Monismus und Kategorie:Geschichte des Anarchismus: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
 
imported>Joachim Stiller
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 1: Zeile 1:
Der '''Monismus''' ist ein [[Philosophie|philosophisches]] System, das, im Gegensatz zum [[Dualismus]] und [[Pluralismus]], alles Weltgeschehen auf ein einziges Grundprinzip, sei es nun [[geist]]ig ([[Spiritualismus]], [[Idealismus]], [[Phänomenalismus]]) oder [[materiell]] ([[Materialismus]], [[Physikalismus]], [[Realismus]]), zurückführen will.
Diese Kategorie dient der Auflistung von für den [[Anarchismus]] bedeutenden historischen Ereignissen.


== Der Ursprung des Monismus bei den semitischen Völkern ==
*'''{{WikipediaDE|Kategorie:Geschichte des Anarchismus}}'''


{{GZ|Es gibt zwei geistige Strömungen in der Menschheit. Die eine geistige
[[Kategorie:Geschichtswissenschaft nach Fachgebiet|Anarchismus]]
Strömung muß man nennen, wenn man sie richtig bezeichnen will, diejenige,
[[Kategorie:Geschichte des Anarchismus|!]]
die von dem Pluralismus, man könnte auch sagen, von der Monadologie
[[Kategorie:Geschichte nach Thema|Anarchismus]]
ausgeht, die also vorzugsweise in einer Vielheit von Wesenheiten
[[Kategorie:Anarchismus]]
und Kräften den Ursprung und die Quelle des Daseins sieht. Sie
können nun überall in der Welt umherschauen, in irgendeiner Weise
werden Sie sehen, daß die Völker der nachatlantischen Zeit von Vielheiten
des Göttlichen ausgegangen sind. Beginnen Sie bei der Dreiheit
des alten Indertums, die sich später ausgelebt hat in Brahma, Shiva und
Vishnu. Sehen Sie auf die deutsche Mythologie, so finden Sie die Dreiheit
von Odin, Hönir und Lödur und so weiter. So werden Sie überall
eine Dreiheit und diese in eine Vielheit gegliedert finden. Sie sehen
diese Eigentümlichkeit aber nicht nur da, wo sozusagen Göttermythen
und Götterlehren auftreten, sondern auch in den Philosophien, wo uns
dieselbe als Monadologie entgegentritt. Das ist die eine Strömung, welche,
weil sie von der Vielheit ausgeht, die größtmögliche Mannigfaltigkeit
annehmen kann. Man könnte sagen: In der nachatlantischen Zeit,
vom weitesten Osten in Indien und im weiten Bogen durch Asien hindurch
bis nach Europa, hat dieser Dienst der Vielheit, der sich im
Grunde genommen in unserer geisteswissenschaftlichen Weltanschauung
dadurch ausdrückt, daß wir eine Summe der verschiedensten
Wesenheiten, der verschiedensten Hierarchien anerkennen, seine mannigfaltigsten
Vertretungen und Ausgestaltungen gewonnen.
 
Diesem Dienste der Vielheit mußte eine synthetische, eine zusammenfassende
Bewegung gegenüberstehen, eine Bewegung, die streng ausging
von dem Monon, dem Monismus. Die eigentlichen Inspiratoren, die
Impulsgeber alles Monotheismus und Monismus, aller Einheitsgöttlichkeit
sind die semitischen Völker. Bei ihnen liegt es in der Natur, und —
wenn Sie sich erinnern an das, was heute morgen gesagt wurde — es
liegt bei ihnen im Blut, den Einheitsgott, das Monon zu vertreten.
Wenn der Mensch hinaussieht in das große Weltendasein, dann
würde er aber nicht weit kommen, wenn er immer nur betonte: Eine
Einheit, ein Monon liegt der Welt zugrunde. Der Monismus oder Monotheismus
allein genommen ist dasjenige, was nur ein letztes Ideal
darstellen kann. Dies würde aber niemals zu einer wirklichen Welterfassung,
zu einer durchgreifenden konkreten Weltanschauung führen
können. Doch es mußte in der nachatlantischen Zeit auch die Strömung
des Monotheismus ihre Vertretung finden, so daß einem Volke übertragen
war, das Ferment, den Impuls zu geben zu diesem Monotheismus.
Diese Aufgabe war dem semitischen Volke übertragen. Daher
sehen Sie, wie sozusagen mit einer gewissen abstrakten Strenge, einer
abstrakten Unerbittlichkeit das monistische Prinzip gerade in diesem
Volke vertreten wird, und alle anderen Völker haben insofern, als sie
ihre verschiedenen göttlichen Wesenheiten in eine Einheit zusammenfassen,
den Impuls dazu bekommen von dieser Seite her. Der monistische
Impuls ist immer von dieser Seite gekommen. Die anderen Völker
haben pluralistische Impulse.|121|123ff}}
 
== Der Monismus in Rudolf Steiners «Philosophie der Freiheit» ==
 
In seiner «[[Philosophie der Freiheit]]» ([[GA 4]]) hat [[Rudolf Steiner]] einen Monismus vertreten, der „''den einseitigen Realismus mit dem Idealismus zu einer höheren Einheit vereinigt.''“ {{GZ||4|124}}
 
{{GZ|Für den naiven Realismus ist die wirkliche Welt eine
Summe von Wahrnehmungsobjekten; für den metaphysischen
Realismus kommt außer den Wahrnehmungen auch
noch den unwahrnehmbaren Kräften Realität zu; der Monismus
setzt an die Stelle von Kräften die ideellen Zusammenhänge,
die er durch sein Denken gewinnt. Solche Zusammenhänge
aber sind die ''[[Naturgesetz]]e''. Ein Naturgesetz ist ja
nichts anderes als der begriffliche Ausdruck für den Zusammenhang
gewisser Wahrnehmungen.
 
Der Monismus kommt gar nicht in die Lage, außer Wahrnehmung
und Begriff nach anderen Erklärungsprinzipien
der Wirklichkeit zu fragen. Er weiß, daß sich im ganzen Bereiche der Wirklichkeit ''kein Anlaß'' dazu findet. Er sieht in
der Wahrnehmungswelt, wie sie unmittelbar dem Wahrnehmen
vorliegt, ein halbes Wirkliches; in der Vereinigung
derselben mit der Begriffswelt findet er die volle Wirklichkeit.
Der metaphysische Realist kann dem Anhänger des
Monismus einwenden: Es mag sein, daß für deine Organisation
deine Erkenntnis in sich vollkommen ist, daß kein
Glied fehlt; du weißt aber nicht, wie sich die Welt in einer
Intelligenz abspiegelt, die anders organisiert ist als die deinige.
Die Antwort des Monismus wird sein: Wenn es andere
Intelligenzen gibt als die menschlichen, wenn ihre Wahrnehmungen
eine andere Gestalt haben als die unsrigen, so hat
für mich Bedeutung nur dasjenige, was von ihnen zu mir
durch Wahrnehmen und Begriff gelangt. Ich bin durch mein
Wahrnehmen, und zwar durch dieses spezifische menschliche
Wahrnehmen als Subjekt dem Objekt gegenübergestellt.
Der Zusammenhang der Dinge ist damit unterbrochen. Das
Subjekt stellt durch das Denken diesen Zusammenhang wieder
her. Damit hat es sich dem Weltganzen wieder eingefügt.
Da nur durch unser Subjekt dieses Ganze an der Stelle zwischen
unserer Wahrnehmung und unserem Begriff zerschnitten
erscheint, so ist in der Vereinigung dieser beiden auch
eine wahre Erkenntnis gegeben. Für Wesen mit einer andern
Wahrnehmungswelt (zum Beispiel mit der doppelten Anzahl
von Sinnesorganen) erschiene der Zusammenhang an
einer andern Stelle unterbrochen, und die Wiederherstellung
müßte demnach auch eine diesen Wesen spezifische Gestalt
haben. Nur für den naiven und den metaphysischen Realismus,
die beide in dem Inhalte der Seele nur eine ideelle Repräsentation
der Welt sehen, besteht die Frage nach der
Grenze des Erkennens. Für sie ist nämlich das außerhalb
des Subjektes Befindliche ein Absolutes, ein in sich Beruhendes,
und der Inhalt des Subjektes ein Bild desselben, das
schlechthin außerhalb dieses Absoluten steht. Die Vollkommenheit
der Erkenntnis beruht auf der größeren oder geringeren
Ähnlichkeit des Bildes mit dem absoluten Objekte.
Ein Wesen, bei dem die Zahl der Sinne kleiner ist, als beim
Menschen, wird weniger, eines, bei dem sie größer ist, mehr
von der Welt wahrnehmen. Das erstere wird demnach eine
unvollkommenere Erkenntnis haben als das letztere.
 
Für den Monismus liegt die Sache anders. Durch die
Organisation des wahrnehmenden Wesens wird die Gestalt
bestimmt, wo der Weltzusammenhang in Subjekt und Objekt
auseinandergerissen erscheint. Das Objekt ist kein absolutes,
sondern nur ein relatives, in bezug auf dieses bestimmte
Subjekt. Die Überbrückung des Gegensatzes kann
demnach auch nur wieder in der ganz spezifischen, gerade
dem menschlichen Subjekt eigenen Weise geschehen. Sobald
das Ich, das in dem Wahrnehmen von der Welt abgetrennt
ist, in der denkenden Betrachtung wieder in den Weltzusammenhang
sich einfügt, dann hört alles weitere Fragen, das
nur eine Folge der Trennung war, auf.
 
Ein anders geartetes Wesen hätte eine anders geartete Erkenntnis.
Die unsrige ist ausreichend, um die durch unser
eigenes Wesen aufgestellten Fragen zu beantworten.|4|124ff}}
 
Die gesamte [[Erscheinung]]swelt, die sich der inneren ([[Seele|seelischen]]) und äußeren ([[sinnlich]]en) [[Wahrnehmung]] darbietet, hat unvermeidlich einen durchgehend [[Pluralismus|pluralistischen]] Charakter. Die durch die verschiedenen [[Sinne]] vermittelten [[Sinnesqualitäten]] lassen sich grundsätzlich nicht aufeinander zurückführen. [[Farben]] lassen sich ebensowenig aus [[Bewegung]]svorgängen wie etwa aus [[Geruch|Gerüchen]] oder [[Klang]]erlebnissen ableiten und [[Gedanke]]n, [[Gefühl]]e und [[Wille]]nsipulse nicht aus [[Neurophysiologie|neurophysiologischen]] [[Gehirn]]prozessen. Das in der [[Philosophie des Geistes]] seit langem heftig diskutierte [[Leib-Seele-Problem]] ist tatsächlich ein Scheinproblem. Das einigende Band zwischen den unterschiedlichsten Erscheinungen - auch zwischen [[Gehirn]] und [[Psyche]] - kann nur durch das [[Denken]] gezogen werden, bzw. durch den [[Geist]], der das Denken tätig hervorbringt und dadurch den realen gesetzmäßigen Zusammenhang der verschiedenen Erscheinungen offenbaren kann. Dem Pluralismus der Erscheinungswelt steht damit ein geistiger Monismus gegenüber, der auch die Grundlage der [[Anthroposophie|anthroposophischen Geisteswissenschaft]] bildet.
 
== Einheitliche Naturanschauung und Erkenntnisgrenzen ==
 
{{GZ|Für den Monismus existieren demnach keine prinzipiellen
Erkenntnisgrenzen. Es kann zu irgendeiner Zeit dies oder jenes
unaufgeklärt sein, weil wir zeitlich oder räumlich noch nicht in
der Lage waren, die Dinge aufzufinden, welche dabei im Spiele
sind. Aber was heute noch nicht gefunden ist, kann es morgen
werden. Die hierdurch bedingten Grenzen sind nur zufällige, die
mit dem Fortschreiten der Erfahrung und des Denkens verschwinden.
In solchen Fällen tritt dann die Hypothesenbildung in ihr
Recht ein. Hypothesen dürfen nicht über etwas aufgestellt werden,
das unserer Erkenntnis prinzipiell unzugänglich sein soll. Die
atomistische Hypothese ist eine völlig unbegründete. Eine Hypothese
kann nur eine Annahme über einen Tatbestand sein, der
uns aus zufälligen Gründen nicht zugänglich ist, der aber seinem
Wesen nach der uns gegebenen Welt angehört. Berechtigt ist zum
Beispiel eine Hypothese über einen bestimmten Zustand unserer
Erde in einer längst verflossenen Periode. Zwar kann dieser Zustand
nie Objekt der Erfahrung werden, weil mittlerweile ganz
andere Bedingungen eingetreten sind. Wenn aber ein wahrnehmendes
Individuum zu der vorausgesetzten Zeit dagewesen
wäre, dann hätte es den Zustand wahrgenommen. Unberechtigt
dagegen ist die Hypothese, daß alle Empfindungs''qualitäten'' nur
quantitativen Vorgängen ihre Entstehung verdanken, weil qualitätslose
Vorgänge nicht wahrgenommen werden können.
 
Der Monismus oder die einheitliche Naturerklärung geht aus
einer kritischen Selbstbetrachtung des Menschen hervor. Diese
Betrachtung führt uns zur Ablehnung aller ''außerhalb'' der Welt
gelegenen erklärenden Ursachen derselben. Wir können diese Auffassung
aber auch auf das praktische Verhältnis des Menschen zur
Welt ausdehnen. Das menschliche Handeln ist ja nur ein spezieller
Fall des allgemeinen Weltgeschehens. Seine Erklärungsprinzipien
dürfen daher gleichfalls nur ''innerhalb'' der uns gegebenen
Welt gesucht werden. Der Dualismus, der die Grundkräfte der
uns vorliegenden Wirklichkeit in einem uns unzugänglichen Reiche
sucht, versetzt dahin auch die Gebote und Normen unseres Handelns.
Auch Kant ist in diesem Irrtume befangen. Er hält das
Sittengesetz für ein Gebot, das von einer uns fremden Welt dem
Menschen auferlegt ist, für einen kategorischen Imperativ, dem er
sich zu fügen hat, auch dann, wenn seine eigene Natur Neigungen
entfaltet, die einer solchen aus einem Jenseits in unser Diesseits
hereintönenden Stimme sich widersetzen. Man braucht sich
nur an Kants bekannte Apostrophe an die Pflicht zu erinnern,
um das erhärtet zu finden: «Pflicht! du erhabener großer Name,
der du nichts Beliebtes, was Einschmeichelung bei sich führt, in
dir fassest, sondern Unterwerfung verlangst», der du «ein Gesetz
aufstellst..., vor dem alle Neigungen verstummen, wenn sie gleich
im geheimen ihm entgegenwirken.» Einem solchen von außen
der menschlichen Natur aufgedrungenen Imperativ setzt der Monismus
die aus der Menschenseele selbst geborenen sittlichen Motive
entgegen. Es ist eine Täuschung, wenn man glaubt, der Mensch
könne nach anderen als selbstgemachten Geboten handeln. Die
jeweiligen Neigungen und Kulturbedürfnisse erzeugen gewisse
Maximen, die wir als unsere sittlichen Grundsätze bezeichnen. Da
gewisse Zeitalter oder Völker ähnliche Neigungen und Bestrebungen
haben, so werden die Menschen, die denselben angehören,
auch ähnliche Grundsätze aufstellen, um sie zu befriedigen. Jedenfalls
aber sind solche Grundsätze, die dann als ethische Motive
wirken, durchaus nicht von außen eingepflanzt, sondern aus den
Bedürfnissen heraus geboren, also ''innerhalb'' der Wirklichkeit
erzeugt, in der wir leben. Der Moralkodex eines Zeitalters oder
Volkes ist einfach der Ausdrück dafür, wie man innerhalb derselben
den herrschenden Kulturzielen am besten sich zu nähern
glaubt. So wie die Naturwirkungen aus Ursachen entspringen, die
''innerhalb'' der gegebenen Natur liegen, so sind unsere sittlichen
Handlungen die Ergebnisse von Motiven, die innerhalb unseres
Kulturprozesses liegen. Der Monismus sucht also den Grund
unserer Handlungen im strengsten Sinne des Wortes innerhalb
der menschlichen Natur. Er macht dadurch den Menschen aber
auch zu seinem eigenen Gesetzgeber. Der Dualismus fordert Unterwerfung
unter die von irgendwoher geholten sittlichen Gebote;
der Monismus weist den Menschen auf sich selbst, auf seine autonome
Wesenheit. Er macht ihn zum Herrn seiner selbst. Erst vom
Standpunkte des Monismus aus können wir den Menschen als
wahrhaft ''freies'' Wesen im ethischen Sinne auffassen.|30|64ff}}
 
== Siehe auch ==
 
* {{Eisler|Monismus}}
 
== Literatur ==
# Rudolf Steiner: ''Die Philosophie der Freiheit'', [[GA 4]] (1995), ISBN 3-7274-0040-4 {{Schriften|004}}
#Rudolf Steiner: ''Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie'', [[GA 121]] (1982), 5. Aufl., ISBN 3-7274-1210-0 {{Vorträge|121}} ; 6. Aufl., stark bearbeitete und erweiterte Neuauflage 2017: ISBN 3727412119,  (''Die überarbeitete 6. Auflage enthält neu eine Darstellung der Textgrundlagen, ein Verzeichnis sämtlicher Korrekturen Steiners und einen vollständig neu bearbeiteten Kommentar. (Verlagsauskunft))''
 
{{GA}}
 
 
[[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Monismus]]

Version vom 30. April 2021, 18:29 Uhr

Diese Kategorie dient der Auflistung von für den Anarchismus bedeutenden historischen Ereignissen.