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Der '''Lebensgeist''' ([[Wikipedia:Sanskrit|skrt.]] [[Buddhi]]; {{ELSalt|Χριστός}}, [[Chrestós]]; {{EnS|life spirit}}) ist das zweite der drei geistigen [[Wesensglied]]er des Menschen. In der [[jüdisch]]en [[Kabbala]] wird der Lebensgeist  [[Chaja]] ({{HeS|‎חיה}}) genannt und ist am [[Lebensbaum der Kabbala]] in der zweiten [[Sephira]] [[Chochmah]] ([[Weisheit]]) zentriert. Nach [[Rudolf Steiner]] steht dafür auch der [[hebräisch]]e Ausdruck [[Kohelet]] ({{HeS|קהלת}}, ''Prediger, Versammler, Gemeindeleiter'') {{Lit|{{G|116|83}}}}.
==Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften (1884 - 1897)==
===Zugleich eine Grundlegung der Geisteswissenschaft (Anthroposophie)===


Rudolf Steiner hat bereits in diesem Frühwerk die [[Philosophie|philosophische]] Grundlage der später von entwickelten [[Anthroposophie|anthroposophischen Geisteswissenschaft]] charakterisiert, die durch rein [[geistige Wahrnehmung]] die [[geistige Welt]] erforschen will. Der Kerngedanke dabei ist, dass mit dem [[Denken]] bereits diese rein geistige Wahrnehmung beginnt:
Der Lebensgeist wird gebildet, indem das menschliche [[Ich]] nach und nach die ''bewusste'' Herrschaft über die tiefergehenden Lebensgewohnheiten und Charaktereigenschaften gewinnt und dadurch an der Verwandlung des [[Ätherleib]]es arbeitet. Diese Arbeit verlangt eine noch viel intensivere Anstrengung als die [[Läuterung]] der [[Trieb]]e und [[Begierde]]n des [[Astralleib]]es. Besonders förderlich sind hier alle echten religösen Impulse, die der Mensch zu einem festen Bestandteil seines Lebens macht, aber auch all die Kräfte, die er aus wahrer Kunst schöpfen kann. Je weiter diese Arbeit voranschreitet, desto mehr beginnt sich das Ich des Menschen mit der schöpferischen Kraft des Lebensgeistes zu erfüllen.


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"Wer dem Denken seine über die Sinnesauffassung
"... vergleichen Sie sich, so wie Sie gegenwärtig sind, mit sich, als Sie zehn Jahre alt waren. Wie viel haben Sie seitdem an Kenntnissen hinzugelernt, und wie wenig hat Ihr Charakter sich geändert! Der Inhalt der Seele hat sich ganz gründlich geändert, die Gewohnheiten und Neigungen aber nur sehr gering. Wer als Kind jähzornig, vergeßlich, neidisch, unaufmerksam war, der ist es oft auch noch als Erwachsener. Wie sehr haben sich unsere Vorstellungen und Gedanken, wie sehr wenig unsere Gewohnheiten geändert! Das gibt Ihnen einen Anhalt, um abzuschätzen, wie viel zäher, fester, schwerer bildsam der Ätherleib gegenüber dem Astralleib ist. Umgekehrt, wie viel fruchtbarer und folgenreicher eine am Ätherleib erzielte Verbesserung!
hinausgehende Wahrnehmungsfähigkeit zuerkennt, der muss
ihm notgedrungen auch Objekte zuerkennen, die über die
bloße sinnenfällige Wirklichkeit hinaus liegen. Die Objekte des
Denkens sind aber die ''Ideen''. Indem sich das Denken der Idee
bemächtigt, verschmilzt es mit dem Urgrunde des
Weltendaseins; das, was außen wirkt, tritt in den Geist des
Menschen ein: er wird mit der objektiven Wirklichkeit auf ihrer
höchsten Potenz eins. ''[[Das Gewahrwerden der Idee in der Wirklichkeit ist die wahre Kommunion des Menschen]].''


Das Denken hat den Ideen gegenüber dieselbe Bedeutung wie
Als Beispiel für das verschiedene Tempo der Umwandlungsmöglichkeit kann der Satz gelten: Was Sie gelernt und erfahren haben, das hat sich verändert wie der Minutenzeiger der Uhr, Ihre Gewohnheiten wie der Stundenzeiger. Lernen ist leicht, abgewöhnen schwer. An den Schriftzügen von damals kann man Sie jetzt noch erkennen, die gehören nämlich auch zu den Gewohnheiten. Leicht ist es Ansichten und Kenntnisse, schwer Gewohnheiten zu ändern. Dieses so zähe Ding, Gewohnheit, rasch zu ändern, das ist die Aufgabe des Chela. Das bedeutet, ein anderer Mensch zu werden, indem man sich einen anderen Ätherleib schafft, also Lebensleib in Lebensgeist verwandelt. Damit bekommt man die Wachstumskräfte in seine Hand. Gewohnheiten gehören zu den offenbaren Wachstumskräften. Zerstöre ich sie, so wird Wachstumskraft, vis vitalis, zu meiner Verfügung frei, zu meiner Bewußtseinsdirigierung. Christus sagt: «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.» - Christus ist die Personifikation der Kraft, die den Lebensleib ändert." {{lit|{{G|94|241}}}}
das Auge dem Lichte, das Ohr dem Ton gegenüber. ''Es ist Organ der Auffassung.''
 
Diese Ansicht ist in der Lage, zwei Dinge zu vereinigen,
die man heute für völlig unvereinbar hält: empirische Methode
und Idealismus als wissenschaftliche Weltansicht.
Man glaubt, die Anerkennung der ersteren habe die Abweisung
des letzteren im Gefolge. Das ist durchaus nicht
richtig. Wenn man freilich die Sinne für die einzigen Auffassungsorgane
einer objektiven Wirklichkeit hält, so muß
man zu dieser Ansicht kommen. Denn die Sinne liefern
bloß solche Zusammenhänge der Dinge, die sich auf mechanische
Gesetze zurückführen lassen. Und damit wäre
die mechanische Weltansicht als die einzig wahre Gestalt
einer solchen gegeben. Dabei begeht man den Fehler, daß
man die andern ebenso objektiven Bestandteile der Wirklichkeit,
die sich auf mechanische Gesetze ''nicht'' zurückführen
lassen, einfach übersieht. Das objektiv Gegebene
deckt sich durchaus nicht mit dem ''sinnlich'' Gegebenen, wie
die mechanische Weltauffassung glaubt. Das letztere ist
nur die Hälfte des Gegebenen. Die andere Hälfte desselben
sind die Ideen, die ebenso Gegenstand der Erfahrung sind,
freilich einer höheren, deren Organ das Denken ist. Auch
die Ideen sind für eine induktive Methode erreichbar.
 
Die heutige Erfahrungswissenschaft befolgt die ganz
richtige Methode: am Gegebenen festzuhalten; aber sie
fügt die unstatthafte Behauptung hinzu, daß diese Methode
nur Sinnenfällig-Tatsächliches liefern kann. Statt bei dem,
''wie''<ref name="wiewas"></ref> wir zu unseren Ansichten kommen, stehenzubleiben,
bestimmt sie von vornherein das ''Was''<ref name="wiewas"></ref> derselben. Die einzig
befriedigende Wirklichkeitsauffassung ist empirische Methode
mit idealistischem Forschungsresultate. Das ist Idealismus,
aber kein solcher, der einer nebelhaften, geträumten
''Einheit der Dinge'' nachgeht, sondern ein solcher, der den
konkreten Ideengehalt der Wirklichkeit ebenso erfahrungsgemäß
sucht wie die heutige hyperexakte Forschung den
Tatsachengehalt." {{Lit|{{G|1|125f}}}}
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==Inhalt==
Entsprechend wird der Lebensgeist, im Sanskrit [[Buddhi]] genannt, in der christlichen Terminologie auch als «[[Sohn]]» oder «[[Wort]]» bezeichnet:
[[Rudolf Steiner]] besorgte durch Vermittlung von [[Karl Julius Schröer]] in den Jahren 1884 – 1897 die Herausgabe von Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften (siehe [[GA 1 a-e]]) für Kürschners «Deutsche National-Litteratur». Die intensive Auseinandersetzung mit der Anschauungsweise [[Goethe]]s war der Ausgangspunkt für Steiners erkenntnistheoretische Arbeiten und hat sich auch auf sein gesamtes Werk ausgewirkt. Sämtliche seiner dazu verfaßten Einleitungen sind in diesem Band enthalten.


I. Einleitung<br>
<div style="margin-left:20px;">
II. Die Entstehung der Metamorphosenlehre <br>
"Aus welchem Grunde wird Buddhi das «Wort» genannt? Damit treten wir an den Rand eines der großen Mysterien heran, und wir werden sehen, welch hohe Bedeutung in der Bezeichnung «Wort» liegt.
III. Die Entstehung von Goethes Gedanken über die Bildung der Tiere<br>
IV. Über das Wesen und die Bedeutung<br>
von Goethes Schriften über organische Bildung <br>
V. Abschluß über Goethes morphologische Anschauungen <br>
VI. Goethes Erkenntnis-Art <br>
VII. Über die Anordnung der naturwissenschaftlichen Schriften Goethes <br>
VIII. Von der Kunst zur Wissenschaft <br>
IX. Goethes Erkenntnistheorie <br>
X. Wissen und Handeln im Lichte der Goetheschen Denkweise <br>
XI. Verhältnis der Goetheschen Denkweise zu anderen Ansichten <br>
XII. Goethe und die Mathematik <br>
XIII. Das geologische Grundprinzip Goethes <br>
XIV. Die meteorologischen Vorstellungen Goethes <br>
XV. Goethe und der naturwissenschaftliche Illusionismus <br>
XVI. Goethe als Denker und Forscher <br>
XVII. Goethe gegen den Atomismus <br>
XVIII. Goethes Weltanschauung in seinen „Sprüchen in Prosa”


== Anmerkungen ==
Wir haben gesehen, daß der Mensch seinen Lebensleib durchgeistigt mit der Buddhi. Was bewirkt der Lebensleib im Menschen? Wachstum und Fortpflanzung, alles, was das Lebewesen vom Mineral unterscheidet. Welches ist die höchste Äußerung des Lebensleibes? Die Fortpflanzung, das Wachstum über sich selbst hinaus. Was wird nun aus dieser letzten Äußerung des Lebensleibes, wenn der Mensch den Weg zurück zur Vergeistigung bewußt zurücklegt? Worin verwandelt sich diese Fortpflanzungskraft, was wird aus ihr, wenn sie geläutert, durchgeistigt ist? - Im menschlichen Kehlkopf haben Sie die Läuterung, die Umwandlung der Fortpflanzungskraft, und in dem artikulierten Vokallaut, im menschlichen Wort das umgewandelte Fortpflanzungsvermögen. Analog dem Gesetz «Alles ist unten wie oben» finden wir den entsprechenden Vorgang auch im Physischen: den Stimmbruch, die Mutation zur Zeit der Geschlechtsreife. Alles, was Geist wird, geht vom Wort oder vom Inhalt des Wortes aus. Das ist das allererste Hereinscheinen der Buddhi, wenn aus der menschlichen Seele der erste artikulierte Laut dringt. Ein Mantram wirkt deshalb so bedeutsam, weil es ein geistig artikuliertes Wort ist. Ein Mantram ist deshalb für den Chela das Mittel, um hinunterzuwirken in die Tiefen seiner Seele.


<references>
So haben wir im Physischen die Kraft des Fortpflanzungsvermögens, durch welche das Leben über den Eigenleib hinaus erzeugt und weitergegeben wird, zu etwas Dauerndem wird. Und wie die physischen Zeugungsorgane leibliches Leben, so geben die wortzeugenden Organe - Zunge und Kehlkopf, Odem - geistiges Leben weiter wie Zündungsapparate. Im Physiologischen ist der enge Zusammenhang zwischen Stimme und Zeugung offensichtlich. Er tritt uns entgegen im Nachtigallensang, im Balzen, Stimmwechsel, Stimmzauber, im Gesang, Gurren, Krähen, Röhren. Wir können geradezu den Kehlkopf das höhere Geschlechtsorgan nennen. Das Wort ist Zeugungskraft für neue Menschengeister, der Mensch erreicht im Worte eine vergeistigte Schöpferkraft. Heute beherrscht der Mensch die Luft mit dem Wort, indem er sie rhythmisch-organisch gestaltet, erregt, belebt. Auf höherer Stufe vermag er das in dem flüssigen und zuletzt in dem festen Element. Dann haben Sie das Wort umgestaltet zum Schöpferworte. Der Mensch wird in seiner Entwickelung das erreichen, denn es war ursprünglich so da. Der Lebensleib, hervorgeströmt aus dem Worte des Urgeistes, - das ist wörtlich zu nehmen. Die Buddhi wird das Wort genannt, weil sie nichts anderes heißt als: Ich bin." {{lit|{{G|94|243f}}}}
 
</div>
<ref name="wiewas">vgl. dazu Goethes bekannten Ausspruch: ''Das Was bedenke, mehr bedenke Wie.'' (Faust II, 2. Akt)</ref>


</references>
Veranlagt wurde der Lebensgeist bereits auf dem planetarischen Entwicklungszustand der [[Alte Sonne|alten Sonne]], wo auch der menschliche Ätherleib geschaffen wurde, doch wird sich seine Entwicklung erst in ferner Zukunft auf einem neuen planetarischen Zustand vollenden, der von Rudolf Steiner als [[Neue Venus|neue Venus]] bezeichnet wird (siehe auch -> [[Weltentwicklungsstufen]]).


==Literatur==
==Literatur==
#Rudolf Steiner: ''Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften'', [[GA 1]] (1987), ISBN 3-7274-0011-0; '''Tb 649''', ISBN 978-3-7274-6490-4 {{Schriften|001}}
#Rudolf Steiner: ''Theosophie'', [[GA 9]] (1904), Kapitel ''Das Wesen des Menschen''
;Faksimiles der Originalausgaben
#Rudolf Steiner: ''Die Geheimwissenschaft im Umriß'', [[GA 13]] (1910), Kapitel ''Wesen der Menschheit'' 
 
#Rudolf Steiner: ''Kosmogonie'', [[GA 94]] (1979), München, 28. Oktober 1906
# [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/Faksimiles/GA001_1884.pdf Ausgabe 1884]
#Rudolf Steiner: ''Der Christus-Impuls und die Entwickelung des Ich-Bewußtseins'', [[GA 116]] (1982) {{Vorträge|116}}
# [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/Faksimiles/GA001_1887.pdf Ausgabe 1887]
# [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/Faksimiles/GA001_1890.pdf Ausgabe 1890]
# [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/Faksimiles/GA001_1897.pdf Ausgabe 1897]
# [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/Faksimiles/GA001_1926.pdf Ausgabe 1926]
 
{{GA}}


==Weblinks==
{{Vorlage:GA}}
#http://www.anthroposophy.com/Steinerwerke/Steiner-GA1-01.html - Der gesamte Text online.
#[[Bild:adobepdf_small.gif]] http://anthroposophie.byu.edu/schriften/001.pdf - Der gesamte Text als PDF-Dokument.


[[Kategorie:GA]] [[Kategorie:GA (Schriften)]] [[Kategorie:Gesamtausgabe]] [[Kategorie:Taschenbücher]]
[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Wesensglieder]]

Version vom 15. Juni 2016, 14:09 Uhr

Der Lebensgeist (skrt. Buddhi; griech. Χριστός, Chrestós; eng. life spirit) ist das zweite der drei geistigen Wesensglieder des Menschen. In der jüdischen Kabbala wird der Lebensgeist Chaja (hebr. ‎חיה) genannt und ist am Lebensbaum der Kabbala in der zweiten Sephira Chochmah (Weisheit) zentriert. Nach Rudolf Steiner steht dafür auch der hebräische Ausdruck Kohelet (hebr. קהלת, Prediger, Versammler, Gemeindeleiter) (Lit.: GA 116, S. 83).

Der Lebensgeist wird gebildet, indem das menschliche Ich nach und nach die bewusste Herrschaft über die tiefergehenden Lebensgewohnheiten und Charaktereigenschaften gewinnt und dadurch an der Verwandlung des Ätherleibes arbeitet. Diese Arbeit verlangt eine noch viel intensivere Anstrengung als die Läuterung der Triebe und Begierden des Astralleibes. Besonders förderlich sind hier alle echten religösen Impulse, die der Mensch zu einem festen Bestandteil seines Lebens macht, aber auch all die Kräfte, die er aus wahrer Kunst schöpfen kann. Je weiter diese Arbeit voranschreitet, desto mehr beginnt sich das Ich des Menschen mit der schöpferischen Kraft des Lebensgeistes zu erfüllen.

"... vergleichen Sie sich, so wie Sie gegenwärtig sind, mit sich, als Sie zehn Jahre alt waren. Wie viel haben Sie seitdem an Kenntnissen hinzugelernt, und wie wenig hat Ihr Charakter sich geändert! Der Inhalt der Seele hat sich ganz gründlich geändert, die Gewohnheiten und Neigungen aber nur sehr gering. Wer als Kind jähzornig, vergeßlich, neidisch, unaufmerksam war, der ist es oft auch noch als Erwachsener. Wie sehr haben sich unsere Vorstellungen und Gedanken, wie sehr wenig unsere Gewohnheiten geändert! Das gibt Ihnen einen Anhalt, um abzuschätzen, wie viel zäher, fester, schwerer bildsam der Ätherleib gegenüber dem Astralleib ist. Umgekehrt, wie viel fruchtbarer und folgenreicher eine am Ätherleib erzielte Verbesserung!

Als Beispiel für das verschiedene Tempo der Umwandlungsmöglichkeit kann der Satz gelten: Was Sie gelernt und erfahren haben, das hat sich verändert wie der Minutenzeiger der Uhr, Ihre Gewohnheiten wie der Stundenzeiger. Lernen ist leicht, abgewöhnen schwer. An den Schriftzügen von damals kann man Sie jetzt noch erkennen, die gehören nämlich auch zu den Gewohnheiten. Leicht ist es Ansichten und Kenntnisse, schwer Gewohnheiten zu ändern. Dieses so zähe Ding, Gewohnheit, rasch zu ändern, das ist die Aufgabe des Chela. Das bedeutet, ein anderer Mensch zu werden, indem man sich einen anderen Ätherleib schafft, also Lebensleib in Lebensgeist verwandelt. Damit bekommt man die Wachstumskräfte in seine Hand. Gewohnheiten gehören zu den offenbaren Wachstumskräften. Zerstöre ich sie, so wird Wachstumskraft, vis vitalis, zu meiner Verfügung frei, zu meiner Bewußtseinsdirigierung. Christus sagt: «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.» - Christus ist die Personifikation der Kraft, die den Lebensleib ändert." (Lit.: GA 94, S. 241)

Entsprechend wird der Lebensgeist, im Sanskrit Buddhi genannt, in der christlichen Terminologie auch als «Sohn» oder «Wort» bezeichnet:

"Aus welchem Grunde wird Buddhi das «Wort» genannt? Damit treten wir an den Rand eines der großen Mysterien heran, und wir werden sehen, welch hohe Bedeutung in der Bezeichnung «Wort» liegt.

Wir haben gesehen, daß der Mensch seinen Lebensleib durchgeistigt mit der Buddhi. Was bewirkt der Lebensleib im Menschen? Wachstum und Fortpflanzung, alles, was das Lebewesen vom Mineral unterscheidet. Welches ist die höchste Äußerung des Lebensleibes? Die Fortpflanzung, das Wachstum über sich selbst hinaus. Was wird nun aus dieser letzten Äußerung des Lebensleibes, wenn der Mensch den Weg zurück zur Vergeistigung bewußt zurücklegt? Worin verwandelt sich diese Fortpflanzungskraft, was wird aus ihr, wenn sie geläutert, durchgeistigt ist? - Im menschlichen Kehlkopf haben Sie die Läuterung, die Umwandlung der Fortpflanzungskraft, und in dem artikulierten Vokallaut, im menschlichen Wort das umgewandelte Fortpflanzungsvermögen. Analog dem Gesetz «Alles ist unten wie oben» finden wir den entsprechenden Vorgang auch im Physischen: den Stimmbruch, die Mutation zur Zeit der Geschlechtsreife. Alles, was Geist wird, geht vom Wort oder vom Inhalt des Wortes aus. Das ist das allererste Hereinscheinen der Buddhi, wenn aus der menschlichen Seele der erste artikulierte Laut dringt. Ein Mantram wirkt deshalb so bedeutsam, weil es ein geistig artikuliertes Wort ist. Ein Mantram ist deshalb für den Chela das Mittel, um hinunterzuwirken in die Tiefen seiner Seele.

So haben wir im Physischen die Kraft des Fortpflanzungsvermögens, durch welche das Leben über den Eigenleib hinaus erzeugt und weitergegeben wird, zu etwas Dauerndem wird. Und wie die physischen Zeugungsorgane leibliches Leben, so geben die wortzeugenden Organe - Zunge und Kehlkopf, Odem - geistiges Leben weiter wie Zündungsapparate. Im Physiologischen ist der enge Zusammenhang zwischen Stimme und Zeugung offensichtlich. Er tritt uns entgegen im Nachtigallensang, im Balzen, Stimmwechsel, Stimmzauber, im Gesang, Gurren, Krähen, Röhren. Wir können geradezu den Kehlkopf das höhere Geschlechtsorgan nennen. Das Wort ist Zeugungskraft für neue Menschengeister, der Mensch erreicht im Worte eine vergeistigte Schöpferkraft. Heute beherrscht der Mensch die Luft mit dem Wort, indem er sie rhythmisch-organisch gestaltet, erregt, belebt. Auf höherer Stufe vermag er das in dem flüssigen und zuletzt in dem festen Element. Dann haben Sie das Wort umgestaltet zum Schöpferworte. Der Mensch wird in seiner Entwickelung das erreichen, denn es war ursprünglich so da. Der Lebensleib, hervorgeströmt aus dem Worte des Urgeistes, - das ist wörtlich zu nehmen. Die Buddhi wird das Wort genannt, weil sie nichts anderes heißt als: Ich bin." (Lit.: GA 94, S. 243f)

Veranlagt wurde der Lebensgeist bereits auf dem planetarischen Entwicklungszustand der alten Sonne, wo auch der menschliche Ätherleib geschaffen wurde, doch wird sich seine Entwicklung erst in ferner Zukunft auf einem neuen planetarischen Zustand vollenden, der von Rudolf Steiner als neue Venus bezeichnet wird (siehe auch -> Weltentwicklungsstufen).

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Theosophie, GA 9 (1904), Kapitel Das Wesen des Menschen
  2. Rudolf Steiner: Die Geheimwissenschaft im Umriß, GA 13 (1910), Kapitel Wesen der Menschheit
  3. Rudolf Steiner: Kosmogonie, GA 94 (1979), München, 28. Oktober 1906
  4. Rudolf Steiner: Der Christus-Impuls und die Entwickelung des Ich-Bewußtseins, GA 116 (1982) pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
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Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.