Harry Mulisch und Kategorie:Gestik: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Harry Kurt Victor Mulisch''' (* [[29. Juli]] [[1927]] in Haarlem; † [[30. Oktober]] [[2010]] in Amsterdam<ref>http://www.tagesspiegel.de/kultur/schriftsteller-harry-mulisch-mit-83-jahren-gestorben/1970964.html</ref>) war ein [[w:Niederlande|niederländischer]] [[Schriftsteller]]. Beachtung fand er vor allem durch seine Romane ''[[w:Das Attentat (Mulisch)|Das Attentat]]'' (1982) und ''[[w:Die Entdeckung des Himmels|Die Entdeckung des Himmels]]'' (1992).
[[Kategorie:Kommunikation]]
 
[[Kategorie:Gestik|!]]
== Leben ==
[[Kategorie:Geste|*]]
Harry Mulisch war der Sohn von Karl Viktor Kurt Mulisch, einem ehemaligen österreichischen Offizier, und Alice Schwarz, einer [[Juden|Jüdin]] aus einer Frankfurter Bankiersfamilie. Sein Vater war während der Zeit der [[w:Geschichte der Niederlande#Deutsche Besatzung|deutschen Besetzung der Niederlande]] (1940–45) Personaldirektor von [[Lippmann, Rosenthal & Co. Sarphatistraat]], einer Bank, deren Aufgabe die [[Arisierung]] jüdischen Eigentums war. Für diese Tätigkeit musste der Vater nach dem Krieg drei Jahre in ein [[Internierungslager]], er verstarb 1957 an den Folgen des Aufenthalts in diesem Internierungslager für Kollaborateure.<ref name="Schümer">[[Dirk Schümer]]: ''Der himmlische Puppenspieler''. [[Frankfurter Allgemeine Zeitung]], 1. November 2010</ref> Allerdings hatte der Vater durch seine leitende Position seine jüdische Ex-Gattin und den Sohn vor den [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] und der [[Deportation]] schützen können, während Mulischs Großmutter und Urgroßmutter mütterlicherseits im [[Vernichtungslager Sobibor|KZ Sobibor]] ermordet wurden. 1936 ließen sich seine Eltern scheiden; Harry Mulisch wohnte bei seiner Mutter und wurde großenteils durch die Hausangestellte Frieda Falk erzogen. Nach dem Umzug der Mutter nach Amsterdam lebte er bei seinem Vater in Haarlem. Mulisch wuchs zweisprachig (deutsch und niederländisch) auf.<ref>Boris Krause: [http://www.uni-muenster.de/NiederlandeNet/nl-wissen/literatur/personen/mulisch.html Mulisch-Biographie beim Online-Informationsportal NiederlandeNet]</ref> Die Mutter emigrierte 1951 in die USA.<ref name="Schümer" />
 
Diese Bindung Mulischs zwischen Verfolgung wegen seiner jüdischen Herkunft einerseits (über die Mutter) und der Kollaboration mit den nationalsozialistischen deutschen Besatzern andererseits (über den Vater) prägte ganz erheblich sein schriftstellerisches Werk. Mulisch behauptete von sich aufgrund dieser Verbindung, er sei der Zweite Weltkrieg ({{"|Ik ben de Tweede wereldoorlog|lang=nl}}).
 
Mulisch besuchte von 1933 bis 1939 die Grundschule in [[Leiden (Stadt)|Leiden]] und wechselte anschließend auf das Christliche Lyceum in Haarlem, das er im Mai 1945 ohne Abschluss verließ. Seine erste Kurzgeschichte ''De Kamer'' wurde am 8. Februar 1947 in der Wochenzeitschrift [[Elsevier (Zeitschrift)|Elseviers Weekblad]] veröffentlicht.<ref>Harry Mulisch: ''De Kamer gevolgd door een beknopte drukgeschiedenis van zijn romans door Marita Mathijsen''. Uitgeverij De Bezige Bij, Amsterdam 2000</ref>
 
Neben der Arbeit als Schriftsteller war Mulisch von 1958 bis 1962 als Redakteur für die Zeitschrift ''Podium'' tätig und arbeitete für die Zeitschriften ''Randstad'' (1961–1969) und ''De Gids'' (1965–1990). Ab 1962 war er Vorstandsmitglied des einflussreichen Literaturverlags ''De Bezige Bij''.
 
Mulisch war 1961 Berichterstatter beim [[Eichmann-Prozess]] in Israel. Daraus entstand seine Reportage ''Strafsache 40/61'', die 1963 mit dem Vijverberg-Prijs ausgezeichnet wurde. Seit 1962 war er mit [[Hannah Arendt]] befreundet, die ebenfalls Prozessbeobachterin war und das Werk ''[[Eichmann in Jerusalem]]'' verfasst hat.
 
In den 1960er und 1970er Jahren engagierte sich Mulisch öffentlich gegen den [[Kalter Krieg|Kalten Krieg]] und den [[Vietnamkrieg]] und war zeitweise Anhänger der niederländischen [[Provo-Bewegung]]. Ab Anfang der 1980er Jahre beteiligte er sich an der niederländischen Friedensbewegung.<ref>vgl. [[Hermann Korte (Germanist)|Hermann Korte]]: ''Harry Mulisch''. In: [[Kritisches Lexikon zur fremdsprachigen Gegenwartsliteratur]] (aufgerufen am 31. Oktober 2010 via [[Munzinger-Archiv|Munzinger Online]])</ref>
 
Weltweite Beachtung fanden seine Romane ''[[Das Attentat (Mulisch)|Das Attentat]]'' (1982) und ''[[Die Entdeckung des Himmels]]'' (1992); im ersteren Roman geht es um die Folgen der Ermordung eines mit dem NS-Regime kollaborierenden niederländischen Polizisten, in ''Die Entdeckung des Himmels'' wird das Verhältnis von Wissenschaft und Religion auf mystische Weise behandelt.
 
In der niederländischen Nachkriegsliteratur war oft von den „großen Drei“ die Rede – gemeint sind [[Willem Frederik Hermans]], [[Gerard Reve]] und Harry Mulisch. Nach dem Tod Hermans’ und der fortschreitenden Demenzerkrankung Reves nannte sich Mulisch manchmal scherzhaft den „großen Einen“ ({{"|de grote Eén|lang=nl}}).
 
Harry Mulisch zog nach dem Tod seines Vaters 1958 nach Amsterdam. 1971 heiratete er die 21 Jahre jüngere Künstlerin Sjoerdje Woudenberg, mit der er zwei Töchter (* 1971 und * 1974) bekam. Seit 1989 lebte er mit seiner Freundin Kitty Saal zusammen, mit der er einen Sohn (* 1992) bekam.
 
Im Jahr 2002 wurde ihm vom Deutschen Botschafter in Amsterdam, [[Edmund Duckwitz]], das [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Bundesverdienstkreuz erster Klasse]] für ''Das Attentat'' und ''Die Entdeckung des Himmels'' aufgrund der „wichtigen Vermittlerrolle seiner Werke“ überreicht.
 
Im Jahr 2006 wurde zu seinen Ehren der 1971 entdeckte [[Planetoid]] Nr. 10251 mit dem Namen ''Mulisch'' benannt.<ref>[http://www.cfa.harvard.edu/iau/ECS/MPCArchive/2006/MPC_20060613.pdf The Minor Planet Circulars] 13. Juni 2006, PDF, 1,5 MB</ref><ref>[http://taalunieversum.org/nieuws/1476/planetode_10251_heet_nu_mulisch Planetoïde 10251 heet nu 'Mulisch'] 12. Oktober 2006</ref>
 
Das literarische Schaffen Mulischs umfasst ein weites Spektrum aus journalistischen Arbeiten, [[Erzählung]]en, [[Roman]]en, [[Drama]]tik, [[Lyrik]], [[Libretto|Opernlibretti]] und philosophischen Essays.
 
Harry Mulisch starb am 30. Oktober 2010 im Alter von 83 Jahren in seinem Haus in Amsterdam an den Folgen seiner [[Krebs (Medizin)|Krebserkrankung]].<ref>{{internetquelle|autor=dpa|hrsg=[[Die Zeit]]|url=http://www.zeit.de/kultur/literatur/2010-10/harry-mulisch-tot|titel=Schriftsteller Harry Mulisch ist tot|datum=2010-10-31|zugriff=2010-11-02}}</ref>
 
== Werke ==
=== In deutscher Übersetzung erschienene Werke ===
* [[w:Archibald Strohalm|Archibald Strohalm]] (1951, dt. 2004, Roman), ISBN 3-499-24104-8
* De diamant (Der Diamant, 1954, dt. 1961, Roman) <!--ISBN 90-234-6246-7 (nl)-->
* Het zwarte licht (Schwarzes Licht, 1956, dt. 1962, Roman) <!--ISBN 90-234-6247-5 (nl)-->
* Het stenen bruidsbed (Das steinerne Brautbett, 1959, dt. 1960, Roman) ISBN 3-518-22192-2
* Zelfportret met tulband (Selbstporträt mit Turban, 1961, dt. 1995, Autobiografischer Roman) ISBN 3-499-13887-5
* De zaak 40/61 (Strafsache 40/61, 1962, dt. 1963, Reportage über den [[Eichmann-Prozess]]) ISBN 3-7466-8016-6
* De toekomst van gisteren (Die Zukunft von gestern, Betrachtungen über einen ungeschriebenen Roman, 1972, dt. 1995) ISBN 3-923118-39-2
* Het seksuele bolwerk, Zin en waanzin van Wilhelm Reich (Das sexuelle Bollwerk, Sinn und Wahnsinn von Wilhelm Reich, 1973, dt. 1997, Essay) ISBN 3-499-22435-6
* Twee vrouwen ([[w:Zwei Frauen (Mulisch)|Zwei Frauen]], 1975, dt. 1980, Roman) ISBN 3-499-22659-6
* De aanslag ([[w:Das Attentat (Mulisch)|Das Attentat]], 1982, dt. 1986, Roman) ISBN 3-499-22797-5
* Hoogste tijd (Höchste Zeit, 1985, dt. 1987, Roman) ISBN 3-499-23334-7
* De pupil (Augenstern, 1987, dt. 1989, Roman) ISBN 3-499-33197-7
* De elementen (Die Elemente, 1988, dt. 1990, Roman) ISBN 3-499-13114-5
* Voorval (Vorfall, 1989, dt. 1993, Fünf Erzählungen), ISBN 3-499-13364-4
* Het beeld en de klok (Das Standbild und die Uhr, 1989, dt. 1996, Erzählungen), ISBN 3-499-22035-0
* De zuilen van Hercules (Die Säulen des Herkules, 1990, dt. 1997, Essays) ISBN 3-499-22449-6
* De ontdekking van de hemel ([[w:Die Entdeckung des Himmels|Die Entdeckung des Himmels]], 1992, dt. 1993, Roman) ISBN 978-3-499-24752-1
* De procedure (Die Prozedur, 1998, dt. 1999, Roman) ISBN 3-499-23180-8
* Het theater, de brief en de waarheid (Das Theater, der Brief und die Wahrheit. Ein Widerspruch, 2000, Novelle), ISBN 3-499-23209-X ([[w:Boekenweekgeschenk|Boekenweekgeschenk]], 2000)
* Siegfried ([[w:Siegfried (Roman)|Siegfried. Eine schwarze Idylle]], 2001, Roman) ISBN 3-499-23296-0
 
=== Weitere Werke ===
* De kamer (1947, Kurzgeschichte), ISBN 90-234-3883-3
* De sprong der paarden en de zoete zee (1955, Novelle), ISBN 90-280-6263-7
* Tanchelijn (1960, Theaterstück)
* Bericht aan de rattenkoning (1966, Essay), ISBN 90-234-1021-1
* De verteller (1970, Roman), ISBN 90-234-0442-4
* Oidipous Oidipous (1972, Theaterstück)
* Woorden, woorden, woorden (1973, Gedichte), ISBN 90-234-5312-3
* De vogels (1974, Gedichte), ISBN 90-253-8088-3
* Mijn getijdenboek (1975, Autobiographie), ISBN 90-234-0538-2
* Tegenlicht (1975, Gedichte)
* Kind en kraai (1975, Gedichte)
* Oude lucht (1977, Erzählungen), ISBN 90-214-9556-2
* De compositie van de wereld (1980, Philosophie – Kein weiterer Teil erschienen.) ISBN 90-234-5274-7
* Opus Gran (1982, Gedichte), ISBN 90-6169-175-3
* Het zevende land (1998, Essay), ISBN 90-234-3792-6
* Vonk (2002, Fragment), ISBN 90-234-0440-8
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Harry Mulisch}}
* {{WikipediaDE|harry Mulisch}}
 
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* [http://www.mulisch.nl/ Offizielle Homepage] (nl/en)
* {{DNB-Portal|118920766}}
* {{DDB|Person|118920766}}
* [http://www.dbnl.org/auteurs/auteur.php?id=muli002 Literatur von und über Harry Mulisch] im Katalog der ''Digitalen Bibliothek der niederländischen Literaturwissenschaft'' (nl)
* {{IMDb|nm0611879}}
* [http://www.kaindlstorfer.at/index.php?nav=1211&id=232&lang=gk ''Hitler war ein schwarzes Loch''] – Günter Kaindlstorfer im Gespräch mit Harry Mulisch, [[Der Standard]], 6. Oktober 2001
* Marie van Bilk: [http://www.einseitig.info/html/archiv.php?topid=193 Der Himmelsentdecker feiert seinen Achtzigsten] – dreiteilige Würdigung bei Einseitig.info, 2007
* Norbert Wehr: {{Webarchiv | url=http://www.schreibheft.de/docs/rezensionen/harry_mulisch.htmll | wayback=20070210071340 | text=Siegfrieds Tod. Harry Mulisch löst die „Hitler-Frage“ (nicht)}}, Kritische Rezension aus Schreibheft
* Dirk Schümer: [http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/autoren/zum-tod-von-harry-mulisch-weltweiser-und-privatmythologe-1164299.html ''Weltweiser und Privatmythologe. Zum Tod von Harry Mulisch''], FAZ.NET, 31. Oktober 2010
* [http://www.lesungen.net/personen/harry-mulisch/ Audiomitschnitt: Harry Mulisch in Gespräch und Lesung aus ''Die Prozedur'' und ''Selbstporträt mit Turban'', zum Anhören und Downloaden] auf Lesungen.net
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=p|GND=118920766|LCCN=n/79/109076|NDL=01046412|VIAF=4941285}}
 
{{SORTIERUNG:Mulisch, Harry}}
[[Kategorie:Schriftsteller (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Schriftsteller (21. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Schriftsteller (Niederländer)]]
[[Kategorie:Romancier]]
[[Kategorie:Dramatiker]]
[[Kategorie:Essayist]]
[[Kategorie:Erzähler]]
[[Kategorie:Dichter]]
[[Kategorie:Lyriker]]
[[Kategorie:Niederländer]]
[[Kategorie:Geboren 1927]]
[[Kategorie:Gestorben 2010]]
[[Kategorie:Mann]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 2. Februar 2020, 22:42 Uhr