Epilepsie und Epistemologe: Unterschied zwischen den Seiten

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}}


'''Epilepsie''' (von {{grcS|ἐπίληψις|epílēpsis|de=Angriff}}, ‚Überfall‘, über {{lang|grc|ἐπιληψία}} und {{laS|epilepsia}} seit dem 16.&nbsp;Jahrhundert nachweisbar<ref name="Kluge">Kluge: ''Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache.'' 24. Auflage.</ref>), im Deutschen in früheren Jahrhunderten '''Fallsucht''' und auch heute manchmal noch '''zerebrales Anfallsleiden''' oder '''zerebrales Krampfleiden''' genannt, bezeichnet eine Erkrankung mit mindestens einem spontan aufgetretenen epileptischen [[Krampfanfall|Anfall]], der nicht durch eine aktuell bestehende, erkennbare Ursache (beispielsweise eine akute Entzündung des Gehirns, einen Schlaganfall oder eine Kopfverletzung) oder einen Auslöser (wie Entzug von Alkohol bei bestehender Alkoholabhängigkeit oder massiven Schlafmangel) hervorgerufen wurde. Voraussetzung für die Diagnosestellung schon nach einem Anfall ist ein erkennbar hohes Wiederholungsrisiko, ansonsten liegt definitionsgemäß erst nach zwei Anfällen im Abstand von mindestens 24 Stunden eine Epilepsie vor.
Ein epileptischer Anfall ist eine Folge plötzlich auftretender ([[paroxysmal]]er) synchroner elektrischer Entladungen von [[Nervenzelle]]n (Neuronengruppen) im [[Gehirn]], die zu unwillkürlichen stereotypen Verhaltens- oder Befindensstörungen führen.
== Diagnose ==
Zur Diagnose wird sowohl mit Hilfe der Betroffenen als auch der Angehörigen oder Dritter, die Anfälle beobachtet haben, die [[Anamnese|Krankengeschichte erhoben]] ([[Anamnese]] bzw. [[Fremdanamnese]]) und ein [[Elektroenzephalogramm]] ([[Elektroenzephalografie|EEG]]; „Hirnstromkurve“) abgeleitet. Auch [[Bildgebendes Verfahren (Medizin)|bildgebende Untersuchungen]] gehören in aller Regel zur Routinediagnostik, während speziellere Verfahren besonderen Fragestellungen vorbehalten sind. Die Behandlung besteht zunächst in der Gabe von anfallsunterdrückenden Medikamenten ([[Antikonvulsivum|Antikonvulsiva]]). In therapieresistenten Fällen kommen auch andere Methoden wie die [[Epilepsiechirurgie]] zum Einsatz.
Eine Epilepsie hat für den Betroffenen vielfältige Auswirkungen auf das Alltagsleben (wie zum Beispiel die Eignung für bestimmte Berufe oder das Autofahren), die in der Behandlung ebenfalls zu berücksichtigen sind.
Epilepsie betrifft nicht nur Menschen, sondern kann in ähnlicher Form auch bei vielen Tieren auftreten. Siehe unter [[Epilepsie bei Haustieren]].
== Epidemiologie ==
Mindestens 10 % aller Menschen haben eine sogenannte erhöhte Anfallsbereitschaft, die sich teilweise im EEG nachweisen lässt. Etwa 10 % aller Menschen erleiden mindestens einmal in ihrem Leben unter besonderen Umständen bzw. Einwirkungen einen epileptischen Anfall, der sich ohne diese nicht wiederholt. Von derartigen ''Gelegenheitsanfällen'' oder ''akuten symptomatischen Anfällen'' ist eine ''aktive Epilepsie'' zu unterscheiden. Darunter leiden in Deutschland 0,5–1 % der Bevölkerung.
Die [[Inzidenz (Medizin)|Inzidenz]] (Häufigkeit des Neuauftretens) von Epilepsien ist abhängig vom Lebensalter. Pro Jahr tritt bei etwa 60 von 100.000 Kindern eine Epilepsie neu auf, mit einer Spannbreite von 43–82/100.000. Dabei sind Fieberkrämpfe und einzelne [[Oligoepilepsie|unprovozierte Anfälle]] nicht mit eingerechnet. Im Erwachsenenalter sinkt die Inzidenz zunächst auf etwa 30–50/100.000 im Jahr ab und steigt im hohen Lebensalter ab 60 Jahren auf bis zu 140/100.000 im Jahr an. Rechnet man bis zum 74. Lebensjahr alle Epilepsien zusammen, kommt man auf eine Häufigkeit von etwa 3,4 Prozent.<ref name="siemes">Hartmut Siemes, Blaise F. D. Bourgeois: ''Anfälle und Epilepsien bei Kindern und Jugendlichen.'' Thieme, Stuttgart/ New York 2001, ISBN 3-13-127031-4.</ref> Die [[Prävalenz]] aktiver Epilepsien liegt im Kindesalter wiederum altersabhängig bei 3–6/1000 Kindern. Im frühen Kindesalter überwiegen dabei die Epilepsien mit generalisierten Anfällen (generalisierte Epilepsien), während im Erwachsenenalter Epilepsien mit fokalen Anfällen dominieren, die sich teilweise zu generalisierten Anfällen entwickeln können.<ref name="siemes" />
== Ursachen von Epilepsien ==
[[Datei:Epilepise ätiologie.svg|mini|hochkant=2|Unterschiedliche Einflüsse verursachen eine Epilepsie]]
Lassen sich für eine Epilepsie keine hirnorganischen oder [[Stoffwechsel|metabolischen]] Ursachen finden, so sprach man früher auch von ''genuiner Epilepsie'', bei identifizierbaren Ursachen von ''symptomatischer Epilepsie''. Für beide Erkrankungsgruppen und auch für sog. Gelegenheitsanfälle (siehe Abschnitt [[#Epidemiologie|Epidemiologie]]) lässt sich eine [[genetische Disposition]] feststellen. Mit der technischen Fortentwicklung der [[Bildgebendes Verfahren (Medizin)|bildgebenden Verfahren]] und der [[Labordiagnostik]] tritt die Diagnose einer genuinen Epilepsie zahlenmäßig zurück.
'''Ursachen symptomatischer Epilepsien:'''
* [[perinatal]]e Hirnschädigung, zumeist in Form von Sauerstoffmangel bei der Geburt
* Fehlbildungen des Hirngewebes (zum Beispiel eine [[fokale kortikale Dysplasie]])
* zerebrale Gefäßmissbildungen ([[Hämangiom]]e, [[Aneurysma|Aneurysmen]], [[zerebrale arteriovenöse Malformation]])
* [[Hirntumor]]en
* [[Schädelhirntrauma]]ta bei Unfällen
* Infektion des Gehirns ([[Enzephalitis]]) mit verschiedensten Erregern
** [[Herpesviren]]
** [[Meningokokken]]
** [[Masern]]
** [[Hepatitis C]]
** [[FSME-Virus]] (Zecken-Enzephalitis)
** [[Lyme-Borreliose]] (auch durch [[Gemeiner Holzbock|Zecken]] übertragen)
** [[Autoimmunerkrankung]]en des Gehirns
* Stoffwechselerkrankungen, darunter
** [[Hyperparathyreoidismus]] mit Anstieg der [[Calcium]]konzentration im Blut
** [[Hämochromatose]] mit Eisenablagerungen u.&nbsp;a. im Gehirn
* [[Eklampsie]]
* [[Blutgefäß|vaskuläre]] [[Enzephalopathie]] im Rahmen einer [[Arteriosklerose]].
[[Datei:Electric Spring Vienna 2016 b.jpg|mini|Warnung vor Stroboskopeffekten bei einer Musikveranstaltung]]
'''Ursachen von Gelegenheitsanfällen:'''
* Fieber ([[Fieberkrampf|Fieberkrämpfe bei Kindern]])
* [[Schlafentzug|massiver Schlafentzug]]
* exzessive körperliche Anstrengung
* [[Lichtflimmern|Flickerlicht]] mit [[Stroboskop]]effekt, z.&nbsp;B. in Diskotheken
* [[Hypoglykämie]] (Unterzuckerung) bei [[Diabetes mellitus|Diabetikern]]<ref>Anmerkung: Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselerkrankung, aber ein Diabetiker kann Hypoglykämien vermeiden, wenn er nach der Insulininjektion oder Tabletteneinnahme auch Nahrung zu sich nimmt.</ref>
* [[Droge|Rauschdrogen]], z.&nbsp;B.:
** [[Alkoholvergiftung]]
** (beginnender) [[Alkoholentzug]]
** [[MDMA]]
** [[Kokain]]
** [[Amphetamin]]<ref>{{Internetquelle |url=http://www.epilepsie-gut-behandeln.de/service/epilepsie-lexikon/detail/321/amphetamin-amph |titel=Amphetamin (AMPH) |zugriff=2016-11-30}}</ref><ref name="quelle">{{Internetquelle |url=https://drugscouts.de/de/lexikon/epilepsieepileptische-anf%C3%A4lle |titel=Epilepsie/Epileptische Anfälle |zugriff=2016-11-30}}</ref>
** [[Ketamin]]<ref name="quelle" />
* [[Psychopharmaka]], z.&nbsp;B.:
** [[Amitryptilin]]
=== Pathophysiologie ===
Obwohl das Wissen über die Entstehung von Epilepsien in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen hat, sind die Zusammenhänge noch immer nicht vollständig geklärt. Zum Auftreten epileptischer Anfälle tragen zum einen eine Übererregbarkeit ([[Hyperexzitabilität]]) von Nervenzellen, zum anderen eine abnorme gleichzeitige elektrische Aktivität von größeren Nervenzellverbänden ([[Neuronales Netz|neuronale Netze]]) bei. So nimmt man an, dass ein Ungleichgewicht von [[Erregung (Physiologie)|Erregung]] und [[Inhibition (Neuron)|Hemmung]] in diesen neuronalen Netzen epileptische Anfälle entstehen lässt.
Verstärkte Erregung oder verminderte Hemmung können sowohl durch Veränderungen in den Membraneigenschaften der Nervenzellen als auch in der [[Erregungsübertragung]] von Nervenzelle zu Nervenzelle durch die Überträgersubstanzen ([[Neurotransmitter]]) bewirkt werden. So können sich Defekte in den [[Ionenkanal|Ionenkanälen]] für [[Natriumkanal|Natrium-]] und [[Calciumkanal|Calciumionen]] an der Entstehung und Ausbreitung von Anfallsentladungen beteiligen. Als erregende Neurotransmitter sind die [[Aminosäure]]n [[Glutaminsäure|Glutamat]] und [[Asparaginsäure|Aspartat]] beteiligt, die über eine Bindung an [[NMDA-Rezeptor|NMDA-]] oder [[AMPA-Rezeptor]]en Ionenkanäle öffnen. [[Gamma-Aminobuttersäure]] (GABA) stellt als hemmender Überträgerstoff sozusagen den Gegenspieler dar. Defekte in der [[Biosynthese]], gesteigerter Abbau oder Hemmung dessen [[Rezeptor (Biochemie)|Rezeptoren]] ([[GABA-Rezeptor]]en) können ebenfalls zum Anfallsgeschehen beitragen. [[Elektrolyt]]&shy;ungleichgewichte aufgrund fortgesetzter Erregung hemmender GABA-verwendender [[Synapse]]n können diese zu erregenden Synapsen machen (Kandel, 2001). Die zentral hemmende Wirkung einiger [[Neuropeptid]]e, wie beispielsweise [[Neuropeptid Y]] und [[Galanin]], wird als körpereigener Mechanismus der Verhütung epileptischer Krämpfe diskutiert.
Die Mechanismen, die dazu führen, dass aus einzelnen Anfällen eine Epilepsie entsteht, sind weitaus komplexer und noch unbekannt. Da die Mehrzahl der Anfälle Einzelereignisse bleiben, scheinen sie nicht zwangsläufig epilepsieauslösende Veränderungen zu verursachen. Allerdings hat das tierexperimentelle Modell des „[[Kindling]]“ auch die Vorstellung zur Entstehung von Epilepsien beim Menschen geprägt. Unter ''Kindling'' versteht man einen dynamischen Vorgang, bei dem die wiederholte Anwendung elektrischer Reize, die zunächst noch nicht ausreichen, einen Anfall hervorzurufen, eine zunehmende Verstärkung der Anfallsbereitschaft hervorrufen, bis schließlich Anfälle auftreten. Anschließend bleibt die erhöhte Empfindlichkeit gegenüber dem Reiz bestehen.
Klinische Untersuchungen über den Abstand zwischen den Anfällen zu Beginn einer Epilepsie konnten allerdings zumindest nicht einheitlich zeigen, dass sich die Intervalle verkürzen, weil ein Anfall den nächsten bahnt.
=== Genetische Befunde bei Epilepsien ===
In einigen wenigen Fällen wurde durch [[Stammbaum|Stammbäume]] und [[Molekulargenetik|molekulargenetische]] Untersuchungen nicht nur ein Vererbungsmodus, sondern sogar ein [[Genort]] für die mutierten [[Gen]]e festgestellt. Einen Überblick gibt die Tabelle. Als veränderte Genprodukte konnten zum Beispiel spannungsabhängige [[Ionenkanal|Kanäle]] für Natrium-Ionen oder Rezeptoren von Neurotransmittern identifiziert werden.<ref name="PMID23468209">{{Literatur |Autor=M. S. Hildebrand, H. H. Dahl u.&nbsp;a. |Titel=Recent advances in the molecular genetics of epilepsy |Sammelwerk=[[Journal of Medical Genetics]] |Band=50 |Nummer=5 |Datum=2013-05 |Seiten=271–279 |Sprache=en |DOI=10.1136/jmedgenet-2012-101448 |PMID=23468209}}</ref>
{| class="wikitable sortable zebra hintergrundfarbe6"
! Epilepsie
! [[Erbgang (Biologie)|Erbgang]]
! [[Genort]]
! Gen
|-
| benigne familiäre neonatale Krampfanfälle
| [[autosomal]] [[Dominanz (Genetik)|dominant]]
| 20q<br />8q24
| {{HGNC||KCNQ2}}<br />{{HGNC||KCNQ3}}
|-
| benigne familiäre infantile Krampfanfälle
| autosomal dominant
| 19q13
| {{HGNC||CHRNA4}}
|-
| Absenceepilepsie des Kindesalters
| komplex
| 8q24
| {{HGNC||CLN8}}
|-
| juvenile myoklonische Epilepsie
| komplex
| 15q4<br />6p
| ?{{HGNC||CHRNA7}}<br />n. b.
|-
| nordisches Epilepsiesyndrom
| autosomal [[rezessiv]]
| 8pter-p22
| {{HGNC||CLN8}}
|-
| generalisierte Epilepsie mit Fieberkrämpfen plus
| autosomal dominant
| 19q13
| {{HGNC||SCN1B}}
|-
| benigne fokale Epilepsie mit zentro-temporalen Spikes
| komplex
| 15q14
| n. b.
|-
| autosomal dominante nächtliche Frontallappenepilepsie
| autosomal dominant
| 20q13.2<br />15q24
| {{HGNC||CHRNA4}}<br />?{{HGNC||CHRNA3}}/{{HGNC||CHRN5}}/{{HGNC||CHRN5}}
|-
| familiäre Temporallappenepilepsie
| autosomal dominant
| 10q22-q24
| {{HGNC||LGI1}}
|}
Außerdem können Epilepsien auch bei Krankheiten auftreten, denen eine Veränderung des Erbgutes zu Grunde liegt, bei denen das Anfallsleiden aber nur ein Symptom der Erkrankung ist. Beispiele hierfür sind die [[tuberöse Sklerose]] oder das [[Angelman-Syndrom]].
== Einteilung der Anfallsformen ==
Epileptische Anfälle können sehr verschieden ablaufen. Die [[Internationale Liga gegen Epilepsie]] (ILAE) beschloss in den 1960er Jahren erstmals, eine einheitliche Klassifikation (Einteilung) der Anfälle sowie der Epilepsien und Epilepsie-Syndrome zu erstellen. Die 1970 veröffentlichte erste Fassung der Anfallsklassifikation<ref>{{Literatur |Autor=H. Gastaut |Titel=Clinical and electroencephalographical classification of epileptic seizures |Sammelwerk=Epilepsia |Band=11 |Nummer=1 |Datum=1970 |Seiten=102–113 |DOI=10.1111/j.1528-1157.1970.tb03871.x |Sprache=en }}</ref> wurde 1981 revidiert,<ref>{{Literatur |Autor=Commission on Classification and Terminology of the International League Against Epilepsy |Titel=Proposal for a revised clinical and electroencephalographic classification of epileptic seizures |Sammelwerk=Epilepsia |Band=22 |Nummer=4 |Datum=1981 |Seiten=489–501 |DOI=10.1111/j.1528-1157.1981.tb06159.x |Sprache=en }}</ref> die nächste Überarbeitung erfolgte erst 2017<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Robert S. Fisher, J. Helen Cross, Jacqueline A. French, u. a. |Titel=Operational classification of seizure types by the International League Against Epilepsy: Position Paper of the ILAE Commission for Classification and Terminology |Sammelwerk=Epilepsia |Band=58 |Nummer=4 |Datum=2017 |Seiten=522–530 |DOI=10.1111/epi.13670 |Sprache=en }}</ref> zusammen mit einer Erläuterung zu ihrer Benutzung.<ref>{{Literatur |Autor=Robert S. Fisher, J. Helen Cross, Carol DʼSouza u. a. |Titel=Instruction manual for the ILAE 2017 operational classification of seizure types |Sammelwerk=Epilepsia |Band=58 |Nummer=4 |Datum=2017 |Seiten=531–542 |DOI=10.1111/epi.13671 |Sprache=en }}</ref> Weil es einige Jahre dauern wird, bis sich die letzte Revision allgemein durchgesetzt hat, werden die Einteilungen von 1981 und 2017 hier noch nacheinander vorgestellt. In beiden wird grundsätzlich zwischen fokalen oder Herdanfällen und sogenannten generalisierten Anfällen unterschieden. Mit „generalisiert“ ist dabei gemeint, dass beide Hälften des Gehirns am Anfall beteiligt sind, was man entweder an seinem Ablauf, einem während des Anfalls aufgezeichneten EEG oder an beidem erkennen kann. Es ist nicht ungewöhnlich, dass bei einer Epilepsie mehrere Anfallsformen auftreten, seien es mehrere fokale, mehrere generalisierte oder auch fokale und auch generalisierte.
=== Klassifikation der Anfallsformen von 1981 ===
==== Fokale Anfälle ====
Andere Ausdrücke für einen fokalen epileptischen Anfall sind Herdanfall oder früher auch partieller Anfall (letztere Bezeichnung wurde verlassen, weil sie häufiger zu dem Missverständnis eines „teilweisen“ Anfalls Anlass gab). Diese Anfallsform ist dadurch gekennzeichnet, dass sie in einer umschriebenen Region einer Großhirnhälfte beginnt und sich entsprechend bemerkbar macht.
Dabei ist es gleich, ob es im weiteren Verlauf (sekundär) zu einer Ausbreitung auf beide Gehirnhälften kommt (= ''sekundäre Generalisierung''). Insbesondere ein Anfallsbeginn mit einer [[Aura (Epilepsie)|Aura]] hat einen hohen Aussagewert darüber, in welcher Hirnregion der Anfall seinen Ursprung hat, denn sie ist das Ergebnis einer umschriebenen Aktivierung von Nervenzellverbänden.
===== Unterteilung =====
* einfache fokale Anfälle (das Bewusstsein ist erhalten)
* komplexe fokale Anfälle (mit Bewusstseinsstörung)
* fokale Anfälle mit Entwicklung zu sekundär generalisierten Anfällen
==== Generalisierte Anfälle ====
Ein Anfall wird als [[Generalisierung (Erkrankung)|generalisiert]] bezeichnet, wenn der Verlauf und die Symptome keine Hinweise auf eine anatomisch begrenzte Lokalisation geben und keine Zeichen eines lokalen ([[Herd (Medizin)|herdförmigen]]) Beginns zu erkennen sind.
===== Unterteilung =====
* Absencen – Anfälle mit kurzer Bewusstseinspause ohne Sturz, früher auch französisch als {{lang|fr|''Petit-mal''}} bezeichnet.
* [[Myoklonie|myoklonische]] Anfälle – mit einzelnen oder unregelmäßig wiederholten Zuckungen einzelner Muskelgruppen
* [[Klonus|klonische]] Anfälle
* [[Tonus|tonische]] Anfälle
* [[Tonisch-klonischer Krampfanfall|tonisch-klonische Anfälle]] – der typische „große“ Anfall mit Bewusstseinsverlust, Sturz, Verkrampfung und anschließend rhythmischen Zuckungen beider Arme und Beine, früher auch ''Konvulsion'' oder französisch {{lang|fr|''Grand-mal''}} genannt.
* [[Atonie|atonische]] (astatische) Anfälle
→ ''siehe auch den Abschnitt [[#Generalisierte Epilepsien und Syndrome|Generalisierte Epilepsien und Syndrome]]''
==== Nicht klassifizierbare epileptische Anfälle ====
* Anfälle, die auf Grund unzureichender oder unvollständiger Daten nicht klassifiziert werden können oder bei denen eine Zuordnung nicht möglich ist.
=== Klassifikation der Anfallsformen von 2017 ===
Die neue Klassifikation unterscheidet zwischen Anfällen mit fokalem, generalisiertem und unbekanntem Beginn, dabei jeweils mit den beiden Untergruppen motorisch (= ''mit Bewegungsstörungen'') und nicht-motorisch (= ''ohne Bewegungsstörungen'') und bei den fokal beginnenden Anfällen der zusätzlichen Angabe, ob eine Störung des Bewusstseins vorliegt oder nicht. Dabei gibt es für das im Englischen anstelle {{lang|en|''consciousness''}} benutzte Wort {{lang|en|''awareness''}} keine adäquate Übersetzung.
==== Anfälle mit fokalem Beginn ====
Zunächst ist (bei allen Formen fokaler Anfälle) festzuhalten, ob sie mit einer Bewusstseinsstörung einhergehen oder nicht.
===== Unterteilung =====
* fokale Anfälle mit motorischen Störungen zu Beginn:
** Automatismen
** atonische Anfälle
** klonische Anfälle
** epileptische Spasmen
** hyperkinetische Anfälle
** myoklonische Anfälle
** tonische Anfälle
* fokale Anfälle ohne motorische Störungen zu Beginn:
** autonome Anfälle
** Arrest-Anfälle
** kognitive Anfälle
** emotionale Anfälle
** sensorische Anfälle
* fokale Anfälle mit Entwicklung zu bilateral tonisch-klonischen Anfällen (ersetzt „sekundär generalisierte Anfälle“)
==== Anfälle mit generalisiertem Beginn ====
Wie bei den Anfällen mit fokalem Beginn wird unterschieden, ob es sich um Anfälle mit oder ohne motorische Störungen handelt.
* generalisiert beginnende Anfälle mit motorischen Störungen:
** tonisch-klonische Anfälle
** klonische Anfälle
** tonische Anfälle
** myoklonische Anfälle
** myoklonisch-tonisch-klonische Anfälle
** myoklonisch-atonische Anfälle
** atonische Anfälle
** epileptische Spasmen
* generalisiert beginnende Anfälle ohne motorische Störungen (Absencen):
** typische Absencen
** atypische Absencen
** myoklonische Absencen
** Absencen mit Lidmyoklonien
==== Anfälle mit unbekanntem Beginn ====
Wie bei den anderen Anfallsformen wird unterschieden, ob es sich um Anfälle mit oder ohne motorische Störungen handelt. Darüber hinaus gehören auch nicht klassifizierbare Anfälle in diese Gruppe.
* Anfälle mit motorischen Störungen:
** tonisch-klonische Anfälle
** andere Anfälle
* Anfälle ohne motorische Störungen
* Nicht klassifizierbare Anfälle
=== Besondere Anfallsformen ===
==== Gelegenheitsanfälle ====
Gelegenheitsanfälle, die nach einem Vorschlag der Internationalen Liga von 2010 auch als '''akute symptomatische Anfälle''' bezeichnet werden,<ref>{{Literatur |Autor=Ettore Beghi, Arturo Carpio, Lars Forsgren, u. a. |Titel=Recommendation for a definition of acute symptomatic seizure |Sammelwerk=Epilepsia |Band=51 |Nummer=4 |Datum=2010 |Seiten=671–675 |DOI=10.1111/j.1528-1167.2009.02285.x |Sprache=en }}</ref> sind erfahrungsgemäß nicht nur bei einer Epilepsie oder genetischer Disposition zu einer Epilepsie wahrscheinlich. Sie sind epileptische Anfälle, die aufgrund außergewöhnlicher Umstände oder Bedingungen auftreten (provozierte epileptische Anfälle), wie
* [[Fieberkrampf|Fieberkrämpfe]],
* traumatische (z.&nbsp;B. [[Schädel-Hirn-Trauma]] oder Operationen am Gehirn) oder nichttraumatischen Hirnschädigungen (z.&nbsp;B. [[Schlaganfall]]) innerhalb der letzten Woche,
* Autoimmunerkrankungen des Gehirns, wie etwa [[Multiple Sklerose]], oder Infektionen innerhalb der „akuten Phase“,
* Diagnosestellungen (i.&nbsp;d.&nbsp;R. durch Laborbefunde) innerhalb der letzten 24 Stunden einer metabolischen Entgleisung, toxischen Hirnschädigung oder systemischen Erkrankung mit spezifischen biochemischen oder hämatologischen Veränderungen, wie
** ein zu geringer (weniger als 36 mg/dl) [[Blutzuckerspiegel]] oder zu hoher Blutzuckerspiegel (mehr als 450 mg/dl) in Verbindung mit einer [[Ketoazidose]] (unabhängig von einem bekannten Diabetes mellitus),
** eine [[Hyponatriämie]], mit einer Natriumionen-Konzentration unter 115 mg/dl,
** eine [[Hypokalziämie]], mit einem Calciumionen-Konzentration unter 5,0 mg/dl,
** eine [[Hypomagnesiämie]], mit einer Magnesiumionen-Konzentration unter 0,8 mg/dl,
** eine Harnstoffstickstoffkonzentration über 100 mg/dl,
** eine Serum[[kreatinin]]-Konzentration über 10,0 mg/dl,
* akute Alkohol- oder Drogenintoxikationen,
* Alkoholentzüge (bei bekanntem Abusus innerhalb von 48 Stunden; bei negativer Anamnese keine feste Begrenzung) oder Drogenentzüge,
* akute Expositionen gegenüber bekannterweise epileptogenen Stoffen (wie [[Crack (Droge)|Crack]], [[Kokain]], [[Glutarimid]], [[Meperidin]], [[Normeperidin]] oder [[Methaqualon]]) oder
* akute fieberhafte Infekte von Kindern mit einer minimalen rektalen Temperatur von 38,5 °C.
Diese Anfälle begründen auch bei wiederholtem Auftreten nicht die Diagnose einer Epilepsie.
==== Isolierte Anfälle ====
Einzelne epileptische Anfälle ohne erkennbare Provokation ([[Oligoepilepsie|„unprovozierte“ Anfälle]]) fallen entsprechend der ILAE-Klassifikation nicht unter die Gelegenheitsanfälle oder akuten symptomatischen Anfälle. Definitionsgemäß liegt hierbei aber ebenfalls noch keine Epilepsie vor, sofern keine Hinweise auf ein hohes Wiederholungsrisiko bestehen.
==== Aura ====
{{Hauptartikel|Aura (Epilepsie)}}
Der Begriff ''[[Aura (Epilepsie)|Aura]]'' stammt aus dem Griechischen und bedeutet die ‚Wahrnehmung eines Lufthauches‘. Man könnte sie auch mit einem „unbestimmten Vorgefühl“ umschreiben. Wenn die Aura isoliert bleibt, kann sie das einzige – subjektive – Symptom eines einfach fokalen Anfalls darstellen. Sie ist das Ergebnis einer epileptischen Aktivierung der Nervenzellen einer umschriebenen Hirnregion. Aufgrund der funktionellen Zuordnung der Symptome zu den entsprechenden Arealen der Hirnrinde kommt ihnen eine hohe Bedeutung in der Lokalisationsdiagnostik von epilepsieauslösenden Herden zu. Breitet sich die epileptische Aktivität aus, kann ein sogenannter sekundär generalisierter Anfall folgen.
Beispiele für Auren sind die sogenannte epigastrische oder viszerale Aura, ein Aufsteigen unbestimmt unangenehmer Gefühle aus der Magengegend, als häufigste Aura bei [[Schläfenlappenepilepsie]] (Temporallappenepilepsie), „Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Nadelstiche“ als Aura bei [[Scheitellappenepilepsie]] (Parietallappenepilepsie) oder „visuelle Halluzinationen“ bei [[Hinterhauptslappenepilepsie]] (Okzipitallappenepilepsie). Andere Beispiele für eine Aura können Konzentrationsschwierigkeiten, Vergesslichkeit und das nicht mehr richtige Wahrnehmen der Umgebung sein.
==== Status epilepticus ====
{{Hauptartikel|Status epilepticus}}
Die meisten epileptischen Anfälle enden nach wenigen Minuten von selbst und der Betroffene erholt sich auch ohne therapeutische Maßnahmen. Man kann sich aber nicht darauf verlassen.
Wenn mehrere Anfälle kurz hintereinander als Serie erfolgen, ohne dass der Betroffene sich dazwischen wieder vollständig erholen konnte, und im Falle von mehr als fünf Minuten anhaltenden Anfällen auch ohne Bewusstlosigkeit liegt ein [[Status epilepticus]] vor. Je länger so ein Zustand anhält, desto größer ist insbesondere beim ''Grand mal'' die Gefahr einer irreversiblen Schädigung des Gehirns oder je nach Anfallsform auch die eines tödlichen Verlaufes.
== Einteilung der Epilepsien ==
{{Infobox ICD
|BREITE =
|01-CODE = G40.0
|01-BEZEICHNUNG = Lokalisationsbezogene (fokale) (partielle) idiopathische Epilepsie und epileptische Syndrome mit fokal beginnenden Anfällen
|02-CODE = G40.1
|02-BEZEICHNUNG = Lokalisationsbezogene (fokale) (partielle) symptomatische Epilepsie und epileptische Syndrome mit einfachen fokalen Anfällen
|03-CODE = G40.2
|03-BEZEICHNUNG = Lokalisationsbezogene (fokale) (partielle) symptomatische Epilepsie und epileptische Syndrome mit komplexen fokalen Anfällen
|04-CODE = G40.3
|04-BEZEICHNUNG = Generalisierte idiopathische Epilepsie und epileptische Syndrome
|05-CODE = G40.4
|05-BEZEICHNUNG = Sonstige generalisierte Epilepsie und epileptische Syndrome
|06-CODE = G40.5
|06-BEZEICHNUNG = Spezielle epileptische Syndrome
|07-CODE = G40.6
|07-BEZEICHNUNG = Grand-mal-Anfälle, nicht näher bezeichnet (mit oder ohne Petit mal)
|08-CODE = G40.7
|08-BEZEICHNUNG = Petit-mal-Anfälle, nicht näher bezeichnet, ohne Grand-mal-Anfälle
|09-CODE = G40.8
|09-BEZEICHNUNG = Sonstige Epilepsien
|10-CODE = G40.9
|10-BEZEICHNUNG = Epilepsie, nicht näher bezeichnet
}}
Wie bei den Formen epileptischer Anfälle hat die Internationale Liga gegen Epilepsie (ILAE) in 1960er Jahren erstmals beschlossen, eine einheitliche Klassifikation der Epilepsien und Epilepsie-Syndrome zu erstellen. Die 1985 veröffentlichte erste Fassung der Epilepsieklassifikation<ref>{{Literatur |Autor=Commission on Classification and Terminology of the International League Against Epilepsy |Titel=Proposal for classification of epilepsies and epileptic syndromes |Sammelwerk=Epilepsia |Band=26 |Nummer=3 |Datum=1985 |Seiten=268–278 |DOI=10.1111/j.1528-1157.1985.tb05417.x |Sprache=en }}</ref> wurde 1989 revidiert.<ref>{{Literatur |Autor=Commission on Classification and Terminology of the International League Against Epilepsy |Titel=Proposal for a revised clinical and electroencephalographic classification of epilepsies and epileptic syndromes |Sammelwerk=Epilepsia |Band=30 |Nummer=4 |Datum=1989 |Seiten=389–399 |DOI=10.1111/j.1528-1157.1989.tb05316.x |Sprache=en }}</ref> die nächste Überarbeitung erfolgte erst 2017.<ref>{{Literatur |Autor=Ingrid E. Scheffer, Samuel Berkovic, Giuseppe Capovilla, u. a. |Titel=ILAE classification of the epilepsies. Position paper of the ILAE Commission for Classificationand Terminology |Sammelwerk=Epilepsia |Band=58 |Nummer=4 |Datum=2017 |Seiten=512–521 |DOI=10.1111/epi.13709 |Sprache=en }}</ref> Weil es einige Jahre dauern wird, bis sich die letzte Revision allgemein durchgesetzt hat, werden die Einteilungen von 1989 und 2017 hier noch nacheinander vorgestellt. In beiden wird grundsätzlich zwischen fokalen und sogenannten generalisierten Epilepsien unterschieden.
=== Klassifikation der Epilepsien von 1989 ===
==== Lokalisationsbezogene Epilepsien und Syndrome ====
Bei dieser Form der Epilepsien – auch fokale, lokale, partielle oder herdförmige Epilepsie genannt – beschränkt sich die anfallsartige Entladung zumindest zu Beginn der Anfälle auf eine begrenzte Region der Hirnrinde, sie geht von einem Herd oder Fokus aus. Im Verlauf kann sich die Anfallsaktivität aber auch ausbreiten und schließlich die gesamte Hirnrinde erfassen. Dann spricht man auch von einem ''sekundär generalisierten'' Anfallsleiden.
===== Gutartige Epilepsie des Kindesalters mit zentro-temporalen Spikes =====
{{Hauptartikel|Rolando-Epilepsie}}
Diese Anfallsart wird auch Rolandi-Epilepsie oder [[Rolando-Epilepsie]] genannt. Sie ist durch schlafgebundene Anfälle mit tonischer Verkrampfung der Gesichtsmuskulatur, vermehrtem Speichelfluss und der Unfähigkeit zu sprachlichen Äußerungen verbunden. Die Sprechstörung kann auch nach Abklingen der Verkrampfung noch einige Minuten fortbestehen, was ein wegweisendes Symptom darstellt. Der Beginn liegt zwischen dem zweiten und zwölften Lebensjahr mit einem Erkrankungsgipfel zwischen dem fünften und neunten Lebensjahr. Im [[Elektroenzephalografie|EEG]] finden sich typische Veränderungen, sogenannte zentro-temporale [[Sharp wave]]s. Das „Gutartige“ an diesen Epilepsien bezieht sich darauf, dass sie immer mit Abschluss der Pubertät ausheilen. Mit etwa 10–15 Prozent aller Epilepsien im Kindesalter stellen diese Epilepsien die häufigste Anfallsart im Kindesalter dar.
===== Epilepsie des Kindesalters mit occipitalen Paroxysmen =====
Diese Epilepsie (1981 erstmals von [[Henri Gastaut]] beschrieben) ist wesentlich seltener als die vorbeschriebene. Sie ist durch Anfälle mit visuellen Symptomen, gefolgt von motorischen oder psychomotorischen Manifestationen charakterisiert. Das Elektro-Enzephalogramm (EEG) zeigt wiederholte epilepsietypische Entladungen in der Region des [[Hinterhauptlappen]]s. Die betroffenen Kinder seien sonst normal entwickelt und die Anfälle würden im Erwachsenenalter verschwinden.
===== Leseepilepsie =====
Bei dieser Form einer Reflexepilepsie werden die Anfälle durch –&nbsp;besonders lautes&nbsp;– Lesen ausgelöst. Auch andere sprachliche Aktivitäten können Anfälle auslösen. Diese äußern sich in Verkrampfungen der Kaumuskulatur und manchmal auch der Arme. Wenn der Reiz nicht unterbrochen wird, können sie sich auch zu generalisierten Anfällen ausweiten. Es besteht eine starke genetische Komponente. Im Elektroenzephalogramm (EEG) finden sich epilepsietypische Veränderungen bevorzugt der linken Scheitel-Schläfenregion. Der Verlauf ist gutartig. Die Vermeidung der spezifischen Auslösereize ist die Behandlung der Wahl. Falls notwendig, ist auch eine medikamentöse Therapie möglich. Sofern nur durch Lesen ausgelöste Anfälle auftreten, wird auch von einer primären Leseepilepsie gesprochen, treten wie z.&nbsp;B. bei einer juvenilen myklonischen Epilepsie auch sonstige Anfallsformen, von einer sekundären Leseepilepsie.
===== Symptomatische Epilepsien =====
Bei [[symptomatisch]]en Epilepsien stellen die Anfälle Symptome einer zugrundeliegenden Hirnschädigung dar. Diese Kategorie umfasst sehr unterschiedliche Krankheiten, deren Einordnung auf der [[Anatomie|anatomischen]] Lokalisation und den damit verbundenen Anfallsmerkmalen sowie anderen klinischen Merkmalen beruht.
====== Andauernde fokale Epilepsie des Kindesalters ======
Diese in der Fachsprache ''[[Epilepsia partialis continua]]'' oder „[[Alexei Jakowlewitsch Koschewnikow|Koschewnikow]]-Epilepsie“ genannte Form der Epilepsie besteht in Zuckungen einer Körperregion, die stunden- bis monatelang anhalten können. Durch gelegentliche Ausbreitung können sekundär andere Anfallsformen hinzutreten. Sie tritt in Assoziation mit unterschiedlichen Hirnschädigungen (unter anderem Durchblutungsstörungen, Neubildungen, Hirnschädigung durch Sauerstoffmangel unter der Geburt) auf. Die Zuckungen einzelner Muskeln sind therapieresistent. In manchen speziellen Fällen können epilepsiechirurgische Maßnahmen die Anfälle reduzieren.
====== Schläfenlappenepilepsie ======
[[Datei:Gehirn, lateral - Lobi deu.svg|mini|Lappen (''Lobi'') des Großhirns (von lateral)]]
{{Hauptartikel|Temporallappenepilepsie}}
Bei dieser Form der Epilepsie (''Temporallappenepilepsie'' oder früher auch ''Psychomotorische Epilepsie'') haben die Anfälle ihren Ursprung in definierten anatomischen Strukturen des [[Temporallappen|Schläfenlappens]], dem [[Hippocampus]], der Windung um den Hippocampus herum und dem [[Amygdala|Mandelkern]]. Sie stellt mit etwa 30 Prozent die häufigste Form der anatomisch klassifizierbaren lokalisationsbezogenen Epilepsien dar. [[Neuropathologie|Neuropathologisches]] Korrelat ist in der überwiegenden Zahl der Fälle eine [[Hippokampussklerose]] oder [[mesiale temporale Sklerose]]. Die Anfälle sind charakterisiert durch meist viszerale Auren mit Aufsteigen unangenehmer Gefühle aus der Magengegend. Sie werden meist gefolgt von fokalen Anfällen mit Bewusstseinsverlust, die sich in schmatzend-kauenden Mundbewegungen äußern – welche die Reaktion der Patienten auf einen oft von ihnen beschriebenen „seltsamen Geschmack“ im Mund sind –, gefolgt von sich wiederholenden Handbewegungen, dann Umherschauen und schließlich Bewegungen des ganzen Körpers (Automatismen). Die medikamentöse Therapie ist bei Temporallappenepilepsien insofern schwierig, nur etwa ein Viertel der Patienten wird anfallsfrei, bei einem weiteren Drittel wird zumindest eine Abnahme der Anfallshäufigkeit erreicht. In therapieresistenten Fällen stellt auch hier die [[Epilepsiechirurgie]] eine Möglichkeit dar. Sonderformen der Temporallappenepilepsie sind u. a. die [[transiente epileptische Amnesie]] (TEA) und die [[Musikalische Epilepsie|musikogene Epilepsie]].
====== Stirnlappenepilepsie ======
In der Fachsprache heißt diese Epilepsie ''Frontallappenepilepsie''. Entsprechend den vielfältigen Funktionsbereichen des [[Frontallappen|Stirnlappens]] sind die von ihm ausgehenden Anfälle in ihrem Erscheinungsbild sehr vielgestaltig. Es treten gewöhnlich kurz dauernde, vorwiegend schlafgebundene fokale klonische oder asymmetrisch tonische Anfälle, aber auch komplex ausgestaltete Automatismen bis hin zu Sprachäußerungen auf. Eine nur minimale oder ganz fehlende Verwirrtheit nach dem Anfall spricht ebenfalls für einen Ursprung im Frontallappen. Therapeutisch kommt auch bei den Frontallappenepilepsien nach einer medikamentösen Therapie die Epilepsiechirurgie in Frage, wenn eine definierte Läsion gefunden und ohne nachteilige Folgen entfernt werden kann.
====== Scheitellappenepilepsie ======
Ihren Ursprung haben diese herdförmigen Anfälle im [[Parietallappen]]. Charakteristisch für diese Form der Epilepsien sind so genannte sensible Herdanfälle, die sich in Missempfindungen in Form von Taubheitsgefühl, Kribbeln oder Nadelstichen äußern. Eher selten kommt auch anfallsartiger brennender Schmerz, auch als Bauchschmerz oder Kopfschmerz oder einer ganzen Körperhälfte vor. Die Therapie entspricht der bei den anderen symptomatischen fokalen Epilepsien. Liegt eine umschriebene Schädigung des Scheitellappens als Ursache vor, sind die Ergebnisse eines epilepsiechirurgischen Vorgehens gut.
====== Hinterhauptslappenepilepsie ======
Die Hinterhauptslappenepilepsie (''Okzipitallappenepilepsie'') stellt mit 5–10 Prozent aller symptomatischen fokalen Epilepsien die seltenste Form dar. Sie entspringen dem [[Okzipitallappen|Hinterhauptslappen]], wo auch die Sehrinde liegt. Typischerweise gehen die Anfälle mit visuellen Halluzinationen in Form anhaltender oder blitzender Flecken oder einfacher geometrischer Figuren, vorübergehender Erblindung und seltener tonischen oder klonischen Augenbewegungen einher.
===== Kryptogen =====
Epilepsiesyndrome mit herdförmigen Anfällen, für die keinerlei Ursache gefunden wird, werden als [[kryptogen]] kategorisiert.
==== Generalisierte Epilepsien und Syndrome ====
Bei generalisierten Anfällen ist immer von Anfang an die gesamte Hirnrinde von der elektrischen Anfallsaktivität betroffen. Diese Anfallsformen gehen daher auch im Regelfall mit einem Bewusstseinsverlust einher (Ausnahme ist die juvenile myoklonische Epilepsie). Sie werden nochmals in sogenannte kleine ({{frS|Petit-mal|de=kleines Übel}}) und große (französisch {{lang|fr|''Grand-mal''|de=großes Übel}}) Anfälle unterschieden.
===== Idiopathisch =====
Der Begriff [[Idiopathie|idiopathisch]] wird in Verbindung mit Krankheiten genutzt, die selbstständig entstehen. Bei der kryptogenen Epilepsie existiert (noch) keine bekannte, beweisbare Ursache im Sinne einer Entstehung durch äußere Einflüsse (Umweltfaktoren), sondern vermutlich oder auch bereits nachgewiesenermaßen sind sie anlagebedingt (erblich) oder eine andere vermutete Grunderkrankung.
====== Benigne familiäre Neugeborenenkrämpfe ======
Hierbei handelt sich um ein gutartiges ([[benigne]]s), seltenes, aber gut definiertes [[autosomal]] [[Dominanz (Genetik)|dominant]] vererbtes Krankheitsbild. Es wurden zwei [[Genlocus|Loci]] auf [[Chromosom 20 (Mensch)|Chromosom 20]] und auf [[Chromosom 8 (Mensch)|Chromosom 8]] identifiziert. Ein weiterer, noch nicht identifizierter existiert. Betroffen sind reifgeborene Neugeborene, die am zweiten oder dritten Lebenstag eine bis drei Minuten andauernde Anfälle mit Atemstillständen ([[Atemstillstand|Apnoen]]), Augenbewegungen sowie tonischen und klonischen Äußerungen zeigen. Die Anfälle hören im Lauf der ersten sechs Lebensmonate auf. Die Kinder entwickeln sich altersentsprechend.
====== Benigne Neugeborenenkrämpfe ======
Dies ist eine sporadisch auftretende, nicht erblich bedingte Form von Krampfanfällen im Neugeborenenalter, die typischerweise am fünften Lebenstag ({{enS|fifth-day-fits}}, Spannweite 3.–7. Lebenstag) auftreten. Sie äußern sich in klonischen Zuckungen und Atemstillständen, nie in tonischen Anfällen. Sie sind durch Medikamente kaum zu beeinflussen, hören aber spontan wieder auf. Die Prognose ist gut.
====== Benigne myoklonische Epilepsie des Kleinkindalters ======
Die benigne myoklonische Epilepsie des Kleinkindesalters stellt mit etwa 0,2 Prozent aller Epilepsien im Kindesalter eine seltene Erkrankung dar. Es wird vermutet, dass es sich um eine frühe Verlaufsform der juvenilen myoklonischen Epilepsie handelt. Sie tritt im Alter zwischen vier Monaten und vier Jahren bei normal entwickelten Kindern auf und äußert sich ausschließlich in kurzen generalisierten [[Myoklonie]]n. Sie spricht gut auf eine medikamentöse Therapie an und hat dementsprechend eine gute Prognose.
====== Absence-Epilepsie des Kindesalters ======
Eine im deutschen Sprachraum noch benutze andere Bezeichnung für diese Epilepsie ist ''Pyknolepsie''. Die Absencen-Epilepsie ist die häufigste Form einer idiopathischen generalisierten Epilepsie im Kindesalter. Diese Epilepsieform ist durch typische, 5 bis 15 Sekunden dauernde Abwesenheitszustände (''Absencen'') gekennzeichnet. Diese treten täglich einige bis mehrere hundert Male mit Bewusstseinsverlust und Erinnerungslücken auf, mit Beginn vor der Pubertät bei sonst unauffälligen Kindern. Im Verlauf können Grand-mal-Anfälle folgen. Familiäre Häufung, [[Zwillingsstudie]]n und die Assoziation mit einem Genort auf Chromosom 8 weisen auf eine genetische Ursache dieses Syndroms hin. Die Diagnose wird durch typische Anfallsmuster im Elektro-Enzephalogramm (EEG) gestützt (3/s-Spike-Wave-Komplexe). Die Absencen lassen sich relativ gut medikamentös ([[Ethosuximid]], [[Lamotrigin]]) behandeln. Dementsprechend hat diese Epilepsie eine gute Prognose mit einem Rezidivrisiko von 20 Prozent.
====== Juvenile Absence-Epilepsie ======
Im Gegensatz zur vorherigen Epilepsieform ist dieses Krankheitsbild auch als ''nicht-pyknoleptische Absencen'' bekannt. Auch die juvenile Absence-Epilepsie gehört zu den erblich bedingten generalisierten Epilepsien mit altersgebundener Manifestation. Der Beginn fällt zumeist mit dem Beginn der Pubertät zusammen und liegt im Gipfel bei 10–12 Jahren. Die Anfälle gleichen denen bei der Absence-Epilepsie des Kindesalters, sind jedoch weniger häufig und dauern dafür etwas länger an. Etwa 80 Prozent der Patienten haben zusätzlich generalisierte, tonisch-klonische Anfälle (Grand mal), meist nach dem Aufwachen. Die medikamentöse Therapie ist nicht ganz so erfolgversprechend wie bei der Pyknolepsie und dementsprechend die Prognose etwas kritischer.
====== Juvenile myoklonische Epilepsie (Janz-Syndrom) ======
Die juvenile myoklonische Epilepsie ([[Dieter Janz|JME, Janz]]-Syndrom), im deutschsprachigen Raum manchmal auch Impulsiv-Petit-mal-Epilepsie genannt, ist zum Teil erblich bedingt und manifestiert sich vor allem im Jugend und [[Adoleszenz|Adoleszentenalter]] (12–20 Jahre). Die myoklonischen Anfälle zeigen sich in plötzlichen, kurzen, meist bilateral symmetrischen Muskelzuckungen der Schultern und Arme, die vom Patienten bewusst als „ein elektrischer Schlag“ wahrgenommen werden. Sie treten einzeln oder unregelmäßig wiederholt vor allem in den Morgenstunden auf und sind von stark wechselnder Stärke. Das Bewusstsein bleibt bei dieser Form von Anfällen erhalten. Bei bis zu 95 Prozent der Patienten kommt es im weiteren Verlauf der Krankheit nach Monaten bis Jahren zudem zu generalisiert tonisch-klonischen Anfällen.<ref>{{Literatur |Autor=Antonio Valentine Delgado-Escueta, Fe Enrile-Bacsal |Titel=Juvenile myoclonic epilepsy of Janz |Sammelwerk=[[Neurology]] |Band=34 |Nummer=3 |Datum=1984-03 |Seiten=285–294 |Sprache=en |DOI=10.1212/WNL.34.3.285 |PMID=6422321}}</ref> Weniger häufig (15–40 Prozent der Patienten) treten Absencen auf. Neben der pharmakologischen Therapie muss die Vermeidung oder Reduktion von anfallsauslösenden Faktoren (Ermüdung/Schlafentzug, Alkoholgenuss) gewährleistet sein.
====== Aufwach-Grand-mal-Epilepsie ======
Diese ebenfalls zu den genetisch bedingten Epilepsien gehörende Form manifestiert sich mit einem Häufigkeitsgipfel um das 17. Lebensjahr (Spannweite 14 bis 24). Es treten generalisierte tonisch-klonische Krampfanfälle ohne Aura ausschließlich oder überwiegend in den ersten Stunden nach dem Aufwachen auf, seltener auch im Anschluss an die aktive Tagesphase bei Entspannung als „Feierabend-Grand-mal“. Neben der Vermeidung von Auslösefaktoren gründet sich die Therapie auf die Gabe eines anfallsdämpfenden Medikaments (unter anderem [[Valproinsäure]]). Die Prognose ist umso günstiger, je jünger die Patienten bei Erkrankungsbeginn sind.
===== Andere generalisierte Epilepsien =====
====== Epilepsien mit spezifisch ausgelösten Anfällen ======
Bei diesen Epilepsien werden tonisch-klonische Anfälle als Antwort auf spezifische, gut abgrenzbare Reize ausgelöst. Daher heißen sie auch ''Reflexepilepsien''. Sie sind überwiegend idiopathisch. In seltenen Fällen von symptomatischen Reflexepilepsien treten auch fokale Anfälle auf. Zu den auslösenden Reizen gehören überwiegend Flickerlicht und andere visuelle Reize (siehe [[Photosensibilität (Neurologie)|Photosensibilität]]). Diese seltene Form der Epilepsie liegt vor, wenn Anfälle durch Fernsehen oder Videospiele ausgelöst werden. Bildschirme können durch Hell-Dunkel-Wechsel, durch wechselnde Farbkombinationen und durch Muster bei empfänglichen Menschen epileptische Anfälle provozieren. Durch sehr schnelle Farb- und Hell-Dunkel-Wechsel löste 1997 in Japan die Episode ''[[Dennō Senshi Porygon]]'' der Kindersendung ''[[Pokémon]]'' bei über 600 Zuschauern ohne epileptische Vorgeschichte, zumeist Kindern, epileptische Reaktionen aus, so dass 200 von ihnen im Krankenhaus übernachten mussten. Ähnliche Wirkungen sind bei [[Computerspiel]]en möglich. In vielen [[Handbuch|Handbüchern]] zu Computerspielen findet sich daher an prominenter Stelle eine [[Epilepsiewarnung]]. Eine weitere Form der Reflexepilepsie sind sogenannte ''Startle-Anfälle'', auch Schreck-Anfälle, bei denen z.&nbsp;B. plötzliche Geräusche oder unerwartete Berührungen einen meist tonischen oder sekundär generalisierten tonisch-klonischen Reflexanfall auslösen können.<ref>{{Literatur |Autor=Günter Krämer |Titel=Kleines Lexikon der Epileptologie |Verlag=Thieme |Ort=Stuttgart/New York |Datum=2005 |ISBN=3-13-133831-8 |Seiten=268 |Fundstelle=Stichwort „Startle-Anfälle“ |Online={{Google Buch |BuchID=bGBl3XtYwHIC |Seite=268}}}}</ref>
===== Kryptogen oder symptomatisch =====
====== West-Syndrom ======
{{Hauptartikel|West-Syndrom}}
Beim [[West-Syndrom]], im deutschsprachigen Raum manchmal auch noch Epilepsie mit ''Blitz-, Nick-, Salaam-Krämpfen (BNS-Epilepsie)'' genannt, handelt es sich um eine altersgebunden auftretende Epilepsie, die fast immer im Säuglingsalter mit Serien von 2 bis 150 kurzdauernden Anfällen beginnt und mit einem typischen Muster im Elektro-Enzephalogramm (EEG), der sogenannten ''[[Hypsarrhythmie]]'' einhergeht. Die Prognose ist insbesondere hinsichtlich der [[kognitiv]]en Entwicklung auch bei erfolgreicher medikamentöser Therapie meist ungünstig, wobei dies in der Regel auf bestehende hirnorganische Schädigungen zurückzuführen ist und nicht auf die epileptischen Anfälle selbst.
====== Lennox-Gastaut-Syndrom ======
{{Hauptartikel|Lennox-Gastaut-Syndrom}}
Das [[Lennox-Gastaut-Syndrom]] ist eine der schwersten Epilepsien des Kindes- und Jugendalters. Es ist durch häufiges Auftreten von verschiedenen generalisierten Anfallsformen, insbesondere von tonischen Sturzanfällen charakterisiert. Es besteht meist eine Therapieresistenz und die Patienten haben meist mittelschwere bis schwere [[kognitiv]]e Defizite. Die Abgrenzung gegen andere Epilepsiesyndrome ist allerdings häufig schwierig.
====== Epilepsie mit myoklonisch astatischen Anfällen ======
{{Hauptartikel|Doose-Syndrom}}
Die myoklonisch-astatische Epilepsie, auch [[Doose-Syndrom]] genannt, beginnt zumeist in den ersten fünf Lebensjahren. Neben den namengebenden astatischen Sturzanfällen durch plötzlichen Verlust der Spannung der Muskulatur, meist eingeleitet von kurzen Zuckungen können auch Absencen und generalisierte tonisch-klonische Anfälle auftreten. Die Patienten sprechen unterschiedlich gut auf die medikamentöse Therapie an und die Prognose kann bei häufigen generalisierten tonisch-klonischen Anfällen getrübt sein.
====== Epilepsie mit myoklonischen Absencen ======
Hierbei handelt es sich um eine spezielle Epilepsie des Kindesalters, bei der ausschließlich oder überwiegend Absencen auftreten, die von stark ausgeprägten, rhythmischen und beidseitigen Zuckungen vor allem der Schultern und Arme, weniger der Beine, begleitet werden. Im Elektro-Enzephalogramm (EEG) finden sich die auch bei den übrigen Absence-Epilepsien typischen Anfallsmuster. Bei fast der Hälfte der Kinder ist schon vor Beginn der Epilepsie eine geistige Entwicklungsstörung vorhanden. Da ein beträchtlicher Teil der Kinder nicht anfallsfrei wird, kommen im Verlauf der Erkrankung noch etwa ein Viertel dazu. Sprechen die Absencen jedoch rasch und anhaltend auf die Therapie an, bleibt die Intelligenz erhalten.
===== Symptomatisch =====
Diesen Epilepsien liegt eine nachgewiesene Hirnschädigung zurückliegender [Zustand nach Infektion des Zentralnervensystem, Schädel-Hirn-Trauma, Gefäßerkrankung des Gehirns) oder fortschreitender (Stoffwechselerkrankungen mit Beteiligung des Zentralnervensystems, Tumoren des Zentralnervensystems ([[Hirntumor|primärer Hirntumor]], [[Hirnmetastase]]), chronische Infektion des Zentralnervensystems] Art zugrunde.
==== Epilepsien und Syndrome, die nicht als lokalisationsbezogen oder generalisiert bestimmbar sind ====
===== Neugeborenenkrämpfe =====
Hiervon spricht man bei streng auf die ersten vier Lebenswochen beschränkten Anfällen, die in den allermeisten Fällen auf eine Schädigung des Gehirns, zum Beispiel durch Infektion, vorübergehenden [[Hypoxämie|Sauerstoffmangel]] oder Unterzuckerung zurückzuführen und somit symptomatischer Natur sind.
===== Dravet-Syndrom (schwere myoklonische Epilepsie des Kindesalters) =====
{{Hauptartikel|Dravet-Syndrom}}
Das [[Dravet-Syndrom]] ist extrem selten. Es beginnt bei sonst gesunden Kindern im ersten Lebensjahr mit häufig wiederkehrenden, generalisierten oder halbseitigen Anfällen mit und ohne Fieber, die eher einen verlängerten Verlauf haben. Im zweiten bis dritten Lebensjahr treten einzelne oder kurze Serien (zwei bis drei Abfolgen) von Zuckungen vor allem der Rumpfmuskulatur von sehr unterschiedlicher Stärke auf. Die Therapie ist schwierig und die Prognose dementsprechend schlecht.
===== Epilepsie mit anhaltenden spike-wave-Entladungen im synchronisierten Schlaf =====
Das Besondere an diesem Epilepsiesyndrom ist das Auftreten von durchgehenden generalisierten epilepsietypischen Entladungen im Elektro-Enzephalogramm (EEG) während des gesamten sogenannten synchronisierten [[Schlaf]]es. In Verbindung hiermit kommt es bei den Kindern zu einem geistigen Abbau sowie einer erheblichen Beeinträchtigung der Sprache und der zeitlichen und räumlichen Orientierung. Es treten häufige und vielfältige Anfälle (einseitige fokale motorische Anfälle, atypische Absencen, atonische Anfälle mit Stürzen, generalisierte tonisch-klonische Anfälle – aber nie tonische Anfälle) mit Beginn im Alter von vier Jahren (im Mittel) auf.
===== Aphasie-Epilepsie-Syndrom =====
{{Hauptartikel|Landau-Kleffner-Syndrom}}
Das Aphasie-Epilepsie-Syndrom ist auch unter der Bezeichnung [[Landau-Kleffner-Syndrom]] bekannt. In der ILAE-Klassifikation wird dieses Syndrom von der Epilepsie mit anhaltenden spike-wave-Entladungen im synchronisierten Schlaf getrennt, obwohl vermutet wird, dass beide Syndrome wahrscheinlich nur unterschiedliche Erscheinungsformen ein und derselben Krankheit sind. Allerdings tritt hierbei bei der Mehrzahl der Fälle im Alter von drei bis acht Jahren ein Verlust der Sprachfähigkeit ([[Aphasie]]) als erstes Symptom auf. Bei etwa 40 Prozent der Kinder äußert sich die Erkrankung zuerst in unterschiedlichen epileptischen Anfällen. Die Prognose ist bezüglich der Anfälle gut, bezogen auf die Sprachfunktion aber durchaus kritisch.
=== Klassifikation der Epilepsien von 2017 ===
== Komplikationen und Folgen ==
Epileptische Anfälle können mit einer Reihe von Komplikationen verbunden sein, von denen die wichtigsten sind:
* Verletzungen oder Schädigungen, die während des Anfalles direkt durch die Muskelkontraktionen eintreten, hierzu gehören nicht selten Wirbelbrüche durch extreme Anspannung der Rückenmuskulatur, Platzwunden, Schnittwunden, Risswunden, Bisswunden.
* Verletzungen durch anfallsbedingte Unfälle, wie zum Beispiel das Fallen von einer Leiter, Unfälle im Straßenverkehr oder Ertrinkungsunfälle.
* Herzstillstand durch die übermässige Vagusstimulation während eines schweren Krampfanfalls.
* Atemstörung durch Verlegung der Atemwege während eines langen, schweren Krampfanfalls mit Unterbrechung der Schutzreflexe.
Nach einem meist generalisierten tonisch-klonischen (Grand mal) Anfall können Betroffene noch für einige Zeit –&nbsp;dies kann bis zu mehreren Stunden dauern&nbsp;– in einen harmlosen tiefen Schlaf fallen ([[Terminalschlaf]]) oder einen [[Postparoxysmaler Dämmerzustand|postiktalen Dämmerzustand]] durchmachen.
== Diagnostik ==
* An erster Stelle steht, wie bei allen anderen Erkrankungen auch, die Erhebung der Krankengeschichte ([[Anamnese]]). Bei Epilepsie-Patienten sollte hierbei neben dem familiären Auftreten von Epilepsien und anderen Erkrankungen des Nervensystems besonderes Augenmerk auf Vorerkrankungen gerichtet sein, die möglicherweise eine symptomatische Epilepsie verursachen. Dazu gehören Störungen und Risiken in der Schwangerschaft, Probleme unter der Geburt, die zu einem Sauerstoffmangel führen, Unfälle mit [[Schädel-Hirn-Trauma]] oder entzündliche Erkrankungen des Zentralnervensystems.
* Darauf folgt die körperliche Untersuchung insbesondere des Nervensystems mit Untersuchung von Kraft, Gefühl (Sensibilität), Reflexen, Hirnnervenfunktion, Gleichgewicht und Koordination.
* Laboruntersuchungen aus dem Blut dienen zum einen dem Erkennen von möglichen Ursachen symptomatischer epileptischer Anfälle (wie Unterzuckerung oder Mineralstoffmangel). Zum anderen überwacht der behandelnde Arzt unter einer medikamentösen Therapie die Menge des Medikamentes im Blut (''Medikamentenspiegel'' oder ''Therapiespiegel'') wie auch mögliche Nebenwirkungen (Blutbild mit Blutplättchen, Leberenzyme, Nierenfunktion, Blutgerinnung, Calcium-Phosphat-Stoffwechsel).
[[Datei:Spike-waves.png|mini|Für eine Absence-Epilepsie typisches Anfallsmuster im EEG]]
* Durch eine [[Elektroenzephalografie|Elektroenzephalographie]] (EEG) kann die Bereitschaft des Gehirns zu epileptischen Entladungen direkt angezeigt werden. Dazu bekommt der Patient eine Art Kappe mit Elektroden in definierten Abständen aufgesetzt, von denen über einen Wechselspannungsverstärker die elektrische Oberflächenaktivität der Hirnrinde abgeleitet wird. Zur routinemäßigen Ableitung bei der Fragestellung nach einer Epilepsie gehört die Aktivierung mit [[Hyperventilation]] und [[Photostimulation]]. Im Rahmen der Erstdiagnostik dient das EEG vor allem der Einordnung des Anfalls bzw. der Epilepsie und der Lokalisation des Herdes bei herdförmigen Anfällen. Bei speziellen Fragestellungen können auch Langzeitableitungen (beispielsweise über 24 Stunden, ''Langzeit-EEG'') oder Ableitungen mit gleichzeitiger paralleler Videoaufzeichnung des Patienten (''Video-Doppelbild-EEG'') durchgeführt werden.
* Dagegen leitet die [[Magnetoenzephalographie]] (MEG) die magnetische Aktivität des Gehirns mit hoher zeitlicher und räumlicher Auflösung ab. Es handelt sich hierbei aber um eine sehr aufwändige, teure und neue Methode, die vor allem der exakten Lokalisation von epilepsieauslösenden Hirnarealen dient.
* Die cerebrale [[Computertomografie|Computertomographie]] (CCT) ist eine spezielle Röntgenschichtuntersuchung und war das erste bildgebende Verfahren, mit dem auslösende gröbere Veränderungen am Hirngewebe gefunden werden konnten. Seine Vorteile liegen in der schnellen Verfügbarkeit und der Wirtschaftlichkeit. Da seine Auflösung der Gewebeveränderungen am Gehirn aber anderen Methoden unterlegen ist, hat sie auch wegen der mit ihr verbunden Strahlenbelastung an Bedeutung verloren.
[[Datei:MRI head side.jpg|gerahmt|rechts|MRT-Aufnahme]]
* In der [[Magnetresonanztomografie|Magnetresonanztomographie]] (MRT oder MRI) werden die Bilder durch wechselnde, starke Magnetfelder erzeugt. Die Darstellung hat eine deutlich höhere Auflösung und einen besseren Kontrast zwischen grauer und weißer Substanz. Für spezielle Fragestellungen insbesondere in der prächirurgischen Diagnostik steht die [[Funktionelle Magnetresonanztomografie|funktionelle Magnetresonanztomographie]] (fMRI) zur Verfügung, mit der spezielle Hirnfunktionen den zugehörigen Rindenarealen zugeordnet werden kann.
* Bei Neugeborenen und Säuglingen kann auch durch eine [[Sonografie|Ultraschalluntersuchung]] des Gehirns durch die offene [[Fontanelle]] Hinweise auf anatomische Abweichungen gewonnen werden.
* Mit [[Positronen-Emissionstomografie|Positronen-Emissionstomographie]] (PET), Flumazenil-PET und [[Single Photon Emission Computed Tomography]] (SPECT) stehen weitere Spezialverfahren zur Verfügung mit denen vor allem epilepsieauslösende Herde genau lokalisiert und im Falle prächirurgischer Diagnostik neurologische Ausfälle durch die Operation abgeschätzt werden können.
=== Differentialdiagnose ===
Verschiedene Krankheitszustände, die mit vorübergehenden anfallsartigen Erscheinungen einhergehen, können epileptischen Anfällen sehr ähnlich sein und daher mit ihnen verwechselt werden. Eine Fehldeutung solcher Zustände als Epilepsie sollte möglichst vermieden werden, da sie nicht nur zu einer unnötigen Verunsicherung der Patienten oder der Angehörigen, sondern darüber hinaus zu einer überflüssigen Behandlung mit Antiepileptika führt. Umgekehrt können echte epileptische Anfälle als nicht epileptisch verkannt werden und eine notwendige und hilfreiche Behandlung unterbleiben.<ref name="siemes" />
Die wichtigste [[Differentialdiagnose]] epileptischer Anfälle im Erwachsenenalter sind [[psychogen]]e nicht-epileptische Anfälle.<ref name="awmf">{{AWMF|http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/030-041.html|Erster epileptischer Anfall und Epilepsien im Erwachsenenalter|S1|Deutschen Gesellschaft für Neurologie|2012}}</ref> Sie werden auch [[Dissoziation (Psychologie)#Dissoziative Krampfanfälle|dissoziative Anfälle]] genannt und können epileptischen Anfällen ähnlich sehen. Eine sichere Unterscheidung ist oft nur durch eine Langzeit-Video-EEG-Aufzeichnung möglich. Psychogene Anfälle sind nicht organisch (durch eine Funktionsstörung im Gehirn), sondern seelisch bedingt. Ursächlich kann beispielsweise eine [[Depression]], eine [[Angststörung]] oder eine [[Posttraumatische Belastungsstörung|PTSD/PTBS (posttraumatische Belastungsstörung)]] sein. Nicht selten finden sich in der Lebensgeschichte traumatische Erlebnisse wie etwa sexueller Missbrauch. Diese Anfälle sind nicht simuliert (vorgetäuscht). Sie erfordern eine psychiatrische medikamentöse Therapie oder eine Psychotherapie, oft auch beides. Eine Behandlung mit [[Antikonvulsiva|Antiepileptika]] ist sinnlos.
Eine wichtige Differentialdiagnose epileptischer Anfälle im Kindes- und Jugendalter – deren Auftreten aber nicht auf dieses Alter beschränkt ist – sind [[Synkope (Medizin)|Synkopen]] durch Kreislaufregulationsstörungen oder [[Herzrhythmusstörung]]en. Speziell im Kindesalter sind respiratorische Affektkrämpfe, Atemstillstände oder [[Zyanose]] bei [[Refluxösophagitis|Rückfluss von saurem Magensaft in die Speiseröhre]] sowie der benigne paroxysmale Schwindel des Kleinkindesalters zu beachten. In diesem Alter kann auch Masturbation vor allem bei Mädchen mit plötzlichen Versteifungen der Oberschenkel oder wippenden Bewegungen epileptischen Phänomenen gleichen.<ref name="siemes" />
Weitere seltene Differentialdiagnosen sind einfache, nur mit Aura einhergehende oder komplizierte Migräneformen, nächtliche beziehungsweise schlafbezogene episodische Ereignisse wie Nachtschreck, Schlafwandeln, Alpträume oder [[Narkolepsie]], anfallsartige motorische Phänomene wie [[Tic]]s sowie episodischen psychiatrische Störungen wie Tagträumen, Hyperventilationssyndrom, Angst- und Panikattacken oder episodische Wutanfälle.<ref name="siemes" />
Speziell im höheren Lebensalter stellen bei Anfällen aus dem Schlaf heraus REM-Schlaf-Verhaltensstörungen eine wichtige Differentialdiagnose dar.<ref name="awmf" />
=== Neuropsychologie in der Epilepsiediagnostik ===
Die neuropsychologische Diagnostik bei Epilepsiepatienten, das heißt die Untersuchung verschiedener kognitiver Funktionen wie etwa der Konzentration, der unmittelbaren Merkfähigkeit oder der mittelfristigen Gedächtnisleistungen, der basalen oder höheren Sprachleistungen etc., erfolgt zur Beantwortung mehrerer Fragestellungen:
Während früher Fragen der Lateralisation und der Lokalisation der Epilepsie im Vordergrund standen, interessieren heute infolge der großen Fortschritte im Bereich der strukturellen und funktionellen Bildgebung mehr Fragen der funktionellen Beeinträchtigung kognitiver Leistungen durch die Epilepsie selbst bzw. deren somatische Grundlage, unerwünschte Effekte der medikamentösen Behandlung oder das Risiko kognitiver Einbußen durch einen eventuellen epilepsiechirurgischen Eingriff. Diese Aufgaben der Neuropsychologie lassen sich letztendlich unter dem Stichwort der Qualitätskontrolle, das heißt der Beurteilung der Vertretbarkeit und Verträglichkeit einer gewählten Therapiemethode, recht gut zusammenfassen.
Zusätzlich beantwortet werden sollen auch Fragen nach der Alltagsrelevanz epilepsieassoziierter kognitiver Störungen beispielsweise auf die schulische Leistungsfähigkeit oder den Beruf und dienen auch zur Feststellung der Notwendigkeit der Durchführung einer rehabilitativen Maßnahme und wiederum auch deren Validierung.
Üblicherweise erfolgen viele Tests noch mit Papier und Stift, einige Verfahren sind heute aber auch schon als computergestützte Testverfahren erhältlich. Zusätzlich wird in den spezialisierten Zentren immer häufiger auch auf die Methode der funktionellen Bildgebung wie etwa der [[FMRI|funktionellen Magnet-Resonanz-Tomographie]] zur Lateralisation der hemispheriellen Sprachdominanz zurückgegriffen. Bei Unklarheiten in der Interpretation der Ergebnisse resultiert unter Umständen die Notwendigkeit zur Durchführung des invasiven intra-carotidalen Amobarbitaltests (auch [[Wada-Test]] genannt), der über die temporäre Narkotisierung einer Hirnhemisphäre eine recht zuverlässige Aussage über die Hemisphärenlateralisierung für Sprache erlaubt. Ziel dieser Verfahren ist es, die Risiken bei einem epilepsiechirurgischen Eingriff für weitere kognitive Einbußen möglichst gering zu halten.
Weitere Aufgaben der Neuropsychologie betreffen auch die kurz-, mittel- und langfristigen psycho-sozialen Folgen, die eine chronische Erkrankung wie Epilepsie auf das Leben der Betroffenen hat. Anhand von mehr oder weniger standardisierten Fragebögen und Interviews versucht man, diese Effekte zu erfassen. Letztendlich müssen sich auch die unterschiedlichen Therapiemethoden an ihren Auswirkungen auf die psycho-soziale Entwicklung der Patienten bezüglich ihrer Wirksamkeit messen lassen.
== Behandlung ==
Ziel der Behandlung bei Epilepsien ist die völlige Anfallsfreiheit mit möglichst wenigen oder ohne Nebenwirkungen. Bei Kindern soll durch die Therapie darüber hinaus eine unbeeinträchtigte Entwicklung gewährleistet werden. Allen Patienten soll eine Lebensform ermöglicht werden, die den Fähigkeiten und Begabungen gerecht wird. Dabei ist zwischen der Akutbehandlung eines epileptischen Anfalls und der Dauerbehandlung zu unterscheiden. Diese Therapieziele werden in erster Linie durch eine geeignete [[Arzneimittel]]behandlung erreicht. Mit Hilfe einer Monotherapie mit [[Carbamazepin]], [[Eslicarbazepinacetat]], [[Lamotrigin]], [[Levetiracetam]], [[Valproinsäure|Oxcarbazepin]], Valproinsäure oder einem anderen [[Antikonvulsivum]] gelingt es in circa zwei Drittel der Fälle, die Anfälle zu kontrollieren. Bei den übrigen Patienten spricht man von einer pharmakoresistenten Epilepsie. Der zusätzliche Einsatz weiterer Antiepileptika (Add-On-Therapie) führt bei pharmakoresistenten Epileptikern (etwa 10 Prozent) zwar nur selten zur dauerhaften Anfallsfreiheit, jedoch sind Teilerfolge, wie etwa eine reduzierte Anfallsfrequenz oder mildere Anfallsformen, erzielbar.
Bei pharmakoresistenten Epileptikern sollte ebenfalls frühzeitig geprüft werden, ob sie geeignete Kandidaten für einen epilepsiechirurgischen Eingriff sind. Die Epilepsiechirurgie kann mittlerweile –&nbsp;bei pharmakoresistenten fokalen Epilepsien&nbsp;– die Epilepsie „heilen“, wenn das epileptogene Areal im Hirn genau identifiziert werden kann und operabel ist. Die Chance auf Anfallsfreiheit durch einen epilepsiechirurgischen Eingriff liegt je nach Befundkonstellation bei 50–80 Prozent.
Zu einem umfassenden Behandlungskonzept gehören auch eine Aufklärung und Beratung bis hin zur Patientenschulung, die Anleitung zur Anfallsdokumentation gegebenenfalls durch Führen eines Anfallstagebuchs und Hilfen zur Integration in Familie, Schule, Beruf und Gesellschaft. Gesellschaftlich wird hierbei eine offene Auseinandersetzung empfohlen, die auf Respekt beruht.
=== Akutbehandlung ===
Die meisten epileptischen Anfälle enden spätestens nach wenigen Minuten von selbst. Je nach Art des Anfalles kann sich der Betroffene dennoch durch Stürze oder – beispielsweise während einer Phase von Zuckungen oder durch Handlungen im Zustand einer Bewusstseinstrübung – an Gegenständen in seiner Umgebung verletzen.
Durch Aussetzen der Schutzreflexe kann es auch zu [[Aspiration (Medizin)|Aspiration]] von Essen, Mageninhalt oder – bei Badenden – großer Mengen Wasser kommen.
Insbesondere Grand-mal-Anfälle führen durch ineffektive Atmung zu akutem Sauerstoffmangel, der das Gehirn noch weiter schädigen kann.
Diese Gefahr ist umso größer, je länger die Anfälle ohne zwischenzeitliches Erwachen anhalten ([[Status epilepticus]]).
==== Erste Hilfe ====
Vorrangig sollte man darauf achten, dass sich die Betroffenen insbesondere im Stadium der Bewusstseinstrübung keine Verletzungen zuziehen:
* vor Gefahren abschirmen
** gefährliche Gegenstände außer Reichweite bringen
** Absturzkanten versperren (z.&nbsp;B. im Treppenhaus)
** Straßenverkehr ableiten oder anhalten
* Das früher verbreitete Einführen eines Beißkeils wird heutzutage nicht mehr durchgeführt, da es zusätzliche Verletzungen bewirken und außerdem das Abklingen des Anfalls verzögern kann.
* Ebenso soll man Betroffene während eines Anfalls nicht festhalten, ausgenommen Badende, deren Kopf über Wasser zu halten ist, bzw. die aus dem Badegewässer zu retten sind.
Schäden durch Sauerstoffmangel vermeiden:
Außer in dem Fall, dass Angehörige oder Betreuer eines Menschen mit Epilepsie über die Möglichkeit einer Akutbehandlung verfügen, ist ein Notruf durchzuführen. Der Notarzt oder das Rettungsdienstpersonal kann durch die Injektion von Medikamenten einen länger anhaltenden Anfall beenden und kurzfristige Folgeanfälle verhindern.
Grundsätzlich ist es für die behandelnden Ärzte auch hilfreich, wenn der Anfallsverlauf genau beobachtet und seine Dauer notiert wird, da dies die genaue Diagnosestellung und Behandlung erleichtert.
==== Bei bekannter Epilepsie ====
Ein [[Epilepsiehelm]] schützt vor Kopfverletzungen.
Menschen, bei denen selbst oder bei ihren Angehörigen eine schwere Form der Epilepsie bekannt ist, führen in der Regel ein ärztlich verordnetes Notfallmedikament mit sich, das bei Bedarf von jeder darin geübten Person verabreicht werden kann. Es handelt sich hierbei um Tropfen, die je nach Darreichungsform entweder in die Wangentasche gegeben oder in Form eines [[Klistier|Mikroklistiers]] in den Enddarm eingeführt werden. Der akute epileptische Anfall kann durch diese Gabe von [[Antikonvulsivum|Antikonvulsiva]] aus der Gruppe der [[Benzodiazepin]]e in den meisten Fällen unterbrochen werden. Es haben sich insbesondere [[Diazepam]], [[Clonazepam]], [[Lorazepam]], [[Midazolam]] und [[Nitrazepam]] in der Akuttherapie etabliert, wobei Midazolam den schnellsten Wirkungseintritt zeigt (< 30 Minuten).<ref>[https://www.compendium.ch/mpro/mnr/25018/html/de#7600 Fachinformation auf compendium.ch]</ref> Jedoch ist die Wirksamkeit und Verträglichkeit jener Medikamente individuell unterschiedlich. Für die Dauerbehandlung werden diese Arzneistoffe nur in Ausnahmefällen eingesetzt, da sie bei regelmäßiger Einnahme insbesondere zu einer psychischen [[Abhängigkeit (Medizin)|Abhängigkeit]] führen können.
=== Dauerbehandlung ===
Zur Vorbeugung epileptischer Anfälle stehen inzwischen sehr viele Medikamente (Antiepileptika) zur Verfügung. Von den älteren Wirkstoffen werden für Epilepsien mit fokalen Anfällen nach wie vor [[Carbamazepin]] und für Epilepsien mit generalisierten Anfällen [[Valproinsäure]] häufig eingesetzt. Von den inzwischen zahlreichen neueren Wirkstoffen werden [[Lamotrigin]] und [[Levetiracetam]] am häufigsten verordnet. Anstelle Carbamazepin wird wegen der vergleichbaren Wirksamkeit, aber schwächerer [[Enzyminduktion]] häufiger seinem [[Keton|Ketoanalogon]] [[Oxcarbazepin]] oder [[Eslicarbazepinacetat]] der Vorzug gegeben. Valproinsäure wird bei der Dauerbehandlung primär generalisierter Anfälle bevorzugt, bei Frauen im gebärfähigen Alter allerdings nur bei fehlenden Alternativen. Als Monotherapeutika stehen darüber hinaus die klassischen Antiepileptika [[Phenytoin]], [[Phenobarbital]] und [[Primidon]] mit allerdings recht ungünstigem Nebenwirkungsprofil zur Verfügung. Von den neueren Antiepileptika haben auch [[Topiramat]] und [[Zonisamid]] Zulassungen zur Monotherapie, wohingegen [[Rufinamid|Brivaracetam, Perampanel, Rufinamid]] und [[Stiripentol]]  nur zur Zusatzbehandlung eingesetzt werden sollen.<ref name="awmf" /> Eine spezielle Gruppe von Epilepsien des Kindesalters, die gutartigen („benignen“) idiopathischen Partialepilepsien, werden bevorzugt mit [[Sultiam]] behandelt. [[Ethosuximid]] hat seinen besonderen Stellenwert in der Behandlung der Absence-Epilepsie des Schulalters, bei der es sich in einer großen Vergleichsstudie gegenüber Lamotrigin und Valproinsäure als überlegen erwiesen hat.<ref>{{Literatur |Autor=Tracy A. Glauser, Avital Cnaan, Shlomo Shinnar, Deborah G. Hirtz, u. a. |Titel=Ethosuximide, valproic acid, and lamotrigine in childhood absence epilepsy |Sammelwerk=[[The New England Journal of Medicine]] |Band=362 |Nummer=9 |Datum=2010-03-04 |Seiten=790–799 |DOI=10.1056/NEJMoa0902014 |Sprache=en }}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Tracy A. Glauser, Avital Cnaan, Shlomo Shinnar, Deborah G. Hirtz, u. a. |Titel=Ethosuximide, valproic acid, and lamotrigine in childhood absence epilepsy: initial monotherapy outcomes at 12 months |Sammelwerk=Epilepsia |Band=54 |Nummer=1 |Datum=2013 |Seiten=141–155 |DOI=10.1111/epi.12028 |Sprache=en }}</ref>
Ihre Effekte erzielen diese [[Arzneistoff]]e über eine Erhöhung der Reizschwelle durch Hemmung von Natrium-Ionenkanälen (Valproinsäure, Carbamazepin, Oxcarbazepin und Phenytoin) oder durch eine Aktivierung von [[GABA-Rezeptor]]en (Phenobarbital und sein [[Prodrug]] Primidon) im Zentralnervensystem.
Die Zahl der Patienten, die nicht compliant sind, ist in der [[Neurologie]] besonders hoch.<ref>''Psychiatrische Praxis.'' Band 36, 2009, S. 258.</ref> Bei Patienten mit Epilepsie liege die Rate der Medikamentenverweigerer bei 50 Prozent.<ref name="Psychiatrische Praxis 2009">''Psychiatrische Praxis.'' Band 36, 2009, S. 258, zitiert nach ''[[Süddeutsche Zeitung]].'' 26. Januar 2010, S. 16.</ref> Jede zweite Einweisung ließe sich verhindern, wenn Patienten ihre Medikamente nicht eigenmächtig absetzen würden.<ref name="Psychiatrische Praxis 2009" />
Da die Monotherapie epileptischer Erkrankungen bei einem Teil der Patienten nicht zu einem befriedigenden Ergebnis führt, kann eine Therapie unter Verwendung eines Zusatztherapeutikums mit einem ergänzenden Wirkmechanismus erwogen werden. Als Zusatztherapeutika haben sich die GABA-Analoga [[Gabapentin]], [[Pregabalin]], [[Tiagabin]] und [[Vigabatrin]], welche die GABA-Konzentration im Gehirn erhöhen, etabliert. Alternativ stehen die Ionen-, Calcium- und Natriumkanal hemmenden Suximide [[Mesuximid]] und [[Ethosuximid]], [[Lamotrigin]], [[Levetiracetam]], [[Felbamat]], [[Topiramat]] und [[Eslicarbazepinacetat]] zur Verfügung.
Nach längerer Zeit der Anfallsfreiheit –&nbsp;wenigstens zwei Jahre&nbsp;– kann in Abhängigkeit vom Risiko des Wiederauftretens von Anfällen und den möglichen psychosozialen Auswirkungen erneut auftretender Anfälle einerseits und den wahrgenommenen Beeinträchtigungen durch die Therapie andererseits auch ein ausschleichendes Beendigen der medikamentösen Therapie erwogen werden. Zahlreiche Studien haben das Risiko des Wiederauftretens von Anfällen nach Beendigung der Medikamenten-Behandlung untersucht. Zusammengefasst besteht eine Chance von etwa 70 Prozent für eine dauerhafte Anfallsfreiheit ohne Medikamente, wenn
* eine Anfallsfreiheit von zwei bis fünf Jahren bestand,
* nur ein Anfallstyp bestand,
* eine normale Intelligenz und ein normaler neurologischer Befund bestehen und
* sich das Elektroenzephalogramm unter der Therapie normalisiert hat.
=== Sonstige Methoden der Epilepsiebehandlung ===
==== Alternative pharmakologische Maßnahmen ====
Neben den im eigentlichen Sinne anfallsunterdrückenden Arzneistoffen gibt es für verschiedene schwer behandelbare Epilepsien noch weitere medikamentöse Behandlungsansätze. Beim West-Syndrom hat sich die Behandlung mit [[ACTH]] (adrenocorticotropes Hormon aus der Hirnanhangdrüse, das die [[Nebenniere]]n zu vermehrter Produktion von [[Cortison]] stimuliert) oder [[Corticosteroid]]en direkt als wirksam erwiesen. Diese nebenwirkungsreiche Behandlung (unter anderem Bluthochdruck, Verdickung der Herzmuskulatur mit eingeschränkter Pumpfunktion, Nierenverkalkung, [[Diabetes mellitus]]) wird auch beim Landau-Kleffner-Syndrom, der myoklonisch astatischen Epilepsie und dem Lennox-Gastaut-Syndrom mit unterschiedlichen Erfolgsaussichten eingesetzt.
Die Beobachtung, dass bei epilepsiekranken Kindern mit Heuschnupfen eine Injektion von [[Immunglobulin]]en zu einer Verbesserung des Anfallsleidens führte, hat dazu geführt, auch diese systematisch anzuwenden. Warum Immunglobuline bei Epilepsie überhaupt wirksam sind, ist noch unklar. Auch fehlen noch Kriterien, die bei der Vorhersage helfen, bei welchen therapieschwierigen Epilepsien diese Therapie erfolgversprechend ist. Eine Übersichtsarbeit, die 24 Studien zusammenfasste, konnte bei erheblich unterschiedlicher Behandlungsdauer und Dosierung in den einzelnen Behandlungen insgesamt eine Anfallsfreiheit von etwa 20 Prozent und eine Reduktion der Anfallshäufigkeit von etwa 50 Prozent zeigen.
==== Ketogene Diät ====
''→ Hauptartikel: [[Ketogene Diät]]''
Ausgehend von der seit Jahrhunderten bekannten Erfahrung, dass bei Menschen mit Epilepsie ''[[Fasten]]'' vorübergehend zu einer Anfallsfreiheit führte, wurde seit 1921 mit einer Diät mit sehr hohem Fett-, geringem Kohlenhydrat- und moderatem Eiweißanteil zur Erzeugung einer anhaltenden Stoffwechsellage mit überwiegender Fettverbrennung und Bildung von [[Ketone|Ketonkörpern]] (Ketose) der [[Biochemie|biochemische]] Effekt des Fastens imitiert. Diese sogenannte ''[[ketogene Diät]]'' erwies sich bei Epilepsiepatienten als effektiv. Der genaue Wirkmechanismus ist dabei bis heute nicht geklärt. Zahlreiche Studien konnten aber zeigen, dass etwa ein Drittel der behandelten Patienten anfallsfrei werden und etwa ein weiteres Drittel eine deutliche Reduktion der Anfälle um mindestens die Hälfte erfährt. Sie ist aus praktischen Gründen besonders gut für Kinder von 1–10 Jahren geeignet, aber auch bei Jugendlichen und Erwachsenen wirksam. Am besten scheinen myoklonische und atonische Anfälle, weniger gut generalisierte tonisch-klonische und fokale Anfälle und am schlechtesten Absencen anzusprechen. Die Diät soll normalerweise zwei Jahre lang durchgeführt werden, bei einem Teil der Patienten hält der erzielte Effekt über die Beendigung hinaus an. Als Nebenwirkungen können zu Beginn Erbrechen, Durchfall, Verstopfung und Diätverweigerung auftreten. Insbesondere bei zusätzlichen akuten Erkrankungen kann sich eine Übersäuerung des Körpers einstellen. Das Risiko für die Bildung von Nierensteinen ist erhöht. Häufig zeigt sich auch eine teilweise massive Erhöhung der Blutfettwerte. Die mögliche Langzeitauswirkung auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen lässt sich nicht abschätzen. Besonders bei schwer verlaufenden Epilepsien stellt die ketogene Diät eine wirksame Behandlungsalternative dar.
==== Epilepsiechirurgie ====
Wenn trotz optimaler Auswahl Wahl der Antiepileptika in der maximal verträglichen Dosierung keine befriedigende Anfallskontrolle erreicht werden kann und eine strukturelle Läsion des Gehirns als ursächlich für die Anfälle nachgewiesen werden kann, kommt auch eine chirurgische Therapie des Anfallsleidens in Frage ([[Epilepsiechirurgie]]). Hierzu muss in sorgfältigen und ausgedehnten Untersuchungen vor dem Eingriff (''prächirurgische Diagnostik'') das anfallsauslösende Areal exakt lokalisiert und die funktionelle Beeinträchtigung nach Verlust des entsprechenden Hirngewebes abgeschätzt werden (zum Beispiel [[Wada-Test]]).
==== Vagusnervstimulation (VNS) ====
Bei der Vagusnervstimulation wird durch einen elektrischen Stimulator entweder in festen Intervallen oder auf Aktivierung durch den Patienten bei einem Anfallsvorgefühl der linke [[Nervus vagus|Vagusnerv]] am Hals mit elektrischen Strömen gereizt. Der Stimulator mit einer Batterie wird an der Brustwand eingesetzt. Der stimulierte Vagusnerv leitet die Erregung ins Gehirn weiter, wodurch die Anfallsfrequenz gesenkt werden kann.
Als Nebenwirkungen können lokale Schmerzen oder Missempfindungen, Veränderungen der Stimmlage, Luftnot, Übelkeit und Durchfälle auftreten. Obwohl der Vagusnerv auch direkt den Herzmuskel versorgt und an der Steuerung der Herzfrequenz beteiligt ist, wurde nicht über Veränderungen der Herzfrequenz berichtet.
==== Transkutane Vagusnervstimulation (ohne OP) ====
Bei der transkutanen Vagusnervstimulation sind weder eine Operation noch ein Klinikaufenthalt notwendig. Über eine mit einem Stimulationsgerät verbundenen Ohrelektrode wird durch die Haut ein Ast des Vagusnervs an einer bestimmten Stelle der Ohrmuschel stimuliert. Die Stärke der Stimulation stellt der Patient so ein, dass er ein angenehmes Kribbeln verspürt. Durch den Ast des Vagusnervs wird die Erregung ins Gehirn weitergeleitet, wodurch Anfälle reduziert und gemildert werden können.
Die Anwendung der Therapie erfolgt allein durch den Patienten und kann gut in den Alltag integriert werden.
Diese Form der Epilepsietherapie kann bereits früh zum Einsatz kommen und hat nur geringe Nebenwirkungen, die in der Regel nach Beenden der Stimulation schnell abklingen. Die bislang einzige publizierte randomisierte Doppelblindstudie konnte allerdings keine Wirksamkeit nachweisen.<ref>{{Literatur |Autor=S. Bauer, H. Baier, C. Baumgartner u. a. |Titel=Transcutaneous vagus nerve stimulation (tVNS) for treatment of drug-resistant epilepsy: a randomized, double-blind clinical trial (cMPsE02) |Sammelwerk=Brain Stimulation |Band=9 |Datum=2016 |Seiten=356–363 |DOI=10.1016/j.brs.2015.11.003 |Sprache=en }}</ref>
==== Verhaltenstherapie ====
Über ein Biofeedback-Modell und Verhaltenstherapie konnten einige Epilepsie-Patienten die Anzahl der Anfälle reduzieren. Vor und nach dem Anfall gibt es eine veränderte Hirnaktivität, über die Verhaltenstherapie konnten die Patienten einen gewissen Einfluss auf diese Aktivitäten erlangen, wodurch Anfälle verhindert werden konnten.<ref name="DOI10.1159/000056631">T. Hinterberger, B. Kotchoubey, J. Kaiser, A. Kübler, N. Neumann, J. Perelmouter, U. Strehl, N. Birbaumer: ''Anwendungen der Selbstkontrolle langsamer kortikaler Potentiale.'' In: ''Verhaltenstherapie.'' 10, 2000, S.&nbsp;219–227. [[doi:10.1159/000056631]]</ref>
==== Frühwarnsysteme ====
* [[Epilepsiehund]]e
: Viele Hunde können den epileptischen Anfall eines Familienmitglieds vorher erkennen. Daher versucht man seit einigen Jahren, gezielt Epilepsiehunde auszubilden.
* Hirnimplantat
: Bei schweren und therapierefraktären Epilepsien gelang es, mit 16 EEG-Sonden als Hirnimplantat Anfälle vorherzusagen. So konnten sich die Betroffenen in „Sicherheit“ bringen und den Anfall abwarten. Dies könnte die Lebensqualität von Menschen mit schwerer Epilepsie stark erhöhen und auch die Berufsfähigkeit länger erhalten.<ref name="DOI10.1016/S1474-4422(13)70075-9">Mark J Cook, Terence J O Brien, Samuel F Berkovic, Michael Murphy, Andrew Morokoff, Gavin Fabinyi, Wendyl D Souza, Raju Yerra, John Archer, Lucas Litewka, Sean Hosking, Paul Lightfoot, Vanessa Ruedebusch, W Douglas Sheffield, David Snyder, Kent Leyde, David Himes: ''Prediction of seizure likelihood with a long-term, implanted seizure advisory system in patients with drug-resistant epilepsy: a first-in-man study.'' In: ''The Lancet Neurology.'' Juni 2013, S.&nbsp;563–571. [[doi:10.1016/S1474-4422(13)70075-9]]</ref>
== Prognose ==
Die Prognose von Epilepsien hängt von verschiedenen Faktoren wie dem vorliegenden Epilepsiesymdrom und dessen Ursache, der Art und Häufigkeit der Anfälle, dem Manifestationsalter sowie zusätzlich vorhandenen begleitenden Erkrankungen des Nervensystems ab. Sie kann sie unter den unterschiedlichen Gesichtspunkten der langfristigen Anfallsfreiheit (Remission), der psychosozialen Beeinträchtigungen oder der Sterblichkeit betrachtet werden.
=== Remission ===
Fasst man die unterschiedlichen Studien zur Prognose zusammen, erreichen insgesamt etwa 50 bis 80 Prozent aller Epilepsie-Patienten eine anhaltende Anfallsfreiheit. Dabei haben Kinder mit einem Erkrankungsalter zwischen einem und zehn Jahren die größte statistische Wahrscheinlichkeit, anfallsfrei zu werden. Genettische (idiopathische) und Epilepsien unbekannter Ursache haben allgemein eine bessere Prognose als solche mit nachweisbarer Ursache. Entsprechend verschlechtert sich die Prognose bei Patienten mit begleitenden neurologischen Erkrankungen oder geistigen Behinderungen. Anhaltende EEG-Veränderungen gehen ebenfalls mit einer niedrigeren Remissionsrate einher. Ein gutes prognostisches Zeichen stellt das rasche Ansprechen auf die Therapie dar, wohingegen bisher nicht belegt werden konnte, dass sich die Langzeitprognose durch ein frühes Einsetzen der antiepileptischen Behandlung günstig beeinflussen lässt.
=== Sogenannte epileptische Wesensänderung ===
Das in manchen psychiatrischen Lehrbüchern lange Zeit tradierte Konzept einer spezifischen epileptischen Wesensänderung<ref>[[Rainer Tölle]]: ''Psychiatrie''. Kinder- und jugendpsychiatrische Bearbeitung von [[Reinhart Lempp]]. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin 1985, ISBN 3-540-15853-7, S. 299.</ref> gilt heute als überholt. Es wurde in Deutschland seit den 1930er-Jahren in Form von Auffassungs-, Merk- und Urteilsstörungen, einer allgemeinen Verlangsamung, Haften im Denken, Umständlichkeit, Pedanterie, Selbstgerechtigkeit oder gutmütige Stumpfheit als vermeintlich typisch beschrieben, was rückblickend auch im Rahmen der nationalsozialistischen Rassenpolitik mit dem Ziel einer Ausrottung von Erbkrankheiten gesehen werden muss (siehe auch [[Aktion T4]] und [[Euthanasie-Aktion|Euthanasie]]).
=== Mortalität ===
Grundsätzlich haben Menschen mit Epilepsien ein erhöhtes Risiko, vorzeitig zu versterben. Mögliche Ursachen dafür sind direkte Folgen eines sogenannten Status epilepticus, Unfälle während eines Anfalles –&nbsp;beispielsweise Sturz oder Ertrinken&nbsp;–, [[Selbsttötung]], plötzlicher unerwarteter Tod bei Epilepsie (SUDEP, {{lang|en|''Sudden Unexpected Death in Epilepsy''}}, siehe unten) oder die Grunderkrankung, durch die die Epilepsie verursacht wird. Das relative [[Mortalität|Sterblichkeitsrisiko]] ist etwa zwei- bis dreifach gegenüber der gesunden Vergleichsbevölkerung erhöht. Am geringsten erhöht ist es bei genetischen (früher: idiopathischen) Epilepsien und am stärksten bei symptomatischen Epilesiesyndromen aufgrund fassbarer Veränderungen am Gehirn, besonders bei Kindern mit von Geburt an bestehenden neurologischen Defiziten.
==== Plötzlicher unerwarteter Tod bei Epilepsie (SUDEP – {{lang|en|''Sudden Unexpected Death in Epilepsy''}}) ====
Als [[SUDEP]] (von {{enS|sudden unexpected death in epilepsy}}) wird ein plötzlicher unerwarteter Tod bei Epilepsie bezeichnet. In einer Studie wurden folgende Risikofaktoren identifiziert:
* jüngeres Lebensalter
* symptomatische Epilepsien mit nachweisbarer Gehirnveränderung
* männliches Geschlecht
* niedrige Serumkonzentration der eingenommenen Antiepileptika
* generalisierte tonisch-klonische Anfälle
* Schlaf
Eine Anfrage beim [[Statistisches Bundesamt|Statistischen Bundesamt]] brachte die Auskunft, dass SUDEP nicht in der Todesstatistik in Deutschland aufgeführt wird. Als Grund gibt das Statistische Bundesamt an, dass keine Krankheit unter dem Namen SUDEP bekannt ist, da seit 2013 die [[ICD-10]] verpflichtend bei Diagnosen ist.<ref name="fragdenstaat">{{Internetquelle |url=https://fragdenstaat.de/anfrage/anfrage-an-das-statistische-bundesamt/ |datum=2013-04-21 |zugriff=2013-04-30 |titel=Anfrage an das Statistische Bundesamt}}</ref>
Das Bundesamt für Statistik gibt 2325 Todesfälle mit einer Epilepsie als Todesursache an (Stand 2011).<ref name="fragdenstaat" />
Die Forschung nach Todesursachen von Epileptikern und die Erfassung ihrer Mortalität ist in Deutschland noch wenig ausgeprägt, weshalb nur wenige Informationen hierzu in der Literatur zu finden sind. Von den Menschen mit Epilepsie liegt die Sterblichkeitsrate bei 600 von 100.000 Personen pro Jahr, bei Neubetroffenen bei 60 von 100.000 Personen pro Jahr. Das Risiko für einen SUDEP liegt bei etwa 50 von 100.000 bis 100 von 100.000 Personen pro Jahr; liegt eine schwere Epilepsie oder eine neurologische Beeinträchtigung vor, sind es sogar bis zu 500 von 100.000 Personen pro Jahr.
In [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] wird die Zahl der an oder infolge von Epilepsie gestorbenen Menschen mit 1000 pro Jahr angegeben. Es wird geschätzt, dass es sich bei den meisten dieser Todesfälle um SUDEP handelt.<ref name="NSCAOERD">[http://webarchive.nationalarchives.gov.uk/20131205100653/http://www.archive2.official-documents.co.uk/document/reps/nscaerd/nscaerd.pdf ''National Sentinel Clinical Audit of Epilepsy-Related Death 2002''.] (PDF; englisch)</ref>
== Psychosoziales ==
Obwohl viele Menschen mit Epilepsie durch medikamentöse Behandlung kaum noch Anfälle haben, können die Beeinträchtigungen groß sein. Es kann sich hierbei um objektiv vorhandene Beeinträchtigungen handeln wie Medikamentennebenwirkungen. Es kommen jedoch psychologische Faktoren hinzu. Einen Grand-mal-Anfall in der Öffentlichkeit oder am Arbeitsplatz gehabt zu haben, ist unangenehm. Epilepsie unterscheidet sich von anderen „Volkskrankheiten“ wie Diabetes dadurch, dass ihr immer noch ein [[Stigmatisierung|Stigma]] anhaftet, auch wenn sich die Einstellung in der Bevölkerung verbessert hat. Der Informationsstand ist jedoch, bedingt dadurch, dass Epilepsie in den Medien praktisch nicht präsent ist, immer noch unzureichend.
Der Arbeitslosenanteil unter den Menschen mit Epilepsie ist überproportional hoch, selbst unter den Menschen mit Behinderungen allgemein. Dieser hohe Anteil ist nicht allein mit objektiv vorhandenen Leistungsverminderungen zu erklären.
Das Spektrum der Erkrankung ist jedoch groß, es reicht von Formen mit guter Prognose und wenigen Anfällen bis zu Formen mit hoher Anfallsfrequenz und eintretenden Gehirnschädigungen. Auch wenn Menschen mit Epilepsie in etlichen Lebensbereichen heute noch auf Schwierigkeiten stoßen, führen sie meist ein relativ normales Leben.
== Geschichte ==
Epilepsie ist älter als die Menschheit (da jedes Gehirn genügender Komplexität gleichförmige Entladungen mit epileptiformen Folgen hervorbringen kann) und gehört zu den häufigsten chronischen Krankheiten überhaupt. Da das Erscheinungsbild bei epileptischen Anfällen spektakulär sein kann, sind Menschen mit Epilepsie im Lauf der Geschichte sowohl positiv wie negativ [[Stigmatisierung|stigmatisiert]] worden.
So galten von einer Epilepsie, wobei der antike Begriff – insbesondere die [[Byzantinisches Griechisch|byzantinische]] {{lang|grc|ἐπιληψία}}<ref>[[Karl-Heinz Leven]]: ''Die „unheilige“ Krankheit – epilepsia, Mondsucht und Besessenheit in Byzanz.'' In: ''Würzburger medizinhistorische Mitteilungen.'' Band 13, 1995, S. 17–57, hier: S. 17–29.</ref> – nicht in jedem Fall als identisch mit dem heutigen Krankheitsbild anzusehen ist, betroffene Menschen in manchen antiken Kulturen als Heilige, da ihnen der (scheinbare) Übergang in [[Trance (Zustand)|Trancezustände]] so leicht fiel. Bereits im Reich der ägyptischen Antike und zur Zeit des babylonischen Königs [[Hammurapi I. (Babylon)|Hammurabi]] war Epilepsie bekannt und gefürchtet. [[Ägyptische Hieroglyphen]] für das Wort Anfallsleiden sind „Wasser“, „gefalteter Stoff“, „zwei Schilfblätter“ und „Brotlaib“, umrahmt von der [[Uräusschlange (Symbol)|Uräusschlange]] am Anfang, die „Ausspruch einer Gottheit“ bedeutet, und dem „schlagenden Mann“ am Ende, der „Feind, Tod“ darstellt.
Bei Griechen der Antike galt Epilepsie als „heilige Krankheit“,<ref>Evert Dirk Baumann: ''Die Heilige Krankheit.'' In: ''Janus.'' 29, 1925, S. 7–32.</ref> „als Besessensein von der göttlichen Macht“ und wird daher auch heute zuweilen noch als {{lang|la|''Morbus sacer''}} bezeichnet.<ref name="PMID10080524">L. Jilek-Aall: ''Morbus sacer in Africa: some religious aspects of epilepsy in traditional cultures.'' In: ''Epilepsia.'' Band 40, Nummer 3, März 1999, S.&nbsp;382–386. PMID 10080524.</ref> Je nach Art des Anfalls wurden verschiedene Götter mit ihr in Verbindung gebracht ([[Kybele- und Attiskult|Kybele]], [[Poseidon]], Enodia, Apollon Nomios, [[Ares]]). Um 400 v. Chr. wandte sich jedoch der [[Griechen|griechische]] Arzt [[Hippokrates von Kos|Hippokrates]] gegen die Heiligkeit der Krankheit.<ref>Hippokrates: ''Über die heilige Krankheit.'' Kapitel 1, 2, 7.</ref><ref>''Die hippokratische Schrift „Über die heilige Krankheit“.'' Hrsg., übersetzt und erläutert von [[Hermann Grensemann]], Berlin 1968 (= ''Ars Medica. Texte und Untersuchungen zur Quellenkunde der Alten Medizin'', II, 1).</ref><ref>[[Max Wellmann]]: ''Die Schrift „Peri hiërēs noúsou“ des Corpus Hippocraticum.'' In: ''Sudhoffs Archiv.'' Band 22, 1929, S. 290–312.</ref><ref>[[Owsei Temkin]]: ''The doctrine of epilepsy in the Hippocratic writings.'' In: ''Bulletin of the History of Medicine.'' 1, 1933, S. 277–322.</ref> Er betonte, auch diese Krankheit habe eine natürliche Ursache. Dies war seiner Meinung nach: Kalter Schleim fließt in das warme Blut, daraufhin kühlt das Blut ab und kommt zum Stehen. Die Behandlung erfolgte nach dem Heilprinzip {{lang|la|''contraria contrariis''|de=Entgegengesetztes mit Entgegengesetztem bekämpfen}}: [[Diätetik]], [[Arzneimittel]], [[Schröpfen]], [[Purgieren]], [[Aderlass]], [[Kauterisation|Brenneisen]] und [[Trepanation]]. [[Galenos von Pergamon|Galen]] (ca. 129–200) beschrieb erstmals die [[Aura (Epilepsie)|Aura]] als Anzeichen für einen beginnenden Anfall. [[Alexandros von Tralleis]] (ca. 525–605), der bereits das Gehirn als Ursprungsort der Epilepsie<ref>[[Horst Kremling]]: ''Zur Entwicklung der klinischen Diagnostik.'' In: ''Würzburger medizinhistorische Mitteilungen.'' 23, 2004, S. 233–261, hier: S. 248.</ref> annahm, erkannte, dass Alkohol das Auftreten von epileptischen Anfällen begünstigen kann, und empfahl Pflanzenbestandteile des [[Ysop]] und [[Eisenkraut]].<ref>Karl-Heinz Leven: ''Die „unheilige“ Krankheit – epilepsia, Mondsucht und Besessenheit in Byzanz.'' In: ''Würzburger medizinhistorische Mitteilungen.'' 13, 1995, S. 17–57.</ref><ref name="Epilepsiemuseum">[http://www.epilepsiemuseum.de/deutsch/geschichte.html#text1 Deutsches Epilepsiemuseum]</ref>
Im [[Römisches Reich|antiken Rom]] mussten angehende Soldaten bei ihrer [[Musterung]] durch ein rotierendes Wagenrad in eine Lichtquelle (zum Beispiel die Sonne) schauen. Erlitten sie einen Anfall, wurden sie ausgemustert.
Das [[Markusevangelium]] schildert die spontane Heilung {{BBK|Mk|9|17-29}} eines Falles von Epilepsie und konstituiert als einzig mögliche Therapie „Gebet und Fasten“ {{BBK|Mk|9|29}} (nach anderen Textzeugen nur Gebet).
Aus dem 11. und 12. Jahrhundert stammen die Funde zweier Handschriften mit dem spät[[althochdeutsch]]en [[Zauberspruch|Zauber-]] oder [[Segen#Weitere Segen|Segenspruch]] ([[Contra caducum morbum]]) gegen epileptische Anfälle.
Im Mittelalter wurde ein Anfall häufig als „Angriff von oben“, als göttliche Strafe oder „dämonische Besessenheit“ interpretiert und konnte für den Betroffenen schwerwiegende Konsequenzen haben, beispielsweise einen [[Exorzismus]] (''[[Contra caducum morbum]]''). Im Fall der [[Anneliese Michel]] geschah dies in Deutschland noch 1976. [[Paracelsus]] (1493–1541) betonte allerdings, dass keine unnatürliche, mystische Ursache vorliege, und verwies darauf, dass auch Tiere („vih“) an Epilepsie erkranken können. Es sei zwar nicht immer möglich, die Ursache („wurzen“) zu heilen, doch könne man die Symptome mildern („das die wurzen nimmer wachs“). Paracelsus glaubte, die Epilepsie könne ihren Sitz auch in der Leber, im Herzen, in den Eingeweiden oder in den Gliedmaßen haben. Entsprechend seiner Konzeption der Übereinstimmung von Makro- und Mikrokosmos nahm er an, das „erdbidmen“ ([[Erdbeben]]) sei ebenfalls epileptischer Natur.<ref name="Epilepsiemuseum" />
Im 17. und 18. Jahrhundert erhielt Epilepsie allmählich (wieder) ihren neuzeitlichen Stellenwert in der Reihe der übrigen Krankheiten, so unterschied zum Beispiel [[Simon-Auguste Tissot]] (1728–1797) zwischen ''idiopathischen'' (anlagebedingten) und ''sympathischen'' (aus einer Grunderkrankung, etwa einem Hirntumor folgenden) Epilepsien, grenzte die Epilepsie von psychogenen Anfällen ab, differenziert den ''Grand mal'' (Großen Anfall) vom ''Petit mal'' (dem Kleinen Anfall)<ref>Susanne Hahn: ''Epilepsie (Neuzeit).'' In: [[Werner E. Gerabek]], Bernhard D. Haage, [[Gundolf Keil]], Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' de Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 362.</ref> und wendete [[Baldrian]] an; doch erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gelang es, wissenschaftlich zu beweisen, dass Epilepsie einen natürlichen Ursprung hat. [[John Hughlings Jackson]] (1835–1911) veröffentlichte exakte Beschreibungen von Anfällen:
{{Zitat|Der [fokale, umschriebene] Anfall beginnt gewöhnlich, dies muss beachtet werden, in dem Teile des Gesichts, des Arms und des Beins, der den mannigfaltigsten Gebrauch hat. […] So beginnen die in der Hand einsetzenden Anfälle gewöhnlich im Zeigefinger und Daumen; im Fuß einsetzende Anfälle beginnen gewöhnlich in der großen Zehe. […] Die Häufigkeitsfolge, in der bestimmte Körperpartien von den Krämpfen ergriffen werden, [offenbart] vielleicht nur die Häufigkeitsfolge in der Krankheitsdisposition bestimmter Hirnpartien. […] Teile, die den mannigfaltigsten Gebrauch haben, werden im Zentralnervensystem durch mehr Ganglienzellen vertreten sein.|ref=<ref name="Epilepsiemuseum" />}}
In der Zeit des [[Nationalsozialismus]] galten Menschen, die von einer genetischen oder häufig auch nur vermeintlich genetischen Epilepsie betroffen waren, wie viele andere „Behinderte“ als „unwertes Leben“. Mit dem [[Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses]] (GezVeN) vom 14. Juli 1933 wurden Menschen mit „erblicher Fallsucht“ [[Zwangssterilisation|zwangssterilisiert]].
In früheren Jahrhunderten wurde Epilepsie als ''Fallsucht'' bezeichnet. Mit Krämpfen verbundene Erkrankungen von Kleinkindern wurden im 19. Jahrhundert regional, vor allem im südwestlichen Teil des Königreichs Sachsen, als „Unkraut“ bezeichnet.<ref>Victor Metzner: ''„Unkraut“, eine todbringende Kinderkrankheit.'' In: ''Würzburger medizinhistorische Mitteilungen.'' Band 13, 1995, S. 417–422.</ref> Als wichtigste Heilige und Helfer gegen Fallsucht, Muskelkrämpfe und andere Nervenkrankheiten wurde unter den Gläubigen der [[Heiliger Valentin|heilige Valentin]] und der heilige Papst [[Cornelius (Bischof von Rom)|Cornelius]] angesehen. Cornelius' Anrufung bei Epilepsie war so populär, dass sie auch als „Kornelkrankheit“ oder „Corneliuskrankheit“ bekannt war. In den Niederlanden wurde sie {{lang|nl|''Corneliuseuvel''}} genannt. Im Rheinland, in Belgien und den Niederlanden sind insgesamt etwa 40 Orte bezeugt, an denen Cornelius wegen dieser Leiden angerufen wurde. Zu vielen dieser Orte erfolgten an bestimmten Tagen Wallfahrten, großenteils noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts.
== Museum ==
In [[Kork (Kehl)|Kehl-Kork]] (Baden-Württemberg) gibt es seit 2001 das [[Deutsches Epilepsiemuseum|Deutsche Epilepsiemuseum]], das weltweit einzige zum Thema Epilepsie.<ref>[http://www.epilepsiemuseum.de/ epilepsiemuseum.de]</ref><ref>[[Eckart Roloff]], Karin Henke-Wendt: ''Epilepsie, die Krankheit der ungezählten Namen.'' (Das Deutsche Epilepsie-Museum Kehl-Kork). In: ''Besuchen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Eine Tour durch Deutschlands Museen für Medizin und Pharmazie.'' Band 2: ''Süddeutschland.'' Verlag S. Hirzel, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-7776-2511-9, S. 62–65.</ref>
== Tag der Epilepsie, Purple Day und Internationaler Epilepsie-Tag ==
Seit 1996 findet in den deutschsprachigen Ländern um den 5. Oktober herum der [[Tag der Epilepsie]] statt, ein gemeinsamer Aktionstag der Epilepsie-Fachgesellschaften und Laien-Organisationen. Dabei wird in vielen Städten und an Kliniken und Einrichtungen mit Informationstagen auf diese Krankheit aufmerksam gemacht.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.epilepsie-vereinigung.de/ |titel=Gemeinsam leben mit Epilepsie – Deutsche Epilepsievereinigung |werk=www.epilepsie-vereinigung.de |zugriff=2016-06-28}}</ref> Seit 2008 findet ausgehend von den USA jährlich am 26. März der [[Purple Day]] statt, ein internationaler Tag zur Aufklärung über Epilepsie.  Seit einigen Jahren gibt es aufgrund einer gemeinsamen Initiative des Internationalen Büros für Epilepsie (International Bureau for Epilepsy; IBE) und der Internationalen Liga gegen Epilepsie (International League Against Epilepsy; ILAE) zusätzlich am zweiten Montag des Februars den Internationalen Epilepsie-Tag (International Epilepsy Day).
== Recht, Schwerbehinderung und Kraftfahreignung ==
Hat ein Mensch öfter epileptische Anfälle und kann auch durch Behandlung nicht über mindestens ein Jahr anfallsfrei bleiben, darf er in Deutschland kein Auto fahren und keine Tätigkeit verrichten, die ihn selbst oder andere gefährdet. Epilepsiekranke haben daher auch größere Probleme mit der Berufswahl und sollten neben einem Spezialisten für [[Neurologie]]  bei Bedarf auch einen Facharzt für [[Arbeitsmedizin]] konsultieren.
Viele [[Berufsunfähigkeitsversicherung]]en und auch [[Private Unfallversicherung|Unfallversicherungen]] verweigern die Aufnahme von Epilepsiekranken, wenn diese nicht mindestens zwei Jahre anfallsfrei sind.
=== Kraftfahreignung ===
In Deutschland gelten bei der Kraftfahreignung für Menschen mit Epilepsie folgende Regeln:
Wer wiederholt unter epileptischen Anfällen leidet, ist nicht in der Lage, ein Kraftfahrzeug zu führen, da er sich und andere Verkehrsteilnehmer gefährdet. Zur weiteren Differenzierung werden die Wagenführer in zwei Gruppen geteilt:
* Gruppe 1: umfasst die [[Führerschein (EU-Recht)|Führerscheinklassen]] A, A1, A2, B, BE, AM, L und T
* Gruppe 2: umfasst die Führerscheinklassen C, C1, CE, C1E, D, D1, DE, D1E und die Fahrerlaubnis zur Fahrgastbeförderung (FzF)
Bestimmungen für Gruppe 1:
Die Fahrerlaubnis wird erteilt:
* nach der einjährigen Beobachtung von einfach fokalen Anfällen, die ohne Bewusstseinsminderung auftreten und keine motorische, sensorische oder kognitive Einschränkung auf das Führen des Kraftfahrzeugs zeigen
* nach dreijähriger Beobachtung bei Anfällen, die ausschließlich an den Schlaf gebunden sind
* nach drei- bis sechsmonatiger Beobachtungsphase in Anschluss an einen einmaligen Gelegenheitsanfall, insbesondere wenn dieser provoziert war
* nach einjähriger Anfallsfreiheit ohne offensichtliche Rezidivneigung (bei vormals therapieresistenten Epilepsien beträgt die Beobachtungszeit zwei Jahre)
* nach sechsmonatiger Anfallsfreiheit, wenn die Anfälle auf eine kürzlich erfolgte Hirnoperation zurückzuführen sind
Bestimmungen für Gruppe 2:
Nach zwei unprovozierten epileptischen Anfällen bleibt der Betroffene in der Regel von dieser Gruppe ausgeschlossen, einzige Ausnahme ist eine vom Arzt bestätigte fünfjährige Anfallsfreiheit ohne Behandlung mit Antikonvulsiva.
{| class="wikitable centered"
|- class="hintergrundfarbe6"
! Störung
! Gruppe 1
! Gruppe 2
|-
|Erstmaliger, unprovozierter Anfall ohne Anhalt für eine beginnende Epilepsie
|Keine Kraftfahreignung für 6 Monate
|Keine Kraftfahreignung für 2 Jahre
|-
|Erstmaliger, provozierter Anfall mit vermeidbarem Auslöser
|Keine Kraftfahreignung für minimal 3 Monate
|Keine Kraftfahreignung für minimal 6 Monate
|-
|Epilepsie
|In der Regel keine Kraftfahreignung.
'''Ausnahme''':
* Mindestens 1-jährige Anfallsfreiheit (auch mit medikamentöser Therapie)
* Keine eignungsausschließenden Nebenwirkungen der Therapie
|In der Regel keine Kraftfahreignung
'''Ausnahme''':
* Mindestens 5-jährige Anfallsfreiheit ohne medikamentöse Therapie
|-
|Persistierende Anfälle ohne zwangsläufige Einschränkung der Kraftfahreignung
|Ausschließlich an den Schlaf gebundene Anfälle nach mindestens 3-jähriger Beobachtungszeit.
Ausschließlich einfache fokale Anfälle ohne Bewusstseinsstörung und ohne motorische, sensorische oder kognitive Behinderung nach mindestens 1-jähriger Beobachtungszeit
|Keine Kraftfahreignung
|-
|Anfallsrezidiv bei bestehender Fahreignung nach langjähriger Anfallsfreiheit
|Kraftfahreignung nach 6 Monaten wieder gegeben (falls keine Hinweise auf erhöhtes Wiederholungsrisiko).
Bei vermeidbaren Provokationsfaktoren 3 Monate Fahrpause.
|Keine Kraftfahreignung
|-
|Beendigung einer antiepileptischen Therapie
|Keine Kraftfahreignung für die Dauer der Reduzierung des letzten Medikamentes sowie die ersten 3 Monate ohne Medikation (Ausnahmen in gut begründeten Fällen möglich)
|Keine Kraftfahreignung
|}
=== Schwerbehinderung ===
Menschen mit Epilepsie haben in Deutschland die Möglichkeit, auf Antrag einen [[Schwerbehindertenausweis]] zur Gewährung steuerlicher und beruflicher Nachteilsausgleiche zu erhalten. Nach den „Anhaltspunkten für die gutachterliche Tätigkeit“ gelten dabei folgende Grade der Behinderung (GdB):
{| class="wikitable centered"
|- class="hintergrundfarbe6"
! Anfälle nach Art, Schwere und Häufigkeit
! GdB
|-
|sehr selten (generalisierte große und komplex-fokale Anfälle mit Pausen von mehr als einem Jahr;<br />kleine und einfach-fokale Anfälle mit Pausen von Monaten)
|align="center"|40
|-
|selten (generalisierte große und komplex-fokale Anfälle mit Pausen von Monaten;<br /> kleine und einfach-fokale Anfälle mit Pausen von Wochen)
|align="center"|50–60
|-
|mittlere Häufigkeit (generalisierte große und komplex-fokale Anfälle mit Pausen von Wochen;<br /> kleine und einfach-fokale Anfälle mit Pausen von Tagen)
|align="center"|60–80
|-
|häufig (generalisierte große oder komplex-fokale Anfälle wöchentlich<br />oder Serien von generalisierten Krampfanfällen, von fokal betonten oder von multifokalen Anfällen;<br />kleine und einfach-fokale Anfälle täglich)
|align="center"|90–100
|-
|nach drei Jahren Anfallsfreiheit (bei weiterer Notwendigkeit von Behandlung mit Antiepileptika)
|align="center"|30
|-
|Ein Anfallsleiden gilt als abgeklungen, wenn ohne Medikation drei Jahre Anfallsfreiheit besteht.
Ohne nachgewiesenen Hirnschaden ist dann kein Grad der Behinderung mehr anzunehmen.
|align="center"|-
|}
=== Merkzeichen ===
Je nach Art und Häufigkeit der Anfälle können zusätzlich die folgenden Ausweismerkmale zuerkannt werden:
* „RF“ (Anspruch auf Ermäßigung des [[Rundfunkbeitrag]]s)
* „B“  (Begleitung notwendig)
* „G“  (erhebliche Beeinträchtigung der Bewegungsfähigkeit im Straßenverkehr)
* „aG“ (Außergewöhnliche Behinderung beim Gehen)
* „H“  (Hilflosigkeit)
{| class="wikitable centered"
|- class="hintergrundfarbe6"
! Merkzeichen
! Voraussetzungen für Merkzeichen
! Mindest-GdB/GdS
|-
|align="center"|G
|In seiner Bewegungsfähigkeit im Straßenverkehr erheblich beeinträchtigt ist:
Wer infolge einer Einschränkung des Gehvermögens … oder infolge von Anfällen oder von Störungen der Orientierungsfähigkeit,
nicht ohne erhebliche Schwierigkeiten oder nicht ohne Gefahren für sich oder andere Wegstrecken (2 [[Meter|Kilometer]]) im Ortsverkehr zurückzulegen vermag,
die üblicherweise noch zu Fuß zurückgelegt werden
|align="center"|70
|-
|align="center"|B
|Die gleichen Voraussetzungen wie bei Merkzeichen G oder H
Eine Berechtigung für eine ständige Begleitung ist bei schwerbehinderten Menschen, bei denen die Voraussetzungen für die Merkzeichen „G“, „Gl“ oder „H“ vorliegen, anzunehmen
|align="center"|70
|-
|align="center"|H
|Davon kann bei Anfallsleiden ausgegangen werden, wenn diese alleine einen GdB/GdS von 100 bedingen (komplex-fokale Anfälle wöchentlich, einfach-fokale Anfälle täglich, Serien von Generalisierten Anfällen, häufige [[Status epilepticus]] Anfälle). '''Ausnahme''': Bei Kindern (bis 18 Jahre) kann auch bei einem geringeren GdB, Hilflosigkeit angenommen werden
|align="center"|100
|-
|align="center"|RF
|Dieses Merkzeichen kann erteilt werden bei Menschen mit einem GdB/GdS von mindestens 80, die wegen ihrer Behinderung an öffentlichen Veranstaltungen auch mit einer Begleitperson ständig nicht teilnehmen können.
|align="center"|80
|-
|align="center"|aG
|Kommt in der Regel nur in Betracht, wenn wegen der Anfallshäufigkeit und Anfallsschwere, häufig bis ständig ein Rollstuhl benötigt wird oder andere orthopädische Krankheitsbilder mit vorliegen; z.&nbsp;B. mittlere bis schwere [[Osteoporose]] als Nebenwirkung von den Medikamenten oder anfallsbedingte häufige Knochenverletzungen oder [[Knochenbruch|Knochenbrüche]]
|align="center"|80-100
|-
|}
== Fachgesellschaften und Betroffenen-Organisationen ==
Die für Epilepsie zuständige Fachgesellschaft ist auf internationaler Ebene die [[Internationale Liga gegen Epilepsie]] (engl.: International League Against Epilepsy; ILAE), deren deutschsprachige Sektionen sind die
* [[Deutsche Gesellschaft für Epileptologie]] (DGfE),
* Österreichische Gesellschaft für Epileptologie (ÖGfE) und die
* [[Schweizerische Epilepsie-Liga]].
Die Betroffenen- oder Laienorganisation auf internationaler Ebene ist das Internationale Büro für Epilepsie (engl.: International Bureau for Epilepsy; IBE), nationale bzw. regionale Organisationen im deutschsprachigen Raum sind u.&nbsp;a.
Deutschland
* Deutsche Epilepsievereinigung e.V.<ref>[http://www.epilepsie-vereinigung.de/ epilepsie-vereinigung.de]</ref> (DE)
* Epilepsie Bundes-Elternverband e.V.<ref>[http://www.epilepsie-elternverband.de/ epilepsie-elternverband.de]</ref> (e.b.e.)
* Landesverband für Epilepsie Selbsthilfe in Nordrhein-Westfalen<ref>[http://www.epilepsie-online.de/ epilepsie-online.de]</ref> gem. e.V.
Österreich
* Epilepsiedachverband Österreich<ref>[http://www.epilepsie.at/ epilepsie.at]</ref> (EDÖ)
* Epilepsie Interessensgemeinschaft Österreich<ref>[http://www.epilepsie-ig.at/ epilepsie-ig.at]</ref>
Schweiz
* Epi-Suisse – Schweizerischer Verein für Epilepsie<ref>[http://www.epi-suisse.ch/ epi-suisse.ch]</ref>
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Epilepsie}}
* {{WikipediaDE|Abdominale Epilepsie}}
* {{WikipediaDE|Postparoxysmaler Dämmerzustand|Postiktaler Dämmerzustand}}
* {{WikipediaDE|Ohtahara-Syndrom}}
* {{WikipediaDE|Schlafparalyse}}
* {{WikipediaDE|Purple Day}}
* {{WikipediaDE|Tag der Epilepsie}}
== Literatur ==
'''Lehrbücher und Ratgeber'''
* Hartmut Siemes, Blaise F. D. Bourgeois: ''Anfälle und Epilepsien bei Kindern und Jugendlichen.'' Thieme, Stuttgart/ New York 2001, ISBN 3-13-127031-4. (aktuelle Auflage: Panzer A, Polster T, Siemes H. ''Epilepsien bei Kindern und Jugendlichen. Diagnose und Therapie.'' 3., vollständig überarbeitete Auflage. H. Huber/ Hogrefe AG, Bern 2015)
* Rolf Degen: ''Epilepsien und epileptische Syndrome im Kindes- und Erwachsenenalter. Elektroenzephalographie.'' Blackwell, Berlin/ Wien 1999, ISBN 3-89412-366-4.
* Ansgar Matthes, Hansjörg Schneble: ''Epilepsien – Diagnostik und Therapie für Klinik und Praxis.'' Thieme, Stuttgart/ New York 1999, ISBN 3-13-454806-2.
* Günter Krämer: ''Epilepsie. Die Krankheit erkennen, verstehen und gut damit leben.'' 4. Auflage. TRIAS, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-8304-6716-8.
* Günter Krämer: ''Epilepsie von A–Z – Medizinische Fachwörter verstehen.'' 4. Auflage. TRIAS, Stuttgart 2005, ISBN 3-8304-3229-1.
* Günter Krämer: ''Der erste epileptische Anfall. Was steckt dahinter, welche Untersuchungen sind sinnvoll, wie geht es weiter?'' TRIAS, Stuttgart 2006, ISBN 3-8304-3330-1.
* Günter Krämer: ''Diagnose Epilepsie – Kurz und bündig. Wie Sie die Krankheit verstehen, die besten Therapien für sich nutzen, Ihren Alltag optimal gestalten.'' 2., vollständig überarbeitete Auflage. TRIAS, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-8304-6695-6.
* Günter Krämer, Richard Appleton: ''Epilepsie. Ein illustriertes Wörterbuch für Kinder und Jugendliche mit Epilepsie sowie ihre Eltern.'' 4., überarbeitete und erheblich erweiterte Auflage. Hippocampus-Verlag, Bad Honnef 2011, ISBN 978-3-936817-71-3.
* Günter Krämer, Rupprecht Thorbecke, Thomas Porschen: ''Epilepsie und Führerschein''. Hippocampus-Verlag, Bad Honnef 2011, ISBN 978-3-936817-73-7.
* Günter Krämer, Anja D.-Zeipelt: ''Epilepsie – 100 Fragen, die Sie nie zu stellen wagten.'' 3. Auflage. Hippocampus-Verlag, Bad Honnef 2014, ISBN 978-3-936817-68-3.
* Haiko Puckhaber: ''Epilepsie im Kindesalter – Eine interdisziplinäre Aufgabe.'' Dietmar Klotz, Eschborn 1999, ISBN 3-88074-240-5.
* Hansjörg Schneble: ''Epilepsie bei Kindern – Wie ihre Familie damit leben lernt, was Epilepsie ist, wie der Arzt untersucht und behandelt.'' TRIAS, Stuttgart 1999, ISBN 3-89373-528-3.
* Andre Jaggy: ''Atlas und Lehrbuch der Kleintierneurologie''. Schlütersche, Hannover 2005, ISBN 3-87706-739-5.
* Karl F. Masuhr, Marianne Neumann: ''Neurologie''. (= ''Duale Reihe''). Georg Thieme Verlag, 2005, ISBN 3-13-135945-5.
* Jürgen Bauer: ''Epilepsie: Nützliches zu Behandlung und Beratung.'' Springer, 2002, ISBN 3-7985-1357-0.
'''Kinder- und Jugendbücher zum Thema Epilepsie'''
* Willi Fährmann: ''Jakob und seine Freunde.'' Arena, Würzburg 1999, ISBN 3-401-02097-8. (ab neun Jahre)
* Ellen Howard: ''Edith allein.'' Aus dem Amerikan. von Doris Halter. Ueberreuter, Wien 1989, ISBN 3-8000-2728-3.
* Ellen Howard: ''Edith herself.'' Atheneum, New York 1987, Lions 1990, Collins, London 1987, 1990, 1994, ISBN 0-7857-3651-4. (engl. Originalausg.)
* Hansjörg Schneble: ''Das Eigentor oder die Geschichte vom Peter Guck-in-die Luft.'' Dgvt, Tübingen 2000, ISBN 3-87159-027-4. (ab 12 Jahre)
* Sophie Brandes: ''Kein bisschen cool.'' DTV, München 2000, ISBN 3-423-78113-0. (ab 12 Jahre)
'''Geschichte'''
* Owsei Temkin: ''The Falling Sickness. A History of Epilepsy from the Greeks to the Beginning of Modern Neurology''. Baltimore 1945. (2. Aufl. Baltimore und London 1971; 2. durchg. Auflage. Johns Hopkins, Baltimore 1994, ISBN 0-8018-4849-0)
* Hansjörg Schneble: ''Krankheit der ungezählten Namen. Ein Beitrag zur Sozial-, Kultur- und Medizingeschichte der Epilepsie anhand ihrer Benennungen vom Altertum bis zur Gegenwart.'' Bern/ Stuttgart/ Toronto 1987.
* Hansjörg Schneble: ''Heillos, heilig, heilbar. Geschichte der Epilepsie.'' de Gruyter, Berlin 2003.
* Jutta Kollesch, Diethard Nickel (Hrsg.): ''Antike Heilkunst – Ausgewählte Texte''. Reclam, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-15-009305-4.
* Evert Dirk Baumann: ''Die Heilige Krankheit.'' In: ''Janus.'' 29, 1925, S. 7–32.
* Helmut Heintel (Hrsg.): ''Quellen zur Geschichte der Epilepsie.'' (= ''Hubers Klassiker der Medizin und der Naturwissenschaften.'' 14). Bern/ Stuttgart/ Wien 1976.
* ''Epilepsie.'' In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' Walter de Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 361 f.
'''Erfahrungsberichte'''
* Anja D. Zeipelt: ''Epi on board – ich glaub’ ich krieg’ ’nen Anfall.'' R.G. Fischer Verlag, 2005, ISBN 3-8301-0885-0.
* Annette Fink: ''Blickfängerin. Mein Leben mit Epilepsie und Angst.'' Kreuz-Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-7831-2830-7.
* Mechthild Katzorke, Volker Schöwerling, Bernd Pohlmann-Eden: ''Leben mit Epilepsie – eine filmische Langzeitdokumentation.'' catlinafilm, Berlin 2005.
* Sue Cooke: ''Zerzaustes Käuzchen. Die Emanzipation einer Epilepsiekranken.'' 3. Auflage. Fischer, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-596-23245-7.
* Katrin Knigge: ''Momente außer Kontrolle – leben mit Epilepsie.'' Teer+Feder Filmproduktion, 2003.
'''Übersichtsarbeiten'''
* {{Literatur
  |Autor=Konrad J. Werhahn
  |Titel=Altersepilepsie
  |Sammelwerk=Dtsch Arztebl Int
  |Nummer=106(9)
  |Datum=2009
  |Seiten=135–142
  |Online=[http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=heft&id=63517 Artikel]}}
== Weblinks ==
{{Wikibooks|Erste Hilfe/ epileptischer Anfall|Erste Hilfe bei einem epileptischen Anfall}}
{{Commonscat|Epilepsy|Epilepsie}}
{{Wiktionary}}
{{Wiktionary|Fallsucht}}
* [http://www.epilepsie-vereinigung.de/ Deutsche Epilepsievereinigung gem. e.&nbsp;V., Bundesverband der Epilepsie-Selbsthilfe]
* Helmut Volkers: [http://anfallskind.de/ Das Anfallskind] – Antworten auf Fachfragen zu Epilepsien im Kindes- und Jugendalter
* [http://www.izepilepsie.de/home/ IZE / Deutsche Gesellschaft für Epileptologie]
* [http://publikationen.dguv.de/dguv/udt_dguv_main.aspx?FDOCUID=23439 ''Berufliche Beurteilung bei Epilepsie und nach erstem epileptischen Anfall''.] Arbeitsschutz / DGUV Information 250-001, bisher BGI 585
== Einzelnachweise ==
<references />
{{Gesundheitshinweis}}
{{Normdaten|TYP=s|GND=4015035-5}}
[[Kategorie:Krankheitsbild in der Neurologie]]
[[Kategorie:Krankheitsbild in der Kinderheilkunde]]
{{Wikipedia}}

Version vom 7. Februar 2021, 08:19 Uhr