Abfall und Epistemologe: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Vuilnis.JPG|mini|Überfüllter Abfallcontainer]]
Unter '''Abfall''' bzw. '''Müll''' ([[Schweizer Hochdeutsch|schweizerisch]] auch: ''Kehricht'', [[Österreichisches Deutsch|österreichisch]] auch: ''[[Mist]]'') versteht man Reste, die bei der Zubereitung oder Herstellung von etwas entstehen ([[Überrest]]) im festen [[Aggregatzustand|Zustand]], was [[Flüssigkeit]]en und [[Gas]]e in [[Behälter]]n einschließt. Chemische [[Rückstand (Chemie)|Rückstände]] werden auch als ''Abfallstoffe'' bezeichnet.


== Etymologie ==
''Müll'' für ‘Haushaltsabfall, Unrat’, [[Althochdeutsch|ahd.]] ''mulli'' ‘Abfall, Kehricht’ (11./12. Jh.), [[Mittelhochdeutsch|mhd.]] ''mulle'', ''mul'', mnd. ''mül'' ‘Staub’, nd. ''Mull'', ''Müll'' ‘lockere Erde’ gehören wie die Kollektivbildung ahd. ''gimulli'' ‘Staub, Schutt’ (9.&nbsp;Jh.), mhd. ''gemülle'', ''gemül'' ‘das durch Zerreiben, Zermalmen Entstandene, Staub, Kehricht’ und die Verben ahd. ''mullen'' (8./9.&nbsp;Jh.), mhd. ''müllen'', ''müln'' ‘zerstoßen, zermalmen’, anord. ''mylja'' ‘zerreiben, vermahlen’ als schwundstufige Formen zu ''mahlen'' angeführten Wurzel ie. ''*mel(ə)-'' ‘zermalmen, schlagen, mahlen’. Erst im 18.&nbsp;Jh. wird das bis dahin nur im Norddeutschen übliche ''Müll'' in die hochdeutsche Schriftsprache aufgenommen. Moderne Bildungen dazu sind Mülleimer (19.&nbsp;Jh.), Müllabfuhr, Müllschlucker (20.&nbsp;Jh.).<ref>{{DWDS|Müll|Datum=20. Februar 2014}}</ref>
''Kehricht'', abstammend vom Verb ''kehren'' für ‘fegen’ wurde nur im westgerm. bezeugte Verb belegt, ahd. ''kerien'', ''kerren'' (8.&nbsp;Jh.), mhd. ''kern'', mnd. mnl. ''kēren'', nl. ''keren'' und setzt germ. ''*karjan'' voraus. Das zugehörige Grundwort dürfte in ahd. ''ubarkara'' ‘Unreinigkeit, Unflat’ (10./11.&nbsp;Jh.), isl. ''kar'' ‘Schmutz’ erhalten sein. ''Kehricht'' bezeichnet das, ‘was zusammengefegt ist, Müll’ (15.&nbsp;Jh.) mit unorganisch angefügtem -t (wie bei ''Obst'') neben entwicklungsgeschichtlich älterem ''kerach'' (15.&nbsp;Jh.), ''kehrich'' (16.&nbsp;Jh.).<ref>{{DWDS|Kehricht|Datum=20. Februar 2014}}</ref>
== Abfallarten ==
[[Datei:Hromada odpadků.jpg|mini|[[Wilde Müllkippe]] am Waldrand]]
[[Datei:Abfallbehaelter.jpg|mini|Abfallbehälter, wie er zum Beispiel an [[Haltestelle]]n genutzt wird]]
[[Datei:Müll Hannover.JPG|mini|Überfüllter Müllkorb]]
[[Datei:2018 02 Templin DSCF1313.jpg|mini|Hinterlassener Müll in der Natur]]
Neben den mineralischen Abfällen fallen Abfälle in Privathaushalten ([[Hausmüll]]) und in der Industrie ([[Industrieabfall]]) an.
Beispiele für Abfall von Privathaushalten (Hausmüll) sind:
* [[Restmüll]]
* [[Bioabfall]] wie Nahrungs- und Küchenabfälle
* [[Altglas]]
* [[Altpapier]]
* Verpackungen ([[Grüner Punkt]])
* [[Elektronikschrott]]
* [[Sondermüll]]
* [[Sperrmüll]]
* Metall-Sperrmüll in einigen Gemeinden
* Gartenabfall wie Grünschnitt, Wurzelwerk, Stämme und [[Baumstumpf|Stubben]]
* Textilien ([[Altkleidersammlung]])
* [[Schadstoff]]e aus Haushalten
Weiter Abfallarten, die zumeist in [[Container#Abfallcontainer|Abfallcontainern]] entsorgt werden müssen:<ref>{{Internetquelle |url= http://www.containerdienst.de/abfallarten/|titel= Abfallarten | werk= Containerdienst.de|zugriff=2015-05-27}}</ref>
* Bau- und Abbruchabfälle 
** [[Bauschutt]], Baumischabfälle, Betonbruch, [[Estrich]], Gips, [[Gipskarton|Rigips]], [[Gasbeton]], Steine
* Gartenabfälle
** Gartenabfälle und Grünschnitt
** Wurzelwerk, Stämme und Stubben
** [[Erdaushub]] (Boden und Steine)
* Holz
** unbehandelt und behandelt
** schadstoffbelastet
* Beispiele für Schadstoffhaltige/gefährliche Abfälle
** [[Sondermüll]]
** [[asbest]]haltige Baustoffe
** teer- und [[bitumen]]<nowiki/>haltige [[Dachpappe]]
** kontaminierter [[Erdaushub]]
Beispiele für industrielle Abfälle:
* [[hausmüllähnlicher Gewerbeabfall]]
* [[radioaktiver Abfall]] (unterliegt nicht dem Abfallrecht)
* [[Produktionsabfall]]
* [[Schlachtabfall]]
* Sondermüll
* Metallabfälle
Klassifizierung von Abfällen im Krankenhaus:<ref>{{Internetquelle |url= http://www.krankenhausoekologie.de/Okologie/Abfall/abfall.html|titel= Abfälle im Krankenhaus |autor= Ronald Hackelberg |werk= Krankenhausökologie.de|zugriff=2015-05-27}}</ref>
* A-Abfall: hausmüllähnlicher Gewerbeabfall, Wertstoffe
* B-Abfall: krankenhausspezifischer Abfall (mit Sekreten oder Exkreten kontaminierter Abfall)
* C-Abfall: Abfall mit Infektionsgefahren von meldepflichtigen Krankheiten
* D-Abfall: Überwachungsbedürftige Abfälle (Chemikalien)
* E-Abfall: Ethischer Abfall (Körperteile, Gewebereste, Placenten)
Auf internationaler Ebene gibt es verschiedene Abfallkataloge, so z.&nbsp;B. die Abfalllisten des [[Basler Übereinkommen]]s, die Abfalllisten der [[Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung|OECD]], des [[Europäischer Abfallartenkatalog|Europäischen Abfallartenkatalogs]] (EAK) und der [[Abfallverzeichnis-Verordnung]] (AVV). Jede Abfallart ist hier mit einer Nummer (Abfallschlüssel) versehen, die eine eindeutige Identifizierung des Abfalls ermöglicht. Auf europäischer Ebene existieren mehr als 800&nbsp;Abfallarten.
Im Bemühen, mit Abfall sachgemäß umzugehen, haben sich Branchen, Gewerbezweige und Fachgebiete entwickelt, die man unter dem Begriff [[Abfallwirtschaft]] zusammenfasst, siehe auch [[Recycling]]. Das Basler Übereinkommen regelt dabei die „Kontrolle der grenzüberschreitenden Verbringung gefährlicher Abfälle und ihrer [[Entsorgung]]“. Bislang haben sich an die 160&nbsp;Staaten – nicht aber die USA – auf diese Richtlinien verpflichtet.
== Abfallaufkommen ==
<!--Weltweit wurden 2011 etwa 130 Millionen Tonnen Abfall produziert,<ref>Werner Vontobel: ''Die Welt versinkt im Müll''. In: [[Blick (Zeitung)|Blick]] vom 20. Januar 2012.</ref> also pro Person rund 520&nbsp;Kilogramm. -->Die globalen Daten unterscheiden sich in den verschiedenen Statistiken erheblich.
=== Kommunales Abfallaufkommen in Europa ===
Das jährliche kommunale Abfallaufkommen belief sich 2016 in Kilogramm&nbsp;pro&nbsp;Person (Durchschnitt [[Mitgliedstaaten der Europäischen Union|EU-28]]: 483 kg):<ref name=":1">{{Internetquelle|titel = municipal waste indicato {{!}} Statistik|url = https://ec.europa.eu/eurostat/web/waste/municipal-waste-generation-and-treatment-by-treatment-method|zugriff = 2018-10-01|werk = Eurostat}}</ref>
{| class="wikitable sortable"
|+Abfallaufkommen Europa (kg pro Kopf)
!Land
!2000<ref name=":1" />
!2010<ref name=":1" />
!2015<ref name=":1" />
!2018<ref>{{Literatur |Titel=Müll: Wie viel Müll verursachen die Europäer? |Sammelwerk=ZEIT ONLINE |Online=https://www.zeit.de/video/2018-08/5820058397001/muell-wie-viel-muell-verursachen-die-europaeer#autoplay |Abruf=2018-08-22}}</ref>
|-
|EU-28
|521
|504
|481
|
|-
|[[Deutschland]]
|642
|602
|632
|627
|-
|[[Dänemark]]
|664
|789
|777
|-
|Schweiz
|656
|708
|725
|720
|-
|Island
|462
|484
|588
|656
|-
|[[Zypern]]
|628
|689
|638
|
|-
|[[Deutschland]]
|642
|602
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|627
|-
|[[Österreich]]
|580
|562
|560
|
|-
|[[Niederlande]]
|598
|571
|523
|
|-
|[[Frankreich]]
|514
|534
|517
|
|-
|[[Griechenland]]
|412
|532
|488
|
|-
|[[Italien]]
|509
|547
|486
|
|-
|[[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]]
|577
|509
|483
|
|-
|[[Spanien]]
|653
|510
|456
|
|-
|[[Polen]]
|320
|316
|286
|307
|-
|[[Rumänien]]
|355
|313
|247
|261
|-
|[[Estland]]
|453
|305
|359
|
|}
=== Außereuropäisches Abfallaufkommen 2003 (in kg/Person) ===
* Vereinigte Staaten: 760
* Japan: 410
=== Abfallaufkommen in Deutschland ===
In Deutschland fielen 2016 etwa 411,5 Millionen Tonnen Müll an. Das waren 9,3 Millionen Tonnen mehr als 2015.<ref name=":0">{{Literatur |Titel=Deutschland: Der Müllberg wächst |Sammelwerk=Spiegel Online |Datum=2018-06-01 |Online=http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/deutschland-der-muellberg-waechst-es-wird-aber-auch-mehr-recycelt-a-1210713.html |Abruf=2018-06-02}}</ref>  Die Bau- und Abbruchbranche verursachte dabei mehr als die Hälfte des Abfalls, z.&nbsp;B. in Form von Schutt. Siedlungsabfälle, einschliesslich Haushalts- und Verpackungsabfälle, machten 2016 rund 52 Millionen Tonnen aus.<ref name=":0" /> Darin eingeschlossen sind Abfälle aus Gewerbe und Industrie.
Nur auf die Haushaltsabfälle bezogen ist das Abfallaufkommen im Jahr 2013 in Deutschland allerdings um 3 kg pro Einwohner gesunken. Insgesamt belief sich die Menge hier auf 453 kg pro Einwohner. Den größten Anteil der gesammelten Haushaltsabfälle machten dabei Restmüll und Sperrmüll aus (rund 41 %). Jedoch ist beim Restmüll wie schon im Jahr 2012 ein rückläufiger Trend zu beobachten gewesen.
'''EU-Vergleich'''. Deutschland liegt mit seinem Abfallaufkommen über dem EU-Durchschnitt an vierter Stelle hinter Dänemark, Zypern und Luxemburg. Das kommunale Abfallaufkommen in Europa ist dabei im Ländervergleich stetig angestiegen.
'''Verwertung'''. Mehr als 80 Prozent des gesamten Abfalls wurden nach Angaben des Bundesamts 2016 "stofflich oder energetisch verwertet" - also recycelt oder zur Energiegewinnung verbrannt.<ref name=":0" /> 287,6 Millionen Tonnen Abfall wurden 2016 recycelt. Rund 44,4 Millionen Tonnen Abfall wurden energetisch verwertet, also verbrannt, einschliesslich bis zu 70 % des Plastiks.<ref name=":0" /> Immerhin noch fast 17 Prozent des Abfalls wurden auf Deponien entsorgt.<ref name=":0" />
Ungefähr 32 % des Abfallaufkommens fiel 2013 auf die Wertstoffe zurück, wovon die größte Menge (5,8 Mio. Tonnen) vom Altpapier stammte. Das Gesamtaufkommen an Haushaltsabfällen betrug damit 2013 36,6 Mio. Tonnen, wobei  entsorgte Elektronikaltgeräte nicht mit in die Rechnung einbezogen worden sind.<ref>{{Internetquelle |url= https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/Umwelt/UmweltstatistischeErhebungen/Abfallwirtschaft/Abfallwirtschaft.html|titel= Umweltstatistische Erhebungen: Abfallwirtschaft | werk= Statistisches Bundesamt zugriff=2015-05-27}}</ref>
== Rechtliche Einstufung ==
{{Hauptartikel|Abfall (Recht)}}
Die neuere europäische Gesetzgebung ([[Richtlinie (EU)|Richtlinie]] 2008/98/EG) hat die Ziel[[hierarchie]] der Abfallwirtschaft neu definiert. Die Abfallhierarchie soll demnach wie folgt aussehen:
* [[Abfallvermeidung]],
* Vorbereitung zur [[Wiederverwendung]],
* [[Recycling]],
* sonstige [[Verwertung]], z.&nbsp;B. [[Thermische Verwertung|energetische Verwertung]],
* [[Abfallbeseitigung]].{{Staatslastig|DE}}
Der frühere allgemeine [[Grundsatz]] war: ''Vermeidung vor Verwertung vor Beseitigung''. Insgesamt hat aber die [[Umweltverträglichkeit|umweltverträglichere]] Möglichkeit [[Vorrang]].
Die rechtliche Einstufung des Abfalls ist insbesondere im Hinblick auf die weiteren Verwendungsmöglichkeiten und Sicherheits- und Transportvorschriften wichtig. Abfall wird in Deutschland durch das [[Kreislaufwirtschaftsgesetz]] (KrWG)<ref>[https://www.gesetze-im-internet.de/krwg/index.html Kreislaufwirtschaftsgesetz, Volltext]</ref> definiert. In diesem Gesetz und den zugehörigen Verordnungen stehen detaillierte Vorschriften zur Vermeidung, Verwertung und Ablagerung von Abfall.
Abfall im Sinne des [[Abfallrecht (Deutschland)|deutschen Abfallrechts]] sind „alle Stoffe oder Gegenstände, derer sich ihr Besitzer entledigt, entledigen will oder entledigen muss“ (§ 3 Kreislaufwirtschaftsgesetz).
Die Frage der Beweglichkeit ist in der Praxis von großer Bedeutung. So wird kontaminierter Boden nur dann zu Abfall, wenn er beweglich gemacht wurde.<ref>Bayerisches Landesamt für Umwelt:  {{Webarchiv|text=Richtlinie über Abfälle. |url=http://www.izu.bayern.de/aktuelles/detail_aktuelles.php?pid=01-10101001190 |wayback=20140203120727}}</ref> Aufgrund dieser Rechtslage werden z.&nbsp;B. auf dem Bau bestimmte Arbeitsweisen vor anderen verwendet, damit kontaminierter Boden – rein rechtlich betrachtet – nicht zu Abfall wird:
* Herstellung von [[Pfahlgründung|Rammpfählen]] anstatt [[Pfahlgründung|Bohrpfählen]] (das Bohrgut wäre sonst Abfall gem. KrWG.)
* Erdtransport mit [[Planierraupe]]n anstatt mit [[Bagger]] und [[Lastkraftwagen|LKW]] (das Verschieben von Boden verleiht dem Boden nicht die erforderliche Beweglichkeit, die für die Einstufung als Abfall gem. KrWG notwendig ist)
* Anstatt [[Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe|PAK-haltige]]/[[teer]]haltige Schichten zu entfernen, werden diese lediglich überbaut ([[Straßenunterhaltung#Straßenerneuerung|„Hocheinbau“]])
Gemäß deutschem Recht kann jedoch kontaminierter Boden, welcher nicht unter den Abfallbegriff fällt, unter das [[Bodenschutzrecht]] fallen. Dann wird z.&nbsp;B. von der zuständigen Behörde eine [[Bodensanierung]] angeordnet.
Eine tatsächliche Entledigung liegt vor, wenn der Abfall wirklich verwertet oder beseitigt wird, oder wenn jegliche Sachherrschaft über eine Sache aufgegeben wird. Ein Entledigungswille wird gesetzlich unterstellt, wenn der ursprüngliche Zweck einer Sache aufgegeben wird, und kein unmittelbar neuer Zweck vorhanden ist. Unmittelbar bedeutet hier „ohne weitere Veränderung“ der Sache. Ferner gibt es diesen Entledigungswillen bei Herstellungsprozessen, wenn ein Stoff nicht zielgerichtet anfällt. Typisches Beispiel sind die Sägespäne beim Schreiner. Eine Zwangsentledigung liegt vor, wenn der ursprüngliche Zweck einer Sache aufgegeben wurde und ein Gefährdungspotential vorhanden ist.
Der Begriff „Abfall“ ist vom Begriff „Produkt“ abzugrenzen. Produkte sind in der Regel frei handelbar und unterliegen nicht den Regelungen des Abfallrechts, das bestimmte Bedingungen für den Transport etc. vorsieht. Eine Sache besitzt gemäß der [[Verkehrsanschauung]] die Produkteigenschaft, wenn sie zielgerichtet hergestellt wurde, einen positiven Marktwert besitzt und Qualitätsstandards erfüllt. Ein Beispiel für die schwierige Abgrenzung ist in [[Pellet]]s gepresster, ([[brikett]]ierter) und vorsortierter Restmüll zur Verbrennung. Auf den ersten Blick mag er die Voraussetzungen eines Produktes erfüllen. Jedoch ist nach aktueller Rechtsprechung der Punkt „zielgerichtete Herstellung“ nicht erfüllt, da er sicherlich nicht eigens hergestellt würde, wenn es keinen [[Restmüll]] gäbe.
Eine weitere wichtige Unterscheidung ist der Unterschied von „Abfall zur Verwertung“ und „Abfall zur Beseitigung“. Bei der Verwertung steht die Nutzbarmachung des stofflichen oder energetischen Potentials im Vordergrund, bei der Beseitigung ist die Vernichtung der Schadstoffe oder die risikolose [[Deponie]]rung maßgebend. Eine Verwertung muss ordnungsgemäß und schadlos erfolgen. Werden die in den Anhängen zum Krw/AbfG und dessen Verordnungen genannten Grenzwerte nicht eingehalten, unterliegt der jeweilige Abfall strengeren Vorschriften hinsichtlich Transport und [[Entsorgung]]s&shy;möglichkeiten.
== Abfallbehandlung und -entsorgung ==
Die Abfallbehandlung kann in der stofflichen oder energetischen Verwertung (Abfallentsorgung, z.&nbsp;B. Aufbereitung, Sortierung in der [[Müllsortieranlage]] usw.) von Abfällen bestehen. Das heißt [[Abfallbehandlungsanlage]]n sind z.&nbsp;B. [[Kompostierung]]s&shy;anlagen oder Vergärungsanlagen ([[Biogasanlage]]n oder [[Trockenvergärung]]) für [[Bioabfall]] und [[Schrott]]&shy;plätze (Vorsortierung von [[Stahl]] bzw. [[Eisen]] und anderen [[Metall]]en), [[Müllverbrennungsanlage]]n (MVA) oder [[Mechanisch-biologische Abfallbehandlungsanlage]]n (MBA).
[[Deponie]]n dienen in der Regel der zeitlich unbegrenzten Lagerung von Abfällen. Sie werden nach Art des Abfalls, der deponiert werden darf, in Deponieklassen eingeteilt.
{{WikipediaDE|Abfallentsorgung|Recycling}}
== Probleme ==
Zu den größten Problemen gehören:
* die jährliche Steigung der anfallenden Müllmenge
* die oftmalige Entsorgung in den Gewässern
* die Verseuchung der Umwelt bei falscher Entsorgung von [[Problemstoff]]en
Abfälle eines jeden Produktes fallen während aller Produktionsstufen (Herstellung, Vertrieb, Lagerung) an. Zu den wichtigsten Ursachen des Abfallaufkommens in den einzelnen Produktions- und Vertriebsbereichen zählen:
'''Industrie'''
* Abweichung von den geforderten Produkt- und Qualitätseigenschaften
* [[Überproduktion]] und Fehlplanung
* Fehler beim Herstellungsprozess (z.&nbsp;B. Fehlchargen, Etikettierungsfehler, Produktionsausfälle)
'''Handel'''
* falsche Lagerung, Schäden beim Transport
* Überbestände durch kaum kalkulierbares Einkaufsverhalten
* Beschädigung von verderblicher Ware (z.&nbsp;B. Obst und Backwaren)
* Ablauf von Mindesthaltbarkeits und Verbrauchsdatum (vor allem bei Lebensmitteln)
'''Großverbraucher'''
* Hygiene- und Sicherheitsvorschriften
* Kalkulation schwierig, wenn Nachfrage stark schwankt
* mangelhafte Lagerung
'''Private Haushalte'''
* Fehlplanung, Fehlkauf, fehlender Überblick über Vorräte
* falsche Aufbewahrung
* Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatum (vor allem bei Lebensmitteln)
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Abfall}}
* {{WikipediaDE|Abfall}}
;[[w:Abfallentsorgung|Abfallentsorgung]]: [[w:Müllverbrennung|Müllverbrennung]] | [[w:Mülltrennung|Mülltrennung]] | [[w:Unterflursystem (Abfallentsorgung)|Unterflursystem (Abfallentsorgung)]]
;[[w:Vermüllung|Vermüllung]]: [[w:Plastikmüll in den Ozeanen|Plastikmüll in den Ozeanen]] | [[w:Strandräumgut|Strandräumgut]] | [[w:Umweltproblem|Umweltproblem]] | [[w:Wilde Müllkippe|Wilde Müllkippe]]
== Literatur ==
* David-Christopher Assmann, Norbert Otto Eke, Eva Geulen (Hrsg.): ''Entsorgungsprobleme: Müll in der Literatur.'' Schmidt, Berlin 2014.
* Bernd Bilitewski u. a. (Hrsg.): ''Müll-Handbuch. Sammlung und Transport, Behandlung und Ablagerung sowie Vermeidung und Verwertung von Abfällen''. 2.&nbsp;Auflage. Schmidt, Berlin 2007, ISBN 978-3-503-09778-4. (mehrbändiges Standardwerk, erscheint als Loseblattwerk mit Ergänzungen)
* Heike Ehrmann, Carl-Friedrich Elmer, Andreas Brenck: ''Die Entsorgung von Haushaltsabfällen in Deutschland – Entwicklung und Perspektiven aus Verbrauchersicht.'' In: ''Müll und Abfall.'' 38. Jahrgang, Heft&nbsp;4, 2006, {{ISSN|0027-2957}}, S.&nbsp;178–185. [http://muellundabfall.de/MUA.04.2006.178 (online)]
* Martina Heßler: [http://www.zeithistorische-forschungen.de/3-2016/id=5413 ''Abfall als Denkobjekt. Eine Re-Lektüre von Michael Thompsons »Mülltheorie« (1979).''] In: ''Zeithistorische Forschungen.'' 13, 2016, S. 543–549.
* Gottfried Hösel: ''Unser Abfall aller Zeiten. Eine Kulturgeschichte der Städtereinigung.'' 2. Auflage. Jehle, München 1990, ISBN 3-7825-0271-X.
* Sean Ireton: ''Verschmutzung/Pollution.'' Peter Lang, Frankfurt am Main u. a. 2014.
* Hannah Janowitz, Michael Kamp, Barbara Reitinger (Hrsg.): ''Ab in die Tonne? Kulturgeschichte des Abfalls im Bergischen Land.'' Lindlar 2012, ISBN 978-3-932557-10-1.
* Jens Kersten (Hrsg.): ''Inwastement. Abfall in Umwelt und Gesellschaft.'' transcript, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-8376-3050-3.
* Margarete Kranz: ''Die Ästhetik des Abfalls.'' In: ''Volkskundlich-Kulturwissenschaftliche Schriften.'' 16. Jahrgang (2006), Heft&nbsp;1, {{ISSN|1437-8698}}, S.&nbsp;51–72. ([https://www.fbkultur.uni-hamburg.de/vk/forschung/publikationen2/vokus/vokus200601/media/vokus2006-1-s51-72.pdf Volltext als PDF])
* Annie Leonard: ''The Story of Stuff - Wie wir unsere Erde zumüllen.'' Econ, Berlin 2010, ISBN 978-3-430-20083-7.
* Helmut Paschlau, Ermbrecht Rindtorff: ''Verwertung von Hausmüll. Wohin führt die „gewerbliche Sammlung“?'' In: ''Müll und Abfall.'' 36. Jahrgang, Heft&nbsp;11, 2004, {{ISSN|0027-2957}}, S. 534–539. [http://muellundabfall.de/MUA.11.2004.534 (online)]
* Claus-André Radde: ''1. Juni 2006 – Ein Jahr Umsetzung der Abfallablagerungsverordnung/TA-Siedlungsabfall. Eine Bestandsaufnahme aus Bundessicht.'' In: ''Müll und Abfall.'' 38. Jahrgang, Heft&nbsp;6, 2006, {{ISSN|0027-2957}}, S.&nbsp;284–289. [http://muellundabfall.de/MUA.06.2006.284 (online)]
* Sebastian C. Stark: ''Der Abfallbegriff im europäischen und im deutschen Umweltrecht - Van de Walle überall?'' (= ''Europäische Hochschulschriften.'' Reihe 2: ''Rechtswissenschaft.'' Band 4920). Lang, Frankfurt am Main u. a. 2009, ISBN 978-3-631-59479-7. (Dissertation an der Universität Frankfurt (Oder) 2009)
* Norbert Thomas: ''Luxusware Müll''. Zebulon-Verlag, Düsseldorf 1994, ISBN 3-928679-19-8.
* {{Webarchiv | url= http://www.vdi.de/presse/artikel/elektronikgeraete-richtig-recyceln/ | wayback= 20140502152938 | text=''Neue Richtlinien VDI 2343 Blatt 5 und Blatt 7 - Elektro(nik)geräte richtig recyceln.''}} Beuth, Berlin 2013.
* Olga Witt: ''Ein Leben ohne Müll. Mein Weg mit Zero Waste.'' Tectum Verlag, Marburg 2017, ISBN 978-3-8288-3843-7.
== Weblinks ==
{{Commons|Rubbish and refuse|Abfall}}
{{Wiktionary}}
{{Wiktionary|Müll}}
* {{Webarchiv|url=http://www.zbmed.de/bonn_service.html|wayback=20080508014813|text=Fachinformationszentrum: Bereichsbibliothek Ernährung, Umwelt und Agrarwissenschaften, Bonn}}
* [http://www.bmub.bund.de/themen/wasser-abfall-boden/abfallwirtschaft/ www.bmu.de/abfallwirtschaft] – Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
* [http://www.umweltbundesamt.de/abfallwirtschaft/index.htm Umweltbundesamt]
* [http://www.lua.nrw.de/abfall/abfall.htm Abfall] - Landesumweltamt Nordrhein-Westfalen
* [http://www.entsorgung.de/avv.xhtml Abfallschlüsselnummern Verzeichnis AVV]
* <nowiki>http://www.br-online.de/bayern2/zeit-fuer-bayern/feature-muellverbrennungsanlage-muellentsorgung-fuerth-ID1290779459843.xml</nowiki> (Link nicht abrufbar) Bernd Noack: Eine Stadt entsorgt sich. Bayerns erste Müllverbrennungsanlage. Feature auf Bayern 2 (Rundfunk). Mit einer umfassenden Übersicht über die Geschichte der Müllabfuhr.
* {{HLS|7862|Autor=Martin Illi}}
* [https://www.entsorgo.de/entsorgungs-ABC/ Entsorgungs-ABC] – Abfalllexikon mit umfangreichem Verzeichnis sowie ausführlichen Erklärungen zu den verschiedenen Abfallarten
* [http://www.lwl.org/LWL/Kultur/Westfalen_Regional/Wirtschaft/Abfallaufkommen Abfallaufkommen – häusliche Siedlungsabfälle in Westfalen] (Artikel) 
* [http://www.entsorgung.de/entsorgungsstatistik/index.html Echtzeitgrafik "Abfall von Privathaushalten in Echtzeit"], Entsorgungsstatistik zur Abfallproduktion in deutschen Privathaushalten in Echtzeit, Quelle: [http://www.entsorgung.de/ Entsorgung.de]
* [https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/Umwelt/UmweltstatistischeErhebungen/Abfallwirtschaft/Abfallwirtschaft.html Umweltstatistische Erhebungen: Abfallwirtschaft] des Statistischen Bundesamtes
* Infografik visualcapitalist.com, 14. August 2018, Jeff Dejardins: [http://www.visualcapitalist.com/visualizing-what-the-world-thinks-about-waste/ ''What the world thinks about waste] („Was die Welt über Müll denkt“)''
== Einzelnachweise ==
<references />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4000098-9}}
[[Kategorie:Kommunalpolitik]]
[[Kategorie:Umweltschutz]]
[[Kategorie:Abfall|!]]
{{Wikipedia}}

Version vom 7. Februar 2021, 07:19 Uhr