt es jedoch:

"Der Unterschied zwischen mir und meinem Mitmenschen liegt durchaus nicht darin, daß wir in zwei ganz verschiedenen Geisteswelten leben, sondern daß er aus der uns gemeinsamen Ideenwelt andere Intuitionen empfängt als ich." (S. 166)

Was kann da mit "Intuitionen" anderes gemeint sein als Gedankeninhalte? Wenn man statt 'empfangen' das Wort 'intuieren' verwendete, würde es dann heißen: Aus der Ideenwelt Intuitionen intuieren. Die anfängliche Bestimmung von Intuition als Form, bzw. daß ausschließlich formhaftes Intuition genannt wird, wird von Steiner offenbar nicht durchgängig beibehalten, sondern Intuition kann auch den Inhalt von Gedanken bezeichnen. Dies wird auch durch eine Formulierung auf Seite 191 bestätigt:

"Der freie Geist handelt nach seinen Impulsen, das sind Intuitionen, die aus dem Ganzen seiner Ideenwelt durch das Denken ausgewählt sind. (S. 191)

Hier könnte man wohl wieder umformulieren zu: Intuitionen, die aus dem Ganzen der Ideenwelt durch Intuition ausgewählt sind. Seite 240 ist dann wieder die Form gemeint:

"Das Individuum muß seine Begriffe durch eigene Intuition gewinnen."

Auch da könnte man wohl ohne Sinnänderung formulieren: Das Individuum muß seine Intuitionen durch eigene Intuition gewinnen.

In einem Zusatz zur Neuauflage 1918 wird ein weiteres Merkmal der Intuition genannt. Es wird von 'Kräften' der Intuition gesprochen, die eine Vertiefung der Erkenntnis ermöglichen würden:

"Eine Vermehrung oder Andersgestaltung der menschlichen Sinne würde ein anderes Wahrnehmungsbild ergeben, eine Bereicherung oder Andersgestaltung der menschlichen Erfahrung; aber eine wirkliche Erkenntnis müßte auch dieser Erfahrung gegenüber durch die Wechselwirkung von Begriff und Wahrnehmung gewonnen werden. Die Vertiefung der Erkenntnis hängt von den im Denken sich auslebenden Kräften der Intuition (vergleiche Seite 95) ab. Diese Intuition kann in demjenigen Erleben, das im Denken sich ausgestaltet, in tiefere oder weniger tiefe Untergründe der Wirklichkeit tauchen. Durch die Erweiterung des Wahrnehmungsbildes kann dieses Untertauchen Anregungen empfangen und auf diese Art mittelbar gefördert werden." (S. 130f. aus Zusatz für Neuauflage 1918)

Dabei ist fraglich, ob diese 'Kräfte' der Intuition ein anderes Wort für Fähigkeit zu Intuitionen bzw. Intuitionsvermögen sind, von dem andernorts gesprochen wird, oder ob nicht doch noch etwas anderes bezeichnet werden soll.

Was Intuition auf der Ebene des Denkens bedeutet, hat Rudolf Steiner dann weiter so formuliert:

"Wer aber durchschaut, was bezüglich des Denkens vorliegt, der wird erkennen, daß in der Wahrnehmung nur ein Teil der Wirklichkeit vorliegt und daß der andere zu ihr gehörige Teil, der sie erst als volle Wirklichkeit erscheinen läßt, in der denkenden Durchsetzung der Wahrnehmung erlebt wird. Er wird in demjenigen, das als Denken im Bewußtsein auftritt, nicht ein schattenhaftes Nachbild einer Wirklichkeit sehen, sondern eine auf sich ruhende geistige Wesenhaftigkeit. Und von dieser kann er sagen, daß sie ihm durch Intuition im Bewußtsein gegenwärtig wird. Intuition ist das im rein Geistigen verlaufende bewußte Erleben eines rein geistigen Inhaltes. Nur durch eine Intuition kann die Wesenheit des Denkens erfaßt werden. (Lit.: GA 004, S. 146) (aus Zusatz für Neuausgabe 1918)

Im Anschluß wird dann gesagt, daß die Wesenheit des Denkens selbst eine intuitive sei. Die Erfassung des intuitiven Wesens des Denkens ist nur durch Intuition möglich.

Im intuitiven Denken habe der Mensch bereits ein rein geistiges Erlebnis:

"Die geistige Wahrnehmungswelt kann dem Menschen, sobald er sie erlebt, nichts Fremdes sein, weil er im intuitiven Denken schon ein Erlebnis hat, das rein geistigen Charakter trägt." (Lit.: GA 004, S. 181)

Der Intuitionsbegriff gemäß Seite 95ff. der 'Philosophie der Freiheit'

Da offensichtlich im Text der Philosophie der Freiheit der Begriff der Intuition nicht klar definiert ist, und das Wort 'Intuition' in unterschiedlichen Bedeutungen bzw. Kontexten verwendet wird, ist es verständlich, daß Rudolf Steiner in den Zusätzen der Neuauflage nochmals darauf hinweist, wo man im Text nachzusehen hat, um Aufschluß über die Intuition bzw. das intuitive Denken zu erhalten. Zweimal wird ausdrücklich auf die Seite 95, bzw. 95ff. verwiesen. Die eine Stelle befindet sich auf Seite 130f. (Zitat s.o.), die andere ist folgende:

"Die Wahrnehmung ist der Teil der Wirklichkeit, der objektiv, der Begriff derjenige, der subjektiv (durch Intuition, vgl. Seite 95 ff.) gegeben wird." (S. 247)

Natürlich müssen auch gerade diese Stellen, in denen nach Seite 95 bzw. 95ff. verwiesen wird, für den Intuitionsbegriff aufschlußreich sein, da es sich auf Seite 130, und Seite 247 wegen des Bezuges sich um den gleichen Gegenstand handeln muß.

In dem obigen Zitat wird nun deutlich zwischen Begriff und Intuition unterschieden. Die Begriffe werden subjektiv durch Intuition gegeben. Weiter heißt es, daß die Begriffe der Intuition erscheinen:

"Unsere geistige Organisation reißt die Wirklichkeit in diese beiden Faktoren auseinander. Der eine Faktor erscheint dem Wahrnehmen, der andere der Intuition." (S.247f.)

Da die Intuition bzw. das intuitive Denken für das Denken in sich selbst ein bewußtes Erleben[2] ermöglichen soll, als 'rein geistiger Vorgang', gilt es für die Bestimmung des Begriffes der 'Intuition' genau festzustellen, wie dieser im Vollzug ein bewußtes Erleben zukommen kann. "Erleben" ist selbst ein erklärungsbedürftiges Wort bzw. unklarer Begriff, das in diesem Zusammenhang so nicht weiterhilft. Die Art der Bewußtheit hat man aber wohl sicher innerhalb eines Begriffsfeldes von Beobachtung, Wahrnehmung, Erfahrung und Erlebnis, es gibt auch andere zugehörige Wörter wie 'gewahren' usw., zu suchen.

Die Art der Intuitionsbewußtheit im Denken muß von präzis bestimmbarer Art sein, und sich von anderen Bewußtseinsarten, etwa einem vagen Erlebnisgefühl, unterscheiden lassen, sonst machte es keinen Sinn, über Intuition so zu sprechen, wie Rudolf Steiner in seiner 'Philosophie der Freiheit'. Das Mittel, den Begriff der Intuition präzis zu fassen, kann aber nur die Intuition selbst sein. "Begriffe werden durch Intuition gegeben".

Die Passage auf Seite 95 ist diese:

"[D]as Denken [zieht] seine Fäden von Wesen zu Wesen. Diese Tätigkeit des Denkens ist eine inhaltvolle. (...) Diesen Inhalt bringt das Denken der Wahrnehmung aus der Begriffs- und Ideenwelt des Menschen entgegen. Im Gegensatz zum Wahrnehmungsinhalte, der uns von außen gegeben ist, erscheint der Gedankeninhalt im Innern. Die Form, in der er zunächst auftritt, wollen wir als Intuition bezeichnen. Sie ist für das Denken, was die Beobachtung für die Wahrnehmung ist. Intuition und Beobachtung sind die Quellen unserer Erkenntnis. Wir stehen einem beobachteten Dinge der Welt so lange fremd gegenüber, so lange wir in unserem Innern nicht die entsprechende Intuition haben, die uns das in der Wahrnehmung fehlende Stück der Wirklichkeit ergänzt. Wer nicht die Fähigkeit hat, die den Dingen entsprechenden Intuitionen zu finden, dem bleibt die volle Wirklichkeit verschlossen." (S. 95)

Auf Seite 96, sowie 98f. folgt:

"Was uns in der Beobachtung an Einzelheiten gegenübertritt, das verbindet sich durch die zusammenhängende, einheitliche Welt unserer Intuitionen Glied für Glied; (...) Außer durch Denken und Wahrnehmen ist uns direkt nichts gegeben. (S. 96)

"Man kann in bezug auf dieses Gegebene nur fragen, was es außerhalb der Wahrnehmung, das ist: für das Denken ist. Die Frage nach dem «Was» einer Wahrnehmung kann also nur auf die begriffliche Intuition gehen, die ihr entspricht." (S. 98f.)

Auch wenn sich ein präziser Intuitionsbegriff anhand solcher Angaben nicht so leicht gewinnen läßt, entsteht doch der Eindruck, daß es mit dem 'intuitiven' Denken nichts weiter auf sich hat. Es ist keine besondere Art des Denkens, sondern Denken eben. Nichts weiter. Jedes Denken, das alltägliche Denken des Menschen ist intuitives Denken.

Da verwundert es doch etwas, warum so ein Spektakel um die 'Intuition' gemacht wird. Allerdings hat man mit der Feststellung der Gewöhnlichkeit der 'Intuition' und des 'intuitiven Denkens' noch keinen Begriff von ihr. Es ist aber sicher ganz falsch, Intuition irgendwie mit dem Ausnahmezustand in Verbindung zu bringen, von dem im 3. Kapitel die Rede ist. Intuition ist kein Ausnahmezustand.

Das Wort 'Intuition' wird von Steiner allgemein für 'Denken' verwendet. Es soll mit ihm aber wohl der Tätigkeitsaspekt hervorgehoben werden. Zwar verwendet Steiner auch für das Resultat, den Begriffsinhalt, gelegentlich das Wort Intuition, aber das ist nicht unüblich, das Resultat einer Tätigkeit mit dem gleichen Namen zu benennen. Mit der Formulierung, daß die Intuition für das Denken sei, was die Beobachtung für die Wahrnehmung ist, wird eine Unterscheidung gemacht, die ausschließt, daß auch der Gedankeninhalt Intuition sein kann, denn Beobachtung ist kein Inhalt. Entsprechend wäre Intuition kein Inhalt. Sie hat auch keinen Gedankeninhalt, bzw. noch keinen, in dem Stadium, wo sie erst anhebt, einen Begriff zu fassen. Wenn sie den Begriff gefaßt hat, dann hat sie diesen Inhalt. Es gibt in dem Prozeß eine Phase, die einen ähnlichen Charakter wie die auf Wahrnehmungen bezogene Beobachtung hat: Das Suchen nach einem Begriff. Es muß dies nicht ein Begriff für eine Wahrnehmung sein, es kann auch das Suchen nach einem Begriff sein, veranlaßt durch den Inhalt eines anderen Begriffs, also bei einer logischen Folge z.B. Dies geschieht dann innerhalb des Denkens ohne Bezug auf Wahrnehmung. Also auch innerhalb des Denkens selbst kann die Intuition in Beobachtungs-, Such- oder Aufmerksamkeitsstellung sein, oder wie man es nennen will. Es ist aber fraglich, ob man den Beobachtungsbegriff, wie er für die Wahrnehmung gilt, einfach auf die Intuition übertragen kann. Denn wenn man einen Begriffsinhalt "beobachtet", dann ist die Erkenntnis damit abgeschlossen. Die wahrnehmliche Beobachtung hat nicht diese Qualität, für die Erkenntnis von sinnlichen Wahrnehmungen muß erst noch die Intuition hinzu kommen, bzw. sich vollziehen.

"[W]enn auch einerseits das intuitiv erlebte Denken ein im Menschengeiste sich vollziehender tätiger Vorgang ist, so ist es andererseits zugleich eine geistige, ohne sinnliches Organ erfaßte Wahrnehmung. Es ist eine Wahrnehmung, in der der Wahrnehmende selbst tätig ist, und es ist eine Selbstbetätigung, die zugleich wahrgenommen wird. Im intuitiv erlebten Denken ist der Mensch in eine geistige Welt auch als Wahrnehmender versetzt". (S. 256)

Diese Formulierung kann man wohl nur dahingehend verstehen, daß das 'Erleben' bzw. die 'Wahrnehmung' des Geistigen dadurch zustande kommt, daß die Intuition in Anwendung auf sich selbst ihre eigene Tätigkeit erfaßt. Intuitiv erlebtes Denken ist nicht gleichzusetzen mit intuitivem Denken (sonst machte die Hinzufügung des Wortes 'Erlebnis' keinen Sinn), aber bedient sich ebenso der Intuition. Aber inwiefern unterscheidet sich der Gegenstand des intuitiv erlebten Denkens von demjenigen des "bloß" intuitiven Denkens? Erscheint dem intuitiv erlebten Denken sein Gegenstand 'Intuition' genauso wie dem intuitiven Denken als Begriffsinhalt? Oder ist Intuition als Gegenstand der Intuition, ein Inhalt, der sich von den sonstigen Inhalten von Intuitionen qualitativ unterscheidet?

Möglicherweise will Rudolf Steiner das 'intuitiv erlebte Denken' als ein Denken verstanden wissen, das die gewöhnliche Intuition fortlaufend nebenbei in der Anwendung auf sich selbst begleitet. Erst wenn man so unterscheidet und dann meinetwegen das 'intuitiv erlebte Denken' als das eigentliche intuitive Denken verstehen will, auf das es ankäme, stellt sich die Frage, wie die Intuition sich selbst beobachten könne, was genau unter einem sog. Ausnahmezustand zu verstehen wäre, und wie die Unbeobachtbarkeit des aktuellen Denkens (gemäß 3. Kapitel der 'Philosophie der Freiheit') mit solchem intuitiven Denken als einem intuitiv erlebten Denken zusammenpassen könnte.

Die Beobachtung des Denkens (3. Kap. der 'Philosophie der Freiheit')

Ein Begriff der Intuition, der Denken und Beobachtung zugleich umfasst, als von einem Wesen, ist im 3. Kap. noch nicht entwickelt. Denken und Beobachten erscheinen als zwei verschiedene Tätigkeiten: Hervorbringen und Betrachten. Das Ziel in diesem 3. Kap. ist, das Denken so zu erfassen, daß es als ein sich durchsichtiges, vollkommen durchschautes Fundament für das weitere Erkennen der Welt dienen kann. Das Mittel soll dazu die Beobachtung sein.

"Beobachtung und Denken sind die beiden Ausgangspunkte für alles geistige Streben des Menschen, insoferne er sich eines solchen bewußt ist. Die Verrichtungen des gemeinen Menschenverstandes und die verwickeltesten wissenschaftlichen Forschungen ruhen auf diesen beiden Grundsäulen unseres Geistes. Die Philosophen sind von verschiedenen Urgegensätzen ausgegangen: Idee und Wirklichkeit, Subjekt und Objekt, Erscheinung und Ding an sich, Ich und Nicht- Ich, Idee und Wille, Begriff und Materie, Kraft und Stoff, Bewußtes und Unbewußtes. Es läßt sich aber leicht zeigen, daß allen diesen Gegensätzen der von Beobachtung und Denken, als der für den Menschen wichtigste, vorangehen muß." (S. 38)

"Zeitlich geht die Beobachtung sogar dem Denken voraus. Denn auch das Denken müssen wir erst durch Beobachtung kennenlernen." (S. 39)

Daß Zeitlichkeit, Beobachtung und Denken Begriffe sind, die durch das Denken ja erst gefaßt werden müssen, wird hier noch nicht thematisiert. (Im 4. Kap. gibt es dann die Feststellung: "Das Denken ist jenseits von Subjekt und Objekt". So weit ist der Untersuchungsprozeß im 3. Kap. noch nicht gediehen.[3])

Aber als gegeben angenommen, daß die Beobachtung zeitlich dem Denken vorausgeht, was keineswegs ohne weiteres einleuchtet: Sollte man dann nicht, um ein sicheres Fundament für das Erkennen zu gewinnen, zunächst erst die Beobachtung untersuchen?

"Zwei Dinge vertragen sich nicht: tätiges Hervorbringen und beschauliches Gegenüberstellen." (S. 43)

"Es wird heute sehr vielen Menschen schwer, den Begriff des Denkens in seiner Reinheit zu fassen." (S. 45)

"Er sucht das Denken durch einen bloßen Beobachtungsprozeß zu finden in derselben Art, wie wir bei anderen Gegenständen des Weltinhaltes verfahren. Er kann es aber auf diesem Wege nicht finden, weil es sich, wie ich nachgewiesen habe, gerade da der normalen Beobachtung entzieht." (S. 45)

Der normalen Beobachtung als ein bloßer Beobachtungsprozeß (Beobachtungsverfahren) entzieht sich das Denken als unbeobachtbar, da es zu dem Zeitpunkt, wo es mittels Beobachtung ins Auge gefaßt werden könnte, als eine hervorbringende Tätigkeit bereits vorbei ist, mithin für die Beobachtung nicht mehr vorhanden ist, bzw. weil die Beobachtung als eine separate Tätigkeit warten muß. Die Beobachtung kann nicht gleichzeitig zusammen mit dem Denken beginnen, quasi im Zeitverlauf parallel das Denken ins Auge fassen. (Es kann immer nur eine Tätigkeit zugleich ausgeführt werden, die Tätigkeit des Hervorbringens, und die Tätigkeit des Beobachtens können im Zeitablauf nur im Wechsel auftreten. Das Erkenntnissubjekt kann sich nicht in zwei Subjekte aufspalten: Eines das denkt, und ein anderes, das beobachtet.)

Darüber hinaus vertritt Rudolf Steiner für dieses Beobachten die Ansicht, das gelte auch, wenn man das Denken eines anderen Subjektes beobachtet. Auch da muß das zu beobachtende Objekt zunächst hervorgebracht worden sein. Erst dann kann es ins Auge gefaßt werden:

"Das Denken, das beobachtet werden soll, ist nie das dabei in Tätigkeit befindliche, sondern ein anderes. Ob ich zu diesem Zwecke meine Beobachtungen an meinem eigenen früheren Denken mache, oder ob ich den Gedankenprozeß einer anderen Person verfolge, oder endlich, ob ich, wie im obigen Falle mit der Bewegung der Billardkugeln, einen fingierten Gedankenprozeß voraussetze, darauf kommt es nicht an." (S. 43)

Das ist schwer nachvollziehbar, da es in dem Fall der Beobachtung des Denkens eines anderen Subjektes zwei Subjekte gibt, und auch eine Gleichzeitigkeit der hervorbringenden Tätigkeit und der beobachtenden Tätigkeit möglich zu sein scheint. Wird das Beobachtungsobjekt 'Denken' als mit einer zeitlosen Plötzlichkeit gegeben angenommen? Eine alternative Interpretation könnte sein, daß während des Beobachtens nie das eigene dabei in Tätigkeit befindliche Denken beobachtet werden kann, was implizieren würde, daß zum Beobachten Denken erforderlich ist. Weiter heißt es dann:

"So ist es auch mit unserem Denken. Es muß erst da sein, wenn wir es beobachten wollen. Der Grund, der es uns unmöglich macht, das Denken in seinem jeweilig gegenwärtigen Verlauf zu beobachten, ist der gleiche wie der, der es uns unmittelbarer und intimer erkennen läßt als jeden andern Prozeß der Welt. Eben weil wir es selbst hervorbringen, kennen wir das Charakteristische seines Verlaufs, die Art, wie sich das dabei in Betracht kommende Geschehen vollzieht. Was in den übrigen Beobachtungssphären nur auf mittelbare Weise gefunden werden kann: der sachlich-entsprechende Zusammenhang und das Verhältnis der einzelnen Gegenstände, das wissen wir beim Denken auf ganz unmittelbare Weise." (S. 44)

Das bestätigt beide Lesarten des vorigen Zitats: Das Denken muß da sein, um beobachtet werden zu können. Um die Beobachtung des Werdens von Denkergebnissen durch Tätigkeit geht es hier nicht, obwohl vom Denkprozeß gesprochen wird. Und da nun von Erkenntnis gesprochen wird, muß die Beteiligung des Denkens beim Beobachten schon mitgedacht sein, es sei denn, Steiner wollte mit den Ausführungen eine Erkenntnis lediglich durch Beobachtung postulieren[4]

Verständlich ist aber, daß ein Denken, das zusammen mit Beobachtung zur Erkenntnis des Denkens bemüht werden müßte, schon ein anderes wäre, wenn das zu beobachtende Denken immer schon da sein muß. Denn es wäre mit einem Beobachten verbunden, das erst auftreten könnte, wenn das zu beobachtende Denken schon da ist. Sollte nun die Erkenntnis des Denkens, obwohl sich das aktuelle Denken nicht beobachten läßt, deshalb möglich sein, weil das zu beobachtende vorherige Denken schon da ist, noch da ist, nämlich in seinen Resultaten?

"Zwei Dinge vertragen sich nicht: tätiges Hervorbringen und beschauliches Gegenüberstellen. Das weiß schon das erste Buch Moses. An den ersten sechs Welttagen läßt es Gott die Welt hervorbringen, und erst als sie da ist, ist die Möglichkeit vorhanden, sie zu beschauen: «Und Gott sahe an alles, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut.»" (S. 43f.)

Daraus folgt, daß Rudolf Steiner der Ansicht ist, daß durch das Erkennen der Ergebnisse des Denkens auch die Tätigkeit miterkannt ist, die diese Ergebnisse hervorgebracht hat, trotzdem diese Tätigkeit zum Zeitpunkt des Beobachtens und Erkennens des Denkens bereits Vergangenheit ist[5]. Dies vielleicht deshalb, weil zum Erkennen der Ergebnisse eines Denkens die Tätigkeit, die diese Ergebnisse hervorgebracht hatte, erneut vollzogen werden muß, nachvollzogen werden muß, um die Denkergebnisse verstehen zu können. Durch diesen Nachvollzug der vorherigen Tätigkeit hat man dann nicht nur die Ergebnisse des vorherigen Denkens präsent, sondern konnte die Ergebnisse nochmal denken. Und man weiß, wie es gemacht wird, sonst könnte man den Prozeß nicht nachvollziehen.

Wenn Rudolf Steiner die Möglichkeit, das Denken zu erkennen, so verstanden wissen will, liegt der Einwand nahe, daß es nichts ungewöhnliches ist, die eigenen Denkergebnisse später nicht mehr zu verstehen: Man hat vergessen, wie sie zustande gekommen sind. Der Nachvollzug gelingt nicht, das Denken kommt ins Stocken. Das ist aber nicht wirklich ein Einwand, denn es zeigt nur, daß man in diesem besonderen Fall nicht zur Erkenntnis des Denkens fähig war. Grundsätzlich ist dies aber möglich, und ist auch notwendig, um überhaupt denken zu können.

"Das ist gerade der Grund, warum mir die Dinge so rätselhaft gegenüberstehen: daß ich an ihrem Zustandekommen so unbeteiligt bin. Ich finde sie einfach vor; beim Denken aber weiß[6] ich, wie es gemacht wird. Daher gibt es keinen ursprünglicheren Ausgangspunkt für das Betrachten alles Weltgeschehens als das Denken." (49f.)

Der Ausnahmezustand ist von Rudolf Steiner lediglich dadurch charakterisiert, daß man das Denken selbst ins Auge faßt, anstatt wie gewöhnlich nur die sinnlichen Gegenstände. Etwas dem Ausnahmezustand entsprechendes muß aber, nach der Interpretation der Ansichten Rudolf Steiners wie oben vorgenommen, wenn auch meist unbewußt, das Denken permanent begleiten, denn es würde sonst den Faden verlieren. Beobachtung des Denkens und intuitiv erlebtes Denken sind ein und dasselbe und beinhalten Selbsterkenntnis. Diese[7] Intuitionsbewußtheit läßt sich durch den übenden Nachvollzug der Gedanken der 'Philosophie der Freiheit', und auch durch den Nachvollzug der Ergebnisse des seelischen Beobachtens anderer Autoren bzw. Redner, verstärken.

Geistige Wahrnehmung

Eine geistige Wahrnehmung durch denkende Intuition hätte man sich demnach so vorzustellen, daß der Gedankeninhalt der Intuition insofern über den normalen Begriffsinhalt hinausginge, als die Tätigkeit, die diesen Begriffsinhalt hervorgebracht hat, in dem Begriffsinhalt mitenthalten ist und durch Nachvollzug wahrgenommen wird. Dies gälte dann nicht nur für das eigene Denken, sondern auch für andere geistige Wesen in der denkenden Intuition: Die Wahrnehmung (Erkenntnis) des geistigen Wesens entsteht durch den Nachvollzug der Tätigkeit dieses geistigen Wesens, die sich in seiner Erscheinung als Gedankeninhalt ausdrückt.

An solcher Auffassung geistiger Wahrnehmung zeigt sich die Unbeobachtbarkeit des aktuellen Denkens in einem anderen Licht, insofern es dabei dann um die Beobachtung aktueller fremder Tätigkeit gehen würde.

"Das Denken, das beobachtet werden soll, ist nie das dabei in Tätigkeit befindliche, sondern ein anderes. Ob ich zu diesem Zwecke meine Beobachtungen an meinem eigenen früheren Denken mache, oder ob ich den Gedankenprozeß einer anderen Person verfolge, oder endlich, ob ich, wie im obigen Falle mit der Bewegung der Billardkugeln, einen fingierten Gedankenprozeß voraussetze, darauf kommt es nicht an." (S. 43)

Die Verfolgung des Gedankenprozesses einer anderen Person durch Denken und Beobachtung ist eine solche geistige Wahrnehmung. Gewöhnlich ist sie vermittelt durch Sprache oder Schrift. Die Gedanken müssen zunächst durch einen anderen Menschen hervorgebracht worden sein, erst dann können sie beobachtet und nachvollzogen werden. Durch die Beobachtung des von einem anderen Menschen hervorgebrachten Gedankeninhaltes, des Gewahrens seiner Erscheinung, habe ich diesen Inhalt meines Bewußtseins aber noch nicht verstanden. Dazu muß ich ihn erst nachvollziehen. Erst durch den Nachvollzug, wie der andere Mensch zu seinem Gedanken gekommen ist, kann ich diesen Gedanken auch selbst denken, und damit die Gedankentätigkeit des anderen Menschen, wie sie sich in dem wahrgenommenen Gedankeninhalt ausgedrückt hat, erkennen. Wie ein solcher Nachvollzug möglich sein soll, ist aber doch nicht so ohne weiteres klar. Es scheint eher so zu sein, daß der Nachvollzug mehr oder weniger ein Probieren ist, ein Versuch gemäß der Vorlage, wie man selbst denken würde, um den gleichen Gedankeninhalt wie den beobachteten (oder was man dafür hält) einer anderen Person hervorzubringen. Das aber wäre keine exakte, und zudem eine in sich klare und durchsichtige, Erkenntnis, sondern allenfalls hermeneutische Annäherung, "Interpretation".

"Was habe ich denn zunächst vor mir, wenn ich einer andern Persönlichkeit gegenüberstehe? Ich sehe auf das nächste. Es ist die mir als Wahrnehmung gegebene sinnliche Leibeserscheinung der andern Person; dann noch etwa die Gehörwahrnehmung dessen, was sie sagt, und so weiter. Alles dies starre ich nicht bloß an, sondern es setzt meine denkende Tätigkeit in Bewegung. Indem ich denkend vor der andern Persönlichkeit stehe, kennzeichnet sich mir die Wahrnehmung gewissermaßen als seelisch durchsichtig. Ich bin genötigt, im denkenden Ergreifen der Wahrnehmung mir zu sagen, daß sie dasjenige gar nicht ist, als was sie den äußeren Sinnen erscheint. Die Sinneserscheinung offenbart in dem, was sie unmittelbar ist, ein anderes, was sie mittelbar ist. Ihr Sich-vor-mich- Hinstellen ist zugleich ihr Auslöschen als bloße Sinneserscheinung. Aber was sie in diesem Auslöschen zur Erscheinung bringt, das zwingt mich als denkendes Wesen, mein Denken für die Zeit ihres Wirkens auszulöschen und an dessen Stelle ihr Denken zu setzen. Dieses ihr Denken aber ergreife ich in meinem Denken als Erlebnis wie mein eigenes. Ich habe das Denken des andern wirklich wahrgenommen. Denn die als Sinneserscheinung sich auslöschende unmittelbare Wahrnehmung wird von meinem Denken ergriffen, und es ist ein vollkommen in meinem Bewußtsein liegender Vorgang, der darin besteht, daß sich an die Stelle meines Denkens das andere Denken setzt. Durch das Sich-Auslöschen der Sinneserscheinung wird die Trennung zwischen den beiden Bewußtseinssphären tatsächlich aufgehoben. Das repräsentiert sich in meinem Bewußtsein dadurch, daß ich im Erleben des andern Bewußtseinsinhaltes mein eigenes Bewußtsein ebensowenig erlebe, wie ich es im traumlosen Schlafe erlebe. Wie in diesem mein Tagesbewußtsein ausgeschaltet ist, so im Wahrnehmen des fremden Bewußtseinsinhaltes der eigene. Die Täuschung, als ob dies nicht so sei, rührt nur davon her, daß im Wahrnehmen der andern Person erstens an die Stelle der Auslöschung des eigenen Bewußtseinsinhaltes nicht Bewußtlosigkeit tritt wie im Schlafe, sondern der andere Bewußtseinsinhalt, und zweitens, daß die Wechselzustände zwischen Auslöschen und Wieder-Aufleuchten des Bewußtseins von mir selbst zu schnell aufeinander folgen, um für gewöhnlich bemerkt zu werden. - Das ganze hier vorliegende Problem löst man nicht durch künstliche Begriffskonstruktionen, die von Bewußtem auf solches schließen, das nie bewußt werden kann, sondern durch wahres Erleben dessen, was sich in der Verbindung von Denken und Wahrnehmung ergibt. Es ist dies bei sehr vielen Fragen der Fall, die in der philosophischen Literatur auftreten. Die Denker sollten den Weg suchen zu unbefangener geistgemäßer Beobachtung; statt dessen schieben sie vor die Wirklichkeit eine künstliche Begriffskonstruktion hin." (S. 260ff.)

Diese Passage, eine Ergänzung in der 2. Auflage der 'Philosophie der Freiheit', gibt ein Beispiel der geistigen Wahrnehmung und Erkenntnis durch denkende Intuition. Die leibliche Erscheinung kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß sie nur die Wahrnehmungsseite der Wirklichkeit der beobachteten Persönlichkeit darstellt. Die beobachtende Persönlichkeit bemüht daher eine Intuition der geistigen Individualität des beobachteten Menschen. Diese Intuition kann aber nur, insofern sie die für die wahrgenommene Leiblichkeit der beobachteten Person genau passende sein soll, diejenige sein, die sich der wahrgenommene Mensch selbst gibt. Die Wahrnehmung der tätigen Intuition des beobachteten Menschen durch Nachvollzug hat zu ihrem Wahrheitskriterium die Übereinstimmung in einer vollständigen Exaktheit mit der denkenden Intuition, die sich der beobachtete Mensch selbst gibt.

Aber inwiefern kann überhaupt von einem Nachvollzug gesprochen werden? Noch nicht einmal ein Mitvollzug scheint gegeben zu sein, sondern schweigendes Empfangen des Denkens der anderen Person, die mit ihrer Tätigkeit im Bewußtsein des wahrnehmenden auftritt. Es gibt jedoch auch ein "Ergreifen" dieser denkenden Tätigkeit der anderen Person im eigenen Bewußtsein als ein Erlebnis wie das eigene Denken. Dieses Ergreifen ist das Wahrnehmen des Denkens der anderen Person: "Ich habe das Denken des andern wirklich wahrgenommen." Und es ist Ergreifen eines Inhalts: "Wahrnehmen des fremden Bewußtseinsinhaltes". Das Erleben des Denkens der anderen Person, ihre Wahrnehmung als denkendes Wesen ist in seiner Art in vollständiger Weise das gleiche wie das Erleben des eigenen Denkens.

Darüber hinaus bleibt dieser Zustand der Wahrnehmung des anderen Denkens nicht längere Zeit bestehen, sondern wechselt mit dem Wahrnehmen des eigenen Denkens in schneller Folge. Dieses eigene Denken ist aber ja auf die andere Person gerichtet, und sucht die Intuitionen zu erfassen, die diese Person sich selbst gibt. Für den Fall einer inhaltlichen Identität der selbst hervorgebrachten Intuitionen des wahrgenommenen Wesens und der "ergriffenen" Intuitionen des im eigenen Bewußtsein auftretenden, erlebten und zu erkennenden anderen Wesens liegt eine exakte geistige Erkenntnis eines geistigen Wesens durch ein anderes vor.

Angenommen, das Erkennen der denkenden Intuition wäre tatsächlich so zu verstehen wie skizziert, stellt sich die Frage, wie es möglich sein kann, das Wahrheitskriterium der inhaltlichen Identität der eigenen Intuitionen des zu erkennenden Wesens, und der wahrgenommenen Intuitionen dieses zu erkennenden anderen Wesens, zur Anwendung zu bringen, um über bloße Hermeneutik und "Interpretation" hinauszukommen und exakte Erkenntnis auszuweisen.

Wahrheitskriterium und Verifikation der Intuition

Für die so verstandene Intuition ergibt sich nicht nur eine schnelle Folge des Auftretens des eigenen und des anderen Denkens, sondern auch eine schnelle Folge von Erlebnissen es eigenen und des fremden Denkens im Wechsel. Die von Rudolf Steiner verwendete Formulierung "Ergreifen" kann in dem Zusammenhang eigentlich nur die Bedeutung von Beobachtung haben, und nicht etwa die von Hervorbringen einer Intuition. Denn das zu erkennende andere Denken ist im eigenen Bewußtsein schon da (vgl. FN 4). Durch das Ergreifen, d.h. Beobachtung wird es zum Erlebnis wie das eigene hervorgebrachte Denken. Damit gibt es in schneller Folge im Wechsel die Selbstbeobachtung des eigenen Denkens im Sinne von intuitiv erlebtem Denken, d.h. Beobachtung der eigenen Denkresultate, und die Beobachtung des anderen Denkens, das zu erkennen ist. Diese Beobachtung ist ebenso intuitiv erlebtes Denken, aber unter dem Aspekt, daß nicht das selbst hervorgebrachte Denken beobachtet wird, sondern das in der geistigen Wahrnehmung gegebene andere "fremde" Denken bzw. dessen Resultate.

Das Wahrheitskriterium wäre somit die inhaltliche Identität der selbst hervorgebrachten Intuition und der wahrgenommenen Intuition. Das Mittel zur Feststellung der Identität ist die Beobachtung. Wenn Selbstbeobachtung des eigenen Denkens und Beobachtung des zu erkennenden Denkens übereinstimmen, d.h. den gleichen Inhalt haben, dann folgt daraus, daß es sich inhaltlich um die gleiche Intuition handeln muß, und es bedeutet zugleich, daß der Nachvollzug der Tätigkeit des beobachteten geistigen Wesens, um als wahr gelten zu können, zum gleichen Ergebnis kommen muß, wie dasjenige, das durch die Beobachtung des im eigenen Bewußtsein auftretenden Denkens bereits vorliegt. Wenn die Beobachtung des geistigen Wesens durch Selbstbeobachtung (Resultat des Nachvollzugs) identisch reproduziert werden kann, kann die Erkenntnis des geistigen Wesens (das Erkennen der Geisttätigkeit, die sich in seiner Erscheinung als Gedankeninhalt ausdrückt) als wahr gelten.

Moralische Intuition

--> Hauptartikel: Moralische Intuition

"Die höchste Stufe des individuellen Lebens ist das begriffliche Denken ohne Rücksicht auf einen bestimmten Wahrnehmungsgehalt. Wir bestimmen den Inhalt eines Begriffes durch reine Intuition aus der ideellen Sphäre heraus." (S. 165)

"Wenn wir unter dem Einflüsse von Intuitionen handeln, so ist die Triebfeder unseres Handelns das reine Denken. Da man gewohnt ist, das reine Denkvermögen in der Philosophie als Vernunft zu bezeichnen, so ist es wohl auch berechtigt, die auf dieser Stufe gekennzeichnete moralische Triebfeder die praktische Vernunft zu nennen." (S. 165)

Siehe auch

Denk-Erlebnis

Anmerkungen

  1. vgl. (Duden)
  2. Erleben eines Inhalts, nicht der Tätigkeit als solcher im Unterschied zum Inhalt: "Intuition ist das im rein Geistigen verlaufende bewußte Erleben eines rein geistigen Inhaltes" (S. 146).
  3. Man kann wohl annehmen, daß die Beobachtung als solche dadurch entsteht, daß sich das Denken von sich selbst unterscheidet. Es ist der erste Unterschied, der Urunterschied für das Denken, nicht nur der wichtigste für den Menschen (wie Steiner sagt). Alle anderen Unterscheidungen, auch die zwischen Tätigkeit und Inhalt, kommen später, sofern sie nicht nur andere Bezeichnungen für diesen ersten Unterschied sind. Fraglich ist, ob das Denken diesen Unterschied bewußt vornehmen kann, oder ob nicht eher das Bewußtsein erst durch diese Unterscheidung entsteht. Die Formulierung Rudolf Steiners S. 38: "Beobachtung und Denken sind die beiden Ausgangspunkte für alles geistige Streben des Menschen, insoferne er sich eines solchen bewußt ist", könnte genau das aussagen wollen, daß diese erste Unterscheidung unbewußt verläuft. Insofern die seelische Beobachtung nur bewußte Tatsachen aufsuchen kann, müßte von der Gegebenheit dieses Unterschiedes ausgegangen werden. (Um ihn dann später im nachherein als selbstgesetzt erkennen zu können, falls das möglich sein sollte.)
  4. Das könnte bei dem besonderen Beobachtungsobjekt 'Denken' tatsächlich der Fall sein, da ja die beiden für die Erkenntnis zu verbindenden "Hälften" der Wirklichkeit, Begriff und Wahrnehmung, vorliegen. Nur umgekehrt wie sonst. Eine zusätzliche Intuition bräuchte es bei der Beobachtung des Denkens möglicherweise nicht, da diese ja schon als Beobachtungsobjekt vorliegt, allerdings "nur" als Inhalt.
  5. Wie dies möglich sein könnte, und was genau vorgeht, bedarf freilich einer eingehenderen Untersuchung. Es scheint, daß zumindest der letzte Gedankenschritt auf irgendeine Art im Bewußtsein noch präsent sein muß. (Was noch da sein könnte, das ist das Ende der hervorbringenden Tätigkeit. Dieses Ende fällt zeitlich in einem Punkt zusammen mit dem Beginn der Beobachtung. Das Gewahren des Gedankens scheint aber keine Zeit zu benötigen. Es könnte sein, daß das Denken in diesem Endpunkt der hervorbringenden Tätigkeit auf diese zurückblickt, und sie gewissermaßen räumlich wahrnimmt. Der Übergang vom Fassen des Gedankens zu seiner Wahrnehmung wäre demnach ein Dimensionswechsel: Das Denken sieht sich nach, blickt auf sich zurück, indem es seine Tat räumlich als Inhalt sieht. Dadurch weiß es, was es gedacht hat, kann fortsetzen und den nächsten Gedanken anschließen.)
  6. Das mag als konstatierender Befund so richtig sein. Für die in sich durchsichtige Klarheit des Denkens wünscht man sich aber doch auch Aufschluß darüber, woher dieses Wissen kommt? Es scheint da zu sein wie eine Art Instinkt. Kann der Befund als solcher die Zweifel, ob es nicht doch das Gehirn sei, das denkt, aufheben? 'Tätigkeit' und 'Inhalt' sind freilich Begriffe des Denkens, sie müssen daher im Ursprung des Denkens, der jenseits von Tätigkeit und Inhalt "ist", aufgehoben sein
  7. Interpretationen von Steiners Ausführungen, daß es zusätzlich zur Beobachtung noch eine weitere Erlebnisquelle des Denkens gäbe bzw. geben müsse, die separat von der Beobachtung eine Erfahrung des Denkens möglich mache, insbesondere des aktuellen Denkens, muß eine Absage erteilt werden, insofern dies auf eine Doppelung, Spaltung in zwei Bewußtseine hinauslaufen würde, die von Steiner ausdrücklich als unmöglich behauptet wird, und natürlich auch sonst nicht plausibel ist. Es gibt nur ein Bewußtsein: Die Selbstbeobachtung des Denkens. (Auch wenn die Intuition für die Seite der sinnlichen Wahrnehmung einen Begriff faßt und einen sinnlichen Gegenstand erkennt, ist dies Selbstbeobachtung (=Selbsterkenntnis) oder, in anderen Worten, intuitiv erlebtes Denken.) Wenn man sich Intuition als eine Art geistiges Atmen vorstellt, kommt Bewußtsein lediglich der Phase des Einatmens zu. Das Ausatmen ist der schöpferische Prozeß. Wollte man dem Ausatmen auch ein Bewußtsein zukommen lassen, wäre das wie ein Ausatmen, das zugleich in irgendeiner Weise einatmet. Die Anführung des Zitates aus Buch Mose im 3. Kap. der 'Philosophie der Freiheit' könnte auch so zu verstehen sein, daß Rudolf Steiner ein solches Verständnis der Intuition als ein gleichzeitiges Einatmen beim Ausatmen ausgeschlossen wissen will.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.