Quelltext der Seite Hera

[[Bild:Hera Campana Louvre Ma2283.jpg|miniatur|Hera Campana. Römische Kopie eines griechischen Originals (ca. 2. Jahrhundert v. Chr., [[Wikipedia:Louvre|Louvre]], Paris)]]
[[Bild:Hera Barberini Chiaramonti II.14.jpg|miniatur|Kopf der Hera. Römische Kopie aus der Kaiserzeit ([[Wikipedia:Museo Chiaramonti|Museo Chiaramonti]], Rom)]]
'''Hera''' ({{ELSalt|Ἥρα}}) ist in der [[Wikipedia:Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] die Gattin und gleichzeitig die Schwester von [[Zeus]] und somit die Tochter von [[Kronos]] und [[Rhea (Mythologie)|Rhea]]. Der Name ''Hera'' ist die weibliche Form von ''Heros'' (Herr).

Hera wurde auf [[Wikipedia:Samos|Samos]] unter einem [[Wikipedia:Keuschbaum|Keuschbaum]] (Lygos) geboren.<ref>Marielouise Cremer: ''Hieros gamos im Orient und in Griechenland''. In: [[Wikipedia:Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik|Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik]] 48, 1982, S. 283–290</ref> Einmal im Jahr vereinigte sie sich auf Samos mit ihrem Gatten [[Zeus]] unter einem [[Wikipedia:Keuschbaum|Keuschbaum]] („[[Hierogamie|Heilige Hochzeit]]“). Ein Bad im [[Wikipedia:Imbrasos|Imbrasos]] erneuerte danach ihre Jungfräulichkeit. Die Feiern der [[Wikipedia:Tonaia|Tonaia]], bei dem das Kultbild der Göttin mit Keuschbaumzweigen umwunden wurde, erinnerte an dieses Ereignis. Dieser Baum stand am Altar im [[Wikipedia:Heraion von Samos|Heraion von Samos]] und wurde unter anderem von [[Wikipedia:Pausanias|Pausanias]] beschrieben.<ref>Pausanias 7, 4, 4</ref> Ihre Kinder – [[Ares]], [[Hebe (Mythologie)|Hebe]], [[Wikipedia:Eileithyia|Eileithyia]] und [[Hephaistos]] – entstammen alle der Ehe mit ihrem Bruder Zeus.

Zu Heras Attributen zählen der [[Wikipedia:Kuckuck|Kuckuck]], der Pfau, die Kuh und der [[Wikipedia:Granatapfel|Granatapfel]]. Sie wird gewöhnlich dargestellt mit Krone bzw. Diadem und einem Zepter.

== Charakterdeutung ==
Hera beobachtet eifersüchtig die zahlreichen Liebschaften von Zeus und bekundet ihren Ärger durch Schmollen oder Gezänk. Zu tätigem Widerstand fehlt ihr jedoch der Mut; droht er ihr, so lenkt sie schnell ein, weiß sich dann aber der [[Wikipedia:Täuschung#List|List]] zu bedienen. Bereits [[Wikipedia:Homer|Homer]] schildert dies nicht ohne Ironie (laut [[Wikipedia:Egon Friedell|Egon Friedell]] hat er damit die „unverstandene Frau“ charakterisiert). Sie verfolgt jedoch seine unehelichen Kinder. [[Dionysos]] wird in Raserei gestürzt, das gleiche Los trifft [[Wikipedia:Athamas|Athamas]], weil er Erzieher dieses Gottes war, sowie [[Wikipedia:Ino|Ino]], die ihn von [[Hermes]] zur Pflege empfangen hatte.

== Funktion ==
Hera ist Wächterin über die eheliche Sexualität. Ihr obliegt der Schutz der [[Ehe]] und der Niederkunft. In [[Wikipedia:Argos (Stadt)|Argos]] wurde sie als [[Wikipedia:Eileithyia|Eileithyia]], als Geburtsgöttin verehrt. In der [[Theogonie]] des [[Wikipedia:Hesiod|Hesiod]] wird Eileithyia (auch: Ilithya) jedoch nicht von Hera selbst verkörpert; sie ist dort die Tochter von Hera und Zeus.

Als ''Hera Zygia'' ist sie Schutzherrin der Hochzeitsnacht.

== Gleichsetzungen ==
Im westlichen Mittelmeer wurde die Göttin [[Astarte]] in ihrer Eigenschaft als Himmelskönigin oft der Hera gleichgesetzt.<ref>Stephanie L. Budin: ''A Reconsideration of the Aphrodite-Ashtart Syncretism.'' In:  Numen 51, 2004, S. 99</ref> Auch die römische Göttin [[Wikipedia:Juno (Mythologie)|Juno]] wurde ihr gleichgesetzt.

== Hera in den bildenden Künsten ==
[[Bild:James Barry 001.jpg|miniatur|Jupiter und Juno auf dem Berge Ida. Detail eines Gemäldes von [[Wikipedia:James Barry|James Barry]] (Öl,&nbsp;1789–1799, Art Galleries, [[Wikipedia:Sheffield|Sheffield]])]]
[[Datei:Hera Prometheus Cdm Paris 542.jpg|thumb|Hera und Prometheus, Schaleninnenbild]]
Die plastischen Darstellungen der Hera, deren wir aber aus griechischen Zeit nur sehr wenige haben, halten sich vornehmlich an die Schilderung Homers: große, runde, offene Augen (''boopis'' „rindsäugig“), strenger, majestätischer Gesichtsausdruck, ein etwas hervortretendes Kinn (die unbeugsame Entschlossenheit des Willens ausdrückend), Körperformen einer blühenden [[Wikipedia:Matrone|Matrone]]; dazu züchtige Bekleidung: aufgeschürzter [[Wikipedia:Chiton|Chiton]], der nur Hals und Arme bloß lässt, mit weitem, die ganze Gestalt verhüllendem Obergewand, die königliche Kopfbinde (''[[Wikipedia:Corona (Antike)|stephane]]''), öfters auch ein Schleier.

Der [[Wikipedia:Granatapfel|Granatapfel]] in ihrer Hand ist das [[Symbol]] der Fruchtbarkeit, die auch jene Äpfel bezeichnen, welche [[Gaia (Mythologie)|Gaia]] bei ihrer Hochzeit hatte wachsen lassen. Die gewöhnlichsten Attribute sind außerdem: das Zepter als Zeichen der Herrschaft, die ''Patera'' oder Opferschale in der Hand, Blumen und Blätter (als Symbole des Natursegens) sowie der [[Wikipedia:Asiatische Pfauen|Pfau]] zu ihren Füßen. Ein Mythos berichtet, dass Hera die „Augen“ auf den Federn des Pfaus ihrem hundertäugigen  Hirten [[Argos (Riese)|Argos]] nach dessen Tod entnommen und auf die Federn des Pfaus gefügt haben soll. Auch der [[Wikipedia:Kuckuck|Kuckuck]] ist ihr heilig. Als Zeus sich in seine Schwester Hera verliebt hatte, ließ er ein Unwetter kommen und verwandelte sich in einen Kuckuck, den die mitleidige Hera in ihrem Gewand barg, wo sich Zeus zurückverwandelte und mit ihr schlief.

Das berühmteste Bildnis der Hera war die kolossale [[Wikipedia:Chryselephantin|Goldelfenbeinstatue]] des [[Wikipedia:Polyklet|Polyklet]] im [[Wikipedia:Heraion von Argos|Heraion von Argos]], von dem römische Münzbilder eine Vorstellung geben. Hera sitzt hier auf einem reich geschmücktem Thron, die Stirn mit einem [[Wikipedia:Diadem|Diadem]] geschmückt, worauf die [[Wikipedia:Chariten|Chariten]] und [[Horen (Mythologie)|Horen]] im Relief gebildet waren; in der einen Hand hielt sie einen Granatapfel, in der anderen das Zepter, auf dem der Kuckuck saß. Die Strenge dieser älteren Auffassung ist bewahrt in dem [[Wikipedia:Farnese|Farnesischen]] Herakopf in Neapel, während jüngere Werke mehr das Frauenhafte oder Königliche in der Göttin betonen. Der Kopf der ''Hera Ludovisi'' in Rom vereinigt beide Aspekte.

Unter den Statuen sind die bedeutendsten: die „Barberinische [[Wikipedia:Juno (Mythologie)|Juno]]“ im [[Wikipedia:Vatikanische Museen|Vatikan]] zu Rom und ein Marmortorso aus [[Ephesos]], heute in Wien; erstere gibt das Motiv der ''Hera Teleia'' (''Iuno Pronuba'', die, welche Erfüllung bringt), deren berühmtestes Bild [[Wikipedia:Praxiteles|Praxiteles]] für [[Wikipedia:Plataiai|Plataiai]] geschaffen hatte. Eine eigentümliche Gestaltung der Göttin, die aber die Kunst wenig beschäftigt hat, ist die ''Hera Eileithyia'' (''Iuno Lucina'', die den Gebärenden beisteht). Unter den Mythen der Hera ist die heilige Hochzeit mit Zeus am häufigsten behandelt worden.

== Siehe auch ==
* [[Wikipedia:Hera-Tempel|Hera-Tempel]]

== Literatur ==
* {{DNP|5|357|360|Hera|[[Wikipedia:Fritz Graf|Fritz Graf]]}}
* [[Wikipedia:Karl Kerényi|Karl Kerényi]]: ''Zeus und Hera. Urbild des Vaters, des Gatten und der Frau.'' Studies in the history of religions 20. Brill, Leiden 1972, ISBN 90-04-03428-5.
* {{LIMC|4|659|719|Hera|A. Kossatz-Deissmann}}
* Joan V. O’Brien: ''The transformation of Hera. A study of ritual, hero, and the goddess in the „Iliad“.'' Rowman & Littlefield, Lanham, Md. 1993, ISBN 0-8476-7807-5.
* [[Wikipedia:Walter Pötscher|Walter Pötscher]]: ''Hera. Eine Strukturanalyse im Vergleich mit Athena.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1987, ISBN 3-534-03131-8.
* {{Roscher|1,2|2075|2133|Hera|Wilhelm Heinrich Roscher}}

== Weblinks ==
{{Commonscat|Hera|Hera}}
{{Wiktionary}}
* [http://www.theoi.com/Olympios/Hera.html Hera] im Theoi Project (engl.)

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Navigationsleiste Die zwölf olympischen Götter}}
{{Normdaten|TYP=p|GND=118549413}}

[[Kategorie:Griechische Gottheit]]
[[Kategorie:Weibliche Gottheit]]
[[Kategorie:Olympische Götter|106]]

{{Wikipedia}}