Intellekt und Standbild (Offenbarung): Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
 
imported>Joachim Stiller
(Die Seite wurde neu angelegt: „== Offenbarung 13,11-18 == : "11 Und ich sah: Ein anderes Tier stieg aus der Erde herauf. Es hatte zwei Hörner wie ein Lamm und redete wie ein Drache. 12 Die…“)
 
Zeile 1: Zeile 1:
Der '''Intellekt''' (von {{laS|''intellectus''}} ‚Erkenntnisvermögen‘, ‚Einsicht‘, ‚Verstand‘) ist ein philosophischer Begriff. Er bezeichnet die Fähigkeit, etwas geistig zu erfassen, und die Instanz im Menschen, die für das Erkennen und [[Denken]] zuständig ist. „Intellekt“ wird oft als Synonym für „[[Verstand]]“ verwendet, kann aber auch die Bedeutungen „[[Vernunft]]“, „[[Bewusstsein]]“ oder „[[Geist]]“ haben.
== Offenbarung 13,11-18 ==


== Begriffsgeschichte ==
: "11 Und ich sah: Ein anderes Tier stieg aus der Erde herauf. Es hatte zwei Hörner wie ein Lamm und redete wie ein Drache. 12 Die ganze Macht des ersten Tieres übte es vor dessen Augen aus. Es brachte die Erde und ihre Bewohner dazu, das erste Tier anzubeten, dessen tödliche Wunde geheilt war. 13 Es tat große Zeichen; sogar Feuer ließ es vor den Augen der Menschen vom Himmel auf die Erde fallen. 14 Es verwirrte die Bewohner der Erde durch die Zeichen, die vor den Augen des Tieres zu tun ihm gegeben war; es befahl den Bewohnern der Erde, ein Standbild zu errichten zu Ehren des Tieres, das die Schwertwunde trug und doch wieder zum Leben kam. 15 Es wurde ihm Macht gegeben, dem Standbild des Tieres Lebensgeist zu verleihen, sodass es auch sprechen konnte und bewirkte, dass alle getötet wurden, die das Standbild des Tieres nicht anbeteten. 16 Die Kleinen und die Großen, die Reichen und die Armen, die Freien und die Sklaven, alle zwang es, auf ihrer rechten Hand oder ihrer Stirn ein Kennzeichen anbringen zu lassen. 17 Kaufen oder verkaufen konnte nur, wer das Kennzeichen trug: den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens. 18 Hier ist die Weisheit. Wer Verstand hat, berechne den Zahlenwert des Tieres. Denn es ist die Zahl eines Menschennamens; seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig." (Einheitsübersetzung, Off:13,11-18)
In der [[Antike]] diente in der römischen Philosophie das [[w:Substantiv|Substantiv]] ''intellectus'', das vom Verb ''intellegere'' („erkennen“, „verstehen“) abgeleitet ist, zur Übersetzung des griechischen Begriffs [[Nous]]. Der Nous spielte in der griechischen Philosophie, insbesondere bei [[Platon]] und [[Aristoteles]] und in den von ihnen gegründeten Philosophenschulen ([[Platonische Akademie]], [[Peripatos]]), eine wichtige Rolle. [[Marcus Tullius Cicero|Cicero]] nannte den Nous nicht ''intellectus'', sondern bediente sich anderer Ausdrücke wie ''animus'', ''mens'', ''ratio'' und ''ingenium'', aber bei [[Seneca]] und anderen Autoren der [[Römische Kaiserzeit|römischen Kaiserzeit]] war der Ausdruck ''intellectus'' geläufig. In der [[Spätantike]] verwendete [[Boethius]] ''intellectus'' als philosophischen Fachausdruck. In den Werken des [[w:Kirchenvater|Kirchenvater]]s [[Augustinus von Hippo|Augustinus]] erscheint ''intellectus'' in der Bedeutung „vernünftige Einsicht“ und meist synonym mit ''ratio'' („Überlegung“, „Denkvermögen“, „Vernunft“, „Einsicht“). Der Sprachgebrauch von Augustinus und Boethius war für die Folgezeit wegweisend, da diese Autoren im Mittelalter Autoritäten hohen Ranges waren.
 
In der [[Scholastik|scholastischen]] Philosophie und Theologie des Mittelalters war ''intellectus'' ein zentraler Begriff, der vor allem von der Nous-Vorstellung des Aristoteles geprägt war. Aristoteles folgend, unterschieden die mittelalterlichen Gelehrten zwischen dem ''[[intellectus agens]]'', dem „tätigen“ oder „bewirkenden“ Intellekt und dem ''intellectus possibilis'', dem „möglichen Intellekt“, den Aristoteles als „erleidenden Nous“ ''(nous pathētikós)'' bezeichnet hatte, weil er passiv ist und nur Einwirkungen erfahren kann. Einer falschen mittelalterlichen [[Etymologie]] zufolge, die von Autoren wie [[Thomas von Aquin]] und [[Meister Eckhart]] verbreitet wurde, sind ''intellegere'' und ''intellectus'' aus ''intus legere'' („inwendig lesen“) abgeleitet. Thomas versteht darunter das Erfassen des den Sinnen nicht zugänglichen „Inneren“ eines Dinges.<ref>Albert Zimmermann: ''Glaube und Wissen''. In: Andreas Speer (Hrsg.): ''Thomas von Aquin: Die Summa theologiae. Werkinterpretationen'', Berlin 2005, S. 271–297, hier: 289.</ref> Für Meister Eckhart bedeutet ''intellectus'' ein inneres Erfassen von etwas in doppeltem Sinne: inwendig im Intellekt und inwendig in den Prinzipien des Erkenntnisobjekts.<ref>Udo Kern: ''„Gottes Sein ist mein Leben“'', Berlin 2003, S. 47.</ref>
Ins Deutsche wurde das Wort aus dem Lateinischen als Fremdwort übernommen und bürgerte sich ab Anfang des 19. Jahrhunderts ein. [[Johann Gottfried Herder|Herder]] verwendete 1797 noch die lateinische Form ''(Der reine Intellectus)'', bei [[Johann Wolfgang von Goethe|Goethe]] ist das Wort schon eingedeutscht ''(Intellect)''. Das zugehörige [[w:Adjektiv|Adjektiv]] ''intellektuell'' („geistig“) war schon im späten 18. Jahrhundert gebräuchlich; es war aus dem Französischen übernommen worden ''(intellectuel)''.<ref>Hans Schulz: ''Deutsches Fremdwörterbuch'', Band 1, Straßburg 1913, S. 300.</ref>
 
== Das Gehirn als Werkzeug des Intellekts ==
 
{{GZ|Nun, worauf beruht nun dieses Intellektualistische, das heute ganz
besonders dem Menschen eigen ist? Ich möchte Ihnen das wiederum
durch eine Art schematischer Zeichnung klarmachen [siehe S. 78,
Tafel 6]. Ich sagte gestern: Wenn wir das menschliche Gehirn nehmen
(weiß), so können wir uns vorstellen, daß durch dasjenige, was als der
Vergessenheitstrunk aufgefaßt worden ist, eben das Geistig-Seelische,
das sonst vor dem Gehirn Halt macht, das Gehirn durchdrang (rot),
und daß gewissermaßen durch den alten Eingeweihten von innen
herauf aufstieg das Geistig-Seelische durch das präparierte Gehirn. -
Der Intellektualismus von heute beruht ja darauf, daß gegenüber dem
älteren Menschen, sagen wir vor dem Mysterium von Golgatha, das
Seelisch-Geistige beim heutigen Menschen innerlich stärker, intensiver
geworden ist. Der ältere Mensch hat überhaupt nicht so viel Intellektualismus
gehabt. Sein Seelisch-Geistiges prägte sich nicht zu
solchen scharfen Gedankenlinien aus, wie das beim heutigen Menschen
der Fall ist. Denn wenn man Intellektualist ist, so denkt man ja
alles in geraden Linien. So dachte der ältere Mensch nicht. Der ältere
Mensch dachte bildhafter, traumhafter, weicher, möchte ich sagen.
Beim heutigen Menschen sind die Gedanken eckig, sind mit scharfen
Konturen begabt. Aber dieser heutige Mensch könnte, trotzdem sein
Seelisch-Geistiges stärker geworden ist als es in älteren Zeiten war,
dennoch nicht vom Seelisch-Geistigen aus diese Gedanken fassen.
 
Verstehen wir uns recht, meine lieben Freunde. Der heutige
Mensch hat schon gegenüber dem älteren ein gut Stück seelischgeistiger
Stärke. Er träumt nicht mehr so, wie der ältere Mensch geträumt
hat, er strafft sich in seinen Gedanken. Dennoch würden diese
Gedanken abgedämpft bleiben, wenn nur das Seelisch-Geistige beim
modernen Menschen wirken müßte. Eigentlich kann jetzt der
Mensch noch immer nicht von seiner Seele aus denken.
Was dem Menschen die Kraft des Denkens abnimmt, das ist der
Leib. Wenn wir zum Beispiel eine Sinneswahrnehmung haben, so
haben wir sie allerdings mit dem Seelisch-Geistigen. Wenn wir sie
dann aber denken wollen, diese Sinneswahrnehmung, dann muß uns
der Leib helfen. Der Leib ist eigentlich der Denker. So daß also heute
die Sache so ist: Die Sinneswahrnehmung wirkt auf den Menschen,
das Seelisch-Geistige (rot oben) durchsetzt die Sinneswahrnehmung,
aber der Leib wirkt wie ein Spiegel und wirft fortwährend die Gedankenstrahlen
zurück (grüne Pfeile). Dadurch werden sie bewußt. Also
der Leib ist das, was dem Menschen die Mühe des Denkens abnimmt,
nicht aber die Mühe der Sinneswahrnehmungen. Und wenn nach
dieser Gedankenseite hin der Mensch heute nach einer Einweihung
streben will, dann muß er durch seine Übungen, die wir ja kennen aus
«Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» und aus dem
zweiten Teil der «Geheimwissenschaft im Umriß», das Seelisch-
Geistige noch mehr verstärken; dann bringt er es allmählich dahin,
dieses Seelisch-Geistige in sich so selbständig zu machen, daß es den
Leib nicht mehr braucht.
 
[[Datei:GA210 078.gif|center|400px|Zeichnung aus GA 210, S. 78]]
 
Also verstehen wir uns richtig: Wenn heute im gewöhnlichen
Leben gedacht wird, dann ist allerdings das Seelisch-Geistige tätig.
Vor allen Dingen nimmt es die Sinneswahrnehmungen auf, aber es
könnte nicht diejenigen Gedanken entwickeln, die heute entwickelt
werden. Daher kommt der Leib und nimmt dem Menschen die Mühe
des Denkens ab. Im gewöhnlichen Leben denkt man durchaus mit
dem Leib, der Leib ist der Gedankenapparat. Wenn man die Übungen
macht, von denen in den genannten Büchern die Rede ist, dann wird
die Seele durch diese Übungen so stark, daß sie nicht mehr den Leib
zum Denken braucht, daß sie selbst denkt. Und das ist im Grunde die
erste Etappe der Entwickelung zum höheren Erkennen hin, daß das
Seelisch-Geistige anfängt, den Leib für die höhere Erkenntnis als das
eigentliche Denkorgan abzusetzen. Es muß nur immer wieder betont
werden, daß der Mensch, indem er zur höheren Erkenntnis, also zur
Imagination aufrückt, immer neben sich mit seinem gesunden Menschenverstand
bleibt als einer, der sich selber kontrolliert, sich selber
kritisiert. Also man bleibt daneben derselbe, der man sonst auch im
gewöhnlichen Leben ist. Es entwickelt sich nur der zweite Mensch
aus dem ersten Menschen heraus, der dann fähig ist, nicht mehr mit
Hilfe des Leibes, sondern ohne die Hilfe des Leibes zu denken.
 
Also das, was sich als Geistig-Seelisches dem alten Mysterienschüler
offenbarte, das kam aus dem Leibe heraus, drang durch das Gehirn
durch und im Herausquillen gewissermaßen nahm es der Mensch
wahr. Das aber, was der Mensch heute wahrnimmt als ein Eingeweihter,
das ist verstärktes Denken, das nun ganz und gar nicht das Gehirn
in Anspruch nimmt. Während also der alte Mensch das, was er als
Geistig-Seelisches wahrnahm, aus seiner Organisation herauszog,
nimmt der Mensch heute das Seelisch-Geistige nach der Gedankenseite
hin so wahr, daß es in ihn hereindringt, wie Sinneswahrnehmungen
in ihn hereindringen. Der Mensch, indem er diese erste Stufe der
höheren Erkenntnis erklimmt, muß sich daran gewöhnen, zu sagen:
Ich beginne, mich selber meinem ewigen Seelisch-Geistigen nach
wahrzunehmen, denn das dringt durch mein Auge, das dringt überhaupt
von außen in mich herein.
 
Ich habe bei einem öffentlichen Vortrag im Basler Bernoullianum
gesagt: Die Geisteswissenschaft in anthroposophischem Sinne muß
das Sinneswahrnehmen als ihr Ideal betrachten. Man muß vom Sinneswahrnehmen
weiterschreiten. Man darf nicht zurück zum traumhaften
Erkennen gehen, sondern man muß zu einem klareren Erkennen
schreiten, als es dieses Wahrnehmen ist. Daher muß unser eigenes
Wesen an uns herankommen, wie die Farben und wie die Töne an die
Sinne herankommen.|210|76ff}}
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Intellekt}}
* {{WikipediaDE|Intellektualismus}}
 
== Literatur ==
* Reinhard Romberg: ''Intellekt''. In: ''Historisches Wörterbuch der Philosophie'', Band 4, Schwabe, Basel 1976, Sp. 435–438
* Mildred Galland-Szymkowiak: ''Intellekt''. In: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): ''Enzyklopädie Philosophie'', Band 2, Felix Meiner, Hamburg 2010, ISBN 978-3-7873-1999-2, S. 1115–1118
* Rudolf Steiner: ''Alte und neue Einweihungsmethoden. Drama und Dichtung im Bewußtseins-Umschwung der Neuzeit'', [[GA 210]] (2001), ISBN 3-7274-2102-9 {{Vorträge|210}}
 
{{GA}}
 
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
{{Wikiquote}}
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=k|GND=4161944-4}}
 
[[Kategorie:Scholastik]]
[[Kategorie:Erkenntnistheorie]]
[[Kategorie:Verstand]]
[[Kategorie:Das Böse]]
[[Kategorie:Denken]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 15. Januar 2021, 10:43 Uhr

Offenbarung 13,11-18

"11 Und ich sah: Ein anderes Tier stieg aus der Erde herauf. Es hatte zwei Hörner wie ein Lamm und redete wie ein Drache. 12 Die ganze Macht des ersten Tieres übte es vor dessen Augen aus. Es brachte die Erde und ihre Bewohner dazu, das erste Tier anzubeten, dessen tödliche Wunde geheilt war. 13 Es tat große Zeichen; sogar Feuer ließ es vor den Augen der Menschen vom Himmel auf die Erde fallen. 14 Es verwirrte die Bewohner der Erde durch die Zeichen, die vor den Augen des Tieres zu tun ihm gegeben war; es befahl den Bewohnern der Erde, ein Standbild zu errichten zu Ehren des Tieres, das die Schwertwunde trug und doch wieder zum Leben kam. 15 Es wurde ihm Macht gegeben, dem Standbild des Tieres Lebensgeist zu verleihen, sodass es auch sprechen konnte und bewirkte, dass alle getötet wurden, die das Standbild des Tieres nicht anbeteten. 16 Die Kleinen und die Großen, die Reichen und die Armen, die Freien und die Sklaven, alle zwang es, auf ihrer rechten Hand oder ihrer Stirn ein Kennzeichen anbringen zu lassen. 17 Kaufen oder verkaufen konnte nur, wer das Kennzeichen trug: den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens. 18 Hier ist die Weisheit. Wer Verstand hat, berechne den Zahlenwert des Tieres. Denn es ist die Zahl eines Menschennamens; seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig." (Einheitsübersetzung, Off:13,11-18)