Erziehung und August Kekulé: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Erziehung''' (von [[Wikipedia:Althochdeutsch|ahd.]] ''irziohan'' = "herausziehen"; vgl. auch [[Latein|lat.]] ''educare'' ="großziehen, ernähren, erziehen") diente ursprünglich dazu, den heranwachsenden [[Mensch]]en in die gemeinsamen [[Wertvorstellung|Werte]], [[Soziale Norm|Normen]] und [[Brauch|Gebräuche]] einer gegebenen Gesellschaftsordnung, also eines [[Kollektiv]]s, einzuweisen. Heute, im Zeitalter zunehmender [[Individualisierung]], kann dieses alte Erziehungsideal nicht mehr genügen, wie es sich schon in dem von [[Rudolf Steiner]] formulierten [[Soziologisches Grundgesetz|soziologischen Grundgesetz]] ausspricht:
[[Datei:Heinrich von Angeli - Friedrich August Kekulé von Stradonitz.jpg|mini|Porträt, 1890 anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Benzoltheorie]]


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'''August Kekulé''', geboren '''Friedrich August Kekulé''', seit 1895 '''Kekule von Stradonitz''', (* [[7. September]] [[1829]] in [[w:Darmstadt|Darmstadt]]; †&nbsp;[[13.&nbsp;Juli]] [[1896]] in [[w:Bonn|Bonn]]) war ein [[Deutschland|deutscher]] [[Chemiker]] und [[Naturwissenschaftler]], der die Grundlagen für die moderne [[Molekülstruktur|Strukturtheorie]] der [[Organische Chemie|organischen Chemie]] legte.
"Die Menschheit strebt im Anfange der Kulturzustände nach Entstehung sozialer Verbände; dem Interesse dieser Verbände wird zunächst das Interesse des Individuums geopfert; die weitere Entwicklung führt zur Befreiung des Individuums von dem Interesse der Verbände und zur freien Entfaltung der Bedürfnisse und Kräfte des Einzelnen." {{Lit|{{G|31|251}}}}
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== Selbsterziehung ==
== Leben und Werk ==
{{Hauptartikel|Selbsterziehung}}


{{Zitat|Einen Menschen erziehen heisst: ihm Gelegenheit geben, sich zum vollkommenen Meister und Selbstherrscher seiner ''gesammten'' Kraft zu machen.|Johann Gottlieb Fichte|Aphorismen über Erziehung aus dem Jahre 1804|ref=<ref>[[Johann Gottlieb Fichte]]: Sämtliche Werke, Band 8, Hrsg von I.H.Fichte, 1845, S. 353 [https://books.google.de/books?id=ze8TAAAAQAAJ&hl=de&source=gbs_book_other_versions]</ref>}}
August Kekulé wurde 1829 als Sohn einer Darmstädter Beamtenfamilie mit adeligen böhmischen Vorfahren. Sein Vater ''Ludwig Karl Kekule'' war Oberkriegsrat und Rosenzüchter. Kekulé besuchte das humanistische [[w:Ludwig-Georgs-Gymnasium|Ludwig-Georgs-Gymnasium]] in [[w:Darmstadt|Darmstadt]] und war ein guter Schüler mit einer Begabung für Sprachen, so dass er neben Deutsch auch Französisch, Italienisch und Englisch sprach.  


Der '''Erzieher''' muss darum heute geeignete Bedingungen schaffen, unter denen sich die [[individuell]]en [[Fähigkeiten]] des heranwachsenden [[Mensch]]en [[frei]] entfalten und weiterentwickeln können. Dazu ist vor allem auch eine entsprechende [[Charakterbildung]] nötig, aber nicht nach vorgegebenen [[moral]]ischen Regeln, sondern als Hilfe, die ganz individuellen charakterlichen Anlagen zu entwickeln. Jede Erziehung, insofern sie unmittelbar an das individuelle menschliche [[Ich]] appelliert, ist darum im Grunde genommen [[Selbstbildung|Selbsterziehung]], die aber zunächst einer gewissen Leitung und Hilfe bedarf. Dafür möglichst gute Bedingungen zu schaffen, ist das Ziel der [[Waldorfpädagogik]].
Da Kekulé ein begnadeter Zeichner war und sein Vater eng mit berühmten Architekten befreundet war, begann er nach dem Abitur an der [[w:Universität Gießen|Universität Gießen]] Architektur bei [[w:Hugo von Ritgen|Hugo von Ritgen]] zu studieren. Als er Vorlesungen von [[Justus von Liebig]] hörte, wandte er sich aber der [[Chemie]] zu. Für ein Semester besuchte er das [[w:Polytechnikum|Polytechnikum]] in [[w:TU Darmstadt|Darmstadt]] und studierte danach bei [[w:Jean Baptiste Dumas|Jean Baptiste Dumas]] an der [[w:Sorbonne|Pariser Sorbonne]], wo er auch [[w:Charles Frédéric Gerhardt|Charles Frédéric Gerhardt]] und [[w:Adolphe Wurtz|Adolphe Wurtz]] kennen lernte. 1852 promovierte er bei Liebig mit der Arbeit ''„Über die Amyloxydschwefelsäure und einige ihrer Salze“''. Anschließend wurde er Assistent beim Liebig-Schüler [[w:Adolph von Planta|Adolph von Planta]] (1820–1895) in [[w:Reichenau GR|Schloss Reichenau]], Graubünden (Schweiz).


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Kekulés kreative Phase begann, als er von 1854 bis 1855 als Assistent von [[w:John Stenhouse|John Stenhouse]] im [[w:St Bartholomew’s Hospital|St Bartholomew’s Hospital]] in [[w:London|London]] tätig war, wo er sich auch mit [[w:Alexander William Williamson|Alexander William Williamson]] anfreundete. Als erster Chemiker führte er hier den Schwefel in organische Verbindungen durch Ersetzung eines Sauerstoffs ein und synthetisierte so [[Thiocarbonsäuren]] und [[Mercaptane]] aus [[w:Diphosphorpentasulfid|Diphosphorpentasulfid]].<ref>''Justus Liebigs Annalen der Chemie'', 90 (1854), S. 309–316.</ref>
"Es gibt im Grunde genommen auf keiner Stufe eine andere Erziehung als Selbsterziehung. Aus tieferen Gründen heraus wird ja das insbesondere durch die [[Anthroposophie]] eingesehen, die von [[Reinkarnation|wiederholten Erdenleben]] ein wirklich forschungsgemäßes Bewußtsein hat. Jede Erziehung ist Selbsterziehung, und wir sind eigentlich als Lehrer und Erzieher nur die Umgebung des sich selbst erziehenden Kindes. Wir müssen die günstigste Umgebung abgeben, damit an uns das Kind sich so erzieht, wie es sich durch sein inneres Schicksal erziehen muß." {{Lit|{{G|306|131}}}}
</div>


{{GZ|Wir können nicht durch Studium Erzieher werden. Wir
1856 habilitierte sich Kekulé an der [[w:Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg|Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg]] und war dort von 1856 bis 1858 Privatdozent und lieferte sich hitzige Debatten mit [[w:Adolf von Baeyer|Adolf von Baeyer]]. 1858 wurde er unter anderem durch Liebigs Fürsprache ordentlicher Professor für Chemie an der [[w:Universität Gent|Universität Gent]] in Belgien und folgte 1867 einem Ruf der [[w:Universität Bonn|Universität Bonn]].
können andere zum Erzieher nicht dressieren, schon aus dem Grunde
nicht, weil jeder von uns einer ist. In jedem Menschen ist ein Erzieher;
aber dieser Erzieher schläft, er muß aufgeweckt werden, und das Künstlerische
ist das Mittel zum Aufwecken. Wenn das entwickelt wird,
bringt es den Erziehenden als Menschen denjenigen näher, die er führen
will. Menschlich muß der zu Erziehende dem Erzieher nahekommen,
er muß menschlich etwas von ihm haben. Es wäre gräßlich, wenn jemand
glauben wollte, er könne dadurch ein Erzieher sein, daß er viel
weiß oder im Sinne des Wissens - was man heute ja sogar auch schon
sagen kann — viel «kann». Das führt zu einer ungeheuren Absurdität,
die Ihnen klar werden kann, wenn Sie folgendes Bild bedenken.


Sie haben eine Schulklasse mit vielleicht dreißig Schülern. Unter
1862 heiratete Kekulé in [[w:Gent|Gent]] die Engländerin Stephanie Drory (* 1842), die nur zwei Tage nach der Geburt ihres Sohnes [[w:Stephan Kekule|Stephan]] an Kindbettfieber starb. Aus Kekulés 1876 geschlossener zweiten Ehe mit Luise Högel (1845–1920) gingen weitere drei Kinder hervor.
diesen seien, sagen wir, zwei Genies, oder nur eines, das genügt ja schon.
Nun können wir nicht immer, wenn wir eine Schule zu versehen haben,
just ein solches Genie als Lehrer hinstellen, damit das künftige Genie
so viel von dem Lehrer lernen kann, wie es können muß. Sie werden
zwar sagen, in der Volksschule mache das nichts, denn ein Genie
komme ja doch in die höhere Schule und da finde es ganz gewiß diese
Genies als Lehrer, die es brauche. Das könnten Sie aber nicht aufrechterhalten,
denn die Erfahrung spricht dagegen. Man muß also schon zugeben,
daß durchaus der Fall eintreten kann, daß der Lehrer Kindern
gegenübersteht, die prädestiniert sind, gescheiter zu werden als er selber
ist. Die pädagogische Aufgabe besteht nun darin, die Kinder nicht
nur zu dem Grade der Gescheitheit zu bringen, den wir selber haben,
sondern zu dem, der in ihnen veranlagt ist.


So können wir also als Erzieher durchaus in die Lage kommen, etwas
Kekulé war mehr Theoretiker als praktischer Chemiker und seine Ideen waren teilweise sehr spekulativ. Sein Arbeitsgebiet war die [[Kohlenstoff]]-Chemie und die Aufklärung der Konstitution [[Aromatische Kohlenwasserstoffe|aromatischer Verbindungen]]. Sein besonderes Interesse galt dabei der Darstellung organischer Molekülen durch [[Strukturformel]]n. Er erkannte gleichzeitig mit [[w:Archibald Scott Couper|A. S. Couper]] 1858 die Vierwertigkeit des Kohlenstoffs und das Vorhandensein von Kohlenstoff-Kohlenstoff-Bindungen. Kekulé gebrauchte zunächst noch die Begriffe „atomig“ oder „basisch“ für die Angabe der Anzahl der Bindungspartner eines Atoms, benutze dann aber auch den 1868 von seinem Schüler [[w:Hermann Wichelhaus|Hermann Wichelhaus]] eingeführten Begriff der [[Wertigkeit (Chemie)|Wertigkeit]].<ref>Der gedankliche Vorläufer der ''Wertigkeit'' oder ''Valenz'' war die von [[w:Edward Frankland|Edward Frankland]] 1852 in die [[organische Chemie]] eingeführte ''Sättigungskapazität''.</ref> 1858 postulierte Kekulé:<ref>Justus Liebigs Annalen der Chemie, '''104''' (1857), S. 129–150.</ref><ref>Justus Liebigs Annalen der Chemie, '''106''' (1858), S. 129–159.</ref>
heranziehen zu müssen, was uns überragt, und es ist unmöglich, die
Schulen mit genügend Lehrern zu versorgen, wenn man nicht auf dem
Standpunkt steht, daß es nichts macht, wenn der Lehrer nicht so gescheit
ist, wie es der Schüler einmal sein wird. Er wird gleichwohl ein
guter Lehrer sein können, weil es nicht auf die Übermittlung von Wissen
ankommt, sondern auf die Individualität, auf das Lebendigmachen
des vorirdischen Daseins. Dann erzieht sich eigentlich das Kind selber
an uns, und das ist auch richtig; denn in Wirklichkeit sind nicht wir es,
die erziehen. Wir stören nur die Erziehung, wenn wir unmittelbar zu
stark in sie eingreifen. Wir erziehen, indem wir uns so benehmen, daß
durch unser Benehmen das Kind sich selber erziehen kann.Wir schicken
das Kind in die Volksschule, damit wir die störenden Dinge wegschaffen.
Der Lehrer soll dafür sorgen, daß das Kind wegkommt von den Umständen,
unter denen es sich nicht entwickeln kann. Deshalb müssen
wir uns klar sein: hineinpfropfen können wir in den Menschen nichts
durch Unterricht und Erziehung. Aber wir können uns so verhalten,
daß der Mensch dazu kommt, als Aufwachsender die in ihm vorhandenen
Anlagen hervorzuholen. Das können wir aber nicht durch das,
was wir wissen, sondern nur durch das, was auf künstlerische Art in
uns regsam ist.|217|162f}}


Das Ich des Menschen entwickelt sich vornehmlich dadurch, dass es, zuerst [[unbewusst]] und später [[bewusst]], an der Umwandlung und Verfeinerung seiner [[Leib]]eshüllen arbeitet. Dadurch werden die höheren [[Seelische Wesensglieder|seelischen]] und [[Geistige Wesensglieder|geistigen Wesensglieder]] herausgebildet. Erziehung kann diese Arbeit unterstützen, indem sie auf die gesunde Pflege des [[Physischer Leib|physischen Leibes]] achtet, für eine lebendige [[Bildung]] des [[Ätherleib]]s sorgt und dem [[Kind]] und [[Jugendlicher|Jugendlichen]] hilft, die [[Begierde]]n seines [[Astralleib]]s zu beherrschen. Dabei ist zu beachten, dass sich die Wesensglieder in aufeinanderfolgenden [[Siebenjahresperioden]] entwickeln und nur innerhalb dieser am bildsamsten sind.
* Kohlenstoffatome können sich zu Ketten in beliebiger Länge und Komplexität verbinden.
* Kohlenstoffatome sind immer 4-wertig, können also vier Bindungen eingehen (Anm.: Kekulé war der erste Chemiker, der dies formulierte).
* Die Zahl der einwertigen Bindungspartner an einer linearen Kohlenstoffkette mit n C-Atomen ist (2*n + 2).
* Die Untersuchung von Reaktionen ermöglicht es, Informationen über die Anordnung der Atome zu gewinnen.


Von überragender Bedeutung ist die Selbsterziehung für [[Heilpädagoge]]n, die seelenpflegebedürftige Menschen betreuen:
In seinem ebenfalls 1858 erschienen ''Lehrbuch der organischen Chemie'' entwickelte er seine Ideen zur [[Strukturchemie]] und wendete in seinem Lehrbuch von 1864 die [[Strukturformel]]n zur Darstellung organischer Moleküle an. 1865 veröffentlichte er erstmals seinen berühmten Vorschlag zur Struktur des [[w:Benzol|Benzol]]rings in einer französischen Zeitschrift und 1866 auf Deutsch in Liebigs ''Annalen'' unter dem Titel ''Untersuchungen ueber aromatische Verbindungen''.<ref>[http://archive.org/stream/annalenderchemi33liebgoog#page/n143/mode/1up Lieb. Ann. '''137''' (1866), 129–196].</ref>


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Kekulé starb 1896 in Bonn und wurde in einem [[w:Ehrengrab|Ehrengrab]] auf dem [[w:Poppelsdorfer Friedhof|Poppelsdorfer Friedhof]] beigesetzt.
"Nun müssen wir wissen, daß es bei dem, was Geisteswissenschaft
geben kann, sich immer nur handeln kann um den Appell an den Menschen.
Man strebt immer nach Vorschriften: Das sollst du so machen
und das andere so. — Derjenige, der Erzieher werden will für abnorme
Kinder, der ist nie fertig, für den ist jedes Kind wieder ein neues
Problem, ein neues Rätsel. Aber er kommt nur darauf, wenn er nun
geführt wird durch die Wesenheit im Kinde, wie er es im einzelnen
Fall machen muß. Es ist eine unbequeme Arbeit, aber sie ist die einzig
reale.


Daher handelt es sich im Sinne dieser Geisteswissenschaft so stark
== Literatur ==
darum, daß wir gerade als Erzieher im allereminentesten Sinne Selbsterziehung
* [[w:Richard Anschütz|Richard Anschütz]]: ''August Kekulé.'' Verlag Chemie, Berlin 1929 (online aus dem Bestand der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)
pflegen." {{Lit|{{G|317|74f}}}}
** Bd. 1: [http://s2w.hbz-nrw.de/ulbbn/content/titleinfo/972697 ''Leben und Wirken.'']
</div>
** Bd. 2: [http://s2w.hbz-nrw.de/ulbbn/content/titleinfo/972698 ''Abhandlungen, Berichte, Kritiken, Artikel, Reden.'']
* Ralph Burmester, Andrea Niehaus (Hrsg.): Kekulés Traum – von der Benzolformel zum Bonner Chemiepalast, Begleitpublikation zur gleichnamigen Sonderausstellung im Deutschen Museum Bonn, Bonn 2011.
* Wolfgang Göbel: ''Friedrich August Kekulé'' (= ''[[w:Biographien hervorragender Naturwissenschaftler, Techniker und Mediziner|Biographien hervorragender Naturwissenschaftler]].'' Bd. 72, {{ISSN|0232-3516}}). Teubner, Leipzig 1984.
* Klaus Hafner: ''August Kekulé. Dem Baumeister der Chemie zum 150.&nbsp;Geburtstag'' (= ''Darmstädter Schriften.'' Bd. 46). Justus-von-Liebig-Verlag, Darmstadt 1980, ISBN 3-87390-063-7.
* [[w:Dieter Neubauer (Chemiker)|Dieter Neubauer]]: ''Kekulés Träume – Eine andere Einführung in die Organische Chemie'', Springer Spektrum, 2014, ISBN 978-3-642-41709-2.
* Alan J. Rocke: ''Image and Reality. Kekule, Kopp, and the Scientific Imagination.'' University of Chicago Press, Chicago IL u. a. 2010, ISBN 978-0-226-72332-7.
* {{ADB|51|479|486|Kekulé, August|[[w:Richard Anschütz|Richard Anschütz]]|ADB:Kekulé, August}}
* {{NDB|11|414|424|Kekulé, August|Grete Ronge|118561022}}
* [[w:Walter Ruske|Walter Ruske]]: ''August Kekulé und die Entwicklung der chemischen Strukturtheorie.'' In: ''Die Naturwissenschaften.'' 52. Jg., 1965, {{ISSN|0028-1042}}, S. 485–488.
* [[w:Heinz A. Staab|Heinz A. Staab]]: ''Hundert Jahre organische Strukturchemie.'' In: ''[[w:Angewandte Chemie (Zeitschrift)|Angewandte Chemie]].'' Vol. 70, 2, 1958, S. 37–41, [[doi:10.1002/ange.19580700202]].
* [[w:Franz Strunz|Franz Strunz]]: ''Kekulés Träume.'' In: ''[[w:Chemie in unserer Zeit|Chemie in unserer Zeit]].'' Bd. 23, 1989, S. 170–176, [[doi:10.1002/ciuz.19890230505]].


Der [[Intellekt]] hilft bei der (Selbst-)Erziehung wenig. Viel wichtiger ist die Schulung des [[Gefühl]]s und [[Wille]]ns im praktischen Tun.
== Weblinks ==
{{Commons|Friedrich August Kekulé von Stradonitz}}
{{Wikisource|August Kekulé}}
* {{DNB-Portal|118561022}}
* [http://www.chemie.uni-bonn.de/oc/ Das Kekulé-Institut für Organische Chemie der Universität Bonn]
* [http://www.ifmb.uni-bonn.de/ Das ehemalige Chemische Institut, Kekulés Wirkungsort], beherbergt heute das Institut für Mikrobiologie und Biotechnologie der Universität Bonn


<div style="margin-left:20px">
== Einzelnachweise ==
"Nun, es gibt
<references />
ein Lebensbegreifen, eine Lebensanschauung, die wir uns
dadurch erwerben, daß wir überall mit unserem Verstande
in die Dinge hineinreichen wollen. Diese Verstandeskultur
bringt in Wahrheit unsere Entwickelung nicht weiter, hat
also keinen selbsterzieherischen Wert. Dasjenige Element
muß bei der Selbsterziehung des Menschen die größte Rolle
spielen, was man nennen kann: das über die Intellektualität,
den Verstand Hinausreichende in dem Aneignen der Lebensreife.
Gerade wie das Kind dadurch am besten am Spiel
erzogen wird, daß es nicht durch den Verstand erzogen
wird, sondern probiert, so wird sich der Mensch in bezug
auf seinen Willen an denjenigen Erfahrungen des Lebens
am besten erziehen, die er nicht mit seinem Verstande begreift,
sondern zu denen er sich mit seiner Sympathie, mit
Liebe stellt, mit seinem Gefühl, daß die Dinge erhaben sind
oder den Humor berühren. Das bringt uns weiter. Hier liegt
die Selbsterziehung des Willens. Verstand, intellektualistische
Kultur können gewöhnlich auf den Willen gar nicht
wirken." {{Lit|{{G|61|434f|435}}}}
</div>


Wichtig ist für den Erzieher nicht, was er redet oder nicht redet, sondern wie er als Mensch selbst ''ist''.
{{Normdaten|TYP=p|GND=118561022|LCCN=n/81/75848|VIAF=69046281}}
 
{{GZ|Denn, meine
lieben Freunde, Sie glauben gar nicht, wie gleichgültig es im Grunde
genommen ist, was man als Erzieher oberflächlich redet oder nicht
redet, und wie stark es von Belang ist, wie man als Erzieher selbst ist.|317|35}}
 
== Erziehungskunst ==
 
{{Textbox|<center>''Erziehungskunst''</center>
<poem>Ein Künstler, der kein Lehrer ist,
den sollte doch der Kuckuck holen!
Ein Lehrer, der kein Künstler ist,
der hüte Ferkel, Kälber, Fohlen!
                                  <small>Georg Michael<ref>[[Karl Rössel-Majdan]]: ''Vom Wunder der menschlichen Stimme 1. Sprachgestaltung'', Troxler Verlag, Wien 1975, S. 166</ref></small></poem>}}
 
Die [[Wissenschaft]] kann ihrem Wesen nach nur das erfassen, was ''allgemein'' gültig ist. Die [[Kunst]] hingegen entspringt aus dem [[individuell]]en [[schöpferisch]]en Tun. Die künsterlische Gesinnung und Befähigung ist daher besonders geeignet, das ''individuelle'' Wesen des Kindes zu erfassen. [[Pädagogik]] im Sinn [[Rudolf Steiner]]s sollte sich darum nicht einseitig auf eine wie auch immer geartete '''Erziehungswissenschaft''' gründen, sondern wirkliche '''Erziehungskunst''' werden.
 
{{GZ|Wenn man den Menschen mit abstraktem wissenschaftlichem
Inhalt erziehen will, so erlebt er nichts von Ihrer Seele. Von Ihrer Seele
erlebt er nur dann etwas, wenn Sie ihm künstlerisch entgegentreten,
denn im Künstlerischen muß jeder individuell sein, im Künstlerischen
ist jeder ein anderer. Das wissenschaftliche Ideal ist ja gerade, daß
jeder so wie der andere ist. Es wäre eine schöne Geschichte - so sagt
man heutzutage -, wenn jeder eine andere Wissenschaft lehrte. Das
kann ja nicht sein, weil die Wissenschaft reduziert ist auf dasjenige, was
für alle Menschen gleich ist. Im Künstlerischen ist aber jeder Mensch
eine Individualität. Durch das Künstlerische kann daher auch ein individuelles
Verhältnis des Kindes zu dem sich regenden und betätigenden
Menschen Zustandekommen, und das ist notwendig. Zwar hat man
dadurch nicht, wie in den ersten Kinderjahren, ein totales physisches
Empfinden des anderen Menschen, wohl aber die totale Empfindung
von der Seele desjenigen, der einem als Führer gegenübersteht.
 
Die Erziehung muß Seele haben, aber als Wissenschafter kann man
nicht Seele haben. Seele kann man nur haben durch dasjenige, was man
künstlerisch ist. Seele kann man haben, wenn man die Wissenschaft
künstlerisch gestaltet durch die Art des Vorbringens, aber nicht durch
den Inhalt der Wissenschaft, so wie sie heute aufgefaßt wird. Die Wissenschaft
ist keine individuelle Angelegenheit. Daher begründet sie
kein Verhältnis zwischen Führendem und Geführtem im volksschulpflichtigen
Alter. Da muß der ganze Unterricht von Kunst, von menschlicher
Individualität durchdrungen sein, und mehr als alles ausgedachte
Programmatische bedeutet eben die Individualität des Unterrichtenden
und Erziehenden. Diese ist es, die in der Schule wirken muß.|217|160}}
 
== Die drei goldenen Regeln der Erziehungs- und Unterrichtskunst ==
 
<div style="margin-left:20px">
"Religiöse Dankbarkeit gegenüber der Welt, die sich in dem
Kinde offenbart, vereinigt mit dem Bewußtsein, daß das
Kind ein göttliches Rätsel darstellt, das man mit seiner Erziehungskunst
lösen soll. In Liebe geübte Erziehungsmethode,
durch die das Kind sich instinktiv an uns selbst
erzieht, so daß man dem Kinde die Freiheit nicht gefährdet,
die auch da geachtet werden soll, wo sie das unbewußte
Element der organischen Wachstumskraft ist.
 
<center>
{|
|-
| <poem>Das Kind in Ehrfurcht aufnehmen
In Liebe erziehen
In Freiheit entlassen</poem>
|}
</center>
" {{Lit|{{G|269|179}}}}
</div>
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Erziehung}}
* [[Pädagogik]]
 
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Gesammelte Aufsätze zur Kultur- und Zeitgeschichte 1887 - 1901'', [[GA 31]] (1966)
#Rudolf Steiner: ''Menschengeschichte im Lichte der Geistesforschung'', [[GA 61]] (1983), ISBN 3-7274-0610-0 {{Vorträge|061}}
#Rudolf Steiner: ''Geistige Wirkenskräfte im Zusammenleben von alter und junger Generation. Pädagogischer Jugendkurs.'', [[GA 217]] (1988), ISBN 3-7274-2170-3 {{Vorträge|217}}
#Rudolf Steiner: ''Ritualtexte für die Feiern des freien christlichen Religionsunterrichtes und das Spruchgut für Lehrer und Schüler der Waldorfschule'', [[GA 269]] (1997),  ISBN 3-7274-2690-X {{Vorträge|269}}
#Rudolf Steiner: ''Die pädagogische Praxis vom Gesichtspunkte geisteswissenschaftlicher Menschenerkenntnis. Die Erziehung des Kindes und jüngeren Menschen.'', [[GA 306]] (1989), ISBN 3-7274-3060-5 {{Vorträge|306}}
#Rudolf Steiner: ''Heilpädagogischer Kurs'', [[GA 317]] (1995), ISBN 3-7274-3171-7 {{Vorträge|317}}
 
{{GA}}
 
== Weblinks ==


# [http://anthroposophie.byu.edu/aufsaetze/a121.pdf Rudolf Steiner: ''Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft''] - 1907
{{SORTIERUNG:Kekule, August}}
[[Kategorie:Chemiker (19. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Hochschullehrer]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1829]]
[[Kategorie:Gestorben 1896]]
[[Kategorie:Mann]]


[[Kategorie:Geistesleben]] [[Kategorie:Kultur]] [[Kategorie:Erziehung|!]] [[Kategorie:Pädagogik]] [[Kategorie:Waldorfpädagogik]]
{{Wikipedia}}

Version vom 21. August 2019, 15:16 Uhr

Porträt, 1890 anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Benzoltheorie

August Kekulé, geboren Friedrich August Kekulé, seit 1895 Kekule von Stradonitz, (* 7. September 1829 in Darmstadt; † 13. Juli 1896 in Bonn) war ein deutscher Chemiker und Naturwissenschaftler, der die Grundlagen für die moderne Strukturtheorie der organischen Chemie legte.

Leben und Werk

August Kekulé wurde 1829 als Sohn einer Darmstädter Beamtenfamilie mit adeligen böhmischen Vorfahren. Sein Vater Ludwig Karl Kekule war Oberkriegsrat und Rosenzüchter. Kekulé besuchte das humanistische Ludwig-Georgs-Gymnasium in Darmstadt und war ein guter Schüler mit einer Begabung für Sprachen, so dass er neben Deutsch auch Französisch, Italienisch und Englisch sprach.

Da Kekulé ein begnadeter Zeichner war und sein Vater eng mit berühmten Architekten befreundet war, begann er nach dem Abitur an der Universität Gießen Architektur bei Hugo von Ritgen zu studieren. Als er Vorlesungen von Justus von Liebig hörte, wandte er sich aber der Chemie zu. Für ein Semester besuchte er das Polytechnikum in Darmstadt und studierte danach bei Jean Baptiste Dumas an der Pariser Sorbonne, wo er auch Charles Frédéric Gerhardt und Adolphe Wurtz kennen lernte. 1852 promovierte er bei Liebig mit der Arbeit „Über die Amyloxydschwefelsäure und einige ihrer Salze“. Anschließend wurde er Assistent beim Liebig-Schüler Adolph von Planta (1820–1895) in Schloss Reichenau, Graubünden (Schweiz).

Kekulés kreative Phase begann, als er von 1854 bis 1855 als Assistent von John Stenhouse im St Bartholomew’s Hospital in London tätig war, wo er sich auch mit Alexander William Williamson anfreundete. Als erster Chemiker führte er hier den Schwefel in organische Verbindungen durch Ersetzung eines Sauerstoffs ein und synthetisierte so Thiocarbonsäuren und Mercaptane aus Diphosphorpentasulfid.[1]

1856 habilitierte sich Kekulé an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und war dort von 1856 bis 1858 Privatdozent und lieferte sich hitzige Debatten mit Adolf von Baeyer. 1858 wurde er unter anderem durch Liebigs Fürsprache ordentlicher Professor für Chemie an der Universität Gent in Belgien und folgte 1867 einem Ruf der Universität Bonn.

1862 heiratete Kekulé in Gent die Engländerin Stephanie Drory (* 1842), die nur zwei Tage nach der Geburt ihres Sohnes Stephan an Kindbettfieber starb. Aus Kekulés 1876 geschlossener zweiten Ehe mit Luise Högel (1845–1920) gingen weitere drei Kinder hervor.

Kekulé war mehr Theoretiker als praktischer Chemiker und seine Ideen waren teilweise sehr spekulativ. Sein Arbeitsgebiet war die Kohlenstoff-Chemie und die Aufklärung der Konstitution aromatischer Verbindungen. Sein besonderes Interesse galt dabei der Darstellung organischer Molekülen durch Strukturformeln. Er erkannte gleichzeitig mit A. S. Couper 1858 die Vierwertigkeit des Kohlenstoffs und das Vorhandensein von Kohlenstoff-Kohlenstoff-Bindungen. Kekulé gebrauchte zunächst noch die Begriffe „atomig“ oder „basisch“ für die Angabe der Anzahl der Bindungspartner eines Atoms, benutze dann aber auch den 1868 von seinem Schüler Hermann Wichelhaus eingeführten Begriff der Wertigkeit.[2] 1858 postulierte Kekulé:[3][4]

  • Kohlenstoffatome können sich zu Ketten in beliebiger Länge und Komplexität verbinden.
  • Kohlenstoffatome sind immer 4-wertig, können also vier Bindungen eingehen (Anm.: Kekulé war der erste Chemiker, der dies formulierte).
  • Die Zahl der einwertigen Bindungspartner an einer linearen Kohlenstoffkette mit n C-Atomen ist (2*n + 2).
  • Die Untersuchung von Reaktionen ermöglicht es, Informationen über die Anordnung der Atome zu gewinnen.

In seinem ebenfalls 1858 erschienen Lehrbuch der organischen Chemie entwickelte er seine Ideen zur Strukturchemie und wendete in seinem Lehrbuch von 1864 die Strukturformeln zur Darstellung organischer Moleküle an. 1865 veröffentlichte er erstmals seinen berühmten Vorschlag zur Struktur des Benzolrings in einer französischen Zeitschrift und 1866 auf Deutsch in Liebigs Annalen unter dem Titel Untersuchungen ueber aromatische Verbindungen.[5]

Kekulé starb 1896 in Bonn und wurde in einem Ehrengrab auf dem Poppelsdorfer Friedhof beigesetzt.

Literatur

Weblinks

Commons: Friedrich August Kekulé von Stradonitz - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wikisource: August Kekulé – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Justus Liebigs Annalen der Chemie, 90 (1854), S. 309–316.
  2. Der gedankliche Vorläufer der Wertigkeit oder Valenz war die von Edward Frankland 1852 in die organische Chemie eingeführte Sättigungskapazität.
  3. Justus Liebigs Annalen der Chemie, 104 (1857), S. 129–150.
  4. Justus Liebigs Annalen der Chemie, 106 (1858), S. 129–159.
  5. Lieb. Ann. 137 (1866), 129–196.


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